Eine neuartige Methode der Behandlung des Hämorrhoidalleidens

Die Chirurgische Klinik am
St. Martinus-Hospital Olpe informiert
Allgemein- und Visceralchirurgie
Eine neuartige Methode der Behandlung des Hämorrhoidalleidens
mit dem TRILOGY-Gerät
W
eltweit leiden ca. 50% der Bevölkerung im Laufe ihres Lebens an
Hämorrhoiden. Ca. 10% davon unterziehen sich früher oder später
einer operativen Behandlung. Bereits 1995 berichtete Dr. Morinaga aus Japan im American Journal of Gastroenterology erstmals über eine
neue Behandlungsmethode für Hämorrhoiden: die Hämorrhoidal- ArterienLigatur(HAL). Die Industrie zur Herstellung medizinischer Geräte hat sich mit
dieser Methode auseinandergesetzt und ein entsprechendes Gerät (TRILOGY)
weiterentwickelt, welches heute weltweit zur Anwendung kommt. Nach einer
Hospitation in Wien hat der Leitende Oberarzt Herr Giovanni La Placa diese Methode vor ca. 2 Monaten im St. Martinus-Hospital eingeführt.
Hämorrhoiden sind arterio-venöse Gefäßpolster, die dem Feinverschluss des
Analkanals dienen. Die ursprüngliche Auffassung, dass Hämorrhoidalarterien an festen Positionen, z.B. 3, 7 und 11 Uhr verlaufen, wurde durch mehrere
wissenschaftliche Arbeiten widerlegt. Die einzige nennenswerte Arterie, die die
Hämorrhoidalkissen versorgt, ist die A. hämorrhoidalis superior. Die Versorgung
der Hämorrhoidalpolster erfolgt durch die Aufzweigungen dieser Arterie und
die Lokalisation dieser Äste unterscheidet sich von Patient zu Patient. Es gilt
also: weder die Anzahl, noch die Lage der rektalen Arterienäste sind genau vorhersagbar. Der Durchfluss und der Durchmesser dieser Äste sind also von Patient
zu Patient unterschiedlich. Bei Patienten mit höhergradigen Hämorrhoiden sind
der Durchfluss und der Durchmesser bis auf das 3-fache erhöht.
Die Hämorrhoidalpolster sind normalerweise im Bereich des Schließmuskels im
Enddarm durch Bindegewebs – und Muskelfasern befestigt. Wird diese „Aufhängung“ aus unterschiedlichen Gründen geschädigt, gleitet die Schleimhaut
mit den Polstern nach unten. Dadurch kommt es zu einer Abflussbehinderung
des Blutes und zur krankhaften Vergrößerung und Verlagerung der natürlichen
Hämorrhoidalpolster.
Bei Hämorrhoiden I°-II° verbleiben die Polster im Analkanal, bei höhergradigen (III°-IV°) kommt es zum Vorfall der Hämorrhoiden in den Analkanal, drittgradige sind noch reponierbar. Niedriggradige Hämorrhoiden können mittels
Gummibandligatur behandelt werden. Diese Methode erfordert meist mehrere
Sitzungen und kann ambulant durchgeführt werden. Die Rezidivrate ist jedoch
relativ hoch.
Bei höhergradigen Hämorrhoiden kommen verschiedene operative Methoden
in Frage:
- Konventionelle resezierende Methoden (z.B. Milligan-Morgan).
- Die Stapler-Methode.
Der postoperative Verlauf ist bei diesen Methoden häufig schmerzhaft. Daher hat
man nach einer Methode gesucht, die minimal-invasiv und relativ schmerzarm
ist. Die neue Methode mit dem TRILOGY-Gerät ist für Hämorrhoidalleiden in allen
Stadien geeignet, wobei für die niedriggradigen Hämorrhoiden die HAL-Methode und für die höhergradigen diese Methode mit der RAR(Rekto-Anal-Repair)Methode kombiniert werden kann. Es handelt sich um eine minimal-invasive
Behandlungsmethode, d.h. es wird gewebeschonend vorgegangen und nicht
geschnitten.
Die HAL-Methode: Diese Methode wird für niedriggradige Hämorrhoiden (d.h.
Grad II°-III°) eingesetzt. Die Technik basiert auf einem Doppler-System, um die
Hämorrhoidalarterien individuell zu lokalisieren. Hierzu wird dieses spezielle
Gerät in den After eingeführt. Es ist mit einer Sonde ausgestattet, in der ein Ultraschallkopf integriert ist. Dieser empfängt das Doppler-Signal des Arterienastes und macht es durch ein akustisches Signal für den Chirurgen hörbar. Über
die Sonde wird ein „Sleeve“, eine Art Proktoskop mit Fenster, aufgesetzt. Über
dieses Fenster werden ca. 4-6 cm oberhalb der Analöffnung die Äste der Hämorrhoidalarterien aufgesucht und mit einer Naht umstochen. Dies geschieht
in einer schmerzfreien Zone des Enddarms. Das Gerät wird weitergedreht, bis
die nächste Arterie gefunden und ligiert wird. Dieses Manöver geschieht so lange, bis in dieser Ebene durch eine komplette Rotation sämtliche Arterienäste
gefunden und ligiert worden sind. In der Regel sind es 3-7 Ligaturen. Die Anzahl
variiert stark von Patient zu Patient und ist vom Grad des Hämorrhoidalleidens
abhängig. Der Effekt dieser Behandlung resultiert in einer reduzierten Blutzufuhr und in einem besseren Gleichgewicht zwischen Blutzu – und Abfluss. Die
primären Symptome „Bluten, Jucken, Schmerz“ sollen mit dieser Methode gut
behandelbar sein.
Die RAR-Methode wird bei höhergradigen Hämorrhoiden eingesetzt. Die Abkürzung RAR steht für Rekto-Anal-Repair. Diese Methode umfasst eine oder
mehrere Mukopexien der prolabierenden Rektummukosa. Hierbei werden zuerst wie bei der HAL-Methode sämtliche Arterienäste umstochen. Durch das
Drehen der gefensterten Sleeve-Sonde fällt der prolabierende Knoten in das
Gerät hinein. Mit einer zweiten Naht wird unterhalb der HAL-Naht ein Basisstich
gesetzt. Durch sukzessives Drehen des Sleeves, fällt die Mukosa in das Gerät und
kann durch die fortlaufende Naht bis ca. 5-10 mm proximal der Linea dentata
fortgeführt werden. Der Faden wird anschließend am Basisstich verknotet. Dabei wird der Prolaps von distal nach proximal in Richtung Analkanal geschoben
und fixiert. Es zeigt sich somit ein „Lifting-Effekt“ des vorfallenden Hämorrhoidalpolsters. Die Anzahl der RAR-Nähte ist vom jeweiligen Befund abhängig und
ist von Patient zu Patient unterschiedlich. In der Regel werden 2-4 RAR-Nähte
durchgeführt. Diese Nähte führen zu einer Vernarbung des Gewebes. Es wird
nicht geschnitten und es werden auch keine offenen Wunden gesetzt.
Für beide Operationsverfahren ist eine kurze Aufenthaltsdauer von 1-2 Tagen
im Krankenhaus erforderlich. Bisher sind 7 Patienten behandelt worden. Der
unmittelbar postoperative Eindruck ist aus unserer Sicht sehr positiv.
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Allgemein- und Visceralchirurgie
mehr als 200 Hernienpatienten. Erfahrung war auch der Schlüssel zur erfolgreichen Zertifizierung zum Kompetenzzentrum Hernienchirurgie. Bei der Zertifizierung unterzog sich die Allgemein- und Visceralchirurgie einer Überprüfung
Prof. Dr. Heinz-J. Buhr (l.), Anna-Lena Grothoff,
Chefarzt Dr. Karl-H. Ebert und Oberarzt Dr. Daniel Sinn
Das Prinzip von RAR ist einfach genial und genial einfach.
Nachuntersuchungen werden in 6-12 Wochen nach der Operation durchgeführt
werden. Die bisher in der Fachliteratur publizierten Daten im Vergleich zur konventionellen resezierenden Methode und zur Staplermethode sind ermutigend.
Durch diese Methode scheinen postoperativ weniger Blutungen, kaum Schmerzen und seltener Juckreiz aufzutreten.
Auskünfte erteilt Ihnen Herr La Placa unter Tel (02761) 85-2917. Patienten können bei ihm auf Überweisung im MVZ Proktologie dienstags vorgestellt
werden. Anmeldungen unter Tel (02761) 85-2188.
Kompetenz in der Hernienchirurgie
D
ie Klinik für Allgemein- und Visceralchiurgie am St. Martinus-Hospital
Olpe unter Leitung von Chefarzt Dr. med. Karl-Heinz Ebert und dem Oberarzt Dr. med. Daniel Sinn ist mit Beginn des Jahres als „Kompetenzzentrum für Hernienchirurgie“ durch die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und
Viszeralchirurgie (DGAV) zertifiziert. In einer Feierstunde am 11. Mai 2015 erfolgte durch Herrn Prof. Dr. med. Heinz J. Buhr - Sekretär der DGAV - die Zertifikatsübergabe. Am Olper St. Martinus-Hospital hat die operative Versorgung
von Hernien eine lange Tradition. Der frühere Chefarzt Dr. med. Hans-Joachim
Meyer operierte als einer der ersten Operateure Hernien mit der so genannten
Schlüssellochchirurgie und galt als Pionier in Deutschland. Mit der „Olper Ahle“
wurde Herr Dr. Meyer in ganz Deutschland bekannt. Der jetzige Chefarzt der Allgemein- und Visceralchirurgie Dr. Ebert führte die minimal-invasiven Operationen in der Hernienchirurgie fort und versorgt mit seinem Team im Jahr deutlich
durch den externen Sachverständigen und international renommierten Chirurgen Prof. Dr. med. Reinhard Bittner. Primäre Voraussetzung für die Teilnahme an
dem Zertifizierungsverfahren: mindestens 200 Hernienpatienten pro Jahr.
Des Weiteren mussten organisatorische Vorgaben wie die Dokumentation in
einem bundesweiten Melderegister, der Nachweis einer leitliniengerechten
Medizin durch die regelmäßige Fort- und Weiterbildung der Visceralchirurgen,
interdisziplinäre Besprechungen oder das Vorhalten einer Herniensprechstunde
erfüllt werden. Der Schwerpunkt des Audits lag insbesondere in der Prüfung,
wie operiert wird und wie oft Komplikationen aufgetreten sind. Der Weg zum
Hernienzentrum ist ein herausfordernder Weg und konnte nur gemeinsam im
Team gelingen. Wir verstehen die Zertifizierung auch als Qualitätssicherung. Wir
wollen unsere Kompetenz zum Wohle der uns anvertrauten Patienten täglich
unter Beweis stellen und die erarbeiteten Abläufe optimieren.
Koordinatorin für Patiententermine
Unter der Ruf-Nummer (02761) 85-1960 wird Ihnen Frau Jutta Kepp aus der
Zentralen Aufnahme zur Verfügung stehen, wenn vereinbarte Aufnahme- oder
Operationstermine von viszeralchirurgischen Patienten verschoben werden
müssen. Auch können Sie Frau Kepp anrufen, wenn dringliche Terminabsprachen erforderlich sind. Frau Kepp ist montags bis freitags von 07.30 Uhr bis
16.00 Uhr erreichbar.
Mit kollegialen Grüßen
Dr. med. Karl-Heinz Ebert
Chefarzt
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