Artenliste (insgesamt 115 Arten)

Reisebericht birdingtour
Camargue, Crau, Alpilles
2015
Text: Stefan Lilje
Bilder: Barbara Saladin (www.barbarasaladin.ch)
Zeit: 08.05.- 17.05.15
Unterkunft: Hotels in Le Sambuc (Camargue), Raphele les Arles (Crau)
Teilnehmerzahl: 8
Reiseleiter: Stefan Lilje
Südfrankreich an der Rhonemündung bietet eine große Vielfalt ganz
unterschiedlicher Lebensräume, die jeweils für ganz unterschiedliche Vogelarten
sehr interessant sind. In den Süß- und Salzwasserlebensräumen der Camargue
finden sich alle Reiherarten Europas, dazu Sichler, Löffler, Weißstörche, viele
Limikolenarten rasten hier auf ihrem Weg in ihre Brutheimat oder sind gar Brutvögel,
Enten und besonders Möwen und Seeschwalben finden sich arten- und teilweise
auch sehr individuenreich. Der Charaktervogel dieser Landschaft ist aber der
Flamingo – tausende sind hier zu beobachten. Die benachbarte Crau bietet
Steppenlebensräume für Triel, Zwergtrappe etc. In dem kleinen, aber felsigem und
schroffen Gebirge Alpilles finden sich u.a. verschiedene mediterrane
Grasmückenarten und Greifvögel. Was für eine Vielfalt!
1. Tag Ankunft
Nach der Ankunft der Reisegruppe mit dem TGV in Avignon oder dem eigenen Auto
beziehen wir unsere erste ländliche Unterkunft in der östlichen Camargue. Ein
unglaubliches Froschkonzert begleitet uns in den Schlaf …
2. Tag Nördliche Camargue
Nach dem Frühstück starten wir gemeinsam in das Schutzgebiet am Tour de Valat
und an das Ufer des Étang de Vaccarès. Schon nach wenigen Minuten Fahrt der
erste Stopp: Bienenfresser fliegen vorbei, Weißstörche brüten auf Bäumen! Am
ersten Beobachtungsturm hören wir gleich drei für die Reise typische, für
Mitteleuropäer aber ungewohnte Singvogelarten: Seiden- und Zistensänger mit ihren
einprägsamen Gesängen, der Orpheusspötter auf seiner Singwarte. Und die ersten
Reiher (Purpur-, Silber-, Seidenreiher und sogar eine Rohrdommel), Seeschwalben
und Flamingos sind zu beobachten!
Auf dem schönen Rundweg durch das Schutzgebiet La Capilière begeistern
zunächst ruhende Nachtreiher. Später präsentieren sich Schlangenadler und
mehrere Baumfallken!
Nach Mittagspicknick bei schönstem Sommerwetter halten wir an einem
Beobachtungsstand am Étang de Vaccarès. Schwarzmilane fliegen über – die hier
bei weitem häufigste Greifvogelart.
Anschließend ein Spaziergang bei Mejanes, wo zunächst die Bienenfresser die
Aufmerksamkeit auf sich ziehen - gut zu sehen auf den Zäunen sitzend.
Haubenlerchen und Grauammern singen, Reiher sind zu sehen. Hunderte
Uferschwalben jagen über uns und setzen sich immer wieder auf den Boden –
warum nur? Schließlich fliegen Schwarzkopfmöwen – ein „Lifer“ für manche
Teilnehmer – und Wespenbussarde über.
Unterwegs bringt uns ein Stopp an einem überschwemmten Reisfeld neben Kiebitz
und Lach- auch Zwergmöwen, gut im Sitzen zu beobachten.
Unglaublich dann die Beobachtungen in den Sümpfen bei Mas d´Agon:
Sichler, Weißbartseeschwalben, Purpur- und Seidenreiher, Kolbenente, eine rufende
Rohrdommel …, überfliegende Schwarzkopfmöwen, Aschkopfschafstelzen – und
schließlich auch noch zwei Häherkuckucke, auf dem Boden bzw. auf dem Zaun:
Überwältigend!
Ein prallvoller Vogelkundetag endet mit gutem Essen in der Unterkunft, wo ein
Mauergecko an der Lampe Jagd nach Insekten macht ...
3. Tag Stes. Maries de la Mer
Am Digue bei Stes. Maries gibt es richtig viel zu sehen: Braunkehlchen,
Gartenrotschwanz, Grauschnäpper auf dem Zug, Bienenfresser,
Zwergseeschwalben jagend, balzend, sich paarend, Brandseeschwalben und
Dünnschnabelmöwen am Strand überfliegend, Säbelschnäbler auf Nahrungssuche.
Es geht Schlag auf Schlag: Am befestigten Ausfluss des Étang de Vaccarès zum
Mittelmeer hin sehen wir Steinwälzer.
Im Parc ornithologique de Pont de Gau sind viele Flamingos sehr nah bei ihrer Siesta
zu beobachten – teilweise wirklich nur 10 m entfernt! Und unter den vielen
Rosaflamingos befindet sich auch ein Zwergflamingo! Und ebenso nah eine
gemischte Reiherbrutkolonie mit Grau-, Seiden- und Kuhreihern sowie eine
Flussseeschwalbenkolonie auf einer kleinen Insel. Später hören wir auch noch auch
noch eine Weissbartgrasmücke sowie eine Wasserralle, sehen Säbelschnäbler und
einige blühende Bienenragwurze ...
4. Tag Petite Camargue, Aigues Mortes, Mas d´Agon
Die vorgesehene Wanderung erweist sich als verboten – wir werden zurückgeschickt
und müssen auf halben Wege umkehren … Braunkehlchen, Wiedehopf und weitere
Vögel sowie die schwarzen Rinder und weißen Pferde der Camargue erfreuen
trotzdem sehr ...
So beobachten wir eben an den Etangs du Charnier und du Crey, u.a. viele
überfliegende Sichler, Zwergtaucher, Schnatterenten, Drosselrohrsänger,
Flussseeschwalben …
Bei der Mittagspause in Gallician lassen sich zwei Rallenreiher sehr gut bei der Jagd
beobachten: Lange stehen sie starr und gespannt, bewegen sich langsamst, ehe sie
zustoßen, um Beute zu machen.
Danach Kaffeetrinken in der Altstadt von Aigues Mortes, wo kein Neubau das
mittelalterliche Flair stört, und Spaziergang an der beeindruckenden Stadtmauer
entlang.
Auf dem Rückweg stoppen wir nochmals bei Mas d´Agon, um die Sichler etc. dort
nochmals zu genießen – und entdecken u.a. wieder die Häherkuckucke und
schließlich noch ein Trielpärchen samt Küken, sehen ein Wiesenweihen-Männchen
mit seinem eleganten Flug und hören eine Wachtel ...
Und ebenso erfreut uns die sehr leckere Fischsuppe zum Abendessen …
5. Tag Östliche Camargue
Wir beginnen den Tag mit einem Rundgang in der Salin de Badon. Es ist windstill
und warm - ideal für Hunderte Mücken, uns zu traktieren … In den Hides ist die
Mückendichte erträglich, so dass wir die tolle Landschaft mit vielen Vögeln genießen
können ...
Am Étang du Fangassier und Étang du Galabert Massen von Vögeln: Tausende
Flamingos in der Ferne an ihrem Brutplatz, hunderte in der Nähe Nahrung suchend, .
In der Ferne große Limikolenschwärme – und direkt vor uns eine gemischte Gruppe
mit kleinen Limikolen: See- und Sandregenpfeifer, Alpen- und sogar Zwerg- und
Sichelstrandläufer!
Am Aussichtspunkt über die Saline gab es neben den beeindruckendem Blick über
die großen, weißen Flächen auch ornithologische Besonderheiten: eine
Brillengrasmücke zeigt sich kurz mit Futter im Schnabel, Brachpieper sind gut zu
sehen und zu hören, Bienenfresser brüten wohl am Aussichtshügel, in der kahlen
Salzsteppe beobachten wir ein Seeregenpfeiferpaar mit einem Küken!
An den Binnengewässern in der Nähe des Strandes von Arles (Grau de Piémanson)
können wir Dünnschnabelmöwen, Brand- und Zwergseeschwalben gut beobachten.
Danach Umzug in das neue Hotel östlich von Arles, mitten in frisch gemähten
Wiesen gelegen, auf denen viele Mittelmeermöwen, Dohlen und Kuhreiher sowie
einige Störche Nahrung suchen. Hier werden wir mit guten Zimmern und sehr
leckerem Vier-Gänge-Menue verwöhnt …
6. Tag Crau und Alpilles
Steppenvögel beobachtet man am besten frühmorgens oder gegen Abend. Also
begaben wir uns frühmorgens zur Steppe in der Nähe vom Croix de Crau und
wurden belohnt: Triele sind zu hören, Rothühner und ein Mittelmeerraubwürger sind
zu sehen ...!
Später eine Wanderung durch die tolle Berglandschaft der Alpilles bei Les Baux, u.a.
mit über uns kreisenden Alpenseglern und singenden Provencegrasmücken sowie
einer Vielzahl wunderbar blühender Pflanzen – fast wie in einem Steingarten – sowie
beeindruckenden Aussichten.
Am Nachmittag erst ein Spaziergang am Etang d´Aulnes (u.a. mit Eisvogel und
Grünspecht), dann eine Wanderung zum Schafstall Peau de Meau, dem einzigen
öffentlich zugänglichen Teil der Steincrau. Reichlich belohnt: Am Schafstall, der zum
Teil als Beobachtungspunkt für Vogelbeobachter ausgebaut ist und durch eine
künstlich Brutwand ergänzt ist, zeigen sich insgesamt ungefähr 10 Rötelfalken, mit
die seltensten Brutvögel Frankreichs! Außerdem entdecken wir mehrere Triele,
Grauammern, mehrere Schwarzmilane, Baumfalken, viele singende Feldlerchen,
schließlich auch singende Kurzzehenlerchen! Eine solche setzt sich direkt vor dem
Beobachtungsraum auf einen Pfahl und lässt sich wunderbar betrachten …, auch ein
Wiedehopf fliegt vorbei. Und zum Schluss sitzt ein stolzer Rothuhnhahn gut zu sehen
auf einem Stein und blickt über sein Revier …
7. Tag Alpilles bei La Caume und Crau
Unsere Wanderung durch die begeisternde Landschaft der schroffen Alpilles mit ihrer
wunderschönen buntblumigen Vegetation vorbei am Fernsehturm bei La Caume in
großer Hitze bietet ornithologisch einiges: Haubenmeisen, Gartenbaumläufer,
Kolkraben, eine singende Heidelerche – die Stars sind aber die beiden
Schmutzgeier, die wir mehrmals gut beobachten können!
Am Abend dann wieder Beobachtungen bei Peau de Meau, diesmal nur vom
Parkplatz aus. Es ist warm und ruhig, wunderschönes Licht. Wir entdecken u.a. einen
aufgeregten Rothuhnhahn beim Ablaufen seiner Reviergrenzen, Triele und andere
Vögel ...
8. Tag Pont du Gard und Crau
Dann doch noch Regen bei unserer Tour – aber nur ein ganz klein wenig … Am
berühmten Pont du Gard – ästhetisch wie technisch faszinierendes BrückenAquaedukt aus der Römerzeit, nicht umsonst Unesco-Weltkulturerbe – gibt es auch
ornithologisch einiges zu sehen: u.a. viele Alpensegler und Felsenschwalben, eine
Zaunammer, ein rufender Pirol und zwei überfliegende Habichtsadler! ... Und noch
dazu in einer wunderschönen Landschaft gelegen: Überall blühen Kräuter und
Büsche, der Wald ist grün und hochgewachsen und mutet teilweise mitteleuropäisch
an, so da sich hier auch Amseln, Rotkehlchen (die ersten der Reise),
Gartenbaumläufer, Mönchsgrasmücken wohl fühlen, ein sauberer wilder Fluss, sogar
ein Eisvogel schießt vorbei.
Am Nachmittag besuchen einige die wunderschöne römisch-mittelalterlich geprägte
Altstadt von Arles, andere trotzen dem aufkommenden Mistral in der Steppe der Crau
und sehen endlich auch u.a. einige Zwergtrappen.
9. Tag Westliche Crau und Marais du Vigueirat
Auf der vormittäglichen Fahrt durch die westliche, feuchte Crau begeistern besonders
die vielen Kuhreiher, die nur wenige Meter vom Auto aus, zum Teil zwischen Pferden
oder Rindern, gut zu beobachten sind. Manche reiten auch auf den Weidetieren …
Im Marais du Vigueirat begehen wir zunächst den allgemein öffentlich zugänglichen
Rundweg. Silber-, Grau- und Seidenreiher, Weißstörche, Schwarzmilane,
Flussseeschwalben auf ihrem Brutfloß … es gibt in der wunderschönen Landschaft
mit Schilf, Wasserflächen und Auwäldern viele zu sehen. Unterwegs finden wir auch
eine tote Würfelnatter.
Nach der Mittagspause dann Fahrt ins Herz des Gebietes, nur mit Sonderführung
möglich. Viele Kolbenenten, Säbelschnäbler und Brandgänse mit Küken,
Lachmöwen und Flussseeschwalben am Brutplatz, jeweils eine Raubseeschwalbe,
ein Dunkler Wasserläufer, ein Flussuferläufer, Purpur-, Nachtreiher …. Toll!