STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG Flüchtlingsunterbringung Der Verantwortung gerecht werden Die organisierte Wohnungswirtschaft in Deutschland trägt die Hauptlast bei der Flüchtlingsunterbringung. Wohnungsunternehmen und ihre Verbände stellen sich der Verantwortung, und entwickeln dabei kreative Lösungen. Sabine Richter freie Immobilienjournalistin Hamburg Ein Hauptgrund dafür seien die rasant wachsenden tive Lösungen, sagte Sönke Struck, Vorsitzender Flüchtlingszahlen. Einige Flüchtlinge kommen in des BFW Landesverbands Nord. privaten Wohnungen unter, den Löwenanteil muss Die gut 300 Mitgliedsunternehmen des Verband die organisierte Wohnungswirtschaft leisten. Sie norddeutscher Wohnungsunternehmen e. V. (VNW) sieht sich in der Verantwortung, Wohnraum be- stellten bereits Hunderte Wohnungen in Schleswig- reitzustellen, und tauscht sich mit der Politik in- Holstein und in Mecklenburg-Vorpommern sogar tensiv zu allen Facetten des Themas aus. fast 1.000 Wohnungen für geflüchtete Menschen zur Verfügung. 800.000 Flüchtlinge werden bis Ende des Jahres nach Deutschland gekommen sein, vielleicht auch Ein Anfang ist gemacht Auf dem sehr engen Wohnungsmarkt in Hamburg 1 Mio. – oder mehr. Wie es im kommenden Jahr Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- geht es dagegen eher zögerlich voran. Hier wirft weitergeht, ist ungewiss. Die Menschen müssen und Immobilienunternehmen e. V. gibt nach einer die Caritas der Wohnungswirtschaft Blockadehal- versorgt und betreut werden, und vor allem brau- Umfrage unter seinen Mitgliedern an, dass bereits tung auf Kosten der Sozialbehörde vor. Die SAGA chen sie ein Dach über dem Kopf. zwei Drittel der befragten Unternehmen Wohnun- will das Thema nun mit einer stark gesteigerten Und das ist bekanntermaßen schwierig. Rund gen für Flüchtlinge zur Verfügung stellen. Ähnlich Bauleistung angehen: „Wir können uns vorstellen, 400.000 Wohnungen pro Jahr müssten neu ge- der Bundesverband Freier Immobilien- und Woh- die im Bündnis für das Wohnen vereinbarten jähr- baut werden – und das in den kommenden fünf nungsunternehmen: Mitglieder brächten bereits lich 1.000 Wohnungen zum Ende der Legislatur- Jahren, wie das Pestel-Institut in Hannover gerade in beträchtlichem Umfang Flüchtlingsfamilien in periode auf bis zu 2.000 Wohnungen zu steigern, ermittelte. ihren Beständen unter oder fänden andere krea- wenn die erforderlichen Grundstücke vorliegen.“ Quelle: Trave Drei Trave-Mitarbeiter auf einem Stadtteilfest in LübeckMoisling, wo besonders viele Flüchtlinge leben 12 11 | 2015 „Es gibt überall kleine Lösungen“, sagt auch Christoph Kostka, Geschäftsführer des VNW Landesverband Schleswig-Holstein e. V., „die reichen aber nicht mehr aus, man muss jetzt in neuen Dimensionen denken und schnell handeln.“ Forderungen nach geänderten Rahmenbedingungen Der GdW hat dazu einen Forderungskatalog an die Politik vorgelegt. Eine befristete Absenkung von Baustandards und die Beschleunigung von Verfahren sind der Kern der Forderungen. Quelle: wankendorfer Der VNW Schleswig-Holstein hat dazu an das Land, die Kommunen und die Bauwirtschaft den Vorschlag gemacht, ein standardisiertes, kostenwie bauzeitoptimiertes, mit einer Typengenehmigung versehenes Mehrfamilienhaus zu entwickeln (SH-Haus). Basis könnte das sog. Kieler Modell sein. Bauämter würden von aufwändigen Geneh- Rawan, Rana, Mohammed Yaman und Abdulrahman mit ihren Nachbarn Sabine Wolf und Harald Pergande, eingerahmt von Marcin Urbanski (l.) und Thomas Buschmann von der Wankendorfer Baugenossenschaft migungsverfahren im Einzelfall entlastet. Wohnungsunternehmen wie Private hätten weniger Planungsaufwand. Passende Grundstücke und Finanzierungslösungen vorausgesetzt, die berücksichtigen, dass das Eigenkapital vieler Investoren in laufenden Projekten gebunden ist, würden den Neubau deutlich ankurbeln. Daneben hat sich der VNW Schleswig-Holstein der Frage gewidmet, wie Vermieter vertraglich mit der Ausnahmesituation umgehen. „In einem Flächenland ist es schon eine Hürde, wenn sie als Vermieter mit einer Vielzahl von Kommunen sich jeweils im Einzelfall auf einen Mietvertrag verständigen müssen. Wir haben dazu ein landesweites einheitliches Muster vorgeschlagen“, so Kostka. Die Wankendorfer Baugenossenschaft für Schleswig-Holstein eG (wankendorfer) hat den Anfang gemacht. „Der Mietvertrag, der juristisch einem Gewerberaum-Mietvertrag gleichkommt, wird Evin (2. v. rechts) mit Nachbarin Jutta Anders sowie Stefanie Witt und Karsten Kewlitsch vom Stadtbüro Lütjenburg mit der Kommune abgeschlossen, solange über das Bleiberecht nicht entschieden ist. Ein direkter Mietvertrag mit einem Asylbewerber müsste in dieser Phase nach deutschem Mietrecht zeitaufwändig gekündigt werden, wenn der Asylbewerber abgeschoben wird oder untertaucht. Zudem kann die Kommune über den Zuweisungsbescheid direkten Einfluss auf Mieter nehmen, wenn es zu Problemen kommt. Zuletzt haben wir in dem Mietvertrag auch versucht, Verpflichtungen für die Kommunen zu berücksichtigen, z. B. bei der sozialen Betreuung“, erklärt Vorstandsvorsitzender Helmut Knüpp. Außerdem hat der VNW Schleswig-Holstein ein mehrsprachiges, leicht verständliches Merkblatt entworfen, in dem Flüchtlingen mit vielen Grafiken und kurzen Texten die Grundlagen des deutschen Zusammenwohnens erklärt werden, Sauberkeit, Sicherheit, Ruhezeiten, Mülltrennen ... Familie Atajew stammt aus dem Nordkaukasus und fand bei der Wankendorfer in Lütjenburg ein neues Zuhause 11 | 2015 13 STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG Das Dokument „Herzlich willkommen in Deutsch- „Wir haben zwölf Wohnungen in einem Zug zu land“ stellt der VNW jedem interessierten Ver- rentierlichen Mieten langfristig vermietet, da- Auch die wankendorfer ist nicht von der Flücht- mieter als Druckvorlage zur Verfügung. Der GdW mit ist das Projekt auch betriebswirtschaftlich lingswelle überrollt worden. „Wir haben schon vor bietet unter web.gdw.de/uploads/pdf/Muster- sinnvoll“, so Trave-Geschäftsführer Dr. Matthias zwei Jahren mit der Unterbringung begonnen und mietvertrag.pdf einen Mustermietvertrag zum Rasch. Heute sind die Flüchtlinge in das Stadtteil- konnten unsere Mieter mit aktiver Kommunikation Download an. leben integriert. Bis heute hat die Trave sieben vorbereiten“, sagt Vorstandsvorsitzender Helmut Diese und weitere Maßnahmen können dazu Gemeinschaftsunterkünfte mit 108 Wohnungen Knüpp. „Wir haben die Flüchtlingskrise relativ früh beitragen, günstigere Rahmenbedingungen zu in verschiedenen Lübecker Stadtteilen aufbereitet als große gesellschaftliche Aufgabe erkannt, auf schaffen. In der Praxis sind allerdings Vorstöße und für drei bis zehn Jahre an die Stadt vermietet. die wir als Genossenschaft Antworten entwickeln einzelner Wohnungsunternehmen sowie das Enga- Dafür wurden vereinzelt auch Altmieter auf frei- müssen, wenn wir glaubwürdig bleiben wollen. gement ihrer Mitarbeitern gefragt, um Lösungen williger Basis in nahegelegene Ausweichwohnun- Schließlich fühlt sich unsere Genossenschaft dem zu finden. Einige Beispiele sollen im Folgenden gen umgesetzt. 34 Einzelwohnungen für Flücht- Solidargedanken verpflichtet und ist in der Nach- vorgestellt werden. linge liegen derzeit im Bestand des kommunalen kriegszeit gegründet worden, um der Wohnungs- Wohnungsunternehmens verteilt. not geflüchteter Menschen abzuhelfen.“ Wirtschaftlichkeit und Nachnutzung Eine weitere Gemeinschaftsunterkunft mit 42 Über 200 Wohnungen hat die Flächengenossen- Die Grundstücks-Gesellschaft Trave mbH (Trave) Wohnungen in 18 Doppelhaushälften und einem schaft mit 9.000 eigenen Wohnungen derzeit an mit 8.200 eigenen Wohnungen im Bestand hatte Logistikhaus im Stadtteil Kücknitz wurde Anfang verschiedene Kommunen in Schleswig-Holstein bereits Mitte der 1990er Jahre mehrere Unter- Oktober bezogen. Der 4,3 Mio. € teure Bau wird für die Flüchtlingsunterbringung vermietet. künfte für Menschen im Asylverfahren errichtet aus Mitteln des neuen Landesförderprogramms „Kommunen zeichnen Anteile bei uns und mie- und an die Gemeindediakonie vermietet. „Neues gemeinschaftliches Wohnen für Flüchtlin- ten somit als Mitglied unserer Genossenschaft bei Im Dezember 2012 entstand in einem leer stehen- ge“ gefördert und langfristig an die Stadt vermie- uns an“, erklärt Knüpp. Jede zehnte frei werdende den Wohngebäude die erste neue Gemeinschafts- tet. „Auch hier sind Wirtschaftlichkeit und gute Wohnung bietet die Wankendorfer der Kommune unterkunft mit elf abgeschlossenen Wohnungen Nachnutzungsmöglichkeiten wesentliche Voraus- an, „auch in Kiel und anderen Gemeinden, in denen und einer Betreuerwohnung. Das gesamte Haus setzungen für unser Engagement“, sagt Rasch, der wir null Leerstand haben“, so Knüpp. Die Kommu- wurde nach der rund 200.000 € teuren Herrich- sich vorstellen kann, die 18 Doppelhäuser nach nen belegen die Wohnungen in Zusammenarbeit tung langfristig an die Diakonie vermietet, die dem Auslaufen des Mietvertrags und Modernisie- mit der Genossenschaft und suchen geeignete Per- auch die Betreuung der Flüchtlinge übernimmt. rung an Familien zu vermieten oder zu verkaufen. sonen oder Familien aus – auch im Hinblick auf Flüchtlingskrise als Aufgabe kommunizieren Interview mit Dr. Matthias Rasch „Kaum Beschwerden von deutschen Mietern“ Vom Probewohnen zur langfristigen Vermietung – der Geschäftsführer der Grundstücks-Gesellschaft Trave mbHww berichtet von den Erfahrungen des Unternehmens mit der Flüchtlingsunterbringung und erklärt, wie aus geflüchteten Menschen die Mieter von morgen werden können. Die Trave ist Vorreiter beim sog. Probewoh- klärt und das Mietverhältnis unauffällig verlaufen Ist die Flüchtlingsunterbringung ein nen. Welche Erfahrungen machen Sie? ist, können die Bewohner unbefristete Mietver- gutes Geschäft? Um die Gemeinschaftsunterkünfte zu entlasten, hältnisse schließen, die Betreuung und Bezahlung Es ist kein gewinnträchtiges Geschäft, aber es muss die Weitervermittlung in normalen Wohn- der Miete durch die Gemeindediakonie endet. Seit rentiert sich, wenn man es nicht nur kurzfristig raum erfolgen. Für Menschen mit längerer Bleibe- 2012 haben wir 101 Probewohnmietverhältnisse betrachtet. Wir müssen wirtschaftlich arbeiten, perspektive haben wir mit der Stadt das Probewoh- geschlossen. 50 weitere sollen noch in diesem Jahr auch die Stadt erwartet weiter eine Ausschüttung. nen entwickelt: Die Diakonie mietet Wohnungen folgen. Unsere bisherigen Erfahrungen sind sehr Wir vermieten beim Probewohnen zu marktübli- für ausgewählte Einzelpersonen oder Familien an. gut; fast alle Mietverhältnisse wurden anschlie- chen Mieten zwischen 4,80 und 6 €/m2. Bei den Nach einem Jahr, wenn der Aufenthaltsstatus ge- ßend unbefristet mit den Bewohnern geschlossen. befristet vermieteten Gemeinschaftsunterkünften 14 11 | 2015 Quelle: DOGEWO21 Motive der Kampagne „Dortmund wohnt bunt“. Die fünf an der Kampagne beteiligten Dortmunder Wohnungsunternehmen – DOGEWO 21, gws-Wohnen, LEG, Spar- und Bauverein und Vivawest – verfügen gemeinsam über einen Bestand von rund 55.000 Wohnungen die Nachbarschaften. Zwei Dolmetscher wurden Mit ihren neuen Mietern macht die Genossenschaft nehmen“, erklärt Knüpp. Das Risiko „herunter- eingestellt, die Englisch sowie arabische Sprachen unterschiedliche Erfahrungen. „Syrer und Iraker gewohnter“ Wohnungen trägt die Genossenschaft sprechen. „Sie arbeiten an der Schnittstelle zwi- mit ihrem meist höheren Bildungsstand sind inten- aber nicht: „Wir haben die Kommunen verpflich- schen den Büros und den Problemen drumherum siv an Teilhabe und Arbeit interessiert und passen tet, für Schäden aufzukommen.“ und helfen auch, bei den Nachbarn Verständnis sich an. Dagegen bereitet z. B. den Menschen aus Auch die wankendorfer baut derzeit in Bad Sege- aufzubauen.“ Inzwischen konnte die Wankendor- Eritrea das Handling der Wohnung mehr Probleme. berg eine Gemeinschaftsunterkunft mit 72 Woh- fer rund 50 unbefristete Mietverträge mit ehema- In einigen Fällen, wo es gar nicht passte, haben nungen nach dem Kieler Modell. „Die Kommune ligen Asylbewerbern schließen. wir die Kommune gebeten, Korrekturen vorzu- mietet das Gebäude mit ganz normalen Stan- kommt es auf die Höhe der Investitionen an, wir muss, so dass wir uns drauf einstellen, zusätzliches Leben aufbauen werden und sicher auch einige, die bekommen hier Mieten zwischen 6,50 und 7,50 Personal für Technik und Vermietung einzustellen. nicht richtig in Deutschland ankommen werden €/m2. Im vergangenen Jahr konnten wir mit der und keine auskömmliche Beschäftigung finden, Vermietung an Flüchtlinge noch punktuellen Leer- Wie viele Beschwerden gehen von Ihrer um ihre Miete selbst zu zahlen. Hier spielt auch das stand abbauen, den haben wir kaum noch. Gene- deutschen Mieterschaft ein? Thema Traumatisierung eine Rolle. Überforderte rell müssen wir uns der Realität der Zuwanderung Fast gar keine. Die einzigen Probleme, die wir ha- Nachbarschaften sind für uns nichts Neues, dafür auch unternehmerisch stellen, denn natürlich ver- ben, liegen in einem Wohnungsbestand, den wir haben wir Instrumente, aber vielleicht sind wir folgen auch wir eine Strategie der langfristigen für einen Ersatzneubau entmieten. 21 von den bald quantitativ überfordert. Mietergewinnung. 100 Wohnungen haben wir kurzfristig hergerichtet und als Notwohnungen an die Stadt gegeben. Sehen Sie Verteilungskämpfe durch Verknap- Wie bekommen Sie diese neue Mieterschaft Das funktioniert von den Tagesabläufen her nicht, pung von kostengünstigem Wohnraum? organisatorisch in den Griff? zumal in diesen Wohnungen auch mehr Menschen Im Moment haben wir in Lübeck aus verschiedenen Der personelle Aufwand bei den unterschiedlichen wohnen, als sonst üblich. Die Neuankömmlinge Quellen, eben auch aus dem Ausland, die Zuwan- Formen der Unterbringung ist in der Tat signifikant sind abends und nachts wach und laut und hal- derung, die wir als Wohnungswirtschaft immer höher als bei einer „normalen“ Vermietung. Die ten sich vorwiegend draußen auf. Im restlichen gewünscht haben. Aber inzwischen wird der Markt Nachbarschaften müssen analysiert und sensibi- Bestand streuen wir sorgfältig und vermeiden deutlich enger. Der Leerstand liegt noch knapp lisiert werden, Mitarbeiter ausgebildet werden. Es Clusterbildungen. über 2 %. Die Konkurrenz zwischen Flüchtlingen gibt sprachliche Probleme und längere Prozesse, und anderen schwächeren Wohnungssuchenden z. B. wenn wir Wohnungen durchgehen, die zum Wie sehen Sie den Verlauf der wird größer, die freien Wohlfahrtsträger, die für Abriss oder zur Modernisierung anstehen. Bisher Mietverhältnisse? bestimmte Klientengruppen Wohnungen suchen, haben wir das mit unserem hochgradig engagier- Das ist schwer zu prognostizieren. Die Gruppe der spüren das bereits. ten Personal bewältigt. Das stößt inzwischen an Flüchtlinge ist sehr heterogen: Es wird unter ihnen Grenzen, zumal alles relativ spontan geschehen viele Menschen geben, die erfolgreich ein neues Die Fragen stellte Sabine Richter. 11 | 2015 15 Quelle: Aufbaugemeinschaft Espelkamp STÄDTEBAU UND STADTENTWICKLUNG Die Aufbaugemeinschaft Espelkamp baut acht Reihenhäuser zur zeitweiligen Unterbringung von Flüchtlingen dards für fünf Jahre mit einer Option für weitere Ort über gemeinsame Feste, Deutschkurse bis hin Zahlen wurden auch einige zum Abriss bestimmte, fünf an, dann machen wir Altenwohnungen dar- zum internationalen Kochkurs.“ In der Regel sei- abseits gelegene Wohngebäude zur Zwischenver- aus. Das Genehmigungsverfahren inklusive Finan- en die Mietverhältnisse unproblematisch. „Unsere mietung dazugenommen. „Wir vermieten zu übli- zierungszusage für beide Nutzungen haben wir in Mitarbeiter werden speziell geschult und haben chen Mietpreisen von 4,50 bis 5,50 €/m2, die zahlt sechs Wochen durchgekriegt“, freut sich Knüpp. durch die geringe Mieterfluktuation Zeit für Son- uns auch das Sozialamt“, erklärt Schmidt. Bisher deraufgaben.“ Erleichternd komme hinzu, dass es habe diese Form der dezentralen Unterbringung Kampagne für mehr Toleranz in Dortmund ohnehin sehr bunt zugehe. „Wir ha- dank des hohen persönlichen Einsatzes der Mit- Die Dortmunder DOGEWO21 hat aktuell 500 ih- ben eine hohe Begrüßungskultur, es gibt etablierte arbeiter des Espelkamper Sozialamtes, die auch rer 16.350 Wohnungen an Flüchtlinge vermietet. Strukturen und ein weit verzweigtes Unterstützer- die Nachbarschaft einschließt, gut funktioniert. Die meisten in Einzelwohnungen, aber auch eine netzwerk mit hoher Spendenbereitschaft.“ Gemeinschaftsunterkunft in Form einer Globalver- Das unterstreicht auch die Kampagne „Dortmund Persönliche Ansprechpartner helfen weiter mietung an die Stadt Dortmund ist in Betrieb. „Wir wohnt bunt“ – von fünf Dortmunder Wohnungs- Das Wohnungsunternehmen LEG, das an rund 160 haben der Stadt zwei Häuser für 15 bis 20 Familien gesellschaften. Seit August wird gemeinsam auf Standorten Nordrhein-Westfalens rund 300.000 angeboten, mit Gewerbeflächen im Erdgeschoss Großflächenplakaten, Autoaufklebern, Pins und Bewohner betreut, stellt derzeit rund 450 Woh- für Betreuungsangebote“, erklärt Geschäftsführer Postkarten für Toleranz und Vielfalt geworben. nungen für Flüchtlinge zur Verfügung. Die nach Klaus Graniki. Zwei weitere Häuser mit gleichen Deutschland kommenden Menschen sieht das Rahmenbedingungen werden im November fer- Reihenhäuser als preiswerte Lösung Land NRW als Chance, Städte mit rückläufiger tig. In einem anderen Gebäude sind unbegleitete Eine kreative Lösung beim Neubau von Flücht- Bevölkerung durch Zuzug zu stabilisieren. Des- junge Flüchtlinge untergebracht. Auch dieses ist lingsunterkünften hat die Stadt Espelkamp im halb bietet die LEG der Stadt generell an allen komplett an die Stadt vermietet. „Wir geben dem Norden von Nordrhein-Westfalen gefunden. Die Standorten freie Wohnungen zur Flüchtlingsun- Sozialamt quasi den Schlüssel und das kümmert vorhandenen Wohnungen reichten angesichts der terbringung an. sich um alles“, sagt Graniki. Ein weitere Einrich- gestiegenen Flüchtlingszahlen nicht mehr aus und Die 2- bis 5-Zimmer-Wohnungen werden von tung für diese Flüchtlingsgruppe ist geplant. so baut derzeit die Aufbaugemeinschaft Espel- Familien oder von alleinstehenden Flüchtlingen „Betriebswirtschaftlich ist es gleich, an wen wir kamp GmbH acht Reihenhäuser zur zeitweiligen teilweise in Wohngemeinschaften bewohnt, vermieten, bei öffentlich geförderten Wohnungen Unterbringung von bis zu sechs Flüchtlingen oder Vertragspartner sind die Städte, aber auch die übernimmt die Stadt die Kosten der Unterkunft zwei Familien. Die Reihenhäuser werden in einer Flüchtlinge selbst. „Wir machen die Menschen bis zu 5,25 €/m2.“ Einen punktuellen Leerstand, zweigeschossigen Zeile mit Flachdachkonstrukti- wohlüberlegt zu Mitbewohnern“, sagt Ramona den die Flüchtlinge füllen könnten, gibt es bei der on zu Quadratmeterpreisen von 1.350 € errichtet. Klukas, verantwortlich für das Zentrale Quartiers- Dogewo nicht, die Leerstandsquote liegt bei 0,4%. „Die preiswerte Wohnform ist auch für junge Fa- management der LEG. „Vor allem beachten wir Das Unternehmen will die Menschen unauffällig milien interessant, es gibt also eine langfristige die unterschiedlichen kulturellen Hintergründe und diskret integrieren. „Wir belegen Quartiere Perspektive, wenn die Stadt die Häuser nach acht und vermeiden Clusterungen.“ Mit Hilfe des Quar- nicht geballt mit Flüchtlingen, sondern streuen Jahren wieder an uns zurückgibt“, sagt Hans-Jörg tiersmanagements und der Kooperationspartner sie locker in den Bestand ein, um die Integration Schmidt, Vorstand der Aufbaugemeinschaft. aus Sozialarbeit und Sozialpädagogik versucht zu fördern und die Bewohnerschaft nicht zu über- Das teils kirchliche, teils in Landesbesitz befindli- das Unternehmen, die Flüchtlinge behutsam in fordern“, so Graniki. „Wir legen Wert darauf, dass che Wohnungsunternehmen vermietet bereits seit ihre bestehenden Nachbarschaften zu integrieren. die Flüchtlinge durch städtische Mitarbeiter gut 2008 Wohnungen für Flüchtlinge. Derzeit beher- „Als zielführend hat sich vor allem die Betreuung betreut werden, unternehmen aber auch eigene bergt das Unternehmen in seinen 3.000 Wohnun- durch persönliche Ansprechpartner erwiesen“, Anstrengungen, vom eigenen Sozialarbeiter vor gen 180 Asylsuchende. Nach dem Ansteigen der sagt Klukas. 16 11 | 2015
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