Was tun gegen Kondenswasserbildung?

SCHLAFAPNOE-SPRECHSTUNDE
Was tun gegen Kondenswasserbildung?
Frage: Ich benutze mit meinem CPAP-Gerät einen Atemluftbefeuchter, weil meine Nase sonst so austrocknet. In letzter Zeit habe ich
in meiner Maske und im Atemschlauch viel Wasser. Entweder wache ich dann nachts auf, weil mir Wassertropfen im Gesicht herunterlaufen oder weil im Schlauch Gurgelgeräusche entstehen. Oft lege ich die Maske dann weg und schlafe ohne sie weiter – was ich
ja nicht tun sollte. Lässt sich dieses Problem irgendwie vermeiden?
Antwort: Sie beschreiben ein Phänomen,
das für die kalte Jahreszeit ganz typisch ist:
Kondenswasserbildung bei Nutzung eines
Atemluftbefeuchters.
Ein Befeuchter erfüllt eine sinnvolle und
wichtige Aufgabe, indem er der Austrocknung der Nasen- und Rachenschleimhaut
oder Fließschnupfen bei einer CPAP-Therapie entgegenwirkt. Insbesondere im Winter
haben viele Therapieanwender durch die trockene und/oder kalte Raumluft im Schlafzimmer mit diesen Problemen zu kämpfen. Deshalb ist es gerade in dieser Zeit wichtig, den
Atemluftbefeuchter nutzen zu können und
die Kondenswasserbildung zu vermeiden
oder zumindest zu reduzieren. Dafür bieten
sich verschiedene Maßnahmen an.
Das Atemgas, das im Atemluftbefeuchter
Wasserdampf aufnimmt, wird mit dem vom
CPAP-Gerät erzeugten Luftstrom über den
Atemschlauch und die Maske in die Nase geführt. Es enthält umso mehr Feuchtigkeit, je
höher die Heizleistung am Befeuchter gewählt wird. Im Gegensatz zur Therapiedruckeinstellung, die vom Schlaflabor für jeden Patienten spezifisch festgelegt wird, kann die
Heizleistung und damit die Befeuchterleistung von jedem Geräteanwender selber gewählt und verändert werden. Die Heizstufe
sollte immer so hoch eingestellt werden, dass
die Schleimhäute in Nase und Rachen nicht
trocken, sondern angenehm feucht sind.
Der Nachteil einer hohen Befeuchterleistung ist allerdings die Kondenswasserbildung, die im Wesentlichen durch den Temperaturunterschied zwischen Atemgastemperatur und Raumtemperatur entsteht. Je niedriger die Raumtemperatur und je höher die
Atemgastemperatur ist, umso mehr kühlt das
Atemgas auf dem Weg vom Befeuchter zur
Nase ab und umso mehr Kondensat entsteht.
Das Wasser sammelt sich an der tiefsten
Stelle im Atemschlauch als Pfütze. Bei entsprechender Menge stellt diese Wasseransammlung ein Hindernis für den Luftstrom
dar, und es entsteht dann das Gurgelgeräusch. Doch selbst bei hoher Befeuchterleistung lässt sich eine Kondenswasserbildung
vermeiden.
Als wesentlicher Lösungsansatz muss man
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das schlafmagazin 1/2016
die Differenz zwischen Atemgastemperatur
und Raumtemperatur möglichst klein halten
oder für eine Isolation zwischen beiden sorgen. Eine Temperaturdifferenz zu vermeiden,
ist in der kalten Jahreszeit nicht ganz einfach,
vor allem, wenn man nachts mit offenem
Fenster schläft. Statt eines geöffneten Fensters
im Schlafzimmer könnte man aber die
Schlafzimmertür über Nacht offen lassen und
wenn nötig ein anderes Fenster in der Wohnung öffnen. So ist auch ohne direkte Kälteeinwirkung auf Maske, Schlauch und Atemgas ein Luftaustausch gewährleistet.
Natürlich kommt es auch darauf an, wie
sehr man das Schlafzimmer auskühlen lässt
bzw. wie die Raumheizung genutzt wird. Sowohl eine zu kalte als auch eine zu warme
Schlafzimmertemperatur sollte man vermeiden. In vielen Ratgeberbüchern und Fachartikeln wird eine Schlafzimmertemperatur von
rund 18° C empfohlen. Diesen Wert kann
man als Orientierungshilfe sehen.
Viel wirksamer jedoch als der Versuch, die
Temperaturdifferenz zu verkleinern, ist eine
Isolation des Atemschlauchs. Ich empfehle
dafür eine „Schlauchschutzhülle“ aus einem
leichten Fleece-Stoff, der eine sehr gute wärmeisolierende Wirkung hat. Viele Betroffene
berichten, dass sie damit im Kampf gegen
Kondenswasser die besten Erfahrungen machen. Diese Schlauchisolierung kann man
einfach und günstig selber herstellen oder
fertig konfektioniert über viele Therapieversorger kaufen, also dort, wo man die CPAPMasken bekommt.
Eine teilweise Isolationswirkung hat auch
die Schlauchführung unter der Bettdecke:
Statt über der Decke kann man einen Teil des
Atemschlauchs unter der Decke positionieren
und den Schlauch so warmhalten.
Als Isolationsalternative hat in den letzten
Jahren die Bedeutung beheizbarer Atemschläuche zugenommen. Sie haben im Prinzip denselben Effekt: nämlich feuchtwarme
Atemluft vom Befeuchter zur Maske zu führen, und zwar möglichst ohne Temperaturund Feuchtigkeitsverlust und deshalb auch
ohne Kondensatbildung. Bei neuen Gerätemodellen etablierter Hersteller lässt sich dieser beheizbare Atemschlauch in der Regel
einfach gegen den normalen Atemschlauch
auswechseln. Bei älteren Gerätemodellen, die
über keinen integrierten Heizschlauchanschluss verfügen, lässt sich häufig ein beheizbarer Atemschlauch mit separater Stromversorgung anschließen und somit nachrüsten.
Informationen hierzu sind bei den Geräteherstellern und Therapieversorgern erhältlich.
Die Kosten für beheizbare Atemschläuche
müssen in der Regel vom Anwender selber
getragen werden, sind also keine selbstverständliche Krankenkassenleistung.
Nicht zuletzt spielt auch die verwendete
Therapiemaske bei der Kondenswasserbildung eine Rolle. Je größer das Luftvolumen
innerhalb der Maske, umso mehr Raum ist
für Kondenswasserbildung in der Maske vorhanden. Außerdem hat das Ausatemsystem –
also die Vorrichtung, über welche die ausgeatmete Luft aus der Maske abgeleitet wird –
Einfluss auf die Kondenswasserbildung und
mehr noch auf mögliche Pfeifgeräusche.
Prinzipiell haben Nasenolivenmasken das
geringste und Nasen-Mund-Masken das
größte Kondenswasserproblem. Dennoch
spielt die CPAP-Maske für die Kondenswasserbildung nur eine untergeordnete Rolle.
Wenn es gelingt, die Kondenswasserbildung
im Atemschlauch zu verhindern, wird sich
erfahrungsgemäß auch in der Maske kaum
Kondensat bilden.
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Ulrich Obergfell,
Vorsitzender des Landesverbandes Baden-Württemberg
Schnarchen-Schlafapnoe e. V.