Interview Elterncoacing

Interview mit Christa und Urs Baumann
- Urs und Christa, ihr setzt euch für Elterncoaching-Kurse ein; was hat euch
bewogen diesen Weg einzuschlagen?
Wir haben selber drei Kinder im Alter von 16, 20 und 22 Jahren; durch meinen Beruf
als Kindergärtnerin habe ich mich schon lange für Fragen rund um Erziehung und
Familie interessiert; auch im kirchlichen Umfeld begegnet uns immer wieder grosse
Unklarheit darüber, was Kinder wirklich brauchen, und eine gewisse Ohnmacht darin,
wie wir als Eltern und Christen unsere Werte der nächsten Generation weitergeben
können. Hätten wir das Elterncoaching schon früher gekannt, wären uns einige
Schwierigkeiten erspart geblieben .
- Mission…dienen - was für eine Mission verbindet ihr als Coach bzw. bewegt
euer Herz zu diesem Dienst?
Schon längere Zeit ist unser Suchen und Überlegen: Wie können wir den notvollen
Fragen unserer Gesellschaft entgegen kommen? Was sind genau die
Herausforderungen für die Eltern von heute? Im Idea-Spektrum stand kürzlich, dass
viele Erziehende grosse Ängste haben aufgrund des gesellschaftlichen
Leistungsdrucks, und sich von Verwandten, Lehrern, Erziehungsratgebern beeinflussen
lassen. Auch Familienpolitik und Medien tragen dazu bei, dass junge Mütter und Väter
sich heute oft überfordert und unfähig fühlen. Uns ist es ein grosses Anliegen, Eltern
Mut zu machen, ihren unersetzlichen Auftrag zu erkennen und auf kreative Art zu
erfüllen.
- Mit wem arbeitet ihr hier zusammen (Organisation, Grundlagen)?
Wir konnten unsere Elterncoaching–Ausbildung im Rhynerhus in Zizers machen, der
Erziehungs-und Lebensberatungsstelle des Gott-hilft-Werkes. Wir verstehen uns
als „Bewegung von Eltern für Eltern“. An einem Infoanlass und in fünf
Seminareinheiten (pro Monat einen), zeigen wir den Teilnehmern auf, in welchen
Spannungsfeldern wir uns als Erziehende tagtäglich befinden, z.B. „GehorsamAutorität“,“Freiheit-Verantwortung“,“Barmherzigkeit-Wahrhaftigkeit“… . Diese
Spannungen
verleiten uns als Eltern häufig gegeneinander zu kämpfen, anstatt uns zu ergänzen.
Entlastend war für mich, dass ich in einer Beziehung zum Kind leben kann und
ebenfalls Lernende sein darf, dass ich gar nicht alles im Griff haben muss und meine
Ohnmacht/Überforderung/Fehlverhalten zugeben darf. In der Dreiecksbeziehung GottKind-Vater/Mutter hat der Schöpfer von Ehe und Familie Einfluss, Selbsterkenntnis,
Reue, Mut, Hoffnung, Sorgfalt, Leidensfähigkeit und noch Vieles mehr zur Entfaltung
zu bringen. Dieses Modell bietet auch Lösungsansätze für Alleinerziehende.
- Was habt ihr für Erfahrungen gemacht?
Ein eindrückliches Feedback vom ersten Kurs in Brienz war, dass ein Paar mit 4
Kindern aufatmete und sagte: Jetzt haben wir endlich den Mut gefunden, zu unserer
eigenen Familiengestaltung zu stehen und uns nicht immer von Verwandten und
Leuten aus der christlichen Gemeinde dreinreden zu lassen.
- Ist dieser Kurs nur für Christen?
Unser Ansatz basiert auf dem biblischen Welt-und Menschenbild. Das deklarieren
wir auch klar. Viele Kursinhalte sind aber pädagogischer Art wie in andern
Erziehungskonzepten. Wir erleben immer wieder, dass auch kirchenferne Teilnehmer
sich sehr angesprochen fühlen und Aha-Erlebnisse haben.
- Wo führt ihr den nächsten Kurs durch?
Wir arbeiten dabei unter dem Dach des Rhynerhauses, wo wir regelmässig Supervision
in Anspruch nehmen. Wer sich näher informieren möchte, wo die nächsten Kurse
stattfinden, kann dies auf der Homepage tun (www.rhynerhus.ch). Wer eventuell
selber einmal einen Kurs durchführen möchte, darf sich gerne mit mir in Verbindung
setzen ([email protected]).