Hofnarr Fröhlich Meissen 1740 Unterglasurblaue Schwertermarke / 24, 5 cm Datiert mit „1740 J.F.“ Modell von Johann Joachim Kaendler, Formnummer 134 Provenienz: Sammlung Siegfried und Lola Kramarsky (Christie’s New York 30.10.1993 Nr. 45; Berges 1963 Abb. 132 S. 5) Hofnarr Fröhlich, Meissen 1740 WE 2829 / 15 Seite 1 Der Hofnarr Fröhlich zählt zu den frühesten kleinplastischen Figuren Meissens. Dank den intensiven Studien Rainer Rückerts ist sie zudem eine der am besten dokumentierten Porzellane. Das Urmodell geht auf das Jahr 1732 / 33 zurück; ihm lag der 1729 datierte Stich von Christian Friedrich Boetius zugrunde (Rückert 1998 Abb. 55). Er zeigt in Habitus, Positur und Kleidung – von der fehlenden Portraitähnlichkeit abgesehen – den Hoftaschenspieler Joseph Fröhlich, soweit wir ihn aus Meissen kennen (siehe Abb.). Rückert lässt die Frage der Urheberschaft der ersten Fröhlich-Figur offen, neigt aber zu Kirchner und nicht zu Kaendler. Diese frühe Figur war Bestandteil der Turmzimmerausstattung im Dresdner Schloss, zählte also zum Kern der königlichen Sammlungen August des Starken. Kaendler, der offensichtlich mit der alten Version (Rückert 1998 Abb. 7 u. Berling 1900 T. 3) nicht zufrieden war, hat später im April 1737 den Kopf des Fröhlich nunmehr portraitgerecht neu geschaffen. Der Modellmeister weilte vom 30.03. bis zum 15.04.1737 in Dresden, um das große Glockenspiel im Japanischen Palais zu montieren. Bei dieser Gelegenheit hat der den unweit am rechtsseitigen Brückenkopf auf der Dresdener Neustadt wohnenden Hoftaschenspieler besucht und ihn nach dem Leben portraitiert. Hofnarr Fröhlich, Meissen 1740 WE 2829 / 15 Seite 2 Kaendler hält das in seinem Arbeitsbericht vom April 1737 wie immer präzise fest (Rückert 1998 S. 35 Fn. 26; Walcha 1966 S. 36): „Dem so genannten Joseph sein Völlig Gesichte Wie er sich itzo Natürlich befindet nach der Ähnligkeit poussieret, mit seinem Hut Wie er ihn träget mit einem großen Plumenpusch, und hat am Halsz einen von Spietzen sauber gefertigten Kragen“. Die Figur des Fröhlich war außerordentlich beliebt, sie ist meistens auf dem Hosenlatz datiert und monogrammiert. Die nachgewiesenen Modelle reichen von 1736 bis 1752 (Fröhlich starb 1757) (Rückert a.a.O.). Aus dem Jahr 1740 sind einschließlich des unsrigen 10 Exemplare (Auflistung s.u.) bekannt – durchweg in großen Sammlungen: Pauls, von Pannwitz, Zoubaloff, Maurice Kann, Kramarsky, Porzellansammlung im Zwinger – wobei jene aus den Sammlungen Pauls, Zoubaloff und Dresdener Zwinger unserem am nächsten stehen. Das hängt mit der offensichtlichen Modefarbe des Jahres 1740 zusammen – der pastellartigen Lachsfarbe –, die den Modellen eigen und selten ist. Die Bezeichnung dieser delikaten Farbe ist nicht einheitlich, weil es leider bis heute in Meissen keine offizielle Farbennomenklatur gibt. Wallwitz sieht in ihr zurecht ein weiteres Beispiel für die neue Farbigkeit des Rokoko (Wallwitz 2006 S. 61). Erstes Modell des Hofnarr Fröhlich vor Kaendlers Überarbeitung im Jahr 1737 (Berling 1900 T. 3) Hofnarr Fröhlich, Meissen 1740 WE 2829 / 15 Seite 3 Vergleichsstücke der Fröhlich-Figuren aus dem Jahre 1740 Zeitlich geordnet, überwiegend zitiert nach Rückert (S. 265 Fn. 32) u. von Wallwitz (S. S. 60 f.) 1. Slg. Maurice Kann, Paris (Galerie Georges Petit 05.03.1910 Nr. 18) 25 cm, „FF“ auf weißen Hosenträgern, wohl ohne Schwertermarke, 4000 Goldfrance 2. Baron L. de Zouballoff, Moskau (H. Helbing, München 26.05.1911 Nr. 6 T. 3) Ohne Marke, 25 cm, schwarze Stiefel, ziegelrote Pumphosen, schwarze goldbordierte Jacke und blauer Brustlatz mit violetten Hosenträgern, Gelb gefütterte Jacke, lachsfarbener Hut mit grünem Band, Mark 1300 = = = Ex. Slg Bader Mühlhausen im Elsass Christie’s 22.06.1992 Nr. 228 („salmon pink“) 29.000 DM Ausstellungskatalog Düsseldorf, 1997 Nr. 199 Abb. links: H. Helbing, München 26.05.1911 Nr. 6 T. 3 Abb. oben: Katalog Düsseldorf 1997 Nr. 199 Hofnarr Fröhlich, Meissen 1740 WE 2829 / 15 Seite 4 3. Kunstsammlung von Pannwitz (Band II Skulpturen und Kunstgewerbe Nr. 287, ohne Abb und ohne Beschreibung , Otto von Falke München 1925) 4. The Sidney J. Lamon Collection (Christie’s 29.11.1973 Nr. 31) 25 cm = Slg. F.J.E. Horstmann (Auktion Frederik Muller, Amsterdam 19. / 21.11.1929 Nr. 137) = Frederik Muller 05.05.1953 Nr. 32 5. The Sidney J. Lamon Collection (Christie’s 29.11.1973 Nr. 32) = = Slg. F.J.E. Horstmann (Auktion Frederik Muller Amsterdam 19. / 21.11.1929 Nr. 137) Frederik Muller 05.05.1953 Nr. 32 Abbildung links: Christie’s 29.11.1973, Nr. 31 u. 32 6. Slg Dr. Zschoke (Auktionskatalog Clemens August) = Clemens August Ausstellungskatalog, Brühl 1961, Nr. 612 25 cm Hofnarr Fröhlich, Meissen 1740 WE 2829 / 15 Seite 5 7. Slg. Pauls Eisenbeiss, Basel (Pauls Eisenbeiss S. 344 f. ; deutsche Ausgabe S. 238 f.; Menzhausen S. 85) 25 cm, ohne Schwertermarke, einzige Fröhlich-Figur mit roter Rose auf der Brust = Ducret 1971 Abb. Nr. 20 8. Kunsthandel Röbbig (S. 2) 24,5 cm, ohne Marke 9. Porzellansammlung im Zwinger (Pietsch 2006 Nr. 5) 24,3 cm, Schwertermarke Hofnarr Fröhlich, Meissen 1740 WE 2829 / 15 Seite 6 literatur Berges, Ruth: From Gold to Porcelain, the Art of Porcelain and Faience. 1963 Ducret, Siegfried: Porzellan: der europäischen Fabriken des 18. Jahrhunderts. 1971 Menzhausen, Ingelore: In Porzellan verzaubert. Basel 1993 Pietsch, Ulrich: Meißner Porzellanplastik. München 2006 Rückert, Rainer: Der Hofnarr Joseph Fröhlich. Offenbach am Main 1998 von Wallwitz, Angela Gräfin: „Früh oder spät? Zur Datierung von Meissener Porzellanfiguren.“ In: Keramos 194 / 2006 Walcha, Otto: „Fröhlich und Schmiedel im Meißner Porzellan.“ In: Keramos 32 / 1966 Ausstellungskatalog Frühes Meissener Porzellan. Kostbarkeiten aus deutschen Privatsammlungen. Hetjens-Museum Düsseldorf 1997 Kunsthandel Röbbig, ohne Jahr (1994) Auktionskatalog Christie’s New York 30.10.1993 Hofnarr Fröhlich, Meissen 1740 WE 2829 / 15 Seite 7
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