SoSe 2014 - Universität Bremen

Mein Auslandsjahr in Budapest würde ich als eine der besten Erfahrungen meines
bisherigen Studiums bewerten. Um künftig eine bessere Vorstellung von einem
Auslandsaufenthalt an der ELTE in Budapest zu ermöglichen, möchte ich nun in
diesem Bericht meine Erfahrungen teilen.
Warum Ungarn
Bevor mein Wunschziel entschieden werden musste, reiste ich durch Ungarn und
lernte Budapest kennen. Die Stadt zog mich schnell in ihren Bann und ich wusste, dass
ich gern noch einmal dort hin wollte. Die Kultur unterscheidet sich ein von der
gewohnten, Budapest ist wunderschön, hat eine einzigartige Atmosphäre, nicht mit
anderen osteuropäischen Städten zu vergleichen. Nachdem ich feststellte, dass es
eine Partnerschaft mit einer Universität dort gibt, stand meine Entscheidung fest. Das
Kursangebot war breit gefächert und bat von Einstiegskursen zu ungarischem Recht zu
spezialisiertem europäischen Recht.
Vorbereitung
Die meiste Arbeit steckt eigentlich in der Erasmusbewerbung selbst. Ich kannte
Budapest bereits ein wenig und musste nicht mehr viel vorher organisieren. Die
Erasmuskoordinatorin war sehr fürsorglich und schrieb grundsätzlich Emails in denen
alle wichtigen Informationen zu Fristen, Formularen und Unterlagen, sowie Abläufe von
Programmen erklärt waren.
Ich habe mich nicht in Ungarn registriert, da ich alle paar Monate das Land verlassen
habe, wie die meisten anderen Erasmusstudenten auch.
Die Wohnungsfindung gestaltet sich leicht, es gibt viele freie Wohnungen, viele auch
von Organisationen, die sich auf Kurzzeitmieten (1-2 Semester) spezialisieren. Diese
haben den Vorteil, dass sie meist verhältnismäßig gut englisch sprechen. Allerdings
habe ich auch von schlechten Erfahrungen gehört, mit Cleaning fees und überteuerten
Mieten.
Da Ungarn eine andere Währung Forint hat, empfehle ich sich eine Kreditkarte zu
besorgen, mit der Fremdwährungsabhebungen kostenfrei sind. Kartenzahlung ist nicht
überall möglich.
Die Sprache hat es in sich. Man kann sich mit englisch finden im Alltag. Es ist
allerdings ratsam ein wenig Ungarisch zu lernen, nicht nur weil der Hausmeister, der
einem erzählt, dass aufgrund von Bauarbeiten das Wasser abgestellt wird, kein
Englisch spricht. Ungarn freuen sich oft sehr, wenn man wenigstens versucht die
Sprache zu lernen.
Sprachkurse gibt es kostenfrei (90Minuten/Woche) oder für 50 Euro (2x90
Minuten/Woche) in der Uni. Diese erfordern jedoch eine Menge Motivation und
eigenständiges Lernen, wenn man tatsächlich mehr als einige Vokabeln mitnehmen
möchte. Ich habe zu Beginn einen Intensiv Sprachkurs in der Debreceni Nyelv Iskola in
Budapest gemacht, der bei einer Gruppengröße von 4 Leuten weitaus mehr vermittelt
hat, als der Universitätskurs und es mir in jedem Fall ermöglicht hat in
Alltagssituationen zurecht zu kommen. Dieser hat allerdings auch 350 Euro gekostet.
Die Universität
Die Rechtsfakultät gehört zu einem der schönsten Gebäude der ELTE. Sie liegt
zentral, da das Zentrum allerdings insgesamt gut vernetzt ist und Wohnungen in der
Nähe zu finden sind, ist sie eigentlich immer leicht zu erreichen. Ein Public Transport
Ticket für Studenten für einen Monat kostet umgerechnet etwa 12 Euro. Dieses ist nur
gültig in Verbindung mit einem Studentenausweis (den man sich alle 90 Tage neu
ausstellen lassen muss), oder einer ISIC Karte (jedoch nur die mit Foto nicht die
Visakarte mit ISIC).
Die Uni hat ein Mentorenprogramm, dass erstens ein wenig Kontakt mit ungarischen
Studenten fördert und zweitens einen Ansprechpartner für jede Situation liefert, in der
die Ungarischkenntnisse nicht ausreichen oder Rat benötigt wird. Auch bei Aktivitäten
mit den Studenten und die Integration in das normale Unileben haben sich unsere
Mentoren äußerst bemüht uns einzubeziehen.
Die Bibliothek ist wunderschön, allerdings mit englischen Büchern zu internationalen
Themen nicht allzu gut ausgestattet. Da man allerdings die meisten benötigten
Unterlagen gestellt bekam hatte dies keinen negativen Einfluss auf Ausarbeitungen.
Als Arbeitsort eignet sich die Bibliothek gut, man muss sich einmal zu Beginn
registrieren und kann sie problemlos nutzen. Es gibt überall in der Uni Eduroam Wifi
Zugang.
Die Kurse waren vielfältig und zumeist auch interessant. Es gibt stets Gastprofessoren,
die meist etwas besser zu verstehen sind als ungarische Professoren mit teils starkem
Akzent, an den man sich allerdings auch schnell gewöhnt. Kurse für Erasmusstudenten
werden hauptsächlich in Englisch, teilweise aber auch in Deutsch, Französisch und
Italienisch angeboten.
Es gibt eine Anwesenheitspflicht, pro Kurs sind nur 2 Fehlzeiten erlaubt (bei Krankheit
kann ein Attest eingereicht werden, dann wird keine Fehlzeit berechnet).
Zu Beginn des Semesters hat man zwei Wochen Zeit in die Kurse hinein zu
schnuppern und sich gegebenenfalls umentscheiden zu können oder abzuwählen.
Die Prüfungsleistungen sind meist entweder ein Paper gekoppelt mit Präsentationen
oder Klausuren und sind alle zu schaffen.
Die Anrechnung der Prüfungsleistungen gestaltete sich in meinem Fall recht einfach,
allerdings war auch die Kurswahl zuvor besprochen und akzeptiert.
Das Leben in Budapest
Budapest ist eine unglaubliche Stadt, Wohnungen sind günstig (Ich habe für eine
relativ große Wohnung allein zwischen 300 und 350 Euro all in gezahlt, je nach
Heizkosten. Ein WG Zimmer sollte nicht mehr als 250-300 Euro all in kosten). An
dieser Stelle ist es ratsam auch einmal die zugewiesenen Mentoren anzusprechen, die
einen vor zu hohen Mieten warnen können. Lebensmittelpreise sind vergleichbar mit
Deutschland, Obst und Gemüse sind teils günstiger und auch Alkoholpreise sind
wesentlich niedriger. Allgemein war das Leben dort nicht teurer für mich als in
Deutschland auch.
Budapest
ist
eine
sehr
tag-
wie
auch
nachtaktive
Stadt,
es
gibt
viele
Ausgehmöglichkeiten, die Bahnen und Busse fahren die ganze Woche durch auch
nachts in regelmäßigen Abständen und auch kulturell gibt es viel zu sehen. Taxi fahren
ist ebenfalls günstiger als in Deutschland, allerdings fahren Taxifahrer, gerne mal im
Kreis, um die Kosten zu erhöhen.
Von Studentenjobs würde ich abraten, da zum einen die Löhne nicht besonders hoch
sind und zum anderen die meisten Jobs Sprachkenntnisse erfordern.
Mit Ungarn wirklich in Kontakt zu kommen ist etwas schwierig, da die Kurse
hauptsächlich von Erasmusstudenten besucht werden und die beliebtesten Anlauforte
von Internationalen nicht unbedingt überschneidend sind mit denen der Ungarn.
Generell wirken die Ungarn auf den ersten Blick abweisend und eher unfreundlich, da
es selbst für Kellner nicht üblich ist zu lächeln, aber mit ein paar Ungarischen Worten
findet man schnell Gesprächspartner und mit den Verkäufern im Markt oder kleinen
Läden lassen sich die gelernten Worte üben.
Fazit
Ich habe meinen Aufenthalt in Ungarn sehr genossen. Die Stadt selbst bietet viele
Möglichkeiten und hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen. Die Mentoren wie
auch andere Studentenprogramme baten viele Aktivitäten und waren immer verfügbar
falls Hilfe oder Rat notwendig war, die Uni war organisiert und die Lernatmosphäre
angenehm. Von der Lage des Landes war es leicht möglich zu reisen und umliegende
Städte und Länder zu besuchen.
Die Sprache war das einzig große Hindernis und obwohl ich es versucht habe ist es bei
Basics geblieben, die aber sehr hilfreich waren um sich im normalen Alltag zu
verständigen.
Dennoch würde ich Budapest in jedem Fall als Wahl für einen Auslandsaufenthalt
empfehlen und freue mich wenn ich Interessierten weiterhelfen kann.