Opern der Zukunft: 9. Vorlesung

Opern der Zukunft_9. Vorlesung_FORUM STADTPARK_160309
9. Vorlesung, 9. März 2016, 20 Uhr, Forum Stadtpark
Foto: Isabella Holzmann 2016
FORUM STADTPARK
Opern der Zukunft: 9. Vorlesung:
"Ich und kein Ende II." Was man noch nicht sagen kann, kann man vielleicht schon
singen.
Seit dem Sommersemester 2015 findet wieder das Opernprojekt der Kompositionsklassen der KunstUniversität Graz in Zusammenarbeit mit dem Grazer Opernhaus
statt. Die Projektleitung obliegt diesmal dem Autor und Regisseur Ernst M. Binder. Er
wird die Studierenden in enger Zusammenarbeit mit ihren Professoren, den
Komponisten Beat Furrer, Clemens Gadenstätter, Gerd Kühr, Klaus Lang und Alexander
Stankovski, bis zur Uraufführung in der Grazer Oper im Frühjahr 2018 begleiten.
Öffentliche VorLesungen oder VorAufführungen der im Entstehen begriffenen Werke
sollen einem interessierten Publikum die Möglichkeit bieten, diesen Prozess zu
verfolgen.
Es
gibt
doch
mehr
zu
Heiner
Müller
zu
sagen,
das
nicht
nur
für
Kompositionsstudierende interessant sein mag, also wird Binder nach dem ersten
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Vortrag zu Müller am 22. Jänner 2016 mit dem Titel "ICH UND KEIN ENDE. Denn alles
ist biografisch, auch das Erfundene." eine weitere Vorlesung halten.
Schon sehr früh hat Müller sich mit dem Genre Oper befasst. So hat er das Libretto zu
Paul Dessaus Oper Lanzelot geschrieben, die 1970 an der Deutschen Staatsoper in
Berlin in der Inszenierung von Ruth Berghaus uraufgeführt wird. In einem Text zur
Aufführung stellt Müller auch seine Thesen zur Oper vor. In These Nummer Zwei heißt
es: "Die Oper ist dem Formalisierungszwang und Traditionsdruck stärker unterworfen
als das Schauspiel. Sie braucht den stärkeren Materialwiderstand. Die Schwierigkeit ist
eine Möglichkeit: Distenz, als Funktion der Musik, muss nicht, geografisch oder
historisch, vom Stoff beigebracht oder, formal, vom Libretto geleistet werden; die
Oper kann in höherem Grad als das Schauspiel ein operatives Genre sein: Was man
noch nicht sagen kann, kann man vielleicht schon singen."
Er wird sich mit Fragen der Behandlung der Sprache in der Oper auseinandersetzen,
die auch der Musikwissenschaftler Gerd Rienecker anhand der 5 Thesen Heiner Müllers
zur Oper gestellt hat: "Was man nicht, noch nicht oder nicht mehr oder noch immer
oder schon, ja, schon wieder sagen kann, kann man noch oder noch nicht oder nicht
mehr oder schon wieder singen. Reduziert aufs Sagen und Singen klingt er
einigermaßen trivial: Sagen ist nicht Singen, singen nicht Sagen. Was aber ist Sagen,
was ist Singen?
Der Eintritt ist frei.
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