Kammerjäger bekämpfen Holzwürmer mit Gas - Wallfahrt-Werl

Soester Anzeiger 11.02.2016
Kammerjäger bekämpfen
Holzwürmer mit Gas
Alte Wallfahrtskirche und Vorplatz der Basilika werden kommende Woche gesperrt
Von Dominik Maaß
WERL � Umfangreicher als zunächst gedacht fällt die angekündigte Schädlingsbekämp- fung in der Alten Wallfahrtskirche aus. Denn der Holzwurm
habe sich nicht nur durch die
längst abgebaute Orgel gefressen, sondern sitze in vielen anderen Holzbauteilen, erläuterte
Architekt Nils Oetterer.
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Mit dem Gas Sulfuryldifluorid soll den Insekten nun der
Garaus gemacht werden. Aus
Sicherheitsgründen wird dafür in der kommenden Woche der Vorplatz der Basilika
gesperrt, die Basilika bleibt
aber nutzbar.
Vom Holzwurm befallen sind
laut Oetterer unter anderem
der Hauptaltar, das Chorgestühl mit den Seitenaltären,
die Beichtstühle, die Seitenverkleidung der Eingangstür
und die Ballustrade der Empore. Die einzelnen Bereiche
werden eingerüstet und mit
Folien luftdicht verpackt. Zur
Sicherheit würden auch die
Orgel kehrt an „Geburtsort“ zurück
Nach dem Ende der Schädlingsbekämpfung will die Werler Orgelbaufirma Stockmann mit den Arbeiten für den Einbau der neuen
Orgel beginnen. Das alte Instrument aus den 1920er-Jahren hatte
der Holzwurm zerfressen und war
im Sommer vergangenen Jahres
abgebaut worden. Die neue, gebrauchte Orgel steht zurzeit noch in
der St.-Hedwigs-Kirche in UnnaMassen und wird nach der Übergabe des Gotteshauses an eine koptische Gemeinde nicht mehr benötigt. Sie kehrt sozusagen an ihren
„Geburtsort“ zurück, war sie doch
Kirchenbänke unter die Folie
geschoben und ebenfalls begast, so Oetterer.
Bevor die Schädlingsbekämpfer das Gas einbringen,
werde alles mit Überdruck
auf Dichtheit geprüft. Das
ausführende Unternehmen
unterliege strengen Auflagen
des
Gewerbeaufsichtsamts
der Bezirksregierung, sagt
im Jahr 2000 von Stockmann in
Werl gebaut worden. Die Orgel hat
18 Register und ist etwas kleiner
als ihre Vorgängerin. Außerdem
wird sie etwas versetzt aufgebaut.
Das hat den Vorteil, dass das Giebel-Fenster der Kirche nicht mehr
verdeckt sein wird. Farblich und
vom Klang her werde das Instrument noch an den neuen Raum angepasst, erläuterte Geschäftsführerin Petra Stockmann-Becker. Der
Umzug sei mit viel Aufwand verbunden. Bis alle Arbeiten abgeschlossen sind, könnten schnell
acht Wochen ins Land ziehen.
Oetterer. Immerhin handelt
es sich bei dem farb- und geruchlosen Gas um ein Gift.
Die toxische Wirkung, so
schreibt die Schädlingsbekämpfungsfirma in einer Information für die Anwohner,
hänge von der Konzentration
ab: „Erste Anzeichen einer
Vergiftung äußern sich durch
Übelkeit und Erbrechen, bei
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n Die Alte Wallfahrtskirche und der Vorplatz der Basilika werden in der kommenden Woche wegen der
Schädlingsbekämpfung gesperrt. � Foto: Haselhorst
höheren
Konzentrationen
durch Krämpfe und Bewusstlosigkeit sowie das Risiko eines Lungenödems.“ Außerhalb des Gefahrenbereichs
werde aber durch Messungen
sichergestellt, dass keine zu
hohen Konzentrationen auftreten. Zu den Auflagen gehört das Einrichten einer
Sperrzone vor dem Eingang
der Alten Wallfahrtskirche.
„Wir hätten hier einen Bauzaun aufstellen können, aber
es erschien uns sinnvoller,
den ganzen Platz zu sperren“,
erklärt Oetterer. Anders als
zunächst befürchtet, ist die
Basilika von den Arbeiten
nicht weiter betroffen. Es sei
sichergestellt, dass das Gas
von der Alten Wallfahrtskirche nicht über den Verbindungsgang in die Basilika gelangt, so der Architekt.
Die Basilika kann über die
Eingänge an der Klosterstraße und am Kreuzwegplatz betreten werden. Letzterer ist
aber nur über den Steinergraben erreichbar, da der Zugang von der Fußgängerzone
zum Kreuzwegplatz ebenfalls
gesperrt wird. Die Arbeiten
sollen am Montag beginnen
und bis Freitag abgeschlossen
sein. Die Sperrung werde maximal bis Sonntag aufrecht
erhalten, sagt Oetterer. Das
Gas werde letztlich über Öffnungen im Dach nach außen
abgelassen und sei stark verdünnt mit der Umgebungsluft ungefährlich.
Direkt im Anschluss an die
Schädlingsbekämpfung sollen die Arbeiten für den Einbau der neuen Orgel starten
(siehe Infokasten). Inklusive
des neuen Instruments kostet
die Maßnahme 100 000 Euro.
Diese Kosten würden vollständig vom Erzbistum Paderborn getragen, erläutert
Propst Michael Feldmann.
Schließlich sei die Propsteigemeinde nur grundbuchlich
Eigentümer der beiden Wallfahrtskirchen. Die Bedeutung
der Kirchen für das Erzbistum reiche hingegen weit
über Werl hinaus.