nadi shodana / die Wechselatmung

„nadi shodana / die Wechselatmung“
nadi shodana ist eine der bekanntesten Atem-KontrollÜbungen (pranayama) des Yoga. Sie heisst wörtlich
übersetzt: „Reinigung der nadis“, der Energiekanäle, die
unseren ganzen Körper durchziehen und in deren die
Lebensenergie prana zirkuliert. Sie wird in der hatha yoga
pradipika angeleitet, dem tantrischen Hatha-Yoga-Buch
aus dem 14. Jhd.
Die gebräuchlichere Bezeichnung „Wechselatmung“ trifft
den Sinn der Atemlenkung jedoch auch sehr gut, denn
man schliesst abwechselnd das linke und das rechte
Nasenloch und atmet jeweils nur über eine Seite ein.
Die Yogis verbinden unsere beiden Nasengänge mit den
unterschiedlichen Ausprägungen der Energie:
Der rechte Nasengang ist der Sonne zugeordnet und
damit der Wärme, der Aktivität, dem Intellekt und der
männlichen Energie.
Der linke Nasengang ist dem Mond zugeordnet, der Kühle, der Ruhe und der
weiblichen Energie.
Da wir nie ganz ausgeglichen zwischen den beiden Polen der Energie sind, sind wir
auch nie ganz „in unserer Mitte“ und ganz wir selbst. Die Wechselatmung soll unsere
inneren Energiekanäle von Blockierungen befreien und unsere Energien ausgleichen.
So wird mit dem Einatmen über den rechten Nasengang „Sonnenenergie“
aufgenommen und über das Ausatmen an die Mondseite links abgegeben. Darauf
mit dem Einatmen üben den linken Nasengang Mondenergie aufgenommen und
übe die Sonnenseite rechts abgegeben – und so fort im Wechsel.
Gekürzte Fassung aus Anna Trökes „Das grosse Yoga Buch“
Nadi shodana beruhigt unseren Geist und gleicht unsere inneren Energien aus.
Technik:
Stabile Sitzhaltung, auch Fersensitz oder sitzen auf einem Stuhl ist möglich
Klassische Variante, re Hand im Vishnu Mudra:
Re Hand vor das Gesicht, Zeige- und Mittelfinger gebeugt, Ringfinger
und kleiner Finger gestreckt. Der Daumen kontrolliert das re Nasenloch,
die Innenseite Fingerkuppe Ringfinger das li Nasenloch.
©yogama yogaschule / Marlise Mauchle / nadi shodana / Januar 2016
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*Ringfinger schliesst das li Nasenloch ganz
EA rechts: Mit dem Daumen das rechte
Nasenloch ev. nur halb öffnen, um den
Atem zu verfeinern, verlängern
Re Nasenloch mit Daumen ganz schliessen
AA links: Mit dem Ringfinger das linke
Nasenloch halb öffnen und lang und fein
ausatmen
EA links: Durch das halb geöffnete linke
Nasenloch wieder lang und fein einatmen
Das linke Nasenloch ganz schliessen
AA rechts: Mit dem Daumen das rechte
Nasenloch halb öffnen und lang und fein
ausatmen.
= 1 Runde wiederholen von *. Immer
beginnen mit EA re, AA li, EA li, AA re.
Einfachere Variante:
Gleich wie oben, aber der Zeige- und Mittelfinger berühren
den Punkt zwischen den Augenbrauen (Drittes Auge)
Weitere Variante: (Einfacher, wenn lange Zeit geübt wird - die Arme ermüden
weniger)
Gleich wie die beiden oberen Varianten, aber abwechslungsweise den rechten /
linken Daumen oder Zeigefinger benutzen um die Nasenlöcher (halb) zu
verschliessen. Jeweils eine Hand heben und wieder zurückführen auf die Knie,
Oberschenkel.
Die Wechselatmung ist eine sehr ruhige Atmung, häufig wird sie als Vorbereitung für
die Meditation praktiziert.
Wenn man mit dieser Technik vertraut ist, können die natürlichen Atempausen nach
der EA und nach der AA verlängert werden. Diese Atemanhaltungen in der
Atemfülle und in der Atemleere sollen aber nur so lange gehalten werden, wie es
sich mühelos ergibt. Mühelos heisst, dass der Atem in keiner Weise beeinträchtigt wird
und ruhig und sanft weiterfliessen kann.
„Fliesst der Atem, fliessen auch die Gedanken; ruht der Atem, so ruhen
auch sie. Da ein Yogi nach Ruhe strebt, muss der Atem beruhigt werden“
Hatha Yoga Pradipika II, 2
©yogama yogaschule / Marlise Mauchle / nadi shodana / Januar 2016