Der Glaube daran, dass viel mehr möglich ist, als wir zunächst meinen, ist im Laufe der Begleitung vieler Menschen für Aus-ZeitCoach Dr. Sabine Bläsing zur Wahrheit geworden. 148 5/2015 Endlich Zeit für Aus-Zeit Kennen Sie diese Sehnsucht? Den Wunsch, einmal auszubrechen und dem Alltagsstress zu entkommen? Dann sind Sie nicht allein. »E ines Tages werde ich…wenn ich Zeit habe… irgendwann einmal…« Wer hat sich nicht schon einmal selbst mit einem dieser Sätze getröstet? Besonders dann, wenn uns das Heute wieder einmal überrollt, wir raus wollen aus dem Alltag, dem Stress, dem ständigen Funktionieren. Und doch ignorieren wir den Schrei des Körpers und der Seele nach Entspannung und Veränderung und machen einfach weiter – nicht selten bis die totale Erschöpfung kurz bevorsteht. Spätestens jetzt müssen wir es: Still werden, ruhig sein, innehalten, einfach mal weniger machen. Eine Auszeit nehmen. Doch was heißt das? Geht es um das Verwirklichen der ganz großen Lebensträume wie Weltreisen oder um verrückte Erfahrungen, die so ganz anders sind als der routinierte Alltag? Nach einem Bedürfnis nach mehr Freiheit, einem Leben jenseits von Pflicht, Uhr und Terminkalender? »Nicht immer«, weiß Dr. Sabine Bläsing, »nicht jeder hat die Möglichkeit, eine Auszeit in dieser Form umzusetzen.« Die Herausforderung in der heutigen Zeit lautet also: Sich das Nichtstun erlauben, mal wieder ein Buch lesen, einfach in der Hängematte liegen und in die Wolken blicken, einen Spaziergang machen und sich 5/2015 über die blühenden Wiesen freuen – das ist bereits als tägliche, kleine Auszeit möglich und kann uns rechtzeitig aus der Erschöpfung wieder zu mehr Vitalität führen. Visionärin, Trend-Erspürerin und Pionierin Der englische Begriff für Auszeit, »Timeout«, kommt ursprünglich aus dem Sport und bedeutet eine Unterbrechung eines Spiels durch eine Mannschaft, um in etwa die Taktik an neue Gegebenheiten anzupassen. Die dafür bekannte Geste, ein mit Händen oder Fingern geformtes »T« ist weitläufig bekannt und wird ebenso wie der Begriff mittlerweile in allen Lebensbereichen verwendet. Hier stellt sich die Frage, warum wir uns selbst so selten das »T« für eine Unterbrechung, eine Pause, zeigen. Sich die Auszeiten rechtzeitig und freiwillig zu gönnen, bevor es aufgrund einer physischen oder psychischen Erkrankung unfreiwillig erforderlich wird, lässt viel mehr Gestaltungsspielraum zu. Das ist der Ansatz von Sabine Bläsing. Als Coach für Vitalität hat sie sich auf AusZeit-Coaching spezialisiert. Ich besuche Sabine in ihrem kleinen Refugium in Erden, entschleunigen, ankommen. Natur tut gut – diese Erkenntnis ist nicht neu. 149 Als optimale Kombination dienen die Elemente Stille und Bewegung: Dazu gehören u.a. leichtes Yoga, Atem-Techniken und Meditieren. Oberstdorf, »meinem persönlichen Himalaya«, wie sie es schmunzelnd nennt. Und das ist es wahrhaftig: Der Blick aus dem Fenster zeigt einen herrlichen Blick auf die Allgäuer Alpen, verliert sich in weißen Gipfeln, blauem Himmel und einer unglaublichen Weite. Wir sitzen auf einem weichen Teppich, zwischen uns eine Kanne Tee. Dass sie sich hier wohlfühlt, ist offensichtlich. Lässig gekleidet, in Jeans und Bluse, das blonde, lange Haar fällt ihr über die Schultern, wirkt sie wie eine junge Studentin. Beim Erzählen schweift ihr Blick in die Berge. In Gedanken bin ich bei Sabine, den Visionssuchen in den Bergen, dem zum Teil stürmischen Fluss ihres Lebens und bei den Menschen, denen sie durch manches tiefe Tal half. Sabine vermittelt sofort das Gefühl von Geborgenheit, Angenommen sein und Vertrautheit. »Ressource Mensch« Wie Sie gleich jetzt ein Stückchen Aus-Zeit leben können Fragen Sie sich einmal in aller Ruhe: Was ist wirklich wichtig? Was haben Sie lange nicht mehr gelebt? Was nährt Ihren Körper und Ihre Seele? Wenn alles möglich wäre, was würden Sie dann tun? Wie würden Ihr Beruf und Ihre Freizeit aussehen? Schreiben Sie ruhig alles einmal auf. Und dann fangen Sie an, etwas davon zu tun. Denn sonst wird es nicht besser – nur später! Also, jetzt ist Zeit für Aus-Zeit. Eine erste kleine Übung: Einen Tag ohne Uhr leben, um so wieder ein Gefühl für den inneren Rhythmus und auch ein Stück mehr Freiheit zu bekommen. 150 »Ich mach mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt.« Das Motto von Pippi Langstrumpf hat die 46-Jährige schon früh ernst genommen. »Doch das war nicht immer einfach«, berichtet sie, »manchmal habe ich sogar die Kühe auf der Weide beneidet, weil sie einfach nur fressen, scheißen und schlafen müssen, ohne groß über den Sinn des Lebens nachzudenken. Doch wenn ich anders hätte sein sollen, als ich bin, wäre mein Leben anders verlaufen.« Schon immer interessiert sich Sabine für die »Ressource Mensch«, sieht im Einzelnen den Rohdiamanten und fördert dieses Potenzial. Sie ist Visionärin, TrendErspürerin und Pionierin und sie setzt ihre Ideen in die Tat um. Sie heiratet jung – merkt aber nach einigen Jahren, dass sie mehr Freiraum braucht. »Ich lernte schon früh, wie ich vermeintlich ausweglose Situationen zum Guten wenden kann, ich coachte mich quasi immer selber aus der 5/2015 »Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, im nächsten Leben würde ich versuchen, mehr Fehler zu machen. Ich würde nicht so perfekt sein wollen, ich würde mich mehr entspannen. Ich wäre ein bisschen verrückter, als ich es gewesen bin, ich würde viel weniger Dinge so ernst nehmen. Ich würde nicht so gesund leben. Ich würde mehr riskieren, würde mehr reisen, Sonnenuntergänge betrachten, mehr Bergsteigen, mehr in Flüssen schwimmen. Ich war einer dieser klugen Menschen, die jede Minute ihres Lebens fruchtbar verbrachten; freilich hatte ich auch Momente der Freude, aber wenn ich noch einmal anfangen könnte, würde ich versuchen, nur mehr gute Augenblicke zu haben. Falls du es noch nicht weißt, aus diesen besteht nämlich das Leben; nur aus Augenblicken; vergiss nicht den jetzigen. Wenn ich noch einmal leben könnte, würde ich von Frühlingsbeginn an bis in den Spätherbst hinein barfuß gehen. Und ich würde mehr mit Kindern spielen, wenn ich das Leben noch vor mir hätte. Aber sehen Sie … ich bin 85 Jahre alt Und weiß, dass ich bald sterben werde.« (Jorge Luis Borges) 5/2015 Sackgasse«, sagt sie nachdenklich. Sie stellt sich ihren Herausforderungen, nimmt sich selbst immer wieder ihre größeren und kleineren Auszeiten, auch für die Entwicklung neuer Projekte. Vor einem Jahr spürte sie, dass sie wieder an einem Wendepunkt angekommen war, dass sie etwas verändern wollte. Daraus entstand ihr neues Projekt. »40 Tage Auszeit« Was als Vision begann, nimmt nun Gestalt an und eröffnet völlig neue Perspektiven. »Am liebsten würde ich dies in den Allgäuer Bergen verwirklichen, denn hier sind die Elemente so kraftvoll und präsent wie nirgends anders auf der Welt – hier gibt es so viele Tankstellen in der Natur«, sagt Sabine. Der Ursprung der Idee liegt schon in dem von ihr angebotenen »Visions-Coaching Allgäu«: In den Bergen und Tälern von Oberstdorf verbringen die Teilnehmer vier Tage im Wechsel von Stille und Wandern. Vier Tage, die als Aus-Zeit für einen Blick zurück und nach vorn dienen. »Über die moderate Bewegung gelangen die Teilnehmer zu neuer Kraft, Mut und Klarheit. Dabei unterstützt die pure Natur mit ihrer gewaltigen Kraft der Berge, Flüsse und Seen.« Am Ende steht ein intensives, unvergessliches Erlebnis und neues Vertrauen in die nächsten Schritte. Warum die neue Aus-Zeit gerade 40 Tage lang sein soll, möchte ich von Sabine wissen. »40 Tage sind kulturhistorisch betrachtet der ideale Zeitraum zur Selbst- und Sinnfindung – von jeher. 40 Tage sind länger als ein Urlaub, aber kürzer als ein Sabbatjahr, also ideal für eine Auszeit. 40 Tage sind so lang, wie eine Kur für eine Reha dauern würde. In dieser Zeit findet eine Verdichtung statt und doch verliert sich der Einzelne durch die Struktur nicht.« Und so hat sie ein Konzept entwickelt, bei dem die 40-tägige Aus-Zeit sich im Spannungsbogen zwischen Aktivität und Passivität, zwischen Erleben und Stille, zwischen Machen und Sein, zwischen Anspannung und Entspannung gestaltet. Runterschalten und Innehalten »Mir ist vor allem wichtig«, erklärt Sabine, »dass die körperliche, emotionale, mentale und spirituelle Ebene gleichermaßen berührt wird.« In den verschiedenen Bausteinen geht es um Runterschalten und Innehalten, Entschlackung des Körpers, Bewegung und Entspannung, Kontemplation und Schweigen, um das Nur wer voll in seiner Kraft steht und in seiner Mitte ruht, kann das Leben in vollen Zügen genießen. Spüren ungelebter Sehnsüchte und die Vorbereitung auf den Alltag. Als optimale Kombination dienen Elemente wie Leichtes Yoga, Atem-Techniken, Meditieren, Wandern und gesunde Ernährung. Je nach individuellem Typ, Konstitution und den eigenen Bedürfnissen stellen die Klienten mit Sabine ihr »Menü« zusammen. »Spaß soll es machen und nicht anstrengend sein – denn das ist für viele bereits der Alltag.« Hier, in den Allgäuer Bergen, hat Sabine ein Stück Heimat gefunden. So, wie sie einst als Reisebegleiterin in Europa unterwegs war, ist sie auch heute noch eine Reisebegleiterin: Für innere Reisen mit Menschen. »Der Glaube daran, dass viel mehr möglich ist, als wir zunächst meinen, ist im Laufe der Begleitung vieler Menschen für mich zur Wahrheit geworden.« Und diese Wahrheit kann jeder bei einer größeren oder kleinen Auszeit entdecken, jeden Tag ein wenig leben. Text: Susanne Reitberger, Dr. Sabine M. Bläsing; Fotos: Susanne Reitberger (4), Dr. Sylvia Kernke (1); Illustration: photos.com ! Für die Verwirklichung der 40tägigen Aus-Zeiten im Allgäu braucht es noch tatkräftige Unterstützung, besonders in Form passender Unterkünfte, in denen die Aus-Zeitler zu moderaten Preisen ihre Auszeit umsetzen können. Anfragen über Frau Sabine Bläsing, Tel.: 05 61 ⁄ 2 21 44 oder per Mail an [email protected]. Tipp
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