Lymphödem: Vorsorge und Behandlung Brustkrebs – OP-Folgen meistern Ein Service Ihres Versorgungsteams Inhalt Was ist ein Lymphödem? 4 Wie entsteht ein Lymphödem? 5 Wer kann betroffen sein? 5 Wie kann man vorbeugen? 6 Wie wird ein Lymphödem behandelt? 7 Sämtliche medizinischen Informationen und Empfehlungen sind neutral und basieren auf den Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. oder der anerkannten Lehrmeinung. Unsere Broschüre wurde für Sie von einem Team aus Ärzten, Krankenschwestern, Apothekern und Ernährungswissenschaftlern verfasst. Um unsere Broschüren schneller und einfacher lesbar zu machen, unterscheiden wir nicht zwischen „weiblicher“ und „männlicher“ Schreibweise. 2 Wenn sich eine Wassereinlagerung im Arm bildet ... Liebe Leserinnen, Lymphödeme sind eine mögliche Folgeerkrankung von Brustkrebs. Bei jeder Brustoperation aufgrund einer Krebserkrankung werden auch ein oder mehrere Lymphknoten aus der Achselhöhle entfernt und anschließend untersucht. Danach auftretende Lymphödeme sind keine Seltenheit. Jede Frau kann selbst dazu beitragen, dass ein Lymphödem beherrschbar wird oder sich gar nicht erst entwickelt. Auf den folgenden Seiten erfahren Sie, was Sie zur Vorbeugung tun können, wann es sich um ein Lymphödem handelt und was zu tun ist, wenn es sich nicht vermeiden ließ. Falls Sie noch Fragen haben, rufen Sie uns bitte einfach an oder kontaktieren Sie direkt Ihren Arzt. Ihr KKH Versorgungsteam 3 Was ist ein Lymphödem? Kann die Gewebeflüssigkeit, die sich in den Lymphgefäßen befindet, nicht richtig abfließen, sammelt sie sich im Gewebe an. Diese Schwellungen des Unterhautgewebes bezeichnet man als Lymphödeme. Neben den Schlagadern (Arterien), in denen das Blut vom Herzen in das Gewebe und die Organe fließt, und den Venen, die das Blut zum Herzen zurückführen, gibt es eine dritte Gefäßart, die Lymphgefäße. Sie transportieren Flüssigkeit, die von den Blutgefäßen ins Gewebe übertritt (Lymphe), wieder in den Blutkreislauf zurück, durchströmen aber vorher die Lymphknoten, die Filterstationen des Immunsystems. Das Immunsystem bekommt über die Lymphe stetig einen Teil der Blutflüssigkeit präsentiert, um sie von Erregern und körperfremden Eiweißen „reinigen“ zu können. Die Wände der Lymphgefäße sind sehr dünn und können daher durch Druck rasch eingeengt werden. In den Lymphgefäßen fließt Flüssigkeit, die aus dem Blut stammt, aber keine roten Blutzellen, sondern Lymphozyten enthält. Die Mediziner sprechen hierbei von Lymphe. Manchmal ist sie als klare Flüssigkeit zu erkennen, die an frischen Wunden austritt. Ist der Abfluss dieser Flüssigkeit (Lymphe) gestört, sammelt sie sich im Gewebe an. Es entstehen Schwellungen des Unterhautgewebes, die man als Lymphödem bezeichnet. Von einem Lymphödem des Armes sprechen Ärzte spätestens, wenn der Armumfang um zwei Zentimeter zugenommen hat. Nach strengeren Kriterien gilt diese Grenze schon bei einem halben Zentimeter, da bis zu 30 Prozent mehr Lymphe im Arm gespeichert werden kann, bevor sich das äußerlich bemerkbar macht. Übrigens: Hat der rechte Arm einen größeren Umfang als der linke oder umgekehrt, besagt das allein noch nichts! Eine völlige Symmetrie im Körper ist selten und der Armumfang hängt stark von der Muskelbeanspruchung ab. Unschönes Aussehen ist die harmloseste Folge eines Lymphödems, eine eingeschränkte Beweglichkeit und Schmerzen sind schon schwerwiegender. Vor allem aber Entzündungen im Bereich des betroffenen Gewebes können in einen Teufelskreis führen. Daher ist das Lymphödem eine Angelegenheit, die immer ernst genommen werden muss. Die verminderte Beweglichkeit schränkt Betroffene im Alltag ein. Schon deshalb sollte das Ödem konsequent bekämpft werden. Von selbst gibt es kaum eine Besserungstendenz. Ganz im Gegenteil: Bleibt die Schwellung längere Zeit bestehen, reagiert das umliegende Gewebe mit einem Umbau. Es bildet sich vermehrt Bindegewebe, die Unterhaut wird nun hart und die Beweglichkeit ist stärker eingeschränkt. Das Ödem lässt sich jetzt kaum mehr ausschwemmen. Daher ist eine rechtzeitige Behandlung sehr wichtig. Die meisten Lymphödeme treten innerhalb von zwei bis fünf Jahren nach der Brustoperation bzw. der Bestrahlung auf. In aller Regel sehr allmählich, aber selbst nach zehn oder mehr Jahren kann sich noch ein Lymphödem entwickeln. Achten Sie auch lange nach der Behandlung auf die beschriebenen Symptome und suchen Sie frühzeitig Ihren Arzt auf. 4 Wie entsteht ein Lymphödem? Das Lymphödem ist eine Folge der Brustkrebsbehandlung und damit nicht immer vermeidbar. Zwar bleiben bei den heutigen Therapiemöglichkeiten die meisten Patientinnen davon verschont, aber je nachdem, wie streng man das Lymphödem definiert, sind doch fünf bis 28 Prozent der Brustkrebspatientinnen früher oder später davon betroffen. Sowohl bei einer brusterhaltenden Operation als auch bei der Entfernung der gesamten Brust kann es erforderlich sein, einen oder mehrere („Wächter“-)Lymphknoten aus der Achselhöhle zu entnehmen. Dadurch kann der Abfluss in einigen Lymphgefäßen beeinträchtigt sein, sodass sich Lymphe im Gewebe zurückstaut. Die Entfernung der Lymphknoten in der Achselhöhle ist der häufigste Grund für die Entstehung eines Lymphödems. Aber auch eine Bestrahlung kann die zarten Lymphbahnen veröden, sodass der Lymph abfluss behindert ist. In seltenen Fällen können auch Tumorzellen die Lymphbahnen verstopfen. Das chronische Lymphödem zeigt sich durch ein allmähliches Anschwellen des Armes, teilweise auch der Finger oder des oberen Rumpfviertels auf der operierten Seite. Der Arm fühlt sich schwerer und steif an, er wird unbeweglicher. Enge Kleidung, die über dem geschwollenen Arm spannt, verstärkt die Stauung noch. Die sich stauende Lymphflüssigkeit ist eiweißreich und damit ein Nährboden für Bakterien. Infektionen können sich leicht ausbreiten und verschlechtern das Lymphödem zusätzlich, weil sie zu vermehrter Lymphbildung führen oder auch die verbleibenden Lymphbahnen schädigen. Besonders gefürchtet ist das Erysipel, die Wundrose, eine Entzündung durch Bakterien (Streptokokken). Deshalb ist es so wichtig, konsequent sowohl das Lymphödem als auch Verletzungen am Arm bzw. der Hand (Ein trittspforten für Erreger!) zu vermeiden bzw. zu behandeln. Wer kann betroffen sein? Kein Arzt kann voraussagen, bei welcher Frau sich ein Lymphödem entwickeln wird. Die Wahrscheinlichkeit ist offensichtlich erhöht: óó óó óó óó óó Bei älteren Patientinnen Nach Entfernung vieler Lymphknoten Bei Übergewicht Bei starker Armbelastung Nach zusätzlicher Bestrahlung Die Anzahl der Lymphknoten ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Eine Frau, die 50 Lymphknoten in der Achsel hat, wird durch die Entfernung von 15 Knoten weniger stark gefährdet sein, ein Lymphödem zu bekommen, als eine Frau, die nur 20 Lymphknoten hatte. Die Gefahr verringert sich weiter, wenn nur die Wächterlymphknoten entfernt werden müssen. Keine Frau kann sich ganz sicher sein, dass sich bei ihr kein Lymphödem entwickelt. Allerdings muss das Zutreffen einer der genannten Faktoren nicht automatisch die Entstehung eines Lymphödems bedeuten. Selbst nach ausgedehnter Entfernung der Achsellymphknoten und nach einer Bestrahlung tritt nicht immer ein Ödem auf. 5 Wie kann man vorbeugen? Vermeiden Sie alles, was die Durchblutung des betroffenen Armes deutlich verstärkt oder den Abfluss aus den Venen einschränkt. Da immer etwa ein Zehntel des Blutvolumens in die Lymphgefäße abgezweigt wird, nimmt die Lymphflüssigkeit ebenso zu, wenn die Durchblutung steigt. Alles, was den Blutfluss im Arm verstärkt oder den Abfluss aus den Venen einschränkt, führt dazu, dass sich mehr Lymphe bildet. Ein ohnehin eingeschränkter Lymphabfluss kann dann schnell an seine Grenzen stoßen, sodass es zum Ödem kommt. Folgende Faktoren steigern den Blutfluss im Arm bzw. behindern den Lymphabfluss und sollten daher vermieden werden: óó óó óó óó óó óó Langes Herabhängenlassen des Armes Das können Sie tun, um einem Lymphödem bestmöglich vorzubeugen: óó nge Kleidung, eng anliegender Schmuck, E enge Uhrenarmbänder tarke Muskelbelastung (schwere Arbeit mit S den Armen, schweres Heben oder Halten) óó ie Handtasche über die betroffene Schulter D hängen und das Tragen von schweren Taschen Wärme, z. B. ausgedehntes Sonnenbad, Thermalbad, Aufenthalt in heißen Räumen Verletzungen am betroffenen Arm erhöhen die Lymphflüssigkeitsmenge und damit das Risiko eines Lymphödems. óó Erste Warnzeichen wahrnehmen Achten Sie auf frühe Zeichen eines Lymphödems. Bei folgenden Warnzeichen sollten Sie umgehend einen Arzttermin vereinbaren: óó óó óó óó óó óó 6 chwere und/oder Spannungsgefühl im S Arm Enger werdende Ringe oder Kleidungsstücke Rötung, Überwärmung oder andere Infektzeichen Nach dem Eindrücken der Haut entstehen Dellen bzw. weiße Stellen. Schwächegefühl oder Schmerzen im Arm Schwellung des betroffenen Armes, der Achsel oder der operierten Brustseite óó óó óó óó óó Lassen Sie sich von Ihrem Arzt, von einem Physiotherapeuten oder einem Masseur Übungen zeigen, die den Blut- und damit auch den Lymphabfluss fördern. Lassen Sie sich vom Arzt beraten, welche Sportart für Sie geeignet ist. So ist beispielsweise langes, anstrengendes Wandern ungeeignet, da der Arm lange herunterhängt und eventuell zusätzlich durch Rucksackriemen eingeengt wird. Verzichten Sie auch auf Sportarten, die den Arm überanstrengen oder auch nur kurzfristig stark belasten (Volleyball, Handball, …). Vermeiden Sie anstrengende Tätigkeiten und das Tragen schwerer Lasten mit dem erkrankten Arm. Schützen Sie Arm und Hand vor Verletzungen. Blutentnahmen sollten immer am gesunden Arm durchgeführt werden. Lassen Sie keine klassischen Knetmassagen am betroffenen Arm durchführen. Vermeiden Sie starke Wärme. Ist das nicht möglich, kann eine kühle Auflage guttun (ein Leintuch mit kühlem Wasser anfeuchten und um den Arm wickeln). Zu einer Unterkühlung sollten Sie es aber ebenfalls nicht kommen lassen. Lagern Sie den Arm möglichst oft hoch, mindestens in Herzhöhe, z. B. durch ein Kissen. Messen Sie Ihren Armumfang regelmäßig und immer an derselben Stelle. Wie wird ein Lymphödem behandelt? Ein Lymphödem sollte so früh und so konsequent wie möglich behandelt werden. Das bedeutet: Bereits ab einem Umfang von einem halben Zentimeter mehr als zuvor sollte die Therapie einsetzen. Die Behandlung, die sogenannte komplexe Entstauungstherapie, beruht auf drei Säulen: óó óó óó Entstauung durch gezielte Übungen, die den Lymphabfluss fördern ntstauung durch Massage, d. h. manuelle E Lymphdrainage – gegebenenfalls einschließlich Kompressionsbandagierung Das können Sie tun: óó óó ompression durch Verband und später maßanK gepassten „Armstrumpf“ – vom Arzt verordnet und im Sanitätshaus angepasst óó Alles, was in der Vorbeugung wichtig ist, muss auch in der Therapie weitergeführt werden. Ganz besonders wichtig ist es, Verletzungen und damit möglichen Infektionen vorzubeugen. Die Lymphödembehandlung sollte alle drei genannten Punkte umfassen. Die manuelle Lymphdrainage ist sehr angenehm, reicht aber allein nie aus. Tragen Sie regelmäßig den Kompressionsverband/Armstrumpf und machen Sie regelmäßig die Ihnen verordneten Armübungen. Der Sitz und die Kompressionsstärke des Armstrumpfes müssen von Zeit zu Zeit durch den Physiotherapeuten oder den Masseur überprüft werden. Bei wirkungsvoller Behandlung geht das Ödem zurück, sodass sich der Strumpf weitet und dann zu wenig komprimiert. Auch setzen sich Schweiß, Hautzellen und Staubpartikel im Strumpf ab und tragen dazu bei, dass er an Kompressionsstärke verliert. Die Kompressionstherapie soll durch flächigen Druck die Ödembildung verringern und den venösen Rückfluss bzw. Lymphabfluss unterstützen. Infektionen vorbeugen Ist ein Lymphödem schon vorhanden und können Keime die Hautbarriere überwinden, finden sie im Arm einen idealen Nährboden. Deshalb sollten Sie Verletzungen der Haut bestmöglich vermeiden. Selbsthilfegruppen und weitere Informationen: www.bundesverband-lymphselbsthilfe.de www.frauenselbsthilfe.de/infomaterial/ broschueren „Krebs + Lymphoedem“ Telefon Frauenselbsthilfe nach Krebs 0228.33 889-402 óó óó óó óó óó Pflegen Sie die Haut regelmäßig mit einer Creme, damit sie nicht einreißt – vor allem im Winter. Verzichten Sie so weit wie möglich auf verletzungsanfällige Arbeiten oder ungewohnte Tätigkeiten, bei denen sich Blasen bilden können. orsicht im Umgang mit Haustieren wie V Katzen oder Nagern ie Nagelhaut bei der Maniküre nicht D schneiden, sondern nur zurückschieben; Nägel besser feilen als schneiden L assen Sie sich in den operierten Arm keine Spritzen oder Infusionen geben, lassen Sie kein Blut daraus abnehmen und dort nicht den Blutdruck messen! Auch Akupunktur sollte in diesem Bereich nicht stattfinden. a das Gefühl im betroffenen Arm eingeD schränkt sein kann, sollten Sie nur mit der gesunden Hand Temperaturen prüfen (z. B. Badewasser). asieren Sie sich unter den Achseln allenfalls R mit einem Trockenrasierer. leine Schnitte sofort sauber auswaschen, K mit Wunddesinfektionsmittel behandeln und durch einen Verband bzw. ein Pflaster schützen Zeigen Sie Verletzungen und Infektionen rasch dem Arzt. Warten Sie nicht darauf, ob sie von selbst heilen. 7 F 7420 – 09/15 KKH Kaufmännische Krankenkasse Hauptverwaltung Karl-Wiechert-Allee 61 30625 Hannover [email protected] www.kkh.de
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