Sonntag, 21. Juni 2015 Kapelle Nägeligasse 9/11, Bern Predigt\PrLukas9,28-36.doc Seite 2 Predigt Lukas 9,28-36 Das war eine Geschichte, dort auf dem Karmel, wo Elia die Baalspriester herausforderte und Gottes Eingreifen erlebte. Und es entstand eine Erweckung daraus. Ein Höhepunkt im geistlichen Leben von Elia. Höhepunkte im geistlichen Leben, tiefe Gotteserfahrungen, Erfahrungen von Gottes Gegenwart und Eingreifen – W o machen wir sie? Wo und wie erlebt ihr sie? Ich erlebe manchmal solche Momente im Lobpreis in der Gemeinde, wo ich ganz fest Gottes Gegenwart spüre. Manchmal auch in der Stille am Morgen. Aber diese Momente lassen sich nicht festhalten, sie gehen vorbei und der Alltag holt mich immer wieder ein. Ist das gut so? Wir wollen heute nachdenken über geistliche Höhepunkte und geistliches Leben im Alltag. Lesen: Lukas 9,28-36 1. Bergerfahrungen – eine Stärkung Jesus zog sich zurück auf einen Berg um zu beten. Im AT ist der Berg der Ort, wo man Gott begegnen kann. Denken wir an die Geschichten von Mose, wie er auf den Sinai stieg, wie er dort Gott begegnete und Gott zu ihm redete und ihm die Gesetzestafeln gab. Dort auf dem Berg offenbarte sich Gott. – Wir lesen in den Evangelien auch von anderen Gelegenheiten, wo Jesus sich zurückzog, um zu Beten, in die Einsamkeit, auf einen Berg. Er suchte die enge Verbindung zu seinem Vater im Gebet. Und als er dort im Gebet verweilte, wurde er verwandelt. Sein Gesicht verwandelte sich und seine Kleider wurden leuchtend weiss. Und er hatte eine Begegnung mit der himmlischen Welt. Zwei Männer erschienen ihm, Mose und Mose – der Mittler des Alten Bundes. Durch Mose hatte Gott sein Volk aus der Sklaverei in Ägypten befreit. Durch ihn hatte er seinem Volk die Gebote, das Gesetz gegeben. Durch ihn hatte er einen Bund geschlossen mit seinem Volk. Und nun erschien Mose Jesus. – Und mit ihm war Elia da, der Prophet und Kämpfer für seinen Gott. Er, der Grosses mit Gott erlebt hatte. Und sie redeten mit Jesus. Das Thema war sein Weg nach Jerusalem und sein Ende dort, das sich erfüllen sollte. Für Jesus war dieses Gespräch wohl eine grosse Stärkung und Ermutigung. Der Mittler des Alten Bundes und der Prophet des Alten Bundes stärkten Jesus auf dem Weg, auf dem der Neue Bund geschlossen werden sollte. Jesus wurde aus der himmlischen Welt gestärkt für seinen Weg in die Passion. Diese Begegnung hatte also auch ein klares Ziel. - Stärkung aus der himmlischen Welt – brauchen wir das auch? Brauchen wir auch so geistliche Höhepunkte, wo wir der Welt Gottes ganz nahe sein dürfen, wo wir ermutigt und gestärkt werden für unseren Weg? Ich glaube schon! Was könnte denn das bei uns sein, solche Bergerfahrungen? Vielleicht ist es eine besondere Zeit der Stille, ein Gebetstag, den wir einschalten. Vielleicht ist es eine Retraite, eine Tagung, eine Konferenz. Viell. Könnte die Eigenkonferenz ein solcher Höhepunkt sein. Es gibt ja eine Fülle von Angeboten, wo wir uns besonders Zeit für Jesus nehmen können. Haben wir, habt ihr solche speziellen Zeiten mit Gott? – Ich will euch nichts vormachen. Ich habe schon lange keinen Gebetstag mehr gemacht. Aber dieser Text hat mich wieder daran erinnert, hat mich herausgefordert, mir doch wieder Zeit, mehr Zeit für das Gebet zu nehmen. – Vielleicht haben wir einen besonderen Ort, wo wir uns zurückziehen können. Das kann eine Hilfe sein. Aber wir haben es gut im neuen Bund. Wir sind nicht an heilige Berge gebunden, um eine Begegnung mit unserem Herrn zu haben. In Joh. 4,21 und 23 sagt Jesus zur Samariterin: „Glaube mir, Frau, die Stunde kommt, zu der ihr weder auf diesem Berg noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. V. 23: Aber die Stunde kommt, und sie ist schon da, zu der die wahren Beter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit.“ Wir haben den Heiligen Geist bekommen, und in diesem Geist können wir überall beten und in Verbindung mit unserem Gott sein. Jesus hat ganz bewusst solche Begegnungen mit seinem himmlischen Vater gesucht. Er hatte sie offenbar nötig. Wie Predigt\PrLukas9,28-36.doc Seite 3 Predigt\PrLukas9,28-36.doc Seite 4 viel mehr haben wir sie nötig? Ich will mich von dieser Geschichte ermutigen lassen, wieder vermehrt solche Zeiten der Stille einzuschalten! wenn wir schöne geistliche Erfahrungen machen konnten? Mir kamen Lager in den Sinn, die wir als Jugendliche erlebt haben. Und wenn es dann wieder heimzu ging, wollte sich ein gewisser Lagerkoller bemerkbar machen. Es war doch so schön. Das sollte man doch beibehalten können! – Aber es war vorbei. Kennt ihr sie auch, diese Ambivalenz? Dieses hin- und hergerissen sein? Auf der einen Seite wissen wir, dass Gott uns beschenken möchte, dass Jesus uns in besonderer Weise begegnen möchte, wenn wir uns Zeit nehmen für ihn, wenn wir uns in die Stille zurück ziehen. Und das fasziniert uns auch und wir möchten es am liebsten immer so haben. – Und auf der anderen Seite, ist es so schwierig, uns die Zeit zu nehmen, uns von den vielen Dingen des Alltags mal frei zu machen, die Müdigkeit zu überwinden und mal all das Viele liegen zu lassen. Es ist ein Kampf um diese Momente mit Jesus auf dem Berg. Aber es ist gut, wenn wir uns immer wieder von ihm in die Stille einladen lassen. 2. Bergerfahrungen – mit Schwierigkeiten Jesus hatte diesmal die drei Jünger Petrus, Johannes und Jakobus mitgenommen auf den Berg. W as hatte er wohl mit ihnen vor? Wollte er sie einführen in solche Gebetszeiten? Wollte er sie lehren und erfahren lassen, wie gut es ihnen tun sollte, wenn sie Zeit mit Gott verbringen konnten? Jedenfalls, denke ich, hat er sie nicht zu dem mitgenommen, was sie taten: Sie schliefen. Sie wurden vom Schlaf überwältigt, während dem Jesus im Gebet war. Wie lange hatten sie wohl geschlafen? Wir wissen es nicht. Ich habe mir überlegt: Wie manche so wunderbare Bergerfahrung, wie manchen geistliche Höhepunkt habe ich wohl schon verschlafen? Verschlafen im wörtlichen Sinn, weil ich einfach zu müde war, weil ich nicht in der Lage dazu war. Aber auch im übertragenen Sinn, verpasst. Wie oft war ich vielleicht zu beschäftigt, um mir Zeit zu nehmen für die Begegnung mit meinem Herrn? Das Programm war so ausgefüllt, dass es einfach nicht reichte. Hat Jesus vielleicht auf mich gewartet, und ich bin nicht gekommen, bin nicht bereit gewesen, um ihm zu begegnen? Fehlt es uns vielleicht auch an solchen Gotteserfahrungen, weil wir sie gar nicht suchen? Weil wir gar keine Zeit dafür haben, keine Zeit einräumen? Weil wir immer Dinge haben, die noch wichtiger sind für uns? Ich glaube, dass Jesus auch uns noch mehr in die Stille führen möchte, damit wir ihm begegnen können und mit ihm Gemeinschaft haben können. Damit wir auf ihn vertrauen können und von ihm gestärkt werden können für unseren Weg. Und dann sind die Jünger doch noch erwacht. Und sie haben die Herrlichkeit von Jesus gesehen und die beiden Männer mit ihm – und da waren sie fasziniert. War das schön! Und Petrus wollte gleich die ganze Situation festhalten. Er wollte gleich drei Hütten, drei Zelte aufstellen, für jeden der drei Männer eines. Dann könnten sie doch auf dem Berg bleiben. Kennen wir sie auch, diese Faszination, 3. Was wichtig ist und was bleibt In dem Moment, wo Petrus so redet und die Szene festhalten möchte, kommt eine Wolke über den Berg. Auch die Wolke hat im AT eine besondere Bedeutung. In der Wolke ist Gott gegenwärtig – zwar verhüllt, aber da. Denken wir an die Wolkensäule bei Israels Wüstenwanderung, oder an die Wolken, die den Berg Sinai verhüllten, als Mose dort Gott begegnete. Und aus der W olke kam eine Stimme – und den Jüngern war ganz klar: Das ist Gottes Stimme. Und sie bekamen Angst. Die Stimme Gottes hatte für sie eine ganz wichtige Botschaft. Sie bestand aus zwei Teilen. - Das ist mein auserwählter Sohn! Gottes Stimme selbst machte ihnen klar, wer Jesus wirklich ist. Das war für die drei Jünger sehr wichtig. Nur acht Tage vorher hatte Jesus zu ihnen geredet von seinem Weg nach Jerusalem und dass er dort in die Hände der Menschen überliefert werden sollte und getötet werden würde, dass er aber am dritten Tag wieder auferstehen würde. Und dann hat er auch da- Predigt\PrLukas9,28-36.doc Seite 5 Predigt\PrLukas9,28-36.doc Seite 6 von gesprochen, dass die Jünger ihr Kreuz auf sich nehmen sollten, dass sie ihm auf diesem Weg nachfolgen sollten. – Und das sollte der Messias sein? Der Auserwählte Gottes? Erwarteten sie nicht vom Messias, dass er eine Zeit des Heils und der Rettung bringen würde? Eine Zeit, wo es mit dem Volk Israel wieder aufwärts gehen würde und der Messias das Königreich aufrichten würde? Und Petrus intervenierte und wollte Jesus zurechtweisen, dass ihm das ja nicht geschehen dürfe. Aber Jesus hatte ihn abgewiesen. Ob da Zweifel aufgekommen waren bei den Jüngern? – Und jetzt wurde es ihnen aus dem Mund Gottes bestätigt: Das ist mein auserwählter Sohn. Er ist der Messias. Er ist der Retter für Israel und für die ganze Welt. Eine ganz wichtige Botschaft auch für uns. Ob wir vielleicht auch manchmal in Zweifel kommen könnten, ob Jesus wirklich alle Macht hat im Himmel und auf Erden, wenn wir sehen und hören, was da alles geschieht auf der Erde? Da will Gott selber auch bei uns alle Zweifel ausräumen. ER ist es! Jesus ist der Herr, der Retter. Das wurde für Petrus ganz wichtig und prägte sein Leben und seinen Glauben. In 2. Pe. 1,17-18 schreibt er: Er hat von Gott, dem Vater, Ehre und Herrlichkeit empfangen; denn er hörte die Stimme der erhabenen Herrlichkeit, die zu ihm sprach: Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe. Diese Stimme vom Himmel haben wir gehört, als wir mit ihm auf dem heiligen Berg waren. Auch wir dürfen darauf vertrauen, dass wir mit Jesus nicht an den Falschen geraten sind. Er ist der Sohn Gottes, der Retter. Bei ihm sind wir am rechten Ort. - Und der zweite Teil: …auf ihn sollt ihr hören! Und als die Stimme das sagte, war Jesus wieder allein bei ihnen. Die wunderbare Erscheinung war vorbei. Sie konnten sie nicht festhalten. Aber Jesus – er war da! Und mit ihm konnten sie weiter gehen, mit ihm konnten sie vom Berg wieder ins Tal hinab steigen, in den Alltag. Und er redete weiter zu ihnen, er gab ihnen seine Weisungen, erklärte ihnen Gottes Willen und Gottes Wege, zeigte ihnen, was Gott tun kann und tun will. Auf ihn konnten sie hören und sich auf ihn verlassen. Und das gilt auch für uns genau so. Es ist schön und wichtig, dass wir gute Erfahrungen mit Jesus machen können, dass wir so „Bergerfahrungen“ mit ihm erleben können. Aber wir können nicht die ganze Zeit nur im Gebet und in der Stille sein. Wir müssen zurück in unseren Alltag. Aber gerade da bleibt Jesus bei uns und will uns stärken. Er will zu uns reden und wir sollen und können auf ihn hören. Er will reden, auch wenn wir vielleicht nur Momente der Stille haben können. Er will in unsere Alltagssituationen hinein reden. Wichtig ist, dass wir offen dafür sind, dass wir hören wollen, was er uns sagt. Auf ihn sollen wir hören! Und er redet, durch sein Wort und durch seinen Heiligen Geist, den er uns geschenkt hat. So will diese Geschichte uns zu zwei Dingen ermutigen: - Sie will uns ermutigen, immer wieder mal auf den Berg zu gehen, uns zurückzuziehen, uns Zeit zu nehmen, um mit Jesus zu sein. Gebetstage, Retraiten, etc. Er will auch uns gerne seine Herrlichkeit zeigen. - Und sie will uns ermutigen, mitten im Alltag ein offenes Ohr zu haben für sein Reden. Auf ihn sollen wir hören und uns immer wieder fragen, was er sagt zu dem, was wir sagen und tun. Wenn wir auf ihn hören, sind wir gut unterwegs. ******************************* Arnold Kropf, Pfr. EGW i.R.
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