Lernen durch Engagement

Das Potential von LdE für
eine inklusive Lernkultur
Anna Mauz, Freudenberg Stiftung – Geschäftsstelle des Netzwerks Service-Learning –
„Lernen durch Engagement“
Workshop Fachtagung „Kompetent durch Engagement“ am 14.10.2015 München
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Inklusion in aller Munde
„Inklusion ist eine Bürokratiemaschine“ (DIE ZEIT, 2015)
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Was bedeutet
Inklusion für Sie?
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,,Inklusion ist eine Utopie. Aber eine für
die es sich lohnt zu kämpfen.“
(Raul Krauthausen, Gründer der SOZIALHELDEN)
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Inklusive Zukunft
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Unsere These:
Lernen durch
Engagement als ein
Schlüssel für inklusive
Lernkultur.
© Willi Heidelbach
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O-Töne aus der Praxis
„Die Differenzierung ergibt sich dabei wie von selbst, da sich jeder
Schüler genau da einbringt, wo seine Stärken und Talente sind.“
(Ulrike Weiblen, Lehrerin an der Schillerschule Münsingen)
„Die Lernkultur hat sich durch LdE positiv verändert: Die Potentiale der
einzelnen Schülerinnen und Schüler werden wahrgenommen und
individuell in die Projektarbeit eingebracht, die Motivation der Lernenden
steigt, die Schulverweigerung nimmt ab und die Einstellung zur Schule
verbessert sich.“
(Marion Schlüter, Koordinatorin für Aus- und Weiterbildung an der Kurt-TucholskySchule Flensburg)
„Jeder Schüler kann sich ausleben und einbringen, das ist
beeindruckend.“
(Ingrid Burow-Hilbig, stv. Schulleiterin Ernst-Reuter-Schule Frankfurt)
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Praxisbeispiel 1:
Ernst-Reuter-Schule II Frankfurt
Die Sechstklässler üben im Deutschunterricht das betonte
Vorlesen, beschäftigen sich mit Kinderliteratur
UND gestalten Vorlese„Ich war überwältigt von dem Gefühl,
nachmittage für
dass dieser Junge das erste Mal in
Kitakinder in der
seinem Leben so etwas wie Geltung,
Anerkennung und vielleicht sogar eine
Stadtbücherei.
Daseinsberechtigung spürte. Die
Entwicklung, die besonders bei dem
Junge mit Förderbedarf zu beobachten
war, war phänomenal.“
(Jenny Desoi, Lehrerin Ernst-ReuterSchule II)
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Praxisbeispiel 2:
Schillerschule Münsingen
Achtklässler*innen beschäftigen sich in Religion/Ethik mit
Solidarität, Menschen in Not, Nächstenliebe und sozialer
Verantwortung
UND bringen sich in
„LdE ist durch die
unterschiedlichen Projekten
vielfältigen, breit
in gemeinnützigen Organisationen gefächerten Aufgaben, die
den Schülern zur
in ihrer Gemeinde ein.
Verfügung stehen, wie
gemacht für Inklusion.“
(Ulrike Weiblen, Lehrerin
Schillerschule)
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Auf die Qualität der Umsetzung kommt es an
Die LdE Qualitätsstandards (vgl. Seifert, Zentner & Nagy, 2012)
Realer Bedarf
Curriculare Anbindung
Reflexion
Partizipation
Engagement außerhalb der
Schule
Anerkennung & Abschluss
© Jennifer DeSantis
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Potential für inklusive Lernkultur:
Realer Bedarf
Reale Probleme haben mehr als einen
Lösungsweg  Potential für
Binnendifferenzierung.
Vielfalt von Recherchemethoden macht die
aktive Teilnahme aller Schüler*innen
möglich.
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Potential für inklusive Lernkultur:
Curriculare Anbindung
Alle Schüler*innen werden erreicht: Kinder
die sonst eher Hilfe empfangen werden bei
LdE selbst zu Helfern und Problemlösern.
Tieferes Verständnis der Unterrichtsinhalte
durch praktische Anwendung.
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Potential für inklusive Lernkultur:
Reflexion
Vielfalt von Reflexionsmöglichkeiten:
schriftlich, mündlich, usw.
Vielfalt von Reflexionsebenen: über sich
selbst, den Projektverlauf, gesellschaftlichen
Kontext, usw.
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Potential für inklusive Lernkultur:
Partizipation
Aktive Teilhabe aller Schüler*innen in allen
Phasen des Projekts.
 „Außenperspektive“ ≠ „Innenperspektive“
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20.10.2015
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Potential für inklusive Lernkultur:
Engagement außerhalb der Schule
Begegnungen werden geschaffen.
Rückmeldung von Menschen außerhalb der
„alltäglichen“ Lebenswelt.
Engagementpartner werden für Potentiale
sensibilisiert, die häufig übersehen werden.
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20.10.2015
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Potential für inklusive Lernkultur:
Anerkennung & Abschluss
Schüler*innen ihre eigene Wirksamkeit vor
Augen führen: Für Schüler*innen mit
Hindernissen für Teilhabe und Lernen keine
Selbstverständlichkeit.
Stärkung des Wir-Gefühls.
Raum für Begegnung.
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20.10.2015
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Unsere These:
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Engagement als ein
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© Mohammed Moosa
Inspirations- Karussell
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Ergebnisse aus dem
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Ergebnisse aus dem
Inspirations-Karussell
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Ergebnisse aus dem
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Ergebnisse aus dem
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Ergebnisse aus dem
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Frage:
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Engagement als ein
Schlüssel für inklusive
Lernkultur?
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Was bedeutet Inklusion für Sie?
Eindrücke aus dem
Workshop
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Danke fürs Zuhören
Weitere Informationen unter:
Geschäftsstelle des Netzwerks Service-Learning - »Lernen durch Engagement«
Freudenberg Stiftung
Team »Lernen durch Engagement«
Brunnenstraße 29
10119 Berlin
Telefon: 030-44046030
Web: www.lernen-durch-engagement.de
E-Mail: [email protected]
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Inspirations- Karussell
Materialien
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Das Engagement gut vorbereiten und abstimmen
LdE-Qualitätsstandard Realer Bedarf
Das Engagement der Schüler/innen reagiert auf einen realen Bedarf. Sie
übernehmen bei ihrem Engagement Aufgaben, die von allen Beteiligten als
sinn- und bedeutungsvoll wahrgenommen werden.
Das heißt …
 Die Schüler/innen behandeln bei ihrem Engagement kein fiktives Problem.
 Das Engagement der Schüler/innen wird tatsächlich gebraucht (vom Engagementpartner, von den Menschen, denen es zugute kommt, oder von Stadtteil/Gemeinde/der Gesellschaft).
 Bei ihrem Engagement übernehmen die Schüler/innen entsprechend ihrer Kompetenzen eine verantwortungs- und bedeutungsvolle Aufgabe.
 Die Art und Weise, wie die Schüler/innen ihr Engagement ausführen, ist für den
Engagementpartner eine echte Unterstützung.
Wenn die Schüler/innen sich bei ihrem Engagement mit ihrem Wissen und Können,
mit ihren Stärken und Interessen, wirklich einbringen und etwas Sinnvolles beitragen
können, erfahren sie Selbstwirksamkeit und Anerkennung. Durch eine verantwortungsvolle und herausfordernde Aufgabe, die die Schüler/innen als „ihre“ Aufgabe
begreifen (Dewey, 1916/2000) entsteht Neugier, Motivation und viel Gesprächsstoff,
an den in der Schule angeknüpft und wodurch weiterer Kompetenzerwerb angestoßen werden kann (Billig, Root & Jesse, 2005b; Blank, 2007; Conrad & Hedin, 1982,
1991). Und es wird verhindert, dass die Schüler/innen als „günstige Hilfskräfte“ wahrgenommen oder gar als Belastung empfunden werden.
Eine langweilige, für die Schüler/innen sinnlos erscheinende Tätigkeit kann dagegen
zu Demotivierung und Ablehnung des Engagements – auch auf lange Sicht – führen.
Den realen Bedarf für das Engagement in einer Recherchephase gemeinsam herauszufinden, genau zu ergründen und das Engagement darauf abzustimmen, sollte daher
Teil eines jeden LdE-Vorhabens sein (Zeit für Recherchephase nehmen und Recherche
gut mit den Schüler/innen vorbereiten).
© Freudenberg Stiftung, Team Lernen durch Engagement
1
Den Unterricht mit LdE planen und gestalten
LdE-Qualitätsstandard Curriculare Anbindung
Service-Learning ist Teil des Unterrichts, und das Engagement wird mit Unterrichtsinhalten verknüpft.
Das heißt: Die Curriculare Anbindung bei Service-Learning ist ein Puzzleteil aus zwei
(eng miteinander in Verbindung stehenden) Teilen:
 strukturelle curriculare Anbindung: LdE ist keine „Extra-Aktivität“ und kein freiwilliges Zusatzangebot, sondern Teil des Unterrichts, also in die „reguläre“, verpflichtende Lernzeit in der Schule bewusst eingebunden. Wie genau, legt jede
Schule/jedes Lehrerteam individuell fest.
 inhaltliche curriculare Anbindung: Es gibt bei LdE eine inhaltliche Verbindung zwischen Engagement und Lernen, die Bezug auf die Bildungs- und Lehrpläne nimmt.
Denn: ein Kernziel von Lernen durch Engagement ist, dass Schüler/innen die praktische Anwendbarkeit von schulischem Wissen erfahren und dass sie umgekehrt
mit ihren praktischen Erfahrungen aus dem Engagement den Unterricht/das eigene Lernen bereichern können. Dadurch wird das in der Schule erworbene Wissen
in einen Kontext gesetzt. Es wird von rein abrufbarem, („trägem“) Wissen zu verstandenem, transferfähigem Wissen, das auch auf andere Situationen übertragen
werden kann (vgl. die pädagogischen Ideen von John Dewey, 1916/2000). Unterricht wird lebendig und handlungsorientiert.
Studien haben gezeigt, dass eine enge inhaltliche curriculare Anbindung zu signifikant besseren schulischen Leistungen bei Service-Learning führen kann (Billig & Klute,
2003; Billig, Klute & Sandel, 2003; Billig, Root & Jesse, 2005b; Meyer, Billig &
Hofschire, 2004; Santmire, Giraud & Groskopf, 1999). Das heißt, LdE erwies sich dann
als besonders effektiv, wenn von Beginn an spezifische Ziele für den Kompetenzerwerb bewusst geplant und im Verlauf von Service-Learning verfolgt wurden. Je klarer
die Ziele definiert werden und je offensichtlicher die fachlichen Lerninhalte zu den
Aktivitäten bei LdE in Verbindung stehen, desto höher der Lernerfolg bei den Schüler/innen (Ammon, Furco, Chi & Middaugh, 2002, Melchior & Bailis, 2002).
Darüber hinaus ist die strukturelle curriculare Anbindung an den regulären Unterricht wichtig, um auch die Schüler/innen zu erreichen, die freiwillige Angebote in der
Regel nicht annehmen. Denn oft sind das gerade diejenigen Schüler/innen, die in Bezug auf ihre kognitiven Leistungen, ihren Selbstwert und ihr Selbstwirksamkeitserleben ganz besonders von LdE profitieren können.
© Freudenberg Stiftung, Team Lernen durch Engagement
2
Lernen und Engagement verbinden
LdE-Qualitätsstandard Reflexion
Es findet eine regelmäßige und bewusst geplante Reflexion der Erfahrungen
der Schüler/innen statt.
Reflexion ist – einfach formuliert – das Nachdenken über einen Sachverhalt. Bei Service-Learning spielt dies eine wesentliche Rolle im Lernprozess: Strukturierte und bewusst geplante Reflexion im Unterricht verwandelt die konkreten Erfahrungen, die
die Schüler/innen beim Engagement sammeln, in „echte“ Lernerfahrungen. Reflexion
wird daher auch als Bindeglied zwischen Engagement (Service) und Lernen (Learning)
bezeichnet und sollte sich wie ein roter Faden durch das gesamte LdE-Vorhaben ziehen (Seifert, Zentner & Nagy, 2012). Reflexion hat mehrere Funktionen:
 Reflexion über den Zusammenhang von Lernen und Engagement: Durch das gezielte, mit spezifischen Fragen angeleitete Nachdenken über das eigene Handeln
wird fachlicher Kompetenzerwerb angestoßen und die inhaltliche curriculare Anbindung ermöglicht.
 Reflexion über den Projektverlauf: Was läuft gut? Was wollen wir verändern? 
Reflexion hilft bei der Planung und Steuerung des Engagements
 Reflexion über sich selbst, z. B. über Erwartungen und Ängste, mögliche Vorurteile, persönliche Veränderungen  Reflexion kann die emotionale, soziale und persönliche Weiterentwicklung der Schüler/innen anstoßen.
 Reflexion über den gesellschaftlichen Kontext: Die Reflexion soll die Schüler/innen anregen, über den Kontext und die (gesellschaftliche) Bedeutung der eigenen Erfahrung nachzudenken, um den Sinn den Engagements zu verstehen und
einordnen zu können.
Anspruchsvolle Reflexion fördert sowohl die Motivation, sich in Schule und Gesellschaft aktiv einzubringen, als auch den akademischen und sozialen Kompetenzerwerb
(Billig, Root & Jesse, 2005a; Billig, Root & Jesse, 2005b; Root & Billig, 2008). Immer
wieder stellt sich in Studien heraus, dass dabei die so genannte kognitive Herausforderung eine wichtige Rolle spielt (vgl. z. B. Billig, 2007, 2009). Damit ist gemeint: Reflexion soll die Schüler/innen zu möglichst tiefem Nachdenken anregen – z. B. durch
die Konfrontation mit Sachverhalten, die bisherige Überzeugungen in Frage stellen,
die Übernahme fremder Perspektiven oder die Analyse von Gemeinsamkeiten und
Unterschieden (Billig, 2006; Pritchard & Whitehead, 2004, Toole & Toole, 1995).
Weitere wichtige Eigenschaften guter Reflexion sind Kontinuität (Reflexion vor dem
Engagement, danach und regelmäßig in dessen Verlauf) und Methodenvielfalt.
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3
Teilhabe ermöglichen und begleiten
LdE-Qualitätsstandard Schülerpartizipation
Die Schüler/innen sind aktiv an der Planung, Vorbereitung und Ausgestaltung
des LdE-Vorhabens beteiligt.
Partizipation, Teilhabe, Mitwirkung, Mitbestimmung – bei Service-Learning gilt es, die
Schüler/innen im gesamten Verlauf des LdE-Vorhabens aktiv zu beteiligen und ihnen
Verantwortung zu übertragen – nicht nur bei der Durchführung des Engagements
selbst. Partizipation bei LdE heißt, dass die Schüler/innen, auch im Unterricht, bei
Planung, Ausgestaltung, Reflexion und Nachbereitung des Engagements Entscheidungen treffen und Verantwortung übernehmen.
Lernen durch Engagement ist eine Lehr- und Lernform, die das selbstgesteuerte Lernen der Schüler/innen anregen möchte. Schon bei der Vorbereitung des Engagements werden eigenständige Fragestellungen erdacht und eigene Ideen entwickelt.
Geschieht dies nicht und werden das Engagement und dessen genaue Ausgestaltung
quasi verordnet, ist es fraglich, ob es von den Schüler/innen überhaupt als Möglichkeit der gesellschaftlichen Teilhabe wahrgenommen wird.
In der Umsetzungsphase des Engagements sind die Schüler/innen dann zusätzlich
herausgefordert, Verantwortung für sich selbst, für ihr Engagement und für ihren
Lernprozess zu übernehmen: Sie gestalten den LdE-Verlauf eigenverantwortlich mit,
haben durch die regelmäßige Reflexion über das Engagement eine Stimme im Prozess, sie besprechen gemeinsam Probleme, erarbeiten Lösungsvorschläge und setzen
diese eigenständig um. Sie erhalten die Möglichkeit, den eigenen Lernprozess in die
Hand zu nehmen, eigene Lernfortschritte zu erkennen und zu bewerten und können
Auswertung und Abschluss des LdE-Vorhabens aktiv mitgestalten.
Studien zeigen, dass Schüler/innen sich schulisch und zivilgesellschaftlich stärker einbringen, wenn sie in jeder Phase von Service-Learning eine Stimme haben (Billig, Root
& Jesse, 2005a; Bradley, 2003; Fredericks, Kaplan & Zeisler, 2001; Morgan & Streb,
2001). Sinn im Tun entsteht für Schüler/innen vor allem, wenn ihre eigenen Ideen
berücksichtigt werden (Billig, 2006; Brophy, 2004). Das heißt auch, Service-Learning
wird dann als sinnvoll erlebt, wenn die Schüler/innen in Auswahl, Analyse und mögliche Lösung eines Problems aktiv eingebunden sind und sie eine persönliche Verbindung zu ihrer Aufgabe beim Engagement aufbauen können.
© Freudenberg Stiftung, Team Lernen durch Engagement
4
Mit Engagementpartnern zusammenarbeiten
LdE-Qualitätsstandard Engagement außerhalb der Schule
Das praktische Engagement der Schüler/innen findet außerhalb der Schule
und in Zusammenarbeit mit Engagementpartnern statt.
Es geht bei Lernen durch Engagement auch um die Öffnung von Schule, um die Entwicklung hin zu einer „Schule im Stadtteil/in der Gemeinde“. Für die Schüler/innen
bietet das Engagement außerhalb der Schule neue Lernorte. Sie erhalten die Möglichkeit, Situationen zu meistern, in die sie der „normale“ Schulalltag nicht bringen
würde. Sie üben den Transfer ihres Wissens und ihrer Kompetenzen vom eher „geschützten Raum“ Schule ins Leben außerhalb des Schulgebäudes. Sie stellen sich
komplexen, ganzheitlichen und authentischen Lernsituationen. Durch ihr Engagement
in der Gemeinde bzw. in ihrem Stadtteil lernen sie, wie sie – in Zusammenarbeit mit
Engagementpartnern – einen nützlichen Beitrag für die Gesellschaft leisten können.
Dadurch erleben sie die Sinnhaftigkeit ihres Lernens und Handelns.
Und: Sie kommen mit Menschen in Kontakt, denen sie in ihrem persönlichen/gewohnten Umfeld möglicherweise nicht begegnen, lernen andere Milieus, andere soziale Gruppen, andere Lebenswelten und Perspektiven kennen. Durch diese
Kontakte können Brücken innerhalb der Gesellschaft geschlagen werden und es entsteht „soziales Kapital“ (Putnam, 1995, 2000).
Ein Engagement außerhalb der Schule bringt unmittelbar die Zusammenarbeit mit
anderen Menschen und Akteuren in Stadtteil und Gemeinde mit sich. Eine Kooperation mit außerschulischen Partnern gehört daher zu jedem LdE-Vorhaben – und die
gute Ausgestaltung dieser Zusammenarbeit ist eine Herausforderung, die sich durch
den gesamten Verlauf von Service-Learning zieht:
 Für einen guten Start sind die ersten Absprachen miteinander entscheidend (Ziele
vereinbaren, Interessen und Bedürfnisse aller Beteiligten klären, realen Bedarf
herausarbeiten …).
 Im Verlauf gilt es regelmäßige, gegenseitige Feedbackprozesse zu organisieren
und zu gestalten.
 Am Ende eines LdE-Vorhabens stehen oft ein gemeinsamer, feierlicher und würdigender Abschluss sowie ein gemeinsamer Blick auf das Erreichte.
© Freudenberg Stiftung, Team Lernen durch Engagement
5
Das Engagement aller Beteiligten wertschätzen
LdE-Qualitätsstandard Anerkennung und Abschluss
Das Engagement und die Leistungen der Schüler/innen werden durch Feedback im gesamten Prozess und bei einem anerkennenden Abschluss gewürdigt.
Zu Service-Learning gehört es, die Beiträge und Leistungen der Schüler/innen von
Beginn an bewusst wertzuschätzen, regelmäßige Rückmeldungen dazu zu geben und
mit einem würdigenden Abschluss am Ende gebührend zu feiern.
Dies sollte Teil einer motivierenden und unterstützenden Anerkennungskultur sein,
die sich durch den gesamten Verlauf von Service-Learning zieht und alle Beteiligten,
also auch Lehrer/innen und Engagementpartner, mit einschließt. Denn jede/jeder
Einzelne trägt auf ihre/seine Weise zum Gelingen von Lernen durch Engagement bei
und bringt sich mit Zeit, Kompetenz und Herzblut ein, damit am Ende alle von der
gemeinsamen Erfahrung profitieren können.
 Eine Anerkennungskultur bei Service-Learning zeigt sich z. B. durch ein kooperatives Lernklima und dadurch, dass alle Beteiligten (Schüler/innen, Lehrer/innen, Engagementpartner …) eine Stimme haben und sich aktiv und mit Verantwortung
einbringen können.
 Anerkennung entsteht außerdem durch regelmäßiges gegenseitiges Feedback im
Verlauf von LdE, durch persönliche Wertschätzung und „Danke“ sagen …
 … sowie – am Ende von Service-Learning – durch einen bewussten Abschluss des
LdE-Vorhabens, eine gemeinsame Auswertung (Reflexion), durch die Zertifizierung
der erworbenen Kompetenzen der Schüler/innen und durch eine gemeinsame Abschlusspräsentation und -feier, die zudem für öffentliche Wahrnehmung und
Wertschätzung des Engagements der Beteiligten sorgen kann (schulintern und
schulextern).
© Freudenberg Stiftung, Team Lernen durch Engagement
6
Literaturverzeichnis
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© Freudenberg Stiftung, Team Lernen durch Engagement
8