Mensch und Fahrzeug

meilenstein
DAS KUNDENMAGAZIN VON CARMEQ
CARMEQ ENTWICKELT UND GESTALTET BEDIENSYSTEME RUND UMS AUTO
Mensch und Fahrzeug
EN T
PROD UK TM AN AG EM
che
Umbruch in der Bran
G
GE ST EN ST EU ER UN
r Handbewegung
Fahrzeug bedienen pe
OP
VE HI CLE IN TH E LO
t verbinden
Realität mit Vir tualitä
INNOVATIONEN RUND UM DIE FAHRZEUGELEKTRONIK
1.2015
INHALT
Editorial
Liebe Leserinnen, liebe Leser,
das Zusammenspiel von Mensch und Maschine prägt
die Arbeit bei Carmeq schon seit der Gründung des
Unternehmens 2003. Seitdem gehen unsere HMISpezialisten vor allem der Frage nach, wie die vielen
neuen Technologien, die im Fahrzeug, aber auch in
Interaktion mit dem Fahrzeug und seiner Umwelt
entstehen, einfacher, leicht verständlich und ablenkungsfrei bedienbar gemacht werden können. Denn
ob Bordinfotainment, heimischer PC, Smartphone
oder Tablet – längst verschmilzt analoge mit digitaler
Information und die Vernetzung zwischen Auto und
Umwelt nimmt beständig zu. So entstehen für uns als
Unternehmen immer neue Herausforderungen, die
Nutzung digitaler Medien im Fahrzeug optimal für
unsere Kunden abzustimmen.
Die Verbindung von analoger und digitaler Welt kennzeichnet eine Vielzahl unserer Projekte. Die Expertenteams arbeiten fachübergreifend an neuen Funktionen
der Gestensteuerung, unterstützen unsere Kunden bei
der Entwicklung neuer Simulationsumgebungen und
bringen mit ihnen gemeinsam Standardisierungs- und
Validierungsprozesse weiter voran. Hohe technische
Expertise und Beratungskompetenz mit Weitblick
machen Carmeq dabei zu einem Ideen- und Technologiescout, der im Volkswagen-Konzern geschätzt wird.
Titel
Entwicklung
4Zwischen Auto und Mensch
13Aus der zweiten Reihe
B
eim Rear-Seat-Entertainment der Zukunft erhält
Nutzererlebnis über alle Touchpoints hinweg:
Carmeq entwickelt und gestaltet Bediensysteme
rund ums Fahrzeug.
4
10Die Universaldenker
Das Team Entwicklungs- und Produktmanagement
sucht nach neuen Wegen für die Fahrzeugbranche.
14Ein Wink genügt
Carmeq bringt Gestensteuerung entscheidend
voran.
20Das Beste aus zwei Welten
Die Test- und Simulationsumgebung „Vehicle in
the Loop“ verbindet Realität mit Virtualität.
Volkswagen von Carmeq Unterstützung.
24
Erfolg in Detroit
Carmeq präsentierte auf der AUTOSAR-Konferenz
aktuelle Entwicklungen.
25
Serienreife im Blick
Beispielhaft im XL1: Bei der Zulassung des digitalen Außenspiegels kommt es auch auf technische
Expertise an.
25
Von Auto zu Auto
Ein Standard in der Car 2 Car-Kommunikation ist
erklärtes Ziel.
26
Besondere Mission
Eine einheitliche Methodik hilft dabei, Validierungsprozesse konzernweit zu verschlanken.
10
Serie
Intern
18
e -up! mit App
23
Verstärkung bei FAS
Eine ungewöhnliche Smartphone-App ist Teil des
neuen e-Carsharing-Projekts von Volkswagen.
Das neue Team Fahrerassistenzfunktionen 3 ist seit
dem 1. März am Start.
28Lohnende Investitionen
Mehr dazu finden Sie in dieser Ausgabe des meilenstein1.
Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre.
e4t hat sein neues Test-Center am Standort
Mladá Boleslav eröffnet.
29
Carmeq INSIDE
In Wolfsburg zeigte Carmeq den neuesten Stand
innovativer Fahrzeugelektronik.
30Globaler Austausch
Peter Behrendt
Michael Dinné
Geschäftsführer der
Carmeq GmbH
Geschäftsführer der
Carmeq GmbH
14
Mit chinesischen Studierenden entwickelte
Carmeq Interfaces mit Vernetzungsfunktionen.
32Impressum
Unser Kundenmagazin erscheint als Printausgabe sowie digital unter
1
www.carmeq.com.
2
20
3
TITEL
TITEL
Zwischen Auto
und Mensch
Nutzererlebnis über alle Touchpoints hinweg: Carmeq entwickelt und gestaltet Bediensysteme rund ums Fahrzeug.
K
ein Vergleich mehr mit den Autos vor fünf Jahren: Wer
heute in einem Neuwagen des Volkswagen-Konzerns
sitzt, unternimmt womöglich schon vor Fahrtbeginn eine
Reise in die Zukunft. Je nach Modell und Ausführung lässt
sich der Wagen per Fernsteuerung vom heimischen PC oder
Smartphone aus bereits angenehm vorklimatisieren. Infotainmentfunktionen befinden sich direkt zwischen digitalem Tacho und Drehzahlmesser. Dort zeigt zum Beispiel das
Navi vorab eingespeicherte Fahrziele gut sichtbar an. Über
den Touchscreen in der Mittelkonsole können Fahrer oder
Beifahrer zuvor programmierte Songs abrufen, und per App
auf dem Tablet können die Passagiere im Fond des Wagens
das Infotainmentsystem ebenfalls bequem bedienen. Über
eine weitere App lassen sich zudem vor, während und nach
der Fahrt Daten abrufen und visualisieren, zum Beispiel zur
Fahrperformance. Und das Beste: Alle Anwendungen sind
selbsterklärend und leicht zu verstehen.
Fahrerlebnis am Touchpoint
Seit 2003 arbeitet Carmeq im Auftrag des Volkswagen-Konzerns an der Gestaltung der Bedienkonzepte für das Auto
mit. Unter dem sogenannten „Human Machine Interface“,
kurz HMI genannt, verstand man viele Jahre vor allem das
Infotainmentsystem und das Kombiinstrument. Letzteres
vereint die klassischen Armaturen wie Tacho und Drehzahlmesser mit anderen Funktionen, etwa der Navigation oder
dem Audiobereich. „Im Zuge der zunehmenden Fahrzeugvernetzung haben wir gemeinsam mit Volkswagen jedoch
längst begonnen, Automotive-HMI auch über das Fahrzeug
hinaus zu denken“, erklärt Julia Ahlers, die von Beginn an
mit an Bord war und mit ihrem Businessteam HMI Konzepte
und Systementwicklung das Thema bei Carmeq begleitet. „Fahrzeugfunktionen sind heute an unterschiedlichen Punkten,
den sogenannten Touchpoints, erlebbar: im Auto selbst, zu
1.2015 meilenstein
Hause am PC und unterwegs auf dem Smartphone oder dem
Tablet. Aus Sicht des HMI ergeben sich dadurch immense
Veränderungen.“
Um diese Herausforderungen im Einzelnen besser zu verstehen, lohnt ein Blick auf die verschiedenen Touchpoints, die
jeweiligen Zugänge zum System. Wer sich etwa mit dem Informations- und Entertainmentangebot innerhalb des Fahrzeugs beschäftigt, muss eine eiserne Regel berücksichtigen:
Fahrsicherheit geht vor – die Bedienung von Funktionen,
die nicht zur Fahraufgabe gehören, ist sekundär. Entsprechend sind alle Konzepte und das Design auf die Benutzung
im fahrenden Auto ausgelegt. Aus diesem Grund wird ständig an der Verbesserung des Infotainmentsystems und des
Infodisplays, das durch das Lenkrad zu sehen ist, gearbeitet.
Wichtig ist dabei stets auch die Arbeit von Psychologen, die
Nutzerstudien durchführen, um mit Probanden Bedienkonzepte zu überprüfen. „Derartige Tests sind entscheidend“,
erklärt Julia Ahlers. „Wir müssen ja wissen, ob Kunden mit
den Funktionen klarkommen und sie ohne Probleme auch
während der Fahrt bedienen können.“ – Je näher eine Informationsquelle ins natürliche Blickfeld des Fahrers rückt,
desto besser und sicherer. Seit Herbst 2014 gibt es im neuen Passat ein frei programmierbares Kombiinstrument, auf
das der Fahrer ausgewählte Funktionen vom Infotainmentsystem des Fahrzeugs in sein Sichtfeld rücken kann. Neben
der Navigation kann er sich wahlweise Angaben zur Musik,
seine letzten Anrufe, Fahrzeugdaten wie Verbrauch oder Reifendruck, Fahrerassistenzsysteme und so einiges mehr anzeigen lassen – bequem vom Lenkrad aus gesteuert.
Digitales Armaturenbrett
Rund zwei Jahre arbeitete eine Projektgruppe von Carmeq
im Rahmen von Arbeitspaketen für Volkswagen Design
5
TITEL
an diesem ersten ausschließlich digitalen Armaturenbrett.
Hierfür lag der Aufgabenschwerpunkt für das Team von
Carmeq beim sogenannten Motion Design, der Animation.
Für alle Beteiligten war die Versuchung der vielen Darstellungsmöglichkeiten zunächst sehr groß. Doch bald stellten
sich zentrale Fragen: Wie gestalten wir den Übergang von
der analogen Anzeige zur digitalen? Welche klassischen Elemente brauchen wir? Wie gelingt zudem die optische Angleichung an das Infotainmentsystem – und die Synchronisierung auf der technischen Ebene? Das HMI-Team von Carmeq
fand gemeinsam mit Volkswagen die Antworten, gestaltete
Bedienkonzepte, präsentierte Animationen und erarbeitete
Simulationen, die dann vor Ort in Wolfsburg in Prototypen
mit Lenkrad und Gaspedal zusammen mit Volkswagen getestet wurden.
Das Ergebnis im neuen Passat beeindruckt: Tachometer
und Drehzahlmesser werden zu Beginn der Fahrt volldigital eingeblendet. Hinzu kommen je nach gewähltem Modus
Infografiken wie Verbrauch oder Kilometerstand, die sich
optional im Inneren des Tachos und des Drehzahlmessers
anzeigen lassen. Innerhalb der runden Armaturen erscheinen je nach Modus der Kilometerstand, Verbrauchsdaten,
Angaben zu den Fahrerassistenzsystemen oder auch zur Navigation. Alle Bewegungen wurden dynamisch und fließend
gestaltet, die klassischen Armaturen bleiben gut erkennbar,
werden jedoch aufgelockert. Auf der Fläche zwischen Tacho
und Drehzahlmesser lässt sich neben der Menüführung auch
die Navigation einblenden. Für die Großdarstellung rücken
Tacho und Drehzahlmesser leicht auseinander, bleiben aber
immer gut zu sehen. Mit Blick auf die Kundengruppe ist die
Verbindung aus klassischem Look und digitaler Darstellung
optimal gelungen.
Teamübergreifende Zusammenarbeit
Doch längst geht das Bedienerlebnis über In-Car-Geräte hinaus. Spätestens mit deren optionaler Konnektivität ergeben
sich Verbindungen zu PC, Tablet und Smartphone. Das Team
von Julia Ahlers konzipiert, designt und entwickelt Anwendungen für diese Touchpoints, auch in enger Zusammenarbeit mit anderen Teams, nach Bedarf etwa mit dem Team
Multimedia-Integration von Alexander Aurich oder Navigation
und Online Dienste von Jürgen Schönig. Gemeinsam unterstützen sie den Volkswagen-Konzern bei querschnittlichen
Aufgaben, etwa für das Car-Net-Webportal. Anders als im
Auto hat der Nutzer zu Hause am Rechner Zeit und die volle
Aufmerksamkeit. Am PC oder Laptop können Kunden ihre
Fahrten vor- oder nachbereiten. Dank des großen Displays
lassen sich etwa die sogenannten „Points of Interest“ (POI)
planen und direkt ins Navi exportieren. Durch die vernetzten Online-Dienste gibt es beispielsweise im neuen e-Golf
noch andere praktische Informationen, die sich bequem
von zu Hause aus abrufen lassen: Habe ich den Wagen abgeschlossen? Brennt am Auto noch Licht? Und – sehr praktisch
in der Großstadt – wo habe ich das Auto eigentlich gestern
abgestellt? Das Portal gibt in Sekundenschnelle Antwort.
Carmeq begleitete Volkswagen bei der HMI-Entwicklung
solcher vernetzten Car-Net-Webportale von Anfang an. Diese
Website ist anders als herkömmliche Internetseiten des Vertriebs, welche in der Vergangenheit vor allem zur Kundeninformation und der Konfiguration von Neuwagen dienten.
Die Komplexität steigt stetig, denn mit den Car-Net-Portalen
wuchs die Seite zu einem Serviceportal mit enger Anbindung
an das Fahrzeug und an die In-Car-Geräte. Das HMI-Team von
Carmeq bringt im Entwicklungsprozess die richtigen Leute
zusammen, klärt Detailfragen, etwa zu Grafik und Darstellung, und versetzt sich immer wieder in die Position des Nutzers. Zudem begutachtet es die Entwicklung durch Zulieferer
und übernimmt im Auftrag von Volkswagen die mitunter
komplexe Abstimmung mit ihnen. Entscheidend ist, dass ein
User bei jeder Funktion – beispielsweise beim Batterie-Lademanagement oder bei der ferngesteuerten Klimatisierung
des Wagens – intuitiv versteht, welche Anwendungen und
Darstellungen im Webportal und im Auto zusammengehören, selbst wenn Schriften, Farben oder Formen sich womöglich unterscheiden. Auch müssen die Übergänge von einem
Touchpoint zum anderen stimmen, wenn Eingaben am Rechner via Internet an das Fahrzeug gesendet und dort vom Nutzer ausprobiert werden, etwa Fahrziele für die persönliche
Navigation.
Übergreifende Nutzerstudien und Prototyping
Auch bei der Weiterentwicklung des Webportals sind Usability-Studien hilfreich. Carmeq ist durch seine Prototyping-Kompetenz in der Lage, Funktionen und Interfaces
frühzeitig darzustellen und Volkswagen bei Bedarf auch medienübergreifend Anwendungen im direkten Vergleich zu
präsentieren und für Kundenbefragungen bereitzustellen.
Das hilft zum Beispiel bei der Frage, ob die Grafiken zum
Ladestatus des e-Golf sowohl in 2D als auch in 3D wiedererkennbar sind. Immer wieder überdenkt man die Konzepte
und stellt für seinen Kunden sicher, dass alle gewünschten
Funktionen sowohl im Portal als auch im Wagen optimal
nutzbar sind.
Bequemer Zugang: Zuhause am Rechner können Nutzer via Car-Net-Webportal in aller Ruhe Fahrten vor- oder nachbereiten.
6
meilenstein 1.2015
Gut vernetzt: Mit dem Smartphone und der passenden App
lässt sich das Fahrerlebnis noch steigern.
In Zeiten wachsender Mobilität kommt auch Tablets und
Smartphones eine immer größere Bedeutung zu – und mit
ihnen den Apps und deren Entwicklung. Schon lange sind sie
viel mehr als nur ein Schmankerl mit Unterhaltungswert –
im Gegenteil. Sie stellen eine gute Option für innovative Services dar, die auch schon mal etwas kreativer oder unkonventioneller ausfallen dürfen als Anwendungen im Fahrzeug.
Carmeq ist in diesem Bereich gut aufgestellt.
ner.“ - App für Volkswagen und die Performance App für
Škoda. Carmeq sorgte dafür, dass die Kontexte im Fahrzeug-Infotainment und die Apps auf dem Smartphone sowohl optisch
als auch von der Bedienung her zusammenpassen. Dazu ist
Wissen über die Bedienphilosophien sowohl im Fahrzeug als
auch auf den verschiedenen Smartphone-Systemen nötig.
Beispielsweise müssen Bedienflächen und Texte im Fahrzeug
wesentlich größer sein als auf dem Smartphone, damit diese
während der Fahrt bedient werden können.
App-Entwicklung im Ausbau
Gute Beispiele für Apps mit Serienkonzeption und -design
durch Carmeq sind zum Beispiel die „Think blue. Trai-
Trotzdem soll das Look & Feel für den Nutzer auf beiden Systemen einheitlich wirken. Beim „Think Blue. Trainer.“ liefert
die Serienfunktion im Fahrzeug die Daten, die dann in 1.2015 meilenstein
7
TITEL
TITEL
Service-Design-Prozess
AUSARBEITUNG / DESIGN
IDEENFINDUNG / GROBKONZEPTION
RECHERCHE WORKSHOP WORKSHOP
IDEEN
MARKT ETC.
AUFBEREITUNG/ VERFEINERUNG
CQ INTERN
KICK-OFF
ENTSCHEIDUNG
ANALYSE
IM DETAIL
TOUCHPOINT
ANALYSE
FEINKONZEPTION
VERSCHIEDENE CHANNELS
IMPLEMENTIERUNG
VORGABEN
AN KONZEPT & DESIGN
DESIGN UND IMPLEMENTIERUNG CHANNELS
FEIN-KONZEPT DESIGN IMPLEMENTIERUNG
CAR
SERVICE IDEE 1
?
SERVICE IDEE 2
!
CAR
APP
WEB
WEB
.. .
SERVICE IDEE 3
RELEASE
APP
BUSINESS CONCEPT
ENTWICKLUNG
.. .
AGILER PROZESS
Kunde im Fokus: Von der ersten Idee bis zur fertigen Implementierung bietet der Service-Design-Prozess ein konsistentes
methodisches Rahmenwerk. Es orientiert sich bei der Entwicklung von Funktionen und Bedienoberflächen passgenau am Nutzer.
der App auswertet werden – in diesem Fall, wie umweltbewusst der Fahrer unterwegs ist. Als Mehrwert und sinnvolle
Ergänzung der Serienfunktion kann der Fahrer mittels App
auf dem Handy eine Fahrauswertung sowie ein Spritspartraining aufrufen.
Ähnlich funktioniert die Performance-App von Škoda: Diese
nutzt Fahrzeugdaten wie Geschwindigkeit, Gaspedaldruck,
Beschleunigung und Drehzahl via Fahrzeug-WLAN sowie
GPS-Angaben, um dem Fahrer während der Fahrt direkt im
Infotainment einen schnellen Überblick über seine Fahrperformance zu geben. Nach der Fahrt werden die Daten
im Smartphone detailliert aufbereitet und in einer Kartendarstellung via Google Maps visualisiert. Messwerte lassen
sich individuell speichern, vergleichen oder auf Wunsch
mit anderen Fahrern teilen. So wird jedes Interface seinem
Zweck entsprechend genutzt – in Funktion, HMI und Design. Unterm Strich wird das Fahrerlebnis damit noch greifbarer. Für die Performance-App hat Carmeq nicht nur Bedienkonzept und Design erarbeitet, sondern auch die Serienentwicklung und das abschließende Testing übernommen.
Hier funktioniert die Arbeitsteilung reibungslos: Während
das Team von Julia Ahlers Apps schwerpunktmäßig für Apple
iOS entwickelt, erstellt das Team um Alexander Aurich seit
Jahren Anwendungen in Android. „Beide Teams arbeiten eng
und vernetzt miteinander“, erklärt Alexander Aurich. „Konzepter, Designer und Entwickler kommen schon recht früh
zusammen und stimmen insbesondere in der gemeinsamen
Serienentwicklung alles auf die jeweiligen Betriebssysteme
8
ab.“ Dieses integrierte Arbeiten stellt sicher, dass am Ende
Produkte entstehen, die technisch bestens abgestimmt sind
und außerdem ein harmonisches Zusammenspiel zwischen
System und Nutzer ermöglichen.
Die Performance-App steht nun für den Škoda Fabia im Apple
Appstore und im Google PlayStore zum Download zur Verfügung. Weitere Beispiele für die App-Entwicklung bei Carmeq
sind die Škoda Motorsound App, die Volkswagen-Infotainment-App für Quicar und eine geplante neue Version von Media Control. Letztere ermöglicht den Zugriff auf das Infotainment auch für Passagiere im Fond, per App auf Smartphone
oder Tablet. Mehr zu beiden Anwendungen auf Seite 13.
Alle Touchpoints sind heute miteinander vernetzt: Apps
und Infotainment-System sind aufeinander bezogen; auch
eine Car-Net-App gibt es bereits, deren Inhalte wiederum
mit denen des Webportals abgestimmt sind. Immer wichtiger wird es, Bedienvorgänge auf allen Devices als Kundenerlebnis durchgängig und homogen zu gestalten. Dabei stellt
sich bloß die Frage: Portale, Vernetzung, MirrorLink®, allseitige Bedienbarkeit einerseits, viele Teams und Abteilungen,
Zulieferer und unterschiedliche Standorte andererseits – müssen sich da nicht auch Entwicklungsprozesse ändern, wenn
Anforderungen und Zusammenhänge immer komplexer
werden? Im Klartext: Wie gelingt es, statt einer Funktion den
Kunden mit seinen Bedürfnissen, Alltagssituationen und Erlebniswelten in den Mittelpunkt eines effizienten Entwicklungsprozesses zu stellen?
meilenstein 1.2015
Service-Design-Prozess als neues Rahmenwerk
Diesen Fragen geht das HMI-Team von Carmeq nach. Als
methodisches Rahmenwerk, das für den Nutzer das konsistente Erleben im und um das Auto erzeugt, gilt hier der sogenannte Service-Design-Prozess (siehe Schaubild). Von der
Ideenfindung bis zu ihrer Implementierung verbindet dieser
Ansatz zwei entscheidende Prämissen: den Fokus auf passgenaue Produkte und Dienstleistungen zu legen und für deren
Umsetzung von Beginn an alle Beteiligten ins Boot zu holen.
Mit Workshops, Entscheidungs- und Überarbeitungsphasen
werden Ideen immer weiter verfeinert. Dann erst werden
Konzepte und Designs für die einzelnen Touchpoints umgesetzt, getestet und schließlich implementiert. Vorteile dieses
Prozesses: Die Konsistenz der Bedienkonzepte und Interfaces
der verschiedenen Touchpoints wird sichergestellt, da alle
auf der gleichen Basis aufsetzen. Alle Projektverantwortlichen sind eng miteinander verzahnt, sie können flexibel und
schnell auf Veränderungen reagieren. Wenn etwa eine Teilfunktion einer neuen App geändert werden muss, ist eine
Angleichung des Services im Webportal oder für die Interfaces im Fahrzeug sofort umsetzbar – alle sind immer auf dem
Laufenden.
tische nutzerzentrierte und Touchpoint-übergreifende
HMI-Entwicklung.“ Die nächste Herausforderung wartet bereits – mit der zunehmenden Verbreitung von Smartwatches.
Carmeq hat für einige Modelle bereits prototypisch Funktionen und das dazu passende HMI umgesetzt, zuletzt zu
sehen im Januar auf dem Volkswagen-Stand der Consumer
Electronics Show in Las Vegas. Dort wurde unter anderem
das Fahrerassistenzsystem „Trained Parking“ mithilfe einer
Smartwatch-App eindrucksvoll vorgeführt. Sozusagen aus
dem Handgelenk werden sich womöglich schon bald andere
Funktionen fernbedienen lassen. Und auch die Bedienung an
der Smartwatch wird zukünftig mit den anderen Interfaces
zusammenpassen. Carmeq empfiehlt sich hierfür als kompetenter Ansprechpartner mit einem breiten Leistungsspektrum über alle Touchpoints hinweg.
Ansprechpartner bei Carmeq:
Dr. Geerd Anders, Bereichsleiter Architektur und Technologien
Bei Carmeq ist man sich jedenfalls sicher: „Apps, Webportale und das HMI im Fahrzeug gehören in Zukunft
untrennbar zusammen“, bestätigt Geerd Anders, Leiter
des Bereichs Architektur und Technologien. „In unseren Businessteams etablieren wir den Service-Design-Prozess Schritt
für Schritt und legen so die Grundlage für eine systema-
1.2015 meilenstein
Julia Ahlers, Leiterin Businessteam HMI Konzepte
und Systementwicklung
Alexander Aurich, Leiter Businessteam Multimedia-Integration
Jürgen Schönig, Leiter Businessteam Navigation
und Online Dienste
9
TITEL
TITEL
Neue Wege
für die Branche
Wenn aus guten Ideen und Entwicklungen innovative Produkte werden sollen, ist das
Team Entwicklungs- und Produktmanagement bei Carmeq der richtige Ansprechpartner.
D
ie Fahrzeugindustrie ist im Umbruch. Über Jahrzehnte
war das Kerngeschäft der Hersteller, Autos zu bauen
und sie zu warten. Doch die Zeiten und vor allem die Kunden ändern sich: Autokäufer haben bislang ihren Neuwagen
im Autohaus konfiguriert und gekauft und anschließend
viele Jahre unverändert genutzt. Heute sorgen Online-Handel, Vernetzung in allen Lebensbereichen, Car-Sharing und
ein gestiegenes Umweltbewusstsein für neue Ansprüche.
Längst ist es für die Branche Zeit, über erweiterte Geschäftsmodelle nachzudenken. Wie diese aussehen könnten, welche Herausforderungen damit verbunden sind und wie diese
zu bewältigen sind, damit beschäftigt sich bei Carmeq das
Businessteam Entwicklungs- und Produktmanagement unter der
Leitung von Klaus Alisch.
Wege zum Kunden
Mit rund 30 Mitarbeitern ist das Team in Wolfsburg, Ingolstadt, Stuttgart und zum großen Teil in Berlin vertreten.
Seine Aufgabe bei Volkswagen ist es, konzern- und bereichsübergreifend die Möglichkeit neuer Produkte in der Elektrik und Elektronik zu analysieren und zu bewerten und
deren Umsetzung gemeinsam mit den Fachabteilungen voranzutreiben. „Durch unsere Arbeit erreichen wir ein besseres Verständnis der Wünsche und Bedürfnisse heutiger
und zukünftiger Autokunden“, erklärt Klaus Alisch. „Eine
Expertise, die der Hersteller dringend benötigt. Denn heutzutage übernehmen Importeure und Händler den Verkauf,
selbst die Wartung erledigen Dritte. Sie alle sind heute näher am Kunden als die Hersteller.“ Mit der Unterstützung
von Carmeq konnte der Volkswagen-Konzern bereits innovative neue Produkte in die Produktpalette aufnehmen. So
lassen sich bei aktuellen Modellen, wenn die notwendige
1.2015 meilenstein
Hardware-Ausstattung vorhanden ist, zum Beispiel Navigationsfunktionen oder Fahrerassistenzsysteme wie die
Müdigkeitserkennung auch nachträglich noch kaufen und
aktivieren.
Mit der Idee eines eigenständigen Softwarevertriebs waren die Produktmanager von Carmeq vor einigen Jahren
an Volkswagen herangetreten. Inzwischen verantwortet
Carmeq das Thema konzernweit. Der Handel mit den neuen Features bringt beiden Seiten Vorteile: Der Kunde kauft
die Plattform und die aktuell benötigten Funktionen. Alle
weiteren Funktionen sind bereits in den Fahrzeugen integriert und lassen sich auf Wunsch aktivieren. Dazu wird die
Anwendung für den Kunden einfach in der Werkstatt freigeschaltet. Und Volkswagen profitiert ebenfalls: Mit diesem
Modell lassen sich später Funktionen verkaufen, deren Erwerb beim Fahrzeugkauf das Budget des Kunden zunächst
überschritten hätte. Auf diesem Weg steht der Hersteller
wieder in direktem Kontakt mit seinem Kunden und kann
sich Rückmeldungen holen sowie auf Wünsche reagieren.
Fahrzeug als Plattform
„Wir beobachten die Entwicklungen in anderen Industrien,
analysieren Marktstudien und diskutieren intensiv mögliche Szenarien“, erklärt Klaus Alisch. „Apple zum Beispiel
hat mit dem iPhone das Kriterien-Set der Käufer massiv verändert – etwa mit dem Touch-Screen und mit nachladbaren
Funktionen. Die Vielzahl von Diensten und Apps, die heute
für viele Menschen von großem Nutzen sind, entstanden
erst in der Folge. Etablierte Player wie Nokia, die diese Entwicklung nicht ernstgenommen haben, hatten schon bald
das Nachsehen.“ Wenn neue Spieler wie Apple, 11
ENTWICKLUNG
Fahrvergnügen
Individuelle Mobilitätsanforderungen
Ökologische Mobilität
Soziale Vernetzung
Informationsbedürfnisse
Autohaus
Kanäle
Kundenwünsche
Neue Kundenbedürfnisse erfordern neue Angebotskonzepte
Autohaus
In-Car
Smartphone
Fahrzeug und erweitertes Angebot
Fahrzeug
Angebot
(Online-Infotainment, Software als Produkt,
In-Car-Office, Online-Fernwartung)
gegenwärtiges Geschäftsmodell
mögliches zukünftiges Geschäftsmodell
„Fahrzeugverkauf“
„Vernetzte Mobilität“
Google oder Tesla in das Geschäft mit der Mobilität einsteigen, gehe es nicht darum, dass diese Unternehmen kurzfristig Autos in großen Stückzahlen bauen. Vielmehr seien sie
in der Lage, die Marktregeln für alle Anbieter binnen kurzer
Zeit so zu verändern, dass nur eine schnelle und flexible Anpassung an die neuen Bedingungen weiterhin eine führende
Marktposition sicherstelle.
Vom Smartphone-User auf den Fahrzeugbesitzer übertragen, heißt das: Das Auto wird zur gut ausgestatteten Hardware-Plattform, für die sich der Kunde ganz nach Bedarf seine Funktionen und Dienste selbst freischaltet – auf Wunsch
auch nur temporär. Wer beispielsweise in der Heimat sehr
gut ohne Navi auskommt, für den Sommerurlaub im Ausland aber Orientierung wünscht, mietet sich die Navigation
dazu – ähnlich wie ein Digitalabo einer Tageszeitung. Oder
er nimmt gleich das Vier-Wochen-Reisespecial, zusätzlich
mit Müdigkeitserkennung und Stau-Assistent. Auf die Idee,
Software zu vermieten, sind auch die großen Hersteller
Microsoft und Adobe gekommen. Die Kunden schätzen neben den überschaubaren Preisen, dass Funktionen geräteübergreifend an ihre Person gebunden sind. Das schafft
Vertrauen und senkt Hemmschwellen, etwa bei preiswerten
oder sogar kostenfreien Testabos für neue Produkte.
Ideen müssen passen
Die Produktmanager von Carmeq verfolgen nicht nur Trends
und denken sich neue Features aus. Der Hauptteil ihrer Ar-
12
WebPortal
beit besteht darin, parallel zur Entwicklung der Funktionen
an den zugehörigen internen Prozessen und Geschäftsmodellen zu arbeiten. Dabei gilt es, Geschäftsideen – wie etwa
die oben beschriebene Funktionsfreischaltung – den bestehenden Modellen wie Fahrzeugverkauf und -leasing anzupassen. Bevor eine neue Idee zu einem erfolgreichen Produkt werden kann, müssen außerdem die Voraussetzungen
über den gesamten Lebenszyklus von der Entwicklung über
die Produktion bis zu Verkauf und Wartung stimmen. Dazu
überprüft das Carmeq-Team mit seinen Ansprechpartnern
die Prozessebene: Welche Herausforderungen sind hier zu
erwarten? Was muss geändert oder angepasst werden? Das
Gleiche gilt für die Organisation: Wenn ein Kunde zum Beispiel ein Feature schon für 10 Euro mieten kann, sollten die
Kosten für den Vertrieb nicht bei zusätzlichen 50 Euro liegen. Zukünftig geht es somit auch um neue Vertriebswege,
etwa eigene Online-Stores mit bequemer Autorisierung und
Freischaltung. „Wir sprechen mit allen im Konzern. Jede Abteilung kennt ihr Fachgebiet selbst am besten“, erklärt Klaus
Alisch. „Gemeinsam finden wir heraus, was wir tun müssen,
damit sich ein neues Geschäftsmodell wie erwartet entwickeln kann.“ Ansprechpartner bei Carmeq:
Klaus Alisch, Leiter Businessteam Entwicklungs- und
Produktmanagement
meilenstein 1.2015
Aus der zweiten Reihe
Das zukünftige Rear-Seat-Entertainment von VW: Die App
„Media Control“ wird durch Carmeq weiterentwickelt.
N
eu von Volkswagen und erstmals
im Sonderausstattungsangebot
für den Passat ist seit vergangenem
Herbst „Volkswagen Media Control“.
Mit der Anwendung können die Passagiere aus dem Fond bequem ihr
Musikprogramm auswählen und via
WLAN auf weitere Funktionen der Infotainment-Systeme „Discover Media“
und „Discover Pro“ zugreifen. Auch
lassen sich Ziele aus dem Adressbuch
des eigenen Tablets auf das Navigationsgerät übertragen. Um das eigene
Smartphone oder Tablet als Fernbedienung einsetzen zu können, müssen
1.2015 meilenstein
sich Mitfahrende lediglich die App
herunterladen.
Weiterentwicklung nach Plan
Doch längst wird bei Volkswagen und
Carmeq schon an einem Upgrade gearbeitet. Das Businessteam Multimedia-Integration um Alexander Aurich
ist an der Weiterentwicklung der App
maßgeblich beteiligt. „Die Erweiterung wird noch um entscheidende
Funktionen angereichert“, erklärt
Alexander Aurich. „Sie konnte bereits
erfolgreich im Rahmen einer Pressepräsentation vorgeführt werden.“ Bis-
lang lassen sich aus dem Fond hauptsächlich Funktionen steuern, die
bereits im Infotainment-System des
Wagens vorliegen. Der Nutzer kann
nur wenig nach hinten aufs eigene
Tablet holen. Das neue System soll die
Möglichkeit bieten, Medieninhalte
zwischen hinten und vorn auszutauschen und diese übergreifend über
alle Touchpoints simultan zu steuern.
Auch ermöglicht es ein integrierter
MediaPlayer in Zukunft, simultan Filme auf allen Geräten abzuspielen, der
Ton kommt auf Wunsch über das Audiosystem des Fahrzeugs. Dank WLAN
kann außerdem auf alle Daten, auch
auf alle freigegebenen Smartphones
an Bord, zugegriffen werden. Auf
die gar nicht so einfache synchrone
Wiedergabe von Ton und Bild auf den
verschiedenen Geräten ist das Team
für Multimedia-Integration besonders
stolz. Einmal mehr hat sich dabei die
standortübergreifende Zusammenarbeit in Berlin und Wolfsburg bewährt,
wobei das Wolfsburger Büro für eine
nahtlose und dynamische Kooperation mit Volkswagen gesorgt hat.
Optionale Sperre
An die Familie wird dabei auch gedacht: Die Bedienung der neuen App
lässt sich für die hinteren Sitze von
vorn sperren. So können Kinder, auch
dank innovativer Halterung, in Ruhe
Filme schauen und greifen nicht weiter ins Geschehen ein. Mit freigegebener Bedienung haben Fahrgäste
aus der zweiten Reihe aber zukünftig
freie Hand und vielfältige Kontrollund Einflussmöglichkeiten auf das
Fahrzeuginfotainment. Ansprechpartner bei Carmeq:
Alexander Aurich, Leiter Businessteam
Multimedia-Integration
13
TITEL
TITEL
Ein Wink genügt:
Gestensteuerung im
Fahrzeug
Mithilfe von Handbewegungen sollen sich Funktionen in Fahrzeugen zukünftig steuern lassen.
Damit das reibungslos läuft, arbeiten die Experten bei Carmeq interdisziplinär zusammen.
G
ewischt, gezogen und angetippt wird bereits seit einigen Jahren auf Smartphones oder Tablet-Computern.
Hierfür haben sich bestimmte Handbewegungen etabliert,
die wir heute ganz selbstverständlich verwenden. Aber
wie verhält es sich, wenn wir gar keine Oberfläche mehr
berühren müssen, sondern per Geste in der Luft unsere
Klimaanlage im Auto steuern oder einen Musiktitel auswählen können? Seit rund drei Jahren forscht ein Projektteam bei Carmeq an der Gestensteuerung und untersucht,
wie mittels Handbewegung Fahrzeugfunktionen ausgeführt werden können.
Magische Momente im Fahrzeuginnenraum:
Gestenbedienung auf dem Vormarsch.
Ganz konkret befasst sich das Team „Automotive Gestures / Multimodale Bedienung“ mit Funktionen, die sich
per Geste bedienen lassen. Sie betreffen verschiedene
1.2015 meilenstein
Entwicklungsbereiche, beispielsweise die Steuerung von
Funktionen im Fahrzeug, wie Infotainment, Temperatur
und Licht. Aber auch die Frage, wie sich in Zukunft per
Handzeichen ein Taxi heranrufen lässt, wenn alle Autos
selbstständig auf den Straßen unterwegs sind, wurde im
Rahmen einer Roadmap für Gestenbedienung betrachtet.
Interdisziplinarität als Schlüssel
Schnell wurde im Projekt klar, dass Gestensteuerung ein
interdisziplinäres Feld ist, bei dem neben dem Wissen aus
dem HMI-Bereich auch eine Reihe anderer technischer
Kenntnisse wichtig sind, etwa wenn es um die Anbindung
von Sensoren geht. Von Anfang an arbeiteten deshalb Experten aus den Carmeq-Teams HMI Konzepte und Systementwicklung sowie Fahrerassistenzfunktionen 3 zusammen. 15
TITEL
Gemeinsam nahmen sie unter die Lupe, bei welchen Funktionen die Gestensteuerung für den Fahrer sinnvoll ist.
Gleichzeitig behielten sie immer im Blick, was sich technisch tatsächlich umsetzen lässt.
Zunächst machte sich das interdisziplinär besetzte Carmeq-Team daran zu untersuchen, welche Gesten sich für
die Bedienung im Auto grundsätzlich eignen. Dabei befassten sich die Mitarbeiter unter anderem damit, wie häufig
bestimmte Gesten verwendet werden und welche interkulturellen Differenzen es gibt – denn nicht jede hierzulande
unverfängliche Handbewegung ist auch in einem anderen
Land harmlos. Außerdem setzten sie sich mit der Gestenerkennung auseinander, also welche Bewegungen eindeutig von den Sensoren als Befehle registriert werden. Eine
Herausforderung war es somit, mögliche Fehlbewegungen
zu erkennen, um die Sensoren entsprechend programmieren zu können.
Das Projektteam entwickelte Prototypen, die während des
Prozesses immer wieder mit potenziellen Nutzern des Systems getestet wurden. Hierbei ging es darum, mögliche
Fehlerquellen oder Risiken vorab weitestgehend auszuschließen. Wenn der Fahrer beispielsweise Bewegungen
vor Sensoren in der Mittelkonsole ausführt, sollten Schalt-
Erprobung und Evaluierung von Gesten am Gestendemonstrator.
TITEL
hebel oder Handbremse nicht im Weg sein. Der weitaus
wichtigste Aspekt bei der Gestensteuerung: Kein Befehl
darf den Fahrer vom Verkehr ablenken, sondern alles soll
gefahrlos nebenbei funktionieren. Gleichzeitig kommt es
darauf an, dass die Gesten intuitiv und selbsterklärend
sind, da Nutzer im Allgemeinen nicht akzeptieren, für
eine Steuerung spezielle Bewegungen lernen zu müssen.
Erweiterung zur multimodalen Bedienung
Neben Kundenprojekten lief die interne Konzeptarbeit
weiter. In diesem Rahmen ergänzten die Mitarbeiter die
Gestensteuerung um zwei weitere Module: Sprachbefehle und Eyetracking, also die Möglichkeit, per Augenbewegung Funktionen zu steuern. Alle drei Optionen
wurden unter dem Begriff „multimodale Bedienung“ zusammengefasst. Was multimodale Bedienung konkret in
der Anwendung bedeutet, lässt sich anhand des Prototypen „M3I“ von Carmeq erleben: Bei der Bedienung des
Drei-Modalitäten-Infotainments können Sprache, Gestik
und Blick eingesetzt werden. Wie dies am besten funktioniert und wie die einzelnen Befehlsmöglichkeiten aufeinander abgestimmt sein sollten, untersuchte auch eine
studentische Mitarbeiterin aus der Projektgruppe. Im Rahmen ihrer Masterarbeit stellte sie sich unter anderem die
Fragen, wann es sinnvoll ist, Sprachsteuerung für die Be-
Bei der Bedienung des Prototypen „M3I“ (3-Modalitäten-Infotainment) können Sprache, Gestik und Blick eingesetzt werden.
fehlseingabe einzusetzen, oder für welche Funktion sich
Eyetracking besser eignet. Zudem befasste sie sich damit,
wie groß Sensor-Flächen in jedem Fall sein müssen, damit
die Blickerkennung funktioniert.
Grundlegende Fragen vorab zu beleuchten, ist wichtig,
denn nicht jede Modalität – und damit die Verwendung
teurer Sensoren – eignet sich für alle Bereiche im Auto. Für
primäre Fahrfunktionen wie Lenken oder Bremsen taugen Gesten beispielsweise nicht. Aber für einzelne Funktionen bei der Bedienung von Infotainment-Geräten sind
die ferngesteuerten Befehle bestens geeignet. So könnte
beispielsweise per Handbewegung ein Telefonanruf entgegengenommen oder die Audiolautstärke reguliert werden.
Auch wäre es denkbar, das Innenlicht mit einem Wisch zu
dimmen oder die Temperatur zu regulieren.
Gestensteuerung auf dem Vormarsch
Momentan streben die Mitarbeiter des Innovationsprojekts Lösungen an, bei denen Blickerkennung und Gesten
kombiniert werden: Wenn etwa der Blick über die Konsole schweift und einen bestimmten Punkt fixiert, wird das
dort verortete Menü aktiviert und könnte dann kontextsensitiv mit Gesten bedient werden. „Wir forschen intensiv, denn die Gestensteuerung ist in vielen Technikberei-
1.2015 meilenstein
chen auf dem Vormarsch“, bestätigt Julia Ahlers, Leiterin
des Businessteams HMI Konzepte und Systementwicklung,
das bei Carmeq hauptverantwortlich für das Thema ist.
„Unser Ziel ist es, zukünftig nicht nur einzelne Geräte
mit Sprach-, Bewegungs- oder Blickbefehlen zu lenken,
sondern im gesamten Fahrzeug die Bedienung einfacher
Funktionen leichter steuern zu können.“ Ansprechpartnerin bei Carmeq:
Julia Ahlers, Leiterin Businessteam HMI Konzepte
und Systementwicklung
17
SERIE
e-up! mit App
Beim neuen Carsharing-Konzept für Elektrofahrzeuge hat Carmeq zusammen mit VW
ein kleines Wunder vollbracht: eine App zu entwickeln, die nicht wie eine App aussieht.
C
arsharing erfreut sich stetig
wachsender Beliebtheit. N ach
dem erfolgreichen Start des Carsharing-Pilotprojekts Quicar mit Dieselfahrzeugen in Hannover (s. Infobox) geht es im Konzern inzwischen
um die Erforschung der noch umweltbewussteren E-Mobilität: Im Rahmen
des bundesweiten Förderprogramms
„Schaufenster Elektromobilität“ stellt
Volkswagen Studenten und Mitarbeitern ausgewählter niedersächsischer
Hochschulen dazu versuchsweise eine
Flotte von 50 e-up! zur Verfügung.
Carmeq als bewährter Partner
Für dieses e-Carsharing-Projekt hat
Carmeq mit seinem Businessteam
Multimedia-Integration, die dazu nötige
Bedienoberfläche der Bordnavigation entwickelt. Neben der Navigation
wünschte sich der Kunde Interaktionsmöglichkeiten für den Abschluss
des Mietvorgangs im Auto, zudem ein
integriertes Anrufmodul zum Erreichen einer Hotline. Auch aus diesem
Grund hatte man sich bei Volkswagen
dazu entschlossen, für das Projekt
ein fest installiertes Smartphone zu
nutzen statt wie bisher ein Navi. Zudem ist die Auflösung des Smartphone-Touchscreens um einiges besser als
die von handelsüblichen Navis. Viele
Telefone sind heute außerdem in der
Lage, Chips via NFC-Nahfunktechnik zu erkennen: Diese sogenannte
NFC-Kennung kommt unter anderem
ins Spiel, wenn ein Nutzer sich abmelden will. Erst wenn Fahrzeugschlüssel und Tankkarte am vorgesehenen
Platz deponiert und vom Smartphone
erkannt werden, kann ein Fahrer aussteigen und den Mietvorgang beenden.
Zusätzlich wurde von Carmeq eine
interaktive Funktion integriert, die
den Nutzer dazu animieren soll, umweltfreundlich und energiesparend
zu fahren.
Herausforderung Smartphone-App
„Es wurde zunächst nach einem geeigneten Smartphone gesucht“, erläutert Alexander Aurich, Leiter des
Businessteams Multimedia-Integration,
das Vorgehen. „Die Anforderungen
in einem Fahrzeug sind extrem hoch.
Das Gerät muss ja bei – 20 Grad ebenso funktionieren wie bei 60 oder 70
Grad Hitze – eigentlich unmöglich.“
Als geeignet erwies sich in Machbarkeitsstudien am Ende dann aber doch
18
meilenstein 1.2015
CarsharingProjekte
ein Gerät: das Sony Xperia Z. Furore
macht dieses wasserdichte Smartphone in Youtube-Videos, in denen es in
einem Topf mit kochender Suppe landet – und danach trotzdem noch einwandfrei funktioniert.
Anspruchsvoll gestaltete sich auch
die App-Entwicklung: Navigation,
Anrufmodul, NFC-Kennung und das
neue Trainingsprogramm „BlueScore“ sollten als App entstehen. Aussehen sollte das Ganze aber nicht nach
Handy-Applikation, sondern durchgehend wie die Bedienoberfläche eines
Navis. Rund ein halbes Dutzend Multimedia-Profis beschäftigten sich ein
halbes Jahr lang intensiv mit Android,
bis aus dem Smartphone am Ende ein
ansehnliches Offl ine-Infosystem wurde, dem obendrein dank Extraverkabelung nicht so schnell der Strom ausgeht. „Wir haben vor allem in Sachen
1.2015 meilenstein
App-Entwicklung eine ganze
gelernt“, bestätigt Alexander
abschließend. „Davon werden
Kunden auch bei zukünftigen
ten profitieren.“
Menge
Aurich
unsere
Projek-
Ansprechpartner bei Carmeq:
Alexander Aurich, Leiter Businessteam
Multimedia-Integration
Quicar
Das Pilotprojekt von Volkswagen
läuft seit 2011. Zum günstigen
Tarif können sich Nutzer in Hannover einen von rund 300 Golf
TDI Bluemotion buchen. Carmeq
war ab 2010 an diesem Projekt
beteiligt und hat die Bedienoberfläche auf dem Radio-Navigationssystem und Kommunikationsprotokolle auf dem Backend
implementiert.
Think Blue. Carsharing
Um einiges umfassender ist das
Projekt „Think Blue. Share a
Volkswagen“, das der Konzern in
Zusammenarbeit mit mehreren
niedersächsischen Hochschulen
durchführt. 2013 wurde Carmeq
beauftragt, die Bedienoberfläche mit einigen Extras zu entwickeln. Alle Informationen
sollten dabei als App über ein
Smartphone laufen. Der Feldversuch startete zum Wintersemester 2014 / 2015.
19
TITEL
TITEL
Das Beste aus
zwei Welten
Virtuelle Verkehrssituationen vor Augen haben, aber dabei real Auto fahren: Mit dem Upgrade
der erfolgreichen Test- und Simulationsumgebung „Vehicle in the Loop“ ist Carmeq gemeinsam mit seinen Kooperationspartnern ein wichtiger Entwicklungsschritt gelungen.
H
erkömmliche Fahrsimulatoren verfehlten in der Vergangenheit oft ihr angestrebtes Ziel: Ging es eigentlich darum, den Probanden eine möglichst realistische
Verkehrssituationen erleben zu lassen, klappte dies nur
teilweise. Denn oftmals saßen die Probanden starr und unbeweglich in sogenannten Sitzkisten. Dabei sahen sie auf
einer Leinwand oder per Videobrille naturgetreue Simulationsszenarien, empfanden die dargestellte Fahrsituation
aufgrund der fehlenden Dynamik jedoch häufig als wenig
realistisch. Oder sie bekamen einen flauen Magen, weil der
Gleichgewichtsapparat streikte – die Simulatorkrankheit
oder „motion sickness“ hatte sie im Griff.
Ein neues Verfahren
Einen ersten wichtigen Schritt hin zu zuverlässigeren
Testumgebungen unternahm Audi 2008, indem der Fahrzeughersteller das Prinzip bisher eingesetzter statischer
Simulatoren mit den Vorteilen von realen Versuchsfahrten verband. Konkret muss die Versuchsperson seitdem
nicht mehr in einer Sitzkiste Platz nehmen, sondern kann
sich mit einem realen Versuchsfahrzeug auf einer großen Freifläche bewegen. Dabei wird ihr über eine Videobrille, ein sogenanntes Head-Mounted-Display, eine eigens
auf diese Freifläche angepasste virtuelle Simulationswelt
eingespielt. Gleichzeitig misst ein im Fahrzeug verbautes
1.2015 meilenstein
GPS-System die Bewegung des Fahrzeugs und überträgt
diese in die angezeigte Simulation. Somit ist es dem Fahrer
möglich, sich mit einem realen Fahrzeug und entsprechender Dynamik durch eine virtuelle Welt zu bewegen. Das
gesamte Fahrzeug ist also nun der Simulator. Da Carmeq
sich traditionell intensiv mit Fragen der Fahrerassistenz
und Simulation auseinandersetzt, erhielt Carmeq 2008
den Auftrag, das „Vehicle in the Loop“ (VIL) weiterzuentwickeln und im Konzern einzusetzen. Proband mit Head-Mounted-Display.
21
TITEL
INTERN
Merkmale des VIL
Die große Stärke des VIL liegt darin, dass es die Vorteile eines Simulators mit denen einer realen Versuchsfahrt verbindet. So ermöglicht das VIL ein hohes Maß an Kontrollierbarkeit und Reproduzierbarkeit bei gleichzeitig realistischem
Fahrerleben. Insbesondere kritische Situationen, etwa im
Kontext des Fußgängerschutzes oder bei Notbremsungen,
führen so beim Fahrer zu einem echten Gefahrenbewusstsein, ohne jedoch eine wirkliche Gefahr für ihn darzustellen. Eine Vielzahl unterschiedlichster Fahrszenarien können so nachgebildet und abgefahren werden. Zudem stimmt
im VIL, anders als im statischen Simulator, das wahrgenommene optische Bild mit den vom Körper empfundenen Bewegungen überein, was sich positiv auf die physische Verträglichkeit des VILs auswirkt.
VIL 2.0
Um dieses Fahrerleben weiter zu verbessern, hat Carmeq
2014, in Kooperation mit der Universität der Bundeswehr in
München, das Headtracking des VIL überarbeitet und weiterentwickelt. Dieses misst die Kopfbewegung des Fahrers
und zeigt ihm den seiner aktuellen Kopfposition entsprechenden Ausschnitt der Simulation an. Bislang beinhaltete
diese Messung eine gewisse Zeitverzögerung, die vom Fahrer
oftmals als störend wahrgenommen wurde, nun jedoch auf
ein für den Fahrer nicht mehr wahrnehmbares Maß reduziert werden konnte. Des Weiteren wurde die VIL-Software
in ADTF (Automotive Data and Time-Triggered Framework)
implementiert, was das Testen neuer Fahrzeugfunktionen
erleichtert, die Aufnahme relevanter Fahrdaten verbessert
und somit die Anwendbarkeit des VIL weiter erhöht. „Diese
hohe Anwendbarkeit des VIL macht es zu einem wertvollen
Werkzeug für unterschiedlichste Entwicklungsstufen und
Fachbereiche des Volkswagen-Konzerns“, bestätigt Thomas
Ziller, Leiter des Businessteams Fahrerassistenzfunktionen 3.
Das bezieht sich zum einen auf den Bereich der Entwicklung
und Absicherung von Fahrerassistenzsystemen, in dem das
VIL bereits mehrfach erfolgreich eingesetzt werden konnte,
beispielsweise im Rahmen von Kontrollierbarkeitsstudien.
Zum anderen sind aber auch Einsatzmöglichkeiten jenseits der klassischen Entwicklungsaufgaben denkbar, zum
Beispiel im Rahmen von Händlerschulungen, die auf diese
Weise auch kritische Assistenzsysteme realistisch erleben
können, um diese Erfahrung potenziellen Kunden weiterzuvermitteln. Um mit dem VIL auch zukünftig einen möglichst großen Kundennutzen generieren zu können, wird
es fortwährend in den Entwicklungsprozess integriert
und weiterentwickelt. Dies beinhaltet neben der Durchführung weiterer Studien und Projekte auch eine kontinuierliche Optimierung der technischen Komponenten,
weshalb Carmeq auch in Zukunft eine enge Kooperation
mit Partnern aus dem Konzern sowie der universitären
Forschung anstrebt.
Tester für die Mobilität von morgen
Seit dem 1. März 2015 gibt
es bei Carmeq ein weiteres
Team im Bereich der
Ansprechpartner bei Carmeq:
Thomas Ziller, Leiter Businessteam Fahrerassistenzfunktionen 3
Fahrerassistenzsysteme.
M
Virtuelles Stadtszenario.
22
Abbildung der virtuellen Welt auf die Freifläche eines Prüfgeländes.
meilenstein 1.2015
ithilfe von Simulationen und
modernsten Messtechniken testen sie das automatisierte Fahren bereits, bevor das Auto mit seinen Funktionen auf der Straße erprobt wird.
Stillstand ist bei Carmeq ein Fremdwort: Um ideal aufgestellt zu sein und
dem Bedarf am Markt gerecht zu werden, bündelt Carmeq seine Kompetenzen im Bereich Simulation und Absicherung von Fahrerassistenzsystemen
in einem neuen Team. Anfang März
dieses Jahres gründete sich die neue
und damit dritte Arbeitsgruppe im
Bereich Fahrerassistenzsysteme (FAS).
Leiter des Businessteams mit der offiziellen Bezeichnung „Fahrerassistenzfunktionen 3“ ist Thomas Ziller, der
zuvor als Standortleiter bei Carmeq
in Stuttgart tätig war. „Ich freue mich
darauf, mich gemeinsam mit meinen
neuen Kollegen den Herausforderun-
1.2015 meilenstein
gen im Bereich der FAS-Absicherung
zu stellen“, sagt der studierte Elektronik-Ingenieur.
Sein 17-köpfiges Team entwirft Testtools und Messtechniken für die Entwicklung von Fahrerassistenzsystemen. Mithilfe von Simulationen und
Messungen überprüfen die Mitarbeiter um Thomas Ziller, ob die neuen
Funktionen, die die beiden Businessteams Fahrerassistenzfunktionen 1 und
Fahrerassistenzfunktionen 2 entwickeln,
richtig im Fahrzeug implementiert
sind und einwandfrei funktionieren.
Hierbei geht es darum, in einer simulierten Welt bereits mögliche Fehlerquellen auszuschließen, ehe das
Fahrzeug real auf der Straße getestet
wird. Beispielsweise können nationale Unterschiede bei Fahrbahnmarkierungen oder Straßenbegrenzungen
simuliert und die Fahrerassistenzsysteme entsprechend angepasst werden. Derartige Vorabtests im Labor
ermöglichen Carmeq bereits im Vorfeld eine deutliche Kostenersparnis.
„Fahrerassistenzsysteme sind aktuell stark nachgefragt“, sagt Henning
Harbs, Leiter des Bereichs Funktionsentwicklung. „Unser Ziel bei Carmeq
ist es, diese Technologie weiter zu verbessern und zukünftig für die breite
Masse bezahlbar zu machen. Hierbei
helfen Simulationen und intelligente
Referenzmesstechnik wie Vehicle in
the Loop oder Carscope®.“
Teil des neuen Businessteams sind
unter anderem Software- und Systementwickler sowie Elektro-Ingenieure. Sie waren zuvor in den beiden
anderen Fahrerassistenz-Teams tätig und sind dadurch mit der Materie sowie dem Bedarf vertraut. „Wir
wollten das Thema Testverfahren für
Fahrerassistenzsysteme mit voller
Stärke fokussieren und die Kompetenz entsprechend bündeln“, erläutert
Businessteamleiter Thomas Ziller den
neuen Zusammenschluss. „Anstatt
dass jede Gruppe für sich ein bisschen
in diesem Bereich entwickelt, haben
wir durch Fahrerassistenzfunktionen 3
eine effiziente Schnittstelle ins Leben
gerufen, die Ansprechpartner für alle
Fahrerassistenz-Teams sowie für unsere Kunden ist.“ Ansprechpartner bei Carmeq:
Thomas Ziller, Leiter Businessteam
Fahrerassistenzfunktionen 3
Henning Harbs, Bereichsleiter
Funktionsentwicklung
23
ENTWICKLUNG
ENTWICKLUNG
Carmeq präsentierte
in Detroit
Normung für digitalen Außenspiegel
M
it dem XL1 hat Volkswagen vor
allen anderen Herstellern einen
serienreifen digitalen Außenspiegel
auf den Markt gebracht. Die ursprünglichen Spiegel am Fahrzeug werden
durch Kameras ersetzt, die ihr Bild
auf Monitore im Innenraum übertragen. Neben einer Verringerung des
Luftwiderstands bietet das System
unter anderem Vorteile bei schwierigen Beleuchtungssituationen und ist
deutlich unempfindlicher gegenüber
Verschmutzung. Der XL1 fährt allerdings mit einer Sonderzulassung,
denn noch sind Außenspiegel in ihrer
ursprünglichen Form gesetzlich vorgeschrieben.
EE
von AUTOSAR und IE
nz
re
fe
on
l-K
pe
op
D
r
Bei de
elle
m Vortrag über aktu
war Carmeq mit eine
ten.
reich Ethernet vertre
Entwicklungen im Be
D
ie jährlich stattfindende AUTOSAR Open Conference (AUTomotive Open System ARchitecture)
ermöglicht Teilnehmern aus der Automobilbranche, sich über die aktuellen Standards zu informieren. 2014
fiel die siebte Veranstaltung dieser
Art mit dem IEEE Standards Association (IEEE-SA) Ethernet & IP @
Automotive Technology Day zusammen, an dem rund 450 Besucher
teilnahmen. Dieser Tag, ganz im
Zeichen des Ethernets, fand erstmalig in den USA statt. Zusammen mit
der AUTOSAR-Konferenz und deren
200 Besuchern bildete der Tech Day
einen Doppel-Kongress in der Autostadt Detroit. Für Carmeq waren
Frank Altheide, Team Entwicklungs- und
Produktmanagement, als Technical Manager des AUTOSAR-Konsortiums sowie Nadym Salem und Jan Hegewald
aus dem Team Diagnose, Netzwerke und
Architektur vor Ort. Im Rahmen des
Tech Days hielten die beiden zusammen mit Volkswagen-Kollegen einen
Vortrag mit dem Titel „An OEM perspective on introducing Ethernet / IP
into automotive series production
using AUTOSAR“. Sie sprachen über
24
Damit die digitale Variante zukünftig
serienmäßig verbaut werden kann,
liegt jetzt der Entwurf für eine erweiterte ECE-Regelung vor. An dessen
Entwicklung war Carmeq maßgeblich
beteiligt. Das Unternehmen war einer
der wichtigsten Berater, um der inter-
nationalen Arbeitsgruppe für Allgemeine Sicherheitsvorschriften, in der
beispielsweise Deutschland durch das
Bundesverkehrsministerium und den
TÜV vertreten wird, die technischen
Besonderheiten und Vorteile zu erläutern sowie Risiken im Vorfeld abzuklären. Bereits im ISO-Gremium, das
die Norm entwickelt hat, auf deren
Grundlage die Änderung der ECE-Regelung fußt, war Carmeq vertreten.
Dank Carmeqs technischer Expertise
werden aus innovativen Ideen serienreife Verbesserungen im und am Fahrzeug. Ansprechpartner bei Carmeq:
Thomas Ziller, Leiter Businessteam
Fahrerassistenzfunktionen 3
Standards der Car2Car Communication
D
die aktuellen Herausforderungen im
Bereich der Vernetzungstechnologie
Ethernet unter Berücksichtigung des
AUTOSAR-Standards. Darüber hinaus
zeigten sie, wie weit Volkswagen bei
der geplanten Serieneinführung von
Ethernet ist und in welcher Form Carmeq an der Entwicklung teilhat. Das
Feedback auf ihre Präsentation war
durchweg positiv. Im Anschluss hatte
das Carmeq-Team Gelegenheit, sich
mit zahlreichen Kongressbesuchern
aus allen Teilen der Welt über die Vernetzungstechnologie von morgen auszutauschen. Ansprechpartner bei Carmeq:
Oliver Berger, Leiter Businessteam
Diagnose, Netzwerke und Architektur
meilenstein 1.2015
ie Car 2 Car Communication ermöglicht es Fahrzeugen, Informationen untereinander oder mit
ihrer Umgebung auszutauschen. Die
Autos können sich beispielsweise
frühzeitig warnen, wenn sie sich einem Stauende oder einer Unfallstelle
nähern. Gleichzeitig kommunizieren
sie mit der Infrastruktur – etwa mit
Ampeln oder Warnfahrzeugen. Damit
die Kommunikation gelingt, muss sie
international standardisiert sein. Die
europäische Auslegung wird durch
1.2015 meilenstein
das Car 2 Car Communication Consortium, einem Zusammenschluss
verschiedener OEMs sowie Zulieferer,
erarbeitet. Nach erfolgreichen Vorstudien soll nun der Sprung in die Serienentwicklung gelingen. Dazu muss
der Standard systematisch verfeinert
werden. Carmeq übernimmt das Management der Spezifikationsentwicklung und bringt als neutraler Treiber
den Standard voran. Dabei stellen die
Carmeq-Mitarbeiter sicher, dass die
Weiterentwicklung für alle Partner
transparent erfolgt – eine notwendige Voraussetzung dafür, dass die
Standardisierung von nicht wettbewerbsdifferenzierenden Funktionen
gelingt. Ansprechpartner bei Carmeq:
Klaus Alisch, Leiter
Businessteam Entwicklungs- und
Produktmanagement
25
ENTWICKLUNG
ENTWICKLUNG
Team von Carmeq gelingen, die Komplexität der Systeme
und Vorgänge beherrschbarer zu machen. Zugleich wurde
die Effizienz in der Validierung noch gesteigert, nicht zuletzt durch eine konzernübergreifende einheitliche Strategie.
Besondere Mission
einheitliche
Carmeq bringt eine
Methodik voran,
sse in der Funktion
die Validierungsproze
verschlanken
konzernübergreifend
wird.
F
ahrerassistenzsysteme (FAS) können Unfälle verhindern und im Ernstfall Leben retten. Ob Fußgängerschutz, Spurhalte- oder Bremsassistenten – die Funktionsfähigkeit der sehr unterschiedlichen Systeme mit ihren
zahlreichen Sensoren und Steuerelementen ist dabei das
A und O. Deshalb ist bei Carmeq das Team Funktionale Sicherheit als Teil des Businessteams Safety und Security für die
Prüfung der sicherheitsrelevanten Funktionen zuständig.
In der letzten Ausgabe des meilenstein wurde es bereits
vorgestellt. Schwerpunkt der in Wolfsburg und Berlin tätigen Mitarbeiter sind die sensiblen Systeme Lenkung und
Bremse. Doch die Experten denken in ihrem Themenfeld
auch kontinuierlich voraus.
Gemeinsam statt jeder für sich
So beschäftigten sich bislang die Marken im Konzern – allen voran Volkswagen, Audi und Porsche – jeder individuell
mit Fragestellungen rund um die Funktionale Sicherheit.
Zwar stand man im kollegialen Austausch, hatte sich aber
bisher getrennt um Themen wie Testabläufe und belastbare
Ergebnisse der Validierung für definierte Sicherheitsziele
gekümmert. Das soll sich nun ändern: Volkswagen sucht
nach einer konzerneinheitlichen und effizienten Methodik, ohne natürlich Abstriche bei der Sicherheit machen zu
müssen.
Wie dieses konzernübergreifende Vorgehen aussehen könnte, dazu hatte man sich bei Carmeq bereits vor einiger Zeit
Gedanken gemacht: Im Rahmen des alle zwei Jahre stattfindenden Innovationswettbewerbs hatte ein Projektteam des
Businessteams Safety und Security erfolgreich zwei methodische Ansätze entwickelt. Zwar hatte es seinerzeit nicht
26
alen Sicherheit
für den ersten Platz gereicht, dennoch war Volkswagen auf
die Ideen aufmerksam geworden – und hatte beschlossen,
sie zwei Jahre lang im Rahmen eines e-Strategieprojekts zu
fördern und zusätzlich Pilotprojekte zu einzelnen Schwerpunkten durchzuführen.
Maßnahmen bündeln, Testfahrten reduzieren
Carmeq verfolgt zwei vielversprechende Ansätze: Der erste
sieht die Bildung von sogenannten Äquivalenzklassen vor.
Hierfür bündeln Prüfer Kriterien und wählen repräsentative Fehler für eine bestimmte Sicherheitsmaßnahme aus.
Damit lassen sich Testfälle auf einen sogenannten Worst
Case reduzieren. Dieser bildet dabei die maximale Auswirkung auf Fahrzeugebene ab. In der Praxis heißt das: Die
Prüfer testen nicht mehr einen bestimmten Sensor oder
ein Bremssystem in möglichst vielen Modellen eines Fahrzeugs – beim Golf etwa GTD, GTE, GTI, Cabrio, Variant
oder Sportsvan. Stattdessen bestimmen sie, je nach Sicherheitsziel, möglichst ein einziges, das sogenannte Worst-Case-Fahrzeug. Dieses deckt als reales Testfahrzeug die zuvor
definierten Fehlerfälle ab.
Der zweite Ansatz des Strategieprojekts sieht vor, verstärkt
mit Simulationen zu arbeiten und relevante Konfigurationen vor einer Testfahrt sorgsam auszuwählen. Beides
hilft dabei, die zu testenden Fehler weiter zu reduzieren.
Dazu wählen die Prüfer repräsentative Fahrmanöver und
Testkriterien aus und treffen eine sinnvolle Auswahl an
Feldversuchen. Zudem analysieren sie Einflüsse einzelner
Komponenten auf das Fahrzeuggesamtverhalten, bevor die
endgültig zu testende Fahrzeugkonfiguration feststeht. Mit
der Umsetzung der beiden Ansätze Ende 2015 wird es dem
meilenstein 1.2015
Abstimmungsrunden und Vergleichsfahrten
Carmeq ist für Volkswagen auch stark vernetzend tätig.
So finden im Konzern zum Beispiel vierteljährliche Abstimmungsrunden statt, etwa zu den Themen Messtechnik und Validierung. Hierzu lädt Carmeq die Vertreter der
Konzernmarken ein. Der gemeinsamen Suche nach validen Ergebnissen dienen auch jährliche Vergleichsfahrten,
die Carmeq ebenfalls organisiert: Prüfer untersuchen bei
Testfahrten Modelle mit gleicher Plattform – etwa Golf, A3,
Leon und Octavia – auf ihr Fahrzeugverhalten und werten
diese Daten aus. Abgerundet werden die Vorbereitungen
durch Meetings zur Funktionalen Sicherheit. An diesen
nehmen neben Vertretern der Marken im Konzern auch
Zulieferer teil und berichten von ihrer Arbeit, von Fehlern
und Gegenmaßnahmen. All diese Informationen sind angesichts immer komplexer werdender Systeme ein weiterer
wichtiger Schlüssel auf dem Weg zu einheitlichen und belastbaren Ergebnissen für mehr Sicherheit. Ansprechpartner bei Carmeq:
Alexander Späthe, Leiter Businessteam Safety und Security
Mehr Sicherheit
mit ISO 26262
Mit der stetig wachsenden Komplexität elektronischer
Komponenten in Kraftfahrzeugen steigt auch die Möglichkeit von Fehlfunktionen. Sind sicherheitsrelevante
Bereiche betroffen, kann es für Verkehrsteilnehmer
gefährlich werden – etwa wenn ein ESP-Steuergerät,
das die Fahrdynamik regelt, plötzlich versagt und eine
Vollbremsung auslöst.
Modell mit klaren Vorgaben
Wer daher elektronische Systeme, Steuergeräte oder
Komponenten für sicherheitskritische Anwendungen
in Neuwagen plant und entwickelt, unterliegt der ISONorm 26262 zur Funktionalen Sicherheit. Diese Vorschrift der Internationalen Organisation für Normung
definiert ein Vorgehensmodell und sieht Aktivitäten sowie Methoden vor, die in Entwicklung und Produktion
anzuwenden sind. Die Vorschriften gelten insbesondere für Fahrzeuge bis 3.500 Kilogramm, ausgenommen
sind Prototypen. Die Ende November 2011 veröffentlichte Norm verlangt die Validierung der Sicherheitsziele,
schreibt aber keine konkrete Methodik vor.
Vorgehen ohne neue FuSi-Validierungstechnik
12
Fahrzeugkonfigurationen
Potenzielle Fehler
Testfälle
Vorgehen mit neuer FuSi-Validierungstechnik
1
Potenzielle Fehler
Bildung Äquivalenzklassen
1.2015 meilenstein
Maßnahmen
HIL
Worst-Case-Fehler
Fahrzeugkonfigurationen
Worst-Case-Fahrzeug
Testfälle
27
INTERN
INTERN
Carmeq präsentierte
sich in Wolfsburg
Lohnende Investitionen
e4t hat sein neues Test-Center am Standort Mladá Boleslav eröffnet.
Ende
agistrale in Halle 90
Januar fand in der M
SIDE stat
erstmals Carmeq IN
t. Hier zeig te das
eit es themat
Unternehmen, wie br
Integrations-Breadboard für die Fahrzeugelektronik.
itte Februar dieses Jahres war
es so weit: An seinem Standort
Mladá Boleslav nordwestlich von Prag
hat e4t ein neues Test-Center feierlich
eröffnet. In den Monaten zuvor hatte man im Tochterunternehmen von
Carmeq Technik und Technologien
beständig weiterentwickelt und sich
damit an den Testprozessen im Volkswagenkonzern orientiert.
der elektronischen Komponente über
den Systemverbund bis zum Gesamtfahrzeug“, erläutert der erfahrene
Ingenieur und Elektrotechniker. „Mit
unseren Spezialisten unterstützten
wir die Gesamtfahrzeugentwicklung
in der Vorbereitung, Koordination
und Analyse von Dauerlaufversuchen.
Und wir sind ein verlässlicher Partner
in der Gesamtfahrzeugfreigabe.“
Neben Komponenten- und Integrationstests sind jetzt auch Gesamtfahrzeugtests für E / E-Systeme möglich,
wie Thomas Solle, der Leiter des
Test-Centers, bereits im vergangenen
Jahr angekündigt hat (siehe dazu
auch meilenstein 1.2014). „Wir haben
das neue Center nach dem klassischen
Integrationsprozess strukturiert: von
Zum zuverlässigen und effektiven Testen sind vor Ort nicht nur Experten im
Einsatz, sondern ebenso automatische
Prüfstände und spezielle Testanlagen
mit Robotern. Die neuen Räumlichkeiten bieten neben klassischen Prüfstandtests auch Platz für Fahrzeugtests und verfügen dazu über einen
Werkstattbereich. 28
isch aufgestellt ist.
A
Neu im
Team:
M
B bei Volkswagen
Jan Rösler
Am 1. September 2014 hat Jan
Rösler im Tochterunternehmen
von Carmeq die Position des Geschäftsführers für den Bereich
Finanzen und Administration
übernommen. Über 20 Jahre hatte er bis dahin bei Škoda Auto im
Controlling gearbeitet. Seine Erfahrungen sowie seine gute Vernetzung werden die Zusammenarbeit weiter verbessern. „e4t ist
zuletzt rasant gewachsen und hat
sich deutlich verändert“, erklärt
Jan Rösler. „Meine Aufgabe ist es,
das Unternehmen in der finanziellen Steuerung auf zukünftige
Herausforderungen vorzubereiten. Und darauf freue ich mich.“
meilenstein 1.2015
m 28. Januar präsentierte Carmeq bei Volkswagen in Wolfsburg sein Leistungsspektrum. In
Halle 90 B waren im Rahmen der Veranstaltung Carmeq INSIDE einen Tag
lang ausgewählte Exponate vom Carmeq Tag 2014 in Form von sogenannten Themeninseln aufgebaut. Mehrere Hundert Volkswagen-Mitarbeiter
aus der Elektrik / Elektronik, aber
auch aus anderen Bereichen, nutzten
die Gelegenheit, sich vor Ort zu informieren und mit den Carmeq-Teams
auszutauschen. Dabei standen unter
anderem die Zukunftsthemen Fahrerassistenz, Connectivity, Komfortelektronik, HMI und Prozessgestaltung im Fokus. Mit einem eigenen
Stand vertreten war auch e4t, das gemeinsame Tochterunternehmen von
Carmeq und Škoda Auto.
Positive Resonanz: Erfolgreich präsentierte Carmeq sein breites Leistungsspektrum.
Das Feedback zur Premiere von Carmeq INSIDE war durchweg positiv.
„Aufgrund der positiven Resonanz
können wir uns sehr gut vorstellen,
diese oder ähnliche Veranstaltungen
zukünftig weiterhin zu organisieren“, sagt Peter Behrendt, Geschäfts-
1.2015 meilenstein
führer von Carmeq. „Denn für uns ist
das eine optimale Gelegenheit, unseren Kunden direkt vor Ort Einblicke
in unsere Arbeit zu bieten.“ Ansprechpartnerin bei Carmeq:
Antje Albert-Ludwig, Leiterin
Unternehmenskommunikation
29
INTERN
INTERN
Ideenaustausch
rund um den Globus
Im Rahmen einer Hochschulkooperation entwickelten Studierende aus
Shanghai gemeinsam mit
Carmeq Ideen zu Automotive Interfaces mit sozialen
Vernetzungsfunktionen.
Ü
ber den eigenen Tellerrand hinauszublicken, sich interdisziplinär und interkulturell auszutauschen,
ist bei Carmeq Teil des Arbeitsalltags
innerhalb der unterschiedlichen
Businessteams. Es verwundert also
kaum, dass auch das Businessteam
HMI Konzepte und Systementwicklung im
Rahmen eines Arbeitstreffens, das
2013 in Shanghai stattgefunden hat,
eine neue Projektidee entwickelte.
Gemeinsam mit Sun Xiaohua, Professorin am College of Design and
Innovation an der Tongji-Universität
in Shanghai, erarbeiteten zwei Designer von Carmeq die Idee für eine
Hochschulkooperation und stellten
diese im Unternehmen vor. Das Team
überzeugte und konnte Anfang Oktober 2013 sein dreimonatiges Projekt
starten: Die Studierenden in Shanghai erhielten die Aufgabe, Konzepte,
das Design und Prototypen für Automotive Interfaces zu entwickeln, die
vorrangig der sozialen Vernetzung
30
dienen. Das Thema wurde hierbei
bewusst offengehalten, um den Teilnehmern die Möglichkeit zu geben,
ihre Ideen frei zu entwickeln. 20 Bachelor- und Masterstudenten aus den
Fächern Interaction Design und Software Engineering, unterteilt in fünf
Teams, tüftelten an ihren Ideen. Per
virtueller Konferenz gaben die beiden Experten von Carmeq regelmäßiges Feedback und berieten die 20- bis
24-Jährigen bei der Entwicklung ihrer Lösungen.
Besonders spannend war hierbei, wie
kulturelle Hintergründe die Ideen
der Studenten beeinflussten. So seien
viele von ihnen ohne Auto aufgewachsen, berichtete einer der Projektleiter. Der Trend, dass jede Familie ein
Fahrzeug besitzt, habe in China erst
in den letzten Jahren stark zugenommen. Im Bereich Social Media sei die
junge Generation hingegen extrem
aktiv. Zugehörigkeit zu verschiedenen sozialen Netzwerken sei für chinesische Jugendliche vollkommen
selbstverständlich. Im Rahmen des
Hochschulprojekts wurden diese
zwei Themen nun miteinander kombiniert.
Überzeugende Präsentationen
Nach nur drei Monaten stellten die
fünf Gruppen die von ihnen entwickelten Ideen und Interfaces vor. Dazu
gehörte zum Beispiel ein System, das
es dem Mitfahrer ermöglicht, per Berührung einer Seitenscheibe mit der
realen Welt zu interagieren. So konnte er unter anderem Fotos der Landschaft machen oder während der in
Shanghai
alltäglichen
Wartezeit
im Stau kleine Spiele spielen. Hierfür steuerte er eine virtuelle Figur
über die reale, im Fenster sichtbare
Skyline. Ein Programm, das in seiner
Gesamtheit vor allem durch das Design überzeugte.
Ein anderes Interface diente dazu,
dass Nutzer in einem temporären,
lokalen Netzwerk (NFC) mit anderen
Fahrern in der Nähe interagieren
können. Sie haben so die Möglichkeit, miteinander zu chatten, sich
gegenseitig zu warnen, wenn eine Gefahrenstelle oder ein rücksichtsloser
Fahrer auf der Strecke ist, oder auch
um Hilfe zu bitten, wenn sie eine Panne oder einen medizinischen Notfall
haben. Denn in dem jeweiligen Nutzerprofil waren die Erfahrungen der
Fahrer hinterlegt – etwa, ob sie von
Beruf Arzt oder Automechaniker sind
beziehungsweise über bestimmte
Kenntnisse verfügen. Sowohl inhalt-
meilenstein 1.2015
lich als auch im Bezug auf Design
und Anwendbarkeit konnten die Teilnehmer mit ihren Präsentationen
überzeugen. Primär ging es bei dem
Projekt nicht darum, real umsetzbare
Ideen zu erhalten, sondern vor allem
darum, Inspirationen zu bekommen
und Verständnis für China zu entwickeln – dem wichtigsten Absatzmarkt
von Volkswagen. Auch über kulturelle und sprachliche Herausforderungen konnten alle Teilnehmer viel
lernen. Beide Seiten profitieren von
einem solchen Input, der zeigt, welche technischen Entwicklungen im
Bereich Automotive Design für den
Nachwuchs in anderen Ländern besonders interessant sind. Ansprechpartnerin bei Carmeq:
Julia Ahlers, Leiterin Businessteam
HMI Konzepte und Systementwicklung
1.2015 meilenstein
Screen-Darstellungen von zwei Ideen, die Carmeq mit den Studierenden aus Shanghai
entwickelt hat: Fahrer können sich gegenseitig Hilfe anbieten (oben), Mitfahrer bekommen die Möglichkeit, per Berührung der Seitenscheibe mit der realen Welt zu interagieren (unten).
31
w.carmeq.com
meq
[email protected] ww
denma gazin von Car
efon 030 3983537-0
Tel
lin
Ber
87
me ilen ste in Das Kun
105
4,
q GmbH, Carnot straße
Her ausgeber: Carme
rendt
V. i. S. d. P. : Peter Beh
bs, Fabian
sleitung), Pauline Kre
ert-Ludwig (Redak tion
Redaktion: Antje Alb
27
e
/
de da.
gan
opa
gutepr
n AG
Konzept / Gest altung:
sparini.de, Volkswage
q GmbH, fotodesign -ga
Bildnachweis: Carme
rad GmbH
Druck: Druckerei Con
Ausgabe: Juni 2015
Kreß