Datum: 12.07.2015 SonntagsZeitung 8021 Zürich 044/ 248 40 40 www.sonntagszeitung.ch Medienart: Print Medientyp: Tages- und Wochenpresse Auflage: 201'738 Erscheinungsweise: wöchentlich Themen-Nr.: 770.005 Abo-Nr.: 770005 Seite: 36 Fläche: 99'374 mm² - Elias Ngusa auf seinem Baumwollfeld bei Majengo in Tansania: Schlechteste Ernte der vergangenen 20 Jahre Der saubere Stoff, aus dem die Gewinne sind Coop bezieht den grössten Teil seiner Biobaumwolle aus Tansania - doch Dürreperioden und Gentechsaatgut erschweren das Geschäft Erich Bürgler, Tansania Der Weg zum tansanischen Bauern besorgt über seine Felder. Es war ein Ochsen verkaufen, um Essen zu besorElias Ngusa in sein Dorf Majengo ist schlechtes Jahr. Der Regen blieb aus, gen», sagt der Vater von zehn Kindern. beschwerlich. Mehr als fünf Stunden zwei Drittel seiner Baumwollstauden Nächste Saison werde ihm dadurch ein dauert die Fahrt von der nächstgelegenen Stadt Mwanza über Schotterpisten vorbei an staubigen Dörfern und ausgetrockneten Flussläufen. Ngusa blickt sind verdorrt und statt goldgelbem Mais vierbeiniger Helfer fehlen. ragen braune Blätterbüsche aus dem Immerhin bekam der Bauer für seine Boden. «Die Lage ist für uns sehr Familie verbilligten Mais. Der Schweischwierig. Ich musste einen meiner zer Textilhändler Remei, der in Tansa- Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 58483115 Ausschnitt Seite: 1/3 Datum: 12.07.2015 SonntagsZeitung 8021 Zürich 044/ 248 40 40 www.sonntagszeitung.ch Medienart: Print Medientyp: Tages- und Wochenpresse Auflage: 201'738 Erscheinungsweise: wöchentlich Themen-Nr.: 770.005 Abo-Nr.: 770005 Seite: 36 Fläche: 99'374 mm² nia Biobaumwolle aus fairem Handel produziert, hat wegen der Trockenheit den Landwirten aus seinem Programm Mais subventioniert abgegeben, damit sie über die Runden kommen. Das Unternehmen arbeitet in der Region mit mehr als 2000 Bauern in 21 Dörfern. Patrick Hohmann, Gründer und Verwaltungsratspräsident, hat in all den Jahren noch nie so viele verkümmerte Wyss bei den Nachhaltigkeitslabels für Über 90 Prozent der Ernte stammen in 2015 mit einem Plus von mehr als 2 Pro- Indien aus gentechnisch verändertem zent (siehe Interview). Im Modebusi- Saatgut. Bauern verschulden sich oft, ness sind die Schweizer im Vergleich zu um es zu kaufen. Schlägt die Ernte fehl, globalen Konzernen zwar ein Zwerg, in stehen sie vor dem finanziellen Ruin. Sachen Bio aber weltweit vorne mit da- Viele begehen Selbstmord. schlechteste Ernte seit über 20 Jahren», sagt er. Doch dank der Überproduktion aus dem Vorjahr bleibt der Nachschub für seine Kunden garantiert. wolle. Laut der Erhebung der gemein- auch in der Verarbeitung mit ausgesuch- bei. In Kombination mit fairem HanIn Tansania sind in der Landwirtdel sogar die Nummer eins. Allerdings schaft Genprodukte verboten. Kirsten holt die Konkurrenz auf. 2014 flog Brodde von Greenpeace lobt Remei, die Coop aus der Liste der zehn grössten Pflanzen gesehen. «Das wird die Verkäufer von Textilien aus Biobaum- nicht nur ihre Bauern kenne, sondern nützigen Organisation Textile Ex- ten Spinnereien und Konfektionären zusammenarbeite. «Die Programme change war C &A der global grösste Abnehmer vor H &M und Tchibo. Sein mit Abstand wichtigster Abnehmer ist Coop mit seiner Kleiderli- Sowohl H &M als auch C &A wollen nie Naturaline. Für den Grossverteiler bis 2020 nur noch nachhaltige Baumwar Hohmann ein Glücksfall. Der wolltextilien anbieten, allerdings nicht 65-Jährige hatte in Tansania und Indi- nur aus biologischem Anbau, sondern von Remei sind Leuchtturmprojekte. Sie zeigen, wie gut Biobaumwolle funktioniert.» Allerdings hat das Remei-System auch Nachteile. Es ist weniger flexibel und braucht dadurch länger, um Mo- en Anfang der Neunzigerjahre ein Netz- mit Labels, deren Standard einfacher zu detrends aufzugreifen. Bei einer schlecherreichen ist. Kirsten Brodde, Textilex- ten Ernte kann Remei auch nicht einwerk von Landwirten aufgebaut, die pertin der Umweltschutzorganisation fach auf andere Lieferanten ausweichen. nach biologischen Richtlinien arbeiten. Greenpeace, sieht die Ziele der globa- Nicht nur der tansanische Bauer Elias Die Bauern werden in Tansania von len Ketten skeptisch. «Nach deren De- Ngusa hofft deshalb auf einen besseren über 80 Remei-Angestellten ausgebil- finition kann in nachhaltiger Baumwol- Ertrag bei der nächsten Baumwollerndet, beraten, aber auch kontrolliert. Wer le auch Gentechnik stecken. Das ist für te. Eine anhaltende Dürreperiode könnmit Chemie statt Kuhmist düngt, fliegt Konsumenten verwirrend.» Auch bei der te bei Naturaline von Coop im komaus dem Programm. Als Anreiz winken Beschaffung von Biobaumwolle, bei der menden Jahr für Engpässe sorgen. den Bauern Prämien auf ihrer Ernte, Gensaatgut verboten ist, würden es sich Über 50 tansanische Biobauern haAbnahmegarantien und Zuschüsse für viele Modeanbieter zu einfach machen. ben sich auf dem Dorfplatz versammelt, Brunnen und Wassertanks. Coop ist be- Statt den Rohstoff bei Bauernkoopera- um Besuch von Remei und Coop zu reits seit 1993 Remei-Kunde und macht tiven rund um den Globus zu besorgen, empfangen. Trotz der Trockenheit mit Biomode rund 60 Millionen Franken Umsatz. Mittelfristig sollen es 100 Millionen werden, dank einer geplanten Expansion ins Ausland und der Eröffnung eines Onlineshops. wollten die Firmen möglichst wenige herrscht aufgeräumte Stimmung. Die Grosshändler als Partner, und dies be- meisten konnten wenigstens genug Hirvorzugt aus Indien, wo am meisten Baum- se ernten. Vom Geschmack her ist das wolle herkommt und eine weit entwi- Getreide bei den Landwirten zwar nicht ckelte Verarbeitungskette steht. «Klein- beliebt, dafür verkraftet es lange Trobauern anderer Länder bleiben so auf ih- ckenperioden. Die Bauern loben die Globale Konzerne wie H &M wollen rer Biobaumwolle sitzen», sagt Brodde. Ausbildungsprogramme von Remei. in Sachen Nachhaltigkeit aufholen Doch gerade in Indien droht Uner- Ob ihnen trotzdem etwas nicht passe, Der Grossverteiler setzt aus wirtschaft- wünschtes in Biotextilien zu gelangen. fragt Patrick Hohmann. Nach kurzem lichen Überlegungen auf solche Pro- Auch Remei musste das schmerzhaft Gemurmel steht ein Bauer auf. Die rogramme. Im vergangenen Jahr machte spüren. Das Unternehmen beendete die ten T-Shirts, die sie letztes Jahr geCoop mit nachhaltigen Produkten Zusammenarbeit mit Hunderten von schenkt bekamen, sind zwar farblich 2,3 Milliarden Franken Umsatz. Die- Bauern, weil sie bei ihren Biofeldern mit nach seinem Geschmack. Allerdings ser Teil des Geschäfts zeigt sich resis- Gentechnologie nachhalfen. «In Indien würde er für nächstes Mal etwas mit eitent gegen den boomenden Ein- ist es sehr schwierig, an gentechfreie Bio- nem Kragen bevorzugen, zum Beispiel kaufstourismus. Bei insgesamt stagnie- baumwolle zu kommen. Wer seine Lie- ein Poloshirt. Das sehe einfach besser rendem Gruppenumsatz rechnet Coop- ferkette nicht im Griff hat, wird betro- aus. Er weiss, wovon er spricht. SchliessMarketingleiter und Vizechef Philipp gen», sagt Patrick Hohmann von Remei. lich verdient er mit Mode sein Geld. Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 58483115 Ausschnitt Seite: 2/3 Datum: 12.07.2015 SonntagsZeitung 8021 Zürich 044/ 248 40 40 www.sonntagszeitung.ch Medienart: Print Medientyp: Tages- und Wochenpresse Auflage: 201'738 Erscheinungsweise: wöchentlich Themen-Nr.: 770.005 Abo-Nr.: 770005 Seite: 36 Fläche: 99'374 mm² Die Reise nach Tansania fand auf Einladung von Coop statt «Wir können die Modewelt nicht verändern» Coop-Marketingchef Philipp Wyss will Biotextilien auch online verkaufen Argert Sie das? Nein, wir waren 2011 die Nummer eins vor Migros. Im letzten Jahr haben wir bei der Erhebung nicht mitgemacht. Hatten Sie Angst zurückzufallen? Philipp Philipp Wyss: Wyss: «Die «Die Preise für Nivea und Co. sind immer noch zu hoch» Der Aufwand für die Teilnahme ist sehr gross. Eine erneute Teilnahme Juli sind für uns bisher aber sehr gut hätte uns wenig neue Erkenntnisse gelaufen. Unsere zahlreichen Läden Coop ist im Modebusiness eine bei der Weiterentwicklung der Nach- in den Bergdörfern profitieren vom kleine Nummer. Lohnt sich das haltigkeit gebracht. Wir haben uns schönen Wetter, und bei der Hitze Geschäft? Wir verdienen damit Geld und sind aber diesmal auch weniger Chancen hat auch niemand gross Lust nach weltweit die Nummer eins bei der für die Topplatzierung ausgerechnet, Deutschland zu fahren. Kombination von fair und bio. Wir weil zur Coop-Gruppe das inter- Steigt der Umsatz der wollen weiter wachsen, und das nicht nationale Grosshandelsgeschäft von Coop-Gruppe im ersten Halbjahr? Transgourmet gehört, welches im Es wird anspruchsvoll, den Umsatz nur in der Schweiz. Sie wollen mit nachhaltiger Mode Rating neu berücksichtigt würde. In zu halten. Dies auch weil wir die Ländern wie Russland, wo wir damit Preise auf unserem Sortiment weiter ins Ausland? aktiv sind, ist das Niveau in Sachen um total mehr als 150 Millionen Wir verhandeln mit ausländischen Nachhaltigkeit noch nicht so hoch Franken gesenkt haben. Detailhändlern und sind zuversichtBei ausländischen Zeitschriftenlich, in absehbarer Zeit einen Part- wie in der Schweiz. ner für den Vertrieb von Naturaline Drückt der Einkaufstourismus zu finden. Innerhalb den nächsten den Umsatz mit bio? zwei, drei Jahren wollen wir zudem Nein. Kunden, die nachhaltige ProNaturaline auch online verkaufen. dukte kaufen, fahren aus ökologiNachhaltig wäre, wenn Kleider länger getragen würden. Wir können die Modewelt nicht verändern. Das Spiel mit jährlich mehreren Kollektionen machen wir mit. Das ist ein Bedürfnis. Weltweit nachhaltigster schen Überlegungen nicht zu weit für ihre Besorgungen. Wir rechnen 2015 mit einem Umsatzplus von verlagen haben Sie tiefere Preise durchgesetzt. Wer kommt als Nächstes dran? Bei den Körperpflegeprodukten müssen sich die Hersteller bewegen. Die Preise für Nivea und Co. sind immer noch zu hoch. Da muss in den nächs- mehr als 2 Prozent mit nachhaltigen ten sechs Monaten etwas passieren. Produkten. Was, wenn die Markenhersteller Wie stark schmerzt der starke nicht einlenken? Franken insgesamt? Dann werden wir vermehrt parallel imWir spüren, dass der Einkaufstouris- portieren und im äussersten Fall auch Detailhändler ist gemäss einem mus in diesem Jahr noch einmal zu- Auslistungen prüfen. Erich Bürgl er unabhängigen Institut die Migros. genommen hat. Die Monate Juni und Medienbeobachtung Medienanalyse Informationsmanagement Sprachdienstleistungen ARGUS der Presse AG Rüdigerstrasse 15, Postfach, 8027 Zürich Tel. 044 388 82 00, Fax 044 388 82 01 www.argus.ch Argus Ref.: 58483115 Ausschnitt Seite: 3/3
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