Zielmarktstudie

ZIELMARKTANALYSE INDIEN
Wasserver- und Abwasserentsorgung
BMWi-Markterschließungsprogramm für KMU
Impressum
Herausgeber
AHP International GmbH & Co. KG
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Kontakt: Dr. Linda von Delhaes-Guenther
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www.ahp-international.de
Stand
Mai /2015
Druck
AHP International GmbH & Co. KG
Gestaltung und Produktion
AHP International GmbH & Co. KG
Bildnachweis
Travelsworlds
Redaktion/Autoren
AHP International GmbH & Co. KG
Die Studie wurde im Rahmen des BMWi-Markterschließungsprogramms für die Markterkundung Indien
„Wasserver- und Abwasserentsorgung“ erstellt und aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages
durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie gefördert.
Disclaimer
Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Die Zielmarktanalyse steht dem
Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und Germany Trade & Invest sowie geeigneten Dritten zur
unentgeltlichen Verwertung zur Verfügung.
Sämtliche Inhalte wurden mit größtmöglicher Sorgfalt und nach bestem Wissen erstellt. Der Herausgeber übernimmt
keine Gewähr für die Aktualität, Richtigkeit, Vollständigkeit oder Qualität der bereitgestellten Informationen. Für
Schäden materieller oder immaterieller Art, die durch die Nutzung oder Nichtnutzung der dargebotenen Informationen
unmittelbar oder mittelbar verursacht werden, haftet der Herausgeber nicht, sofern ihm nicht nachweislich
vorsätzliches oder grob fahrlässiges Verschulden zur Last gelegt werden kann.
i
Inhaltsverzeichnis
1. Länderprofil Indien ............................................................................................................1
1.1. Allgemeine Informationen ....................................................................................................... 1
1.2. Aktuelle politische Lage ........................................................................................................... 8
1.3. Indische Wirtschaftslage ....................................................................................................... 10
1.4. Außenhandel und Investitionen ............................................................................................ 18
2. Die aktuelle Wasserversorgung in Indien ....................................................................... 23
2.1 Wasserbedarf und –verbrauch .............................................................................................. 23
2.2 Struktur der Frischwasserversorgung .................................................................................. 25
2.3 Wasserqualität und Überprüfung .......................................................................................... 28
2.4 Wasserversorgung und Abwasserentsorgung der Privathaushalte................................. 29
2.5 Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in der Industrie und Landwirtschaft ...... 32
2.6 Wasserreinigung und Wassergewinnung ........................................................................... 34
3. Geschäftspraktische Hinweise ........................................................................................ 38
3.1. Rechtliche Rahmenbedingungen ......................................................................................... 38
3.2. Steuerliche, Import- und zollrechtliche Rahmenbedingungen ......................................... 45
3.3. Indien im Ländervergleich der Weltbank ............................................................................ 50
3.4. Indiens Businesskultur ........................................................................................................... 51
4. Fachmessen in Indien ..................................................................................................... 56
5. Relevante Institutionen, Verbände und Firmen ...............................................................57
5.1. Deutsche Institutionen in Indien ........................................................................................... 57
5.2. Indische Institutionen und Wirtschaftsverbände ................................................................ 58
6. Quellen ........................................................................................................................... 64
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Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Landkarte von Indien ...................................................................................................................... 2
Abbildung 2: Alterspyramiden Deutschland und Indien im Vergleich .............................................................. 7
Abbildung 3: Reales BIP Wachstum der BRIC – Staaten .................................................................................. 11
Abbildung 4: BIP Vergleich zwischen Indien und China – Sektor-Verteilung ................................................ 12
Abbildung 5: Inflation in Indien: größte Gefahr der indischen Wirtschaft ...................................................... 13
Abbildung 6: Inflation in Indien: Wechselkurs US-Dollar in Rupien .............................................................. 15
Abbildung 7: Wirtschaftliche Entwicklung in Indien, 20111/2 – 2013/14 ....................................................... 16
Abbildung 8: Indiens Haupthandelspartner in der EU und Deutschlands Haupthandelspartner in der
Asien-Pazifik-Region ...........................................................................................................................................20
Abbildung 9: Indisch-Deutscher Handel 2000-2013 ........................................................................................ 21
Abbildung 10: Deutsch-indischer Handel: Januar – Dezember 2013 .............................................................. 22
Abbildung 11: Durchschnittlicher Niederschlag in Indien ................................................................................ 26
Abbildung 12: Potentielle Erträge im Angebotssegment der Wasser-Wertschöpfungskette .......................... 35
Abbildung 13: Globale Frischwasserreserven .................................................................................................... 36
Abbildung 14: Hinweise zu Indiens Körperschaftssteuer ................................................................................. 45
Abbildung 15: Praktische Hinweise für einen Aufenthalt in Indien ................................................................. 54
iii
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Allgemeine Informationen zu Indien .................................................................................................. 4
Tabelle 2: Politische und strukturelle Informationen zu Indien......................................................................... 6
Tabelle 3: Indien und Deutschland im Vergleich ................................................................................................ 8
Tabelle 4: Politische Parteien Indiens .................................................................................................................. 9
Tabelle 5: Indiens Top 10 Lieferländer 2013/14 ................................................................................................ 13
Tabelle 6: SWOT-Analyse Indien ....................................................................................................................... 17
Tabelle 7: Kennzahlen zum indischen Wassersektor......................................................................................... 23
Tabelle 8: Erwarteter Anstieg des totalen Wasserverbrauchs in Indien .......................................................... 25
Tabelle 9: Projekte in diversen Implementierungsstadien nach Sektoren (Stand 2014) ................................ 37
Tabelle 10: Einkommenssteuersätze in Indien .................................................................................................. 46
Tabelle 11: Angaben über Flug- und Zollhäfen Indiens .....................................................................................48
Tabelle 12: Doing Business Werte Indien 2014 im Vergleich zum Vorjahr ...................................................... 51
iv
1. Länderprofil Indien
1.1. Allgemeine Informationen
Mit 1,2 Milliarden (Mrd.) Einwohnern ist Indien die viertgrößte Volkswirtschaft der Welt. Der indische
Markt durchlief in den letzten 67 Jahren seit der Unabhängigkeit von Großbritannien im Jahr 1947 einen
Wandel von einer landwirtschaftlich geprägten Feudal- und Subsistenzwirtschaft hin zu einer Nation mit
ausgeprägter Industrie- und IT-Landschaft.
Indien gilt oftmals als Land der Gegensätze. Einem bemerkenswerten Wirtschaftswachstum steht eine hohe
Inflation gegenüber, so dass die Rupie durch eine Flucht in Gold als Ersatzwährung der Bevölkerung immer
weiter abgewertet wird. Landwirtschaftliche Engpässe und die Abhängigkeit von Getreideimporten gehören
in Indien der Vergangenheit an und das Land positioniert sich heute als globaler Exporteur von
Nahrungsmitteln. Auch wenn Indien noch immer keine flächendeckende Grundversorgung an Wasser,
Nahrung und Bildung sowie öffentlicher Sicherheit für die gesamte Bevölkerung bereitstellen kann, hat sich
die Volkswirtschaft Indiens seit 1948 stark gewandelt. Die Lebenserwartung hat sich mehr als verdoppelt,
die Alphabetisierungsrate sogar vervierfacht. Zudem haben sich die Hygienebedingungen verbessert und es
entstand eine wachsende Mittelschicht. Indien ist heute Standort von weltweit tätigen Konzernen, der so
unterschiedliche
Bereiche
wie
Pharma-
und
Stahlindustrie,
aber
auch
Informations-
und
Raumfahrttechnologie beherbergt. Indien hat eine bedeutende Stimme auf der internationalen Bühne und
ist sich seiner enormen Größe und wirtschaftlichen Potentiale bewusst.
Indien wird ab 2050 die größte und jüngste arbeitstätige Bevölkerung innerhalb definierter Landesgrenzen
aufweisen. Zwar wird diese Lage der indischen Nation eine Vielzahl von neuen Möglichkeiten bieten, doch
entstehen gleichzeitig auch weitere Herausforderungen, die es zu bewältigen gilt: beispielsweise eine
wachsende Urbanisierung und eine Gesamtanzahl von täglich rund 10 Millionen (Mio.) Menschen, die in
die umliegenden Städte und Gemeinden pendeln werden.
Um sich diesen Herausforderungen angemessen stellen zu können, werden jedoch massive Investitionen in
Arbeitsplätze, Wohnraum und nicht zuletzt die entsprechende Infrastruktur benötigt.
Neben diesen notwendigen Wachstumsvoraussetzungen müssen auch die sozialen Krisenherde seitens der
indischen Regierung entschärft werden. Die wachsende Zahl von Anschlägen in den vergangenen Jahren in
Indien ist nicht zuletzt auf einige Ungleichgewichte in der indischen Gesellschaft zurückzuführen.
Konfliktpotenzial
bieten
in
Indien
unter
anderem
Religionsstreitigkeiten,
das
Kastenwesen,
Geschlechterdiskriminierung und Korruption in Wirtschaft wie auch Politik. Außerdem verstärken die teils
großen kulturellen und wirtschaftlichen Unterschiede innerhalb der verschiedenen Regionen Indiens dieses
Konfliktpotenzial. In den vergangenen 10 Jahren ist der Armutsquotient in einzelnen Regionen gestiegen,
was sich ebenfalls auf die volkswirtschaftliche Leistungsfähigkeit auswirkt.
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Der folgende Vergleich macht Indiens derzeitige Armutsverteilung deutlich:
Während das durchschnittliche jährliche Pro-Kopf-Einkommen in Indien rund 1.410 US-Dollar beträgt,
stehen Regionen wie Uttar Pradesh mit 436 US-Dollar und Bihar mit 294 US-Dollar stark im Abseits. Doch
allein Uttar Pradesh hat mit seinen 200 Mio. Einwohnern, von denen über 20 Mio. Einwohner in NeuDelhi wohnen, eine größere Bevölkerung als zum Beispiel Brasilien. Insgesamt konnte die Armutsrate in
Indien jedoch erheblich verbessert werden. Lag diese 1990 noch bei 49,4%, so betrug sie 2013 Statistiken
der Vereinten Nationen zufolge nur noch 32,7%.
Abbildung 1: Landkarte von Indien
Quelle: Online Weltkarten und Stadtpläne, Indien 2014
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Im
Bildungssektor
gibt
es
ebenfalls
noch
Entwicklungsbedarf.
Zwar
ist
die
Grund-
und
Hauptschulausbildung landesweit vereinheitlicht worden, dennoch bleiben die Lernergebnisse im
internationalen Vergleich eher niedrig. Weniger als 10% der erwerbsfähigen Bevölkerung hat in Indien
einen Sekundarabschluss und nur circa 5% der Erwerbstätigen verfügen über eine formale berufliche
Bildung. Der Fachkräftemangel stellt langfristig gesehen ein Hindernis für die weitere wirtschaftliche
Entwicklung Indiens dar und hat die indische Regierung bereits in 2007 dazu bewogen, der Verbesserung
und dem Ausbau des indischen Berufsbildungssystems eine hohe Priorität zu widmen. Bis 2020 sollen rund
500 Mio. Jugendliche und junge Erwachsene eine moderne und fundierte berufliche Ausbildung erhalten.
Die Verbesserung in diesem Bereich wird jedoch nicht nur durch den indischen Staat gefördert, sondern
auch durch internationale staatliche und privatwirtschaftliche Initiativen. So wurde die deutsche duale
Ausbildung in den vergangenen Jahren schon zu einem Leitmodell in Indien berufen, das vor allem durch
die bisher rund 800 in Indien tätigen deutschen Unternehmen vermittelt wurde.
Einer
der
größten
Investitionsbereiche
bleibt
jedoch
auch
in
den
kommenden
Jahren
die
Infrastrukturentwicklung. Der Ausbaubedarf des Landes und die benötigten Investitionsgelder sind massiv.
Jeder dritte Einwohner aus den ländlichen Gebieten hat keinen Zugang zu einer ausgebauten und
wetterfesten Straße und nur jede fünfte Bundesstraße ist vierspurig – bei dem hohen Verkehrsaufkommen
in Indien ist dies eine untragbare Situation. Häfen und Flughäfen sind in ihren Kapazitäten unzureichend
ausgestattet und Züge kommen aufgrund der Streckenbedingungen teils nur sehr langsam voran. Zudem
sind schätzungsweise rund 300 Mio. Menschen nicht an das nationale Stromnetz angeschlossen. Eine
größere Anzahl von Einwohnern ist mit ständigen Stromausfällen konfrontiert, weshalb viele Fabriken und
Haushalte eigene benzinbetriebene Generatoren nutzen müssen.
Der Human Development Index (HDI) ist ein Wohlstandsindikator, der jährlich von den Vereinten
Nationen in insgesamt 187 Ländern erhoben wird. Bei der Messung werden weltweit folgende Indikatoren
verglichen: Lebenserwartung, Bildungsstandards und Bruttonationaleinkommen (BNE) pro Kopf. Im
internationalen Vergleich positionierte sich Indien 2014 im untersten Mittelfeld auf Rang 135. Indien ist
eine gelenkte Volkswirtschaft, die seit 1991 zunehmend dereguliert und privatisiert wurde. Seither erlebt
das Land ein besonders großes Wachstum und profitiert zudem sehr von den positiven Effekten der
Globalisierung und internationalen Vernetzung. Indien zählt jedoch weiterhin zu den Entwicklungsländern,
wie das HDI-Ranking zeigt. Innerhalb des Rankings hat sich Indien seit 2002 nur wenig verbessert. Ganu
im Gegenteil hat sich Indien von Rang 127 nach einigen Rückschlägen auf Rank 135 knapp vor
Kambodscha, Laos und Bhutan platziert.
Geordnet
nach
Einwohnerzahlen
erreichten
die
anderen
südasiatischen
Staaten
laut
HDI
Wohlstandsindikator folgende Plätze:
-
Afghanistan
Rang 175
-
Bangladesch
Rang 146
-
Bhutan
Rang 140
-
China
Rang 101
-
Iran
Rang 76
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-
Malediven
Rang 104
-
Nepal
Rang 157
-
Pakistan
Rang 146
-
Sri Lanka
Rang 92
Indien gehört weltweit zu den Schwellenländern und ist mit einem Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro Kopf
von rund 1.500 US-Dollar eines der ärmsten Länder der Welt. Nichtdestotrotz hat Indien in den
vergangenen Jahren ein starkes Wachstum erlebt. Legt man das Bruttoinlandsprodukt als Kriterium
zugrunde, so ist Indien nach den USA, China und Japan die viertgrößte Volkswirtschaft weltweit. Die
Einwohnerzahlen der indischen Metropolen, die in der nachfolgenden Tabelle aufgeführt sind, stammen
von dem letzten Zensus der indischen Regierung, der 2011 durchgeführt wurde. Weitere Fakten zu der
indischen Bevölkerung und dem Land allgemein sind in nachfolgender Tabelle integriert:
Tabelle 1: Allgemeine Informationen zu Indien
Hauptstadt
Neu-Delhi
Fläche
3,29 Mio. km2
Einwohner
1.26 Mrd. Einwohner (2014)
Landessprachen
Hindi und Englisch - es sind 21 weitere Sprachen anerkannt, die auf
regionaler Ebene teils als Amtssprache dienen.
Ethnien
indoarisch 72%
dravidisch 25%
andere 3%
Religionen
Hinduismus 80,5%
Islam 13,4%
Christentum 2,3%
Sikhismus 1,9%
Buddhismus 0,8%
Jainismus 0,4%
Bevölkerungsdichte
368 Einwohner pro km2
Bevölkerungswachstum
1,25 % (2014)
Geburtenrate
19,89 Geburten pro 1.000 Einwohner
Lebenserwartung
gesamt: 67,8 Jahre
Männer: 66,68 Jahre
Frauen: 69,06 Jahre
Altersstruktur
0-14 Jahre: 28,5%;
(Männer 187.016.401 /Frauen 165.048.695)
15-24 Jahre: 18,1%
(Männer 118.696.540/ Frauen 105.342.764)
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25-54Jahre: 40,6%
(Männer 258.202.535/ Frauen 243.29.143)
55-64 Jahre: 5,8%
(Männer 43.625.668/ Frauen 43.175.111)
65 und mehr: 5,7%
(Männer 34.133.175/ Frauen 37.810.599) (Schätzung 2014)
Urbanisierung
31,3%
10 größten Städte nach
Einwohnerzahl
Mumbai: 12.478.447 Einwohner
Neu-Delhi (Hauptstadt): 11.007.835
Bangalore 8.425.970
Hyderabad 6.809.970
Ahmedabad 5.570.585
Chennai 4.681.087
Kalkutta 4.486.679
Surat 4.462.002
Jaipur 3.073.350
Pune 3.115.431
Analphabetenquote
25,96 %
Human Development
0,554
Index (HDI)
HDI Ranking
Weltrang 135
Zeitzone
UTC +5:30
Geografische Lage
68 bis 97 Grad östlicher Länge
8 Grad bis 37 Grad nördlicher Breite
Klima
subtropisch (in Nord- und Zentralindien)
tropisch (im Süden und an den Küsten)
Währung
Indische Rupie (INR)
1 INR = 0,0121 Euro (Stand: 07.04.2014)
1 Euro = 82,6902 INR
Quellen: Germany Trade and Invest – Wirtschaftsdaten kompakt: Indien/ CIA Factbook, Stand 17. März 2014 / Indischer
Zensus 2011
Indiens Regierungssystem lässt sich mit dem amerikanischen System vergleichen. Als parlamentarisches
System gibt es im Wesentlichen zwei Häuser – das Unterhaus, auch bekannt als Lok Sabha (vergleichbar
mit dem Deutschen Bundestag) und ein Oberhaus (Rajya Sabha, vergleichbar mit dem Deutschen
Bundesrat) als Vertretung der Länder. Das Unterhaus besteht dabei aus bis zu 500 Abgeordneten, die alle
fünf Jahre in ihren Wahlkreisen gewählt werden. Das Oberhaus wird von 250 Abgeordneten repräsentiert,
die von den jeweiligen Landtagen entsandt werden. Acht weitere Abgeordnete darf der Staatspräsident
stellen.
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Indien setzt sich aus 22 Bundesstaaten und neun Unionsterritorien zusammen. Jeder Bundesstaat besitzt
dabei eine eigene gesetzgebende Versammlung (Vibhan Sabha), die jeweils dem Staatspräsidenten
unterstellt ist. Derzeitiger Staatspräsident ist Pranab Mukherjee (seit 2012), Regierungschef ist Narendra
Modi (seit 26.05.2014).
Der Staatspräsident ist mit dem deutschen Bundespräsidenten zu vergleichen, da er vor allem als
moralische Instanz fungiert. Der Premierminister, ähnlich dem deutschen Bundeskanzlers, hält die
tatsächliche Macht inne. Die Zuständigkeiten liegen meist in den Händen der Zentralregierung oder des
Landes - eine Situation, die sich ebenfalls mit dem deutschen System vergleichen lässt. Für ausländische
Unternehmen ist es allerdings wichtig zu wissen, dass folgende Bereiche Ländersache sind: Polizei,
Erziehung, Landwirtschaft und Industrie sowie Gesundheitswesen. Die nachfolgenden Bereiche sind
Aufgaben der Zentralregierung: Verteidigung, Auswärtige Angelegenheiten, Währung und Kredit,
Verkehrswesen, Zoll- und Steuerwesen.
In Indien gilt das Wahlrecht ab Vollendung des 18. Lebensjahres. Außerdem sieht die Verfassung einen
Schutz für Minderheiten vor. Hierzu zählt vor allem der Schutz der Harijans (Kastenloser) und anderer
Stammesgruppen, die im Land leben, wie beispielsweise die Adivasi.
Tabelle 2: Politische und strukturelle Informationen zu Indien
Staatsform
Parlamentarische Bundesrepublik
Staatsoberhaupt
Staatspräsident Pranab Mukherjee
Wahlrecht
allgemeines Wahlrecht ab 18 Jahren
Nationalfeiertag
26. Januar – Tag der Republik (26.01.1950)
Regierungswebsite
http://india.gov.in/
Auszug von
- IMF und WTO
Mitgliedschaften in
- SAARC (South Asian Association for Regional Cooperation,
internationalen
Südasiatische Gemeinschaft für Regionale Zusammenarbeit)
Organisationen
- ISO (International Organization for Standardization)
- UN und Unterorganisationen (2011/12 war Indien nicht ständiges
Mitglied im UN-Sicherheitsrat)
Auszug der
- FICCI (Federation of Indian Chambers of Commerce and Industry;
Mitgliedschaften in
Vereinigung der indischen Industrie- und Handelskammern (IHK))
Organisationen mit
- CII (Confederation of Indian Industry, Verband der indischen
regionalem Bezug
Industrie)
-ASSOCHAM (The Associated Chambers of Commerce and Industry of
India; Verbund der indischen IHKn)
- PHD Chamber of Commerce and Industry
Indische
-ACMA (The Automotive Component Manufacturers Association of
Industrieverbände
India)
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- IEEMA (Indian Electrical and Electronic Manufacturers Association)
- FISME (Federation of Indian Micro and Small and Medium
Entreprises)
- FIEO (Federation of Indian Export Organisations)
- NASSCOM (National Association of Software & Service Companies)
Abkommen mit
Doppelbesteuerungsabkommen, am 19.12.1996 in Kraft getreten
Deutschland
Investitionsschutzabkommen, seit Juli 1998 in Kraft
Rohstoffe
Agrarisch
Zucker, Baumwolle, Paddy-Reis, Kaffee,
Kautschuk, Tee, Pfeffer, Sojabohnen, Cashews,
Zuckerrohr, Erdnüsse, Bananen, Geflügel,
Fisch, Meeresfrüchte, Holz
Mineralisch
Aluminium, Gold, Kupfer, Kohle, Mangan,
Seltene Erden, Bauxit, Chromat, offshore Ölund Gasvorkommen
Industrieschwerpunkte
Nahrungsmittelverarbeitung, IT Sektor, Textil, Maschinenbau
Quellen: CIAWorld Factbook, Stand: 13. August 2013 / GTAI, Wirtschaftsdaten kompakt: Indien, Mai 2013
Indiens Einwohnerzahl liegt bei 1,26 Mrd. (Stand Juli 2014). Das deutlich geringe Durchschnittsalter der
Bevölkerung von 26,7 Jahren lässt sich gut an der Form der Bevölkerungspyramide erkennen (siehe
Abbildung 2). Der Anteil der unter 15-jährigen liegt in Indien bei 28,9 Prozent. Die Bevölkerungspyramide
Indiens entspricht im Vergleich mit der deutschen Alterspyramide noch eher der klassischen Form einer
Pyramide. Zu erkennen ist jedoch das abnehmende Bevölkerungswachstum in den letzten Jahren.
Abbildung 2: Alterspyramiden Deutschland und Indien im Vergleich
Quellen: CIAWorld Factbook, Stand: 13. August 2013 / Alterspyramide Indien und Deutschland, 2013
Um die Bedeutung des indischen Kontinents und seiner Wirtschaftsstärke besser erfassen zu können,
soll Indien zunächst in Tabelle 3 in weiteren Punkten mit Deutschland verglichen werden bevor in einem
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nachfolgenden Kapitel auf die indische Wirtschaftsleistung noch einmal detaillierter eingegangen wird.
Besonders auffallend ist in dem bilateralen Vergleich der Unterschied im Bruttoinlandsprodukt (BIP) pro
Kopf. In Deutschland lag dieses 2014 bei 44.741 US-Dollar, in Indien bei nur knapp 5.000 US-Dollar.
Tabelle 3: Indien und Deutschland im Vergleich
Indien
Deutschland
Region
Süd- und Zentral-Asien
West-Europa
Fläche
3.287.263 km²
357.022 km²
Einwohner
(Schätzungen 2014)
1.236.344.631
80.996.685
68 Jahre
80 Jahre
8,8%
5,3%
1,8 Billionen US-Dollar
3,6 Billionen US-Dollar
4.000 US-Dollar
39.500 US-Dollar
29,6 C°
12,0 C°
Lebenserwartung
Arbeitslosenquote 2013
BIP 2013
BIP pro Kopf 2013
Klima Ø:
Quelle: Internationaler Ländervergleich, Länderdaten , 2014
1.2. Aktuelle politische Lage
2014 war ein bedeutendes Wahljahr für Indien. Vom 7. April bis zum 12. Mai 2014 fanden die indischen
Unterhaus-Parlamentswahlen statt, wobei insgesamt 543 Abgeordnete aus ihren jeweiligen Wahlkreisen
gewählt wurden. Über 815 Mio. Inder sind wahlberechtigt, was einer größeren Gesamtanzahl entspricht als
in Europa, Russland und den USA zusammen. Bei den anstehenden Parlamentswahlen wird in einem 5jährigen Turnus das Unterhaus (Lok Sabha) gewählt.
Seit dem 16. Mai 2014 steht der Wahlsieger offiziell fest: Narendra Modi von der Oppositionspartei
Bharatiya Janata Party (BJP), die sich mit 282 von 543 Mandaten eine absolute Mehrheit sichern konnte.
Hohe Verluste hingegen für die seit 2004 regierende Kongress-geführte Koalition unter Manmohan Singh
(81). Sonia Gandhi (67) und Sohn Rahul (43) rücken nun auf die Oppositionsbank. Mit Narendra Modi
werden Akzentverschiebungen in Indiens Wirtschafts- und Außenpolitik erwartet.
Indiens Wirtschaftskrise mit Inflation und Arbeitslosigkeit, Korruptionsskandalen und wirtschaftlicher
Perspektivlosigkeit hat seit Jahren landesweit für Frustration und Unzufriedenheit gesorgt. Dieser
Stimmungslage verdankt Narendra Modi seinen Wahlsieg. Unterstützung erfuhr Modi dabei besonders von
jungen Wählern. Über 100 Millionen Erstwähler haben das Wahlergebnis stark beeinflusst. Modis
Wahlsieg wird von der Hoffnung auf einen wirtschaftlichen Aufschwung getragen. Meinungsumfragen
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ergaben vor den Wahlen zudem das stark ausgeprägte Bedürfnis nach einem starken Führer, den Modi in
den Augen vieler Wähler verkörpert.
Die nachfolgende Abbildung soll die wichtigsten Parteien der Wahl im Folgenden kurz gegenüberstellen.
Tabelle 4: Politische Parteien Indiens
Indian National Congress (INC)

PM Kandidat:
unbestimmt
Bharatya Janata Party (BJP)

PM Kandidat: Harendra
Modi Chief Minister of
Gujarat
Aam Admi Party (AAP)

Kandidat: Arvind
Kejriwal

Gründung: 26.11.13

Ging aus der indischen
Unabhängigkeitsbewegu
ng hervor

Politische Repräsentanz
des HinduNationalismus

Entstand aus dem „India
Against Corruption
Movement“ (Team
Anna)

Hehru-Gandhi-Dynastie

Regierungsbildung in
1998-2004 unter PM
Vajpayee

Zweitgrößter
Stimmenanteil bei den
Delhi Legislative
Assenbly election, Dec.
2013

„United Progressive
Alliance“

„National Democratic
Alliance“
Quelle: AHK Indien, Politische Parteien Indiens, April 2013
Die indische Regierung hat mit dem Ziel der Marktöffnung und Einwerbung von Investitionen erneut
Reformen im Wirtschaftsbereich eingeleitet. Ziel ist die Förderung des Wirtschaftswachstums, das Angaben
des Auswärtigen Amts zufolge aktuell noch bei über 5% liegt. Ein robustes Wirtschaftswachstum wird als
notwendige Voraussetzung für die weitere Entwicklung des Landes und Verbesserung der Lebenssituation
der breiten Bevölkerung gesehen. Investitionen werden besonders für die Entwicklung des verarbeitenden
Gewerbes und den Ausbau der Infrastruktur - sowohl Verkehrsinfrastruktur als auch Energieversorgung benötigt.
Indien und Deutschland unterhalten gute bilaterale Beziehungen und sind wichtige Handelspartner.
Bereits heute gibt es Schätzungen der AHK Indien zufolge in Indien knapp 1.000 deutsche Unternehmen
über Kollaborationen, Joint Ventures und Tochtergesellschaften sowie weitere rund 1.500 deutsch-indische
Firmen über Repräsentanzen, Agencies oder Verbindungsbüros. Viele Unternehmen sind aus dem
Maschinenbau, insbesondere für Werkzeugmaschinen, tätig. Aber auch in Bereichen, wie Automotive, IT,
Nahrungsmittel, Biotechnologien und Pharmaindustrie, Energie und Textilverarbeitung, engagieren sich
deutsche Unternehmen auf dem indischen Markt. Die von beiden Regierungen unterzeichnete "Agenda für
die Deutsch-Indische Partnerschaft im 21. Jahrhundert" aus dem Jahr 2000 sowie die weiterführenden
Erklärungen aus dem Jahr 2006 und 2007 zeigen die klare Absicht einer strategischen Partnerschaft beider
Länder.
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Neben der wirtschaftlichen Partnerschaft sehen die Regierungserklärungen auch politische Abstimmungen
und Kooperation vor, zum Beispiel in den Bereichen Abrüstung, Terrorismusbekämpfung, Klimaschutz und
Reformen der Vereinten Nationen. Im Mai 2011 hielten Bundeskanzlerin Merkel und Premierminister
Singh in Neu-Delhi die Ersten Deutsch-Indischen Regierungskonsultationen ab. Indien ist zusammen mit
Israel der einzige außer-europäische Staat mit dem solch eine enge Partnerschaft praktiziert wird. Die
zweiten Deutsch-Indischen Regierungskonsultationen fanden im April 2013 in Berlin statt. Anlässlich des
Berliner Treffens wurden weitere gemeinsame Absichtserklärungen unterzeichnet.
Ein wichtiger Meilenstein in den deutsch-indischen Beziehungen war das von Herbst 2011 bis Februar 2013
in Indien veranstaltete Deutschlandjahr. Das Thema war "Deutschland und Indien 2011-2012 Unbegrenzte Möglichkeiten". Anlass war das 60-jährige Bestehen der diplomatischen Beziehungen
zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Indien (seit dem 07. März 1951).
Ein wichtiges innenpolitisches Thema, welches auch von Bundespräsident Gauck bei seinem Besuch in
Indien angesprochen wurde, ist die Rolle der Frau in Indien. Nachdem eine besonders brutale
Gruppenvergewaltigung einer Studentin 2012, an deren Folgen das Opfer verstarb, auch international
mediale Wellen schlug, löste das eine Protestwelle und breite Diskussion zum Thema der Frauenrechte, der
Gewalt gegen Frauen und der sexuellen Selbstbestimmung aus. Die Gleichberechtigung der Frau ist neben
der Korruptionsbekämpfung auch ein Wahlkampfthema der Unterhauswahlen und generell landesweites
Problem Indiens. Da diese Proteste weitgehend von den jüngeren urbanen Mittelschichten Indiens
getragen werden, gab es immer wieder Massenproteste in den größeren Städten, vor allem in Neu-Delhi.
Die Täter wurden inzwischen erstinstanzlich zum Tode verurteilt. Die indische Regierung gab bekannt, dass
wohl alle 20 Minuten in Indien eine Frau vergewaltigt wird. Da in Indien Vergewaltigungen aufgrund der
mangelnden Polizeihilfe oder aufgrund der Korruption oftmals nicht zur Anzeige gebracht werden, liegt die
tatsächliche Zahl jedoch höher.
1.3. Indische Wirtschaftslage
Indien gilt als Land der Gegensätze, nicht nur hinsichtlich seiner soziologischen und gesellschaftlichen
Entwicklung. Auch in seinem Versuch sich dem System einer offenen Marktwirtschaft zu nähern, verweilte
Indien gleichzeitig auf dem Pfad einer autarken, politisch bestimmten Wirtschaftspolitik. Die
Liberalisierung der Wirtschaft Indiens begann in den frühen 1990er Jahren mit dem Ziel, das Wachstum
der indischen Wirtschaft nachhaltig zu verbessern.
Eine Vielzahl von Maßnahmen, einschließlich der Privatisierung von Staatsbetrieben und der Reduzierung
von
Kontrollen
für
Außenhandel
und
Direktinvestitionen
führten
zu
einem
erneuten
Wirtschaftsaufschwung zwischen 1997 und 2011. Gemessen am realen Wirtschaftswachstum kann Indien
seit über 50 Jahren ein durchweg positives Wirtschaftswachstum zwischen 4% und 9% aufweisen. Im
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Vergleich zu anderen BRIC Staaten ist Indien auf Rang 2 hinter China und vor Brasilien platziert, wie aus
nachfolgender Abbildung ersichtlich ist.
Abbildung 3: Reales BIP Wachstum der BRIC – Staaten
Quelle: bruegel.org , „Decoded: BRICS“ Akio Egawa, Januar, 2014
Indiens vielfältige Wirtschaft umfasst dabei die traditionelle Dorfwirtschaft (Subsistenzwirtschaft), die
moderne Landwirtschaft, das Kunsthandwerk, eine breite Palette an modernen Industrien und eine
Vielzahl von Dienstleistungen, vor allem im IT-Sektor. Etwas weniger als die Hälfte aller Erwerbstätigen
Indiens arbeitet direkt im Agrarsektor oder ist von ihm abhängig. Der Primärsektor trägt aber hautsächlich
zur Grundversorgung der 1,2 Mrd. Einwohner bei und nimmt am indischen BIP-Wachstum eine eher
untergeordnete Rolle ein.
Wichtigster Stützpfeiler der indischen Wirtschaft ist schon seit längerem der Dienstleistungssektor. Fast
zwei Drittel der indischen Wertschöpfung werden vom Dienstleistungssektor generiert, aber von weniger
als einem Drittel der erwerbstätigen Bevölkerung erwirtschaftet. Schwerpunkt liegt dabei wie schon
anfangs erwähnt im IT-Dienstleistungssektor und in anderen Business-Outsourcing-Dienstleistungen.
Durch gezielte Förderprogramme kann Indien heute auf einen großen Pool gebildeter, englischsprachiger
Fachexperten
zurückgreifen,
die
die
indische
IT-Landschaft
zum
wichtigsten
Exporteur
und
Wachstumstreiber Indiens machten.
Die Abbildung auf der nachfolgenden Seite soll die Wirtschaftssektoren Indiens nochmals darstellen.
Primär-, Sekundär und Tertiärsektoren wurden in Höhe ihres Anteils am BIP im jeweiligen Verhältnis
dargestellt. Weiterhin wird Indien der chinesischen Volkswirtschaft gegenübergestellt.
Seite | 11
Abbildung 4: BIP Vergleich zwischen Indien und China – SektorVerteilung
Quelle: Fischer, Weltalmanach, 2009 http://cdn4.spiegel.de/images/image-171813-galleryV9-dhzm.jpg
Indiens Wirtschaftswachstum verlangsamt sich insgesamt jedoch seit 2011. Dies hat mehrere Gründe: Die
Finanzmarktkrise sorgte für einen Abzug der Investitionen aus den BRIC Staaten, was sich in einer
Erhöhung der Zinsen am indischen Markt wiederspiegelte. Da Indien schon vor 2011 mit einer steigenden
Inflation zu kämpfen hatte, kumulierte sich diese Problematik, die sich für die Bevölkerung weitestgehend
auf Güterpreise wie für Nahrungsmittel auswirkte. Die Inflation gilt daher als die größte Gefahr für die
indische Wirtschaft. Im Kampf gegen die Inflation und den Kursverfall der Rupie hat Indiens Zentralbank
im Frühjahr 2014 den Leitzins um 0,25 Punkte auf 8% erhöht. Auch wenn höhere Raten potenzielle
Investoren abschrecken könnten, rechtfertigte Notenbankchef Raghuram Rajan die Entscheidung mit dem
notwendigen Ziel, die Inflation langfristig unter 4% zu halten. Gegenwärtig beträgt die Inflation in Indien
rund 7,8% (2014).
Die Abbildung auf der nachfolgenden Seite befasst sich mit der Inflationsentwicklung Indiens. Es werden
die Inflationsraten der letzten 10 Jahre dargestellt, um auf den starken Anstieg und die sich daraus
ergebenden Gefahren für die indische Gesamtwirtschaft hinzuweisen.
Seite | 12
Abbildung 5: Inflation in Indien: größte Gefahr der indischen Wirtschaft
Quelle: http://de.statista.com/graphic/1/170812/inflationsrate-in-indien.jpg
Ende 2012 verabschiedete die indische Regierung weitere Reformen für den Defizitabbau. So wurden unter
anderem höhere Beteiligungen durch Direktinvestitionen ausländischer Investitionen ermöglicht.
Langfristig lässt sich das Wirtschaftswachstum Indiens als moderat bis positiv bezeichnen. Die indische
Bevölkerung ist von einer jungen Gesellschaft geprägt und Unternehmen passen sich zunehmend an die
Anforderungen des Weltmarktes an. Dabei bedient sich Indien einer Reihe verschiedenster Lieferanten, die
in der nachfolgenden Abbildung 7 anhand Herkunft und Gesamtvolumina aufgezählt werden.
Tabelle 5: Indiens Top 10 Lieferländer 2013/14
Top ten trading partners for India worldwide
Ranking
Wichtigste
Prozentual
Wichtigste
Exporteure
Importeure aus
nach Indien
Indien (April ‚13
(April ’13 – März
– März ‚14)
Prozentual
’14)
1.
China
11,4
USA
12,5
2
USA
5,0
China
4,8
3.
Schweiz
4,2
Hong Kong
4,1
4.
Indonesien
3,3
Singapur
4,0
5.
Deutschland
2,8
Vereinigtes
3,1
Königreich
6.
Süd Korea
2,8
Niederlande
2,6
Seite | 13
7.
Belgien
2,4
Deutschland
2,4
8.
Australien
2,2
Japan
2,2
9.
Japan
2,1
Belgien
2,0
10.
Malaysia
2,0
Bangladesch
1,9
Quelle: Ministry of Commerce & Industry, Govt. Of India
Aus diesem Ranking geht hervor, dass China der wichtigste Handelspartner Indiens ist. Die Begründung
dafür liegt vor allem in den Lieferungen kostengünstiger Maschinen und Anlagen, die sich die zahlreichen
finanzschwachen indischen Unternehmen zunächst leisten, bevor sie diese durch qualitativ hochwertige
Maschinen ersetzen können. Nach China sind aufgrund der starken Ölabhängigkeit die arabischen Staaten
wichtigste Handelspartner Indiens. Für Indien ist der Ölimport neben seiner hohen Inflation ebenfalls ein
großes Problem, da der Ölverbrauch des Landes seit Jahren stark ansteigt. Zwar erhöht sich auch die
landeseigene Ölförderung, aber nicht ansatzweise so stark wie der Verbrauch. Da sich allein zwischen den
Jahren 2009 und 2012 die Ölimportkosten für Indien verdoppelten, stiegen die Kosten für indische
Ölimporte auf über 100 Mrd. US-Dollar pro Jahr. Dem stehen laut CIA-Factbook Exporteinnahmen von
derzeit 298,4 Mrd. US-Dollar gegenüber. Ein Drittel der indischen Exporterlöse entfallen also
ausschließlich auf die Ölimporte.
In der Statistik hat die Schweiz im Kreise Chinas und der arabischen Staaten einen Sonderstatus. Die
Schweizer Eidgenossenschaft unterzeichnete schon im Oktober 2011 ein Memorandum of Understanding
(MoU) für einen bilateralen Finanzdialog. Die Schweiz und Indien verhandelten ein umfassendes
Freihandelsabkommen zwischen der Europäischen Freihandelsassoziation (European Free Trade
Association EFTA) und Indien, wovon die beiden Staaten heute stark profitieren. Neben dem starken
Engagement der Schweiz in Indien durch dessen Entwicklungshilfe nehmen seit Jahren Handels- und
Direktinvestitionen in beide Richtungen deutlich zu. Die meisten Unternehmen sind in den Bereichen der
Ausrüstungen und Geräte für Industrie und Ingenieurwesen, Chemie und Pharmaka, Herstellung von
Präzisionsinstrumenten sowie in der Textilindustrie tätig.
Indien wird sich auch in Zukunft noch vielen Herausforderungen stellen müssen, die bisher noch zu sehr
vernachlässigt wurden und für soziale Unruhen sorgen können. Die Konfliktherde liegen vor allem in den
nachfolgenden Bereichen: Armut, Korruption, Gewalt und Diskriminierung gegen Frauen und Mädchen,
ineffiziente Stromerzeugung und Wasserwirtschaft sowie nicht ausreichende Durchsetzung der Rechte an
geistigem Eigentum, Vertrauen in die Justiz und langjährige Rechtsstreitigkeiten, unzureichende
Transport- und Agrarinfrastruktur, begrenzte Beschäftigungsmöglichkeiten neben dem Sektor der
Landwirtschaft, hohe Ausgaben für Subventionen sowie nicht genügende Verfügbarkeit an qualitativ
hochwertigen Grund- und Hochschulen.
Diese oben aufgeführten Probleme trugen 2013 zum schwächsten Wirtschaftswachstum des letzten
Jahrzehntes bei, wobei man sich in vielen Bereichen nicht auf eine fundierte Datenbasis verlassen kann. Es
bleibt also auch für die kommenden Jahre die Aufgabe der politischen und wirtschaftlichen
Entscheidungsträger Indiens, das breite Haushalts- und Leistungsbilanzdefizit des Landes zu verbessern.
Seite | 14
Indirekt forderten westliche Anleger durch den Abzug ihres Kapitals die indische Regierung bereits auf,
sich den Problemen des Landes zu stellen – was sich auch in der Abwertung der Rupie widerspiegelt.
Aufgrund der andauernden Geldentwertung der Rupie, die ihren Höhepunkt im Herbst 2013 hatte,
flüchten immer mehr Menschen zu Gold- und Edelmetallanlagen. Die starke Goldnachfrage schwächte
jedoch die indische Währung und ließ die Regierung eine Steuer auf Goldimporte erheben, die in den
letzten Jahren insgesamt viermal angehoben wurde. Der Vertrauensverlust in die eigene Währung ist als
kritisch zu bewerten, da die Rupien zum Golderwerb zunächst in US-Dollar gewechselt werden, worunter
der Kurs der indischen Währung leidet. Auch indische Bauern nutzen Gold beispielsweise als bevorzugte
Wertanlage. Da die Importsteuer von 1% im Jahr 2001 auf derzeit 8% anstieg, boomt der Goldschmuggel in
Indien. Das Wallstreet Journal berichtete, dass trotz der hohen Goldsteuer die Goldnachfrage in Indien
ungebrochen ist.
Abbildung 6: Inflation in Indien: Wechselkurs US-Dollar in Rupien
Quelle: Finanzen.net CHART - US-Dollar - Indische Rupie - 3 Jahre, 2014
Zudem ist das Edelmetall ein traditionelles Geschenk bei indischen Hochzeiten und wird auch während der
Hindu-Feste von Millionen Indern gekauft. Goldhändlern und Steuerbeamten zufolge biete der Rückgang
der offiziellen Importe eine willkommene Gelegenheit für Schmuggler. „Der Goldschmuggel scheint von
Monat zu Monat zuzunehmen“, so ein hochrangiger Steuerbeamter gegenüber der Wirtschaftswoche. Das
Gold komme dabei vor allem aus Dubai, Bangkok und Singapur. Der Schmuggel findet vor allem auf dem
Seeweg statt, aber auch über die Ländergrenzen mit Bangladesch und Nepal.1
Weitere Informationen unter http://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2013/08/03/indien-import-steuer-fuehrt-zumassivem-anstieg-des-gold-schmuggels/
1
Seite | 15
Wirtschaftstrends
Indiens Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte im Finanzjahr 2013/14 (1.4. bis 31.3.) real um nur 4,7% zu. Im 1.
Quartal 2014/15 zog die Dynamik leicht auf 5,7% an, getragen vor allem vom Dienstleistungssektor. Für das
gesamte Finanzjahr rechnen Analysten mit einem Plus von 5,5 bis 6,0%. Die Stimmung in der Wirtschaft
hat sich seit der Regierungsübernahme der National Democratic Alliance-Koalition (NDA) unter Führung
der Bharatiya Janata Party (BJP) im Mai 2014 deutlich aufgehellt. Letztere erreichte unter dem populären
Premierminister Narendra Modi die absolute Mehrheit. Nun wird erwartet, dass sie die angekündigten
Entwicklungsziele für das Land rasch umsetzt.
Abbildung 7: Wirtschaftliche Entwicklung in Indien, 20111/2 – 2013/14
Quelle: GTAI, Wirtschaftstrends Indien zum Jahreswechsel 2014/15
Die Wirtschaft Indiens verharrte in den letzten Jahren im Stillstand. Verantwortlich sind weniger externe
Faktoren, sondern vielmehr eine Reihe dringend notwendiger Reformen, die nicht angegangen wurden.
Das Investitionsklima hatte sich in der Folge stark eingetrübt. Die Verbesserung der wirtschaftlichen
Rahmenbedingungen soll nun Priorität genießen. Dies beinhaltet den Ausbau der maroden Infrastruktur,
der beruflichen Bildung sowie des Gesundheitssystems angekündigt. Darüber hinaus soll die Effizienz des
Regierungsapparat ausgebaut werden („Minimum Government, Maximum Governance“) (GTAI).
Die SWOT-Analyse auf der nachfolgenden Seite soll kurz die Stärken und Schwächen sowie die Chancen
und Risiken gegenüberstellen.
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Tabelle 6: SWOT-Analyse Indien
Strengths (Stärken)
Weaknesses (Schwächen)

Großer Absatzmarkt

Niedriges Pro-Kopf-Einkommen

Hohes Wirtschaftswachstum

Mangelnde Infrastruktur

Westlich orientiertes Rechtsystem

Niedriges Ausbildungsniveau, keine
(Common Law)

berufliche Bildung, Mangel an Fachkräften
Große Anzahl von Hochschulabsolventen

Geringe Arbeitsproduktivität
Englisch als Geschäftssprache verbreitet

Schattenwirtschaft
Opportunities (Chancen)
Threats (Risiken)

Konsumfreudige, wachsende Mittelschicht

Langwierige Rechtsdurchsetzung

Modernisierungsbedarf in der Industrie

Starke Einflussnahme des Staates auf die

Hohe Investitionsaktivität des Privatsektors

Niedriges Lohnniveau

Wachsende Anbindung Indiens in die
Weltwirtschaft
Wirtschaft

Starke Stellung der Gewerkschaften und
anderer Interessengruppen

Spekulative Grundstücks- und
Immobilienpreise

Hohe Mitarbeiterfluktuation
Quelle: GTAI, Indien, Indien Kompakt, SWOT Analyse, 2014
Ausgelöst durch ein kräftiges Anziehen der Stromproduktion nahm in den ersten sechs Monaten des
laufenden Finanzjahres, nach einer Phase längerer Stagnation, die Industrieproduktion Fahrt auf. Die hohe
Inflation (Konsumentenpreisindex 2013/14: +9,5%) ist im Oktober 2014 deutlich auf 5,5% gesunken, unter
anderem bedingt durch fallende Rohöl- und Nahrungsmittelpreise. Zwar könnte sich der schwache Monsun
in den kommenden Monaten negativ auf die Lebensmittelpreise auswirken, es wird jedoch erwartet, dass
die Regierung hier effektiv gegensteuert. Die Zentralbank fokussiert weiterhin auf die Preisstabilität und
hat das hohe Zinsniveau trotz lautstarker Forderungen aus Wirtschaft und Politik bislang nicht gesenkt
(GTAI).
Die indische Rupie konnte sich nach einem starken Wertverlust Mitte 2013 infolge hoher
Risikokapitalabflüsse gegenüber dem Euro und dem US-Dollar wieder leicht erholen, was vor allem den
importabhängigen Branchen zugute kommt. Indiens Industrie ist sowohl von Vorprodukten als auch in
hohem Maße auf Rohstoffen wie Kohle, Öl und Gas abhängig. Durch verstärkte Einfuhren hat sich die
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Regierung vorgenommen, die zuletzt kritische Versorgung der stromerzeugenden Unternehmen zu
verbessern.
Entscheidend ist nun, dass den Ankündigungen, die hohe Erwartungen bei Firmen und Bevölkerung
geschürt haben, konkrete Maßnahmen folgen. Es wird erwartet, dass die Wirtschaftstätigkeit für das Jahr
2015 stark anziehen wird. Allerdings könnte sich im Zuge dessen der Widerstand einzelner
Regionalregierungen sowie der geringe finanzielle Spielraum als problematisch erweisen (GTAI).
Das Haushaltsdefizit lag zuletzt bei 4,5% des BIP und soll 2014/15 auf 4,1% gesenkt werden. Die Umsetzung
der Pläne zum Infrastrukturausbau beispielsweise setzt daher eine hohe Beteiligung des Privatsektors
voraus.
Indiens Möglichkeiten, die Konjunktur durch Staatsausgaben, fiskalische oder geldpolitische Maßnahmen
zu beleben, sind nach Angaben der GTAI begrenzt. Die starke Inflation lässt der Zentralbank RBI kaum
Spielraum für eine expansive Geldpolitik. Aus Sicht der Analysten des Internationalen Währungsfonds
(IWF) sind Reformen der Schlüssel für neue Investitionen und eine Belebung der indischen Wirtschaft.
Viele Projekte kommen auch deshalb nicht voran, weil es große bürokratische Schwierigkeiten gibt, die
bereits angefangen Projekte weiter voranzutreiben. Auch die Infrastrukturmängel schrecken viele
Investoren ab, Fabriken und Anlagen zu bauen. Hier besteht ein großer Handlungsbedarf nach Aussage des
IWF. Um die Projektabwicklung zu verbessern, müssten beispielsweise Projektgenehmigungen
beschleunigt werden und viele Prozesse transparenter gestaltet werden.
Eine weitere wichtige Reform wäre die Einführung einer landesweit einheitlichen Mehrwertsteuer. Die für
2009 geplante Einführung musste mehrfach verschoben werden, weil sich Zentralregierung und Staaten
nicht einigen können. Die einheitliche Mehrwertsteuer gilt als eine der wichtigsten Reformen, weil sie den
Warenverkehr im Inland erheblich erleichtern würde.
1.4. Außenhandel und Investitionen
Positiv hervorzuheben ist, dass sich das Geschäftsklima seit den Wahlen verbessert hat und auch der
indische Börsenindex SENSEX stark angestiegen ist. Diese Entwicklung zeigt sich auch an den
ausländischen Direktinvestitionen (Foreign Direct Investment, FDI), die mir rund 12,0 Mrd. US$ in dem
Zeitraum von April bis August 2014 rund 42 % höher als in der Vorjahresperiode ausfielen. Absehbar ist
jedoch nicht, inwieweit sich dies auf der Schnelligkeit der Kapazitätserweiterungen der lokalen Firmen
auswirkt. So sanken die realen Kapitalanlageinvestitionen zuletzt leicht (2913/2014: -2,5%) und auch die
Kreditvergabe an Unternehmen verläuft weiterhin schleppend.
Am negativsten wirkte sich die geringe Investitionstätigkeit der letzten Jahre auf die Entwicklung des
Landes aus. Ausgelöst durch einen Reformstau, ein hohe Zinsniveau sowie die Ungewissheit bezüglich der
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künftigen Finanz- und Wirtschaftspolitik führten dazu, dass zahlreiche Vorhaben aufgeschoben wurden.
Seit drei Jahren zeigen auch die Projektneuankündigungen eine rückläufige Tendenz.
Um einer derartigen Entwicklung entgegen zu wirken, hat die Regierung hat nun erste Schritte
unternommen, um die Rahmenbedingungen für in- und ausländische Firmen zu vereinfachen. Nicht nur
die Digitalisierung von Genehmigungsprozessen sowie Änderungen beim Arbeitsrecht wurden eingeleitet,
sondern auch die Richtlinien für ausländische Direktinvestitionen im Eisenbahn-, Bau- und
Verteidigungssektor gelockert.
Nach wie vor steht jedoch die vielfach geforderte Vereinfachung des Landerwerbs als auch die Einführung
einer einheitlichen Waren- und Dienstleistungssteuer (Goods and Services Tax, GST) noch aus – beide
Projekte wurden seitens der Regierung angekündigt. Ein Aufruf an in- und ausländische Investoren in
Indien zu produzieren und das verarbeitende Gewerbe zu stärken, welches aktuell nur rund 13 % zum BIP
beträgt, soll durch das Flaggschiffprojekt „Make in India“ der Regierung geschehen. Der Reformdruck ist
vor diesem Hintergrund immens.
Die indischen Wareneinfuhren waren 2013/14 bedingt durch die schwache Nachfrage von Industrie und
Konsumenten sowie der Beschränkung der Goldeinfuhren durch die indische Zentralbank auf US-DollarBasis deutlich um 8,3% gegenüber dem Vorjahr gesunken. Ausgelöst durch Lockerungen der
Goldimportbeschränkungen sowie einer stärkeren Rupie, zogen die Importe im letzten Jahr wieder ganz
leicht um 1,6 % an.
Die Ausfuhren konnten von April bis September 2014 recht kräftig um 6,5% zulegem, nach einem Anstieg
von 4,7% in 2013/14, der unter anderem auf eine stärkere Auslandsnachfrage nach indischen Textilien,
Transportausrüstungen und Chemikalien zurückzuführen war. Im Zuge dessen schrumpfte das
Handelsbilanzdefizit im 1. Halbjahr 2014/15 deutlich.
Das mit Abstand wichtigste Lieferland ist die VR China auf die rund ein Zehntel der Gesamteinfuhren
Indiens entfallen. Chinesische Waren holen nicht nur qualitativ auf, sondern gewinnen insbesondere in den
preissensitiven indischen Käuferschichten rasant an Bedeutung. Die Top-Ten-Lieferländer 2013/14 waren
VR China, Saudi-Arabien, Vereinigte Arabische Emirate (VAE), USA, Schweiz, Irak, Kuwait, Katar,
Indonesien und Nigeria. Deutschland lag auf Rang 12 der Lieferländer, zählt jedoch seit Jahren zu den
wichtigsten Lieferanten, wenn die Energie- und Goldimporte unberücksichtigt bleiben (GTAI).
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Abbildung
8:
Indiens
Haupthandelspartner
Haupthandelspartner in der Asien-Pazifik-Region
in
der
EU
und
Deutschlands
Indien weist eine hohe Importabhängigkeit von Erdöl vor allem von den entsprechenden Lieferländern auf
die im Ranking hoch positioniert sind. Über ein Drittel der indischen Einfuhren entfallen auf den Rohstoff.
Hinzu kommt Indiens Vorliebe für Gold, die das Land zu einem der größten Importeure des Edelmetalls
weltweit macht. Das Edelmetall wird insbesondere aus der Schweiz, aber auch den VAE und USA geliefert.
Deutsche Unternehmen wurden von der indischen Wirtschaftsflaute im Jahr 2013/14 beeinträchtigt, denn
es wurden nur noch Waren im Wert von 12,9 Mrd. $, und damit 9,7% weniger als im Vorjahr, exportiert.
Rund ein Drittel aller deutschen Warenexporte nach Indien umfassen Maschinen und Anlagen. Die
gedämpfte Investitionstätigkeit und verzögerte Projektumsetzung hat aus dem Grund besondere negative
Auswirkungen auf die deutschen Ausfuhren.
Seite | 20
Die
folgende
Abbildung
soll
den
Rückgang
der
deutschen
Exporte
grafisch
darstellen:
Abbildung 9: Indisch-Deutscher Handel 2000-2013
Deutschland ist Indiens größter Handelspartner in der Europäischen Union (EU) (siehe Abbildung 10).
Laut der deutschen Außenhandelsstatistik hat sich das deutsch-indische Handelsvolumen in den letzten
zehn Jahren mehr als verdreifacht. Der bilaterale Außenhandelsumsatz zeigte hingegen in den letzten drei
Jahren eine rückläufige Tendenz und erreichte 2013 nur noch 1,6 Mrd. Euro. Dies wirkte sich zu Lasten der
Verhandlungen über das geplante Freihandelsabkommen zwischen der EU und Indien aus weshalb ein
Abschluss ungewiss erscheint.
In der Rangfolge der wichtigsten Handelspartner für Deutschland steht Indien auf Platz 24 (2011 noch 25),
bei Einfuhren auf Platz 25 und auf Platz 22 bei Ausfuhren, aber in der Asien-Pazifik-Region auf Platz 4
(siehe Abbildung 10). Umgekehrt steht Deutschland wie bereits schon erwähnt in Indien als Lieferant an
10. Stelle und als Abnehmer indischer Waren an 8. Stelle. Der deutsche Handelsüberschuss von rund 3,5
Mrd. Euro zeugt von einer hohen indischen Nachfrage. Es handelt sich hierbei um Investitionsgüter wie
Maschinen, die etwa 1/3 am Gesamtexport nach Indien ausmachen sowie Elektrotechnologie, Metallwaren,
Chemie, Automobil- und Automobilteilen. Die folgende Abbildung 11 zeigt die Importe und Exporte aus
und nach Indien. Der Rückgang des Handelsvolumens lässt sich zwischen 2012 und 2013 leicht erkennen.
Seite | 21
Abbildung 10: Deutsch-indischer Handel: Januar – Dezember 2013
Quelle: Statistisches Bundesamt, AHK Indien, Deutsche Exporte nach Indien, 2014
Im Einzelnen handelte es sich bei den indischen Exporten nach Deutschland hauptsächlich um Produkte
aus dem Textilbereich, gefolgt von chemischen Erzeugnissen, Elektrotechnologie, Metallwaren sowie Leder
und Nahrungsmittel. Der Handel zwischen Deutschland und Indien wird seit Jahren von beiden
Regierungen
gefördert
und
ausgebaut,
was
anhand
folgender,
bedeutender,
deutsch-indischer
Wirtschaftsabkommen ersichtlich wird:

Doppelbesteuerungsabkommen, am 19.12.1996 in Kraft getreten;

Investitionsschutzabkommen, im Juli 1998 in Kraft getreten;

Handelsabkommen vom 31.03.1955;

Vereinbarungen über die Zusammenarbeit in der wissenschaftlichen Forschung und
technologischen Entwicklung von 1971 und 1974;

Geplantes Freihandelsabkommen zwischen Deutschland und Indien (Verhandlungsgespräche
haben bereits begonnen).
Die Bedeutung dieser wichtigen Handelspartnerschaft wurde zuletzt durch die Gespräche über das geplante
Freihandelskommen zwischen Indien und Deutschland bestärkt. Hierzu unterstrichen hochrangige
Besuche höchster Würdenträger aus Deutschland und Indien die politische Ebene der Gespräche. Besuche
der Bundeskanzlerin (Ende Oktober 2007 und Ende Mai 2011) und des Bundesaußenministers (November
2008, Oktober 2010, Mai 2011, Juni 2012), des Bundeswirtschaftsministers im September 2010 und
November 2012, des Bundesverkehrsministers (April und Mai 2011 sowie April 2012) und des
Bundespräsidenten (Anfang Februar 2010) sowie Bundespräsident Joachim Gauck (Anfang 2014) jeweils in
Begleitung hochrangiger Wirtschaftsdelegationen untermauerten das beidseitige Interesse an einer
Seite | 22
weiteren Vertiefung der wirtschaftlichen Beziehungen. Zuletzt besuchte Bundespräsident Gauck Anfang
Februar Indien zu einer Vertiefung der deutsch–indischen Beziehungen.
Deutschland zählt seit Jahrzehnten zu den zehn wichtigsten ausländischen Direktinvestoren in Indien.
Über die letzten Jahre führte der Dienstleistungssektor mit einem ca. 26-prozentigen Anteil (insb.
Versicherungen), gefolgt von der Bauwirtschaft und der Automobilindustrie. Die neuen Direktinvestitionen
im Finanzjahr 2012-2013 aus Deutschland betrugen 860 Mio. US-Dollar (im Vorjahr: 1.662 Mio. USDollar). Diese Zahl steht für unmittelbare Geldflüsse.
2. Die aktuelle Wasserversorgung in
Indien
2.1 Wasserbedarf und –verbrauch
In Indien leben zurzeit mehr als 1,27 Mrd. Menschen - Tendenz steigend. Damit beheimatet das Land 16%
der weltweiten Bevölkerung, verfügt aber laut des Ministry of Water Resources/ Ministerium für
Wasserressourcen gleichzeitig nur über circa 4% der weltweiten Frischwasservorkommen, die zu dreiviertel
während der recht kurzen Monsunzeit von Juni bis September als Regen fallen. Die Niederschläge müssen
ausreichen, um einen Großteil des Wasserbedarfs der Bevölkerung während der restlichen Zeit des Jahres
zu decken. Mit der aktuell verfügbaren Wassermenge (Frischwasser bzw. wiederverwertbares Wasser) pro
Kopf von 1.720 m3 liegt Indien laut des „World Water Development Report“/“Weltweiter Bericht zur
Wasserentwicklung“ der Vereinten Nationen auf Platz 133 von 182.
Tabelle 7: Kennzahlen zum indischen Wassersektor
Daten
Nutzbare Wasserreserven
1.122 Mrd. m3 (1896 Mrd. m3 verfügbar)
-
Davon Oberflächenwasser
690 Mrd. m3
-
Davon Grundwasser
432 Mrd. m3
Anteil der genutzen Wasserreserven
34,1 %
Gesamtwasserverbrauch
Mehr als 634 Mrd m3/a
-
Davon Oberflächenwasser
60 %
Seite | 23
-
Davon Grundwasser
40%
Verbrauch Landwirtschaft
545 Mrd. m3/a
Verbrauch für Industrie und
51 Mrd. m3/a
Haushalte
Verbrauch öffentliche
38 Mrd. m3/a
Einrichtungen
Durchschnittlicher Pro-Kopf-
55l / (E*d)
Trinkwasserverbauch
Durchschnittliche
25-50 %
Trinkwasserverluste der Leitungen
Bevölkerungsanteil mit
Anschluss an
-
Öffentliche Trinkwasserversorgung
89 %
gesamt
-
Öffentliche Trinkwasserversorgung
86 %
(Land)
-
Öffentliche Trinkwasserversorgung
96%
(Stadt)
-
Sanitäranlagen (gesamt)
28 %
-
Sanitäranlagen (Land)
18 %
-
Sanitäranlagen (Stadt)
52 %
-
Kanalisation für kommunales
200 von 3245 Städten verfügen über eine
Abwasser
Kanalisation
Abwasserbehandlungsanlagen
Klärkapazität 7 Mio. m3
Kommunale Kläranlagen
85-90%
-
mechanische und biologische
Behandlung
-
Kommunale Kläranlagen
35-40 %
mechanische und chemische
/physikalische Behandlung (z.B.
Versickerung, Perkolation,
Absetzen, Flotation)
Quelle: UNSTATS, GTAI, ALEX
Seite | 24
Die flächendeckende Versorgung der rasant wachsenden Bevölkerung, um 22 % bis 2025 und 32 % bis
2050, mit Frischwasser stellt momentan eine der größten Herausforderungen für die Politik dar. Jedoch
verlangt nicht nur die Bevölkerung nach einer ausreichenden Wasserversorgung. Auch der Bedarf
wasserintensiver Industrien, wie der Textilwirtschaft, Papierherstellungs-, und Nahrungsmittelindustrie,
steigt stetig wegen der weiterhin wachsenden Anzahl industrieller Fertigungsbetriebe. Dazu zählt auch der
besonders hohe Wasserbedarf von Kraftwerken, die große Mengen zur Kühlung ihrer Anlage benötigen. Die
indische Regierung schätzt, dass bereits 2030 die Hälfte der Gesamtnachfrage nicht mehr gedeckt werden
kann (GTAI).
Tabelle 8: Erwarteter Anstieg des totalen Wasserverbrauchs in Indien
Wasserverbrauch
Total in
1997/1998
2010
2025
2050
629
694-710
784-843
973-1180
12
29
71
km3
Anstieg in %
Quelle: Kumar et al. 2005
2.2 Struktur der Frischwasserversorgung
Gemessen am Jahresniederschlag steht Indien eigentlich genügend Wasser für die gesamte Bevölkerung
zur Verfügung. Der Wasserverbrauch liegt momentan noch deutlich unter der eigentlich vorhandenen
Wassermenge. Dies bedingt zum einen der erschwerte Zugang zu Wasser in ländlichen wie auch in
manchen slumähnlichen städtischen Regionen, aber zum anderen auch durch die stark ungleichmäßige
Verteilung der Niederschläge. In manchen Gebieten führen die starken Niederschläge zu Überflutungen
und andernorts herrscht Dürre. So liegen 30 % des Landes in Gebieten, in dem Wasser extrem rar ist. Zum
anderen ist der Hauptanteil des gesamten Jahresniederschlags mit 75 % auf die Monate Juni bis September
konzentriert und fällt vor allem in den Küstenregionen Kerala, Karnataka und Maharashtra. Hier belaufen
sich die Jahresniederschlagsmengen auf 3.000-4.000 mm. Der Jahresniederschlag von Hamburg liegt im
Vergleich dazu zum Beispiel nur bei gut 720mm. Die hohen Niederschlagsmengen in den Küstenregionen
relativieren sich jedoch wieder, wenn man die Jahresniederschlagsmengen in den nordwestlichen
Bundesstaaten Rajasthan und Punjab von sehr häufig unter 500mm bedenkt. Über lange Zeiträume bleibt
hier der Niederschlag regelmäßig ganz aus. So leben in Rajasthan zwar etwa 8 % der indischen
Bevölkerung, aber der Bundesstaat verfügt nur über etwa 1 % der Wasserressourcen des Landes. Insgesamt
können die lokal und zeitlich sehr unterschiedlichen Wassermengen in Indien nicht sinnvoll gesammelt
und verteilt werden, was eines der Hauptprobleme für eine flächendeckende Wasserversorgung darstellt
(India Five Year Plan & Wassertechnik und Wassermanagement in Indien).
Seite | 25
Abbildung 11: Durchschnittlicher Niederschlag in Indien
Quelle: Indian Meterological Department 2004, Saph Pani Report
Wegen der starken saisonal schwankenden Regenfälle, hat vor allem auch das Oberflächenwasser in Indien
eine starke Bedeutung. Die größten und wichtigsten Flüsse im Norden des Landes sind der Ganges, Indus,
Yamuna und der Brahmaputra. Zentralindien wird dominiert von den Flüssen Narmada und Tapti sowie
Godavari und Krishna. Im Süden des Landes ist der Fluss Kaveri am größten. Die genannten Flüsse führen
90% ihres jährlichen Wassers während der viermonatigen Regenzeit. Dabei fließt ein großer Teil ungenutzt
ins Meer ab, während im Laufe des restlichen Jahres viele Flüsse kaum oder gar kein Wasser führen. Da die
einzelnen Bundesstaaten über das vorhandene Wasser in ihrem Gebiet verfügen, kommt es zwischen vielen
Staaten zu Streitigkeiten in Bezug auf die verwendeten Wassermengen von Flüssen, wenn diese durch
mehrere Staaten fließen. Zudem sind die zumindest temporär vorhandenen großen Flusswassermengen
Seite | 26
keineswegs unbedenklich. Die indische Regierung versucht bereits seit Jahrzehnten gegen die
Verunreinigung der Flüsse anzukämpfen. Besonders stark verunreinigt sind der Godavari, Ganges und
Krishna.
Verstärkt wird die Problematik der Frischwasserversorgung durch die Staudammprojekte Chinas im
Himalaya, denn das Land baut und baute dort viele hunderte Dämme zur Energiegewinnung. Der
wasserreichste Fluss Asiens, der im weiteren Verlauf als Brahamaputra bekannt ist, verläuft auch durch
Indien und Bangladesch. Die flussabwärts gelegenen Länder haben nun die Sorge, dass China ihnen
buchstäblich das Wasser abgräbt.
Zudem ist in den letzten 10 Jahren der Grundwasserspiegel um circa 4cm gesunken, was bereits zu
ausgetrockneten Feuchtgebieten und Flüssen geführt und die Flussbetten sowie umliegenden Böden mit
Arsen, Fluorid und anderen giftigen Substanzen verseucht hat. Besonders von dem sinkenden
Grundwasserspiegel betroffen sind große Teile der Bundesstaaten Haryana, Punjab, Rajasthan und Delhi.
Wegen dieser Entwicklungen gewinnt das Meerwasser als Ressource immer mehr an Bedeutung. Viele
Großstädte, wie Kalkutta, Chennai und Mumbai liegen, entlang Indiens 7.500 Kilometer langer Küste und
daher verstärkt sich die Nutzung von Meerwasserentsalzungsanlagen. In Ergänzung dazu wird versucht, in
Regionen mit starken Regenfällen, mit Regenwasserrückgewinnungsanlagen zu arbeiten (GTAI).
Eine wichtige Rolle zur Gewährleistung der Finanzierung sowie Organisation der Wasserversorgung spielt
die Aufteilung der Aufgaben auf unterschiedlichen Ebenen. Die Wasserversorgung und –entsorgung sowie
alle weiteren Belange zum Thema Wasser sind laut der indischen Verfassung auf drei Ebenen aufgeteilt nämlich die Bundesebene, die Bundesstaaten und die lokalen Behörden. Dabei haben die Bundesstaaten
die größten Kompetenzen während die Behörden auf Bundesebene sich nur um zwischenstaatliche bzw.
überstaatliche Angelegenheiten kümmern (Ernst & Young Water Sectors in India). Die beiden
Bundesbehörden Central Water Comission und Central Soil and Material Research Station sind zum
Beispiel mit der Beurteilung der Wasserqualität sowie mit der Organisation von
internationalen
Kooperationsprojekten im Bereich Wasserressourcen beschäftigt. In diesem Zusammenhang hat die
indische Regierung u.a. die Jawaharlal Nehru National Urban Renewal Mission zur Entwicklung der Städte
insgesamt ins Leben gerufen. Dieses Projekt wurde 2005 gestartet und war erst einmal ausgelegt bis 2012,
wurde aber bereits bis 2014 bzw. nach der Präsidentschaftswahl auf 2016 verlängert. Ein Großteil der
Projekte zur Stadtentwicklung hat einen direkten Bezug zur Wasserwirtschaft. So waren in dem Zeitraum
zwischen 2012 und 2014 insgesamt 31 Projekte im Bereich Wasserversorgung und 15 Projekte in der
Abwasserentsorgung implementiert (GTAI).
Zur Finanzierung u.a. dieser Projekte und der allgemeinen Effizienzsteigerung der Bauvorhaben sollen
verstärkt Public Private Partnerships ins Leben gerufen werden. Jedoch kritisieren potentielle Investoren
u.a. die bisher mangelnde Wirtschaftlichkeit sowie die unsicheren regulatorischen Rahmenbedingungen.
Ein weiteres landesweites Projekt zum Thema Wasserwirtschaft ist das India Water Tool. Basierend auf der
Idee des Global Water Tool wurde das India Water Tool von 14 in Indien ansässigen Großunternehmen
entwickelt, darunter BASF, Bayer, BP, Siemens, PepsiCo und Vedanta. Diese Anwendung soll
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Unternehmen, die in Indien investieren oder ihre bisherigen Kapazitäten im Land ausbauen möchten, bei
der Auswahl geeigneter Standorte helfen. Das beteiligte Unternehmen Infosys hat mit Hilfe der Daten des
Central Groundwater Board of India eine Software entwickelt, die den Anwendern Informationen zur
Verfügbarkeit von Grundwasser oder zu erwarteten Risiken in Bezug auf das vorhandene Grundwasser
liefern, wie zum Beispiel der zeitlichen Entwicklung des Grundwasserspiegels. In Indien tätige
Unternehmen bzw. Unternehmen, die über Zulieferer in dem Land verfügen, können das Werkzeug
kostenlos nutzen und so zumindest einen ersten Eindruck von der Eignung eines Grundstücks erhalten
(www.wbcsd.org/indiawatertool.aspx).
2.3 Wasserqualität und Überprüfung
In Indien verlaufen die Wasserleitungen, vor allem in den Großstädten, häufig oberirdisch. Bei dem
Transport von Wasser aus dem Umland in die inneren Bezirke der Stadt sind die Leitungen sehr häufig
durch dicht besiedelte Gebiete wie Slums gelegt, in denen die Wasserrohre einer Vielzahl von Müll und
Fäkalien ausgesetzt sind. Aufgrund des schlechten Zustands der Leitungen wird das Wasser bei seinem
Weg durch die Stadt oft massiv verunreinigt (Real Time Water Grids).
Jedoch ist das Wasser, das in die Stadt geleitet wird, nicht von Beginn an qualitativ unbedenklich, sondern
wird bereits als belastetes Grundwasser gefördert. Das Grundwasser in Indien ist fast flächendeckend mit
hohen Mengen an Salz, Fluorid, Chlorid, Eisen und Nitrat kontaminiert. Von den 29 indischen
Bundesstaaten ist in 19 das Grundwasser verunreinigt. Vor allem der vermehrte Einsatz von Düngemitteln
und Pestiziden in der Landwirtschaft sowie die massenhafte Verwendung von Chlorid - hauptsächlich in
der Textilwirtschaft - tragen zu der Wasserverschmutzung bei.
Nichtsdestotrotz gibt es in Indien bundesweit festgelegte Standards für die Qualität von Trink-, Grund-,
und Oberflächenwasser sowie Grenzwerte für Industrieabwässer und Kläranlagen. Diese Standards sind
national einheitlich und verbindlich und werden von dem Bureau of Indian Standards ausgearbeitet und
implementiert. Für die Überprüfung und Gewährleistung einer akzeptablen Wasserqualität hingegen ist in
Indien auf Bundesebene eine weitere Behörde, das Central Pollution Control Board zuständig, das Daten
zur aktuellen Wasserqualität sammelt sowie u.a. das Abwasser industrieller Betriebe kontrolliert. Es wird in
den Bundesstaaten durch zusätzliche Behörden unterstützt. Die Arbeit dieser Behörden beruht auf
Gesetzen, die speziell zur Sicherung der Wasserqualität verabschiedet worden sind. Dazu zählen der Water
Act von 1974, der Water Cess Act von 1977 und 1988 sowie der Environment Protection Act von 1986.
Zusätzlich zu diesen zentralen Gesetzen ergänzen Regelungen und Verwaltungsbestimmungen auf
bundesstaatlicher Ebene den Bereich der Wasserversorgung. Jedoch liegt die Umsetzung der Gesetze in
den Händen der Bundesstaaten. Daher kann die Einhaltung nicht in ganz Indien gewährleistet werden.
Vor allem auch wegen der Vielzahl der industriellen Betriebe ist es unmöglich, die Überprüfung bei allen
Unternehmen durchzuführen. Auch die generelle Überprüfung der Wasserqualität, für die das Central
Pollution Board zuständig ist, müsste deutlich stärker ausgebaut werden, um ein flächendeckendes
Monitoring zu garantieren. Zurzeit sind in Indien 1.700 Stationen zur Überprüfung aktiv. Bedingt durch die
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hohen Kosten haben Industriebetriebe noch nicht den Anreiz, konsequent in moderne Ausrüstung zur
Reinigung ihres eigenen Abwassers zu investieren.
Neben einer Vielzahl unentdeckter Betriebe, die zur Verschmutzung der Flüsse und des Grundwassers
beitragen, gab es jedoch gerade im Juli 2014 ein Erfolgserlebnis für die Arbeit des Central Pollution Control
Board. Dieses hatte dem National Green Tribunal (ein 2010 ins Leben gerufener Gerichtshof speziell für
Fälle rund um Umweltverschmutzung) einen Bericht vorgelegt zur Verschmutzung des Ganges. Dabei
wurden im Bundesstaat Uttar Pradesh 927 industrielle Betriebe ausgemacht, die den Fluss massiv durch
deren Abwässer verschmutzen, die sie zumeist direkt ohne vorherige Reinigung in den Ganges leiten. Um
eine stärkere Präsenz für diese Arbeit zu gewährleisten und um an Investitionen in die Nachhaltigkeit zu
appellieren, wurden die entsprechenden Unternehmen auf der Internetseite des Central Pollution Control
Board veröffentlicht (www.cpcb.nic.in).
Zudem wurden 173 dieser Unternehmen auf Beschluss des National Green Tribunal inzwischen
geschlossen. Ein Großteil der betroffenen Unternehmen waren wasserintensive Gerbereien (Business
Standard)
aber
auch
Chemikalienhersteller,
Textilunternehmen,
Düngemittelproduzenten
und
Papierhersteller. Basierend auf den Ergebnissen der Untersuchung hatten 62 der 817 der Unternehmen
keine Anlagen zur Reinigung des Wassers und in weiteren 84 Betrieben funktionieren die installierten
Anlagen nicht. Wesentlich interessanter sind jedoch die Ergebnisse der Unternehmen, die Geräte zur
Säuberung ihres Abwassers benutzen. Dazu zählen 696 der 817 Unternehmen. Deren Abwässer
verunreinigen den Ganges massiv, obwohl es zuvor eine Reinigungsanlage durchlaufen hat (Eine Übersicht
der zulässigen Grenzwerte je nach Industrie können unter folgendem Link
abgerufen werden:
http://www.cpcb.nic.in/Industry_Specific_Standards.php)
Folglich sind die eingesetzten Anlagen von unzureichender Qualität. Unter den geschlossenen
Unternehmen befinden sich nicht nur kleinere Betriebe, bei denen man aus Mangel an Ressourcen einen
Verzicht auf die Abwasserreinigung erwarten könnte, sondern auch der weltweit operierende Konzern Coca
Cola. Wegen mutmaßlich erheblicher Verstöße gegen umweltschützende Regeln wurde das Werk in
Mehandiganj im Bundesstaat Uttar Pradesh auf Anordnung des Central Pollution Control Board im Juli
2014 vorübergehend geschlossen (Business Standard). Als Ergebnis der kürzlich untersuchten Industrien
entlang des Ganges ergeben sich kurzfristig Möglichkeiten zur Ausstattung der 817 mangelhaften
Unternehmen durch deutsche Technik zur Abwasserreinigung sowie mittelfristig die Möglichkeit,
Unternehmen in weiteren Bundesstaaten auszustatten, die in Flussnähe produzieren und auch ihre
entstandenen Abwässer in den Fluss ableiten.
2.4 Wasserversorgung und Abwasserentsorgung der Privathaushalte
Indien entwickelt sich zunehmend zu einem stark urbanisierten Land. 30 % der Bevölkerung lebt 2011 in
Städten. Diese Zahl soll sich laut Schätzungen in den nächsten 20 Jahren auf 40 % erhöhen (GTAI). Eine
Studie des McKinsey Global Institute geht z.B. davon aus, dass Indiens Städte im Jahr 2030 insgesamt 590
Millionen Menschen beheimaten werden. Laut des Zensus von 2011 verfügen 70,6 % der städtischen
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Bevölkerung Indiens über einen eigenen Wasseranschluss. Zum Vergleich: In China sind es 91 %, in
Südafrika 86 % und Brasilien 80 %. Neben der verhältnismäßig geringen Anzahl an Wasseranschlüssen ist
auch die Qualität dieser auf niedrigstem Niveau. Ein Großteil der städtischen Bevölkerung hat nur 1-6
Stunden täglich Zugang zu Leitungswasser und viele Leitungen sind defekt oder haben Lacks, sodass etwa
30-50 % der eingespeisten Menge den Benutzer nicht erreichen (GTAI). Zudem gibt es kaum
Messeinrichtungen, die den tatsächlichen Wasserverbrauch dokumentieren, so dass auch ein gerechtes
Bezahlungssystem nicht gewährleistet werden kann. Die meisten Wassergebühren werden nicht nach
Messung des tatsächlichen Verbrauchs erhoben, sondern an Kriterien wie der Größe des Haushalts, der
Anzahl der vorhandenen Wasserhähne oder ähnlichem festgelegt. Dadurch ergibt sich für die indische
Bevölkerung mit qualitativ hochwertigem Wasseranschluss auch kein Anreiz zur Wassereinsparung. Dies
gilt neben den Haushalten noch viel stärker für den Wasserverbrauch in der Landwirtschaft, die momentan
noch das meiste Wasser des Landes verwendet (India Five Year Plan).
Zu der Problematik der fehlenden Messinstrumente, kommen die ohnehin schon geringen Einnahmen des
Staates bei der Wasserversorgung hinzu, da Privathaushalte wegen hoher Subventionen kaum Geld für
ihren Wasserverbrauch ausgeben. So variieren die Wasserpreise in einzelnen Staaten wegen der starken
Unterschiede zwischen den städtischen und ländlichen Regionen. Daher reichen die Einnahmen der
Betreiber bzw. Wasserlieferanten, die häufig kommunal organisiert und in staatlicher Hand sind, nicht
einmal um die Betriebs- und Instandhaltungskosten zu decken. Diese Preispolitik führt dazu, dass die
Betreiber so gut wie keine finanziellen Möglichkeiten für Investitionen in ein besseres Versorgungsnetz
haben.
Darüber hinaus oder gerade durch die Subventionen verursacht empfindet die indische Bevölkerung den
Staat als Verantwortlichen, wenn es um die Bereitstellung der Ressource Wasser geht. Daher ist ein
Großteil der indischen Bevölkerung nicht bereit, mehr Geld für eine bessere Wasserversorgung auszugeben,
das die Regierung aber benötigt, um die Wasserinfrastruktur zu verbessern. Um einen bewussteren
Umgang mit Wasser vor allem bei den wenigen Haushalten mit guter Versorgung herbeizuführen, möchte
die nationale Regierung in Kürze eine Tarifstruktur für die Wasserabrechnung ins Leben rufen. Das
Bewusstsein der indischen Bevölkerung sowie die Zahlungsbereitschaft für Angelegenheiten rund um die
Abwasserentsorgung und -behandlung ist indes noch geringer (GTAI). Der Teil der Bevölkerung, der bereit
ist, Geld in eine qualitativ hochwertige Wasserver- und Entsorgung zu investieren, beauftragt private
Firmen mit der Modernisierung und Erweiterung der Anlagen anstatt auf das staatliche Engagement zu
warten. Zu den bedeutendsten lokalen Anbietern, die in diesem Bereich tätig sind, gehören Hindustan
Dorr-Oliver, IVRCL/HDO, Jindal ITF, JUSCO, Pratibha Industries, die Ramky Group, Subhash Projects &
Marketing und Triveni Engineering & Industries. Die wichtigsten ausländischen Akteure auf dem indischen
Markt sind Suez Environment/Degrémont, VA Tech WABAG und Veolia Water. Auch deutsche Firmen
übernehmen vereinzelt staatliche Aufträge beziehungsweise Unteraufträge in kommunalen Projekten,
darunter Remondis und Passavant-Roediger (Auflistung durch GTAI).
Einen Teil der Modernisierungsmaßnahmen in den Privathaushalten machen Point-of-Entry-Systeme aus.
Diese dienen direkt am „öffentlichen“ Wasserzugang des Hauses zur Reinigung des dort empfangenen
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Wassers. Wegen der schlechten Rohrqualität und der teilweise bereits verbesserungsbedürftigen Qualität
des eingespeisten Wassers ist dies eine lohnenswerte Investition, um eine sichere Wasserqualität zu
gewährleisten. Der Großteil dieser Systeme wird jedoch momentan in gewerblich genutzten Gebäuden
eingebaut und nur zu 10
% in Wohnhäusern. Dieses Verhalten lässt sich mit den hohen
Anschaffungskosten der Point of Entry Systeme erklären. Die Unternehmensberatung Frost & Sullivan
beziffert den Umsatz mit Point of Entry Systemen auf 3,4 Mrd. INR im Jahr 2012 und prognostiziert ein
jährliches Wachstum von 10 % im Zeitraum bis 2017. Wegen des verstärkten Baus von großen
Wohnanlagen an den Rändern der Städte, gehen die Schätzungen jedoch auch davon aus, dass sich der
Anteil der Point of Entry Systeme zur privaten Nutzung deutlich erhöhen wird (GTAI). Hier ergeben sich
vor allem für ausländische Unternehmen, die bequeme, leicht zu bedienenden und zu wartende sowie
zudem langlebige Systeme anbieten, Vorteile gegenüber indischen Konkurrenten, die zur Zeit zwar sehr
günstig anbieten können, aber mit hohen Folgekosten aufwarten.
Die ländliche Bevölkerung muss überwiegend komplett auf kommunale Unterstützung verzichten, da diese
ihren Versorgungsauftrag nur in Städten erfüllt und dort auch nur eingeschränkt. Daher greift die ländliche
Bevölkerung für ihre Wasserversorgung auf Grundwasser zurück, was durch den sinkenden
Grundwasserspiegel in den letzten Jahren deutlich erschwert wurde (GTAI).
Aufgrund dieses Zustands wären für eine einigermaßen flächendeckende und funktionierende städtische
Wasserversorgung laut eines Berichts des High Powered Expert Committee bis 2031 im Schnitt rund 160
Mrd. INR (1,9 Mrd. €) pro Jahr nötig. Daraus ergeben sich sehr gute Investitionsmöglichkeiten für
deutsche Unternehmen aus dem Bereich der Wasserwirtschaft. Zum Beispiel haben die EU und die Stadt
Mumbai im Jahr 2014 eine Städtepartnerschaft initiiert, um die Trinkwasserversorgung zu verbessern.
Diese ist wie in vielen anderen indischen Städten so marode, dass einige Bewohner auf Wasserlieferungen
privater Tankfahrzeuge zurückgreifen (GTAI).
Neben der Wasserversorgung ist die Abwasserentsorgung mit mindestens genauso vielen Schwierigkeiten
behaftet. In über 4800 indischen Städten ist teilweise nicht einmal eine Kanalisation vorhanden. In den
großen Städten, wie Bangalore und Hyderabad, verfügen fast 50 % der Bewohner nicht über einen
Anschluss an die Kanalisation. Zudem haben 13 % der Städtebewohner keinen Zugang zu irgendeiner Art
von Toilette und verschärfen damit die Abwasserproblematik noch einmal deutlich (India Five Year Plan).
So werden nur circa 20-30 % des städtischen Abwassers in Kläranlagen aufbereitet sowie laut Schätzungen
ein ähnlich großer Anteil an Abwasser geklärt. Auf dem Land verschärft sich die Frischwasser- und
Abwasserproblematik noch einmal. Laut aktuellem Zensus von 2011 hat ein größerer Teil der ländlichen
Bevölkerung Indiens Zugang zu Fernsehen und Telefon als zu Toiletten und Leitungswasser (GTAI).
Trotz der insgesamt desolaten Lage gibt es bereits einige erfolgreiche und zukunftsweisende Projekte, wie
zum Beispiel die Gewährleistung einer ständigen Wasserversorgung in jeweils begrenzten Bereichen der
drei Städte Hubli-Dharwad, Belgaum und Gulbarga. In den besagten Städten war Wasser zuvor eine stark
begrenzte Ressource und als Leitungswasser durchschnittlich nur alle 5 Tage für circa 2 Stunden verfügbar.
In dem Pilotprojekt haben nun mit jeweils 200.000 Menschen gut 10 % der Bevölkerung ständig Zugang zu
Leitungswasser (Report on Indian Urban Infrastructure).
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Doch die Versorgung und auch die Abwasserbehandlung sind bei weitem nicht ausreichend und der
Investitionsbedarf in der Wasserbewirtschaftung indischer Städte ist riesig. Aufgrund von wachsenden
Beteiligungsmöglichkeiten für den Privatsektor steigt das Interesse sowohl lokaler als auch internationaler
Firmen mit entsprechend steigenden Engagements. Nach Aussagen von großen Akteuren entfallen
mittlerweile mehr als die Hälfte ihrer Aktivitäten auf den kommunalen Sektor trotz der zahlreichen
Hürden, die es zu bewältigen gilt. Einer der Gründe ist, dass die Kommunen weiterhin überwiegend
konventionelle Technologien in Anspruch nehmen und zum Beispiel membranbasierte Systeme zur
Wasser- oder Abwasserreinigung kaum Beachtung finden. Obwohl viele Projekte bedingt durch
regelmäßige Verzögerungen nicht fertiggestellt werden und die Intransparenz der Vergabeverfahren den
Prozess noch erschwert, ist dank des immensen Bedarfs die Anzahl der realisierten Vorhaben beträchtlich.
2.5 Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in der Industrie und
Landwirtschaft
Wie unter 1.3 über Indiens Wirtschaft bereits berichtet, wächst die Wirtschaft des Landes immer noch stark
und ein frühzeitiges Ende dieser Entwicklung ist momentan nicht zu erwarten. Mit dem
Wirtschaftswachstum unmittelbar verbunden ist die steigende Anzahl an Industriebetrieben, die den
Wasserverbrauch Indiens insgesamt deutlich zunehmen lassen. Ernst & Young berichtet in seinem Report
on the Water Sector in India, dass der Wasserverbrauch der Industrie sich durch die anhaltende
Wirtschaftsentwicklung zwischen 2000 und 2050 vervierfachen wird. Dadurch wird auch der Anteil des in
der Industrie verwendeten Wassers am Gesamtverbrauch von circa 6 % im Jahr 2000 auf ungefähr 18 % im
Jahr 2050 steigen.
Neben dem steigenden Bedarf an Frischwasser erhöhen sich die anfallenden Abwassermengen durch die
stetig wachsende Zahl der Industriebetriebe. Vor allem Unternehmen aus den Bereichen Textilwirtschaft,
Zuckerherstellung und Pflanzenernährung erzeugen besonders viel Abwasser, das zu einem Großteil
unbehandelt bleibt und so wieder in den Wasserkreislauf gelangt. Durch die fehlende Abwasserbehandlung
gelangen somit pro Tag 6,2 Mrd. Liter verschmutztes Wasser in den Umlauf (Ernst & Young – Water Sector
India). Dieses Wasser stammt zumeist von den vielen kleinen Betrieben, denen oftmals das Bewusstsein
aber auch die finanziellen Mittel fehlen, um eine ausreichende Reinigung des Abwassers zu organisieren.
Eine Ausnahme bei der Abwasserreinigung bilden die meisten internationalen Großkonzerne, die in ihrem
Werk in Indien die gleichen strengen Auflagen erfüllen wie in ihren weiteren weltweiten Werken. Zudem
haben sich einige Unternehmen in Sonderwirtschaftszonen oder Clustern zusammengetan, um eine
gemeinschaftliche Abwasserreinigung, beispielsweise in Form von Kläranlagen auf dem Gelände zu
finanzieren (GTAI). Da die staatliche Wasserversorgung nicht mit der rasanten Entwicklung der Industrie
mithalten kann, setzen immer mehr Betriebe auf private Dienstleister im Bereich der Wasserversorgung,
aber eben auch auf private Firmen zur Abwasserentsorgung bzw. –Aufbereitung, wie an dem Beispiel des
eigenen Klärwerks zu erkennen ist. Mittelfristig wird der Ausbau der Industrie in Indien weiter wachsen
und
somit
interessantes
Investitionspotenzial
für
deutsche
Unternehmen
anbieten,
die
auf
Servicedienstleistungen und Beratung rund um Wasser spezialisiert sind (GTAI).
Seite | 32
Hierbei ist jedoch zu beachten, dass kleinere und mittelständische indische Unternehmen häufig noch nicht
bereit sind, in die kostenintensiveren Produkte und Lösungen ausländischer Anbieter zu investieren, vor
allem wenn es sich um kleinere Anlagen und standardisierte Lösungen handelt. Momentan greifen diese
Kunden noch verstärkt auf lokale Anbieter zurück, wie die Ramky Group, Jindal ITF, SPML und IVRCL.
Viele indische Unternehmen nehmen den Anschaffungspreis als Maß und betrachten dabei nicht die
möglicherweise höheren Kosten über den gesamten Lebenszyklus, die bei lokalen Anbietern eher anfallen
als bei den meisten internationalen Unternehmen, die sich der Lieferung eines langlebigen Produkts
verschrieben haben. Auch wenn sich die indische Konkurrenz im Bereich von Standardlösungen noch als
hartnäckig herausstellt, können deutsche Unternehmen durch Know-how und Vorsprung in den Bereichen
von Großanlagen und Speziallösungen überzeugen. Im indischen Markt aktive internationale
Industrieunternehmen sind VA Tech WABAG, Remondis, Suez Environnement/Degrémont und Nalco
(GTAI). Das Wachstum des Marktes für industrielle Abwasserbehandlung wird von Branchenvertretern je
nach Segment auf 5 bis 15 % geschätzt. Dabei stellt sich heraus, dass Hersteller von Ausrüstung sich in der
Regel optimistischer in ihren Prognosen zeigen als Firmen, die im Anlagenbau tätig sind.
Gemessen am landesweiten Wasserverbrauch schlägt die Landwirtschaft im Vergleich zur Industrie mit
wesentlich größeren Wasserverbrauchsmengen zu Buche. Im Laufe der enormen wirtschaftlichen
Weiterentwicklung Indiens nimmt zwar die Bedeutung des landwirtschaftlichen Sektors für die
Gesamtwirtschaft stetig ab, doch verbraucht dieser Bereich immer noch am meisten Wasser. Daher ist
besonders in der Landwirtschaft der Bedarf für Innovationen hoch in Bezug auf effizientere
Bewässerungssysteme und Aufbereitung von Abwässern. Um das Ziel einer ressourcenschonenden
Landwirtschaft zu erreichen, wurde 2012 die indisch-europäische Partnerschaft Water4Crops ins Leben
gerufen. Hierbei handelt es sich um ein Konsortium aus 36 Organisationen, Forschungseinrichtungen
sowie kleineren und mittleren Unternehmen (14 indische und 22 europäische). Auf regelmäßig
stattfindenden Treffen werden die bisherigen Leistungen evaluiert sowie neue Planungen und Vorhaben
diskutiert. Insgesamt ist das Ziel dieser Kooperation, den Wasserverbrauch in der indischen Landwirtschaft
erheblich zu senken. Dies soll zum Beispiel durch die Erforschung von Methoden zum Gebrauch von
Abwasser in der Bewässerung erreicht werden oder auch durch die effizientere Nutzung von vorhandenem
Wasser bzw. durch das Entwickeln von besseren Wasseraufbereitungsmethoden.
Die
enormen
ungeklärten
Industrieabwässer
stellen
eine
der
größten
Problematiken
des
Wassermanagements dar, bei denen die indische Regierung noch großen Nachholbedarf an den Tag legt.
Vor allem in diesem Segment ist das Zukunftspotenzial in Bezug auf die Frischwasseraufbereitung und die
Abwasserbehandlung riesig, weshalb die Instandhaltung und die Ausbildung von Fachkräften eine
besondere Rolle einnimmt. Den mehr als sechs Milliarden Litern pro Tag ungeklärten Abwässern, die in die
Flüsse geleitet werden, will die neu gewählte Regierung mit der Neuauflage der Clean Ganga Mission
entgegenwirken. Durch ein Verbot hinsichtlich des Einleitens von unbehandeltem Abwasser in Flüsse und
Seen, was sich an die Industrie, aber auch an die Städte und Dörfer richtet, soll der 2.500 Kilometer lange,
aus dem Gleichgewicht geratene heilige Ganges gereinigt werden. Durch den ausgezeichneten Ruf und die
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umfangreichen Erfahrungen beim Projektmanagement will die indische Regierung für den Plan gezielt eine
deutsche Beteiligung erwirken.
Zwar ist die Technologie für die Frischwasseraufbereitung und Abwasserbehandlung in Indien größtenteils
vorhanden und zahlreiche in- und ausländische Vertreter für Ausrüstung und Anlagenbau sind auf dem
Markt auszumachen, doch um eine flächendeckende Versorgung des Landes zu ermöglichen, ist die
Zusammenarbeit mit verlässlichen, breit aufgestellten lokalen Partnern unerlässlich. Denn vor allem
multinationale und einige größere einheimische Betriebe betreiben Anlangen auf dem neusten Stand der
Technik. Obwohl die gesetzlichen Auflagen für die Abwasserbehandlung zunehmend intensiviert werden,
ist die Regulierung beim Abwasserrecycling als ungenügend zu bewerten. Denn die eigentliche Problematik
liegt nicht in der fehlenden gesetzlichen Verankerung, sondern besteht in der mangelnden staatlichen
Durchsetzung der Vorschriften. In dem intransparenten System vernachlässigen die Behörden
insbesondere öffentliche Betriebe, aber auch private Firmen können die Einhaltung der Normen häufig
umgehen. Zwar existieren rund 250 gemeinsame Kläranlagen, die im Zuge des staatlich geförderten
Common Effluent Treatment Plants, ins Leben gerufen worden, doch deren Effizienz wird in der Regel
durch schlechte Instandhaltung und falsche Bedienung deutlich geschwächt. Hieraus resultieren große
Chancen für Dienstleister, welche die Beratung oder die vollständige Betreuung des Wassermanagements
übernehmen können, denn langfristig wird Indien das Training von Fachkräften ausbauen müssen. Da es
derzeit keine spezialisierten Ausbildungsgänge mit praktischer Orientierung gibt, bereiten Vertreter der
deutschen Wasserwirtschaft, wie die Bildungs-GmbH des Deutschen Industrie- und Handelskammertages
sowie
die
Deutsch-Indisch
Handelskammer
solche
Weiterbildungen
für
die
industrielle
Abwasserbehandlung vor.
2.6 Wasserreinigung und Wassergewinnung
Neben der bereits erwähnten Möglichkeit zur direkten Reinigung des ankommenden Wassers im jeweiligen
Haushalt bzw. Wohnkomplex (Point of Entry Systeme) versucht die indische Regierung, qualitativ
hochwertiges Wasser zur Verfügung zu stellen, das keiner gesonderten Behandlung mehr Bedarf. Zwei
dieser Methoden stellen die Uferfiltration sowie die Meerwasserentsalzung dar. Für den Bereich der
Uferfiltration (Riverbank Filtration) wurde im Mai 2011 bereits eine Absichtserklärung zwischen dem
indischen, in Roorkee sitzenden National Institute of Hydrology und der University of Applied Science in
Dresden unterzeichnet. Es bekräftigt die Zusammenarbeit der beiden Länder bei der Forschung und
Entwicklung neuer Möglichkeiten der Riverbank Filtration in Indien. Das so entstandene Indo-German
Competence Centre for Riverbank Filtration in Roorkee veranstaltet ebenso wie die Universität in Dresden
regelmäßige Treffen zur Ausarbeitung von Plänen. Zuletzt fand im April 2014 ein Treffen in Dresden statt.
Ziel der Kooperation ist es insgesamt den Anteil des durch Uferfiltration gewonnenen Trinkwassers von
zurzeit 1% deutlich zu erhöhen. In Deutschland werden momentan 15 % der Trinkwasserversorgung durch
Uferfiltration gewonnen (HTW Dresden). Durch dieses langfristige Ziel ergeben sich für deutsche
Unternehmen interessante Möglichkeiten für mittelfristige und langfristige Investitionen.
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Abbildung 12: Potentielle Erträge im Angebotssegment der Wasser-Wertschöpfungskette
Quelle: Benchmarking and Databooking of Water Utilities in India, Joint Study by Asian Development Bank and Ministry of
Urban Development, Government of India, Ernst & Young Analysis 2007
Neben der Uferfiltration ergeben sich für deutsche Unternehmen zusätzliche Anreize im Bereich der
Meerwasserentsalzung. Aufgrund der 7.500km langen Küstenlinie, bietet die Meerwasserentsalzung eine
aussichtsreiche Alternative zu dem kontinuierlich sinkenden Grundwasserspiegel. Schon länger gibt es in
Indien eine Vielzahl kleine, meist privat betriebene, Anlagen. Allerdings ist der Energiebedarf dieser
Unternehmen ausgesprochen hoch. Daher ist das Land vor allem an Lösungen interessiert, die durch
erneuerbare Energien wie Solarzellen betrieben werden können. In diesem Zusammenhang hat sich die
indische Regierung auch zum Ziel gesetzt, die Effizienz der Meerwassernutzung bis 2017 um 20 % zu
steigern. Neben den kleineren privaten Anlagen ist seit 2010 die erste kommerzielle Anlage des Landes im
Bundesstaat Tamil Nadu in Betrieb (www.ivrcl.com). Mit einer täglichen Kapazität von 100 Millionen
Litern werden laut Angaben des Betreibers IVRCL 2,5 Millionen Bewohner der Stadt Chennai mit
Trinkwasser versorgt. Das Projekt ist ein Joint Venture aus dem indischen Unternehmen IVRCL
Infrastructures aus Hyderabad und dem spanischen Spezialisten für Meerwasserentsalzung Befesa Agua.
Laut Unternehmensangaben beliefen sich die Kosten auf rund 93 Millionen Euro (Deutsche Mittelstands
Nachrichten). Zusätzlich zu der genannten Anlage investierte IVRCL in eine weitere Großanlage zur
Meerwasserentsalzung, der Minjur Desalination Plant im Ort Katupalli, einem Vorort von Chennai. Neben
dem spanischen Investor Befesa hat zum Beispiel auch der österreichische Konzern Wabag eine starke
Position im indischen Markt durch vielfältige Projekte, wie die bis dato größte UmkehrosmoseMeerwasserentsalzungsanlage in Nemmeli, Chennai. Sie wurde 2013 in Form eines Joint Ventures
errichtet. Wabag trägt die ersten sieben Jahre nach Inbetriebnahme die Verantwortung für die
Seite | 35
Betriebsführung und die Wartung der Anlage. Die Kooperation indischer Investoren und ausländischer
Partner ist aufgrund deren Wissensvorsprungs unumgänglich. Insbesondere europäische Unternehmen
verfügen in dem Themenfeld von Meerwasserentsalzungsanlagen über das nötige Know-how und die
Kompetenz für Investitionsvorhaben. Vor allem in den bevölkerungsreichen Küstenabschnitten der
Ostküste sind weitere Meerwasserentsalzungsanlagen auch zukünftig von großer Bedeutung, da die dortige
Versalzung des Grundwassers dessen Nutzung erheblich erschwert und einschränkt.
Abbildung 13: Globale Frischwasserreserven
Quelle: "Water A Shared Responsibility", United Nations World Water Development Report, Ernst & Young
Der steigende Fokus auf Meerwasserentsalzungsanlagen zeigt sich deutlich an den vermehrten
Investitionstätigkeiten und Bauvorhaben in diesem Bereich durch ausländische Unternehmen. So
überbieten sich Investoren und deren Vorhaben gegenseitig, um erneut die größte Anlage des Landes oder
sogar ganz Asiens zu errichten. Wie die Indian Times berichtete, wird im Süden des Bundesstaates Gujarat
in Dahej momentan laut Angaben der japanischen Investoren an der größten Anlage Asiens gearbeitet. Im
Jahr 2012 haben die Investoren Hitachi, Itochu und Hyflux ein Abkommen mit der Regierung des
Bundesstaates Gujarat unterzeichnet und den Bau einer Meerwasserentsalzungsanlage speziell für den
Bedarf der von Industrie geprägten Sonderwirtschaftszone in Dahej beschlossen. Für das Bauvorhaben
haben sich die drei Unternehmen zu der Swarnim Dahej Spring Desalination Private Limited
zusammengeschlossen. Die Anlage soll im Jahr 2015 fertig gestellt werden und täglich circa 250 Millionen
Liter Süßwasser für die industrielle Nutzung gewinnen. Damit wird sie ein großer Zugewinn für die sich
momentan schnell entwickelnde Sonderwirtschaftszone sein, in dem ohnehin wirtschaftlich starken
Industriekorridor Delhi-Mumbai.
Unterschiedliche Projekte haben in Indien bereits Anwendung gefunden. So wurde zusammen mit dem
Partner SolarSpring das erste energieautarke System zur dezentralen Trinkwasserversorgung in Neu-Delhi
ins Leben gerufen, die das Bildungs- und Gesundheitszentrum des Hope-Projekts mit Trinkwasser versorgt.
Mit dem Prinzip der Uferfiltration wird das Wasser entkeimt und bietet einen Nachverkeimungsschutz, der
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die Keimfreiheit nachhaltig sicherstellt. Erstmals wurde darüber hinaus die Anwendung eines „Prepaid
Public Water Taps“ erprobt, der die Institutionalisierung der Wasserversorgung ermöglicht und eine
gerechte Verteilung garantiert. Außerdem konnten in Kolkata, Delhi und Mumbai unterschiedliche
Kanalsanierungen und –instandhaltungen realisiert werden. Obgleich zwischen 100 und 200 solcher
Anlagen gebaut wurden, gilt das Programm als wenig erfolgreich aufgrund mangelnder Instandhaltung
sowie falscher Bedienung bedingt durch fehlendes Know-how.
Tabelle 9: Projekte in diversen Implementierungsstadien nach Sektoren (Stand 2014)
Sektor
Anzahl Projekte
Genehmigte Kosten in Mio.
INR
Wasserversorgung
31
27.038,20
Abwasserentsorgung
15
17.838,70
Bus Rapid Transit Systems
4
8.096,00
Diverse städtische Bauprojekte
3
453,30
Abfallmanagement
2
776,10
Insgesamt
55
54.202,40
Quelle: Ministry of Urban Development, 2014
Im Allgemeinen blieben die erhofften Maßnahmen an die staatlichen Ausbauprogramme und deren
Fortschritte hinter den Erwartungen zurück. Dennoch stellen der Umfang als auch die längerfristigen
planerischen Ansätze eine bedeutende Neuerung dar. Die im Rahmen des Public Private Partnership
aktiven Firmen bemängeln vor allem die mangelnde Wirtschaftlichkeit, unsichere regulatorische
Rahmenbedingungen sowie eine ungleiche Risikoallokation zu Lasten des privaten Partners.
Für die Zukunft setzt Indien auf integrierte Konzepte wie den auf dem Reißbrett geplante „Delhi-Mumbai
Industrial Corridor“, der über eine Länge von 1.500 Kilometer Länge und 300 Kilometern Breite den Bau
von 24 neuen „grünen“ Städten vorsieht. Neben einem durchdachten ÖPNV-System sollen diese auch über
eine umweltgerechte Wasserver- und Abwasserentsorgung verfügen.
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3. Geschäftspraktische Hinweise
3.1. Rechtliche Rahmenbedingungen
Der Ursprung des indischen Rechtssystems gründet sich auf dem englischen Common Law. Daher werden
in Indien vor allem die Bezeichnungsvorschriften des englischen Zivil- und Handelsrechtes, den
sogenannten Kodifizierungen, angewandt. Das Rechtsystem Indiens wird wie in Deutschland aus seiner
Verfassung abgeleitet, die im Falle Indiens 1950 in Kraft trat. Die darauf aufbauenden Gesetze werden
Statutes oder Acts genannt, die wiederrum von den oberen indischen Gerichten Supreme Court und High
Court durchgesetzt werden und deren Entscheidungen eine Bindungswirkung gegenüber nachrangigen
Gerichten haben. Generell gilt als Rechtssprache Englisch, wobei natürlich aufgrund der hohen Diversität
der Sprachen Indiens in den unteren Gerichten auch in der jeweiligen Regionssprache verhandelt wird.
In Folge der im April und Mai 2014 stattfindenden Wahlen zum nationalen Parlament wurde die
Nationalversammlung neu konstituiert. In Folge dessen verloren alle Gesetzesvorschläge, die noch nicht
durch das Parlament (Lok Sabha) verabschiedet wurden, ihre Wirksamkeit. Bereits eingeleitete
Gesetzesvorhaben müssen also gegebenenfalls neu in den parlamentarischen Prozess eingebracht werden.
Hiervon betroffen sind so wesentliche Reformgesetze wie der Direct Tax Code und Goods and Services Tax
sowie die 2012 vorgelegte Public Procurement Bill.
Es folgt ein Auszug wichtiger Bestimmungen und rechtlicher Rahmenbedingungen Indiens:
UN-Kaufrecht
Indien ist kein Mitgliedsstaat des Wiener UN-Übereinkommens über den internationalen Warenkauf. UNKaufrecht kann aber mittels einer entsprechenden Rechtswahlklausel im Vertrag Anwendung finden.
Gewährleistung
Den Verkauf und die Übereignung beweglicher Sachen regelt der Sale of Goods Act, 1930 in Verbindung
mit den im Contract Act, 1872 niedergelegten allgemeinen Vertragsprinzipien. Alle Leistungsstörungen und
Gewährleistungsfragen werden einheitlich als Vertragsbruch "breach of contract" behandelt. Damit hat jede
Partei bei Nicht- oder Schlechtleistung einen Schadenersatzanspruch. Ob darüber hinaus auch ein
Rücktrittsrecht besteht hängt davon ab, ob die verletzte Vertragspflicht eine "condition", eine wesentliche
Vertragsbestimmung oder eine "warranty", eine vertragliche Nebenpflicht, darstellt. Nur die Verletzung
einer "condition" berechtigt zu Rücktritt und Schadenersatz. Die Haftung kann, bis auf die Haftung für
Vorsatz und erheblichen Vertragsbruch ("fundamental breach") vertraglich ausgeschlossen werden.
Sicherungsmittel
Die Vereinbarung eines Eigentumsvorbehaltes ist grundsätzlich möglich, allerdings als Sicherungsmittel
nicht sehr gebräuchlich. Die Vereinbarung muss ausdrücklich erfolgen; eine Niederlegung in Allgemeinen
Geschäftsbedingungen ist nicht ausreichend. Der Eigentumsvorbehalt schützt nicht vor einem gutgläubigen
Dritterwerb des Kaufgegenstandes und bietet daher nur eine geringe Absicherung.
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Ein im Binnengeschäft gängiges Sicherungsmittel ist der Mietkauf (hire purchase agreement). Danach leibt
das Eigentum an der Sache zunächst beim Verkäufer, der Käufer schließt einen Mietvertrag mit dem
Eigentümer ab und hat eine Option auf Kauf des Gegenstands. Der Mietkauf wird insbesondere im Bereich
Konsumgüterkauf eingesetzt, ist als Sicherungsmittel von Exportgeschäften jedoch aufgrund des
bestehenden Käuferwahlrechts als ungeeignet zu qualifizieren.
Weitere Sicherungsmittel sind das Pfandrecht (pledge) sowie die chattel mortgage. Das Pledge setzt
grundsätzlich die Verfügungsgewalt des Sicherungsnehmers über den verpfändeten Gegenstand voraus und
ist daher im Außenhandelsgeschäft nicht praktikabel.Die chattel mortgage stellt ein vertraglich vereinbartes
Pfandrecht an beweglichen Gegenständen dar. Das Sicherungsgut kann, abhängig von der getroffenen
Vereinbarung, beim Sicherungsgeber verbleiben. Sie ist gesetzlich nicht geregelt und in der Praxis schwer
durchsetzbar. Die mangelnde Publizität der chattel mortgage ermöglicht den gutgläubigen Dritterwerb des
Sicherungsgutes.Im Außenhandelsverkehr bewährt hat sich vor allem die Kaufpreissicherung mittels
bestätigtem, unwiderruflichem Akkreditiv.
Produzentenhaftung
Allgemeine Rechtsgrundlage der Produzentenhaftung ist der Consumer Protection Act, 1986 (CPA) in der
Fassung vom 17.12.2002. Der Consumer Protection Act befindet sich in Überarbeitung. Insbesondere sollen
Verbraucher ihre Rechte einfacher geltend machen können. Der CPA schützt den Verbraucher sowohl vor
fehlerhaften Produkten als auch vor mangelhaften Dienstleistungen. Fehlerhaft ist ein Produkt dann, wenn
es bei bestimmungsgemäßer Verwendung Leib, Leben oder Eigentum des Verbrauchers gefährdet. Eine
Dienstleistung ist mangelhaft, wenn ein Fehler, eine Minderleistung oder Unzulänglichkeit im Hinblick auf
ihre Qualität oder die Art und Weise ihrer Erbringung vorliegt. Nach dem Consumer Protection Act, 1986
können Verbraucher vom Produzenten Schadensersatz, Nachbesserung oder Nachlieferung verlangen.
Darüber hinaus können sie auch von ihrem Vertragspartner, z.B. dem Einzelhändler oder Dienstleister,
Minderung begehren und vom Vertrag zurücktreten. Verfahren nach dem CPA werden vor eigens
eingerichteten Produkthaftungsgremien verhandelt und entschieden. Die Verjährungsfrist beträgt zwei
Jahre vom Bekanntwerden des Fehlers bzw. Eintritt des Schadens. Daneben stehen dem Verbraucher
Ansprüche aus allgemeiner Deliktshaftung zu, die auf dem ordentlichen Rechtsweg durchzusetzen sind.
Dem indischen Parlament liegt seit dem 16.12.2011 ein Gesetzentwurf zur Reform des Consumer Protection
Acts vor. Ziel ist, die Effektivität des bestehenden CPA zu erhöhen. So sollen die Verfolgung von Verstößen
gegen die Vorgaben des Gesetzes erleichtert und die Sanktionen verschärft werden.
Vertriebsrecht
Rechtsgrundlage des indischen Handelsvertreterrechts sind die Artt. 182 bis 238 des Indian Contract Act,
1872, die allerdings nur eine rudimentäre Regelung enthalten. Die Einzelheiten der Vertragsgestaltung
unterliegen der Parteivereinbarung. Parteien sind in der Wahl des auf den Vertrag anwendbaren Rechts
frei. Der Handelsvertretervertrag kann mit angemessener Frist jederzeit gekündigt werden; eine
Fristsetzung ist bei Vorliegen eines wichtigen Grundes entbehrlich. Ein Abfindungsanspruch - vergleichbar
§ 89 b - HGB existiert im indischen Recht nicht. Der Handelsvertreter kann für den ausländischen Prinzipal
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an öffentlichen Ausschreibungen teilnehmen, wenn er beim Directorate General of Supplies and Disposals
(DGS&D) registriert ist.
Für den in der Praxis überaus wichtigen Vertragshändler bestehen keine gesonderten gesetzlichen
Regelungen. Vertragshändler sind eigenständige Kaufleute beziehungsweise Vertriebsunternehmen, die
Waren des Prinzipals im eigenen Namen und auf eigene Rechnung kaufen und verkaufen.
Vertragshändlerverträge können weitestgehend frei gestaltet werden. Da spezielle gesetzliche Regelungen
nicht vorliegen, ist allerdings darauf zu achten, zumindest die wesentlichen Punkte vertraglich festzulegen.
Der Vertragshändler hat bei Beendigung der Vertragsbeziehung keine Abfindungsansprüche. Auch
bestehen keine besonderen Kündigungsfristen. Allerdings sollte aus Billigkeitserwägungen und damit zur
Abwendung möglicher Schadensersatzansprüche regelmäßig eine angemessene Kündigungsfrist
eingeräumt werden.
Investitionsrecht
Zwischen Deutschland und Indien besteht ein Vertrag über die Förderung und den gegenseitigen Schutz
von Kapitalanlagen vom 10.7.1995.
Rechtsgrundlage des indischen Auslandsinvestitionsrechts ist der Foreign Exchange Management Act
sowie der Industries (Regulation and Development) Act. Außenhandelsrechtliche Fragen finden eine
Regelung im Foreign Trade (Development and Regulation Act), 1992, der zur Zeit überarbeitet wird.
Für das geschäftliche Engagement in Indien stehen folgende Betriebsformen zur Auswahl:
- Repräsentanz,
- Zweigniederlassung,
- Joint Venture,
- 100 %- ausländisch investiertes Unternehmen.
Ausländische Investitionen sind in weiten Bereichen zulässig und erwünscht. Eine ausländische Beteiligung
von 100 % ist in vielen Branchen möglich. Je nach Branche und Umfang der geplanten Investition kann der
Investor die sogenannte Automatic Route durchlaufen. Ausländische Investitionen in Branchen, die der
Automatic Approval Route unterliegen, bedürfen keiner vorherigen Investitionsgenehmigung, sondern
lediglich einer Anmeldung und Registrierung bei der Reserve Bank of India (RBI).
Investitionen, die nicht der Automatic Route unterliegen, müssen das behördliche
Einzelgenehmigungsverfahren durchlaufen. Hierzu gehören sämtliche Investitionen, für die eine Industrial
Licence erforderlich ist, Vorhaben, die bestehende Investitionsgrenzen überschreiten, größere Vorhaben in
einem der Small Scale Industry reservierten Bereich u.a.. Zuständige Genehmigungsbehörde ist das Foreign
Investment Promotion Board.
Besonderheiten bestehen im Bereich Groß- und Einzelhandel. Hier sind nach wie vor ausländische
Investitionen lediglich höchst eingeschränkt möglich. Zwar ist eine 100 %ige Beteiligung ausländischer
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Investoren zulässig im Großhandelsbereich. Seit dem 10.1.2012 erlaubt die indische Regierung
ausländischen Investoren zudem eine 100 %ige Beteiligung im Single Brand Retail. Damit dürfen
ausländische Unternehmen in Markengeschäften ihre eigenen Produkte an den Endverbraucher verkaufen,
ohne einen indischen Geschäftspartner zu beteiligen. Nach wie vor aber unterliegen ausländische
Investitionen im Single Brand Bereich nicht der Automatic Road of Approval, sondern müssen eine
regierungsbehördliche Genehmigung seitens des Secretariat for Industrial Assistance (SIA) einholen.
Genehmigungsvoraussetzung ist unter anderem, dass die Single Brand-Geschäfte die Material und Waren
zu zumindest 30 % lokal beschaffen. Seit dem 20.9.2012 müssen Single Brand Shops diese lokalen
Produkte aber nicht mehr ausschließlich von indischen Unternehmen aus der Kleinindustrie (small scale
industry) oder ländlichen Betrieben und Handwerkern beziehen.
Die indische Regierung erlaubt ausländischen Investoren seit dem 20.9.2012 zudem die 51 %ige Beteiligung
im Multi Brand-Einzelhandel. Die Press Note No. 5/2012 öffnet zum zweiten Mal den Multi Brand-Retail,
nachdem die Regierung Ende 2011 aufgrund Opposition aus den eigenen Koalitionsreihen eine bereits
erlassene Einzelhandelsreform wieder zurückziehen musste. Die Errichtung eines Multibrand-Retails, und
damit die Eröffnung von Super- oder Hypermärkten durch ein indisch-ausländisches Joint Venture
unterliegt dem regierungsbehördlichen Genehmigungsverfahren (Government Approval Route).
Voraussetzung ist eine ausländische Mindestinvestition von 100 Mio. US-Dollar. Auch dürfen ausländisch
investierte Super-und Hypermärkte grundsätzlich lediglich in Städten mit einer Einwohnerzahl von mehr
als 1 Mio. Einwohnern eröffnet werden. Dies gilt allerdings nicht in den Bundesstaaten, die nicht über
Städte einer derartigen Größe verfügen.
Gesellschaftsrecht
Das indische Gesellschaftsrecht kennt im Wesentlichen drei Gesellschaftsformen, die partnership
(Personengesellschaft), die private limited company (Gesellschaft mit beschränkter Haftung) sowie die
public company (börsennotierte Gesellschaft). Rechtsgrundlage der Personengesellschaft ist der
Partnership Act, 1932, der private und der public company der Companies Act, 1956.
Seit dem 31.3.2009 kann als weitere Rechtsform eine Limited Liability Partnership errichtet werden. Die
LLP verbindet die beschränkte Haftung der Limited Company des Gesellschaftsgesetzes mit der
organisatorischen Flexibilität einer Partnerschaft. Regelmäßig genutzt wird die LLP insbesondere von
Freiberuflern wie Ingenieuren, Beratern und Anwaltskanzleien. Am 20.5.2011 wurde diese Rechtsform
auch Ausländern geöffnet. Ausländischen Investoren ist die Errichtung der LLP allerdings lediglich in
denjenigen Sektoren erlaubt, in denen eine 100%ige ausländische Beteiligung zulässig ist und eine
Investition über die Automatic Route of Approval erfolgen darf. Ausdrücklich verschlossen bleiben die
Bereiche Landwirtschaft, Immobilien und Printmedien. Mit der Öffnung der LLP auch für ausländische
Investoren erhofft sich die Regierung eine Förderung der Zusammenarbeit von Indern und Ausländern
unter anderem im Bereich von Infrastrukturprojekten. So arbeiten gerade in diesem Sektor indische und
ausländische Unternehmen regelmäßig in de-facto-Zusammenschlüssen ohne klare rechtliche Grundlage
zusammen.
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Die partnership ist keine juristische Person, kann jedoch unter ihrer Firma klagen und verklagt werden,
sofern sie beim "Registrar of Firms" registriert ist. Die Gesellschafter haften für die Verbindlichkeiten des
Unternehmens persönlich und unbeschränkt.
Die private limited company ist eine juristische Person, strukturell der deutschen GmbH vergleichbar. Die
Kapitalanteile der Gesellschafter sind im Gegensatz zur public company nur eingeschränkt veräußerbar.
Die Private Limited Company kann seit dem 1.4.2014 aus einem Gründungsgesellschafter bestehen; die
Regelform sieht aber mindestens zwei bis höchstens 200 Gesellschafter vor. Das Mindestkapital beträgt
100.000 indische Rupien (ein Lakh). Die Haftung der Gesellschafter ist auf ihre jeweilige Einlage
beschränkt. Organe der Private Limited sind die Gesellschafterversammlung sowie der Board of Directors.
Der Board of Directors hat sowohl die Funktionen der Geschäftsführung als auch des Aufsichtsrates inne.
Zumindest ein Director muss in Indien ansässig sein und sich im Kalenderjahr vor Amtsantritt für eine
Mindestdauer von 182 Tagen in Indien aufgehalten haben. Die Gesellschafterversammlung entscheidet
über die Zusammensetzung des Board of Directors sowie über die wesentlichen Angelegenheiten der
Gesellschaft.
Die public company unterscheidet sich von der private company insbesondere dadurch, dass ihre Anteile
frei veräußerbar sind; eine public company ist regelmäßig börsennotiert. Das Mindestkapital beträgt fünf
Lakh (500.000 indische Rupien). Die public company muss über mindestens sieben Anteileigner verfügen.
Organe der public company sind die Gesellschafterversammlung sowie das Board of Directors.
Am 18.12.2012 hat das indische Parlament nach zwanzig Jahren der Vorbereitungszeit eine Reform des
Gesellschaftsgesetzes (Companies Bill, 2012) verabschiedet. Die Companies Bill 2012 enthält erhebliche
Änderungen des Gesellschaftsrechtes, welche der Internationalisierung der indischen Wirtschaft Rechnung
tragen und das bereits seit langem als veraltet erachtete indische Gesellschaftsrecht umfassend
modernisieren. Neue Vorgaben zu Corporate Governance und Corporate Social Responsibility finden
ebenso Eingang wie ein verstärkter Schutz von Minderheitsteilhabern. Zudem führt die Reform die bislang
noch nicht zulässige Rechtsform der Ein-Mann-Gesellschaft ein und erhöht die zulässige Mitgliederzahl
einer Private Company von 50 auf 200 Teilhaber. Neben der Neugestaltung des Umwandlungsregimes
(Merger & Acquisition) inkorporiert es zudem insolvenzrechtliche Regelungen, die nach Aussage des
Ministry of Corporate Affairs den neuesten Empfehlungen der United Nations Commission on
International Trade Law (UNCITRAL) entsprechen.
Bevor das Gesetz in Kraft treten kann, muss das Oberhaus (Rajya Sabha) den Änderungen noch zustimmen.
Angesichts der noch zu errichtenden Institutionen dürfte bis zum tatsächlichen Inkrafttreten des Gesetzes
noch etwas Zeit vergehen.
Seit dem 1.6.2011 verfügt Indien über einen Fusionskontrollmechanismus. Die am 11.5.2011 seitens der
indischen Wettbewerbsbehörde erlassenen "The Competition Commission of India (Procedure in regard to
the transaction of business relating to combinations) Regulations, 2011" (Combination Regulations) regeln
die Fusionskontrolle unter dem Competition Act. Der Fusionskontrolle unterliegen Fusionen oder ein
Anteils- bzw. Unternehmenserwerb, die geeignet sind, den Wettbewerb zu beeinträchtigen. Unternehmen,
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die eine wettbewerbsrelevante Aktivität planen, müssen dies bei der Competition Commission India
notifizieren. Von der Notifizierungspflicht ausgenommen sind Erwerbsvorgänge, die im Rahmen des
üblichen Geschäftsbetriebs erfolgen und festgelegte Schwellenwerte nicht überschreiten oder aus sonstigen
Gründen ohne schädigenden Einfluss auf den Wettbewerb sind. Im Falle einer zu erwartenden
Wettbewerbsbeeinträchtigung kann die Competition Commission das Projekt gemäß Section 31
Competition Act untersagen. Als milderes Mittel ist es der Competition Commission allerdings auch
möglich, Modifikationen der geplanten Unternehmung vorzuschlagen.
Gewerblicher Rechtsschutz
Seit dem 1.1.2005 verfügt Indien über ein reformiertes Patentrecht. Als Neuerung wurde unter anderem die
Patentfähigkeit von pharmazeutischen und lebensmitteltechnischen Produkten festgeschrieben. Software
bleibt ebenso wie in der EU nach wie vor nicht patentfähig, ist jedoch urheberrechtlich geschützt. Ein
eingetragenes Patentrecht entfaltet Schutzwirkung für einen Zeitraum von 20 Jahren. Eine erneute
Überarbeitung des Patentgesetzes befindet sich im Gesetzgebungsverfahren.
Das Markenrecht findet seine Rechtgrundlage im Trade Marks Act, 1999 und den Trade Marks Rules,
2002. Die Schutzdauer für Warenzeichen beträgt zunächst zehn Jahre und kann für je weitere zehn Jahre
erneuert werden. Mit Wirkung zum 8.7.2013 ist Indien dem Madrider Markenprotokoll beigetreten. Damit
entfalten von diesem Zeitpunkt an Markenanmeldungen unter dem Madrider Markensystem auch in
Indien Wirkung.
Muster und Modelle werden durch den Design Act, 2000, in Kraft getreten 2001 geschützt. Die
Schutzdauer beträgt zehn Jahre ab der Registrierung; es besteht eine Verlängerungsmöglichkeit von
weiteren fünf Jahren.
Urheberrechte unterliegen dem 1999 zuletzt überarbeiteten Copyright Act. Allerdings liegt dem Parlament
ein Reformentwurf vor, der unter anderem die Rechte von Musikschaffenden gegenüber Produzenten
stärken soll.
Indien ist Mitglied folgender internationaler Übereinkommen:
- der Weltorganisation für geistiges Eigentum (WIPO/OMPI);
- der Pariser Verbandsübereinkunft zum Schutz des gewerblichen Eigentums (PVÜ);
- des Vertrages über die internationale Zusammenarbeit auf dem Gebiet des Patentwesens (PCT);
- des Budapester Vertrages über die internationale Anerkennung der Hinterlegung von Mikroorganismen
für die Zwecke von Patentverfahren.
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Rechtsverfolgung
Die Anerkennung und Vollstreckung deutscher Gerichtsurteile ist grundsätzlich möglich. Sie erfolgt im
Wege der sogenannten "action upon the foreign judgement", einer neuen Klage, in der das ausländische
Ersturteil als Beweis dient, der nur unter den Voraussetzungen von Section 13 Code of Civil Procedure
entkräftet werden kann. In der Regel ist dieses Verfahren jedoch ausgesprochen langwierig. Problematisch
ist es zudem, dass das deutsche Urteil den Vollstreckungsgegner nicht daran hindert, seinerseits in der
gleichen Sache in Indien einen Prozess anzustrengen. Von der vertraglichen Vereinbarung eines deutschen
Gerichtsstands sollte daher abgesehen werden.
Indien verfügt über eine unabhängige und rechtlich durchaus angesehene Justiz. Problematisch ist
allerdings die chronische Überlastung indischer Gerichte, was zu einer Verfahrensdauer von regelmäßig 10
Jahren allein in der ersten Instanz führt. Der Gerichtsaufbau in Indien ist dreistufig, unterteilt in Supreme
Court, High Courts und District Courts. Durch die am 22.12.2008 verabschiedete Gram Nyayalayas Bill
(Village Courts Bill) wird zudem eine Gerichtsbarkeit auf Dorfebene eingerichtet. Mobile Gerichte, die in
regelmäßigen Abständen die einzelnen Dörfer aufsuchen, sollen auch der Landbevölkerung Zugang zur
ansonsten städtisch geprägten und kostspieligen Justiz ermöglichen.
Oberstes Gericht ist der Supreme Court. Seine Entscheidungen sind Präzedenzfälle und binden die dem
Supreme Court untergeordneten Gerichte. Die High Courts sind auf der Einzelstaatenebene angesiedelt.
Ihre Urteile binden die unteren Gerichte im jeweiligen Staat und gelten in den anderen Bundesstaaten als
Interpretationshilfen. Die Untergerichte setzen sich zusammen aus City Civil Courts, District Courts und
Small Claims Courts, sowie die Spezialgerichte Familiengericht, Finanzgericht, Konkursgericht, etc. Im
Bereich der Finanzgerichtsbarkeit wurden zudem 2009 in acht Städten (u.a. Delhi, Kalkutta und Chennai)
sogenannte Dispute Resolution Panels errichtet, die Steuerstreitigkeiten hinsichtlich von
Verrechnungspreisen bereits im Vorfeld eines Gerichtsverfahrens bereinigen sollen.
In Indien besteht grundsätzlich Anwaltszwang. Die Zuhilfenahme eines Anwalts ist angesichts des
indischen Rechtssystems auch anzuraten. Die Höhe des Honorars richtet sich regelmäßig nicht nach dem
Streitwert, sondern nach Honorar- bzw. Stundensatzvereinbarungen. Indien ist Mitglied der New Yorker
Übereinkommens von 1958. Ausländische Schiedssprüche, die in einem Mitgliedsstaat des Abkommens
erlassen werden, können auf Antrag für vollstreckbar erklärt werden, es sei denn, die Schiedsentscheidung
widerspricht den Grundvoraussetzungen, die das Übereinkommen sowie der indische Arbitration and
Conciliation Act, 1996, im Rahmen der Anerkennung für wesentlich ansieht (Geschäftsfähigkeit der
Parteien, ordnungsgemäße Ladung und Verteidigungsmöglichkeit der Parteien, etc.).
Vollstreckungsvoraussetzung ist neben der Anerkennung des Schiedsspruches die Erteilung einer
Vollstreckungsklausel nach den Regeln des Codes of Civil Procedure, wobei die Anerkennung und Erteilung
der Vollstreckungsklausel durchaus in ein und demselben Verfahren durch denselben Richter erfolgen
kann.
Quelle: GTAI Trade, Recht kompakt Indien, Januar 2015.
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3.2. Steuerliche, Import- und zollrechtliche Rahmenbedingungen
Körperschaftsteuer
Indien besitzt grundsätzlich zwei verschiedene Körperschaftssteuersätze. Einen Körperschaftssteuersatz für
einheimische Unternehmen (einschließlich Partnergesellschaften mit beschränkter Haftung), der 30%
beträgt, sowie einen Steuersatz für ausländische Unternehmen mit 40% auf den Ertrag des Vertrages mit
einem inländischen Unternehmen. Als ausländisches Unternehmen gilt jedes Unternehmen, das außerhalb
Indiens registriert ist. Unternehmen, die hingegen in Indien gegründet wurden, werden steuerlich als
inländisches Unternehmen betrachtet. Dies schließt Tochterunternehmen, deren Muttergesellschaft im
Ausland sitzt, mit ein. Grundsätzlich sind sowohl in- als auch ausländische Unternehmen verpflichtet,
Steuern in Höhe ihres entsprechenden Einkommenssteuersatzes (Körperschaftssteuer) zu zahlen. Jedoch
gab es in der Vergangenheit eine Reihe von Unternehmen, die als „Zero Tax“-Unternehmen bezeichnet
wurden und ihre steuerlich relevanten und buchmäßigen Gewinne nach ihrer Gewinn-und-VerlustRechnung nicht entrichten mussten. Aufgrund bestimmter Verordnungen war es möglich, seine Gewinne
auszuweisen und sogar Dividenden auszuschütten, während im Sinne des Körperschaftsgesetzes die
buchmäßigen Gewinne Null, negativ oder unwesentlich waren. Um solche Unternehmen zu besteuern, wird
eine alternative Mindeststeuer (Minimum Alternative Tax – MAT) auf Firmen erhoben, die mit 18,5
Prozent des bereinigten Buchgewinnes berechnet wird. Diese wird jedoch nur bei Unternehmen
angewendet, deren zu zahlende Steuer auf das Einkommen gemäß der normalen Vorschriften des
Körperschaftsteuergesetzes weniger als 18,5 Prozent des bereinigten Buchgewinnes betragen. 2
Bei der Entwicklung oder Betreibung und Erhaltung von Häfen, Flughäfen, Straßen, Brücken und
Bahnsystemen wird zudem eine 10-jährige Einkommenssteuerbefreiung gewährt.
Abbildung 14: Hinweise zu Indiens Körperschaftssteuer
Quelle: Business Intelligence from Dezan Shira, China Briefing „Ein Blick auf Indiens Körperschaftssteuer“, Dezember 2012
2
Weiterführende Informationen unter http://www.china-briefing.com/news/2012/12/01/ein-blick-aufchinas-indiens-und-vietnams-korperschaftssteuer.html#sthash.vOx7tcLK.dpuf
Seite | 45
Einkommensteuer
Folgende Einkommenssteuersätze gelten für Indien:
Tabelle 10: Einkommenssteuersätze in Indien
Summe
Steuersatz
weniger als 200.000 i.R. (indische Rupien)
keine Steuerpflicht
500.000 i.R.
10% des 250.000 i.R. übersteigenden Betrags
500.001 - 800.000 i.R.
25.000 i.R. zzgl. 20% des 500.000 i.R.
übersteigenden Betrags
mehr als als 800.000 i.R.
85.000 i.R. zzgl. 30% des 800.000 i.R.
übersteigenden Betrags
Quelle: Einkommenssteuer, HK24, Import Vorschriften
Die indische Regierung
versucht derzeit durch umfassende Reformen das indische Steuersystem zu
vereinfachen. Ziel der Reformen ist eine Senkung der Steuersätze und eine Erweiterung der
Bemessungsgrundlage. Des Weiteren sollen die derzeit bestehenden zahlreichen Ausnahmeregelungen
abgeschafft, beziehungsweise nur noch in klar definierten Situationen angewandt werden. Das
Reformpacket, auch „Direct Tax Codes“ genannt, war ursprünglich für 2010 geplant, musste aber in den
Folgejahren mehrfach verschoben werden. Als Einführungsdatum steht derzeit der 1. April 2014 fest, wobei
bereits einige Teile der neuen Gesetze bereits in Kraft getreten sind (wie das Anti Avoidance und Transfer
Pricing Agreement).
Mehrwertsteuer
Mehrwertsteuer wird in Indien nur beim Verkauf von beweglichen Gegenständen erhoben. Das
Steuerverfahren der Mehrwertsteuer ist in Indien noch relativ jung und noch nicht in ganz Indien
angekommen, da es erst 2005 eingeführt wurde. Derzeit existiert nur in 33 der 35 Unionsterritorien eine
Mehrwertsteuer, wobei sich diese in ihrer Höhe von Region zu Region unterscheidet. Der Steuersatz beträgt
in Abhängigkeit der verkauften Ware zwischen null und 50 %. Der am häufigsten verwendete Steuersatz
beträgt 12,5 %. Da die einzelnen Bundesstaaten Gesetzgebungskompetenz für die Mehrwertbesteuerung
haben, können die Steuersätze von Staat zu Staat variieren. Außnahme bilden die Regionen Andaman,
Nikobar und Lakshwadweep – hier wird weder die Mehrwertsteuer erhoben noch das vorherige
Steuersystem angewandt.
Die zusätzlich erhobene zentralstaatliche Central Sales Tax beträgt ab dem 1.4.2008 anstatt 3 % lediglich 2
%. Einzeln benannte Dienstleistungen unterlagen bis zum 31.3.2012 regelmäßig der Service Tax in Höhe
von 10 % zuzüglich einer Erziehungsabgabe in Höhe von 2 % der Steuerschuld und einer Abgabe zur
Förderung der höheren Bildung in Höhe von 1 % der Steuerschuld, gesamt 10,3 %. Steuerpflichtig sind
Dienstleistungserbringer ab einem Jahresumsatz von mehr als 10 Lakh i.R. (1 Lakh i.R. =100.000 i.R.).
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Ab dem 1.4.2012 wird die Service Tax in Höhe von 12 % nebst Erziehungsabgaben, gesamt 12,36 % erhoben.
Zudem findet die Service Tax nunmehr auf grundsätzlich alle Dienstleistungen Anwendung, es sei denn,
diese Dienstleistung befindet sich auf der sogenannten Negative List, einer Ausschlussliste. Zu den nicht
von der Service Tax erfassten Dienstleistungen zählen insbesondere Dienstleistungen der öffentlichen
Hand, der Güter- und Personentransport, Dienstleistungen, die in direktem Zusammenhang mit Erzeugung
und Vertrieb landwirtschaftlicher Produkte stehen sowie Erziehungsdienstleistungen. Ebenfalls auf 12 %
angehoben wird die Excise Duty, eine Steuer auf die Produktion von Gütern.
Die Regierung plant, Value Added Tax, Service Tax und weitere produkt- und dienstleistungsorientierte
Steuern zu einer einheitlichen Goods and Service Tax zusammenzulegen. Ursprünglich sollte die
vereinheitlichte Goods and Services Tax zum 1.4.2010 eingeführt werden. Dieser Termin hat sich aber
aufgrund von Differenzen zwischen der Zentralregierung und den Bundesstaaten nicht halten lassen. Die
neue Regierung unter Narendra Modi hat das Reformprojekt erneut in Angriff genommen. Am 19.12.2014
wurde die für die Einführung der GST erforderliche Verfassungsänderung der Lokh Sabha vorgelegt. Ziel ist
nunmehr das Inkrafttreten der Reform zum 1.4.2016.
Doppelbesteuerungsabkommen
Die Bundesrepublik Deutschland und Indien haben seit dem 19. Juni 1995 ein Abkommen zur Vermeidung
der Doppelbesteuerung. Besonderheiten des Deutsch-Indischen Doppelbesteuerungsabkommens (DBA),
sind unter anderem die Regelung der Quellenbesteuerung von Lizenzzahlungen durch einen indischen
Lizenznehmer an einen nicht in Indien ansässigen Lizenzgeber. Während nach indischem Steuerrecht
Lizenzgebühren grundsätzlich einer Quellensteuer in Höhe 25 % (ab dem 1. April 2013) unterliegen, ist
dieser Quellensteuersatz in
Bezug auf Deutschland gemäß Artikel
12 des deutsch-indischen
Doppelbesteuerungsabkommens auf 10 % begrenzt.
Seit dem 1. April 2010 sind ausländische Empfänger von Lizenz- oder sonstigen einer Quellensteuer
unterliegenden Zahlungen verpflichtet, eine „Permanent Account Number“ (PAN) zu verwenden. Von
diesem Zeitpunkt an kann sich ein deutsches Unternehmen nur noch dann auf die Quellensteuersätze des
deutsch-indischen Doppelbesteuerungsabkommens berufen, wenn es zuvor eine PAN erworben hat und
diese im Geschäftsverkehr verwendet. Verfügt das deutsche Unternehmen nicht über eine PAN, verweigert
der indische Fiskus die Anwendung der nach dem deutsch-indischen Doppelbesteuerungsabkommen
vorgesehenen Beschränkung der Quellensteuer auf 10 %. Vielmehr ist der indische Vertragspartner bei
Fehlen der PAN verpflichtet, die volle Quellensteuer in Höhe von 25 % (ab dem 1. April 2013) einzubehalten
und an den indischen Fiskus abzuführen.3
3
http://indien.ahk.de/en/menu2/news-and-info/press-releases/news-14
Seite | 47
Zollbestimmungen
Zollpflichtige Waren dürfen nach der indischen Zollgesetzgebung nur durch die vorgeschriebenen
Zollstraßen, Häfen oder Flughäfen in das indische Zollgebiet, auch Domestic Tariff Area (DTA) eingeführt
werden. Es folgen einige wichtige Informationen über Flug- und Zollhäfen Indiens. Darunter auch alle
relevanten Flug- und Zollhäfen Indiens.
Tabelle 11: Angaben über Flug- und Zollhäfen Indiens
Korrespondenzsprache
Englisch
Maße und Gewichte
Metrisches System
Zolltarif
Harmonisiertes System, Verzollung nach dem
cif-Wert
Häfen
Chennai
(Madras)
Kochi
(Cochin)
Kolkata
(Calcutta)
New Mangalore
Mumbai
(Bombay)
Thiruvananthapuram (Trivandrum)
Tuticorin
(Visakhapatnam)
Zollflughäfen
Ahmedabad
Amritsar
Bangalore
(Bengaluru),
Chennai
(Madras)
Coimbatore
Goa
(Dabolim Airport)
Hyderabad
Indore
Jaipur
Kochi
(Cochin)
Kolkata
(Calcutta)
Kozhikode
(Calicut)
Lucknow
Mumbai
(Bombay)
New Delhi
Thiruvananthapuram (Trivandrum)
Eingeschränkt auch in:
Bhubaneswar
Guwahati
Nagpur
Trichy
Visakhapatnam
Quelle: Handelskammer Hamburg: K und M. Konsulats- und Mustervorschriften, Zollabfertigung Indien, 2013
Seite | 48
Die Waren sind vorab und innerhalb von höchstens 24 Stunden nach Eintreffen bei der Zollverwaltung
summarisch anzumelden und anschließend auf der Zollanmeldung (Bill of Entry) unter Vorlage der
Warenbegleitpapiere abschließend in ein Zollverfahren zu überführen. Für die Zollanmeldung kann sich
der Importeur von einem von der Zollverwaltung registrierten Zollagenten (Customs House Agent)
vertreten lassen. Waren können zum zollrechtlich freien Verkehr oder zu besonderen Zollverfahren (zum
Beispiel vorübergehende Einfuhr) angemeldet werden. Nach Informationen der indischen Zollverwaltung
wurden inzwischen an den wichtigsten Zolldienststellen des Landes die technischen Voraussetzungen für
eine elektronische Anmeldung über EDI (Electronic Data Interchange) sowie den Indian Customs and
Excise Gateway (ICEGATE) geschaffen. Für bestimmte exportorientierte Unternehmen (Export
Houses/Trading Houses) mit entsprechendem Nachweis (status certificate) sind nach dem indischen
Außenwirtschaftsrecht vereinfachte Verfahren bei der Ein- und Ausfuhr von Waren vorgesehen.4
Warenbegleitpapiere
Wichtig: Indien hat einen Import Export Code (IEC) eingeführt, der auf allen Dokumenten anzugeben
ist. Dieser kann vom indischen Importeur genannt werden, der grundsätzlich zur Zollanmeldung von
Waren beim Directorate General of Foreign Trade (DGFT) mit einem Import Export Code registriert sein
muss.
Handelsrechnung (Commercial Invoice, in 3-facher Ausfertigung) in englischer Sprache mit folgenden
Angaben:
- Name und Anschrift des Verkäufers und des Käufers
- Name und Anschrift des Frachtführers
- Marke, Nummer, Anzahl und Art der Packstücke
- Brutto- und Nettogewicht
- genaue Warenbezeichnung, HS-Codenummer
- CIF-Wert und cif-Kosten
- Importlizenznummer
- Ursprungsland (bei Waren aus der Bundesrepublik Deutschland: Federal Republic of Germany)
Am Ende der Rechnung hat der Exporteur eine Erklärung abzugeben, dass die Angaben in der Rechnung
wahrheitsgemäß und korrekt sind: "We certify this invoice to be true and correct.“
Angaben der IHK Rhein-Neckar zum Thema Export nach Indien, 2012 http://www.rheinneckar.ihk24.de/international/Indien/460734/Export_nach_Indien.html
4
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Frachtpapiere: Konnossemente oder Luftfrachtbrief
Packlisten: Enthält eine Sendung mehrere Packstücke unterschiedlichen Inhalts, muss eine Packliste
beigefügt werden, die eine Übersicht über Marke, Nummer, Art, Gewicht und Inhalt jedes einzelnen
Packstücks ermöglicht.
Ursprungszeugnis (Certificate of Origin, Anzahl unterschiedlich):
Für Waren mit Ursprung Bundesrepublik Deutschland muss "Federal Republic of Germany (European
Union)" oder nur "European Union" angegeben werden.
Sonstige Zertifikate und Zeugnisse, wie Pflanzengesundheitszeugnis, Veterinär-, Inspektions- oder
Analysezertifikate, Chartered Engineer Certificate (CEC) gemäß den Vorschriften der Verbote und
Beschränkungen
Zollrechtlich freier Verkehr
Bei der Anmeldung zum zollrechtlich freien Verkehr ("for home consumption") entstehen die
Einfuhrabgaben (Zoll und Einfuhrnebenabgaben) zum Zeitpunkt der Annahme der Zollanmeldung.
Darüber hinaus prüft die Zollverwaltung bei Erhalt der Zollanmeldung, ob die Waren Bestimmungen
hinsichtlich Verboten und Beschränkungen unterliegen. Gegebenenfalls sind für diese Waren zum
Zeitpunkt der Anmeldung die vorgeschriebenen Bescheinigungen (Genehmigungen, Zertifikate) zu
erbringen.
Quellen: Handelskammer Hamburg: K und M. Konsulats- und Mustervorschriften, Germany Trade and Invest, 2012
3.3. Indien im Ländervergleich der Weltbank
Der 2002 von der Weltbank initiierte Ländervergleich - „Doing Business Project“ - liefert objektive
Messungen zur nationalen und internationalen Business-Kultur in weltweit 185 Ländern. Jedes Jahr
werden bestimmte Indikatoren zu wirtschaftlichen Rahmenbedingungen analysiert und in einem Ranking
aufgelistet.
Die indische Wirtschaft befindet sich 2014 wie im Vorjahr auf Rang 134 von 185. Die aktuellen Werte des
Doing Business-Rankings, die sich im Einzelnen jedoch verändert haben, sind im Vergleich zu den
Vorjahreswerten in nachfolgender Tabelle aufgeführt. Dabei wird deutlich, dass sich Indien in
allen
Kategorien tendenziell eher verschlechtert hat. Das ist vor allem darauf zurückzuführen, dass Indien nicht
ausreichend mit seinen angestrebten Reformen vorankommt, sowie der Inflation und der Goldflucht der
Bevölkerung. Im Vergleich zu den Werten von 2013 ist in Indien nur ein Erfolg im Bereich der
Steuerreformen zu verzeichnen.
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Tabelle 12: Doing Business Werte Indien 2014 im Vergleich zum Vorjahr
Kategorie
Rang 2014
Rang 2013
Veränderung
Unternehmensgründung
179
177
-2
Erhalt einer Bauerlaubnis
182
183
+1
Stromversorgung
111
110
-1
Eigentumstransfer
92
91
-1
Kreditaufnahme
28
24
-4
Investorenschutz
34
32
-2
Steuerzahlung
158
189
+1
Internationaler Handel
132
129
-3
Vertragsdurchsetzung
186
186
0
Insolvenzregelungen
121
119
-2
Quelle: Weltbank, Doing Business 2013, Economy Profile: Vietnam, Smarter Regulations for Small and Medium-Size
Enterprises, 2013
Unternehmensgründungen benötigten 2013 in Indien in der Regel 27 Tage, zum Vergleich liegt der
asiatische Durchschnitt bei 17 Tagen. Die Exportkosten haben sich 2013 im Vergleich zum Vorjahr erhöht.
3.4. Indiens Businesskultur
Indien ist ein vielschichtiges Land, nicht nur was die Sprache angeht, sondern auch im Hinblick auf
Religion, Gepflogenheiten, Verhaltensweisen und Mentalität. Diese Aspekte sollten auch im Geschäft
beachtet werden, um Missverständnisse zu vermeiden.
Zunächst ist Indien ein riesiges Land. Von der Fläche her ist es das siebtgrößte Land der Welt. Es gibt
darüber hinaus neben Englisch und Hindi 21 weitere anerkannte Sprachen. Für den Geschäftsreisenden
ist es sicherlich wichtig zu wissen, dass es viele Unterschiede zwischen den größten Metropolen,
zum Beispiel Mumbai, Neu Delhi, Bangalore oder Chennai und den weniger entwickelten Regionen gibt.
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Ebenfalls muss man zwischen den „alten Generationen“ und den jungen, ausgebildeten Managern
unterscheiden. Bei der Erschließung des indischen Marktes bewegt man sich in der Tat zwischen
verschiedenen „Welten“.
Die Familie spielt in der indischen Gesellschaft eine dominante Rolle. Wichtige Entscheidungen
werden meistens innerhalb des Familienkreises getroffen. In diesem Zusammenhang gilt das
Senioritätsprinzip in Indien. Auch in den kleinen und mittelständischen Unternehmen gehören die
Mitarbeiter oft zum „erweiterten Familienkreis“, von dem Treue und Loyalität erwartet wird. Indische
Betriebe sind sehr hierarchisch aufgestellt und Mitarbeiter überschreiten ihre Hierarchieposition nicht.
In Indien erhält man nur selten ein klares „Nein“ als Antwort. Ein „Ja“ ist jedoch auch nicht immer mit
einer eindeutigen Zustimmung zu verbinden.
Beim Termin- und Zeitempfinden unterscheiden sich die Deutschen ebenfalls von den Indern. Die
Inder haben sogar einen eigenen Begriff dafür: IST – der „Indian Stretchable Time“. Zeitangaben
sind also flexibel und es passiert häufig, dass man auf den indischen Geschäftspartner warten muss,
der verspätet ist. Deswegen ist es angeraten, zwischen den Terminen genug Zeit einplanen.
Der Umgang der Inder untereinander ist weitaus komplizierter und für den ausländischen Gast oft
schwer nachzuvollziehen. Die Gesellschaft ist in vielen Bereichen streng hierarchisch organisiert und
insbesondere das Verhalten einer Inderin oder eines Inders gegenüber einer niedrigeren gestellten
Person empfinden viele Indienbesucher als sehr unhöflich. Zwischen Geschäftspartnern ist der Umgang
allerdings in der Regel freundlich und nach einer längeren Beziehung auch sehr herzlich.
Die Begrüßung erfolgt in der Geschäftswelt und im privaten Umfeld zwischen Männern in der Regel per
Handschlag. Bei Frauen sollte man abwarten, ob diese von sich aus die Hand zur Begrüßung reichen. Der
traditionellen Begrüßung - ein leichtes Kopfnicken mit auf Brusthöhe zusammengelegten Händen begegnet man zwar eher selten, sollte diese aber dann aus Höflichkeit mit der gleichen Geste erwidern.
Generell ist die indische Körpersprache expressiver als die deutsche und zum Teil für Ausländer schwer
zu interpretieren.
Nicht eindeutig für Ausländer ist auch das Kopfwackeln von links nach rechts, das viele
verschiedene Bedeutungen haben kann. In der Regel ist dies keine Zustimmung, sondern lediglich ein
Zeichen der Aufmerksamkeit. Das Gesagte muss deshalb noch lange nicht vom Gegenüber verstanden
worden sein. Auch an das unterschiedliche Distanzgefühl müssen sich Geschäftsreisende in Indien
gewöhnen. Schulterklopfen oder langes Händeschütteln sind gang und gebe.
Inder sind sehr kontaktfreudig und oft wird man ohne konkreten Anlass persönlich angesprochen
und in ein Gespräch verwickelt. Meist stellt sich der neue Gesprächspartner kurz vor, übergibt oft auch
gleich die eigene Visitenkarte und stellt anschließend eine der klassischen Aufwärmfragen - in der
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Regel
woher
sein
Gegenüber
kommt
und
was
er
in Indien
macht.
Meist
dauern
solche
"Blitzkontakte" nur wenige Minuten und man verabschiedet sich anschließend wieder. Gerade im
Geschäftsumfeld können sich hieraus allerdings auch interessante neue Verbindungen ergeben.
Die Gesprächsthemen erstrecken sich - je nach Beziehungstiefe - von „weichen“ Themen, wie Wetter und
Sport (vor allem Cricket) - bis hin zu Wirtschaft, Politik und Weltgeschehen. Für viele Reisende zunächst
überraschend ist die Geschwindigkeit, mit der ein indischer Gesprächspartner zwischen den
verschiedensten Themen wechseln kann. Ausländische Besucher sollten aber auf keinen Fall den Fehler
machen, zu lautstark in die Kritik an den Verhältnissen im Land einzustimmen, um nicht den
Landesstolz des Gegenübers zu verletzen. Von indischer Seite wird es allerdings als positiv angesehen,
wenn sich Deutsche für Kultur, Sprache und Traditionen des Landes interessieren. Schon das Erlernen
einiger Wörter Hindi oder der jeweiligen Regionalsprache signalisiert, dass man sich ernsthaft mit
dem Land beschäftigt. Hierzu zählen auch die Beachtung der wichtigsten religiösen Rituale und die
Beteiligung an den Zeremonien zu den hohen Festtagen. Indien hat zahlreiche Feiertage, von denen
einige nur regional oder nur von den Angehörigen einer bestimmten Religion gefeiert werden.
Die Kleidung sollte immer dem Anlass und dem Gesprächspartner entsprechen, auch wenn das bei den
tropischen Temperaturen auf dem Subkontinent nicht immer leicht fällt. Bei Geschäftsbesprechungen
auf Managerebene oder offiziellen Anlässen muss der Herr Anzug und Krawatte und die Dame
Businesskostüm tragen. Im technischen und IT-Bereich kann es auch etwas legerer zugehen, aber Hemd
und Stoffhose sind auch hier Pflicht. Angesichts der Temperaturen jenseits der 30 Grad empfehlen sich
generell leichte Baumwoll- und Leinenstoffe.
Geschäftsessen in Indien sind eher ungezwungen und stellen keine besondere Herausforderung
bezüglich Tischsitten und Etikette für den Geschäftsreisenden dar. Vor allem in den indischen
Metropolen gibt es inzwischen viele Restaurants mit indischer sowie internationaler Küche in
unterschiedlichen Preiskategorien. Meist finden Geschäftsessen in den Restaurants großer Hotels statt.
Aber auch außerhalb der Fünf-Sterne-Hotels gibt es in den
Großstädten
inzwischen
genügend
Alternativen. Bei der Auswahl des Restaurants ist darauf zu achten, dass es ein möglichst breites
Angebot an vegetarischen Speisen gibt, da sich ein großer Teil der indischen Bevölkerung fleischlos ernährt.
Ein Geschäftsessen am Mittag sollte frühestens um 13:00 Uhr angesetzt werden. Eine Reservierung
ist in den seltensten Fällen nötig. Auch ein Businessdinner sollte nicht früher als 19:30 Uhr angesetzt
werden, da Inder in der Regel erst sehr spät essen. Es ist durchaus üblich, dass man noch für ein bis zwei
Stunden kleine Snacks und Drinks bekommt, bevor das Essen bestellt wird. Bei der indischen Küche
werden verschiedene Gerichte für alle zusammen geordert. In den gehobenen Restaurants legt die
Bedienung das Essen für den Gast auf und je nach Bedarf auch nach. Zum Mittagessen werden in der
Regel keine alkoholischen Getränke konsumiert, abends allerdings schon eher. Man sollte jedoch
abwarten, ob das Gegenüber ebenfalls Alkohol trinkt, denn ebenso wie es zahlreiche Vegetarier gibt,
trinken viele Inder aus religiösen Gründen auch keinen Alkohol. Ansonsten sind Bier, Wein und
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Whisky die gängigen Getränke. Bei Ausländern bewährt sich das Festhalten an den in Europa
gängigen Tischsitten. Bei nordindischem Essen werden in der Regel Brotfladen (Naan, Roti etc.) als Beilage
gereicht, die mit der Hand in die verschiedenen Curries gedippt werden. Im Süden Indiens ist Reis die
Standardbeilage, auch hier wird traditionell mit der rechten Hand gegessen, aber die Verwendung von
Löffel und Gabel ist ebenfalls üblich.
Die Bezahlung erfolgt niemals getrennt, und es ist nicht unüblich, dass sich die Partner darüber
streiten, wer die Rechnung zahlen soll. Die in der Speise- und Getränkekarte ausgewiesenen Preise
sind ohne Steuern, daher kann die Rechnung am Ende zwischen 10 und 20 Prozent höher sein. In den
meisten Restaurants wird zudem noch eine "Service Charge" in Höhe von 10 Prozent erhoben, die dann
auf der Rechnung ausgewiesen ist. In dem Fall kann man noch ein Trinkgeld von 50 Rupien geben,
ansonsten ist ein Trinkgeld von 5 bis 10 Prozent üblich (GTAI).
Abbildung 15: Praktische Hinweise für einen Aufenthalt in Indien
Visum
Visa sind bei der zuständigen indischen Auslandsvertretung zu beantragen,
Antragstellungen an der Grenze oder am Flughafen sind nicht möglich.
Inlandsflüge
Indien kann ein dichtes Streckennetz für Inlandsflüge vorweisen. Es gibt praktisch kein
Reiseziel in Indien, das man nicht mit per Flug erreichen kann - auch Billigflüge werden
angeboten.
Individueller
Autorikschas sind heute eine weit verbreitete Transportmethode neben Bus und
Transport
Bahnverkehr. Indische Autorikschas haben eine Höchstgeschwindigkeit von etwa
50 km/h, die normale Fahrgeschwindigkeit liegt bei etwa 35 km/h. In vielen Regionen
verfügen die meisten Autorikschas über keinen Taxameter, oder die Fahrer ziehen es vor,
ihn nicht zu benutzen und den Fahrpreis mit dem Fahrgast auszuhandeln.
Sicherheit
Die Sicherheitslage in Indien bleibt vor dem Hintergrund zahlreicher schwerer
Terroranschläge in verschiedenen Städten angespannt. Angesichts der terroristischen
Gefahren wird landesweit zu besonderer Wachsamkeit geraten, insbesondere beim
Besuch von Märkten und öffentlichen Plätzen, bei großen Menschenansammlungen
(auch z.B. Wahlkampfveranstaltungen) sowie in der Nähe von Regierungsgebäuden und
nationalen Wahrzeichen. Dies gilt insbesondere auch im zeitlichen Umfeld staatlicher
und religiöser Feiertage sowie von Großereignissen.
Gesundheit
Eine gültige Impfung gegen Gelbfieber wird nur für die Einreise aus einem GelbfieberEndemie Gebiet gefordert (siehe www.who.int). Bei direkter Einreise aus z. B.
Deutschland besteht keine Impfnotwendigkeit gegen Gelbfieber. Das Auswärtige Amt
empfiehlt, die Standardimpfungen gemäß aktuellem Impfkalender des Robert-KochInstitutes für Kinder und Erwachsene (siehe www.rki.de) anlässlich einer Reise zu
überprüfen und gegebenenfalls zu vervollständigen. Die medizinische Versorgung ist in
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weiten Landesteilen unzureichend und entspricht medizinisch, hygienisch, technisch und
organisatorisch meist nicht europäischem Standard. Sprachbarrieren können gerade auf
dem Land die Kommunikation erheblich erschweren. In den großen Städten ist die
medizinische Versorgung in allen Fachdisziplinen meist auf einem hohen und sehr hohen
Niveau und damit auch deutlich teurer. Ein ausreichender und gültiger
Krankenversicherungsschutz einschließlich einer Reiserückholversicherung ist dringend
notwendig. Eine individuelle Beratung durch einen reisemedizinisch erfahrenen Arzt in
ausreichendem Abstand vor der Ausreise wird empfohlen (www.dtg.org oder www.frmweb.de).
Elektrizität
Die Stromversorgung in Indien ist mit 220-240 Volt und 50 Hz in etwa identisch mit der
deutschen. Die indischen Steckdosen haben drei dicke Stifte, von denen einer die Erdung
darstellt. Hotels und gemietete Zimmer haben allerdings oft universale Steckdosen, in die
auch europäische oder amerikanische Stecker passen. Empfindliche elektronische Geräte
sollten nicht direkt am Netz betrieben werden, da bei Stromausfällen Spannungsspitzen
auftreten können, die elektronische Geräte beschädigen könnten.
Feiertage
Aufgrund der kulturellen und religiösen Vielfalt des Landes gibt es keinen einheitlichen
gesetzlichen Feiertagskalender für ganz Indien. Einige Feiertage werden von der
Zentralregierung festgelegt. Weitere Feiertage können vom jeweiligen Unternehmen
individuell bestimmt werden. Daher muss bei der Terminplanung im Indien-Geschäft
berücksichtigt werden, dass die Feiertage innerhalb Indiens - je nach Region oder
Religionszugehörigkeit - sehr unterschiedlich sein können.
In den folgenden Links werden die entsprechenden Regelungen dargestellt:
http://india.gov.in/calendar/calendar.php
(Feiertagskalender der Zentralregierung)
http://www.rbi.org.in/scripts/HolidayMatrixDisplay.aspx
(Bankfeiertage in den einzelnen Regionen)
Quelle: Auswärtiges Amt, Wichtige Hinweise zu Indien: www.auswaertiges-amt.de/Indien, 2014
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4. Fachmessen in Indien
IFAT India
13.-15. Oktober 2015 – Mumbai
Indiens führende Fachmesse für Wasser, Abwasser, Abfall und Recycling
Die Messe München International baute mit einer neuen Veranstaltung in Indien ihr internationales
Netzwerk im Umwelttechnologiesektor weiter aus: Vom 24. bis 26. Oktober 2013 fand im Bombay
Exhibition Centre die erste IFAT INDIA statt. In 2014 wurden 23 Aussteller aus 18 Ländern gezählt, die
5.000 Besuchern ihre Produkte und Dienstleistungen präsentierten.
http://www.ifat-india.com/
Everything About Water India
21.-23. Mai 2015 – Mumbai
EverythingAboutWater Expo gilt als das größte Event der Wasserbranche in Südostasien mit 450
Ausstellern aus 25 Ländern auf über 100,000 sq ft Ausstellungsfläche, 25.000 Besuchern und 1.000
Kongressteilnehmern. Technologien aus dem Wasser- und Abwasserbereich werden ausgestellt, um
Geschäftsmöglichkeiten in Indien und innovative Wasserlösungen für den indischen Markt zu zeigen.
Internationale Player erhalten einen Einblick in das breite und dynamische Ökosystem der indischen
Wasserindustrie mit seinen zukünftigen Trends.
http://www.eawater.com/expo/about.php
Seite | 56
Im Folgenden werden weitere Veranstaltungen in einer Kurzübersicht aufgelistet:
-
AQUATECH
India,
11.08.-13.08.2015,
New
Delhi,
IndienPragati
Maidan,
www.india.aquatechtrade.com
-
Watertech India - International Trade Fair for Water & Wastewater Treatment &
Management 02.09.-04.09.2015 New Delhi www.watertechindia.com
-
MUNICIPALIKA - Int. Conference & Exhibition on Good Urban Governance for Safe, Healthy,
Green, Inclusive & Smart Cities, 08.12.-10.12.2015, Jaipur www.municipalika.com
5. Relevante Institutionen, Verbände und
Firmen
5.1. Deutsche Institutionen in Indien
Deutsches Generalkonsulat New Delhi
Adresse
No. 6/50G, Shanti Path,
Chanakyapuri, New Delhi 110021
Telefon
+91 11 44 19 91 99
Fax
+91 11 26 87 31 17
Email
[email protected]
Website
http://www.new-delhi.diplo.de
Delegation der Deutschen Wirtschaft in Mumbai
Adresse
Indo-German Chamber of Commerce, AHK Indien
Maker Tower E, 1st Floor
Cuffe Parade Mumbai 400 005
Telefon
+91 22 66 65 21 21
Fax
+91 22 66 65 21 20
Email
[email protected]
Website
http://indien.ahk.de
Delegation der Deutschen Wirtschaft in Kalkutta
Adresse
Indo-German Chamber of Commerce, AHK Indien
3A, Gurusaday Road
Seite | 57
Kolkata 700 019
Telefon
+91 33 22 83 79 62
Fax
+91 33 22 83 79 63
Email
[email protected]
Website
http://indien.ahk.de
Germany Trade & Invest
Adresse
c/o Indo-German Chamber of Commerce
Maker Tower 'E', 1st floor, Cuffe Parade
Mumbai 400 005
Telefon
+91 22 6665 2180
Fax
+91 22 6665 2179
Website
http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/EN/Invest/Investmentconsulting/Teams-and-offices/international-offices,did=277470.html
GIZ Vietnam
Adresse
B-5/2, Safdarjung Enclave
New Delhi 110 029
Telefon
+91 11 49495353
Fax
+91 11 49495391
Email
[email protected]
Website
http://www.giz.de
KfW Indien
Adresse
21, Jor Bagh
110 003 New Delhi
Telefon
+91 11 2 46 47 113
Fax
+91 11 2 46 47 03
Website
https://www.kfw-entwicklungsbank.de
5.2. Indische Institutionen und Wirtschaftsverbände
Indische Botschaft in Berlin
Adresse
Tiergartenstr.17
10785 Berlin, Germany
Seite | 58
Telefon
+49 30 25 79 5-0
Fax
+49 30 26557000
Email
[email protected] ; [email protected]
Website
http://www.indianembassy.de
National Capital Region Planning Board (NCRPB) Ministry of Urban Development
Adresse
Core-IV B, First Floor, India Habitat Centre
Lodhi Road, New Delhi - 110 003
Telefon
+91 11 24 64 22 84
Fax
+91 11 24 64 21 63
Email
[email protected]
Website
http://ncrpb.nic.in
Ministry of Drinking Water and Sanitation
Adresse
Govt. of India
C Wing, 4th floor Paryavaran Bhawan,
CGO Complex Lodhi Road, New Delhi – 110003
Telefon
+91 011 24361670
Fax
+91 011 24361669
Website
http://www.mdws.gov.in
Ministry of Environment, Forest and Climate Change
Adresse
Indira Paryavaran Bhavan
Jor Bagh Road, New Delhi – 110003
Telefon
+91 11 24362064
Website
http://www.envfor.nic.in
National Mission for Clean Ganga
Adresse
Rear Wing, 3rd Floor, MDDS Building
Seite | 59
9 CGO Complex, Lodhi Road, New Delhi – 110003
Telefon
+91 11 23467984
Email
[email protected]
Website
http://gangamanthan.in
Maharashtra Water Resources Regulatory Authority
Adresse
9th Floor, Centre – 1, World Trade Centre,
Cuffe Parade, Mumbai – 400 005
Telefon
+91 22 22152019
Fax
+91 22 22153765
Website
http://www.mwrra.org
Upper Yamuna River Board
Adresse
Wing 4, West Block 1, Ground Floor
R.K. Puram, New Delhi – 110066
Telefon
+91 11 26108590
Fax
+91 11 26195289
Email
[email protected]
Website
http://www.uyrb.nic.in
Central Water Comission
Adresse
Sewa Bhawan, R.K. Puram
New Delhi – 110066
Telefon
+91 11 26194621
Website
http://www.cwc.nic.in
Seite | 60
Central Pollution Control Board
Adresse
Parivesh Bhawan, CBD-cum-Office Complex
East Arjun Nagar, New Delhi – 110032
Telefon
+91 11 22307233
Fax
+91 11 22304948
Email
[email protected]
Website
http://www.cpcb.nic.in
ASSOCHAM Water Mission
Adresse
ASSOCHAM Corporate Office, 5, Sardar Patel Marg
Chanakyapuri, New Delhi – 110021
Telefon
+91 11 46550555
Fax
+91 11 23017008/9
Email
[email protected]
Website
http://www.assocham.org
PHD Chamber of Commerce Water Initiative
Adresse
PHD House, 4/2 Siri Institutional Area
August Kranti Marg, New Delhi – 110016
Telefon
+91 11 26863801 04
Fax
+91 11 26855450
Email
[email protected]
Website
http://www.phdcci.in
Seite | 61
CII – Confederation of Indian Industry
Adresse
The Mantosh Sondhi Centre
23, Institutional Area, Lodi Road, New Delhi – 110003
Telefon
+91 11 45771000
Fax
+91 11 24626149
Email
[email protected]
Website
http://www.cii.in
FICCI Water Resources
Adresse
Federation House
Tansen Marg, New Delhi – 110001
Telefon
+91 11 23738760 70
Fax
+91 11 23320714
Email
[email protected]
Website
http://www.ficci.com
National Ground Water Association
Adresse
601 Dempsey Road
Westerville, OH 43081, USA
Tel
+1 800 551 7379
Fax
+1 614 898 7786
Email
[email protected]
Website
http://www.ngwa.org
Seite | 62
Everything about Water PVT LTD
Adresse
A1/152, Ignou Road
Neb Sarai, New Delhi – 110068
Telefon
+91 11 43100500
Fax
+91 11 43100568
Email
[email protected]
Website
http://www.eawater.com
Seite | 63
6. Quellen
AHK Indien, Politische Parteien Indiens, April 2013
Economist Intelligence Unit, Country Report India, April 2014
IMF (International Monetary Fund), World Economic Outlook, April 2014
GTAI, Indien hat großen Nachholbedarf im Wassersektor, Februar 2015
http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/maerkte,did=1176850.html?channel=premium_channel
_gtai_1
GTAI, Indiens Wasserver- und Abwasserentsorgung sieht sich großen Herausforderungen gegenüber,
November 2014
http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/maerkte,did=1121766.html
GTAI, Große Herausforderungen für Indiens Wasserver- und Abwasserentsorgung, Dezember 2014
http://www.euwid-wasser.de/news/international/einzelansicht/Artikel/gtai-grosse-herausforderungenfuer-indiens-wasserver-und-abwasserentsorgung.html
GTAI, Privates Engagement in Indiens kommunaler Wasserwirtschaft steigt, April 2014
http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/maerkte,did=617342.html
GTAI, Wirtschaftsdaten kompakt, November 2014
http://www.ahk.de/fileadmin/ahk_ahk/GTaI/indien.pdf
GTAI, Deutsche Unternehmen in Indien, Juni 2013
http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/maerkte,did=833666.html
GTAI, Indien im Fokus, März 2015
http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/Trade/Maerkte/Specials/indien-im-fokus2015.html?view=renderPdf
GTAI, Chancen Auslandsgeschäft, 2013
http://www.gtai.de/GTAI/Navigation/DE/trade,did=915228.html
GTAI, Wirtschaftstrends Jahreswechsel 2014/2015, November 2014
http://www.stuttgart.ihk24.de/blob/sihk24/international/downloads/665320/3b2084af1e050508fbf032b
aa8e41593/Wirtschaftstrends_Indien-data.pdf
Seite | 64
Internetquellen:
Auswärtiges Amt
http://www.auswaertiges-amt.de/DE/Laenderinformationen/00-SiHi/IndienSicherheit.html
Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle
http://www.bafa.de
Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung
http:/www.ble.de
Bundesregierung

http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Bulletin/2014/03/33-1-bpr-staatsbesuchindien.html

http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Bulletin/2014/03/33-2-bpr-staatsbesuchindien.html

http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Artikel/2014/02/2014-02-07-ez-indien-reise-bmmueller.html

http://www.bundesregierung.de/Content/DE/Interview/2014/01/2014-01-20-mueller-faz.html
CIA World Factbook, Stand 13. August 2013.
https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/in.html
Deutschen Zollverwaltung
http://www.zoll.de
Europäischer Zollverwaltung
http://www.ezt-online.de
Human Development Report 2014: India
http://hdr.undp.org/en/countries/profiles/IND
Handelskammer Hamburg
http://www.hk24.de/international/export/import_vorschriften/361780/importvorschriften.html
Nur-Flug-Tours.de, Reiseportal
http://www.nur-flug-tours.de/fluege/indien.htm
Wikitravel
http://wikitravel.org/de/Indien
Seite | 65
IHK Rhein-Neckar
http://www.rheinneckar.ihk24.de/international/downloads/Anlagen_Indien/Anlagen_Landes_und_Wirtschaftsinformatio
nen/459518/Feiertage_Indien.html
Indische Botschaft in Deutschland
http://www.indianembassy.de
Indischer Zensus
http://censusindia.gov.in/2011-provresults/paper2/data_files/India2/Table_2_PR_Cities_1Lakh_and_Above.pdf
IHK Ulm
http://www.ulm.ihk24.de/international/Aussenwirtschaft/laender_und_maerkte/Asien/Indien/1334532/
Indien_Sektoraler_Ausblick.html
IHK Pfalz
http://www.pfalz.ihk24.de
Internationaler Währungsfonds
http://www.imf.org/external/pubs/ft/weo/2013/01/pdf/text.pdf
Weltbank
http://data.worldbank.org/country/india
Indische Regierung
http://india.gov.in/
Online Weltkarten und Stadtpläne, Indien 2014
http://www.weltkarte.com/
Fischer, Weltalmanach, 2009
http://cdn4.spiegel.de/images/image-171813-galleryV9-dhzm.jpg
Seite | 66