Johannes Gutenberg-Universität Mainz Institut für Germanistik Seminar: Beispielhafte Gedichte im 18.Jahrhundert: Klopstock, Goethe, Schiller Leitung: Prof. Dr. Andreas Solbach Seminar besucht im Sommersemester 2015 Die Wirkung von Schillers Darstellung der Louise in „Die Kindsmörderin“ Shana Brouder Sterngasse 12 55130 Mainz E-mail: [email protected] Matrikelnummer: 2715778 Studiengang: B.A. Austauschstudentin aus Washington College; Chestertown, Maryland, USA 1 Gliederung Einleitung..................................................................................................................................3 Bemerkungen zu Schiller..........................................................................................................3 Rhetorik in „Die Kindsmörderin“.............................................................................................4 Kindsmord als zeitgenössisches Thema....................................................................................7 Fazit...........................................................................................................................................9 Literaturverzeichnis..................................................................................................................11 2 Einleitung Der Kindesmord war während des 18.Jahrhunderts ein großes Thema in der Politik und auch in der Literatur. Schriftsteller von Goethe bis Wagner beschäftigten sich mit dem Thema.. Aber jeder Schriftsteller hatte unterschiedliche Ansichten und deswegen andere Vorstellungen von der Kindesmörderin. Diese Arbeit analysiert Friedrich Schillers Gedicht, „Die Kindsmörderin“, von seinem Werk Anthologie auf das Jahr 1782 und soll die Frage beantworten, ob seine Darstellung von Louise, die die Kindsmörderin im Gedicht ist, dem Leser sein Verhalten der Frauen in der Zeit zeigt. Dieses Thema ist wichtig, weil es zum einem großen Thema gehört - nämlich Schillers Meinung über Frauen. Wenn man Schillers erste Meinung voraus bringen kann, könnte man die Veränderung seiner Meinung analysieren und besser in seinen späteren Werke verstehen. Andererseits ist dieses Thema wichtig, weil Schillers Meinung als Beispiel für die Gesellschaft sprechen kann. Viele Schriftsteller hatten dieses Thema kommentiert und ihre Handlung der Hauptfigur, nämlich der Kindsmörderin, kann als die Norm der Gesellschaft dargestellt werden. Die politische Norm im 18.Jahrhundert war nicht so offen wie heute. Deswegen ist die Meinung der Gesellschaft oft in Literatur versteckt, denn Literatur wird oftmals als Mittel für eine Aussage ohne Konsequenzen benutzt. Bemerkungen zu Schiller Obwohl viele Schriftsteller, die mit Kindesmord arbeiteten, persönliche Erfahrungen mit Kindesmord oder unverheirateter Mutterschaft hätten, ist es wichtig zu notieren, dass Schiller keine definitive Verbindung mit Kindesmord oder unverheirateter Mutterschaft hätte.1 Diese Arbeit stellt deswegen dar, dass Schillers Meinung über Kindesmord mit keiner persönlichen Befangenheit vermischt oder beeinflusst war. Von dieser Annahme stellt diese Arbeit weiter dar, dass Schillers Meinung als gesellschaftliche Norm benutzt werden könnte, weil er sich ohne persönliche Befangenheit auf seine Meinung stützend die meisten Leute in der Gesellschaft hätten keine persönliche Erfahrung mit Kindesmord, sondern über ihn lediglich in den Zeitschriften gelesen hatten2. 1 2 Werner, The Unmarried Mother in German Literature, S. 70. Madland, Infanticide in Fiction, S. 29. 3 Aber dies heißt nicht, dass Schiller die gleiche Meinung wie andere Schriftsteller zu dieser Zeit hatte. Wenn man nur Schiller mit Schriftstellern wie Wagner oder Sprickmann vergleicht, kann man sehen, dass Schiller seine Kindsmörderin in Bezug auf den aktuellen Kindsmord leichter handelte. In anderen Gedichten und Dramen wird das Kind ziemlich schrecklich ermordet, zum Beispiel trinkt Wagners Protagonistin ihres Kindes Blut und leckt das Gehirn von Sprickmanns Kind der Protagonistin.3 „Andere Kinder werden in Brunnen zu Tode gestürzt, mit kochendem Wasser übergossen oder zerschnitten.“4 Aber in Schillers Gedicht ist der Mord des Kindes nicht so klar beschrieben. Obwohl das auch bei Schiller stimmt, dass Kind „sei hingemetzelt worden“5, argumentiert diese Arbeit, dass Schiller rettete die Kindesmörderin durch das Fehlen von einer fratzenhaften Beschreibung des Mordes. Ohne diese Beschreibung ist deswegen der Fokus auf Louise und ihre Gedanken gerichtet. Man kann folglich interpretieren, dass Schiller die Frau als Hauptfigur des Kindesmords sah. Es ist auch wichtig zu notieren, dass Schiller auch keine realistische Beschreibung der Verführung gab. Er gab nur eine Illusion zur Verführung mit den Zielen: „Weh ! von Arm des falschen Manns umwunden / Schlief Luisens Tugend ein.“6 Hier beschränkte Schiller sich weiter sein Fokus und fokussierte tatsächlich Louise und ihre Gedanken und Emotionen im Hauptplatz. Aber das heißt nicht, dass die Verführung keinen Sinn ergibt oder dass sie nicht wichtig ist, sondern die Illusion doch funktioniert, weil „from a purley artistic standpoint an allusion to the act is quite enough to set the imagination to work.“7 Die Verführung ist eigentlich sehr wichtig zum Gedicht, weil die Liebe Louies Hauptfaktor in ihre Entscheidungsprozess ist. Deswegen spielt Eifersucht und Rache eine Rolle im Gedicht.8 Schiller machte es klar, dass seinem Interesse nicht primär auf der Tat lag, sondern auf den Figuren der Täterinnen.9 Rhetorik in „Die Kindsmörderin“ Die Rhetorik des Gedichts ist auch wichtig zum diesem Thema, weil sie einen Raum baut, welcher Spannung und Botschaft des Gedichts beinhaltet. Georg-Michael Schulz sagte in 3 Schmiedt, Friedrich Schiller, S. 107. Ebd. 5 Ebd. 6 Werner, The Unmarried Mother in German Literature, S. 75. 7 Ebd. S. 77. 8 Luserke-Jaqui, Die Kindsmörderin, S. 255. 9 Schulz, Lust an kühnen Bildern, S.15. 4 4 seiner Analyse von „Die Kindsmörderin“, „das Gedicht [lebt] von der Spannung zwischen dem Gleichmaß der äußeren Form...und der Variabilität der thematischen Einheiten.“10 Das heißt, die Form des Gedichts spiegelt Louises Gedanken wider und hilft sie für den Leser zu leben. Dieses ist wichtig, denn die Leute, die die Kindsmörderin sein könnte, waren meistens nicht die Leute diese Gedichten oder Dramen gelesen haben, sondern normale mittelständische Frauen die Gedichten und Dramen lasen. Die Kindsmörderin war meistens arm und deswegen konnte nicht lesen.11 Deswegen hatten diese Gedichten und Dramen die Kindsmörderin zu den normalen Frauen zugänglicher gemacht.12 Durch seine Rhetorik zeichnete Schiller Louise als ein komplexer Mensch, die von Liebe und Rache kontrolliert ist.13 Louise ist nicht dumm oder naiv. Es stimmt, das sie von Thema zu Thema wechselte, aber nicht ohne Sinn. Diesen Wandel stellt dar, wie hoffnungslos Louise war und wie viel ihr Leben von Liebe und Rache kontrolliert ist. Louise hat keine einziges Identität, sondern ihre Person und damit Identität mit Joseph und ihre Liebe auf ihn verbindet war.14 Deswegen sind den Haupthemen der Gedicht Louises verlorene Liebe und wie betrügerisch und schlimm Joseph war.15 Das Schuldgefühl oder die Idee der Verantwortung spielte deswegen keine Rolle, oder mindestens keine große Rolle.16 Schiller beschrieb Louise nicht als einen verrückten Menschen, die in schlechten zufälligen Situation ist, sondern Schillers Louise „ihr Handeln, die voreheliche Sexualität, und ihre Tat selbst, den Kindsmord, verteidigt.“17 Ihre Schönheit ist immer der Grund warum sie in diesen Situation ist.18 Louise wusste ganz genau warum sie sich in ihrer Situation selbst fand und deswegen liegt die Verantwortung bei ihr und nicht an Joseph. Es ist nicht der Fall, dass der Mann die falsche Frau gewählt hatte, sondern die Frau den falschen Mann.19 „Schillers Louise formuliert einen emanzipatorischen Imperativ. Nun kommt die Frau selbst zu Wort und bittet nicht nur um Vergebung für ihre Tat im Jenseits, sondern wirbt gezielt um Verständ- 10 Schulz, Lust an kühnen Bildern, S. 18 – 19. Madland, Infanticide in Fiction, S. 28. 12 Ebd. 13 Werner, The Unmarried Mother in German Literature, S. 96. 14 Madland, Infanticide in Fiction, S. 33. 15 Ebd. 16 Ebd. 17 Luserke-Jaqui, Die Kindsmörderin, S. 255. 18 Madland, Infanticide in Fiction, S. 33. 19 Luserke-Jaqui, Die Kindsmörderin, S. 255. 11 5 nis.“20 Dieses passt auch zu Schillers Vorstellung der Louise und weiter zu seiner Meinung über Frauen allgemein. Hier gab Schiller Louise keine Luft, nur weil sie eine arme Frau ist, sondern Louise stark in ihrer Seele ist und benutzt ihr Leben für etwas Größeres als sie. Das heißt nicht, dass Schiller Kindsmord akzeptabel in der Zeit oder in der Situation fand, sondern Schiller Verständnis dafür hatte und diese Frauen nicht ohne Vernunft befand. Susanne Kord argumentiert in ihre Arbeit Women as Children, Women as Childkillers: Poetic Images of Infanticide in 18th-Century Germany, dass Louise als eine gefallene Frau oder Mädchen dargestellt ist21, aber diese Arbeit wurde das Gegenteil argumentieren. Louise handelte nicht wie ein Kind. Sie handelte von Rache oder von Wut getrieben über Joseph und seinen Treuebruch, aber nicht ohne logisches Denken wie ein Kind. Hier kann Schillers Vorstellung der Louise als ein Verständnis zu ihrer Situation und die Situation der Kindsmörderin allgemein aussehen. Dies hießt nicht, dass Schiller die Situation gut fand, sondern er Verständnis dafür hatte und er konnte sich vorstellen, warum eine Frau das machen konnte. Hier man sieht wieder Schillers leiser Darstellung der Louise und damit Kindsmord und Kindsmörderin allgemein. Aber dieses heißt auch nicht, dass Schiller die Louise und alle Kindsmörderinnen einfach entschuldigte. Obwohl seine Rhetorik dramatisch ist, gab Schiller Louise keine Entschuldigung für ihre Aktionen. „Dass sie zu Recht in den Tod geschickt wird, zieht sie nicht in Zweifel.“22 Sie akzeptiert ihr Schicksal und benutzte ihren Tod als Warnung für andere Frauen: „Trauet nicht den Rosen euer Jungend, / Trauet, Schwestern, Männerschwüren nie! / Schönheit war die Falle meiner Tugend, / Auf der Richtstatt hier verfluch’ ich sie!“23 Dieses ist auch normal für Frauen der Zeit. Die meinten Kindsmörderin in der deutschen Literatur begrüßt ihren Tod als Vergeltung.24 Oscar Helmuth Werner in seiner Arbeit The Unmarried Mother in German Literature beschrieb die Bereitschaft des Mädchens, ihr Leben für ihr Verbrechen zu opfern, als ein wirklich „feminines“ Merkmal.25 In dem Gedicht begrüßte 20 Luserke-Jaqui, Die Kindsmörderin, S. 256. Kord, Woman as Children. Women as Childkillers, S. 455. 22 Schmiedt, Friedrich Schiller, S. 107. 23 Schiller, Die Kindsmörderin, Zeile 113 – 116. 24 Kord, Woman as Children. Women as Childkillers, S. 458 – 459. 25 Werner, The Unmarried Mother in German Literature, S. 103. 21 6 Louise ihre Henker selbst: „Freudig eilt’ ich, in dem kalten Tode / Auszulöschen meinen Flammenschmerz.“26 Schulz meinte auch zur Rhetorik: „Stilistisch lebt dieses Gedicht – wir bekanntlich die Lyrik des jungen Schiller im ganzen – von einer Vielzahl von Oxymora und Paradoxien.“27 Helga Stipa Madland stimmt Schluz in ihre Arbeit Infanticide as Fiction: Goethe’s Urfaust and Schiller’s „Kindsmöderin“ as Models zu. Die beide sprach über kühne28 und übertriebene29 Bilder. Es ist eines von diesen Bildern, dass Schillers Gedicht lebt. Dieses machte Schillers ganzes Gedicht einfacher für die Leserinnen zu verstehen und in ihrem Leben zu vergleichen. Schulz meinte weiter: „Die Kindsmörderin zielt auf die effektvolle Konfrontation zwischen dem gerührten "Würger" und der heldenmütigen "Lilje", es zielt auf die unerwartete Demonstration von Kaltblütigkeit und überlegener Seelenstärke im Angesicht des Todes, mithin auf den Überraschungseffekt.“30 „Die Kindsmörderin“ ist von diesen Vergleichen gebaut und deswegen sind die Oxymora und die Paradoxien wichtig. „’Liebe und – Verräterei’ are the two opposite poles of Louise’s experience.“31 Es ist von den Extremen, dass der Leser eine Interpretation irgendwo zwischen denen machen kann, und damit seine Meinung über das Thema entwickeln. Kindsmord als zeitgenössisches Thema Für den jungen Schiller sind Frauen nicht die Menschen ohne Wissen oder Verständnis. Eigentlich haben sie ein gutes Verständnis, weil viele Kindsmörderinnen das Kind ermorden, wegen des Stigmas „des gesellschaftlichen Außenseiters.“32 Louise denkt an die Zukunft ihres Kindes besonders in der neunten Strophe.33 „Weib, wo ist mein Vater? lallte / Seiner Unschuld stumme Donnersprach’, / Weib, wo ist dein Gatte? hallte / Jeder Winkel meines Herzens nach – / Weh, umsonst wirst Wasie du ihn 26 Werner, The Unmarried Mother in German Literature, S. 103. Schulz, Lust an kühnen Bildern, S. 22. 28 Ebd. S. 15. 29 Madland, Infanticide in Fiction, S. 33. 30 Schulz, Lust an kühnen Bildern, S. 24. 31 Madland, Infanticide in Fiction, S. 33. 32 Luserke-Jaqui, Die Kindsmörderin, S. 255. 33 Werner, The Unmarried Mother in German Literature, S. 93. 27 7 suchen, / Der vielleicht schon andre Kinder herzt, / Wirst der stunden unsres Glückes fluchen, / Wenn dich einst der Name Bastard schwärzt.“34 Im 18.Jahrhundert war die Angst von Scham für das Kind sehr groß.35 Schiller und andere Schriftsteller sowie Goethe und Pestalozzi zweifelten nicht, dass diese Kindsmörderinnen nur ihre Kinder als letzter Ausweg ermordeten und nur weil sie den Scham von unverheirateter Schwangerschaft vermeiden wollten.36 „Um dem Kind diese Diffamierung zu ersparen, tötet es die Mutter.“37 Diese Scham kommt von dem Fokus der Gesellschaft auf Jungfräulichkeit, die von der Kirche heraus kommt.38 Die Kindsmörderin ist deswegen eine moralische Warnung gegen die, die von der rechtschaffen Weg zu verirren wollen.39 Aber die Scham ist nicht der einzige Grund Frauen wegen ihren Kindern ermorden. Im Fall Louise ist die Wut über Josephs Treuebruch auch wichtig. Vielen Strophen aus dem Gedicht sprechen über ihre Liebe für Joseph und wie wütend sie darüber ist. „Die frustrierte Liebe wird zur Hölle, der Meineid des Treulosen zum Würger.“40 „Louise pendelt, der Situation angemessen, zwischen heftigen Empfindungen unterschiedlicher Art: Sehnsüchtige Erinnerung an den "holde[n] Kleine[n]" wechseln mit blutrünstigen Vorstellungen vom unmittelbar bevorstehenden Akt der Hinrichtung.“41 Dieses heißt, Louises Mord des Kindes kann als ihren Mord an Joseph auch interpretiert werden. Mindestens ist der Mord teilweise auch in Bezug auf ihrer Rache gegen den Mann.42 Es stimmt auch, dass Louise ihr Kind ermordet hatte, weil er sie an dieser schlechten Zeit, die von verlorener Liebe und verlorenen Vergnügen kontrolliert ist.43 Für Louise bedeutet Mutterglück nichts. Obwohl sie für einen Moment, den das Kind geboren wurde, ihn geleibt hätte, ist sie dann zum Verzweiflungswahn schnell nahm.44 „Was sonst Mutterglück bedeutet, 34 Schiller, Die Kindsmörderin, Zeile 61 – 72. Werner, The Unmarried Mother in German Literature, S. 92. 36 Wegert, Popular Culture, Crime, and Social Control, S. 153. 37 Luserke-Jaqui, Die Kindsmörderin, S. 256. 38 Werner, The Unmarried Mother in German Literature, S. 93. 39 Kord, Woman as Children. Women as Childkillers, S. 455. 40 Weber, Die Kindsmörderin im deutschen Schrifttum, S. 70. 41 Schmiedt, Friedrich Schiller, S. 108. 42 Kord, Woman as Children. Women as Childkillers, S. 458. 43 Madland, Infanticide in Fiction, S. 33. 44 Weber, Die Kindsmörderin im deutschen Schrifttum, S.70. 35 8 wird zum Todespfeil.“45 Louise ist in diesem Fall nicht ohne Gefühle für ihr Kind, sondern, da sie die Mutterliebe hatte, aber diese schnell weg. Schiller stellt Louise deswegen gut dar, weil sie doch Gefühle hätte, aber die Rache und die Wut waren für sie stärker. Louise kann dadurch diese Vorstellung als einen normalen rationalen Mensch interpretieren werden. Helmut Schmiedt argumentiert in seiner Arbeit Friedrich Schiller, dass Louise ihres Kind ermordete aufgrund ihrer möglichen lieblosen Zukunft.46 „Ein skrupelloser Verführer hat ihre Schwäche ausgenutzt, sich dann, als die Folgen der Beziehung eintraten, aus dem Staub gemacht und sich vermutlich längst eine andere Geliebte gesucht. Und dem unehelichen Kind, dem „Bastard“, drohte wie der alleinstehenden Mutter eine überaus leidvolle Zukunft, die sie ihm nun erspart hat.“47 Obwohl diese Arbeit mit anderen Teilen von Schmiedt zustimmt, kann sie diesem Argument nicht zustimmen. Mindestens zwei Strophen (10 und 11), wenn nicht das ganze Gedicht, sind über die Liebe Louise verloren.48 Man könnte auch argumentieren, dass die ganze Gedicht über ihre verlorenen Liebe ist.49 Diese Arbeit wird argumentieren, dass Louise die Liebe von Joseph wieder will, wenn sie überhaupt die Liebe will. Louise ist zu wütend auf Joseph eine andere Frau zu lieben. Aber Schmiedt hat recht, wenn er über die unehelichen Kinder spricht und wie sie das Leben und die Zukunft wahrscheinlich lieblos für die Mutter macht. Dies spielt auch eine Rolle für das Schamgefühl und in dem Stigma gegen die unverheiratete Schwangerschaft. Fazit „Schillers Kindsmörderin ist als Verführte und Verurteilte doppeltes Opfer männlicher Gewalt.“50 Diese Beispielsgesellschaft mordete die Louise für ihr schreckliches Verbrechen, wie viele andere Frauen im 18.Jahrhundert. Und auch wie im Gedicht nahm die Gesellschaft damals keine Verantwortung für ihren Teil des Problems. Obwohl Schiller keine Entschuldigung für Louise gab, stellte er sie in ein besseres Licht im Vergleich mit anderen Schriftstellern zu dieser Zeit dar. Ihr Leben ist definitiv von Liebe und Wut kontrolliert, aber ihre Entscheidung ihr Kinds zu ermorden ist nicht unverständlich zu dieser Zeit. Schiller gab unter45 Weber, Die Kindsmörderin im deutschen Schrifttum, S. 70. Schmiedt, Friedrich Schiller, S. 107. 47 Schmiedt, Friedrich Schiller, S. 107 – 108. 48 Madland, Infanticide in Fiction, S. 34. 49 Ebd. 50 Luserke-Jaqui, Die Kindsmörderin, S. 256. 46 9 bewusst dem Leser seine Meinung über Frauen, Kindsmord, und die Kindsmörderin in seinem zeitgenössischen Gedicht. Louise ist nicht als eine dumme und naive Frau dargestellt und ist nicht als ein schreckliches Monster. Sie ist eine rationale Person, die nur in der Liebe verloren war und jetzt von ihre verlorenen Geliebte verschmäht ist. Wenn sie mit der Geburt ihres Kindes konfrontiert wird, macht sie das einzige, das was sie konnte – ihr Kind ermorden. Es ist nicht zu sagen, dass das gut ist, aber dass es nur verständlich ist. Denn Schillers Louise nicht so dumm oder gemein beschrieb, kann man interpretieren, dass Schiller ein Verständnis für die Situation und die Frauen in diesen Situationen hatte. Er dachte, dass sie keine Monster sind und deswegen ist Louise kein Monster in seinem Gedicht „Die Kindsmörderin.“ 10 Literaturverzeichnis Kord, Susanne: Woman as Children. Women as Childkillers: Poetic Images of Infanticide in Eighteenth-Century Germany. In: Eighteenth-Century Studies 26 (1993). S.449 – 466. Luserke-Jaqui, Matthias: Die Kindsmörderin (1782). In: Schiller Handbuch: Leben, Werk, Wirkung. Hrsg. von Matthias Luserke-Jaqui unter Mitarbeit von Grit Dommes. Stuttgart und Weimar 2005. S. 255 – 256. Madland, Helga Stipa: Infanticide in Fiction: Goethe’s Urfaust and Schillers „Kindsmörderin“ as Models. In: The German Quarterly 62 (1989). S. 27 – 38. Schiller, Friedrich: Die Kindsmörderin. In: Interpretationen Gedichte von Friedrich Schiller. Hrsg. von Norbert Oellers. Stuttgart 1996. S. 11 – 14. Schmiedt, Helmut: Friedrich Schiller. In: Literatur Kompakt. Hrsg. von Gunter E. Grimm (Band 4). Marburg 2013. Schulz, Georg-Michael: Lust an kühnen Bildern. In: Interpretationen Gedichte von Friedrich Schiller. Hrsg. von Norbert Oellers. Stuttgart 1996. S. 15 – 26. Weber, Beat: Die Kindsmörderin im deutschen Schrifttum von 1990 – 1795. (Abhandlungen zur Kust-, Musik- und Literaturwissenschaft, Band 162). Bonn 1974. Wegert, Karl: Popular Culture, Crime, and Social Control in 18th Century Württemberg. (Studien zur Geschichte des Alltags, Band 5). Stuttgart 1994. Werner, Oscar Helmuth: The Unmarried Mother in German Literature with Special Reference tot he Period 1770 – 1800. New York 1917. 11
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