Uns Christen wird oft vorgeworfen, dass es Jesus überhaupt nicht gab. Die Evangelien seien
kein Beweis für die Existenz Jesu, da sie erst viele Jahre nach seinem Tod aufgeschrieben
wurden. Aber es gibt auch außerchristliche Quellen, von denen die Kritiker des Christentums
anscheinend nichts wissen. Kaum eine andere Person wie Jesus wurde so vielfältig bezeugt,
auch wenn es zwischen den einzelnen Quellen Abweichungen gibt.
Schon in den „Annalen“ des Publius Cornelius Tacitus, der ein römischer Geschichtsschreiber
um 116 n.Chr. war, steht etwas über die christliche Gemeinde geschrieben. Die christliche
Gemeinde soll ihren „Ursprung in Christus, welcher unter der Regierung des Tiberius durch
den Landpfleger Pontius Pilatus mit dem Tod bestraft worden war“ haben. Einen Zweifel an
der Existenz Jesu hat der Geschichtsschreiber Tacitus wohl nicht gehabt, da er ein Feind der
Christen war und somit keinen Grund hatte, Jesus aufgrund des Glaubens zu erfinden.
Des Weiteren wird Jesu Verurteilung und Kreuzigung auch in den „Antiquitates“ (93 n.Chr.)
von Flavius Josephus erwähnt. Flavius Josephus war ein Kritiker, der aber interessiert war and
er christlichen Religion. „Und noch heute hat die Schar derer, die nach ihm Christen heißen,
nicht abgenommen.“ Dies ist doch ein Beleg dafür, dass es Jesus gegeben haben muss, denn
sonst wäre doch niemals eine Gruppe entstanden, die sich den Namen ihre Messias gegeben
hat.
In der Pilatus-Inschrift steht geschrieben, dass Pontius Pilatus zum Zeitpunkt des Todes Jesu
als römischer Cerwalter tätig war. Dies ist ein wichtiger Beleg für die historische
Zuverlässigkeit der in den Evangelien überlieferten Geschichten Jesu.
Zudem gibt es auch ein Schweißtuch von Jesus, doch ob es wirklich Jesu Schweißtuch ist, ist
umstritten. Bis heute ist nicht geklärt, ob es eine Fälschung ist oder ob es sich um das Original
handelt. Bekannt ist, dass es in dem Örtchen Manopello ein Schleierbild gibt, auf dem Jesus
zu sehen sein soll. Dieses Bild soll angeblich das Schweißtuch Jesu sein. Doch ob dies
wirklich stimmt, ist noch nicht geklärt. Aber eins ist sicher: Das Tuch ist etwas Besonderes.
Denn je nach Lichteinfall sieht es anders aus, manchmal sieht man auch gar nichts auf dem
Tuch.
Auch wenn die Außerbiblischen Quellen von Jesu Leben und Wirken nur einige wenige sind,
wird von Historikern die Existenz Jesu nicht bezweifelt. Die Quellenlage ist schwierig, da zu
Jesu Lebzeiten nur sehr wenige Menschen schreiben konnten. Vieles wurde nur mündlich
überliefert, welches dann von den Evangelisten aufgeschrieben wurde. Die Geschichten
wurden immer wieder neu erzählt, wodurch auch viel verändert worden ist. Aber alles hat
einen ursprünglichen Kern, wie z.B. die Existenz Jesu. Es ist jedoch schwer, den
ursprünglichen Kern von dem später Hinzugefügten zu trennen.
In den Schriften des Neuen Testaments gibt es eine Vielzahl von Informationen über das
Leben und Wirken des Jesus von Nazareth. Die ältesten Teile, die Paulus-Briefe (50-65
n.Chr.) berichten von den Auswirkungen der Lehre Jesu in den christlichen Gemeinden. Doch
ma meisten wird in den Evangelien über Jesus berichtet.
Markus schrieb das erste Evangelium, welches wohl auch Lukas und Matthäus in schriftlicher
Form vorlag, da sie viel vom Aufbau der Markus-Evangeliums übernahmen. Diese drei
Evangelien nennt man daher auch „synoptische Evangelien“. Matthäus und Lukas haben aber
auch wörtliche Übereinstimmungen, die sie nicht von Markus haben können. Deshalb gab es
vermutlich noch eine andere, nicht mehr vorhandene Quelle, die Sprüche Jesu beinhaltete.
Diese Quelle nennt man Spruchquelle oder Logienquelle.
Johannes schrieb später als die anderen sein Evangelium. Dieses baute er zwar anders auf als
die Synoptiker, jedoch gibt es auch Gemeinsamkeiten.
Es gibt auch noch viele weitere Evangelien, die später entstanden sind und somit nicht ins
Neuen Testament aufgenommen wurden. Insgesamt kann man sagen, dass das Neue
Testament eine umfassende und vielstimmige Quelle über das Leben und Wierken Jesu zu
weinen Lebzeiten und den Nachwirkungen in den christlichen Urgemeinden ist. Deshalb muss
doch an der Existenz Jesu etwas dran sein.
Es ist schwer zu unterscheiden, was von Jesus und den ersten Zeugen stammt und was später
verändert worden ist. Jedoch kann man die Evangelien nicht als unglaubwürdig bezeichnen,
da alle, die die Evangelien geschrieben haben, von der Existenz Jesu überzeugt waren. Die
Evangelien setzen den Glauben an Jesus als auferstandenen Christus voraus und sind deshalb
an ihm nur aus dieser Perspektive interessiert. Die Evangelisten mussten sein Leben und sein
Schicksal am Kreuz neu verstehen, denn im Rückblick hatte jedes Wort und jede Tat Jesu
einen endgültigeren Sinn. Die Evangelisten überarbeiteten und überprüften jede der im
Umlauf gewesenen Geschichten über Jesus. Sie beleuchteten die ideale und zeitlos gültige
Seite Jesu, wodurch er immer mehr zum Messias und Sohn Gottes wurde.
Im Markus-Evangelium ist für die Leser nachvollziehbar, dass Jesus Gottes Sohn ist, aber
Jesus selbst macht ein Geheimnis daraus. Die Forscher sind sich heute einig, dass Jesus eine
von Gott abgeleitete besondere Autorität hatte, aber es gibt Zweifel, ob sich der historische
Jesus überhaupt für den Messias oder Gottes Sohn hielt.
Die Evangelien sind das Gegenteil der neutralen historischen Schriften. In den Evangelien
steht alles über das Leben Jesu, was auf seinen späteren Tod am Kreuz und die Erhöhung
durch Gott in der Auferstehung hinausläuft. Trotzdem kann man sagen, dass die Evangelien
ein wichtiger Beweis für die Existenz Jesu sind, obwohl sie nicht neutral und objektiv sind
wie die historischen Schriften, die nur reine Fakten ohne später Hinzugefügtes beinhalten.
Aber alles hat einen wahren Kern. Der wahre Kern der Evangelien ist die Existenz des
besonderen Mannes Jesus.
Das Leben Jesu ist deshalb zwar ausführlich und vielstimmig bezeugt, aber es ist unmöglich,
eine neutrale, historisch zuverlässige Biographie für Jesus von Nazareth zu schreiben. Viele
Taten und Aussprüche in den Evangelien wurden hinzugefügt, aber dies war auch in anderen
Religionen der Fall. Durch die Geschichtswissenschaft, welcher evangelische, katholische,
jüdische und humanwissenschaftliche Forscher angehören, gibt es ein ungefähres Bild von
Jesus. Das historisch sicherste Ereignis ist die Kreuzigung durch die Römer, die
wahrscheinlich am 7.4.30 stattfand. Jesus wurde vermutlich noch vor dem Jahr 1 geboren und
wurde 30 – 40 Jahre alt, was heißt, dass er kein junger Mann mehr war nach damaligen
Maßstäben. Sein öffentliches Wirken dauerte nur ca. 1 Jahr. Über sein Äußeres ist nichts
bekannt. Jesus war Jude, sein Vater war Bauhandwerker oder Zimmermann, weshalb auch
Jesus diese Berufe ergriffen hat, da dies zur damaligen Zeit so üblich war. Der Heimatort von
Jesus war Nazareth. Jesus hatte vier Brüder und mehrere Schwestern und war nicht von
aristokratischer Herkunft. Jesu Muttersprache war Aramäisch, er konnte aber auch die
hebräische Bibel lesen, konnte Griechisch und verstand womöglich noch etwas vom Latein
der Römer. Seine Sprache war einfach, klar und sehr anschaulich, wie man es auch in den
Gleichnissen sehen kann. Auch hatte Jesus eine große persönliche Ausstrahlungskraft.
Johannes taufte Jesus, welches wohl sein entscheidendes Berufungserlebnis war, da er nach
der Taufe Gottes Stimme hörte und sich als Gesandter Gottes und Verknder der baldigen
Verwandlung der Welt und ihrer Ordnungen in die Herrschaft Gottes sah. Jesus hatte also eine
innige, persönliche Verbindung mit Gott, einen unerschütterlichen Glauben, die Fähigkeit,
Kranke zu heilen, einen hohen ethischen Anspruch und die Bereitschaft, Leiden auf sich zu
nehmen. Im Mittelpunkt seines Lebens standen Heil, Freude und Liebe. Jesus war dem Leben
zugewandt und hatte eine sensible, menschenfreundliche Haltung gegenüber Menschen im
gesellschaftlichen und sozialen Abseits, sowie Kranken und Armen. Er ging auch unbefangen
mit Frauen um und verdammte „Sünderinnen“ nicht. Diese und noch einige Fakten sind von
Forschern bezeugt worden. Hätte es Jesus nicht gegeben, wären diese Fakten niemals von den
Forschern herausgefunden worden.
Bis heute gibt es keine Klarheit über die letzten Einzelheiten Jesu, doch aus
wissenschaftlicher Sicht besteht kein Zweifel an der Existenz Jesu. Und die außerbiblischen
Quellen sind für Kritiker doch Beweis genug, dass es die Person Jesus wirklich gab.
Kristin