Wo Kraftprotze flott rangieren, wirbelt Wischestaub um die Wette

TRAKTOR-RENNEN IN IDEN
Seite 6
Montag, 1. Juni 2015
Wo das Chrom-Rohr blitzt: So
edel darf nur „Black Warrior“.
Mit Vollgas ging es in Iden auf
den Geschicklichkeitsparcours.
Streckenposten Jakob Dihlmann assistierte im Auftrag eines Rochauer Landtechnikbetriebs an der Start- und Ziellinie als Zeitnehmer. Der 17-Jährige ist in Seehausen geboren worden und wuchs in Baden-Württemberg auf. Eine der schnellsten Zeiten, die er bis Mittag in Iden stoppte, waren 25,59 Sekunden für wenige hunderte Meter.
Wo Kraftprotze flott rangieren,
wirbelt Wischestaub um die Wette
40 Landwirte der Altmark geben Gas für bundesweites Trecker-Rennen / Siegprämie 1000 Liter Diesel
Von Antje Mahrhold
Iden/Altmark. „Ha, drübergefahren“, johlt es schadenfroh
im Fahrerlager, aber ein SafetyCar düst nicht los. Es ist ja auch
keine Formel Eins, die an diesem Freitag kraftstrotzend Idener Wischeboden-Staub aufwirbelt. Aber es ist eine SchlepperChallenge, die Altmark-Premiere feiert und obendrein rustikal
mit Grillhappen und Kühlgetränken auf Touren kommt.
„Rennleiter“ Ralph Quast
bleibt die Ruhe selbst, als er die
rund 40 aus der gesamten Region erwarteten „Piloten“ über
jungfräulich
tiefschwarze
Stahlzinkstufen ins Cockpit des
209-PS-Traktors führt. Porentiefe Reinheit in stylishem Grau
mit Knöpfen und Schaltern in
grellgrün und signalorange
rund um einen extrem handlichen Joystick bilden das Herzstück der Kommandozentrale
mobil-moderner Landwirte. Dafür allerdings muss die Branche
tief in die Brieftasche greifen –
Trecker kosten heutzutage locker mittelsechsstellig.
„25,59 Sekunden, das ist
Bestzeit“, ruft Jakob Dihlmann
kurz vor Zwölf unter satter Endmaisonne. Der 17-Jährige, der
in Seehausen geboren wurde,
Fingerspitzengefühl im Cockpit gefragt: Wer mit dem Joystick gegen Pylone lenkte, musste disqualifiziert werden.
in Baden-Württemberg aufgewachsen ist und nun in der Altmark lebt, steht dem Challenge-Ausrichter-Team eines Rochauer Landtechnikbetriebs als
Zeitnehmer zur Seite. Das Fahrerfeld mit Piloten aus Agrargenossenschaften und Gesellschaften bürgerlichen Rechts
(GbR) rekrutiert sich bis auf ein
einzige Frau komplett männerdominiert. Vertreten sind Tierund
Pflanzenproduktionsbetriebe aus dem Raum Arendsee
und Salzwedel genauso wie das
Gebiet Tangerhütte und das ElbHavel-Land.
An neonroten Startlinie im
grasgrünen Topmodell nehmen
dabei überwiegend Einzellandwirte, aber auch Kollegen im
Nebenerwerb Aufstellung. Dabei hat es der einige hundert
Meter lange Parcours besonders
an seinem Ende in sich. Möglichst flink nämlich soll der
wendige Sechszylinder-Kraftprotz rückwärts eingeparkt
und dazu flott vor und zurück
rangiert werden. Flatterband,
Pylone und Baken geben das
Rangierfeld vor, dessen Grenzen auch kein kleines Bisschen
von den massigen XXL-Reifen
touchiert werden dürfen.
Denn andernfalls kommt das
Fahrerlager belustigt noch
mehr auf Touren, als es die idyl-
lische
Umgebung
sowieso
schon verursacht. Punkte in
diesem dieselkraftdröhnenden
Praxisteil sammeln die Fahrer
sowohl für die Zeit, die sie für
die Durchfahrt des Parcours benötigen, als auch für ihre Präzision. Und wer im Theorieteil
mit Wissen über das Können
des temperamentvollen Schwaben glänzt, heimst weitere Qualifikationszähler ein.
Am Ende sind 6000 Liter Diesel die Siegprämie dieser Trecker-Rallye auf dem Gelände
der Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau
(LLFG). Das reicht beim Topmodell etwa für 15 mal volltanken.
AUF INS FINALE
Bundesweite Schlepper-Challenge
Erstmals hat sich die Altmark am
Traktoren-Wettstreit des schwäbischen Herstellers Deutz beteiligt. Am Wochenende gingen an
bundesweit 80 Standorten Fahrer an den Start, um Geschicklichkeit und Fachwissen unter
Beweis zu stellen. Im praktischen
Teil geht es darum, einen Parcours mit Wendemanöver in kürzester Zeit zu bewältigen. Im
theoretischen Teil sind Fragen
zur Traktorentechnik zu beantworten.
Siegerehrung in Hannover
Die Schlepper-Challenge „Serie 6
CShift“ erstreckt sich über drei
Stufen. Stufe eins ist am Freitag
auf dem Gelände der LLFG Iden
ausgetragen worden. Die Halbfinale beginnen Ende Juni an drei
Standorten in Deutschland, das
Finale ist Anfang September im
ADAC-Fahrsicherheitszentrum in
Nohra bei Weimar. Die Siegerehrung ist Anfang November auf
der weltgrößsten Fachmesse für
Landtechnik „Agritechnica“ in
Hannover.
Rennleiter Ralph Quast hatte alles im Griff. Der Geschäftsführer aus Rochau wies Auch auf den letzten Metern zählte das Können im
nacheinander alle 40 erwarteten Traktor-Piloten in die Strecke ein.
Umgang mit dem temperamentvollen Schwaben.