12. SEPTEMBER 2015 BIS 24. JANUAR 2016 Die Mal weiber von Paris 7 1 2 5 8 6 4 3 DEUTSCHE KÜNSTLERINNEN IM AUFBRUCH Edwin Scharff Museum Kunstmuseum. Kindermuseum. Erlebnisräume Man fand sie unerhört und nannte sie verächtlich „Malweiber“. Im konservativen deutschen Kaiserreich galt es als unanständig, wenn Frauen künstlerischen Ehrgeiz entwickelten. Zwar durften Frauen im häuslichen Bereich durchaus kreativ sein, aber an den Kunstakademien waren sie nicht zugelassen. Für alle, die es ernst mit der Kunst meinten, gab es um 1900 nur ein leuchtendes Ziel: Paris. Begeistert beschrieb die junge Annemarie KirchnerKruse das kosmopolitische Ambiente im Quartier Montparnasse: „So kurz und eng die Rue de la Grande Chaumière auch ist, so war sie doch damals so etwas wie ein Weltzentrum. Hier lagen die Akademien Colarossi und Grande Chaumière, zu denen täglich zahl- lose Kunststudierende aus aller Welt pilgerten, und sie mündete auf den Boulevard Montparnasse gerade gegenüber dem Café du Dôme, wo die wichtigsten Kunstfragen von den bedeutendsten Künstlern diskutiert wurden.“ Auch Paula Modersohn-Becker wollte daran teilhaben. Sie gestand ihrer Freundin, der Bildhauerin Clara Rilke-Westhoff, eine innere Notwendigkeit, „in die Welt hinaus“, nach Paris, zu gehen. Die jungen Damen aus Worpswede waren begeistert, dem regulären Anatomiekurs der renommierten École des Beaux-Arts beiwohnen zu können. In der damals modernsten Metropole der Welt konnten Frauen gleichberechtigt neben ihren männlichen Kollegen studieren. Am Abend traf man sich in der beliebten Abendklasse der Académie Colarossi, wo nach lebenden Modellen Aktzeichnen geübt wurde. Ein Skandal für bürgerliche Sittenwächter in Deutschland. Ida Gerhardi wurde schon 1891 Schülerin bei Colarossi. Sie hatte rasch das Gefühl, „in zwei Monaten mehr gelernt zu haben wie in vier Monaten in München“ und blieb zwei Jahrzehnte lang. Sabine Lepsius und Maria Slavona pilgerten ebenfalls schon in den 1890er Jahren nach Paris. „Hier ging mir eine neue Welt auf“, erinnerte sich Slavona an ihr anfängliches Paris-Gefühl. Sie war nicht die einzige, die vom Quartier Montparnasse als einer „Welt“ sprach. Vor allem Frauen, wenn sie denn mutig genug waren, sich alleine in der Fremde durchzuschlagen, genossen im Paris der Jahrhundertwende eine noch nie dagewesene künstlerische, aber auch persönliche Freiheit. Wie Sabine Lepsius studierte auch Käthe Kollwitz an der Privatakademie Rodolphe Julian. Doch wesentlich prägender war für sie die Begegnung mit Rodin, dessen Atelier sie mehrmals besuchte. Clara Rilke-Westhoff wurde sogar seine Schülerin und schuf unter dem Einfluss des Franzosen kraftvolle Skulpturen und zarteste Zeichnungen. Nicht wenige der vorgestellten Künstlerinnen besuchten die 1908 gegründete Privatschule eines damals schon legendären Meisters der Avantgarde: Henri Matisse. Der Franzose war ein ebenso gewissenhafter wie inspirierender Lehrer. Plumpe Imitationen seines eigenen Stils waren ihm ein Graus. Seine Schützlinge sollten zu einer persönlichen Ausdrucksform finden. Unter ihnen gab es etliche deutsche Talente: Marg Moll gehörte zu den Gründungsmitgliedern. Vernissage Freitag, 11. September, 19 Uhr Führungen Führung mit der Kuratorin Kathrin Umbach, Kunsthistorikerin, Paris Sonntag, 13. September, 11.30 Uhr Kunsthistorische Führungen Samstag, 19. September, 19 Uhr (Kulturnacht) sonntags, jeweils 11.30 Uhr 27. September 4., 11. (Museumssonntag) und 25. Oktober 8. und 22. November 6. Dezember 3., 10., 17. und 24. Januar 10 Literarischer Ausstellungsrundgang „In die Welt hinaus“ 11 9 Als erste Frau studierte sie hier Bildhauerei. Die talentierte Malerin Mathilde Vollmoeller-Purrmann lernte dort ihren zukünftige Ehemann Hans Purrmann kennen. Wie Annemarie Kirchner-Kruse ließ auch Martha Bernstein die dezenten Erdtöne ihrer Münchner Lehrjahre hinter sich und kam in Paris zu einer völlig neuen Farbauffassung. Die Ausstellung im Edwin Scharff Museum stellt zehn „Malweiber“ und ihre Werke vor. Heute bekannte Künstlerinnen wie Paula Modersohn-Becker oder Käthe Kollwitz sind ebenso darunter wie die inzwischen weitgehend unbekannte Martha Bernstein, deren Werke zum Teil eigens für die Ausstellung restauriert wurden und das erste Mal ausgestellt werden. An die 90 Gemälde, Plastiken und Zeichnungen geben ein facettenreiches Bild vom Selbstverständnis als Frau und Künstlerin um 1900. Paris um die Jahrhundertwende – Eine literarische Reise Klara Ladwein und Hannah Elischer lesen Briefe, tragen Erinnerungen vor und erzählen vom Leben der jungen Künstlerinnen in Paris. Gedichte, Texte und Gedanken weiterer Künstler, Schriftsteller und Zeitgenossen vermitteln die Atmosphäre der Zeit. Museumssonntag, 11. Oktober Vortragsreihe 11.30 Uhr: Führung durch die Ausstellung „Die Malweiber von Paris“ 13.30 Uhr: Familienführung 14.30 Uhr: „In die Welt hinaus“ - ein literarischer Ausstellungsrundgang 16 Uhr: „....avec amour et art“ Musikerinnen und Künstlerinnen in Paris Das Liedprogramm lädt ein, den musikalischen und literarischen Verbindungen der Künstlerinnen nachzuspüren und stellt Leben und Wirken komponierender Frauen in der französischen Hauptstadt vor. in Zusammenarbeit mit der Frauenakademie an der vh ulm jeweils mittwochs, 14-15.30 Uhr Eintritt und Vortrag 8 Euro für Kindergärten und Schulen 28. September bis 16. Oktober Nach Voranmeldung unter: [email protected] 25. November „Berufsziel Künstlerin II“ Gesa Krauß moderiert ein Gespräch mit der zeitgenössischen Künstlerin Birte Horn atelier im museum Der Katalog zur Ausstellung kostet 19,95 Euro. Kreativwerkstatt für Erwachsene Wir danken unseren Leihgebern! Regie: Klara Ladwein, Theaterpädagogin Hannah Elischer, Schauspielstudentin Familienführungen Kulturnacht Ulm/Neu-Ulm Kooperation mit der vh ulm Sonntag, 25. Oktober Spaziergang durch die Städte mit Führungen im Ulmer Museum und im Edwin Scharff Museum (14.30 Uhr) Dr. Andrea El-Danasouri Treffpunkt: 10.45 Uhr Ulmer Museum, Marktplatz Anmeldung: vh ulm Weitere Informationen unter 0731-70 50 25 55 (Museumskasse) Führungsvereinbarungen und Anmeldungen unter 0731-70 50 25 20 (Verwaltung) [email protected] www.edwinscharffmuseum.de Kurs 1 Malen wie die Malweiber: Porträts in Acryl 7 x donnerstags, jeweils 10-12 Uhr 15., 22. und 29. Oktober, 5., 12., 19. und 26. November, 3. Dezember Kurs 2 Stillleben in Acryl Samstag, 21. November, 11-17 Uhr Nähere Informationen im atelier-Faltblatt Alle Kurse nach Voranmeldung „Brückenschlag: sonntags im Museum“ 18. November „… denn hier sitzt Champagner in der Luft, ganz abgesehen von der Kunst auf Schritt und Tritt.“– Paula Modersohn-Becker Renée Düring, Dozentin der Ulmer Frauenakademie Museumswerkstatt sonntags, jeweils 14.30 Uhr 11. Oktober (Museumssonntag) 1. November und 13. Dezember Mittwoch, 6. Januar Früher hatten es Frauen viel schwerer als Männer, wenn sie Malerinnen werden wollten. In dieser interaktiven Führung entdecken Kinder wie Erwachsene gemeinsam die Werke der Künstlerinnen. 11. Oktober (Museumssonntag), 13.30 Uhr Sonntag, 22. November und 17. Januar, jeweils 14.30 Uhr 11. November „Rom, Paris, München – Berufsziel: Künstlerin I“ Solveig Senft, Künstlerin und Kunstpädagogin Denise Seyhan, Mezzosopran Heike Bleckmann, Klavier, Konzeption und Moderation Die Ausstellung wurde im Auftrag des Edwin Scharff Museums von Kathrin Umbach (Paris) kuratiert und wird von einem reich illustrierten Katalog begleitet. 1. Ausschnitt aus: Im Atelier Colarossi, Ida Gerhardi stehend rechts, Jelka Rosen (stehend) 3. von rechts, um 1892/1893, Fotografie, LWL-Museum für Kunst und Kultur (Westfälisches Landesmuseum), Münster/Gerhardi-Archiv 2. Ida Gerhardi: Tanzbild X, Tanzszene bei Bullier Paris, 1905, Öl auf Pappe, Museen der Stadt Lüdenscheid, Sammlung der Städtischen Galerie, Foto: Steffen Schulte-Lippern 3. Clara Rilke-Westhoff: Porträtbüste Paula Modersohn-Becker, 1908, Bronze, Privatbesitz, Foto: Nik Schölzel 4. Annemarie Kirchner-Kruse: Selbstbildnis mit Igor, 1917, Öl auf Leinwand, Privatbesitz, Foto: Friedrich Rosenstiel 5. Marg Moll: Hilde, 1914, Bronze, Sammlung Hartwig Garnerus, München, © VG Bild-Kunst Bonn 2015, Foto: Nik Schölzel 6. Paula Modersohn-Becker: Stehender weiblicher Akt, Arme vor die Brust gelegt, um 1905, Leinwand, Paula-Modersohn-Becker-Stiftung, Bremen 7. Mathilde Vollmoeller-Purrmann: Ausblick auf Collioure, Collioure, 1908/1909, Öl auf Leinwand, Stadt Speyer, Foto: Gerhard Kayser, Speyer 8. Sabine Lepsius: Bildnis der Tochter, Krokus pflückend, 1906, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 9. Martha Bernstein: Weiblicher Akt auf Blau, 1912, Öl auf Leinwand, Privatbesitz, Foto: Andrea Felske 10. Käthe Kollwitz: Selbstbildnis nach links, 1901, Federlithografie, Käthe Kollwitz Museum Köln, © VG Bild-Kunst Bonn 2015 11. Maria Slavona: Lilly lesend, 1902-1905, Öl auf Leinwand, Privatbesitz 12. Ausschnitt aus: Maria Slavona: Selbstporträt, 1887, Pastell auf Pappe, Privatbesitz 28. Oktober „Paris – ein fruchtbarer Boden für die Kunst“ Gisela Brill, Kunsthistorikerin Öffnungszeiten Di, Mi 13-17 Uhr Do, Fr, Sa 13-18 Uhr So 10-18 Uhr Mo geschlossen Sonderöffnungszeiten 3. Oktober Tag der Deutschen Einheit 13-18 Uhr 1. November Allerheiligen 13-18 Uhr 24. Dezember Heiligabend geschlossen 25. Dezember 1. Weihnachtsfeiertag 13-18 Uhr 26. Dezember 2. Weihnachtsfeiertag 10-18 Uhr 31. Dezember Silvester geschlossen 1. Januar Neujahr 13-18 Uhr 6. Januar Heilige drei Könige 10-18 Uhr Samstag, 19. September, 19-24 Uhr ab 19 Uhr: DJ Hörbeispiel 19 Uhr: Führung durch die Ausstellung „Die Malweiber von Paris“ 20.15 Uhr: Führung durch die Ausstellung „Anziehung und Abgrenzung. Ben Muthofer und sein Lehrer Ernst Geitlinger“ 12 ab 21 Uhr: SIYOU’n’HELL Das Konzert zum neuen Album „Soulscape Screenshots“ weiteres Programm unter: edwinscharffmuseum.de Edwin Scharff Museum Petrusplatz 4 89231 Neu-Ulm 10 Gehminuten vom Ulmer Münsterplatz entfernt, über Neue Straße und Herdbrücke Kulturpartner Edwin Scharff Museum Kunstmuseum. Kindermuseum. Erlebnisräume
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