Reiche Ernte für Investoren - Deutscher Sparkassenverlag

2|2016
AUSSENHANDEL & INVESTITIONEN [ Export¿nanzierung ]
D
er Name Roy Robson steht
weltweit für hochwertige Männermode. Die Roy Robson Fashion
GmbH & Co. KG in Lüneburg mit
180 Mitarbeitern exportiert ihre
Kollektionen auch in Länder mit
großen politischen und wirtschaftlichen Risiken, etwa nach Georgien, Jordanien, Kasachstan, in
die Ukraine sowie nach Weißrussland. Andrea Grundmann, Mitarbeiterin des Rechnungswesens
der Roy Robson Fashion GmbH,
erklärt: „Forderungen in diesen
Ländern sichern wir sehr häußg
mit Unterstützung des Bundes ab.“
Dieser Vorgang erfolgt über die
sogenannte Ausfuhr-PauschalGewährleistung-light (APG-light),
die speziell für Aufträge mit kurzen Zahlungszielen konzipiert
ist. Das Unternehmen stellt einen
Antrag bei der Gesellschaft Euler
Hermes, die im Auftrag und für
Rechnung des Bundes die staatlichen Exportkreditgarantien bearbeitet. Die Experten prüfen die
Bonität der ausländischen Kunden. Im nächsten Schritt erhält
die Firma eine Mitteilung, ob der
Bund den Auftraggeber versichert
– und falls ja, in welcher Höhe. „Wir
können so Kunden auf Zahlungsziel beliefern, die wir aufgrund der
politischen oder wirtschaftlichen
Lage ihres Landes nur gegen Vorkasse angenommen hätten“, so
Grundmann.
Fotos: dpa/Picture Alliance, Mayer
Mittelstand im Visier
Genau dafür ist die APG-light
gedacht. Sie dient dazu, kleinen
und mittelständischen Unternehmen den Export zu erleichtern
und speziell Forderungen mit
einem Zahlungsziel von bis zu
vier Monaten abzusichern – und
zwar, wenn Exporteure wiederholt
mehrere Besteller in unterschied32 AUSSEN WIRTSCHAFT 2/2016
lichen Ländern beliefern. Über rungen für ihre Forderungen proEuler Hermes steigt der Bund in ßtieren wollen.“
das Geschäft ein, wenn der UnterDie Vorteile liegen auf der Hand.
nehmer aufgrund der großen „Der Unternehmer erhält von Euler
politischen und wirtschaftlichen Hermes eine Einschätzung über
Risiken im Abnehmerland keine die Bonität seines Kunden und
private Absicherung mehr erhält. kann nach Abschluss gut abgesiBesonders oft kommt die APG- chert exportieren“, so Mayer (siehe
light etwa bei Handelsßrmen oder auch Interview). Zumal sich nach
im produzierenden Gewerbe zum einer neuen Studie die meisten
Einsatz, vor allem im Bereich der Exporteure mit den Leistungen
Konsumgüter. Andreas Mayer, Lei- von Euler Hermes sehr zufrieden
ter Trade und Export Finance der zeigen. 89 Prozent der Firmen, die
BayernLB, erläutert: „Wir empfeh- Angebote des Bundes nutzen, wollen sie häußg Unternehmern, die len dabei bleiben. 90 Prozent empneu in den Export einsteigen und fehlen sie weiter. Mayer: „Primäres
erstmalig von staatlichen Absiche- Ziel des Hermesinstrumentariums
Mehr Volumen
Türöffner. Die staatliche Ausfuhr-Pauschal-Gewährleistunglight erleichtert Mittelständlern den Einstieg in den Export.
Wann sich dieses Instrument anbietet.
Die Exporte Àorieren –
und dazu tragen auch
Hermesbürgschaften bei.
ist die Förderung des deutschen
Exports gerade für kleine und mittelgroße Unternehmen. Dies spiegelt sich in den zu bezahlenden
Prämien wider.“
Die APG-light gilt zudem als
Alternative zum Akkreditiv. „Die
APG-light kann gerade bei kleineren Beträgen von wenigen Tausend Euro und Geschäften mit
Ländern unterschiedlich hoher
Risiken eine Alternative sein“, sagt
Mayer. „Und der mit der Abwicklung eines Akkreditivs manchmal
doch etwas höhere administrative
Aufwand kann verringert werden.“
Keine Untergrenze
Jana Jensen, Head of Division bei
Euler Hermes, rät, im ersten Schritt
mit einem Regionalberater in Kontakt zu treten. „Wir sind deutschlandweit mit Niederlassungen
vertreten“, so Jensen. Das Antragsverfahren für die APG-light ist
zwar nicht besonders kompliziert, doch der Berater wird maßgeschneiderte Tipps rund um den
Forderungsschutz geben können.
„Insbesondere eruiert er, inwieweit die APG-light das richtige
Produkt ist und ob eine Bundesdeckung überhaupt möglich ist“,
betont Jensen. Eine Untergrenze
für einen Mindestumsatz mit Kunden im Ausland gibt es nicht. „Die
Spanne bei APG-light-Verträgen
reicht von einigen Zehntausend
bis zu einer Million Euro“, so Jensen. Der Unternehmer beantragt
für ein Jahr den pro Kunde benötigten Deckungsrahmen. Je nach
Auftragslage kann der unterjährig
angepasst werden.
Abgewickelt wird der Risikoschutz über die Onlineplattform
www.agaportal.de. „Der Exporteur
sollte unbedingt vor Vertragsabschluss die Limits beantragen“,
rät Jensen. So kann er seine Kosten noch in den Auftrag einkalkulieren. Die Aufwendungen liegen anfangs bei 0,80 Prozent des
monatlichen Umsatzes, mindestens bei 1000 Euro pro Vertragsjahr. In den Folgejahren wird
der individuelle Schadensverlauf über ein Bonus- oder Malussystem berücksichtigt. Die Bandbreite der Gebühren reicht unterm
Strich damit von 0,60 bis 1,05 Prozent vom monatlichen Umsatz.
Euler Hermes braucht detaillierte
Angaben zum Kunden im Ausland.
Falls möglich, reichen Exporteure
die Bilanzdaten des Kunden ein.
Die Firma Satimex Quedlinburg
GmbH in Sachsen-Anhalt fragt bei
Euler Hermes in Hamburg prinzipiell jeden Neukunden außerhalb
der EU und der OECD ab. Das Unternehmen mit 18 Mitarbeitern vertreibt Gemüse-, Blumen- und Kräutersamen für den professionellen
Anbau. Prokurist Nikolai Fokscha
sagt: „In vielen Fällen können wir
unsere Drittlandforderungen über
die APG-light absichern.“ Der Saatgutspezialist exportiert im Schwerpunkt in die Länder der GUS, dabei
überwiegend nach Russland, die
Ukraine und Weißrussland, sowie
in Entwicklungsmärkte wie Georgien, Aserbaidschan und Usbekistan. Zu Forderungsausfällen ist
es bisher selten gekommen. „Wir
haben allerdings auch ein professionelles Mahn- und Inkassowesen
installiert“, sagt Fokscha.
Das erwartet der Bund auch von
den deutschen Unternehmern.
Erst wenn alle rechtlichen Maßnahmen ausgeschöpft sind, um
den ausländischen Abnehmer zur
Zahlung zu bewegen, überweist
Euler Hermes den Forderungsbetrag unter Abzug eines Selbstbehalts von 10 Prozent.
Andreas Mayer,
Leiter Trade und
Export Finance
der BayernLB,
zubden Vorteilen
derbAPG-light
„Der formale Aufwand ist gering“
AUSSEN WIRTSCHAFT: Nach welchen Kriterien sollten Unternehmer die Entscheidung für oder
gegen die APG-light treffen?
Mayer: Der Unternehmer wägt ab,
inwieweit ein Forderungsausfall
vertretbar oder ob eine Absicherung erforderlich ist. Anderenfalls
wird die APG-light relevant, wenn
etwa keine private Kreditversicherung einsetzbar ist.
AW: Welche Vor- und Nachteile
hat die APG-light?
Mayer: Der formelle Aufwand für
den Unternehmer ist relativ gering.
Allerdings wird er bei Zahlungsverzug mindestens sechs Monate auf
einen Geldeingang warten, bis er
bei Euler Hermes einen Entschädigungsantrag stellen kann. Und
ein Verkauf der Forderung ist in der
Regel nicht möglich.
AW: Wie kann der Unternehmer
bei Neukunden einen Zahlungseingang sicherstellen?
Mayer: Er sollte eine Bonitätsauskunft einholen und sich ein eigenes umfassendes Bild über die
Seriosität seines Geschäftspartners
machen. Eine Vollkaskomentalität
ist nicht angebracht, weil Euler Hermes bei einem Forderungsausfall
einen Selbstbehalt veranschlagt
und der Exporteur auch unter der
Versicherungsdeckung umfangreiche Mitwirkungspàichten hat.
Eva Neuthinger
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