Umgang mit elektrischen Geräten Arbeitshilfe für die betriebliche Unterweisung Elektrischer Strom – mögliche Wirkungen und Schutz vor Unfällen Durch jeden Gegenstand, der mit einer elektrischen Spannungsquelle (z. B. Steckdose, aber auch Flachbatterie) verbunden wird, fließt ein elektrischer Strom. Durchströmt dieser den menschlichen Körper, kann dies lebensgefährliche Auswirkungen haben. Gefährdungen gehen dabei sowohl direkt vom Strom als auch von Folgeauswirkungen (wie z. B. Abwehr- oder Schreckreaktionen) aus. Ab wann geht man von einer elektrischen Gefährdung aus (Grenzwerte)? •• Wenn die Spannung bei Frequenzen bis 500 Hz mehr als 25 V (Wechselspannung) oder 60 V (Gleichspannung) beträgt •• Wenn der durch die Spannung hervorgerufene Strom bei Wechselspannung größer als 3 mA effektiv bzw. bei Gleichspannung größer als 12 mA ist •• Wenn die elektrische Entladungsenergie höher als 350 mJ ist Die Größe des Stromes (I), der durch den Körper fließt, ist abhängig vom elektrischen Widerstand (R) und der Spannung (U). •• Stromstärke: Messung in Ampere (A) •• Widerstand: Messung in Ohm (Ω) •• Spannung: Messung in Volt (V) Welche Unfälle können durch Strom verursacht werden? Störlichtbogen Ein im Störfall auftretender Lichtbogen entsteht in der Regel durch einen unbeabsichtigten Kontakt zwischen zwei elektrischen Leitern (Kurzschluss). Der zwischen diesen Leitern fließende Strom wird Kurzschlussstrom genannt. Welche Folgen sind dabei u. a. möglich? •• Akustische Auswirkungen, z. B. Knalltraumata durch entsprechenden Lärm •• T hermische Auswirkungen – Verbrennungen, Brände, Druckwellen, Schmelzen von Metall etc. •• Blenden oder Verblitzen der Augen Körperdurchströmung 1 Im Fall einer Körperdurchströmung wird der Mensch zum Teil des Stromkreises. Der Strom fließt hierbei durch den menschlichen Körper. Die daraus resultierende Gefährdung hängt von folgenden Faktoren ab: •• Stromstärke •• Spannung •• Dauer des Stromflusses •• Weg des Stromflusses •• Körperübergangswiderstände •• Frequenz des Stromes 1 Der Weg des Stroms durch den Körper •• Stromweg Hand/Hand ca. 1.000 Ω •• Stromweg Hand/Fuß ca. 1.000 Ω •• Stromweg Hand/Füße ca. 750 Ω Richtwerte für den Widerstand (R) unter vereinfachenden Annahmen Die Folgen einer Körperdurchströmung können, je nach Ausprägung der genannten Parameter, ein leichter elektrischer Schlag, Verbrennungen oder gar der Tod sein. Sekundärunfall Diese Unfallursache wird bei Stromunfällen oft übersehen. Sekundärunfälle können dann entstehen, wenn der elektrische Strom den menschlichen Körper nur kurzzeitig durchströmt. Hierbei muss es noch nicht zu strombedingten Verletzungen kommen. Häufig resultieren daraus aber aufgrund von Abwehroder Schreckreaktionen Unfälle wie: •• Sturz oder Absturz – jemand führt Arbeiten auf einer Leiter aus und stürzt infolge der Schreckreaktion, ausgelöst durch die Stromeinwirkung, ab •• Verletzungen, z. B. Schnitte, Stiche, Quetschungen usw. durch schnelles Zurückziehen der Hand aus dem Gefahrenbereich •• Schürfen oder Aufschneiden an scharfen Metallkanten o. Ä. •• Verletzungen durch herabfallende Teile – durch Stolpern ausgelöstes Umkippen oder Herabfallen anderer Gegenstände in der Nähe des Arbeitsbereiches Was ist bei Elektrounfällen zu tun? Unterbrechung des Stromkreises Durch Ausschalten des Gerätes, Ziehen des Netzsteckers oder durch Herausdrehen der Schmelzsicherung bzw. Umlegen des Kippschalters der Sicherung. Verletzte von Spannungsquelle trennen Ist dies nicht möglich, dann müssen Verletzte durch einen nicht leitenden Gegenstand (z. B. einen Besenstiel aus Holz) von der Spannungsquelle getrennt werden. Verletzte dürfen dabei auf keinen Fall direkt berührt werden, da sonst auch für die Retter Lebensgefahr besteht. Im Falle eines Unfalls: •• Zuerst die Spannungsquelle unterbrechen, z. B. durch Ausschalten des Gerätes! •• Falls dies nicht möglich ist: den Verletzten mit einem nicht leitenden Gegenstand von der Spannungsquelle trennen! Erste-Hilfe-Maßnahmen ergreifen Erste-Hilfe-Maßnahmen sollten möglichst durch ausgebildete Ersthelfer/-innen erfolgen. Ist kein(e) Ersthelfer/-in zur Stelle, sind die Anwesenden verpflichtet unverzüglich Erste Hilfe zu leisten. Sofortige Vorstellung beim Durchgangsarzt (D-Arzt) Zur Abklärung von eventuellen Schäden ist eine Untersuchung durch den D-Arzt bzw. die D-Ärztin durchzuführen. Wie kann man sich schützen? Durch regelmäßige Sichtkontrolle können viele Gefährdungen entdeckt werden. Anweisungen der Elektrofachkraft befolgen Einwandfreien Zustand der Geräte prüfen Vor der Benutzung sollten elektrische Geräte oder Anlagen auf ihren einwandfreien Zustand hin untersucht werden: •• Gibt es sichtbare Beschädigungen? •• Sind die Zuleitung oder die Steckvorrichtung beschädigt? (Zugentlastung wirksam, Knickschutz an der Leitungseinführung?) •• Sind Lichtschalter oder Steckdosen beschädigt? •• Sind die Prüffristen eingehalten? Vorsicht vor gefährlicher elektrischer Spannung Sicherheitseinrichtungen nicht manipulieren Es dürfen nur die vorgesehenen Schalter benutzt und keine Sicherheitseinrichtungen manipuliert werden. Schutzabdeckungen und Zugänge an elektrischen Betriebsmitteln oder Schaltschränken dürfen nicht unbefugt geöffnet werden. Reparaturen nicht selbst vornehmen Keine Reparaturen und »Bastelarbeiten« an elektrischen Geräten durchf ühren. Reparaturen dürfen nur von Fachpersonal mit entsprechendem Auftrag ausgeführt werden. Schäden umgehend melden Schäden oder ungewöhnliche Vorkommnisse an elektrischen Geräten müssen sofort den Vorgesetzten oder dem Fachpersonal gemeldet werden. Defekte Geräte dürfen nicht mehr verwendet werden und sind der Benutzung durch andere Beschäftigte zu entziehen. Umgebungsverhältnisse beachten Beim Einsatz von transportablen Geräten (z. B. Elektrohandwerkzeugen) müssen die Umgebungsverhältnisse am Einsatzort beachtet werden. Es muss jederzeit sichergestellt sein, dass die Funktion der Geräte durch den Einfluss von Nässe oder chemischen Stoffen nicht beeinträchtigt wird und die Geräte in explosionsgefährdeten Bereichen gefahrlos einsetzbar sind. Hinweise zu den vorgesehenen Einsatzbedingungen liefert die Betriebsanleitung. Im Falle einer Störung oder eines Unfalls sofort die Spannung abschalten, den Stecker ziehen oder die Schmelzsicherung herausdrehen bzw. den Kippschalter der Sicherung umlegen. Bildnachweis: Seite links: Fotolia #48268558 © ag visuell Seite Mitte: Reihenklemmen: Fotolia #21574463 © micha_h Notausschalter (oben): Fotolia #27994405 © micha_h Notausschalter (unten): BG ETEM/Harald Frey Illustration: Fotolia #24556986 © Henrie Umgang mit elektrischen Geräten Bestell-Nr. 233-7 DP 1 · 4 (4) 3 · 15 Alle Rechte beim Herausgeber. Seite rechts: Kabel: Fotolia #58511952 © Bacho Foto Steckdose: iStock #22363954 © uchar Berufsgenossenschaft Energie Textil Elektro Medienerzeugnisse, Gustav-Heinemann-Ufer 130, 50968 Köln, Telefon 0221/3778-0, Telefax 0221/3778-1199, E-Mail: [email protected], www.bgetem.de
© Copyright 2024 ExpyDoc