Ronsdorf wirkt … … in seinen Köpfen: Kurt Schnöring

Ronsdorf wirkt …
… in seinen Köpfen:
Kurt Schnöring
Vollblutjournalist und Historiker auf den Spuren seiner Heimat
(kgc). Kurt Schnöring, am 26. Februar 1939 in Wuppertal-Ronsdorf geboren, ist durch zahlreiche
Buchveröffentlichungen bekannt („bunter Hund“) geworden und hat es geschafft, den Beruf des
Journalisten, beispielsweise in der Funktion des Redakteurs (28 Jahre, „Wuppertal-Magazin“,
„Wupperbrücke“ für im Ausland lebende Wuppertaler), Leiter der Presseabteilung (26 Jahre) und
stellvertretenden Leiters im Presse- und Informationsamt der Stadt Wuppertal, mit der Tätigkeit des
Hobbyhistorikers in Einklang zu bringen. Zuvor war er in Düsseldorf und Köln tätig, dann
Redaktionsleiter des traditionsreichen „Wuppertaler Stadt-Anzeigers“, der 1974, nach 140 Jahren, vom
einheimischen Staats-Verlag aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt wurde. „Wir haben einen
Glücksfall vor uns,“ erklärte Dr. Jürgen Wilhelm, Vorsitzender der Landschaftsversammlung Rheinland,
als er am 10. Dezember 1990 den Rheinlandtaler an Kurt Schnöring überreichte, „von Haus aus
Journalist mit natürlicher Begabung, Themen in die richtige, lesbare und den Bürger interessierende
und ansprechende Form zu bringen. Was er recherchiert hat, kann er populär und für jedermann
verständlich darbieten.“ Der überzeugte Ronsdorfer hat historische Ereignisse für Menschen folgender
Generationen erfühlbar und erfahrbar gemacht. Dabei hat Schnöring unbequeme Daten der
Geschichte, etwa aus der Nationalsozialistischen Zeit, zu Tage gefördert und zahlreiche
Veröffentlichungen über das dunkelste Kapitel deutscher Vergangenheit verfasst. „Die bergische
Regionalgeschichte hat Kurt Schnöring im buchstäblichen Wortsinne zu seiner wichtigsten beruflichen
„Nebensache“ gemacht“, meinte der Laudator.
Fleißig
Er brachte es auf mehr als 40 Bücher rund um die Wuppertaler Heimatgeschichte. Herausragende
Veröffentlichungen waren 1974 die Pressegeschichte unter dem Titel „Es begann 1834...“, in den
1980er Jahren das Buch über die nationalsozialistische Judenverfolgung im Bergischen Land unter
dem Titel „Auschwitz begann in Wuppertal“ (1981), die Chronik Wuppertals von 1929-1989, die
„Geschichte der Stadt Wuppertal“, 1989 ein alternativer Stadtführer mit dem prägnanten Titel
„Wuppertal“, dazu einige Bild- und Sammelbände und sechs gemeinsame Werke mit Hans „Ötte“ Geib.
Es waren etliche bergische Schmunzelgeschichten und Anekdoten „aus der Bergischen Dröppelmina“
und „aus der Bergischen Fuselkanne“, die die beiden Kollegen veröffentlichten. Widerstandskämpfer
porträtierte er in der Schriftenreihe „Wuppertaler Biographien“. An Klaus Goebels Bänden „Wuppertal in
der Zeit des Nationalsozialismus“ wirkte er mit. Die Illustration seiner Bücher bestritt Schnöring vielfach
mit Bildern und Postkarten aus seiner umfangreichen Privatsammlung.
Reiches Wissen
Kurt Schnöring hat wissenschaftliches Wissen mit engagierter Berichterstattung kombiniert. Und er
vermittelt sein Wissen persönlich, in alternativen Stadtrundfahrten, Führungen und Vorträgen. Lehrer,
Schüler, Jugendgruppen und Gewerkschafter hören gleichermaßen interessiert zu. Das gilt ebenso für
die von ihm ins Leben gerufenen Plattkaller-Abende im Brauhaus. Dr. Jürgen Wilhelm: „Ohne
Kenntnisse von der Vergangenheit lässt sich die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht
gestalten.“
Heimatbewusst
In seinem 1998 erschienenen Bildband „Ronsdorf – im Wandel der Zeiten“ hat Kurt Schnöring eine
Liebesklärung formuliert: „Als waschechte Wuppertaler fühlen sich Ur-Ronsdorfer beileibe nicht, obwohl
Ronsdorf seit der Städtefusion 1929 ein urbaner Teil von Wuppertal ist. Aber als heimatbewusste
Bergische sind die Ronsdorfer allemal ansprechbar, was sie ebenfalls mit den Bürgern in den anderen
Stadtteilen verbindet. Dass ich in Ronsdorf geboren wurde und die ersten elf Jahre meiner Kindheit hier
verbrachte, ist mehr oder weniger Zufall. Aber dass dieser Ort nach jahrzehntelanger Abwesenheit im
Barmer und Elberfelder „Exil“ wieder mein Zuhause wurde, macht mich glücklich. Daheim – dieses
Wort ist für mich untrennbar mit dem Bergischen Land und der Stadt Wuppertal, aber noch enger mit
Ronsdorf, verbunden.“ 1985 erschien der Bildband „Ronsdorf – wie es einmal war“, 1987 „Bilder aus
dem alten Ronsdorf“ und „Ronsdorf – Porträt eines Stadtteils“. 1998 erschien „Ronsdorf im Wandel der
Zeiten“.
Ausgezeichnet
Neben dem am 10. Dezember 1990 verliehenen Rheinlandtaler hat Kurt Schnöring die Erich-LawatschGedenkmedaille des Deutschen Siedlerbundes für Frieden und Versöhnung erhalten.
Ehrenamtliche machen Tugenden lebendig und sind das Rückrat des Staates
Die rheinischste aller Auszeichnungen
Rheinlandtaler ist beliebter als das Bundesverdienstkreuz
Die Vereinten Nationen hatten 2001 zum „internationalen Jahr der Freiwilligen“ erklärt, um den Blick
der Öffentlichkeit auf die ehrenamtliche Arbeit zu lenken, die selten spektakulär, dafür umso mehr in
aller Stille geleistet wird. Außerdem wird einmal im Jahr, am 5. Dezember, dem „internationalen Tag des
Ehrenamtes“ der Freiwilligen gedacht. Zeitlich im Vorfeld verleiht die Stadt Wuppertal „Wuppertaler“ an
ausgewählte Personen, die gute, vorbildliche Beispiele liefern. Angemerkt wird: nicht jeder Freiwillige
braucht ein Amt, um den Mitmenschen Gutes zu tun. Die Mitgliedschaft in Geschichts-, Fördervereinen,
Initiativen und Arbeitskreisen kann für Aufgabe und Tätigkeit nützlich sein, ist jedoch nicht Bedingung
für Würdigung und Anerkennung. In Deutschland hat ehrenamtliche Arbeit einen hohen Stellenwert. Ein
Drittel der Bevölkerung ist für Mitmenschen in ganz unterschiedlichen Formen im Einsatz. Wenn auch
Deutschland manches Mal als Service-Wüste bezeichnet wird, an freiwilligem Einsatz für die
Mitmenschen lassen es viele Bürgerinnen und Bürger nicht mangeln: rund 22 Millionen Menschen
leisten in 20.000 Sportvereinen und ungezählten anderen Organisationen, aber auch solo in aller Stille,
jährlich 2,8 Milliarden Arbeitsstunden. Das heißt auch, dass jeder dritte erwachsene Bundesbürger
ehrenamtlich engagiert ist und so rund 140 Milliarden Euro zum Bruttosozialprodukt beigesteuert
werden. Deshalb bezeichnete der ehemalige Bundespräsident Johannes Rau die Freiwilligen als
Rückrat des Staates und freut sich über die vielen Menschen, die sich einmischen und unentgeltlich um
Nachbarn kümmern. Nach Ansicht von Rau ist die Umstrukturierung der Gesellschaft in vollem Gange
und es wäre wichtig, dass sie sich von einer bloßen „Zuschauerdemokratie“ fern hält. Das scheint
mitunter wie ein Schwimmen gegen den Strom, denn das wahre Ehrenamtsleben hat auch seine
Kehrseiten. Da findet ein Sportverein keinen Vorsitzenden mehr. Ein Bürgervereinschef tritt nach
mehreren Amtsjahrzehnten zurück, doch Nachwuchs ist nicht in Sicht. Die Jugendmannschaften von
Sportvereinen leben von ehrenamtlichen Betreuern und Eltern, die Jungen und Mädchen zu
Auswärtsspielen fahren. Die Bereitschaft lässt nach. Deshalb müssen manche Leistungen demnächst
von Profis erbracht werden und die Beiträge und Kosten steigen.
Die Dokumentation der Lokal-, Landes, Staats- und Europa-Kulturgeschichte in ihren unterschiedlichen
Facetten ist ohne freiwilliges, uneigennütziges und zeitaufwendiges Forschen, Messen und
Beschreiben durch viele Menschen undenkbar. Die Tätigkeitsfelder: Denkmal-, Bodendenkmal-, Archiv, Mundart-, Museums-, Heimat- und Landespflege, Landesgeschichte, Volkskunde, Sprachgeschichte,
Naturkunde und Naturschutz (beides ab 1986). Im Blickfeld von Beobachtern sind seit 1992 auch
Bemühungen um die kulturelle Entwicklung und Bedeutung des Rheinlandes und seit 1996 das
Mitwirken am multinationalen Zusammenleben und friedlichen Miteinander zwischen Völkergruppen im
Rheinland. 1987 hat Dr. Konrad Kraemer, damals Vorsitzender des Kulturausschusses der
Landschaftsversammlung Rheinland, festgestellt: „Nie zuvor haben so viele Bürger unseres Landes für
die Wahrung und Wiederentdeckung lokaler und regionaler Kultur ihre Freizeit geopfert und nie zuvor
waren Interesse und Engagement für Naturschutz, Heimat, Heimatgeschichte, Sprache und Brauchtum
so groß. Die Beschäftigung mit der eigenen Geschichte darf nicht zu einer Flucht vor der Jetzt-Zeit mit
ihrer angeblichen Orientierungslosigkeit werden.“ Zur Würdigung herausragender, beispielhafter Arbeit
hat der Landschaftsverband Rheinland, dem die landschaftliche Kulturpflege obliegt, 1976 eine
Auszeichnung gestiftet, mit der Verdienste auf dem kulturellen Gebiet des Rheinlandes gewürdigt
werden: den Rheinlandtaler. Als „Vater“ des Talers gilt der erste Landesrat Hans Rudolf Hartung. Einer
der Mitbegründer war Professor Dr. Klaus Goebel aus Wuppertal, der in seiner Funktion als Mitglied
der Landschaftsversammlung von 1976 bis 1989 Mitglied und zeitweise Vorsitzender der
Verleihungskommission war. In dieser Eigenschaft hat er selbst Vorschläge gemacht und als
Kulturausschussvorsitzender
den Rheinlandtaler
in Vertretung
des Vorsitzenden
der
Landschaftsversammlung und seiner Stellvertreter verliehen.
Jährlich werden rund 50 Persönlichkeiten zumeist aus den 14 Städten und 13 Kreisen, die dem
Landschaftsverband Rheinland angehören, mit dem Rheinlandtaler (Hans-Jürgen von Osterhausen,
Kulturamtsleiter des LVR über ein Gerücht: „Er ist hierzulande beliebter als das
Bundesverdienstkreuz!“) geehrt. In über 30 Jahren ist die Auszeichnung an insgesamt über 550
Persönlichkeiten, davon über 30 in Wuppertal, verliehen worden.
Der bronzene Rheinlandtaler steht gleichrangig neben den beiden Stipendien, die der
Landschaftsverband seit vielen Jahren vergibt: dem Paul-Clemen-Stipendium für herausragende
wissenschaftliche Arbeiten über Fragen der rheinischen Kunst und dem Albert-Steeger-Stipendium für
wissenschaftliche Arbeiten aus allen Bereichen der landschaftlichen Kulturpflege. Während die beiden
Stipendien jungen Menschen zufallen, kann mit dem Rheinlandtaler auch das Lebenswerk eines
älteren Mitbürgers gewürdigt werden. Der Rheinlandtaler zeigt auf der Schauseite ein von Haarwellen
kreisrund umrahmtes Gesicht mit großen Augen und weit geöffnetem Mund – das Gesicht der Medusa.
Diese „Herrscherin“ war in der griechisch-römischen Mythologie eine der drei Gorgonen, die man sich
als weibliche Ungeheuer vorstellte, geflügelt, mit Schlangen im Haar und mächtigen Zähnen. Ihr
Anblick ließ jedes Lebewesen zu Stein erstarren. Nach antiker Vorstellung wehrte das Gesicht der
Medusa jedes Unheil ab. Zum persönlichen Schutz trug man daher häufig ein Amulette mit ihrem
Bildnis. Geschaffen wurde der Rheinlandtaler von Wolfgang Reuter aus Köln, hergestellt in der Kölner
Kunstgießerei H.W. Schweitzer.