3 - Deutsches Baublatt

BLICKPUNKT
DEUTSCHES BAUBLATT NR. 382 September | Oktober 2015
Licht und Schatten
Billig dominiert
Baumaschinen-Umsatz-Prognose 2015 nach oben korrigiert
Das wirtschaftlichste Angebot hat das Nachsehen
teinamerika bleiben hinter den Erwartungen zurück. Nach Produktgruppen
sortiert gibt es deutliche Unterschiede.
Während die Nachfrage nach Erdbaumaschinen etwas enttäuscht – vor allem Großmaschinen finden wegen der
weltweiten Bergbau-Krise derzeit wenig
Kunden – geht es in der Betontechnik
weiter aufwärts. Auch bei Straßenbaumaschinen läuft es aktuell noch rund.
Branchenweit liegt nach einem starken
Jahresbeginn der Auftragseingang aktuell bei minus zwei Prozent gegenüber
dem Vorjahr, die Umsätze sind aber
deutlich im Plus.
Auftragseingang Januar bis Mai 2015/2014.
Grafik: VDMA
FRANKFURT AM MAIN. Die deutschen Baumaschinenhersteller sind zur
Mitte des Jahres optimistischer als zu Jahresbeginn – „auch wenn die Unsicherheit aktuell das größte Hindernis für uns ist“, so Johann Sailer, Vorsitzender
des VDMA-Fachverbandes Bau- und Baustoffmaschinen. Der Umsatz der Mitgliedsunternehmen liegt in den ersten fünf Monaten branchenweit zweistellig
im Plus. Trotz eines Dämpfers im Mai korrigieren die Baumaschinenhersteller
deshalb ihre Prognose für 2015 nach oben. Ein Umsatzplus von vier Prozent auf
8,7 Milliarden Euro scheint machbar. Die Baustoffanlagenhersteller sind dagegen skeptischer. Viele Unternehmen sind im Plan, Großaufträge aber rar und
hart umkämpft. „Wir gehen deshalb hier für 2015 von einer schwarzen Null
aus“, erklärt Sailer. Das entspräche einem Umsatz von 4,3 Milliarden Euro.
Somit käme die Gesamtbranche Bau- und Baustoffmaschinen 2015 auf einen
Umsatz von rund 13 Milliarden Euro.
Der Baumaschinenabsatz in Europa
und Nordamerika ist in den ersten fünf
Monaten des Jahres deutlich gewachsen
– und das, obwohl sich der russische
Markt mit einem Minus von rund 70
Prozent im freien Fall befindet. Auch
Frankreich, ehemals der zweitgrößte
Baumaschinenmarkt Europas, liegt
mit einem Rückgang von 19 Prozent
gegenüber dem Vorjahr überdurchschnittlich stark im Minus. Die Treiber des Geschäfts sind Großbritannien,
Skandinavien und Deutschland. Auch
aus Polen erwarten sich die Hersteller
in diesem Jahr neuen Schwung. Südeuropa holt langsam wieder auf. Dennoch
hat Europa immer noch einen Genesungsprozess vor sich, „das ist für uns
Baumaschinenhersteller ganz zentral“,
betont Sailer. Der nordamerikanische
Baumaschinenmarkt läuft gut und hat
heute schon das Niveau der Vorkrisenzeit von 2006 erreicht. Im nächsten
Jahr erwartet die Branche dort deshalb
eher eine flache Entwicklung. Weiteres Wachstum kommt noch aus Saudi-Arabien und den Emiraten. China,
Indien, Südostasien und vor allem La-
Nach einem kurzen Zwischenhoch
trübt sich die Auftragslage bei Baustoffanlagen derzeit wieder an. Die Gründe
sind vielfältig: Die Unternehmen bekommen vor allem geplatzte Aufträge
aus dem für viele Betriebe sehr wichtigen russischen Markt zu spüren; zum
Teil in einer Größenordnung von bis zu
80 Millionen Euro. Auch die Fusion der
beiden Branchenführer in der Zement­
industrie, Lafarge und Holcim, hat die
Branche durcheinandergewirbelt und
einen Investitionsstau hervorgerufen.
Weltweit fehlen Großprojekte und
identifizierbare
Wachstumsmärkte.
Zwar gibt es viele Projekte, aber immer
weniger werden auch tatsächlich realisiert: „Um diese wenigen buhlen dann
alle“, erläutert Sailer. Das Spielfeld werde kleiner. Um auch in Zukunft zuversichtlich mitspielen zu können, benötigen die Baustoffanlagenbauer mehr
Aufträge, fügt er hinzu. Neben Russland bereiten auch die Märkte in Südeuropa und Südamerika derzeit Schwierigkeiten. Impulse gibt es dagegen aus
Skandinavien, dem Nahen und Mittleren Osten sowie Südostasien. Dass sich
viele Unternehmen diversifiziert haben
und Anlagen in unterschiedliche Branchen liefern, erweist sich ebenfalls als
positiv für die Auftragslage. Am Ende
des Jahres wird aber für die Baustoffanlagenhersteller nicht mehr als eine
schwarze Null herausspringen.
MÜNCHEN. In 76 Prozent der Fälle erhält das billigste Angebot bei der Vergabe
von Bauprojekten den Zuschlag. Nur selten hat das aus Gesamtsicht wirtschaftlich sinnvollste Angebot die Nase vorn. Das ergab die jüngste Umfrage der Bayeri­
schen Ingenieurekammer-Bau. Diese stellt fest: Bei der Vergabe von Planungsleistungen im Bauwesen steht allzu oft der Preiswettbewerb im Vordergrund,
was zu Lasten der Qualität geht und eine unwirtschaftliche Bauausführung mit
hohen Folgekosten nach sich zieht. „Wenn der Billigste den Zuschlag für ein Projekt bekommt und nicht der Beste, gefährdet das die Qualität in höchstem Maße.
Von der Sicherheit ganz zu schweigen. Die beste Lösung entsteht im Wettbewerb
der Leistungen und Ideen, nicht im Wettbewerb der Preise“, stellt Dr. Heinrich
Schroeter, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau, klar.
Das deckt sich mit einer ähnlichen Beobachtung, welche die Landesvereinigung
Bauwirtschaft von Baden-Württemberg
gemacht hat. Diese beklagt, dass Innovationen auf dem Bau blockiert werden,
weil bei der Vergabe von öffentlichen
Bauaufträgen keine Nebenangebote
mehr berücksichtigt werden. Laut einem
Beschluss des Bundesgerichtshofes vom
7. Januar 2014 (Az. X ZB 15/13) dürfen
sogenannte Nebenangebote bei einer
europaweiten Ausschreibung durch öffentliche Aufraggeber nicht mehr zugelassen werden, wenn der Preis das einzige
Kriterium ist, nach dem ein Auftrag vergeben wird. Damit ist es für Baufirmen
unmöglich, der ausschreibenden Stelle
alternative Lösungsmöglichkeiten anzubieten. Durch Nebenangebote sind Unternehmen in der Lage, einen „Plan B“
zu offerieren, an den der Auftraggeber bis
dahin nicht gedacht hat. Nebenangebote technischen Inhalts machen es Bietern
möglich, firmenspezifisches Know-how
für die Verbesserung ihrer Wettbewerbsposition zu nutzen, wo­
raus letztlich
auch die Auftraggeber wirtschaftliche
Vorteile erzielen. Geschäftsführer Dieter Diener von der Landesvereinigung
Bauwirtschaft von Baden-Württemberg
fordert daher zu raschen Entscheidungen auf, um den derzeitigen Stillstand
zu beenden: „Durch den dauerhaften
Ausschluss von Nebenangeboten werden zahlreiche innovative Bauverfahren
oder auch kostengünstigere Lösungen,
die unsere Bauunternehmen anbieten
könnten, von Vornherein abgeblockt. So
kann es nicht weitergehen.“
Anzeige
KEINEN CAT
in unserem Fuhrpark zu haben ist für uns unvorstellbar. Ebenso wenig würden wir auf den Check
durch unseren Zeppelin Produkt- und Einsatzberater verzichten. Unser Gewinnungsprozess steht
turnusmäßig auf dem Prüfstand, Maschinenflotte, Fahrwege, Fahrzeiten und Gesamteffizienz –
alles muss sich immer wieder erneuern und verbessern. Nur in den Tag hinein zu wirtschaften, das
KANN ICH MIR NICHT LEISTEN.
Dipl.-Ing. Dipl.-Wirtsch. Peter Nüdling
Geschäftsführer der FRANZ CARL NÜDLING Basaltwerke GmbH & Co. KG, Fulda
www.zeppelin-cat.de
3
Meist gewinnt das billigste Angebot.
Foto: Deutsches Baublatt
Im neuen Vergabehandbuch für den
Straßen- und Brückenbau, das im Februar 2015 eingeführt wurde, hat nun auch
das Bundesministerium für Verkehr und
digitale Infrastruktur verfügt, dass in Anlehnung an den Beschluss des BGHs Nebenangebote generell nicht mehr zulässig
sind, wenn nur der Preis zählt. „Damit
werden den öffentlichen Auftraggebern
auch bei nationalen Vergaben praktisch
Scheuklappen verpasst. Sie sind nicht
mehr in der Lage, rechts oder links des
Wegesrandes zu schauen“, kritisiert Dieter Diener. „Deshalb ist es dringend erforderlich, dass Aufträge künftig nicht
nur nach dem Preiskriterium vergeben
werden. Es muss ein transparenter gleichwertiger Vergleich zwischen Haupt- und
Nebenangebot erfolgen, denn das Ausbremsen von Innovationen auf dem Bau
ist auf Dauer schädlich für den Wirtschaftsstandort Deutschland.“