Mein Auslandsjahr in Budapest würde ich als eine der besten Erfahrungen meines bisherigen Studiums bewerten. Um künftig eine bessere Vorstellung von einem Auslandsaufenthalt an der ELTE in Budapest zu ermöglichen, möchte ich nun in diesem Bericht meine Erfahrungen teilen. Warum Ungarn Bevor mein Wunschziel entschieden werden musste, reiste ich durch Ungarn und lernte Budapest kennen. Die Stadt zog mich schnell in ihren Bann und ich wusste, dass ich gern noch einmal dort hin wollte. Die Kultur unterscheidet sich ein von der gewohnten, Budapest ist wunderschön, hat eine einzigartige Atmosphäre, nicht mit anderen osteuropäischen Städten zu vergleichen. Nachdem ich feststellte, dass es eine Partnerschaft mit einer Universität dort gibt, stand meine Entscheidung fest. Das Kursangebot war breit gefächert und bat von Einstiegskursen zu ungarischem Recht zu spezialisiertem europäischen Recht. Vorbereitung Die meiste Arbeit steckt eigentlich in der Erasmusbewerbung selbst. Ich kannte Budapest bereits ein wenig und musste nicht mehr viel vorher organisieren. Die Erasmuskoordinatorin war sehr fürsorglich und schrieb grundsätzlich Emails in denen alle wichtigen Informationen zu Fristen, Formularen und Unterlagen, sowie Abläufe von Programmen erklärt waren. Ich habe mich nicht in Ungarn registriert, da ich alle paar Monate das Land verlassen habe, wie die meisten anderen Erasmusstudenten auch. Die Wohnungsfindung gestaltet sich leicht, es gibt viele freie Wohnungen, viele auch von Organisationen, die sich auf Kurzzeitmieten (1-2 Semester) spezialisieren. Diese haben den Vorteil, dass sie meist verhältnismäßig gut englisch sprechen. Allerdings habe ich auch von schlechten Erfahrungen gehört, mit Cleaning fees und überteuerten Mieten. Da Ungarn eine andere Währung Forint hat, empfehle ich sich eine Kreditkarte zu besorgen, mit der Fremdwährungsabhebungen kostenfrei sind. Kartenzahlung ist nicht überall möglich. Die Sprache hat es in sich. Man kann sich mit englisch finden im Alltag. Es ist allerdings ratsam ein wenig Ungarisch zu lernen, nicht nur weil der Hausmeister, der einem erzählt, dass aufgrund von Bauarbeiten das Wasser abgestellt wird, kein Englisch spricht. Ungarn freuen sich oft sehr, wenn man wenigstens versucht die Sprache zu lernen. Sprachkurse gibt es kostenfrei (90Minuten/Woche) oder für 50 Euro (2x90 Minuten/Woche) in der Uni. Diese erfordern jedoch eine Menge Motivation und eigenständiges Lernen, wenn man tatsächlich mehr als einige Vokabeln mitnehmen möchte. Ich habe zu Beginn einen Intensiv Sprachkurs in der Debreceni Nyelv Iskola in Budapest gemacht, der bei einer Gruppengröße von 4 Leuten weitaus mehr vermittelt hat, als der Universitätskurs und es mir in jedem Fall ermöglicht hat in Alltagssituationen zurecht zu kommen. Dieser hat allerdings auch 350 Euro gekostet. Die Universität Die Rechtsfakultät gehört zu einem der schönsten Gebäude der ELTE. Sie liegt zentral, da das Zentrum allerdings insgesamt gut vernetzt ist und Wohnungen in der Nähe zu finden sind, ist sie eigentlich immer leicht zu erreichen. Ein Public Transport Ticket für Studenten für einen Monat kostet umgerechnet etwa 12 Euro. Dieses ist nur gültig in Verbindung mit einem Studentenausweis (den man sich alle 90 Tage neu ausstellen lassen muss), oder einer ISIC Karte (jedoch nur die mit Foto nicht die Visakarte mit ISIC). Die Uni hat ein Mentorenprogramm, dass erstens ein wenig Kontakt mit ungarischen Studenten fördert und zweitens einen Ansprechpartner für jede Situation liefert, in der die Ungarischkenntnisse nicht ausreichen oder Rat benötigt wird. Auch bei Aktivitäten mit den Studenten und die Integration in das normale Unileben haben sich unsere Mentoren äußerst bemüht uns einzubeziehen. Die Bibliothek ist wunderschön, allerdings mit englischen Büchern zu internationalen Themen nicht allzu gut ausgestattet. Da man allerdings die meisten benötigten Unterlagen gestellt bekam hatte dies keinen negativen Einfluss auf Ausarbeitungen. Als Arbeitsort eignet sich die Bibliothek gut, man muss sich einmal zu Beginn registrieren und kann sie problemlos nutzen. Es gibt überall in der Uni Eduroam Wifi Zugang. Die Kurse waren vielfältig und zumeist auch interessant. Es gibt stets Gastprofessoren, die meist etwas besser zu verstehen sind als ungarische Professoren mit teils starkem Akzent, an den man sich allerdings auch schnell gewöhnt. Kurse für Erasmusstudenten werden hauptsächlich in Englisch, teilweise aber auch in Deutsch, Französisch und Italienisch angeboten. Es gibt eine Anwesenheitspflicht, pro Kurs sind nur 2 Fehlzeiten erlaubt (bei Krankheit kann ein Attest eingereicht werden, dann wird keine Fehlzeit berechnet). Zu Beginn des Semesters hat man zwei Wochen Zeit in die Kurse hinein zu schnuppern und sich gegebenenfalls umentscheiden zu können oder abzuwählen. Die Prüfungsleistungen sind meist entweder ein Paper gekoppelt mit Präsentationen oder Klausuren und sind alle zu schaffen. Die Anrechnung der Prüfungsleistungen gestaltete sich in meinem Fall recht einfach, allerdings war auch die Kurswahl zuvor besprochen und akzeptiert. Das Leben in Budapest Budapest ist eine unglaubliche Stadt, Wohnungen sind günstig (Ich habe für eine relativ große Wohnung allein zwischen 300 und 350 Euro all in gezahlt, je nach Heizkosten. Ein WG Zimmer sollte nicht mehr als 250-300 Euro all in kosten). An dieser Stelle ist es ratsam auch einmal die zugewiesenen Mentoren anzusprechen, die einen vor zu hohen Mieten warnen können. Lebensmittelpreise sind vergleichbar mit Deutschland, Obst und Gemüse sind teils günstiger und auch Alkoholpreise sind wesentlich niedriger. Allgemein war das Leben dort nicht teurer für mich als in Deutschland auch. Budapest ist eine sehr tag- wie auch nachtaktive Stadt, es gibt viele Ausgehmöglichkeiten, die Bahnen und Busse fahren die ganze Woche durch auch nachts in regelmäßigen Abständen und auch kulturell gibt es viel zu sehen. Taxi fahren ist ebenfalls günstiger als in Deutschland, allerdings fahren Taxifahrer, gerne mal im Kreis, um die Kosten zu erhöhen. Von Studentenjobs würde ich abraten, da zum einen die Löhne nicht besonders hoch sind und zum anderen die meisten Jobs Sprachkenntnisse erfordern. Mit Ungarn wirklich in Kontakt zu kommen ist etwas schwierig, da die Kurse hauptsächlich von Erasmusstudenten besucht werden und die beliebtesten Anlauforte von Internationalen nicht unbedingt überschneidend sind mit denen der Ungarn. Generell wirken die Ungarn auf den ersten Blick abweisend und eher unfreundlich, da es selbst für Kellner nicht üblich ist zu lächeln, aber mit ein paar Ungarischen Worten findet man schnell Gesprächspartner und mit den Verkäufern im Markt oder kleinen Läden lassen sich die gelernten Worte üben. Fazit Ich habe meinen Aufenthalt in Ungarn sehr genossen. Die Stadt selbst bietet viele Möglichkeiten und hat meine Erwartungen bei weitem übertroffen. Die Mentoren wie auch andere Studentenprogramme baten viele Aktivitäten und waren immer verfügbar falls Hilfe oder Rat notwendig war, die Uni war organisiert und die Lernatmosphäre angenehm. Von der Lage des Landes war es leicht möglich zu reisen und umliegende Städte und Länder zu besuchen. Die Sprache war das einzig große Hindernis und obwohl ich es versucht habe ist es bei Basics geblieben, die aber sehr hilfreich waren um sich im normalen Alltag zu verständigen. Dennoch würde ich Budapest in jedem Fall als Wahl für einen Auslandsaufenthalt empfehlen und freue mich wenn ich Interessierten weiterhelfen kann.
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