Stuttgarter Zeitung v. 05.02.2016

STUTTGARTER ZEITUNG
Nr. 29 | Freitag, 5. Februar 2016
Neue U-12-Haltestelle
nimmt Formen an
Verkehr
Die Bauarbeiten an der Linie im Hallschlag gehen voran. Im
Februar gibt es einen Tag der offenen Baustelle . Von Christian Reichel
F
ast elf Monate hat es gedauert. Seit
Donnerstag ist der Rohbau des Tunnels zwischen Hallschlag und Aubrücke auf der neuen Teilstrecke der Stadtbahnlinie U 12 fertiggestellt. „Die Zeit der
Lückenschlüsse vom vergangenen Herbst
ist vorbei“, sagte Susanne Schupp, Pressesprecherin der Stuttgarter Straßenbahnen
(SSB) bei der Baustellenbesichtigung. Die
komplette Strecke zwischen Remseck und
Dürrlewang werde jedoch wohl erst im
Sommer 2017 in Betrieb genommen, sagte
Schupp weiter. Mit der neuen Streckenführung soll die Fahrtzeit aus dem Norden in
die Stadt verkürzt werden. Die U 12 soll
dann die vierte Linie im Netz der SSB sein,
die mit 80 Meter langen Doppelzügen im
Netz unterwegs sein wird. Die neue Strecke
der U 12 kostet die SSB insgesamt rund 200
Millionen Euro, davon etwa 60 Millionen
für den Abschnitt Hallschlag-Aubrücke.
Das Bauprojekt wird von Bund und Land
mitfinanziert.
Ursprünglich sollte die U 12 die Strecke
schon im Dezember 2016 befahren, doch
der Tunneldurchbruch am Abschnitt Hallschlag-Aubrücke fand gut drei Wochen
nach dem eigentlich geplanten Termin
statt. Der Untergrund im Bereich der Baustelle bereitete Probleme, hieß es im vergangenen Sommer. Die Geologie an dieser
Stelle bestehe aus verschiedenen Gesteinsarten, etwa Lehmboden, Kiesbänke und
Travertingestein. Zudem ereignete sich im
März 2014 beim TunErst im
nelbau ein schwerer
Sommer 2017 Arbeitsunfall.
Neben dem Neufahren erste
bauabschnitt
HallBahnen.
schlag-Aubrücke gibt
es noch zwei weitere
Baustellen auf der Strecke der U 12: Dürrlewang bis Wallgraben und Hauptbahnhof
bis Milchhof im Europaviertel. Der Streckenabschnitt Dürrlewang-Wallgraben soll
bereits am 13. Mai 2016 in Betrieb gehen,
sagte Daniel Kohler, SSB-Projektleiter.
Auf dem rund 1100 Meter langen Teilabschnitt zwischen Hallschlag und der Aubrücke gehe es ab März eifrig weiter, sagte
Kohler. Die Schwerpunkte im ersten Halbjahr 2016 werden der Ausbau der neuen
Haltestelle „Bottroper Straße“ und der
Gleisbau sein. Ebenfalls werde das Gelände
rund um den Streckenabschnitt gestaltet,
so der Projektleiter. „Dabei wird die Löwentorstraße wieder zurückverlegt“, sagte
er. Auch die Baucontainer solle verschwinden und der Kinderspielplatz werde wieder
hergestellt. Der Stadtteil Münster soll seinen Festplatz zurückbekommen und der
Lechweg in den Zustand von vor der Baumaßnahme gebracht werden.
„Die Gleisbauer werden zunächst zwei
Weichen für den Abzweig von der U 12 und
U 14 auf der Aubrücke einbauen“, erklärte
Kohler. Vom 19. März 2016 werde zudem
die Strecke zwischen
der Haltestelle Frei- Wegen des
bergstraße und Rem- Umbaus ist die
seck nur mit Bussen U-14-Strecke
befahren. Die Sperrung dauert bis zum gesperrt.
3. April 2016. Auf der
Strecke zwischen Hallschlag und Aubrücke
werden von Ostern an mehrere Gleisbautrupps arbeiten. Auch der Tunnel bekomme Gleise, Fahrleitung und Betriebs- und
Steuerungstechnik, so Kohler.
Die Haltestelle Bottroper Straße liege in
einem Trog, erklärte Konrad Fuchs, Projektverantwortlicher vom städtischen Tiefbauamt. Angang März werden die Arbeiten
zur Verkleidung der Terrassen an der Südseite der Haltestelle mit sogenannten Cortenstahlblechen und der Wände mit Edelstahlplanken beginnen. Der Cortenstahl
habe eine rostige Optik, sagte Fuchs weiter.
Die Haltestelle sei „luftig-offen“ geplant
worden, so der Experte. Der Himmel werde
sich dann etwa in den Edelstahlplanken widerspiegeln.
Zur Feier des Etappenziels auf der Strecke der U 12 veranstaltet die SSB am Samstag, 13. Februar 2016 zwischen 11 und 16
Uhr einen Besichtigungstag für Interessierte. „Das ist die einzige Chance, den rund
490 Meter langen Tunnel mal zu Fuß zu
durchqueren“, so Schupp. „Später saust
man hier mit der Stadtbahn in einer Minute durch“, sagte Kohler. Die Steigung im
Tunnel betrage knapp sieben Prozent, erklärt Fuchs. Das Bauwerk wurde in den vergangenen Monaten auf einer Länge von
200 Metern bergmännisch vorgetrieben.
Am Tag der Besichtigung stellen Studierende der Freien Kunsthochschule Stuttgart
Projekte im Tunnel und an der Haltestelle
aus. Darunter ein Werk aus knapp 25 560
Travertinsteinen aus der Tunnelbaustelle.
Die Installation stelle ein Mahnmal gegen
den Faschismus dar, erklärte Schupp. Im
Tunnel rege ein Werk zum Nachdenken
über das Erbe Martin Luthers an.
Die Haltestelle „Bottroper Straße“ (oben) ist im Rohbau fertig – der Tunnel kann bei einem
Tag der offenen Baustelle besichtigt werden .
Fotos: Lichtgut/Max Kovalenko