die MarKom-Kurse als Vorbereitung zur entsprechenden Zulassungsprüfung nach wie vor einer
hohen Beliebtheit erfreuen. «Der
Grund liegt wohl darin, dass die
Marketingbranche bei Berufseinsteigern nach wie vor sehr beliebt
respektive verlockend ist», glaubt
Michael Broglin von der KV
Zürich Business School. Damit
liegt er sicher richtig. Denn die
MarKom-Zertifikatsprüfung hat
trotz der 75 zusätzlichen Absolventinnen und Absolventen der
neuen EMK-Zertifikationsprüfung keine Einbussen erlitten. ■
«Wir haben viel mehr Optionen»
len, sowie kreativ und open minded, aber auch strukturiert und
fokussiert an eine Aufgabenstellung heranzugehen. Dadurch entsteht eine spannende Geschichte
in einer anziehenden Welt – mit
relevantem Content, überraschenden Erlebnissen und intelligenten
«Transitions» zwischen den Episoden (Touchpoints).
senden «Senior Live Communication». Gemäss Sibylle Valeggia
vom Sawi deckt dieser das ganze
Spektrum in den Bereichen
Events und Sponsoring an. «Diese beiden Lehrgänge richten sich
an Berufsleute aus allen Fachbereichen des Live-Marketing aus
Unternehmen sowie an Personen,
welche diese Welt neu erkunden
und entdecken wollen», ergänzt
sie.
MarKom bleibt beliebt
Allen befragten Weiterbildungsanbietern ist gemeinsam, dass sich
MARKETING Marion Marxer, Studiengangleiterin CAS Multichannel Management,
HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich, über die Nutzung einer Vielzahl von
Kanälen für das Marketing.
MK Frau Marxer, Marketingbudgets werden in schwierigen Zeiten oft schnell runtergekürzt.
Was bedeutet diese Ausgangslage
für Marketingverantwortliche in
Unternehmen?
MARION MARXER Sie sind gefordert.
Marketing muss effizienter, zielfokussierter, somit intelligenter
und nachhaltiger werden. Wir
müssen verstehen, warum was
wie funktioniert, oder eben auch
nicht; und jede Marketingaktivität muss auf den Erkenntnissen
der vorherigen aufbauen. Wir
müssen mutiger werden, denn
die neuen Wege sind heute meist
die effektiveren und nachhaltigeren. Diese müssen jedoch stärker
erklärt und argumentiert werden.
MK Ist die strategische Planung von
gezielten Marketingaktivitäten
heutzutage noch viel wichtiger
als vor zehn, zwanzig Jahren?
MARXER Früher wussten wir ungefähr, was der potenzielle Kunde
vermeintlich will, und sind losgerannt. Vieles war reine Willkür.
Das können wir heute besser.
Marketing und Kommunikation
werden professionalisiert durch
Teams, deren heterogene Zusammensetzung den Output innovativer und erfolgreicher macht. Mitarbeiter werden besser, weil sie
mehr untereinander lernen. Unternehmen werden intelligenter.
Wir sind zunehmend darauf
angewiesen, dass sich unsere
Botschaften und Angebote «von
selbst» verbreiten. Dafür müssen
wir Menschen einen relevanten,
kontextbezogenen Nutzen bieten.
Wir müssen ganz genau wissen,
was sie sich in der jeweiligen
Situation wünschen und wo wir
sie gedanklich abholen können.
Wir sprechen hier von einem
Paradigma-Wechsel mit neuen
Regeln und Erfolgskriterien.
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KARRIERE
Marion Marxer hat 2014 ihre
eigene Firma marxerevolution in
Zürich gegründet und bietet Unternehmen, Verwaltungsräten und
Agenturen Unterstützung, Beratung und Coaching für Marketing
und Kommunikation. Ihr Kerngeschäft sind Mandate im Bereich
Multichannel sowie Strategieberatung für Unternehmen, die global
tätig sind oder sein wollen. Ebenfalls im Mandatsverhältnis leitet sie
den Studiengang CAS Multichannel
Management an der HWZ Hochschule für Wirtschaft Zürich.
www.marionmarxer.tumblr.com
MK Wie lauten diese Erfolgskriterien konkret?
MARXER Es sind mehrere, von denen ich drei ganz speziell hervorheben möchte. Erstens den sogenannten «Contextual Value». Hier
gilt es, Marketing als Teil der
Angebotsleistung zu sehen, das
einen relevanten Nutzen bieten
muss, um erfolgreich zu sein.
Ganz wichtig ist die «Marketing Architecture». Social und
Mobile gehören heute ins Herz
eines globalen Marketing Setup.
Jeder Social Media Follower oder
App Nutzer fungiert als Synapse
in so etwas wie einem zentralen
Content-Nerven-System. Einmal
gewonnen, können diese immer
wieder bespielt werden.
Ganz wesentlich ist zum Dritten das «Storytelling». Gefragt ist
eine anziehende Welt, in der eine
Geschichte spannend und fesselnd
erzählt wird. Mit Verästelungen,
Nebenstorys und Tiefgründigem,
genau wie im realen Leben.
MK Sind die neuen digitalen
Kommunikationskanäle eine Erleichterung bei der Marketing-
planung, oder machen sie das
Ganze eher noch schwieriger?
MARXER Leichter machen sie es
bestimmt nicht. Ich würde auch
nicht von schwieriger sprechen,
sondern von zeitgeistiger. Wir
haben viel mehr Optionen – mit
allen Vor- und Nachteilen.
MK Multichannel Management
ist ein Zauberwort im modernen
Marketing. Wie lernt man, die
Klaviatur der unterschiedlichen
Kanäle zu beherrschen?
MARXER Multichannel Management beschreibt, dass Kommunikation und Distribution heute
über eine Vielzahl von Kanälen
stattfindet, welche aufeinander
abgestimmt werden sollen. Hier
glaube ich an den Trans-ChannelAnsatz, der eine authentische Geschichte multidimensional erzählt
und die Bedürfnisse der Menschen als Anknüpfungspunkte
versteht.
Genau hierfür habe ich in den
letzten 20 Jahren Modelle, Prozesse und Tools entwickelt. Es
geht darum, die richtigen Fragen
zum richtigen Zeitpunkt zu stel-
MK In welchen Branchen und
Industrien ist Multichannel Marketing heute besonders gefragt
und der Bedarf an entsprechenden
Profis gross?
MARXER Ich stelle keine Unterschiede zwischen Branchen fest.
Sicher sind Telecom und Retail
rein aufgrund der Vielzahl eigener Touchpoints stärker unter
Zugzwang.
Viel
Interesse
herrscht jedoch auch bei KMU
jeglicher Branchen, weil sie so
mehr aus ihren limitierten Budgets herausholen können. Sie
können auch am flexibelsten auf
die neuen Gegebenheiten reagieren und das fehlende Budget
durch Kundennähe/-kenntnis
wettmachen.
MK Sie leiten an der HWZ Zürich
den Lehrgang CAS Multichannel
Management. Wie sind Sie zu
diesem Mandat gekommen?
MARXER Die HWZ rekrutiert Studienleiter und Referenten stets
aus der Praxis. Für mich persönlich ist dies das erste grössere
Mandat im Bildungsbereich. Vorher war ich 20 Jahre in der Wirtschaft im Bereich Marketing &
Kommunikation tätig, sowohl
national wie auch international,
sowohl auf Agentur- wie auf
Kundenseite. Multichannel Marketing/Kommunikation kenne
ich deshalb aus der Praxis von
kleinen und sehr grossen Mandaten wie Migros, Swisscom, Post,
McDonald’s, Coca-Cola, Philip
Morris usw. Modelle und Tools,
die wir im CAS an der HWZ unterrichten, sind in der praktischen Arbeit auf den genannten
und weiteren Mandaten entstanden. ■
INTERVIEW: ROBERT WILDI
Marketing & Kommunikation 9/15