University of Johannesburg, 2013-14

Erfahrungsbericht
Name: K a t h a r i n a K o p p e r
Austauschjahr: 2014
Gastuniversität: University of Johannesburg
Stadt: Johannesburg
Land: Südafrika
Aus Spam-Schutzgründen wird die E-Mail-Adresse nicht im Internet veröffentlicht,
kann aber im Akademischen Auslandsamt erfragt werden.
VORBEREITUNGEN
Die Vorbereitungen für das Auslandssemester in Johannesburg verliefen weitestgehend unproblematisch, da sowohl für die Bewerbung beim Auslandsamt der Uni Augsburg, als auch
bei der Universtiy of Johannesburg (UJ) und bei der Südafrikanischen Botschaft alle nötigen
Informationen detailliert im Internet aufgelistet sind.
Was man allerdings beachten sollte, ist dass die Mühlen der Bürokratie an der UJ sehr langsam mahlen. Bis die Bestätigung, die für das Visum vonnöten war, ankam, hat es vieler Geduld und etlicher Nachfragen bedurft.
Etwas undurchsichtig ist die Geschichte mit der Krankenversicherung: die UJ verlangt eine
lokale, das heißt, südafrikanische Versicherung. Diese war recht günstig und konnte direkt
an der Uni abgeschlossen werden. Allerdings gilt sie ausdrücklich nur, während man an der
Uni ist. Zudem kamen die Versicherungskarten erst in der letzten Studienwoche an. Daher,
und auch um auf Reisen im Land ordentlich versichert zu sein, war ich sehr froh, für die Be antragung des Visums eine Auslandskrankenversicherung bei der HanseMerkur (die zumindest zu diesem Zeitpunkt für Studenten sehr günstige Tarife angeboten hat) abgeschlossen
zu haben.
ANKUNFT
Ich bin zusammen mit den beiden anderen Austauschstudenten aus Augsburg angereist.
Trotz mehrfacher Nachfragen kam vor unserem Abflug keine Bestätigung mehr, dass uns jemand am Flughafen abholen würde. Wir kamen am Samstag in der Früh an, und das war
auch gut so, denn es hat bis zum Nachmittag gedauert, bis wir unsere Zimmer im Student
Town beziehen konnten.
Zunächst war zwar ein Mitarbeiter der UJ am Flughafen, hat aber andere Austauschstudenten, die am gleichen Tag ankamen, erwartet. Er war freundlich und hilfsbereit und hat einen
Kollegen organisiert, der uns zu unserer Unterkunft bringen sollte. Aufgrund einer weiteren
Verwechslung wurden wir allerdings zunächst ins falsche Quartier gebracht, und als der Fehler korrigiert war, hat im Student Town zwar unsere Tutorin gewartet, aber der Hausverwalter
mit den Schlüsseln ließ auf sich warten. Letztlich waren wir nach gut sieben Stunden verräumt und konnten uns erst einmal von der Reise erholen.
WOHNSITUATION
Die Austauschstudenten waren alle im Student Town untergebracht, wo regulär nur "postgraduates", also Studenten im Honours- oder Masterprogramm, wohnen. Dabei handelt es sich
eigentlich um eine kleine Wohnsiedlung mit einstöckigen Häusern, in denen jeweils acht Studenten im Erdgeschoß und im ersten Stock nach Geschlechtern getrennt untergebracht sind.
Pro Stockwerk teilt man sich eine Küche (allerdings im besten Fall, d. h. wenn alle funktionieren, mit vier Herdplatten, sodass man Stoßzeiten besser vermeidet), die jeden Tag von der
Zugehfrau geputzt wird, man muss nur dafür sorgen dass alles Geschirr verräumt ist. Jeweils
vier Zimmer haben zusammen eine Toilette, eine Dusche, ein separates Waschbecken und
ein Badezimmer mit Badewanne und noch einem zweiten Waschbecken. Der Sanitärbereich
wird zwei- oder dreimal pro Woche geputzt, was aber völlig ausreichend ist, wenn jeder ein
bisschen ordentlich ist.
Wie laut oder nicht es ist, hängt stark von den Hausgenossen und ihrer aktuellen Studiensituation ab. Während die meisten Austauschstudenten zusammen in einem Haus untergebracht waren, hatte ich ein Zimmer im Nachbarhaus, wo außer mir nur reguläre Studentinnen
gewohnt haben. Dementsprechend ruhig war es, was ich persönlich sehr zu schätzen gewusst habe. Nebenan ging es oft recht laut zu.
EINSCHREIBUNG
Die offizielle Einschreibung an der UJ -- und damit der Weg zum Studentenausweis, den
man an allen Eingängen, sowie in der Bibliothek und zum Kopieren braucht -- war mühsam
und steinig. Insgesamt hat es eine Woche gedauert, bis alle Formalitäten erledigt waren und
eine weitere Woche, bis auch bei uns drei Augsburgern jeder Ausweis an den Gates funktioniert hat.
Man beginnt am International Office, bei Mrs Lisle du Plessis. Sie war recht freundlich, hatte
aber endlose Wartezeiten (mehr als einmal haben wir über zwei Stunden gewartet).
Dann muss man sich aber zusätzlich bei der jeweiligen Fakultät für die einzelnen Kurse registrieren, bei der zentralen Stelle den Studentenausweis erstellen lassen und -- mit der Zahlungsbescheinigung für die Wohnkosten -- auch noch extra für die Unterbringung anmelden.
Die Wartezeiten sind überall lang, weil jeder Student, nicht nur die Austauschstudenten, zum
Studienanfang diesen Parcours durchlaufen muss.
Da heißt es also einfach Geduld (und vielleicht ein gutes Buch) mitbringen und sich nicht aufregen. Es ist ohnehin eine gute Übung für den pünklichkeitsgewöhnten Deutschen, um sich
gleich darauf einzurichten, dass Warten immer und überall normal ist. Termine werden eigentlich selten pünktlich eingehalten, aus "10 Minuten" wird leicht einmal eine Stunde und
Aufregung ist völlig sinnlos -- Anpassung ist gefragt!
CAMPUSLEBEN
Das Leben spielt sich während des Semesters größtenteils auf dem Campus ab. Ich hatte
zudem nur Vorlesungen am Auckland Park Kingsway (APK) Campus, sodass wirklich alles
gebündelt war.
Auf dem APK Campus gibt es auch das Student Center, eine Art kleine Shoppingmall, wo
man das Nötigste Einkaufen kann, verschiedene Bankautomaten findet und etliche Take-Away-Stände. Wer nicht ein Anhänger von Burger und Co. ist, der findet auch zwei "italian style"-Lokale, wobei Nonna Mia's Kitchen besonders empfehlenswert ist. Aber das ist natürlich
Geschmackssache. Für Dringendes oder zum Briefe aufgeben gibt es auch noch den PostNet-Shop, allerdings sind Briefmarken dort fast doppelt so teuer, wie beim Post Office am
Campus Square.
Der Campus Square macht seinem Namen alle Ehre und ist wirklich fast eine Erweiterung
vom APK Campus -- man muss nur einmal die große Kreuzung direkt vor dem Haupteingang
überqueren. Beim ersten Mal ist das ein bisschen abenteuerlich: Linksverkehr, überall Fußgänger und Minibusse und niemand scheint sich an irgendwelche Regeln zu halten (Achtung: auch auf der Busspur kommen zuweilen Autos!). Aber nicht lange, und das alles wird
zur Normalität, weil man am Campus Square wirklich alles bekommt, günstiger und natürlich
mit einer viel größeren Auswahl als am Student Center. Auch an die Bettler auf der Kreuzung
gewöhnt man sich, allerdings ist hier etwas Vorsicht angesagt, da einige durchaus auch mal
eine Geldbörse oder ein Handy klauen und manche einem auch recht aggressiv klarmachen,
dass sie erwarten, dass man ihnen etwas gibt. Dazu kommt, dass man als Weißer immer
auffällt, und daran, dass man zu Fuß geht, auch gleich noch als nicht-Südafrikaner. In anderen Worten: es ist offensichtlich, dass man relativ reich ist. Aber konsequentes nichts-Geben
verschafft einem einigermaßen Ruhe.
Alles in allem ist jedoch ein Auto eine große Erleichterung -- man möchte ja auch einmal
Weggehen oder hat größere Einkäufe, wo dann die 10 Minuten Fußweg vom Student Town
zum Campus Square auch ziemlich lang werden können. So haben sich die Austauschstudenten in zwei Gruppen zusammengetan um sich Autos zu mieten. Da meine beiden Freunde einen langen Reiseaufenthalt geplant hatten, haben sie sich gleich in den ersten Wochen
ein Auto gekauft, was uns eine sehr angenehme Flexibilität beschert hat. Natürlich kann man
auch Taxi fahren, aber das wird auf Dauer selbst bei Kenny, dem "Studententaxifahrer" (der
sehr günstige Tarife für die Studenten macht), eine kostspielige Angelegenheit.
STUDIENSITUATION
Die Studiensituation an der UJ hängt extrem vom jeweiligen Fach ab -- ich studiere Physik
im Master und war dementsprechend für Honours-Vorlesungen eingeschrieben.
Mit meinen Professoren hatte ich großes Glück. Ich hatte nur zwei Vorlesungen belegt, die
aber beide extrem gut waren. Das hat natürlich auch einen entsprechenden Arbeitsaufwand
für mich bedeutet, aber schließlich wollte ich ja zum Studieren nach Johannesburg, und nicht
um Urlaub zu machen. Ich bin froh, dass ich von diesem Semester fachlich so viel mitnehmen konnte. Das hatte ich nicht erwartet.
Allerdings war es schon etwas befremdlich, dass es nur einen einzigen Studenten der UJ im
gesamten Physik-Honours-Programm gab. Da auch meine Augsburger Freunde Physik studieren waren wir am Ende in einer Vorlesung zu viert, und in der andern nur wir drei Austauschstudenten. Allerdings hat das natürlich zu einer exzellenten Betreuungssituation geführt, sodass wirklich alle Fragen geklärt werden konnten und wir sehr viel gelernt haben.
Was im Vergleich zum Studium in Deutschland unangenehm ist, sind die Semestertests.
Während des Semesters schreibt man in jeder Vorlesung zwei Tests, die man bestehen
muss, um für das Endexamen zugelassen zu werden. Das bedeutet im Klartext hektische
Vorbereitungen, die einem zum tieferen Verständnis nichts helfen, zumal die Tests zum Teil
in recht kurzen Abständen stattfinden.
JOHANNESBURG
Die Stadt -- Jo'burg, Jozi, Egoli ... wie auch immer: sie ist wirklich besser als ihr Ruf. Man
muss sich eingewöhnen, man muss sich an die Sicherheitsregeln halten (nicht allein zu Fuß,
keine Wertsachen offen irgendwo zeigen, etc.), kein privates Sightseeing in der Innenstadt,
aber dann kann man dort leben. Wenn man untertags unterwegs ist, und die Wege kennt
kann man sich auch zu Fuß bewegen. Allein war ich allerdings nie weiter unterwegs als bis
zum Campus Square oder zum Backpacker's Hostel in Melville (weil ich von dort mit dem
BazBus losgefahren bin).
Wenn man allerdings andere Gegenden von Südafrika -- oder auch in den Nachbarländern
bereist -- wird einem schnell klar, dass Johannesburg trotz allem der Brennpunkt der Kriminalität im Land ist. Insbesondere in ländlichen Gebieten sieht das ganz anders aus, und man
trifft häufig Leute, die aus irgendwelchen Gründen eine Zeit in Johannesburg wohnen mussten, und die sehr froh sind, dass sie von dort wegkonnten.
Die Stadt als solche ist für mich faszinierend, weil sie trotz aller Probleme die Wirtschaftsmetropole des Landes ist, und man hier überall den wirtschaftlichen Aufschwung mitbekommt,
der sich momentan in Südafrika bemerkbar macht. Andererseits führt einem diese Stadt
auch die anhaltenden Probleme und die Instabilität der Gesamtsituation vor Augen.
LAND UND LEUTE
So interessant und faszinierend Johannesburg ist, es wäre schade, wenn man nicht auch
das Land bereist. Da sind natürlich zum einen die bekannten Attraktionen wie die Nationalparks, die auch durchaus sehenswert sind. Aber auch das "Land dazwischen" ist einzigartig,
und wenn man in kleinere Orte kommt, ergeben sich oft auch spontan sehr interessante Gespräche und man kann viele Sichtweisen auf Südafrika zu hören bekommen.
Man sollte sich allerdings -- auch beim Leben auf dem Campus -- nicht täuschen lassen:
man kommt sehr leicht ins Gespräch mit den verschiedensten Leuten, viele sind neugierig,
weil sie sehen, dass man ein Fremder ist, doch die allermeisten Kontakte sind völlig oberflächlich.
KLIMA/WETTER
Wir sind im Februar -- also im Sommer -- angekommen. Teilweise war es recht heiß (35°C
und mehr), aber es hat auch heftig geregnet. Im Winter (ab Ende Mai) wird es insbesondere
nachts dafür richtig kalt und es fällt einem mehr auf als in Deutschland, weil nichts isoliert ist.
Also auch Pullis und Jacken einpacken!
FAZIT
Der Aufenthalt in Johannesburg war für mich eine sehr bereicherndes Erlebnis. Vor allem
durch die Kombination der Studienzeit in Johannesburg mit einer ausgedehnten Reise im
Anschluss habe ich vielseitige und vielschichtige Eindrücke und Erfahrung gesammelt. Dabei
konnte ich gleichsam von innen miterleben, wie sich der Alltag in Südafrika gestaltet und wie
nahe die Chancen und Schwierigkeiten beieinanderliegen, die durch das Mit- und Nebeneinander von so vielen unterschiedlichen Kulturen entstehen.
Als das Problematischste an diesem Auslandssemester hat sich über die Zeit die mangelnde
Bereitschaft des International Office der UJ zur Zusammenarbeit mit dem Auslandsamt der
Uni Augsburg erwiesen. Die Zuständigen an der UJ waren eher selten anzutreffen und wenn
sie uns versprochen haben, sich mit ihren Kollegen in Augsburg in Verbindung zu setzen (bei
uns gab es Unklarheiten in Bezug auf die Studiengebühren), haben sie es trotz wiederholter
Nachfragen doch nie getan. Schlussendlich hat sich aber auch dieser Punkt regeln lassen.
Insgesamt kann ich also sagen: ich hatte eine tolle Zeit und der Aufwand, den so ein Auslandssemester in jeder Hinsicht bedeutet, hat sich gelohnt!
Mein herzlicher Dank an dieser Stelle an Herrn Salmen vom Auslandsamt Augsburg, der jederzeit für uns erreichbar war und uns unterstützt hat, wo immer es ging.