interview - Financial.de

01. Juli 2015
MANAGEMENT
I N T E R V I E W
IM INTERVIEW
Dr. Dirk Markus
CEO, AURELIUS AG, Deutschland
Aktienrückkauf gestartet: „Wir werden das Transaktionstempo hoch halten“
Bis zu 112 Mio. Euro will die AURELIUS AG für den Rückkauf eigener Aktien in die Hand nehmen. Innerhalb
eines Jahres will die Münchner Mittelstandsholding bis zu 2.888.002 eigene Aktien zurückkaufen. Zu Lasten der
Transaktionsgeschwindigkeit soll dies jedoch nicht gehen, wie CEO Dr. Dirk Markus im Interview mit financial.de
verrät. Im Gegenteil: Mit einem deutlich stärkeren internationalen Fokus soll AURELIUS bis zum Jahr 2020 zu
einem der führenden Beteiligungskonzerne in Europa aufsteigen.
Im financial.de-Interview spricht Konzernlenker Dr. Markus über das hohe Cashpolster von rund 250 Mio. Euro,
die attraktive Dividendenpolitik der Gesellschaft und das Analystenkursziel von 50 Euro.
Interview AURELIUS AG
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financial.de: Herr Dr. Markus, AURELIUS hat ein neues Aktienrückkaufprogramm gestartet. Was hat Sie zu diesem Schritt bewegt?
Dr. Dirk Markus: Die AURELIUS-Aktie ist auf aktuellem Niveau sicher ein Kauf.
Wir nutzen einen Teil unserer freien Mittel, um von der guten Geschäftsentwicklung zu profitieren. Durch den Aktienrückkauf verbleibt ein größerer Teil unserer
Gewinne im Unternehmen. Davon profitieren auch unsere Aktionäre, denn ein
fester Ausschüttungsbetrag verteilt sich damit zukünftig auf weniger Aktien.
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financial.de: Legt man das aktuelle Kursniveau zugrunde, wollen Sie dafür bis
zu 112 Mio. Euro in die Hand nehmen. Fehlt Ihnen dieses Geld dann nicht für
neue Investitionen?
Dr. Dirk Markus: Nein. Wir verfügen derzeit über liquide Mittel in Höhe von rund
250 Mio. Euro. AURELIUS ist damit problemlos in der Lage, neben dem Aktienrückkaufprogramm weitere Übernahmen aus dem Eigenkapital zu finanzieren.
Wir werden das Transaktionstempo zukünftig sogar noch ein bisschen steigern
und dabei unverändert an unserer erfolgreichen Strategie festhalten, günstige
Kaufpreise für Unternehmen in Umbruchsituationen zu bezahlen. Zusätzlich wird
uns in den nächsten Quartalen weiteres frisches Kapital aus realisierten Unternehmensverkäufen zufließen.
financial.de: Für 2014 hat AURELIUS eine Gesamtdividende von 2 Euro je Aktie
ausgeschüttet. Müssen Ihre Aktionäre jetzt befürchten, dass Sie aufgrund des
Aktienrückkaufprogramms bei der direkten Ausschüttung einen Gang zurückschalten?
Dr. Dirk Markus: Im Gegenteil, unsere Aktionäre werden davon profitieren. Die
geringere Anzahl an ausstehenden Aktien ist für unsere Dividende und den Aktienkurs gut. Wir gehen auch davon aus, auch für 2015 die Basisdividende erneut
anheben zu können. Zudem sollten wir durch lukrative Verkäufe von Beteiligungen auch wieder in der Lage sein, eine attraktive Partizipationsdividende bezahlen zu können. AURELIUS befindet sich zurzeit in fortgeschrittenen Verhandlungen mit verschiedenen Kaufinteressenten.
AURELIUS-CEO Dr. Dirk Markus: „Wir konnten im Schnitt in allen bisherigen Unternehmenstransaktionen das eingesetzte Kapital um das 9,3-Fache steigern. Das ist auch
unser Ziel für künftige Transaktionen.“
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financial.de: Kommen wir auf das operative Geschäft zu sprechen: Bei Ihrer
2012 mehrheitlich übernommenen IT-Tochter Getronics haben Sie jetzt auch die
restlichen 22 Prozent zugekauft und damit auf 100 Prozent aufgestockt. Warum
haben Sie sich dafür drei Jahre Zeit gelassen?
Dr. Dirk Markus: Nach beherzter Restrukturierung hat sich Getronics in den
vergangenen drei Jahren gut entwickelt und zeigt viel Potenzial für die Zukunft.
Die Übernahme der letzten 22 Prozent von der ehemaligen Mutter KPN war
insofern folgerichtig und – wie wir glauben – ein gutes Geschäft für uns. Die gute
Entwicklung der Geschäftstätigkeit von Getronics und die Integration mit unseren
übrigen IT-Töchtern sollten Umsatz und Ertrag 2015 weiter steigen lassen.
financial.de: Welche Bedeutung hat das Geschäftsfeld IT für AURELIUS? Sehen Sie in diesem Bereich besondere Wachstumschancen?
Dr. Dirk Markus: Die Informationstechnologie wird noch für viele Jahre ein
expansiver Markt bleiben. Viele Unternehmen oder auch ganze Branchen haben
erheblichen Nachholbedarf und eröffnen damit Geschäftschancen für IT-Unternehmen wie unsere Töchter Connectis-Getronics sowie brightONE. Beispielsweise konnte unsere Tochter brightONE erst vor kurzem namhafte große neue Aufträge mit der UniCredit Gruppe und Telefonica melden. Aber auch für die Akquise
von neuen Beteiligungen ist der IT-Markt interessant. Traditionelle IT-Konzerne
geraten durch oft sehr preisaggressive Anbieter aus Asien und neue, digitale
Angebote unter Druck und versuchen sich durch die Abgabe von Randbereichen
zu verschlanken. Diese Randbereiche zu erwerben und dann neu auszurichten
bietet für uns spannende Chancen.
financial.de: Ein weiterer Schwerpunkt im AURELIUS-Portfolio ist der Bereich
Spezialchemie. Gibt es in diesem Sektor eine ähnlich positive Entwicklung zu
berichten?
Dr. Dirk Markus: Spezialchemie ist weiterhin ein Zugpferd für den AURELIUSKonzern. Durch die Konzentration auf hoch spezialisierte Bereiche sind wir ein
gefragter Partner der weltweit agierenden Chemie- und Pharmakonzerne. Wir
profitieren von dem anhaltenden Trend, kleinere Randaktivitäten auszugliedern
und damit Teile der Produktion an Dritte zu vergeben. Weitere Zukäufe in dieser
Branche in den nächsten Monaten und Jahren sind wahrscheinlich.
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financial.de: Scholl Footware, einer Ihrer Akquisitionen des vergangenen Jahres, will mit dem Eintritt in neue Märkte und dem Einstieg ins Online-Geschäft
durchstarten. Inwiefern dient diese Neuausrichtung als Paradebeispiel einer
Sanierung á la AURELIUS?
Dr. Dirk Markus: Wir setzen auf Wachstum. Scholl Footware ist eine starke,
etablierte Marke deren Potenzial bis zur Übernahme durch uns jedoch noch nicht
wirklich erschlossen worden war. Wir haben erkannt, dass durch eine Neupositionierung und die Erschließung zusätzlicher Märkte Umsatz und Rendite deutlich
zu steigern sind. Scholl Footware verbindet heute Gesundheit und Lifestyle.
Seit Sommer 2015 stehen die Scholl Schuhe auch in Deutschland wieder in den
Regalen. Mit unserem neuen Lizenzpartner Bata sind wir verstärkt auch in Indien
und seinen Nachbarländern präsent und auch der neue E-Commerce-Auftritt
zeigt schon erste Ergebnisse.
financial.de: Kontinuierliche Fortschritte verzeichnet auch die AURELIUS-Tochter Studienkreis, die zuletzt die 60. Neueröffnung seit der Übernahme vermeldete. Wann könnte der Studienkreis reif für den Exit sein?
Dr. Dirk Markus: Das Wachstumstempo unserer Tochter Studienkreis ist beeindruckend. Allein im ersten Halbjahr 2015 wurden 12 neue Niederlassungen
eröffnet. 22 weitere sind für den Rest des Jahres geplant. In den kommenden
Jahren sollen jährlich mehr als 50 Niederlassungen dazu kommen. Das Interesse am Studienkreis ist dementsprechend groß. Über einen konkreten Exit-Termin
möchte ich an dieser Stelle jedoch noch nicht spekulieren.
financial.de: Die AURELIUS Gruppe ist inzwischen zum Milliardenkonzern aufgestiegen. Inwiefern liefert die von der Hauptversammlung genehmigte Umwandlung in eine SE & Co. KGaA die Voraussetzung dafür, den Wachstumskurs der
Gruppe auf eine neue Stufe zu heben?
Dr. Dirk Markus: AURELIUS soll in Zukunft vor allem auch international wachsen. Durch den Formwechsel in einer Europäischen Aktiengesellschaft schaffen
wir dafür die Voraussetzungen. AURELIUS ist durch die neue Rechtsstruktur in
der Lage, trotz zunehmender Größe auch künftig operativ schnell entscheiden
und handeln zu können.
financial.de: Blicken wir auf das laufende Geschäftsjahr: Welche Erwartungen
haben Sie an die zweite Jahreshälfte?
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Dr. Dirk Markus: Der positive Trend wird anhalten. Wir sehen viel Aktivität auf
dem Markt für Unternehmenskäufe und -verkäufe. Wir werden sicherlich auf
beiden Seiten im zweiten Halbjahr weitere interessante Transaktionen sehen.
Die sich aufhellende Konjunktur in Europa und der schwache Kurs des Euro
werden das operative Ergebnis unserer Töchter weiter beflügeln. Unsere Ziele,
eine erneut höhere Basisdividende sowie die Ausschüttung einer Partizipationsdividende für 2015, stehen.
financial.de: Wie sieht Ihre Exitpipeline für die kommenden 12 bis 24 Monate
aus? Gehen Sie davon aus, dabei ähnliche Multiples wie in der Vergangenheit
erzielen zu können?
Dr. Dirk Markus: Unsere Messlatte liegt weiterhin hoch. Wir konnten im Schnitt
in allen bisherigen Unternehmenstransaktionen das eingesetzte Kapital um das
9,3-Fache steigern. Das ist auch unser Ziel für künftige Transaktionen. Erreichbar ist das aber nur, wenn wir auch künftig unseren zwei Erfolgsfaktoren treu
bleiben: Absolute Preisdisziplin im Einkauf und erfolgreiche Neuausrichtung
durch enge operative Begleitung der neuen Tochter im Anschluss.
financial.de: Analysten sehen den fairen Wert der AURELIUS-Aktie aktuell bei
50 Euro. Lassen Sie uns abschließend etwas weiter in die Zukunft blicken: Welche Ziele haben Sie mit AURELIUS bis zum Jahr 2020?
Dr. Dirk Markus: AURELIUS wird in fünf Jahren einen deutlich stärkeren internationalen Fokus haben und soll dann zu den führenden Beteiligungskonzernen in
Europa gehören. Unsere Task Force wird auf über 150 Mitarbeiter angewachsen
sein – bereits heute ist unsere Mannschaft von aktuell rund 70 Funktionsspezialisten für die Neuausrichtung der Konzernunternehmen wohl einzigartig. Durch
unsere dezentrale Organisation mit sehr maßvollen Verwaltungskosten sowie
Töchtern in den verschiedensten Branchen und Märkten sind wir sehr gut diversifiziert. Und auch am Kapitalmarkt wird AURELIUS im Jahr 2020 sicher eine
noch bedeutendere Rolle spielen. Wir arbeiten hart daran, unseren Erfolgskurs
auf allen Ebenen fortsetzen. Das von Ihnen zitierte Analystenkursziel von 50
Euro je Aktie ist da sicherlich nur ein weiteres Etappenziel.
financial.de: Herr Dr. Markus, vielen Dank für das Interview.
Haftungsausschluss/Disclaimer: Das Interview wurde von financial.de im Auftrag und auf Veranlassung des Kunden
geführt. Es dient ausschließlich zu Informationszwecken und ist keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren. Die darin getroffenen Aussagen spiegeln die Meinung des Interviewten wider, die nicht notwendigerweise
der Meinung der Redaktion entspricht. Für die Richtigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für Vermögensschäden wird daher keinerlei Haftung übernommen.
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