Dr. Christina Breitenstein, Zürich

Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und
Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann)
Geschlechtsunterschiede bezüglich
Partnerschaftsmerkmalen
Prof. Dr. Guy Bodenmann
Universität Zürich
Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und
Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann)
Inhalt des Vortrags
 Männer vom Mars, Frauen von der Venus?
 Mythen, Stereotypien und wissenschaftliche Substanz
 Geschlechtsunterschiede bezüglich
Partnerschaftszufriedenheit
 Geschlechtsunterschiede bezüglich
Konfliktkommunikation
 Geschlechtsunterschiede bezüglich
Unterstützungskommunikation
 Ausblick
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Paare/Familien (Prof. Dr. Guy Bodenmann)
Populärliteratur
 Computerprogramm ‘Gender Genie’ zur 500-WortDiagnose
 1001 Unterschiede zwischen Mann und Frau
• Frauen und Männer können sich nicht verstehen, da
sie eine andere Sprache sprechen
• Heisst das, dass lesbische und homosexuelle Paare
keine Probleme haben, da sie dieselbe Sprache
sprechen? (Cameron)
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 Biologisch bedingte Unterschiede?
 Durch soziale Rollen und Kontextvariablen
bedingte Unterschiede?
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Was sagt uns die Forschung?
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Partnerschaftszufriedenheit
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Meta-Analyse zu Partnerschaftszufriedenheit
(Jackson, Miller, Oka, & Henry, 2014)
N = 101‘100 Personen
k = 226 unabhängige Studien
 Keine signifikanten Unterschiede zwischen Frauen
und Männern in der Allgemeinbevölkerung (g =
0.04),Frauen leicht unzufriedener.
 Leicht weniger zufriedene Frauen bei Paaren in
Paartherapie (g = .22)
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Konfliktkommunikation
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Geschlechtstypische Verhaltensweisen?
Demand
Withdraw
Klagen, Vorwurf,
Wunsch nach
Veränderung seitens
des Partners
Ignorieren der
Forderung des
anderen, Rückzug
vom Gespräch
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Frau
1. Phase
Mann
Konflikt mit heftiger
Auseinandersetzung
Bereits Hinweise auf mögliche
Konflikte führen zu Vermeidung von
Konfliktsituationen (Angst vor
negativem Zustand)
2. Phase
3. Phase
4. Phase
5. Phase
Physiologische Überschwemmung
und Rückzug
Frau sucht die
Auseinandersetzung und
stimuliert Konflikte
Nach einer Weile setzt
Frustration ein, die Motivation
verliert sich und die Frau
beginnt sich zurückzuziehen
Rückzug der Frau und Ende
der Partnerschaft
Mann vermeidet Konfliktsituationen
und zieht sich zurück
Der Rückzug der Frau beunruhigt
den Mann, der jetzt häufiger das
Gespräch sucht
Vergebliches Bemühen des Mannes
um die Rettung der Partnerschaft
Scheidung
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(Gottman, 1994; Bodenmann, 2012)
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Studie (B. Baucom, McFarlan & Christensen, 2010)
N = 75 Paare
20 lesbische Paare
15 homosexuelle Paare
20 unverheiratete heterosexuelle Paare
20 verheiratete heterosexuelle Paare
Videoanalysen der Paarinteraktion
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Ergebnisse (B. Baucom, McFarlan & Christensen, 2010)
 Keine Unterschiede zwischen den Gruppen
 Mehr Demand-Verhalten in allen Gruppen, wenn eigenes
Problem thematisiert wird
 Frauen in allen Gruppen mehr Demand-Verhalten
 Männer in allen Gruppen mehr Withdraw-Verhalten
 Polarisierung war grösser bei Themen, die von der Frau
eingebracht wurden (stärkeres Demand-Withdraw-Muster)
 Alle Paare zeigten geringere Partnerschaftszufriedenheit
bei Demand-Withdraw-Verhaltensmuster
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Demand-Withdraw bei hetero- und
gleichgeschlechtlichen Paaren (Baucom et al., 2010)
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Meta-Analyse
Kategorie
Hostilität
Rückzug
Unzufriedenheit
ausdrücken
(Woodin, 2011)
d (Durchschnitt)
.16
.16
.16
Signifikanz
*** (♀ > ♂)
*** (♀ < ♂)
*** (♀ > ♂)
Problemlösen
.06
+ (♀ < ♂)
Intimität
.04
+ (♀ > ♂)
Keine Geschlechtsunterschiede bezüglich Korrelationen der
Kommunikationskategorien und der Partnerschaftszufriedenheit.
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Unterstützungskommunikation
(dyadisches Coping)
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Dem anderen mitteilen, was man
erlebt hat und wenn man froh um
seine Unterstützung wäre
Gemeinsame
Stressbewältigung
wahrnehmen, dass der Partner
gestresst ist
Emotionales Eingehen auf den
Partner (Einfühlen), Verständnis
zeigen und erst anschliessend
praktische Unterstützung
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Experimentelle Studie (Bodenmann, Heinrichs & Bradbury)
Einführung in
die Studie
Fragebögen
Interaktion
des Paaren
8 Minuten
StressInduktion
Interaktion
des Paaren
8 Minuten
(unstrukturiert)
TSST
(unstrukturiert)
Fragebögen
Debriefing
Experimentelle Bedingungen (Randomisierte Zuweisung)
a) Frau gestresst
b) Mann gestresst
c) Beide gleichzeitig aber in separaten Räumen gestresst
Daten
a) Selbstberichtdaten (Trait; 4x State)
b) Biologische Daten (Kortisol 9x, Herzrate online)
c) Verhaltensbeobachtungsdaten (SEDC)
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Stressinduktion mittels Trier Social Stress Test (TSST)
1. Vorstellungsgespräch vor
Expertengremium
2. Arithmetische Aufgabe
(Kirschbaum, Pirke & Hellhammer, 1993; Dickerson & Kemeny, 2004)
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Stressinduktion infolge des TSST
 stronger stress reaction in men;
 no difference with regard to groups (alone or both partners stressed
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Verhaltensbeobachtung
Oberflächliche
Stresskommunikation
Emotionale
Selbstöffnung
Emotional neutrale, mehr globale,
faktische Schilderung der
Stresssituation
Emotionsbezogene Schilderung der
Erfahrung mit Erzählen dessen, wie
es einem dabei ergangen ist
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Verhaltensbeobachtung
Positive
Unterstützung
Zuhören, Zuwendung, Verständnis,
Empathie, Solidarisierung, Aufmunterung,
Hilfe zur Umbewertung, Hilfe zur Beruhigung
Negative
Unterstützung
Verbal/nonverbal negative Reaktionen
(Abwertungen, den Stress des Partners
lächerlich machen), ambivalente oder
oberflächliche Unterstützung
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Ergebnisse
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Zusammenhang zwischen oberflächlicher
Stresskommunikation und positiver Unterstützung
Tendenziell signifikant (.08)
Männer
signifikant (.02)
Frauen
Bodenmann, Meuwly, Germann, Nussbeck, Heinrichs, & Bradbury (in press)
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Zusammenhang zwischen oberflächlicher
Stresskommunikation und positiver Unterstützung
Nicht signifikant (.84)
signifikant (.04)
Männer
Frauen
Bodenmann, Meuwly, Germann, Nussbeck, Heinrichs, & Bradbury (in press)
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Zusammenhang zwischen emotionaler Selbstöffnung und
negativer Unterstützung
signifikant (.02)
Männer
Nicht signifikant (.63)
Frauen
Bodenmann, Meuwly, Germann, Nussbeck, Heinrichs, & Bradbury (in press)
Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und
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Zusammenhang zwischen emotionaler Selbstöffnung und
negativer Unterstützung
signifikant (.01)
Nicht signifikant
Männer
Frauen
Bodenmann, Meuwly, Germann, Nussbeck, Heinrichs, & Bradbury (in press)
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Take Home Message
Keine Unterschiede in der Partnerschaftszufriedenheit von
Frauen und Männern (Jackson et al., 2014)
Kaum Unterschiede in der Kommunikation im allgemeinen,
jedoch leicht stärkere Tendenz der Frauen zu DemandVerhalten, während Männer mehr zu Rückzug neigen.
Allgemein mehr Varianz innerhalb eines Geschlechts als
zwischen den Geschlechtern.
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Take Home Message
Keine Unterschiede im Unterstützungsverhalten von Frauen und
Männern.
Männer verlieren jedoch unter Stress ihre Unterstützungsressourcen. Sie reagieren negativer auf emotionale
Selbstöffnung der Frau, wenn sie selber gestresst sind.
Insgesamt sind nur wenige Geschlechtseffekte wissenschaftlich
dokumentiert. Diese gehen meist auf Geschlechts
rollen, das Untersuchungsdesign oder Moderatoren zurück.
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Ich danke für Ihr Interesse
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