Dimensionierung von Klebverbindungen Der übliche Weg

Dimensionierung von Klebverbindungen
Der übliche Weg
Der Festigkeitsnachweis von Klebverbindungen erfolgt in den meisten Anwendungen noch
immer rein empirisch, indem man Stichproben von Verbindungen den möglichst gleichen
Beanspruchungen unterwirft, wie sie im praktischen Einsatz üblich bzw. zu erwarten sind.
Wichtig ist dabei, dass auch die Geometrie der Prüfkörper in möglichst enger Anlehnung an
die Praxis gewählt wird.
Geschlossene Berechnungsverfahren
Diese pragmatische Vorgehensweise steht jedoch nicht im Einklang mit den Methoden, mit
denen Maschinenbau-Ingenieure ihre Bauteile und Strukturen zu berechnen gewohnt sind.
Hier sind abgesicherte Materialgesetze, Versagenshypothesen und Berechnungsmethoden für
die kritischen Spannungen und/oder Verformungen gefordert.
Seit Volkersen 1938 erstmals eine relativ übersichtliche Formel zur Berechnung der
Schubspannungsspitzen bei überlappten Niet- und Klebverbindungen herleitete, sind eine
Vielzahl von immer komplexeren geschlossenen Methoden für die praxisüblichen
Fügegeometrien und die unterschiedlichen Beanspruchungsarten veröffentlicht worden. Es
stehen also genügend Werkzeuge zur Verfügung, um bei vorgegebener Geometrie und
Beanspruchung einer Klebverbindung die kritischen Spannungen bzw. Verformungen
rechnerisch vorauszusagen.
Finite-Elemente-Methode (FEM)
Seit den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts werden Klebverbindungen nach der Methode
der Finiten Elemente berechnet. Aber erst in jüngerer Zeit stehen allen Ingenieuren genügend
leistungsfähige und kostengünstige Rechner-Kapazitäten zur Verfügung, um diese Methode in
den Konstruktionsbüros breit zu nutzen.
Unbefriedigend war bisher die Verfügbarkeit und Zuverlässigkeit der klebstoffspezifischen
Materialgesetze und Versagenshypothesen. Neuere Forschungsarbeiten (z. B. Schlimmer, Uni
Kassel) haben für Klebstoffe ganz spezifische Materialgesetze ergeben. Klebstoffe sind damit
anders zu betrachten, als es der Ingenieur bisher von seinen Werkstoffen gewohnt ist. Die
Absicherung der Allgemeingültigkeit dieser Materialgesetze hinsichtlich der Übertragbarkeit
auf unterschiedliche Klebstoffarten und auf dynamische Lastfälle ist Gegenstand laufender
Forschungsarbeiten. Es ist dabei das Ziel, diese Materialgesetze als Module in bereits
existierende FEM-Software zu implementieren.
Fazit
Man kann also bei vorgegebener Beanspruchung die kritischen Spannungen und
Verformungen in Klebverbindungen berechnen. Insbesondere kann man damit studieren, wie
die örtlichen Beanspruchungen bei Änderung der Geometrie und Steifigkeit der Bauteile
beeinflußt werden. Bei der Festlegung der zulässigen Beanspruchungen sind Kennwerte
üblich, die aus der praktischen Erfahrung abgeleitet sind. Wie die vielen Erfolgs-Geschichten
der Klebtechnik belegen, kann man damit meist gut zurecht kommen.
Ingenieurbüro
Dr.-Ing. Horst Stepanski
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