ausstellungskonzept arsen und spitzenforschung. paul ehrlich und

MEDIENINFORMATION
AUSSTELLUNGSKONZEPT
ARSEN UND SPITZENFORSCHUNG. PAUL EHRLICH UND DIE
ANFÄNGE EINER NEUEN MEDIZIN
29. OKTOBER 2015 bis 3. APRIL 2016
Vorbesichtigung für die Medien
MITTWOCH, 28. Oktober 2015, 11 Uhr
historisches museum frankfurt
Rundgang durch die Ausstellung
Der Rundgang durch 5 farblich unterschiedene Bereiche vermittelt den Besucherinnen und
Besuchern die ungewöhnliche Persönlichkeit Paul Ehrlichs und seine Leidenschaft für Farbstoffe und
chemische Prozesse. Entlang der drei großen wissenschaftlichen Arbeitsgebiete, die zeitlich
aufeinander folgen, wandelt der Besucher durch Paul Ehrlichs Leben: Farbenanalytische Studien,
Immunologie und Chemotherapie. Die Präsentation schließt mit einem Epilog, der die Wertschätzung
des visionären Mediziners durch das Fachpublikum zu seinen Lebzeiten und bis in unsere heutige Zeit
hinein spiegelt. Die Kapitel der Ausstellung heißen „Gestatten: Paul Ehrlich“, „Forschung in Farbe“,
„Gift trifft Gegengift“, „Auf der Jagd nach der Zauberkugel“ und „Respekt!“.
1 Gestatten: Paul Ehrlich (Prolog)
Das ausdrucksstarke, im Großformat gezeigte Bild am Beginn der Ausstellung macht die Besucher mit
dem Protagonisten bekannt. Es zeigt Paul Ehrlich in seinem Frankfurter Arbeitszimmer als bereits
arrivierten Forscher und erlaubt in Verbindung mit dem erhaltenen Originalstuhl eine erste, auch
emotionale Annäherung an den berühmten Mediziner.
Diese wird an einer Audiostation weiter vertieft, an der man die auf Paul Ehrlich gehaltenen Nachrufe
hören kann. Sie ermöglichen den Besuchern in idealer Weise, sich unabhängig von ihrem Vorwissen
einen ersten orientierenden Überblick über die Bedeutung und den Charakter des erfolgreichen
Wissenschaftlers zu verschaffen.
2 Forschung in Farbe
Bereits als Student experimentierte Ehrlich mit den neuen Teerfarbstoffen, um Körperzellen
anzufärben. Er entdeckte die Mastzellen, differenzierte die verschiedenen weißen Blutzellen
(Leukozyten) und es gelingt ihm Bakterien anzufärben. Er führt die Methode der Lebendfärbung ein,
um die Vorgänge innerhalb lebender Organismen und Zellen zu studieren.
3 Gift trifft Gegengift
Paul Ehrlichs immunologische Forschung wird veranschaulicht. Er leistet einen erheblichen Beitrag
zur Optimierung und Standardisierung des von Emil Behring entdeckten Diphtherie-Heilserums. Mit
seiner Seitenkettentheorie erklärt er die Bildung von Antikörpern. 1996 übernimmt er die Leitung
eines neu eingerichteten Instituts für Serumforschung und -prüfung in Berlin. Auf Initiative des
Frankfurter Oberbürgermeisters Franz Adickes wird ihm in Frankfurt ein modernes Forschungslabor
in der Sandhofstraße, seit 1910 Paul-Ehrlich-Straße eingerichtet, das er ab 1899 mit seinem gesamten
Mitarbeiterstab übernimmt. Es beginnt seine Frankfurter Zeit. Bedeutend erweitert zog es als
Königliches Institut für experimentelle Therapie Gastwissenschaftler aus aller Welt an, die dort
Ehrlichs Methode zur Wertbestimmung von Antiseren erlernten. Das Institut existiert bis heute: als
Paul-Ehrlich-Institut - Bundesinstitut für Impfstoffe und biomedizinische Arzneimittel im nahe
Frankfurt gelegenen Langen. 1908 erhält Ehrlich für seine immunologische Forschung den
Nobelpreis.
4 Auf der Jagd nach der Zauberkugel
In Frankfurt hat Paul Ehrlich Erfolg. Nach dem Tod ihres Mannes stiftet ihm die Frankfurter
Bankierswitwe Franziska Speyer ein zweites Forschungsinstitut – das Georg-Speyer-Haus – an dem
ihm die Herstellung eines rein chemisch hergestellten Heilmittels gegen die weit verbreitete
Geschlechtskrankheit Syphillis gelingt. Unter „Zauberkugeln“ versteht Ehrlich Medikamente, die ihre
Wirkung auf Krankheitserreger konzentrieren und möglichst keine Nebenwirkungen hervorrufen. Das
erst synthetisch hergestellte Antibiotikum kommt 1910 als Salvarsan, Heilendes Arsen auf den Markt.
Den Vertrieb übernehmen die „Farbwerke vorm. Lucius & Brüning Hoechst“. Eine immense
Gewinnspanne – 8 Mark Herstellungskosten gegenüber 16.000 Mark Verkaufserlös – wird öffentlich
heftig kritisiert und es kommt zum „Salvarsan-Skandal“.
5 Respekt! (Epilog)
Um das von Johannes Marx gemalte Porträt von Paul Ehrlich sind Zeugnisse seines Erfolges
versammelt. Titel und Preise, Ehrenmitgliedschaften und Ehrenbürgerschaften, ebenso sein Grab auf
dem Jüdischen Friedhof in Frankfurt und der 1922 für ihn eingerichtete Gedenkraum im GeorgSpeyer-Haus stellen sein Lebenswerk in einen engen Kontext zur Frankfurter Stadtgeschichte.
Die Intention der Ausstellung ist es, die Besucher mit dem Bewusstsein zu entlassen, dass Ehrlichs
Verdienste nicht nur von seinen Zeitgenossen erkannt und gewürdigt wurden, sondern dass die von
ihm geschaffenen wissenschaftlichen Grundlagen bis in unsere Zeit hineinwirken.
Ausstellungsgestaltung
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Die bunte, farbenfrohe Gestaltung greift die große Bedeutung auf, die Farben für Ehrlichs Forschung
hatten. Die runden Vitrinen wecken Assoziationen an das Labor als seine zentrale Arbeitsstätte: an
die runden Petrischalen oder den Blick durch das Mikroskop.
Objektsituation
In der Ausstellung versammelt sind rund 220 Originalobjekte von 30 Leihgebern. Die drei
Hauptleihgeber sind:
1. Rockefeller Archive Center in Sleepy Hollow, NY
 beruflicher und privater Nachlass Paul Ehrlichs
2. Paul-Ehrlich-Institut in Langen, Hessen
 beruflicher Nachlass, zum Teil museal präsentiert
3. Georg-Speyer-Haus in Frankfurt/Main
 beruflicher Nachlass, zum Teil museal präsentiert
Die Kuratorin Kirsten Weining
Die Ausstellung wurde kuratiert von Kirsten Weining. Die promovierte Biologin arbeitet als Kuratorin
und Autorin und hat sie in den vergangenen vierzehn Jahren in verantwortlichen Positionen
unterschiedliche Formate der Vermittlung von Wissen und Wissenschaft konzipiert und umgesetzt.
Die interdisziplinären Projekte reichen von Ausstellungen an renommierten Häusern wie dem
Deutschen Hygiene-Museum Dresden und der Berliner Humboldt-Universität bis zu selbst initiierten
Projekten im öffentlichen Raum wie den sprechenden Sitzwürfeln zum Jahr der
Geisteswissenschaften in Jena. Kirsten Weining lebt und arbeitet freiberuflich in Berlin.
Zitate von Kirsten Weining
„Paul Ehrlich hat als Forscher unglaublich viel erreicht. Wir zeigen in der Ausstellung, dass er das
nicht nur seinem Talent und seiner Zielstrebigkeit zu verdanken hatte, sondern auch den
bahnbrechenden Entwicklungen in seiner Zeit. Zum Beispiel der Entdeckung, dass sich aus Teer
Farbstoffe herstellen lassen oder dass Bakterien Krankheiten verursachen können.“
„Wir möchten nicht nur Paul Ehrlich und seine wissenschaftlichen Leistungen zeigen, sondern auch
die spannende Zeit in der er gelebt hat und die zahlreichen Mitstreiter und Wegbegleiter. Ohne die
rasante Entwicklung der Teerfarbenindustrie zum Beispiel und seine vielfältigen Kontakte wäre seine
Forschung gar nicht möglich gewesen.“
Pressekontakt
Corinna Engel
Museumskommunikation
historisches museum frankfurt
Tel. (+49) 069/212 37776
Fax (+49) 069/212 30702
[email protected]
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Alle Informationen finden Sie auch im Pressebereich auf unserer Internetseite:
www.historisches-museum-frankfurt.de
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