ETH Zürich Institut für Theoretische Informatik Prof. Dr. Angelika Steger Dr. Uli Wagner HS 2011 Lösungsvorschlag zu Übungsblatt 4 Diskrete Mathematik (D-ITET) Aufgabe 1 Wir numerieren die Studenten von 1, . . . , N . Es sei T die Anzahl der Tripel (i, j, n) (1 ≤ i < j ≤ 6, 1 ≤ n ≤ N ) für die gilt: Student n hat Aufgabe i und Aufgabe j erfolgreich gelöst. Bezeichnen wir mit ai,j die Anzahl der Studenten, die Aufgabe i und Aufgabe j gelöst haben, so gilt X X 2 6 2 T = ai,j > N= N = 6N, (1) 5 2 5 1≤i<j≤6 1≤i<j≤6 wobei die erste Abschätzung aus der Voraussetzung folgt, dass jedes Paar von Aufgaben von echt mehr als 25 der Studenten gelöst wurde. Wir berechnen jetzt T auf eine andere Weise. Bezeichnen wir mit bn die Anzahl der Aufgaben, die der n-te Student gelöst hat, so trägt dieser Student mit genau b2n zu T bei, es gilt also T = N X bn n=1 2 . Hätte jeder Student höchstens vier Aufgaben gelöst, so wären alle bn ≤ 4 und damit T ≤ N X 4 n=1 2 = 6N. Dies ist aber ein Widerspruch zu (1). Also muss mindestens ein Student mehr als vier Aufgaben gelöst haben. Da nach Voraussetzung kein Student alle 6 Aufgaben gelöst hat, muss es also einen Studenten geben, der genau 5 Aufgaben lösen konnte. Aufgabe 2 Wir betrachten den vollständigen Graphen mit den sechs Knoten 1, 2, . . . , 6. Zusätzlich fügen wir eine Schleife an jeden Knoten an. Jede Kante dieses Graphen steht für einen der 21 Dominosteine (Die Schleifen stehen für die Steine, welche zweimal die gleiche Augenzahl aufweisen). Jede Anordnung der Dominosteine, welche die verlangte Bedingung erfüllt, entspricht einem Eulerspaziergang in diesem Graphen. Ein Eulerspaziergang ist ein Weg, der jede Kante des Graphen genau einmal enthält, dessen Anfangs- und Endpunkt aber nicht notwendigerweise identisch sind (bei einer Eulertour sind Anfangs- und Endpunkt identisch). Es lässt sich leicht zeigen, dass in einem Graphen ein Eulerspaziergang existiert, genau dann wenn der Graph zusammenhängend ist und höchstens zwei Knoten ungeraden Grad haben. In unserem Graphen haben alle sechs Knoten Grad 7 (die Schleifen zählen doppelt), eine ungerade Zahl. Also enthält unser Graph keinen Eulerspaziergang. 1 Aufgabe 3 (2) (a) Mit den Bezeichnungen AG = (aij ), A2G = (aij ), V = V (G) ergibt sich |V | X (2) aii = i=1 |V | |V | X X |V | X aij aji = i=1 j=1 i,j=1 a2ij = |V | X aij = 2|E(G)|, i,j=1 das heisst die Summe der Diagonalelemente in A2G ist zweimal die Kantenanzahl von G. Das ist (2) auch klar, wenn man aii als die Anzahl Wege vom Knoten vi zu sich selbst der Länge 2 interpretiert (siehe Satz 2.29). Jeder solche Weg ist von der Form (vi , vj , vi ), beschreibt also die Kante {vi , vj }. Wir bekommen zweimal die Kantenanzahl, weil auch der Weg (vj , vi , vj ) die gleiche Kante {vj , vi } = {vi , vj } beschreibt. (b) Behauptung: Der Graph G besitzt ein Dreieck genau dann, wenn die Summe der Diagonalelemente von A3G positiv ist. Beweis: Ein Dreieck {vi , vj , vk } ∈ V3 erzeugt zum Beispiel den Spaziergang (vi , vj , vk , vi ) der (3) Länge 3. Deshalb ist (wieder mit Satz 2.29) aii > 0 und folglich auch die Summe der Diagok 3 nalelemente von AG positiv (die Einträge in AG sind immer nicht-negativ). Umgekehrt, wenn die (3) Summe der Diagonalelemente von A3G positiv ist, ist auch mindestens ein aii positiv, insbesondere existiert ein Spaziergang der Länge 3 von vi zu sich selbst. Man sieht sofort, dass ein Spaziergang der Länge 3 mit gleichem Anfangs- und Endknoten immer ein Dreieck beschreibt (eine Kante kann nicht zweimal durchlaufen werden). P|V | (3) Behauptung: Die Anzahl der Dreiecke in G ist 61 i=1 aii . (3) Dies folgt wieder unmittelbar aus der Interpretation von aii unter Berücksichtigung der Tatsache, dass ein Dreieck {vi , vj , vk } durch die 6 Spaziergänge (vi , vj , vk , vi ), (vi , vk , vj , vi ), (vj , vi , vk , vj ), (vj , vk , vi , vj ), (vk , vi , vj , vk ) und (vk , vj , vi , vk ) beschrieben wird. Aufgabe 4 (a) Uhr Unterhose Unterhemd Hose Gürtel Socken Schuhe Hemd Krawatte Jackett (b) Eine Möglichkeit ist Unterhose → Unterhemd → Uhr → Hose → Socken → Hemd → Gürtel → Schuhe → Krawatte → Jackett. 2 (c) Die Anzahl der Anziehreihenfolgen entspricht genau der Anzahl topologischer Sortierungen des Graphen aus (a) und lässt sich wie folgt berechnen. Zunächst ist der Knoten Uhr nicht mit dem restlichen Graphen verbunden, ihm kann also eine beliebige Position zugeordnet werden, wofür es 10 Möglichkeiten gibt. Da ausserdem der Teilgraph aus Socken, Unterhose, Hose, Gürtel und Schuhen einerseits, und der Teilgraph aus Unterhemd, Hemd, Krawatte und Jackett andererseits nicht miteinander verbunden sind, können wir frei bestimmen, welche der 9 übrigen Positionen durch Knoten des ersten Teilgraphs ausgefüllt werden. Dafür gibt es offenbar 95 Wahlmöglichkeiten. Um die Knoten des ersten Teilgraphen intern zu sortieren (auf den dafür ausgewählten fünf Positionen), stellt man zum Beispiel fest, dass die Hose in diesem Teilgraphen einen Vorgängerknoten und zwei Nachfolgerknoten hat. Also kann sie nur an zweiter oder dritter Stelle auftreten. Nun gibt es genau vier Möglichkeiten, bei der die Hose an dritter Stelle kommt (Gürtel und Schuhe kommen in beliebiger Reihenfolge später, Socken und Unterhemd in beliebiger Reihenfolge früher), und drei Möglichkeiten, bei denen die Hose an zweiter Stelle kommt (die Reihenfolge ist durch die Position des Gürtels an Position 3, 4 oder 5 eindeutig festgelegt). Insgesamt ergeben sich also 7 Möglichkeiten, den ersten Teilgraphen zu sortieren. Die Knoten des zweiten Teilgraphen können schliesslich auf genau 2 verschiedene Arten auf die dafür ausgewählten vier Positionen verteilt werden. Insgesamt ergeben sich daher 10 · 9 · 7 · 2 = 17640 5 mögliche Anziehreihenfolgen. Der Professor kann sich also mehr als 48 Jahre lang täglich anders anziehen. Aufgabe 5 (a) Offenbar summieren sich in jedem Graphen die Knotengrade zur doppelten Kantenzahl, in P einem Baum T = (V, E) muss also v∈V deg(v) = 2|E| = 2(|V | − 1) = 2|V | − 2 gelten. Summieren sich andererseits vorgegebene Knotengrade d1 , . . . , dn zu 2n − 2, so lässt sich ein Kodewort Pn erstellen, in dem jede Zahl i genau di − 1 mal vorkommt. Dieses Kodewort hat die Länge i=1 (di − 1) = (2n − 2) − n = n − 2. Interpretiert man dieses Kodewort als Prüferkode und konstruiert den dazugehörigen Baum, so hat dieser die gewünschte Gradsequenz. (b) Die Anzahl markierter Bäume zu einer gegebenen Gradsequenz lässt sich aus der Anzahl Kodewörter der Länge n − 2 ermitteln, die jede Zahl i genau di − 1 mal enthalten. Deren Anzahl ist offenbar (n − 2)! Qn . i=1 (di − 1)! (c) Im Prüferkode eines Baumes kommen genau die Blätter nicht vor. Kommt jede Zahl aus {1, 2, . . . , n} höchstens einmal im Kodewort vor, so kommen genau zwei Zahlen nicht vor. Ein Baum mit genau zwei Blättern ist ein Pfad. Demnach haben genau alle Pfade auf n Knoten einen Prüferkode mit den geforderten Eigenschaften. 3
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