Hermann Hesse: Im Nebel Im Gedicht „Im Nebel“ von Hermann Hesse geht es um jemanden, der -wahrscheinlich nur in Gedanken- alleine durch dichten Nebel wandert und dabei erkennt, dass das Leben Einsamkeit ist und die Menschen sich untereinander gar nicht kennen. In der ersten Strophe wandert er alleine im Nebel zwischen Büschen und Bäumen umher. Danach erwähnt er, dass er vorher mit vielen Freunden zusammen gewesen ist und niemand Weise ist, der nicht das Dunkle kennt. Am Ende kommt er zu der Feststellung, dass das Leben Einsamsein bedeutet und dass sich die Menschen untereinander nicht kennen. Nach meinem ersten Textverständnis möchte Hermann Hesse mit diesem Gedicht die Einsamkeit bzw. die Isolation der Menschen ausdrücken. Dieses werde ich nun anhand des Textes belegen. Das Gedicht hat vier Strophen mit jeweils vier Versen, die nach dem Kreuzreim-Schema aufgebaut sind. Besonders auffällig dabei ist, dass die erste Strophe quasi äquivalent zur letzten ist, wodurch der der Inhalt des Gedichts mit diesen beiden Versen eingeschlossen wird. Das kann man schon als Symbol für den Nebel betrachten, denn auch der Nebel umhüllt alles um sich herum. Deshalb erzeugt auch schon der Nebel das Gefühl der Einsamkeit und Tristheit, welches im gesamten Text vorherrschend ist. Auch die Wortwahl verstärkt das Gefühl des Alleinseins, denn in jeder Strophe tauchen Worte wie „allein“ und „einsam“ auf. Aber teilweise wird es auch durch ganze Verse wie „Ist keiner mehr sichtbar“ oder „Von allen ihn trennt“ ausgedrückt. Doch das Hauptaugenmerk muss auf das lyrische Ich und dessen Gedanken bzw. dessen Handlung gelegt werden. Die Aussagen lassen sich sehr gut verstehen und interpretieren, da es offen seine Gedanken äußert ohne sich dabei zu verschließen. Es möchte sich lediglich aussprechen ohne dabei den Leser in irgendeiner Weise zu beeinflussen oder zum Handeln zu bewegen. Die Gedanken werden ausgehend vom Abstrakten immer konkreter und zum Schluss steht die Erkenntnis. Im wesentlichen geht es bei den Gedanken um die Einsamkeit und ums Alleinsein. Die Gedanken beginnen in einer Nebellandschaft mit Bäumen und Büschen. Schon da wird das eigentliche Thema „kein Baum sieht den anderen“ eingeleitet und auch gleich mit „Jeder ist allein“ nochmal verdeutlicht. In der zweiten Strophe löst sich das lyrische Ich von den Gedanken an die Natur und es erfolgt eine Art Rückblick. Offenbar hatte es früher viele Freunde, die nun nicht mehr da sind. Diese vergangene Zeit war schöner als die jetzige, da davon gesprochen wird, dass das Leben früher „licht war“. Aber es wird auch wieder der Nebel erwähnt, der in diesem Fall seine Freunde verschwinden lässt. In dieser Strophe könnte man den Nebel auch als schlechtes Ereignis oder irgendwas negatives verstehen, das dafür sorgt, dass das Leben nun nicht mehr „licht“, sondern einsam ist. Nachdem in der zweiten Strophe das „lichte Leben“ erwähnt wurde, bezieht sich die dritte Strophe auf das Dunkle. Das lyrische Ich kommt zur Erkenntnis, dass man erst weise ist, wenn man auch das Dunkel kennt. Dieses Dunkel ist es, was es „von allen [...] trennt“. Zwar wird der Nebel als Symbol der Isolation nicht erwähnt, doch ist er auch hier als das „unentrinnbar[e] und leise“ präsent. Es nimmt dieses Dunkel also als gegeben hin und akzeptiert es als Teil seines Lebens. Die vierte und letzte Strophe beschreibt die abschließende Feststellung. Das lyrische Ich kommt zu dem Schluss, dass das Leben Einsamsein bedeutet und dass keiner den anderen kennt. Diese Feststellung unterscheidet sich von den anfänglichen Gedanken, dass keiner den anderen sieht. Das Gedicht endet mit dem schon aus der ersten Strophen bekannten Vers „Jeder ist allein“. Jetzt ist dieser Vers aber garantiert nicht mehr auf die Natur oder den Nebel bezogen, sonder ganz klar auf die Menschen und ihr Verhalten untereinander. Nach nun eingehender Analyse kann ich sagen, dass die Hypothese durchaus zu treffend war, allerdings noch einer Erweiterung bedarf. Es wird nicht nur die Einsamkeit der Menschen dargestellt, sonder auch die Tatsache, dass Menschen zwar zusammen leben, sich aber untereinander nicht kennen und so eine Art innerliche Einsamkeit entsteht. Patrick Heinecke
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