Zeitschrift für Naturschutz und Landschaftspflege Gerald Kerth, Klaus Fischer, Toni Fleischer, Johannes Limberg, Nico Blüthgen, Kai Dworschak, Carolin Dittrich, Mark-Oliver Rödel und Elisabeth Obermaier Anpassungskapazität von 50 Arten mit potenziell hohem Aussterberisiko gegenüber dem Klimawandel in Deutschland Adaptive capacity of 50 species at a potentially high risk of extinction under climate change conditions in Germany Seiten 17-24 In einem vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) geförderten F + E-Projekt untersuchten wir die Anpassungskapazität von 50 von uns definierten Hochrisiko-Tierarten, die in Deutschland in besonderem Maße durch den Klimawandel gefährdet sind. Wie erwartet reagieren viele dieser Arten sensibel auf die direkten und indirekten Folgen des Klimawandels und wir fanden bei den meisten Arten Hinweise auf eingeschränkte Anpassungskapazitäten. Sie sind daher auf artspezifische Schutzmaßnahmen angewiesen. Habitate, die besonders viele Hochrisiko-Arten beherbergen, sind insbesondere Moore, Quellen, feuchtes Grünland und Fließgewässer. Zudem sind viele der Arten auf strukturreiche, alte Laubwälder mit einem hohen Totholz-Anteil angewiesen. Da die meisten der 50 Arten eine geringe Ausbreitungsfähigkeit besitzen, sollten ihre derzeitigen Lebensräume optimiert werden, damit zusätzliche Belastungen in Folge des Klimawandels vor Ort besser toleriert werden können. Dabei sollte der Wasserhaushalt optimiert und der Strukturreichtum mit unterschiedlichen Mikroklimaten gefördert werden. Entsprechend der überwiegend geringen Ausbreitungsfähigkeit der Arten sollte zudem ein engmaschiges Netz von geschützten Gebieten aufgebaut werden. This study investigated the capacity of 50 priority species to respond to climate change. Our results indicate that many of the species in question are threatened by direct and indirect effects of climate change and have limited evolutionary and dispersal capacities to buffer detrimental effects, while plasticity may be greater. Thus, species-specific action plans are often required. Habitats that should be protected to facilitate the survival of high-risk species are in particular wetlands. In addition, many of the investigated species depend on old-growth forests with a large amount of deadwood. Because most of the 50 species studied have low dispersal capabilities, it is crucial to optimise their current habitats in order to enable them to cope in situ with further stress resulting from climate change. In particular, water regimes and microhabitat diversity need to be optimised. Depending on the species' dispersal capabilities, a network of suitable protected areas should be created at the local and/or regional scale. Verlag W. Kohlhammer 89. 2015 Heft 1 90. Jahrgang 2014 Anpassungskapazität von 50 Arten mit potenziell hohem Aussterberisiko gegenüber dem Klimawandel in Deutschland Adaptive capacity of 50 species at a potentially high risk of extinction under climate change conditions in Germany Gerald Kerth, Klaus Fischer, Toni Fleischer, Johannes Limberg, Nico Blüthgen, Kai Dworschak, Carolin Dittrich, Mark-Oliver Rödel und Elisabeth Obermaier Zusammenfassung In einem vom Bundesamt für Naturschutz (BfN) geförderten F + E-Projekt untersuchten wir die Anpassungskapazität von 50 von uns definierten Hochrisiko-Tierarten, die in Deutschland in besonderem Maße durch den Klimawandel gefährdet sind. Wie erwartet reagieren viele dieser Arten sensibel auf die direkten und indirekten Folgen des Klimawandels und wir fanden bei den meisten Arten Hinweise auf eingeschränkte Anpassungskapazitäten. Sie sind daher auf artspezifische Schutzmaßnahmen angewiesen. Habitate, die besonders viele Hochrisiko-Arten beherbergen, sind insbesondere Moore, Quellen, feuchtes Grünland und Fließgewässer. Zudem sind viele der Arten auf strukturreiche, alte Laubwälder mit einem hohen Totholz-Anteil angewiesen. Da die meisten der 50 Arten eine geringe Ausbreitungsfähigkeit besitzen, sollten ihre derzeitigen Lebensräume optimiert werden, damit zusätzliche Belastungen in Folge des Klimawandels vor Ort besser toleriert werden können. Dabei sollte der Wasserhaushalt optimiert und der Strukturreichtum mit unterschiedlichen Mikroklimaten gefördert werden. Entsprechend der überwiegend geringen Ausbreitungsfähigkeit der Arten sollte zudem ein engmaschiges Netz von geschützten Gebieten aufgebaut werden. Anpassungskapazität – Dispersion – Evolution – Hochrisiko-Arten – Klimawandel – Mikrohabitate – Plastizität – prioritäre Arten Abstract This study investigated the capacity of 50 priority species to respond to climate change. Our results indicate that many of the species in question are threatened by direct and indirect effects of climate change and have limited evolutionary and dispersal capacities to buffer detrimental effects, while plasticity may be greater. Thus, species-specific action plans are often required. Habitats that should be protected to facilitate the survival of high-risk species are in particular wetlands. In addition, many of the investigated species depend on old-growth forests with a large amount of deadwood. Because most of the 50 species studied have low dispersal capabilities, it is crucial to optimise their current habitats in order to enable them to cope in situ with further stress resulting from climate change. In particular, water regimes and microhabitat diversity need to be optimised. Depending on the species’ dispersal capabilities, a network of suitable protected areas should be created at the local and/or regional scale. Adaptive capacity – Climate change – Dispersion – Evolution – High-risk species – Microhabitats – Plasticity – Priority species 1Einleitung Der Klimawandel gilt als einer der Hauptgründe für den prognostizierten weiteren Rückgang der weltweiten Biodiversität (Thomas et al. 2004). Es wird befürchtet, dass in Folge des Klimawandels bis zu 30 % der einheimischen Tier- und Pflanzenarten in Deutschland aussterben werden (BMU 2008). Deutschland hat sich daher zum Ziel gesetzt, die negativen Auswirkungen des Klimawandels auf die biologische Vielfalt zu minimieren (BMU 2007; BMU 2008). Das Erreichen dieses Ziels wird jedoch durch artspezifische Reaktionen auf den Klimawandel erschwert (Parmesan 2006). Im Prinzip können Arten an ihren derzeitigen Standorten auf den Klimawandel reagieren indem sie ihr Verhalten und/ oder ihre Physiologie ändern (phänotypische Plastizität; z. B. Relyea 2002; Fischer et al. 2010) oder indem sie sich genetisch anpassen (Evolution; z. B. Phillimore et al. 2010). Alternativ können Arten bei sich ändernden lokalen Bedingungen ihre Verbreitungsgebiete in dann besser geeignete Regionen verlagern (Mobilität; z. B. Parr 2010). Falls keine der genannten drei Optionen (PEM-Plastizität, Evoluti- — 90. Jahrgang (2015) — Heft 1 on, Mobilität) umgesetzt werden kann, stirbt die Art aus sobald sich die Bedingungen in ihrem rezenten Lebensraum zu stark verändern (Parmesan 2006). Für die Planung und Durchführung effektiver Maßnahmen zur Verminderung der negativen Folgen des Klimawandels auf die biologische Vielfalt ist es daher unabdingbar, die jeweilige Anpassungskapazität von Arten an den Klimawandel verlässlich abschätzen zu können (Daw son et al. 2011). Unser Projekt hatte zum Ziel, die Anpassungskapazität von 50 vermuteten Hochrisiko-Tierarten an den Klimawan- 17 © 2015 W. Kohlhammer, Stuttgart Manuskripteinreichung: 4.2.2014, Annahme: 12.11.2014 Anpassungskapazität von 50 Arten in Deutschland Fig. 1: Habitat use in the 50 high-risk animal species studied. Note that some species use more than one type of habitat. As a result the sum of the species listed per habitat exceeds the total number of investigated species. del in Deutschland näher zu untersuchen. Diese Arten deckten eine breite Spanne von taxonomischen Gruppen und geographischen Verbreitungsschwerpunkten ab. Wir verfolgten einen vergleichenden Ansatz der sowohl empirische Studien als auch Literaturrecherchen umfasste. Als Grundlage dienten regionale Klimaszenarien für Deutschland, die von einer Zunahme der mittleren Jahrestemperaturen, von trockeneren Sommer- aber feuchteren Winterhalbjahren und einer Zunahme von Extremereignissen (Dürren, Überschwemmungen) ausgehen (nach Emissionsszenario A1B; BMU 2007; BMU 2008; Walkenhorst u. Stock 2009). Basierend auf den Ergebnissen zur Anpassungsfähigkeit der 50 untersuchten Arten an die zu erwartenden Klimaveränderungen wurden gezielte Schutzempfehlungen für den Erhalt dieser für den deutschen Naturschutz prioritären Arten abgeleitet (für Details siehe Kerth et al. 2014). 2 Material und Methoden Rabitsch et al. (2010) erstellten im Auftrag des Bundesamtes für Naturschutz (BfN) eine Liste von etwa 500 Tierarten, die eine hohe Relevanz für den Naturschutz in Deutschland besitzen und durch den Klimawandel potenziell gefährdet sind. Anschließend schätzten sie für jede dieser Arten ein, wie stark sie durch den Klimawandel gefährdet sind. Genauere Untersuchungen zur Anpassungsfähigkeit (PEM-Optionen) der einzelnen Arten an den Klimawandel waren jedoch nicht 18 das Ziel dieser Studie. Daher wählten wir aus der Liste der 500 Tierarten von Ra bitsch et al. (2010) 50 Arten mit potenziell hohem Aussterberisiko gegenüber dem Klimawandel (im folgenden Hochrisiko-Arten genannt) für eine vertiefende Literaturstudie zur Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel in Deutschland aus. Wir berücksichtigten dabei nur sich derzeit in Deutschland reproduzierende Arten, die nach unserer Einschätzung einem hohen Risiko einer erheblichen Beeinträchtigung durch den Klimawandel unterliegen. Bereits in Deutschland ausgestorbene Arten sowie Arten, die in Deutschland nur auf dem Zug oder als Sommer-/Winter-Gäste auftreten, fanden keine Berücksichtigung. Weiterhin wurden Vögel von uns nicht berücksichtigt, da diese in einem gesonderten Projekt des BfN bearbeitet werden. Zudem sollten für die von uns ausgewählten 50 Arten, soweit möglich, ausreichend viele Literaturdaten für eine Bewertung ihrer Anpassungskapazitäten vorhanden sein. Weiterhin sollte für einen Teil der 50 Arten eine empirische Bearbeitung möglich sein, um bei diesen Arten die Anpassungskapazitäten im Labor und/ oder Freiland vertiefend untersuchen zu können. Zur Bewertung der Empfindlichkeit gegenüber dem Klimawandel verwendeten wir fünf der ursprünglichen acht Kriterien von Rabitsch et al. (2010), auf welchen die Einstufungen der Arten nach Risikoklassen gegenüber dem Klimawandel beruhten. Eine statistische Untersuchung der acht Kriterien von Rabitsch 3Ergebnisse Habitatnutzung: Von den 50 identifizierten Hochrisiko-Tierarten leben 38 % (19 Arten) zumindest während eines Teils ihrer Entwicklung im Wasser. Viele der permanent im Wasser lebenden Arten, wie die 4 untersuchten Fischarten und 5 der 8 bearbeiteten Molluskenarten, benötigen kühle, sauerstoffreiche Gewässer. Bei den ausschließlich an Land lebenden 31 Arten, wie z. B. den Tag- und Nachtfaltern, ist die starke Bindung an Feuchtwiesen und insbesondere Moore (insgesamt 22 Arten), auffällig. Daneben besiedeln 14 der untersuchten terrestrischen Arten urwaldartige, feuchte und/oder an Totholz reiche Wälder (s. Tab., S. 20 – 21 und Abb. 1). Gefährdungsmechanismen: Nur bei knapp einem Drittel (15) der Arten fanden sich Hinweise auf eine geringe Toleranz gegenüber moderat erhöhten Temperaturen und damit auf eine unmittelbare, direkte Gefährdung durch höhere Temperaturen in Folge des Klimawandels — 90. Jahrgang (2015) — Heft 1 © 2015 W. Kohlhammer, Stuttgart Abb. 1: Habitatnutzung der untersuchten 50 Hochrisiko-Tierarten. Es ist zu beachten, dass manche Arten mehr als einen Habitattyp nutzen und daher die Summe der Zahl der Arten pro Habitattyp die Gesamtanzahl untersuchter Arten übersteigt. et al. (2010) ergab, dass viele untereinander signifikant korreliert waren (Kerth et al. 2014). Als Bewertungskriterien zur Auswahl der 50 Arten verwendeten wir schließlich „Ökologische Amplitude“, „Dispersionsfähigkeit“, „Klimawandel- sensible Zone“ (z. B. Höhenlagen), „Vermehrungsrate“ und „Rote-Liste-Status“, da diese fünf Kriterien am wenigsten untereinander korrelierten. Für eine detaillierte Beschreibung der Gewichtung der fünf genannten Kriterien sowie der zusätzlich erfolgten taxonomischen Balancierung der Liste verweisen wir auf Kerth et al. (2014). Die resultierende Liste umfasst 1 Heuschrecken- und 1 Spinnen-Art sowie 3 Amphibien-, 4 Fisch-, 7 Käfer-, 2 Krebs-, 4 Libellen-, 8 Mollusken-, 8 Nachtfalter-, 5 Säuger und 7 Tagfalter-Arten (s. Tab., S. 20 – 21). Für jede dieser 50 von uns nach den fünf genannten Kriterien definierten Hochrisiko-Arten erstellten wir, basierend auf einer umfassenden Literaturrecherche, einen detaillierten Artensteckbrief. Dabei analysierten wir die Biologie der jeweiligen Art (insbesondere ihre Lebensraumansprüche und Habitatnutzung da diese für eventuelle Schutzmaßnahmen von besonderer Bedeutung sind). Wir bewerteten zudem die Gefährdungsmechanismen, die durch den Klimawandel zu erwarten sind und die Fähigkeit der Arten auf den Klimawandel zu reagieren („PEM-Optionen“). Basierend auf den so erzielten Ergebnissen erstellten wir spezifische Schutzempfehlungen. Für einige der Arten wurden zudem ergänzende empirische Studien durchgeführt (für Details siehe Kerth et al. 2014). Anpassungskapazität von 50 Arten in Deutschland Abb. 2: Gefährdung durch direkte und indirekte Folgen des Klimawandels bei den untersuchten 50 Hochrisiko-Tierarten. Es ist zu beachten, dass manche Arten mehr als einer Gefährdung unterliegen und daher die Summe der Zahl der Arten pro Gefährdungsursache die Gesamtanzahl untersuchter Arten übersteigt. Fig. 2: Direct and indirect threats from climate change of the 50 high-risk animal species studied. Because some species are subject to more than one threat, the sum of the species listed per threat exceeds the total number of investigated species. lage zur genetischen Struktur von Populationen konnte das allerdings nur für 17 Arten mit einiger Sicherheit angenommen werden (Abb. 3 b; z. B. Bernard u. Schmitt 2010). Mindestens 32 der 50 untersuchten Arten, insbesondere viele Wirbellose wie die meisten Schnecken und einige Nachfalterarten, sind auf Grund ihrer Morphologie und/oder spezialisierten Lebensweise sehr ausbreitungsschwach (Abb. 3 c). Somit muss bei diesen Arten davon ausgegangen werden, dass sie auf schlechtere Bedingungen in ihren derzeitigen Lebensräumen nicht mit Abwanderung und Neuansiedlung andernorts reagieren können. 4Diskussion Aus unserer Literaturrecherche wurde ersichtlich, dass für viele der 50 Hochrisiko-Arten noch große Lücken im Kenntnisstand über ihre Anpassungskapazität an den Klimawandel bestehen. Auch unsere begleitenden empirischen Studien, in denen wir unter natürlichen Bedingungen sowie im Labor die Anpassungsfähigkeiten ausgewählter Tierarten an erhöhte Temperaturen und Trockenheit untersuchten (für Details siehe Kerth et al. 2014), zeigten, dass weiterer Forschungsbedarf selbst für vergleichsweise gut bekannte Arten besteht. Trotz dieser Kenntnislücken zeichneten sich in unseren Analysen einige auffällige Tendenzen ab. Viele der von uns untersuchten Arten haben in Deutschland nur noch sehr kleine Populationsgrößen. Damit ist ihr evo- — 90. Jahrgang (2015) — Heft 1 lutionäres Potenzial auf den Klimawandel zu reagieren einschränkt (Quintero u. Wiens 2013). Zudem unterliegen kleine Populationen einer hohen Gefährdung durch stochastische Ereignisse wie etwa lokalen Katastrophen (Primack 2010). Dazu zählen auch extreme Wetterereignisse, die in Folge des Klimawandels häufiger auftreten werden (Meehl u. Tebaldi 2004; Diffenbaugh et al. 2005). Des Weiteren ist bei kleinen und isolierten Populationen von Arten, die ein geringes Ausbreitungspotenzial besitzen, eine Wiederbesiedlung selbst von geeigneten Lebensräumen sehr unwahrscheinlich. Insgesamt muss daher befürchtet werden, dass die meisten der von uns untersuchten Hochrisiko-Arten ein sehr hohes Aussterberisiko in Deutschland aufweisen, wenn der Klimawandel die Bedingungen in ihren derzeitigen Lebensräumen verschlechtert. Weiterhin bestätigte unsere Literaturrecherche, dass für viele der von uns untersuchten Arten nicht zu erwarten ist, dass sie nördlichere bzw. höher gelegene Habitate erreichen können. Diese Habitate könnten sich im Zuge des Klimawandels als geeignete Lebensräume herausstellen (vergleiche Rabitsch et al. 2010; Dawson et al. 2011). Da durch den Menschen durchgeführte Umsiedlungen, z. B. auf Grund fehlender lokaler Anpassungen, häufig ebenfalls problematisch sind (Ricciardi u. Simberloff 2009; Dawson et al. 2011) folgt für den Naturschutz in Deutschland, dass die meisten Hochrisiko-Arten vor Ort, also innerhalb ihrer derzeitig besiedelten Habitate, vor den negativen Folgen des Klimawandels 19 © 2015 W. Kohlhammer, Stuttgart (Abb. 2). Es ist auffällig, dass unter den 15 stark temperatursensitiven Arten ganz oder teilweise im Wasser lebende Arten (12 von 19), im Vergleich zu rein terrestrisch lebenden Arten (3 von 31), signifikant überrepräsentiert waren (Exakter Test von Fisher: p = 0,0001). Eine höhere Artenzahl (33) erscheint dagegen auf Grund lokal und/oder zeitlich verringerter Niederschläge und dadurch drohender Austrocknung ihrer Habitate direkt gefährdet zu sein (s. Tab., S. 20 – 21). Für fast alle Arten fanden wir zudem Hinweise auf eine Gefährdung durch indirekte Folgen des Klimawandels. Dies beinhaltet einen verstärkten Verlust und/ oder eine zunehmende Degradation ihres Habitats (Abb. 2). Dazu trägt auch eine verstärkte Nutzung von Offenland und Wäldern durch den stark gestiegenen Anbau von Energiepflanzen bzw. die Gewinnung von Energieholz bei (Fargione et al. 2009; Fletscher et al. 2011). Indirekte Gefährdungen durch den Klimawandel schließen auch Veränderungen von Lebensgemeinschaften mit ein. Diese beinhalten den Verlust von Wirtspflanzen/ Nahrung infolge von erhöhten Temperaturen oder verringerten Niederschlägen, etwa bei herbivoren Tag- und Nachtfaltern (insgesamt 15 Arten; Abb. 2). Ebenfalls zu nennen sind in diesem Zusammenhang die verstärkte Konkurrenz durch sich in Folge des Klimawandels ausbreitende Arten (z. B. der Feldhase, der in Lebensräume des Alpenschneehasens einwandert; Suhling u. Suhling 2013) sowie eine erhöhte Wahrscheinlichkeit der Hybridisierung (Abb. 2). PEM-Optionen: Die Abschätzung der Anpassungskapazität an den Klimawandel bei den Hochrisiko-Arten war dadurch erschwert, dass für viele der untersuchten Arten der Kenntnisstand zu ihren PEM-Optionen und selbst zur aktuellen Verbreitung in Deutschland gering ist – trotz unserer Vorauswahl die das Vorhandensein von Literatur mit berücksichtigte (Abb. 3 a – c, S. 22). Etwa zwei Drittel der 33 Arten, bei denen die Plastizität anhand von Literaturdaten zum Verhalten und physiologischen Reaktionen einigermaßen belastbar abgeschätzt werden konnte, besitzen das Potenzial bis zu einem gewissen Grad plastisch auf erhöhte Temperaturen oder verringerte Niederschläge mit Verhaltensanpassungen und physiologischen Reaktionen reagieren zu können (Abb. 3 a; vergleiche Kearney et al. 2009). Die Mehrzahl (36) der untersuchten Hochrisiko-Arten leben bei uns bereits jetzt in sehr kleinen und in der Regel von einander isolierten Reliktpopulationen. Daher ist von einer starken Einschränkung des Evolutionspotenzials dieser Arten auf Grund einer vermutlich geringen genetischen Variabilität auszugehen. Auf Grund der schlechten Daten- Anpassungskapazität von 50 Arten in Deutschland Tab.: Überblick über die 50 untersuchten Tierarten. Für jede Art werden Lebensraumansprüche, Gefährdungsursachen in Bezug auf den Klimawandel, die PEM-Optionen und mögliche Schutzmaßnahmen angegeben. Tab.: List of the 50 animal species studied. For each species habitat requirements, risks from climate change, PEM options, and possible management options are given. Lebensraumansprüche Land Barbastella barbastellus (Mopsfledermaus) x Capra ibex (Alpensteinbock) x amphibisch Feuchtwiese Moor Wald sonstige Biotope Austrocknung der Habitate x x x x x Coregonus fontane (Stechlin-Maräne) x Cottus gobio (Groppe) Lepus timidus (Alpenschneehase) x Myotis bechsteinii (Bechsteinfledermaus) x Salmo salar (Atlantischer Lachs) Sicista betulina (Waldbirkenmaus) Wasser x x x x x x Thymallus thymallus (Äsche) x x x Boloria titania (Natterwurz-Perlmutterfalter) x x x Carcharodus floccifera (Heilziest-Dickkopffalter) x x x Euphydryas aurinia (Goldener Scheckenfalter) x Lycaena helle (Blauschillernder Feuerfalter) x x Maculinea nausithous (Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling) x x Maculinea teleius (Heller Wiesenknopf-Ameisenbläuling) x x Parnassius mnemosyne (Schwarzer Apollo) x Bryodemella tuberculata (Gefleckte Schnarrschrecke) x x x x x x x x x x x x x Astacus astacus (Edelkrebs) x Austropotamobius torrentium (Steinkrebs) x x x x x x Mycula mossakowskii x Alcis jubata (Bartflechten-Rindenspanner) x Cleorodes lichenaria (Grüner Flechten-Rindenspanner) x Eucarta amethystina (Amethysteule) x Chariaspilates formosaria (Moorwiesen-Striemenspanner) x x x Coronarta cordigera (Moorbunteule) x x x Carsia sororiata (Moosbeerenspanner) x x x Lithophane lamda (Gagelstrauch-Moor-Holzeule) x x x Orgyia antiquoides (Heidebürstenspinner) x x x x Nehalennia speciosa (Zwerglibelle) x Aeshna caerulea (Alpen-Mosaikjungfer) x Aeshna subarctica (Hochmoor-Mosaikjungfer) x Somatochlora alpestris (Alpen-Smaragdlibelle) x Salamandra atra (Alpensalamander) Bombina variegata (Gelbbauchunke) x Rana arvalis (Moorfrosch) x Assiminea grayana (Marschschnecke) x Cochlodina costata franconica (Fränkische Berg-Schließmundschnecke) x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x Theodoxus transversalis (Gebänderte Kahnschnecke) x Unio crassus (Gemeine Flussmuschel) x x x x x x Gyraulus acronicus (Verborgenes Posthörnchen) Vertigo geyeri (Vierzähnige Windelschnecke) x x Bythinella compressa (Röhn-Quellschnecke) x x x x x x Margaritifera margaritifera (Flussperlmuschel) x x x Aesalus scarabaeoides (Kurzschröter) x Carabus menetriesi pacholei (Hochmoorlaufkäfer) x x x x x Carabus variolosus nodulosus (Schwarzer Grubenlaufkäfer) x x x x x x x x Cucujus cinnaberinus (Scharlachkäfer) x Dicerca furcata (Großer Birken-Prachtkäfer) x x x Limoniscus violaceus (Veilchenblaue Wurzelhals-Schnellkäfer) x x x Stephanopachys substriatus (Gestreifelter Bergwald-Bohrkäfer) x x Summe 20 31 x 11 8 9 17 14 13 15 33 — 90. Jahrgang (2015) — Heft 1 © 2015 W. Kohlhammer, Stuttgart Artname Gefährdung Direkter Temperatur einfluss Anpassungskapazität von 50 Arten in Deutschland Farbcodierung: = unbekannt; = gering; = mittel; = hoch Gefährdung kleine/isolierte Relikt- Populationen Problem Wirtspflanze/ Tier/Nahrung PEM-Optionien Problem Konkurrenz/ Hybridisierung Plastizität Evolution Schutzmaßnahmen Mobilität Strukturvielfalt/ Mikroklima Wasserhaushalt Vernetzung/ Meta population Besatz/ Transplan tation x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x x 36 15 3 — 90. Jahrgang (2015) — Heft 1 41 x x 33 23 7 21 © 2015 W. Kohlhammer, Stuttgart x x a b c Abb. 3: PEM-Optionen bei den 50 untersuchten Hochrisiko-Tier arten im Hinblick auf den Klimawandel. a) Plastizität, b) Evolution und c) Mobilität. Angeben wird der Grad der Fähigkeit zu reagieren (hoch, mittel, gering); bzw. bei wie vielen Arten die jeweilige Kapazität unbekannt ist. Fig. 3: 22 PEM options for the 50 high-risk animal species studied to react to climate change; a) plasticity, b) evolution and c) mobility (dispersal ability). Given is the capacity of the species to react and for how many species the respective data were unavailable, respectively. Percentage of species with a high (green), medium (yellow), or low (red) ability to react; percentage of species for which those options have not yet been investigated (purple). geschützt werden müssen (Kerth et al. 2014). Die Ergebnisse unserer Literaturrecherche – wie auch unserer empirischen Studien (für Details siehe Kerth et al. 2014) – legen nahe, dass im Gegensatz zu der meist geringen Ausbreitungsfähigkeit und einem geringen Evolutionspotenzial, mangelnde phänotypische Plastizität nicht das Kernproblem für die meisten Hochrisiko-Arten darstellt (Kerth et al. 2014). Ziel des Naturschutzes muss daher die Optimierung der Habitate sein, so dass die Hochrisiko-Arten ihre plastischen Möglichkeiten in ihren derzeitigen Lebensräumen auch tatsächlich realisieren können. Dies bedeutet insbesondere, dass über Pflegemaßnahmen erreicht werden muss, dass auch ausbreitungsschwache Arten geeignete Mikrohabitate (z. B. beschattete Nordhänge oder vegetationsreiche Gewässer) innerhalb ihrer derzeitigen Habitate aufsuchen können und dort die für sie nötigen Ressourcen in ausreichender Menge vorfinden (vgl. Dawson et al. 2011; Scheffers et al. 2014). Unsere Analysen legen weiterhin nahe, dass die untersuchten Arten vermutlich häufig sehr spezifische Reaktionen auf die direkten und indirekten Folgen des Klimawandels zeigen werden (vgl. Blaustein et al. 2010). In vielen Fällen sind daher artspezifisch unterschiedliche Naturschutzmaßnahmen erforderlich, wie etwa ein gestaffeltes Mahdverfahren von Wiesen, in denen der Blauschillernde Feuerfalter Lycaena helle vorkommt (Kerth et al. 2014). Trotzdem konnten wir wichtige Habitate und Habitatstrukturen bestätigen, die generell eines besonderen Schutzes bedürfen (vgl. Rabitsch et al. 2010). Dazu zählen insbesondere Moore, Quellen und kühle, sauerstoffreiche Fließgewässer (über zwei Drittel der untersuchten Arten sind auf diese Habitattypen angewiesen; Abb. 1, S. 18) sowie strukturreiche Laubwälder mit einem hohen Anteil an Totholz (etwa 20 % der untersuchten Arten; Abb. 1, S. 18). Weiterhin erscheint Grünland als besonders gefährdet. Dies gilt insbesondere für feuchte Standorte, wo sommerliche Austrocknung als direkte Folge des Klimawandels zusätzlich zur Zerstörung durch den Anbau von Energiepflanzen als indirekte Folge des Klimawandels droht (Fargione et al. 2009; Fletscher et al. 2011). Sowohl direkte (z. B. Sensibilität gegenüber erhöhter Temperatur) als auch indirekte Gefährdungsfaktoren (z. B. Habitatverlust nach Umwandlung von Grünland) können Populationen von Hochrisikoarten in kurzer Zeit zum Aussterben bringen (z. B. Corn 2005; Hassall u. Thompson 2008). Daher müssen direkte und indirekte Folgen im Zuge von Schutzmaßnahmen gleichermaßen berücksichtigt werden. — 90. Jahrgang (2015) — Heft 1 © 2015 W. Kohlhammer, Stuttgart Anpassungskapazität von 50 Arten in Deutschland Anpassungskapazität von 50 Arten in Deutschland 5Fazit Für fast alle Hochrisiko-Arten gilt, dass innerhalb bestehender oder neu auszuweisender geschützter Gebiete möglichst vielfältige, mikroklimatisch unterschiedliche Kleinsthabitate erhalten bzw. geschaffen werden sollten, um den Organismen die Wahl zwischen unterschiedlich kühlen und feuchten Standorten zu bieten. In kleineren Schutzgebieten kann dies über Habitatpflege geschehen, w ährend in Großschutzgebieten der Erhalt vorhandener Habitat-Vielfalt und das Ermöglichen einer Habitat- Dynamik, die mikroklimatisch unterschiedliche Strukturen natürlicherweise schafft, von besonderer Bedeutung sind. Zudem ist auf eine Vernetzung der Vorkommen auf Populationsebene (Metapopulationen) zu achten, indem ein lokales oder regionales Netz von erreichbaren Schutzgebieten aufgebaut wird (je nach Mobilität der Arten; Rybicki u. Hanski 2013). Für alle Arten gilt, dass der Fokus der Schutzmaßnahmen auf langfristig überlebensfähigen Populationen liegen sollte, soweit diese in Deutschland noch vorhanden sind. Blaustein, A. R.; Walls, S. C.; Bancroft, B. A.; Lawler, J. J.; Searle, C. L. u. Gervasi, S. S. (2010): Direct and indirect effects of climate change on amphibian populations. Diversity 2: 281 – 313. BMU/Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (2007): Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt. Berlin. 179 S. BMU/Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (2008): Deutsche Anpassungsstrategie an den Klimawandel. Berlin. 78 S. Corn, P. S. (2005): Climate change and amphibians. Animal Biodiversity and Conservation 28: 59 – 67. Dawson, T. P.; Jackson, S. T.; House, J. I.; Prentice, I. C. u. Mace, G. M. (2011): Beyond predictions: biodiversity conservation in a changing climate. Science 332: 53 – 58. Bernard, R. u. Schmitt, T. 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Dank Wir danken folgenden Personen, die uns bei der Einschätzung der Anpassungskapazität der untersuchten Arten beraten haben: Dr. Heinz Bussler, Prof. Dr. Konrad Fiedler, Daniela Fleischmann, Dr. Martin Haase, Jens Kulbe, Ernst Lohberger, Prof. Dr. Andreas Martens, Daniel Masur, Markus Melber, Dr. Jörg Müller, Dr. Stefan Müller-Kröhling, Wolfgang A. Nässig, Prof. Dr. Michael Reich, Dr. 23 © 2015 W. Kohlhammer, Stuttgart Das Ziel sollte sein, für die Hochrisiko- Arten optimale Bedingungen in ihren derzeitigen Lebensräumen in Deutschland zu schaffen, damit zusätzlicher Stress in Folge des Klimawandels ertragen werden kann. Neben klassischer Habitatpflege sind dabei Maßnahmen zu nennen, die den Wasserhaushalt optimieren (z. B. Wiedervernässung) und strukturreiche Habitate (z. B. Säume im Offenland und an Gewässern) schaffen. Diese ziehen ein diverses Mikroklima nach sich (Grashof-Bokdam u. Langevelde 2005). Zudem sollten kühlere Teillebensräu me gezielt erhalten werden, z. B. indem darauf geachtet wird, dass geschlossene Waldbereiche nicht durch Forststraßen und Hiebmaßnahmen ihr feucht-kühleres Waldinnenklima einbüßen. Wir schätzen, dass 41 der 50 untersuchten Arten von Maßnahmen zur Habitatrestaurierung und -diversifizierung profitieren würden (s. Tab., S. 20 – 21). Dies kann z. B. auch die spezifische Uferbepflanzung eines Gewässers oder die Anreicherung von Totholz in unterschiedlich stark besonnten Waldgebieten bedeuten (Kerth et al. 2014). Anpassungskapazität von 50 Arten in Deutschland Hans-Bert Schikora und Dr. Peer Schnitter. Zudem danken wir zwei anonymen Gutachtern für ihre wertvollen Hinweise. Die Datenaufnahmen und Auswertungen wurden vom Bundesamt für Naturschutz mit Mitteln des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit unterstützt (Forschung u. Entwicklungsvorhaben FKZ 3511 86 0200). Prof. Dr. Gerald Kerth • Korrespondierender Autor • Zoologisches Institut und Museum Universität Greifswald Johann-Sebastian-Bach-Straße 11/12 17489 Greifswald E-Mail: [email protected] Gerald Kerth ist seit 2010 Professor für Angewandte Zoologie und Naturschutz am Zoologischen Institut und Museum der Universität Greifswald. Er untersucht seit über 25 Jahren einheimische Fledermäuse und engagiert sich für deren Schutz. Die Arbeitsgruppe von Gerald Kerth integriert in ihrer Forschung Fragestellungen und Methoden aus der Naturschutzbiologie, der Verhaltensökologie, der Populationsgenetik und der Evolutionsbiologie. Dabei kombinieren sie moderne Freilandmethoden (z. B. automatische Erfassung von Transponder-markierten Tieren, Thermographie, Infrarot-Videoüberwachung) mit molekulargenetischen Techniken (Mikrosatelliten-Analyse, DNA-Sequenzierung) und komparativen Analysen. Ein wichtiger Teil dieser Forschung steht in direktem Bezug zur Frage nach der Entstehung und dem Erhalt genetischer und ökologischer Diversität und findet Anwendung in der Naturschutzplanung (z. B. Ausweisung und Monitoring von FFH-Gebieten). Kai Dworschak Technische Universität Darmstadt Ecological Networks, Biologie Schnittspahnstraße 3 64287 Darmstadt Carolin Dittrich Museum für Naturkunde Berlin Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung Invalidenstraße 43 10115 Berlin Dr. Mark-Oliver Rödel Museum für Naturkunde Berlin Leibniz-Institut für Evolutions- und Biodiversitätsforschung Invalidenstraße 43 10115 Berlin Dr. Elisabeth Obermaier Ökologisch-Botanischer Garten Universität Bayreuth Universitätsstraße 30 95440 Bayreuth Anzeigen Prof. Dr. Klaus Fischer Zoologisches Institut und Museum Universität Greifswald Johann-Sebastian-Bach-Straße 11/12 17489 Greifswald Johannes Limberg Zoologisches Institut und Museum Universität Greifswald Johann-Sebastian-Bach-Straße 11/12 17489 Greifswald Prof. Dr. Nico Blüthgen Technische Universität Darmstadt Ecological Networks, Biologie Schnittspahnstraße 3 64287 Darmstadt 24 — 90. Jahrgang (2015) — Heft 1 © 2015 W. Kohlhammer, Stuttgart Toni Fleischer Zoologisches Institut und Museum Universität Greifswald Johann-Sebastian-Bach-Straße 11/12 17489 Greifswald
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