Brainstorming Der Klassiker und den Kreativitätstechniken. Einer der einfachsten und doch effektivsten. Entwickelt von dem Amerikaner Alex Osborn in den dreißiger Jahren hat sie bis heute nichts von ihrer Wirksamkeit und Anwendbarkeit verloren. Sie ist einfach und schnell anzuwenden und kann sowohl von Gruppen, als auch von Einzelpersonen hervorragend eingesetzt werden. Gleichzeitig kann sie fast universell eingesetzt werden; egal ob es sich um eine Problemlösung handelt, um eine neue Idee oder um Analyse/Synthese. Woher der Name? Osborn selbst sagte: „Using the brain to storm a problem.“ = Das Gehirn benutzen, um ein Problem zu erstürmen. Heute beschreibt man den Namen auch gern wörtlich: Gehirnsturm. Um deutlich zu machen, was bei dieser Technik passiert: Alle Ideen, die durch unser Gehirn “wehen” werden eingesammelt. Ziel: Zeit: Für: Vorbereitung: Material: Entwickeln möglichst vieler Ideen ca. 20-40 Minuten Einzelpersonen und Gruppen keine Papier, Stift oder PC Zusammenfassung: Zu einem bestimmten Thema (Problem, Lösung, Ziel, neues Thema) werden ungefilterte Assoziationen (Gedanken, Ideen, Einfälle) gesammelt. Erst nach Sammlung (und einer „Verdauungsphase“) werden die gefundenen Begriffe ausgewertet und beurteilt. Beschreibung: Sehen Sie zu, dass Sie möglichst ungestört sind und sich in einem offenen, kreativen Zustand befinden. Das sollten Sie allerdings immer sein, wenn Sie kreativ tätig sein möchten. Führen Sie eventuell einige Energieübungen durch; eigene oder die, die Sie in diesem Kurs kennen gelernt haben. Schreiben Sie jetzt alles auf, was ihnen in den Sinn kommt. Alles! Das ist das entscheidende Wort bei dieser Technik: Alles Nicht die Antworten, die logisch oder sinnvoll erscheinen – Alles Egal, ob es zu Ihrer Aufgabenstellung passt oder nicht – Alles aufschreiben. Das ist der ganze Trick. Es gibt einen einfachen Grund: Die ersten Lösungen, die Ihnen einfallen, haben Sie bereits (erfolglos) durchdacht. Dann kommt eine Phase, in der die Gedanken keinen Sinn zu haben scheinen; Ihnen fällt alles mögliche ein, alles banale Ideen. Das ist eine Phase, in der sich das Unterbewusstsein sortiert um Topideen zu generieren. Dann, nach einer Zeit, wo Ihnen (scheinbar) nichts produktives mehr einfallen wollte, strömen urplötzlich gute und brauchbare Lösungen ein. Das funktioniert aber nur, wenn Sie sich an folgende Regeln halten: Regeln: Quantität vor Qualität Keine Kritik Spinnen und verrückte Ideen sind erlaubt und gewollt Möglichst viele Ideen in kurzer Zeit Alle Ideen schriftlich festhalten Kombinieren bereits bestehender Ideen ist erlaubt und gewünscht Heiko Synofzik Kreativitätstraining Als (Regel-)Hilfe kann Ihnen der Begriff AKUT dienen. Akut ist ein Akronym und steht für: Alle Assoziationen Keine Kritik Umnutzen Tempo-Menge Alle Assoziationen Um Ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen ist es wichtig, alle Einfälle zu notieren. In dem Moment, indem Sie sich fragen: „Ist das eine gute Idee?“ blockieren Sie sich und ihre Kreativität. Sie müssen ihren Verstand praktisch ausschalten, um die Kreativität sprießen zu lassen! Deshalb dürfen Sie nicht überlegen, sondern müssen einfach handeln – sprich aufschreiben, was Ihnen in den Sinn kommt. Der Unterschied zwischen Denken und Assoziieren: Denken findet i.d. Regel bewusst statt; es fällt Ihnen das ein, was in Ihrem Gedächtnis gespeichert und zum jetzigen Zeitpunkt abrufbar ist. Beim Assoziieren erreichen Sie ihr Unterbewusstsein; dessen Kapazität ist um ein Vielfaches größer als das Bewusstsein und es kommen weit mehr Einfälle „hoch“. Keine Kritik Es gibt beim Brainstorming zunächst keine guten und schlechten Ideen. Alle Einfälle sind gut! Bewertet wird erst im Anschluss an das Brainstorming, wenn es um das Umsetzen der Ideen geht. Umnutzen Alle Einfälle können und sollen für ihr Ziel umgenutzt, erweitert, kombiniert oder abgewandelt werden. Tempo-Menge In möglichst kurzer Zeit viele Ideen hervorbringen. Nicht lange nach sinnvollen Einfällen suchen, sondern schreiben, schreiben, schreiben… 20 bis 30 Einfälle pro Minute sind nicht unmöglich, sondern eine Zielzahl für Anfänger! Ein weiterer Vorteil bei vielen Ideen ist das Prinzip: Viel hilft viel! Hier stimmt es. Aus vielen Ideen bleiben bestimmt eine oder mehrere praktikable Lösungen übrig. Und genau darum geht es ja. Positiver Nebeneffekt: Wenn Sie das Brainstorming regelmäßig (mehrmals pro Woche) durchführen, steigern Sie systematisch ihren Einfallsreichtum und ihre Schlagfertigkeit. Ablauf bei Gruppen: Material: Flipchart, großer Schreibblock, Tafel oder PC mit Beamer Aus Erfahrung sollte die Gruppe nicht größer als 12 Personen sein Bestimmen Sie einen Moderator Bei Anfängergruppen hängen Sie die Regeln für alle sichtbar auf Das Ziel und die Zeitvorgabe wird allen Teilnehmern bekannt gegeben Schreiben, schreiben, schreiben Hinweis für den Moderator: Achten Sie sorgfältig auf die Einhaltung der Regeln; oft wird gerade der Punkt „Keine Kritik“ vergessen und viele Ideen werden von den Teilnehmern doch beurteilt Heiko Synofzik Kreativitätstraining Beziehen Sie alle Teilnehmer ein; fördern Sie auch schüchterne Anwesende Auch Sie dürfen (sollen) eigene Ideen einbringen Fragen Sie Geben Sie Impulse Unterbinden Sie sofort aufkommende Killerphrasen Lieber Einzelstorming oder Gruppenstorming? Die Frage lässt sich so nicht beantworten. Es kommt auf den Einzelnen und die Gruppe an. Früher war man der Meinung, Gruppenarbeit ist immer besser. Der einfache Grund: Eine Gruppe hat mehr Ideen als der Einzelne. Das stimmt heute nicht mehr. In Langzeitstudien (Amerika, wo sonst) wurden Vorteile für ein einzelnes Brainstorming entdeckt. Die Nachteile und Gefahren in der Gruppe (doch Kritik äußern, unterdrücken von schüchternen Teilnehmern, „ausruhen“ auf den Einfällen anderer) scheinen demnach die Vorteile zu überwiegen. Übung: Machen Sie nun zwei bis drei Brainstormings zu verschiedenen Themen. Thema Nr. 1 gebe ich Ihnen vor: - 10 Gründe, warum sich Kreativität für mich persönlich lohnt (also für Sie natürlich ☺) Thema Nr. 2 + 3 dürfen Sie frei wählen. Ihnen fällt nichts ein? Was ist mit Ihrer Kreativität? Lassen Sie ihr freien Lauf… Ich gebe Ihnen gern einige Vorschläge: - Wenn ich Bundeskanzler wäre, würde ich… - Meine Ziele und Wünsche - Was muss passieren, damit es in Deutschland wieder aufwärts geht? Was passiert mit den gefundenen Ideen? Einzelpersonen: Entscheiden Sie von Fall zu Fall: Wollen Sie direkt mit der Auswertung beginnen? Oder haben Sie noch einige Tage Zeit? Dann lassen Sie den Block an einer für Sie gut sichtbaren Stelle liegen (oder nehmen ihn regelmäßig in die Hand). Vielleicht fallen Ihnen weitere Vorschläge ein? Unsere Gedanken hängen auch mit unserer „Tagesform“ ab; und von dem, was uns zuvor passiert ist. Gruppen: Wenn es die Zeit erlaubt, sollten sie einige Tage vergehen lassen. Falls nicht, legen sie zumindest eine Pause ein. Im zweiten Schritt werden die gefundenen Begriffe eventuell sortiert, gegliedert und geordnet. Es folgt also der Übergang von der freien Assoziation (dem „Spinnen“) zur Analyse (der Logik). Anschließend findet die Bewertung statt: Welche Ideen sind praktikabel? Welche Idee ist am schnellsten zu verwirklichen (und hat Erfolgsaussichten) Welche Idee verspricht langfristig Erfolg? Was muss zunächst passieren, um gefundene, gute Vorschläge zu realisieren? Heiko Synofzik Kreativitätstraining Die größte Gefahr einer Gruppe in dieser Phase Meinungen von „underdogs“ der Gruppe werden jetzt abgewürgt und nicht weiter verfolgt. Ein vorhandener Chef oder Vorgesetzter nutzt diese Phase, um seine (im Vorfeld beschlossene) Idee durchzusetzen. Dann verpufft die gesamte Idee in einer Luftblase. Beim nächsten „Wir machen ein Brainstorming“ gehen die Mitarbeiter / Teammitglieder entsprechend motiviert in die Sitzung. Abschließend kann man sagen, dass auch hier Übung den Meister macht. Je öfter Sie ein Brainstorming machen, umso mehr Ideen kommen Ihnen. Heiko Synofzik Kreativitätstraining
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