Südostschweiz, Glarus, 18.9.2015

REGION
Südostschweiz | Freitag, 18. September 2015
Neue Integrationsklasse für
minderjährige Asylsuchende
Die Glarner Brückenangebote (GBA) eröffnen sobald als möglich eine zusätzliche Integrationsklasse
für jugendliche Flüchtlinge in Ziegelbrücke. Aktuell sind zehn Jugendliche, die ohne Eltern oder Verwandte
in die Schweiz gekommen sind, auf einer Warteliste für eine Integrationsmassnahme oder Beschulung.
Den Berufseinstieg ermöglichen: Für minderjährige Asylsuchende gibt es bald eine zusätzliche Integrationsklasse.
von Claudia Kock Marti
I
n Fachkreisen werden sie kurz
«UMA» genannt. Die Abkür­
zung steht für unbegleiteter
minderjähriger Asylsuchender.
Im Glarnerland nimmt ihre
Zahl zu.
Zehn Jugendliche auf Warteliste
Wie die Regierung in ihrem jüngsten
Bulletin schreibt, stellt das Staats­
sekretariat für Migration ab Frühjahr
2014 einen markanten Anstieg von
unbegleiteten minderjährigen Asyl­
suchenden fest. Dies habe auch im
Kanton Glarus zu einem starken An­
stieg der zugewiesenen UMA geführt.
Aktuell sind zehn Jugendliche auf der
Warteliste für eine Integrationsmass­
nahme oder Beschulung. Viele der
neu in den Kanton Glarus eingereisten
Jugendlichen seien aufgrund ihrer
Erlebnisse im Herkunftsland und auf
der teilweise monatelangen Flucht
traumatisiert. Es sei deshalb wichtig,
sie so schnell als möglich in eine sinn­
volle Tagesstruktur zu integrieren.
Ausserkantonale Kurse sind voll
Aufgrund der aktuell – in allen Kan­
tonen – hohen Zahlen sei es derzeit
praktisch unmöglich, für die im Kan­
ton Glarus untergebrachten Jugend­
lichen ausserkantonal Platz in Vor­
bereitungskursen zu finden. Die ent­
sprechenden ausserkantonalen An­
gebote seien überfüllt, so die Regie­
rung weiter.
Eine Lösung hat sie zusammen mit
den kantonal geführten Glarner
Brückenangeboten (GBA) gesucht und
gefunden. Die GBA seien in der Lage,
sehr kurzfristig eine zusätzliche Integ­
rationsklasse (GBA­I) auf dem passen­
den Niveau eines Vorkurses zu führen.
«Wir arbeiten schon länger darauf­
hin», sagt Elisabeth Brugger, Schullei­
terin der Glarner Brückenangebote,
dazu. Der Bedarf sei seit letztem Jahr
ersichtlich geworden.
Beruflichen Einstieg vorbereiten
Die aktuelle Zahl an jugendlichen
Asylsuchenden lasse die Bildung
einer eigenen Klasse für Schul­Unge­
wohnte zu, heisst es im Bulletin. «Es
ist wichtig, Schul­Gewohnte und
Schul­Ungewohnten zuerst einmal
getrennt zu unterrichten», erklärt
Brugger näher. Die Frustration bei
schul­ungewohnten Jugendlichen sei
bei Durchmischung schnell sehr
hoch. Schul­gewohnte Jugendliche
aus dem EU­Raum wüssten schneller,
wie man lerne. Schul­Ungewohnte
müssten neben Deutsch und Mathe­
matik auch grundlegende Fertig­
keiten und Kompetenzen wie zum
Beispiel das Schneiden mit einer
Papierschere erwerben.
Während der eine Jugendliche
nach einer langen Flucht zuerst ein­
mal lernen muss, wieder einen Tag
lang die Schulbank zu drücken,
kommt ein anderer schneller voran
oder kann sogar in ein aufbauendes
Brückenangebot wechseln. Die bis­
herigen Erfahrungen mit jugend­
lichen Asylbewerbern zwischen 15
und 18 Jahren bezeichnet Brugger als
grundsätzlich gut. Die ersten drei Ju­
gendliche nahmen die GBA im Okto­
ber auf. Aktuell sind es ein Schüler
aus Afghanisten und sechs Jugend­
liche aus Eritrea.
Lehrperson ab sofort gesucht
Ressourcenmässig wird für die neue
Klasse in etwa ein zusätzliches Voll­
pensum einer Lehrperson nötig. «Die
Stelle (70 bis 80 Prozent) ist gerade
ausgeschrieben worden», sagt Brugger
dazu. Sie ist optimistisch, kurzfristig
eine geeignete Lehrkraft zu finden.
«Nach den Herbstferien starten zu
können wäre schön», so Brugger.
Das zugehörige Konzept hat sie
zusammen mit Fachpersonen aus an­
deren Kantonen erarbeitet. Das Fein­
konzept, ein angepasster Lehrplan,
wird weiterentwickelt. Am Thema
kulturelle Vielfalt und interkulturelle
Kompetenzen arbeiteten die GBA aber
schon länger, erklärt die Schulleiterin.
Zugleich betont sie, dass die Brücken­
angebote einen schulischen Auftrag
erfüllten. Heilpädagogische Aufgaben
für allenfalls traumatisierte Jugend­
liche könnten die GBA nicht über­
nehmen. Hier sei die Zusammen­
arbeit mit entsprechenden Fach­
stellen gefragt.
Das Konzept der Integration in den
Glarner Brückenangeboten sieht vor,
dass in Zukunft drei Niveaugruppen
im GBA­I geführt werden. Leistungs­
Bild Claudia Kock Marti
bereite Jugendliche aus Ländern ohne
jeglichen Schulunterricht sollen in
drei Jahren GBA­I schulisch so auf den
Einstieg ins Berufsleben vorbereitet
werden, dass sie eine zweijährige
berufliche Grundbildung auf Stufe
eidgenössisches Berufsattest errei­
chen können. Damit würde die beruf­
liche als wichtigstes Element der Inte­
gration ermöglicht, so das Regierungs­
bulletin.
Glarner SP
empfiehlt
Jacques Marti
Die SP des Kantons Glarus
nominiert am Parteitag in
Näfels einstimmig Jacques
Marti (neu) als Nationalratskandidat.
Landrat Hans Ruedi Forrer von der SP­
Sektion Glarus Süd beantragte der Ver­
sammlung, Jacques Marti als National­
rat offiziell im Namen der Glarner SP
zu portieren. Dabei strich er die
«Chrampfer»­Qualitäten, die Intelli­
genz, den Durchhaltewillen und die
bereits grosse politische Erfahrung ins­
besondere als Landrat und GPK­Präsi­
dent von Jacques Marti heraus. Er
betonte, dass Jacques Marti keine hal­
ben Sachen mache. So sei er überzeugt,
dass er sich fürs ganze Glarnerland,
aber auch für eine soziale, solidarische,
familien­ und kinderfreundliche, nach­
haltige und umweltbewusste Schweiz
in Bern einbringen werde.
Jacques Marti erklärte der in gros­
ser Zahl erschienenen SP­Basis seine
Beweggründe für eine Nationalrats­
Kandidatur. Der Präsident der kanto­
nalen SP, Thomas Kistler, versprach
alles zu unternehmen, um den Wahl­
kampf zugunsten des SP­Kandidaten
zu entscheiden. Es brauche dazu aber
alle Glarner SP­Mitglieder in persönli­
chem Einsatz, da die finanziellen
Mittel bei der SP traditionell viel
knapper seien als bei der bürgerli­
chen Konkurrenz. (eing/so)
IMPRESSUM
Unabhängige schweizerische Tageszeitung mit Regionalausgaben
in den Kantonen Graubünden, Glarus, St. Gallen und Schwyz.
Rasche Integration lohnt sich
Und weiter: Der finanzielle Aufwand
sei im Budget 2016 berücksichtigt, für
die noch 2015 anfallenden Kosten sei
mit einer Kreditüberschreitung zu
rechnen. Die an den GBA zusätzlich
anfallenden Kosten würden durch
den Wegfall der kostenintensiven
ausserkantonalen Vorkurse für die
entsprechenden Lernenden kompen­
siert. In der Summe würde die GBA­
Lösung wohl gar zu tieferen Kosten
führen, wenn aktuell nicht mit einer
stark zunehmenden Anzahl Migran­
ten zu rechnen wäre.
«Die Integration der Jugendlichen
in den Kantonen erfolgt im Auftrag
des Bundes», ergänzt Brugger. Ent­
sprechend ihrer Anzahl sei dieser an
den Kosten beteiligt.
Und wie die Regierung selbst fest­
stellt: «Je rascher diese Jugendlichen
eingeschult werden und anschlies­
send eine Ausbildung absolvieren
können, desto weniger Kosten und
Probleme entstehen dem Kanton
langfristig.»
Herausgeberin Somedia Publishing AG
Verleger: Hanspeter Lebrument
CEO: Andrea Masüger
Redaktionsleitung Martina Fehr (Chefredaktorin),
Pieder Caminada, René Mehrmann (Stv. Chefredaktoren), Reto Furter (Leiter Region Graubünden), Rolf Hösli
(Redaktion Glarus), Patrick Nigg (Überregionales),
Thomas Senn (Redaktion Gaster/See), René Weber
(Sport)
Kundenservice/Abo Somedia, Zwinglistrasse 6,
8750 Glarus, Telefon 0844 226 226,
E-Mail: [email protected]
Inserate Somedia Promotion
Verbreitete Auflage (Südostschweiz Gesamt):
81 302 Exemplare, davon verkaufte Auflage 78 482
Exemplare (WEMF-/SW-beglaubigt, 2014)
Reichweite 159 000 Leser (MACH-Basic 2015-1)
Erscheint siebenmal wöchentlich
Adresse: Südostschweiz, Zwinglistrasse 6, 8750 Glarus,
Telefon 055 645 28 28, Fax 055 640 64 40
E-Mail: Redaktion Glarus: [email protected];
[email protected]; meinegemeinde@
suedostschweiz.ch
Ein ausführliches Impressum erscheint in der Samstagsausgabe
© Somedia
INS ERAT
Martin Landolt
Aus Luft einen Energiespeicher gemacht
von Jürg Huber*
Für einmal versammelten sich die
Mitglieder der Glarner Handelskam­
mer zu einem Stehlunch ausserhalb
der Kantonsgrenzen. Grund dafür war
das Projekt «Power to Gas» der HSR in
Zusammenarbeit mit Erdgas Obersee
in Rapperswil­Jona. «Bei diesem Ver­
fahren werden gleich zwei aktuelle
Probleme angegangen», meinte Ge­
schäftsleiter Ernst Uhler zur Einfüh­
rung. Gerade die Energiegewinnung
durch Fotovoltaik oder ein Windkraft­
werk mache es in Zukunft immer
wichtiger, die Energie sinnvoll spei­
chern zu können. Hier setze die Anla­
ge an, da sie die Energie der installier­
ten Solaranlage in Gas umwandelt.
«Gas ist ein guter und günstiger Spei­
cher für Energie», so Uhler. Da Methan
produziert werde, könne ausserdem
Kohlendioxid (CO2) gebunden wer­
den. Neben Energie braucht die Anla­
ge für die Herstellung von Methan nur
noch Wasser. Zuerst werde dabei aus
dem Wasser durch Elektrolyse Wasser­
stoff und Sauerstoff gewonnen. Aus
Wasserstoff und CO2 entsteht dann
das Methan. Während die Produktion
schon seit einiger Zeit reibungslos ver­
läuft, zeigen sich vor allem auf der
wirtschaftlichen Seite noch einige
Stolpersteine. So sei der Wirkungsgrad
noch verhältnismässig gering, dafür
die Produktionskosten noch zu hoch,
erläutert Uhler.
Mit weiteren Erfahrungen vor al­
lem bei grösseren Anlagen könne bei­
5
wieder in den Nationalrat
des deutlich verbessert werden, sagt
der Leiter IET HSR, Markus Friedl.
«Sinn machen die Anlagen vor allem
dort, wo sowohl Strom als auch CO2 in
grossen Mengen produziert werden»,
heisst es von den Verantwortlichen.
Im Auge habe man in erster Linie Keh­
richtverbrennungsanlagen oder Bio­
gasanlagen.
* Jürg Huber ist Pressebeauftragter
der Glarner Handelskammer.
engagiert, erfahren, mutig –
glarnerisch
www.landolt.info