Universalmuseum Joanneum Presse Weltenbummler Neue Tiere

Universalmuseum
Joanneum
Presse
Universalmuseum Joanneum
Mariahilferstraße 4, 8020 Graz, Austria
www.museum-joanneum.at
[email protected]
Telefon +43-316/8017-9211
Weltenbummler
Neue Tiere und Pflanzen unter uns
Naturkundemuseum, Joanneumsviertel, 8010 Graz
Eröffnung: 05.11.2015, 19 Uhr
Dauer: 06.11.2015–08.01.2017
Kuratiert von Ursula Stockinger
Fachkuratoren: Wolfgang Rabitsch und Franz Essl
Gestaltung: Werner Schrempf (dieOrganisation)
Information: +43-316/8017-9100
In Österreich sind derzeit rund 67.000 Tier- und Pflanzenarten bekannt, wovon etwa drei
Prozent zu den Neobiota zählen: Die Sonderausstellung Weltenbummler im Grazer
Naturkundemuseum widmet sich jenen neuen Arten, die in Österreich nicht heimisch sind und
den Weg zu uns mithilfe des Menschen gefunden haben. Die Schau beleuchtet einerseits die
Faktoren, die ausschlaggebend dafür sind, dass die neuen Tiere und Pflanzen nach Österreich
kamen und kommen und zeigt andererseits die ökonomischen, ökologischen und
gesundheitlichen Folgen ihrer Ausbreitung.
Österreich bietet auf kleiner Fläche eine Vielzahl an Lebensbereichen für Organismen. Grundlage
dafür sind die unterschiedlichen Großlandschaften: die Alpen, Alpenvorländer, Ebenen,
Hügelländer und Plateaus der Böhmischen Masse. Die klimatische Einbettung zwischen
feuchteren, ozeanisch beeinflussten Zonen im Norden und Westen, niederschlagsarmen
pannonisch-kontinentalen Bedingungen im Osten und mediterranen Einflüssen im Süden führte
zu einem großen Artenreichtum.
Diese unterschiedlichen Lebensräume bieten „Weltenbummlern“ – wissenschaftlich Neobiota
genannt – vielfache Möglichkeiten, bei uns heimisch zu werden. Etwa sieben Prozent jener Arten,
die durch den Menschen nach Österreich gelangten, werden in der Ausstellung thematisiert.
Anschauliche Aufbereitung
In Zusammenarbeit mit Werner Schrempf (dieOrganisation) ist es gelungen, ein komplexes
Thema allgemein verständlich und anschaulich aufzubereiten. Eine Österreichkarte
beispielsweise stellt das Verhältnis zwischen heimischen und gebietsfremden Arten besonders
deutlich dar: 32 der 100 präsentierten Pflanzen sind nicht heimisch – dies ist der reale
Prozentsatz bei Gefäßpflanzen. Zudem bediente man sich auch technisch-innovativer
Gestaltungsmethoden: So zeigt das Grazer Naturkundemuseum als erstes Museum weltweit ein
mittels 3D-Druck hergestelltes Modell des Asiatischen Marienkäfers im Maßstab 50:1.
Lebende Neobiota sowie eine Teichlandschaft im Museum
Das Thema Jagd und Fischerei wird mithilfe von exzellenten Wirbeltierpräparaten, aber auch
durch Präsentationen von lebenden Pflanzen und Tieren in Aquarien veranschaulicht. Die
Besucher/innen erfahren so Näheres zur Herkunft und zum Auftreten von über 50
Wirbeltierarten, 30 wirbellosen Tieren und rund 60 Pflanzenarten. Tierfotografien, Touchscreens
und Filme ergänzen die informativen Texte.
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In einem eigens für die Ausstellung konzipierten Diorama schwimmen, fliegen und brüten
zahlreiche Vögel, die als Wasserziergeflügel ihren Weg nach Österreich fanden. Zudem werden
drei große Pflanzen in Lebensgröße (260 cm!) gezeigt, die auch in Gewässernähe zu finden sind.
Auch die Themen Pelztierzucht, Imkerei, Seidenraupenzucht, Forstwirtschaft und
Energiepflanzen haben mit „Neobiota“ zu tun: Aufwändig hergestellte Präparate wie z. B. ein aus
dem Käfig ausbrechender Waschbär oder eine mit Varroa-Milben befallene Bienenlarve
veranschaulichen dies. Waschbären sind es auch, die die Kinder als Maskottchen beim
Vermittlungsprogramm durch die Ausstellung führen: Sie vermitteln den jungen Gästen die
Inhalte kindgerecht, stellen Fragen und geben Rätsel auf.
Gefährliche Schönheiten und drohende Probleme
Ein weiterer Themenbereich widmet sich jenen Arten, die außerhalb von Österreich massive
Probleme bereiten, wie zum Beispiel das Grauhörnchen. Noch kommt es in Österreich nicht vor,
es könnte aber von Italien aus schon bald zu uns gelangen und dem heimischen Eichhörnchen
den Lebensraum streitig machen. In Großbritannien ist ihm das schon gelungen, was zum
Aussterben der heimischen Art führen wird.
Doch nicht nur von gebietsfremden Tierarten geht Gefahr aus. Auch die Schönheit von
Zierpflanzen ist oft trügerisch, wie die Besucher/innen in der Ausstellung erfahren. Manche
Arten sind sehr gefährlich, wie z. B. der Riesen-Bärenklau, der starke, verbrennungsähnliche
Hautreaktionen hervorruft. Eine Tatsache, die vermutlich nur den wenigsten Menschen bewusst
ist.
Die unbewusste Einschleppung
Doch während Zierpflanzen oftmals aus ästhetischen Gründen bewusst zu uns gelangen, gibt es
eine Reihe von Arten, die zu Luft, Erde und Wasser sowie über ein globales Handelsnetz
unabsichtlich eingeschleppt werden. Passen Lebensraum, Temperatur und Feuchtigkeit, ist ein
Überleben möglich. Mithilfe eines konsequenten Monitorings, kann hier einer Ausbreitung
gegengesteuert werden. Was man sich darunter vorstellen kann, wird anhand von
Präsentationen am Bildschirm oder in Filmen mit Steiermark-Bezug gezeigt: ein vom Ausseer
Regionalfernsehen produzierter Film zum Thema „Neophyten“ sowie ein von der Agentur für
Gesundheit und Ernährungssicherheit zur Verfügung gestellter Film zum Maiswurzelbohrer.
Den Abschluss der Ausstellung bildet jener Raum, der nicht nur die Besucher/innen zum
Ausgang führt, sondern auch zeigt wohin einige in Österreich lebende Tiere und Pflanzen hinaus
in die „weite Welt“ wandern. In Zeiten der Globalisierung existieren auch für Tiere und Pflanzen
keine geographischen Barrieren mehr.