Meine Zeit bei der UNO Jugend Eine Welt nominierte Elisabeth Resch als österreichische Jugenddelegierte für die Eröffnungssitzung der UN-Generalversammlung – hier ihr Bericht (27.9.2015) Seit März mache ich ein Praktikum an der UNO in New York - im „Post 2015 Development Planning Team“ von Amina Mohammed, der Sonderbeauftragten des UNGeneralsekretärs für die neuen „Weltziele“, die am 25. September beschlossen wurden. Ich arbeite im 37. Stock des UNO-Hauptgebäudes – genau einen Stock unterhalb von Ban Ki Moon – mit Aussicht auf Empire State Building und Crystler Building. Das Team ist klein, ca. 10 Leute aus verschiedenen Ländern, deshalb bin ich auch komplett integriert und darf dieselben Aufgaben übernehmen wie alle anderen. UNO-Generalversammlung: Elisabeth Resch mit Bundespräsident Fischer Amina Mohammed ist auf ihrem Gebiet überaus angesehen. Sie stammt aus der Region im Nordosten Nigerias, wo Boko Haram Mädchen entführt – Töchter ihrer Freundinnen und Verwandten. Amina selbst hat 6 Kinder und schafft es trotzdem, diesen unglaublich anspruchsvollen Job ständig mit 110% Energie auszuführen. Ihr Tag beginnt um 5 Uhr morgens und endet um Mitternacht. Allein während des vergangenen Wochenendes war sie auf über 50 Veranstaltungen. U.a. hat sie die Aufgabe, die neuen „Nachhaltigen Entwicklungsziele“ bei PolitikerInnen, Zivilgesesllschaft und BürgerInnen weltweit bekannt zu machen. Meine Aufgabe war es u.a., Reden zu schreiben für die unzähligen Veranstaltungen und Events, an denen sie teilnimmt bzw. die Verhandlungen der Mitgliedsstaaten zu verfolgen. Amina behauptet nicht nur, Wert auf die Stimme der Jugend zu legen, sie tut es wirklich! So wurde ich nach jedem Event und jeder Rede nach Feedback gefragt und nicht allzu selten wurden die KollegInnen im Teammeeting aufgefordert, mal keinen Kommentar abzugeben und meiner Meinung zuzuhören. Dementsprechend fühlt man sich trotz Praktikantenstellung integriert, wertgeschätzt und seinen Teil beitragend. United Nations Academic Impact im Juli Im Juli war ich eine von 70 PreisträgerInnen eines Essay-Wettbewerbes, der von UN Academic Impact in Zusammenarbeit mit ELS organisiert wurde. Thema war die post2015 Development Agenda, also genau der Bereich, in dem ich seit März gearbeitet habe. Alle GewinnerInnen wurden für 6 Tage nach NY eingeladen (all inklusive) und durften auf dem Podium in der General Assembly reden – zumindest für einige Minuten. So schnell wird’s wohl nicht mehr dazu kommen, dass ich wieder auf diesem Podium sprechen darf, also war es ein extrem prägendes und besonderes Ereignis für mich. SDG Summit im September Obwohl mein Praktikum offiziell Ende Juni geendet hätte, bin ich im September zur Unterstützung des Teams nach NY zurückgekommen, um ganz vorne bei diesem Weltereignis und Meilenstein der Internationalen Entwicklungspolitik dabeizusein. Dank der Nominierung durch Jugend Eine Welt bzw. der Kampagne action/2015 konnte ich zudem Österreich im Jugendforum des Gipfeltreffens repräsentieren – auch in Vertretung meiner Freundin Julia Rainer, die als offizielle UN Jugenddelegierte Österreichs zu diesem Zeitpunkt noch nicht in NY sein konnte. Schade ist es, dass die meisten Leute, die mich nach meiner Zeit in NY fragen, sich hauptsächlich für Geschichten über DiCaprio, Beyoncé und Beckham interessieren. Schon etwas weniger spannend sind jene über Obama, Mark Zuckerberg oder Bill Gates. Und wenn ich über meine wirkliche Arbeit und die Ziele der UNO rede, sinkt die Aufmerksamkeitsspanne im Vergleich gewaltig. Aber aus welchem Grund sich an einem einzigen Wochenende über 160 Staatsoberhäupter, Papst, Nobelpreisträger, CEOs, Billionäre und Superstars im selben Raum einfinden, muss meiner Meinung nach doch jeden interessieren! Neue Ziele für die Welt Seit über 3 Jahren, seit der Konferenz Rio+20, fand weltweit der größte und umfassende Konsultationsprozess statt, den die UNO je organisiert hat. Ziel war eine neue Entwicklungsagenda, die die „Millenniumentwicklungsziele“ ablösen und beim Gipfeltreffen vergangenes Wochenende verabschiedet werden sollte. Nach nächtelangen Verhandlungen haben sich 193 Mitgliedsstaaten auf einem grünen Zweig getroffen, der die Entwicklungspolitik der nächsten 15 Jahre bestimmten soll: die „Agenda 2030“ mit 17 Sustainable Development Goals (SDGs). Diese sollen mit ihren 169 Unterzielen konkrete Vorgaben bieten, was bis 2030 weltweit zu erreichen ist - in sozialer, ökonomischer sowie ökologischer Hinsicht. Die globale Unterstützung und das Interesse waren gewaltig! Noch nie waren bei einem UN Gipfel so viele Staatsoberhäupter vertreten, noch nie war New Yorks Sicherheitsaufkommen so groß wie an diesem Wochenende. Dementsprechend lange dauerte es, in die General Assembly hineinzukommen, nachdem man mindestens 5 Mal nach dem Ausweis gefragt wurde und immer wieder bei abgesperrten Straßen warten musste, dass Wichtigkeiten in schwarzen Autos ungestört passieren können. Papst, Malala, Shakira Der Gipfel begann am Freitag mit einer unglaublich gut besuchten Opening session – u.a. mit Papst Franziskus und Malala als Gastsprechern sowie einer Gesangseinlage von Shakira. Am Balkon der General Assembly waren 193 Jugendliche vertreten, einer für jeden Mitgliedsstaat, ich für Österreich. Wir durften neben Malala sitzen und dem Geschehen folgen. Während Malalas unglaublich bewegender Stellungnahme hoben wir 193 blaue Laternen, um die Stimme der Jugend zu symbolisieren. In der daran anschließenden Plenarsitzung der UN-Generalversammlung hatte ich die Chance, so gut wie alle Präsidenten weltweit zu hören, darunter Obama, Putin und Bundespräsident Fischer. Das Wochenende war unglaublich stressig! Am Donnerstag bis ein Uhr Früh in der UNO, dann 3 Stunden später nach Dusche und einer Stunde Schlaf um 4 Uhr wieder dortsein, um die Opening Session vorzubereiten, die anderen 192 Jugendlichen zu organisieren und sie nach einem „VIP Meet and Greet“ mit UN Youth Envoy Ahmad und Nobelpreisträgerin Malala auf ihre Plätze am Balkon der General Assembly zu führen. Die nächsten Nächte liefen ähnlich bzw. ebenso schlaflos ab. Ein Fest für die neuen Weltziele Samstag Abend gings zum Global Citizen Festival im Central Park. Unglaublich viele Berühmtheiten waren vor Ort, um ihre Unterstützung für die neuen Weltziele zu versprechen: Michelle Obama, Joe Biden, Mark Zuckerberg, Selma Hayek, Ban Ki Moon, Amina Mohammed, Jim yong Kim, unzählige weitere CEOs, Bill und Melinda Gates, Malala mit ihren Freundinnen,… und dazwischen Einlagen von Beyoncé, Ed Sheeran, Coldplay, Pearl Jam und vielen mehr. Sonderlich müde bin ich trotzdem nicht - ich glaube ich kann noch immer nicht ganz verarbeiten, was ich alles erlebt habe an diesem Wochenende, welches Abkommen die Mitgliedsstaaten endlich verabschiedet haben und wie lange meine Celebrity Liste nun ist!:) Ich fühle mich unglaublich geehrt, die Chance gehabt zu haben, bei einem Event von derart weltpolitischer Bedeutung so involviert gewesen zu sein. Und nun geht’s auf die nächste Reise und hoffentlich habe ich die Möglichkeit, bei der Implementierung der Ziele bis 2030 ganz vorne mit dabei zu sein. Ban Ki Moons Zitat passt hier ganz gut zum Schluss ;) “We are the first generation with the tools to eradicate poverty, and the last generation to be able to prevent the disastrous consequences of climate change.” (“Wir sind die erste Generation, die die Mittel dazu hat, Armut zu beenden und die letzte Generation, die es in der Hand hat, die katastrophalen Konsequenzen des Klimawandels zu verhindern.” Und als diese Generation fühle ich mich verpflichtet, 110% zur Erfüllung der Entwicklungsziele zu geben und „the world we want“ – die Welt, die wir uns wünschen - zu erreichen.
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