Ungarn beeindruckt Die diesjährige Fachexkursion des Bundesverbandes Deutscher Limousin-Züchter e. V. führte nach Ungarn. Für vier Tage war das Congress Park Hotel Flamenco in Budapest -Stadtteil Buda - das Domizil der Limousin-Züchter aus Deutschland. Das Hotel lag in der Nähe der Donau und der Altstadt - nur zwei Straßenbahnstationen entfernt – und wer wollte konnte die schöne Stadt Budapest auch am Abend kennenlernen und erleben. Natürlich gehörte eine Stadtführung mit dem Besuch einer traditionellen Folkloreveranstaltung am Abend in Budapest dazu. Die Sehenswürdigkeiten der Stadt schafft man nicht alle an einem Tag, dazu hat diese Metropole zu viele geschichtliche Einflüsse erfahren, aus denen letztlich einige Monumente resultieren. Sehenswürdigkeiten wie das Parlamentsgebäude, die Kettenbrücke, die Fischerbastei oder das Burgenviertel sind hier nur stellvertretend zu nennen. Gerade beim Besichtigungsrundgang durch die zuletzt genannten Attraktionen hatte der ein oder die andere mit Sicherheit die Romanze der Kaiserin Sissi mit Graf Andrássy vor Augen. Budapest alleine ist eine Reise wert. Fast 20% der 10 Millionen Einwohner von Ungarn leben in der äußerst gepflegten an der Donau gelegenen Hauptstadt. Das eigentliche Fachprogramm begann mit einer Fahrt zum Plattensee. In dieser Region wurden intensiv die Betriebsstätten der Imar Bt. Farm besichtigt. Auf der ersten Betriebsstätte in der Nähe von Veszprem lag das Hauptaugenmerk auf der Haltung und Fütterung der Verkaufstiere - Deckbullen sowie der Färsen. Diese Tiere ca. 50 bis 70 Deckbullen und rund 100 Färsen können z. Z. ohne Probleme am heimischen Markt (Ab-Hofverkauf) untergebracht werden. Männliche Tiere, die nicht zur Zucht geeignet sind, werden als Absetzer für die Mast nach Italien oder neuerdings in die Türkei veräußert. Die Preisgestaltung sowohl für die Zuchttiere als auch für die Nutztiere orientiert sich mit leichten Abstrichen an den Preisen in Deutschland. War der erste Standort für die Jungtieraufzucht nach dem Absetzen ackerbaulich geprägt, so standen die über 300 Limousin-Mutterkühe des Betriebes in der durch Grünland geprägten Region um Närpslöd. Die Herden spiegelten den züchterischen Fortschritt in den letzten Jahren wieder. Die Betriebsleitung setzt auf eine moderne, wenn auch noch vorrangig behörnte Limousinzucht. Als weiterer Betriebszweig wurde traditionell die Schafzucht mit den landesüblichen Schafrassen betrieben. Interessant für die Exkursionsteilnehmer war auch die Haltung von 60 Sauen der Rasse Mangalica, landläufig auch als ungarisches Wollschwein bezeichnet. 2 bis 9 Ferkel pro Jahr liefert diese extensiv gehaltene Schweinerasse. Die zur Mast vorgesehenen Tiere werden auf der Weide ca. 1,5 Jahre gehalten und sollten dann ein Lebendgewicht von 130 kg erreicht haben. Die Preisgestaltung liegt bei ca. 2,4 € kg/LG. Hauptabnehmer dieser Tiere ist Spanien. Im Süden des Landes stand die Gyöngysziget GmbH in Nagybaracska auf dem Exkursionsprogramm. Hier setzt der sehr engagierte Besitzer Zoltan Nagy auf Embryo-Transfer im größeren Umfang. Gespült werden vorrangig gute, überwiegend aus Frankreich stammende Kühe der Rasse Limousin und einigen Blonde d’Aquitaine Tiere. Als Bullen werden bewährte Besamungsbullen in erster Linie aus Frankreich aber auch aus Deutschland eingesetzt. Aus Deutschland kommen vor allen Dingen die genetisch -natürlich- hornlosen Linien. Die Stammtiere werden fast ausschließlich in Stallhaltung mit angrenzendem Laufhof untergebracht. Die Embryonen werden sowohl in eigene als auch in Trägertiere auf anderen Farmen eingesetzt. Die besten Jungbullen werden für die Eigenleistungsprüfung auf dem Herkunftsbetrieb der „Embryonen“ selektiert. Herr Nagy hatte für die Gäste aus Deutschland eine reichhaltige „Grillplatte“ vorbereitet. Während des Essens erläuterte der Zuchtleiter des ungarischen Limousinund Blonde d’Aquiatine-Herdbuchs Herr Marten Szucs die Situation der Fleischrinderzucht und -haltung im Land. Er sprach von großen Möglichkeiten der Fleischrinderzucht in seinem Land. Für die Rasse Limousin, die bereits 12 % der kleinen Fleischrinder-Population ausmacht, sieht er ein sehr gutes Entwicklungspotential. Erstaunt waren allerdings die Besucher über den geringen pro Kopfverbrauch an Rindfleisch in Ungarn. Hier liegt der Verzehr unter 2 kg. Ungarn hat demzufolge auch keine spezialisierte Rindermast. Die Absetzer aus der Mutterkuhhaltung müssen und werden aus wirtschaftlichen Gründen exportiert. Den Grünlandregionen stehen aber auch sehr gute große Ackerbauschläge gegenüber, die eine Topbewirtschaftung aufweisen konnten. Große Betriebe, große Schläge so mancher Mutterkuhhalter hierzulande wünscht sich diese Bedingungen. Ungarn ohne Besuch der Puszta ist - wie heißt es mittlerweile so schön – ein „no-go“. Deshalb, wie hätte es anders sein können, stand auch der Besuch eines solchen Landabschnittes auf dem Programm. Puszta bezeichnet einen Landbereich mit absolutem nicht so ertragreichem Grünland. Wir finden derartige Bereiche überwiegend im östlichen Landesteil. Aus diesen Regionen kennt man die stimmungsvollen bekannten Bilder mit ungarischen Steppenrindern vor den Ziehbrunnen bewacht von Hirten auf Pferden. Diese Tradition wird heute an einigen Orten zur Kulturerhaltung gepflegt und bietet ein touristisches Angebot. Bei schönem Wetter bietet die Fahrt mit einem Doppelgespann, die Beobachtung gekonnter Pferdevorführungen, das ruhig grasende Steppenvieh und das rundum abgestimmte traditionelle Essen Entspannung für Geist und Sinne. Davon konnten sich die Exkursionsteilnehmer selber überzeugen. In Ungarn hatte man das Gefühl einer positiven Aufbruchsstimmung zu begegnen. Das Land hat die Besucher beeindruckt. Man konnte sich sicher sein, dass einer auf der Reise zurück nach Hause von großen weiten Flächen und der andere von Piroschka träumte. JD/BDL
© Copyright 2024 ExpyDoc