Geschichte Sonntag, 10. Mai 2015 / Nr. 19 Zentralschweiz am Sonntag 8 Er war die Stimme der Innerschweiz LITERATUR Er war der erste Innerschweizer Autor von nationaler Geltung: Meinrad Lienert, der vor 150 Jahren in Einsiedeln auf die Welt kam. Und er spielte eine wichtige Vermittlerrolle. Kommentarband «Meinrad Lienert – 1865–1933, Bd. II» mit zu den vergnüglichsten Texten gehört. Die Editionsleistung erweist sich für biografische Bezüge und frühe Rezeption als ergiebig. Wie der «Katzenstrecker» entstand Unter dem «Schwäbelpfyffli», eigentlich «Schwägelpfyffli», kurz «Schwägle» genannt, verstanden die Schwyzer die Querpfeife, die an der Spitze ihrer Fähnlein geblasen wurde. Ein gewaltiges Thema, jenseits von SVP-Doyen Christoph Blocher und Geschichtsprofessor Thomas Maissen, dafür verbindlicher, ist bei Lienert die Schlacht bei Marignano. Was versteht man schon davon – ohne den Einsiedler Hauptmann Kätzi? Gemäss Lienert soll dieser vor dem Mailänder Feldzug gewarnt haben. Nach dem Marignano-Veteran, nach dem die Alp Katzenstrick benannt ist, sind die Luzerner Pilger zu ihrem Volksnamen «Katzenstrecker» gekommen. PIRMIN MEIER [email protected] Meinrad Lienert wurde am 21. Mai 1865 als Sohn des Ratschreibers Conrad Lienert im klosternahen Haus «Adam und Eva» in Einsiedeln geboren. Seine Mutter war eine geborene Ochsner. Deren Familie galt irrtümlicherweise als mit dem berühmten Alchemisten Paracelsus verwandt. Lienert hat seinen «Urvetter» mit «Der Hexenmeister» in den 1914 erschienenen «Schweizer Sagen und Heldengeschichten» populär gemacht. Der Text ist – mit anderen – soeben in der Kurzfassung «Talgenossen» (SJWHeft 2496) neu greifbar geworden. Dank liberalem Vaterhaus war der Autor der erste Innerschweizer, der (ab 1887) regelmässig in der «Neuen Zürcher Zeitung» schrieb. Seine Gedichte wurden früh als «wahre Volkspoesie» (Carl Spitteler) ins Französische übertragen. Französischprofessor Charly Clerc von der Uni Zürich war vom Klang und Gehalt der stimmungsvollen «Nachtbuobeliedli» im Ibergerdialekt begeistert. Marignano wichtiger als Morgarten Für Meinrad Lienert (1865–1933) war Geschichte etwas Existenzielles, so etwas wie ein Bestandteil der Bergluft. Bild Museum Fram Die Volkskunde repräsentiert Der Berner Mundartprofessor Otto von Greyerz (1863–1940), selber Mundartschriftsteller, der fast nur Rudolf von Tavels Berndeutsch und Josef Reinharts Solothurnerdialekt als mundartliche Literatursprache gelten liess, bescheinigte der Poesie von Lienert, darin sei «die ganze Natur- und Volkskunde des Schwyzerländchens aufgespeichert: Heilige und Hexen, Kinderspiel, Geissenhüten und Maienpfeifenschneiden, Blustfahrt im Mai, lustige Kilbi- und Fasnachtszeiten, Becherlupfen mit Sang und Tanz, Hochzeit und erste Elternfreuden, Weihnachtszeit mit Samichlaus und Silvester». Dazu das Volksleben der Korber, Stromer, Turpner (Torfstecher), ferner Pfeifer und Händörgeler, die Bruderschaft der Spielleute, die ganze «röischi wildi Kumpäny der alten Schwyzer». Zum Hauptmotiv im Schaffen Lienerts wurde das «Schwäbelpfyffli», Titel eines mehrbändigen Werks, das von Einsiedelns LienertStiftung 1991 wieder aufgelegt wurde. Nicht zu verwechseln mit dem Lob des Pfeifenrauchens, welches in Karl Henslers soeben erschienenem Lese- und Für das Marignano-Verständnis in der Innerschweiz darf Lienerts Erzählung «Die Getreuen» als repräsentativ gelten. Es geht um die Schicksale der in den Totenbüchern registrierten 175 Talgenossen. Für Lienert, Mitglied des Historischen Vereins der fünf Orte, war Geschichtsbewusstsein weniger patriotisch als existenziell, fast so etwas wie ein Bestandteil der Bergluft. Die Niederlagen in Marignano 1515 und in Einsiedeln 1798/99 wurden für den Schwyzer wichtiger als Morgarten und Sempach, weil es ihm wie seinem Förderer Carl Spitteler um schweizerische Selbstbescheidung zu tun war. Diesem Gedanken galt auch die Rede seines Lebens, die «Trichtenhauser Weltbetrachtung» vom Juli 1915, eine Ansprache vor dem Lesezirkel Hottingen. Ein damals notwendiger friedensstiftender Nachtrag zu Spittelers «Unser Schweizer Standpunkt» vom Dezember 1914. Prominente Gründer des Schweizer Schriftstellervereins, so Bauerndichter Alfred Huggenberger (1867–1960), wandten sich gegen den angeblich reichskritischen und franzosenfreundlichen Carl Spitteler. Dessen Freund Lienert betonte umso stärker die Einheit der deutschsprachigen, französischen und italienischen «Brüder» in der Schweiz. Im Gegensatz zu Spitteler verzichtete er auf polarisierende Kommentare über die Kriegsparteien des Weltkriegs. Lienerts Gedichte enthalten sich hurrapatriotischer Klänge: O Schwyzerland! Und stell di jetzt wie d’witt/ Es chunnt ä nagelnüi Zyt/ Si hät ä andre Schritt/Und nimmt is weidli mit. Im Gegensatz zu Huggenberger, dem Kritiker der Mähmaschine, stellte sich Lienert nicht gegen den industriellen Fortschritt. Ein epochales Bekenntnis zur neuen Zeit wurde sein Einweihungsgedicht zum Sihlsee-Kraftwerk. Der Blick des liberal-konservativen Heimatschriftstellers war nach vorwärts gerichtet. HINWEIS Pirmin Meier (67) ist Schweizer Autor, Erwachsenenbildner und früherer Gymnasiallehrer. Er lebt in Rickenbach LU. Luzerner Studenten gestalten «Lienert-Hefte» PUBLIKATIONEN pm. Meinrad Lienert (1865–1933), von dem über 100 Gedichte vertont wurden, unter anderem von Volkmar Andreae, gelang mit «Schweizer Sagen und Heldengeschichten» (1914) eines der einflussreichsten Schweizer Jugendbücher aller Zeiten. Der Schweizerische Jugendschriftenverlag SJW bringt mit der deutschen Version «Talgenossen» repräsentative Auszüge, in denen alle Regionen der Schweiz, unter anderem auch das Wallis, gewürdigt werden. Die französische Version heisst «Le sorcier», nach Paracelsus, dem weltberühmten Einsiedler Arzt und Magier, rätoromanisch «Il striun». Die expressiven Illustrationen stammen durchgehend von Studenten und Studentinnen von Luzerns Hochschule für Ge- Titelbild des SJW-Heftes. PD staltung HSLU, so Lea Gross, Anna Deér und Till Lauer. Die wichtigste Publikation zum Jubiläumsjahr ist der Band «Meinrad Lienert 1865–1933» vom Einsiedler Buchdrucker, Publizisten und Welttheater-Schauspieler Karl Hensler. Der mit 128 Seiten (25 Franken) auf lesbare Weise knapp gehaltene illustrierte Band enthält autobiografische Texte, Gedichte und einstige zeitgenössische Würdigungen von Lienert. Leider ist der Bezug zum anderen grossen Schwyzer Autor, Meinrad Inglin, etwas zu kurz gekommen. Lienert war einer der grössten Förderer Inglins und hat ihn als fast einziger Landsmann 1922 nach dem Erscheinen des Skandalbuches «Die Welt in Ingoldau» nicht verurteilt. In Karl Henslers Waldfink-Verlag ist bereits 2010 die heimatkundliche Studie «Üsere Dichter Meinrad Lienert» (20 Franken) herausgekommen. Im Einsiedler Fram-Museum findet seit dem 26. April und noch bis zum 8. November eine jeweils von Mittwoch bis Sonntag geöffnete Gedenkausstellung zum 150. Geburtstag von Lienert statt – mit zeitgenössischen Dokumenten und Bildmaterial. An Wochenenden von 10 bis 17 Uhr, sonst jeweils ab 13.30 Uhr geöffnet. Für die Frühzeit des 1912 gegründeten Schweizer Schriftstellerverbandes gehörte Lienert mit seinen Beziehungen zu Felix Möschlin (1. Präsident), Alfred Huggenberger, Carl Spitteler und Heinrich Federer zu den angesehensten Autoren. Er war auch einer der Ersten, der über den Landessender Beromünster (ab 1931) Mundartgedichte las. Inserate: NZZ Media Solutions AG Maihofstrasse 76, 6002 Luzern inserate @ lzmedien.ch, Tel. 041 429 52 52 www.nzzmediasolutions.ch Dynamik Die kühne Theatertruppe sucht einen erfahrenen, an das selbstständige Arbeiten gewohnten ELEKTROMONTEUR <wm>10CAsNsja1NLU00jU3MLcwswAAjtG7qA8AAAA=</wm> Sie sind dynamisch. Und Sie wollen sich für die Sicherheit und das Wohl unserer Kunden engagieren. <wm>10CFXKqw6AMAxG4Sfq8rddt5VKMkcQBD9D0Ly_4uJIzufOsoQlfOa-7n0Lc3OhitpKCxVJOXNI0VREAgYTsE1wtgfr7ydGUwPG-xDeBpw4E_uA1nQd5w3yRUCWcgAAAA==</wm> für das Installieren, respektive Demontieren der Elektro-Infrastruktur an unseren drei Spielorten in der Deutsch- und Westschweiz. Die jährliche Einsatzdauer liegt zwischen 2 und 5 Monaten. Das Pensum während dieser Zeit: ca. 80 % Elektromonteur und 20 % Allrounder. Der erste Einsatz ist für Herbst 2015 geplant. <wm>10CAsNsja1NLU00jU3MLc0MQMAPPT3fA8AAAA=</wm> Die Suva sucht - Kaufmännische/r Mitarbeiter/in / Assistent/in 100 % www.suva.ch/jobs Zum Entscheiden. 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Matthias Kellenberger Schwanenplatz 4, 6004 Luzern Telefon 041 412 19 19 oder per E-Mail: [email protected] <wm>10CFXKIQ6AQAwF0RPR9LfbNqWSrNsgCB5D0NxfQXCIUW_GKCP-Wvq6960sLWUKjhQUzCjZC-rErsXGJgybX1DJUPz-owHwkIYGgXhkU7rP6wHWCQI7ZgAAAA==</wm>
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