unserer Leseprobe - Gesellschaft Deutscher Rosenfreunde eV

Rosenjahrbuch
2015
Herausgeber
Gesellschaft Deutscher
Rosenfreunde e.V.
AQUENSIS®
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
5
63. Internationaler Rosenneuheitenwettbewerb Baden-Baden
vom 15. bis 16. Juni 2015
7
Neuheiten der katalogführenden Firmen in Deutschland 2015
18
Hans-Werner Schmidt
Von einem französischen Schloss – da komm’ ich her
34
Andreas Meier-Dinkel
Kasseler Rosenfreunde besuchen den Rosen- und Iriszüchter
Davide Dalla Libera in Italien
45
Der naturnahe Garten
55
Gestalten mit Kletterrosen
68
Neuheiten der Rosen-Liebhaberzüchter in Deutschland 2015
76
Eilike Vemmer
Einführung in das Thema „150 Jahre Edelrosen“
86
Hella Brumme
Übergang von Remontantrosen zu Teehybriden
89
Eilike Vemmer
150 Jahre Edelrosenzucht von 'La France' über 'Gloria Dei'
zu heutigen Edelrosen
96
Markus Brunsing
Herbert Gömmel
Gert Müller
Thomas Lolling
Franz Wänninger
Klaus-Jürgen Strobel
Eckart Haenchen
Burkhard Spellerberg
Thomas Proll
Hans-Peter Mühlbach
und Hanny Tantau
Die Bedeutung der Teehybriden-Schnittrosen für die Rosenzüchtung
im 19. und 20. Jahrhundert
111
Edelrosen-Züchtung in der DDR
115
ADR-Prüfung und Edelrosen
123
Aktuelle Edelrosen der Firma Kordes
125
17. Weltrosenkongress „lyonroses 2015“ vom 27. Mai bis 1. Juni 2015
in Lyon
135
Impressum
158
Autorenverzeichnis
159
Abbildungsverzeichnis
160
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'Fontanières' (spontaner Sämling im Garten La Bonne Maison von Odile Masquelier in Lyon)
Vorwort
„Der Rose süßer Duft genügt, man braucht sie nicht zu brechen.
Und wer sich mit dem Duft begnügt, den wird ihr Dorn nicht stechen.”
FRIEDRICH VON BODENSTEDT (1819-1892)
Liebe Rosenfreundinnen,
liebe Rosenfreunde,
welch große Rolle der Duft einer Rose mittlerweile in der Züchtung
spielt, konnte man bei dem diesjährigen Neuheitenwettbewerb auf
dem Beutig in Baden-Baden deutlich wahrnehmen. Nicht nur, weil
eine wunderschöne Teehybride mit einem fantastischen Duft die
begehrte „Goldene Rose von Baden-Baden“ gewann, sondern weil
der Duft als wichtiges Kriterium in die Bewertung einer Rosen-Neuheit eingeht. Mit dem Bericht von Markus Brunsing, der die Höhepunkte dieses weltweit bedeutenden Ereignisses herausgehoben hat,
beginnt unser Rosenjahrbuch 2015.
Nicht weniger als 63 Neuzüchtungen von in- und ausländischen
Züchtern und Rosenschulen werden in diesem Band vorgestellt, sorgfältig von Herbert Gömmel zusammengetragen. Ein wunderbares Kaleidoskop von Rosenblüten
in allen Farben und Formen, das sicher viele Rosenfreunde begeistern wird. Auch die nicht minder
interessanten und oft ungewöhnlichen Kreationen der Rosen-Liebhaberzüchter werden ausführlich gezeigt, wie immer zusammengestellt von unserem Rosenfreund und Rosenzüchter Franz
Wänninger.
Den wundersamen Weg einer schönen Unbekannten aus einem französischen Schlossgarten in ein
kleines Dorf in der Eifel zeichnet uns Hans-Werner Schmidt auf. Beharrlich wird die Rose, die
durch eine schöne Blüte und (manchmal) guten Duft auf sich aufmerksam macht, über Stecklinge
vermehrt, verbreitet und detailliert beschrieben. Das Urteil vieler Rosenexperten wird gründlich
gewichtet, um den vermutlichen Namen der Rose herauszufinden.
Der Reisebericht von Andreas Meier-Dinkel über den Besuch der Kasseler Rosenfreunde bei dem
italienischen Rosen- und Iriszüchter Davide Dalla Libera gibt uns einen schönen Einblick in die
Arbeit dieses jungen Rosenzüchters, der mit seiner Neuzüchtung 'Peace in You' beim Neuheitenwettbewerb im Jahr 2014 die „Goldene Rose von Baden-Baden“ gewann.
Dem „naturnahen Garten“ widmet sich Gert Müller, der bereits mit seinem gleichnamigen Vortrag bei unserem diesjährigen Rosenkongress in Uetersen die Zuhörer in seinen Bann zog. Zahlreiche Anregungen zur Pflanzenauswahl und viele Tipps gibt es, um den Rosengarten für Bienen,
Schmetterlinge und andere Insekten, aber auch für Frösche, Kröten und Igel attraktiv zu machen.
Brillante Fotos machen das Lesen dieses lehrreichen Artikels zu einem Genuss.
5
Thomas Lolling, der Leiter des Deutschen Rosariums GRF Dortmund, zeigt uns in seinem
Artikel, wie man mit Kletterrosen seinen Garten wunderbar gestalten kann. Mit eindrucksvollen
Bildern aus dem Dortmunder Rosarium wird die gestalterische Wirkung von Kletterrosen an
Säulen, Bögen oder als imposante „Kletterwand“ verdeutlicht. Eine äußerst hilfreiche Ergänzung
ist die informative Auflistung der nach „Ramblern“ und „Climbern“ sortierten empfehlenswerten
Kletterrosen.
Eine ganze Reihe von Artikeln in diesem Rosenjahrbuch widmet sich dem Thema „150 Jahre
Edelrosenzucht von 'La France' über 'Gloria Dei' bis zu modernen Edelrosen“, das auf dem diesjährigen „28. Kasseler Rundgespräch“ behandelt wurde. Es war das letzte Mal, dass die bekannte
und beliebte Rosenexpertin Eilike Vemmer das „Kasseler Rundgespräch“ organisierte und thematisch strukturierte. In ihrer Einführung gibt sie einen gerafften Überblick über 150 Jahre Edelrosenzüchtung. Hella Brumme, die langjährige Leiterin des Europa-Rosariums Sangerhausen,
beschreibt sehr anschaulich den interessanten Übergang von den Remontant-Rosen zu den Teehybriden, während Eilike Vemmer im Anschluss daran mit großer Detailkenntnis die Entwicklung der Edelrosenzüchtung von der legendären 'La France' bis heute aufzeigt. Anhand sorgfältig
ausgewählter Beispiele legt Klaus Jürgen Strobel die Bedeutung der Teehybriden-Schnittrosen für
die Edelrosenzüchtung dar und betont dabei die wichtigen Impulse, die von der Schnittrosenproduktion in Norddeutschland ausgingen. Besonders spannend, weil wohl den meisten Rosenfreunden im Westen Deutschlands unbekannt, ist der Blick auf die Edelrosenzüchtung in der DDR von
Eckart Haenchen, der als Züchtungsleiter unmittelbar mit den damaligen Schwierigkeiten zu
kämpfen hatte. Burkhard Spellerberg erklärt danach, was ADR-Rosen sind und welche Bedeutung
diese Prüfung für Edelrosen hat. Zuletzt stellt Thomas Proll die aktuelle Kollektion von Edelrosen
der Firma Kordes vor, viele davon mit ADR-Prädikat.
Unser Jahrbuch endet mit einem ausführlichen Bericht über den Weltrosenkongress, der 2015 in
Lyon, der Wiege der Rosenzüchtung in Frankreich, stattfand. Traumhafte Rosengärten, wunderbare Begegnungen und aufregende Einblicke in die neuesten Erfolge der Rosenforschung, wie z.B.
die erstmals in Ansätzen entschlüsselten genetischen Grundlagen des Rosenduftes, machten diesen
Kongress zu einem besonderen Erlebnis.
Allen Autorinnen und Autoren gilt mein herzlicher Dank für ihre informativen und zugleich unterhaltsamen Artikel.
Liebe Rosenfreundinnen und liebe Rosenfreunde, lassen Sie sich in einer Stunde der Muße in die
abwechslungsreiche Welt der Rosen entführen, und genießen Sie die Freude beim Entdecken
neuer und wissenswerter Geschichten um die Rosen.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start in das gerade begonnene neue Rosenjahr. Möge es genauso
schön werden wie das vergangene und uns zahllose Rosen in traumhaften Farbvariationen und mit
umwerfendem Duft schenken.
Ihr
Prof. Dr. Hans-Peter Mühlbach
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Bewertungsjahrgang 2015
63. Internationaler Rosenneuheitenwettbewerb Baden-Baden
vom 15. bis 16. Juni 2015
VON MARKUS BRUNSING
A
new star is born! Manchmal gibt es beim Internationalen Rosenneuheitenwettbewerb der
Stadt Baden-Baden eine herausragende Neuheit, die den Wettbewerbstag von Anfang an
dominiert und als klarer Favorit ins Rennen geht. Zuletzt war dies Tantaus 'Hansestadt Rostock',
die Goldene Rose des Jahres 2011. Vier Jahre später konnte nun eine neue cremeweiße Teehybride
mit phantastischem Duft den Wettbewerb so klar für sich entscheiden, dass schon am frühen
Wettbewerbsmorgen das Rätseln begann, wer denn wohl der Züchter dieser Rose sein könnte. Bei
der Preisverleihung am Abend wurde dann das Geheimnis gelüftet: Michel Adam aus Frankreich
ist der stolze Züchter dieser Edelrosenneuheit, die zum Zeitpunkt des Wettbewerbs nur unter dem
Kürzel ADALORIAT bekannt war und nun als 'Trésor du Jardin' in den Handel kommen wird.
Der neue Rosenstar erhielt die begehrte „Goldene Rose von Baden-Baden“, eine der weltweit
gefragtesten Auszeichnungen für eine Rosenneuzüchtung.
Auch in diesem Jahr zeugte die Teilnehmerliste von der internationalen Strahlkraft des Wettbewerbs, denn aus 18 Ländern waren die Rosenexperten nach Baden-Baden gereist. Darunter fanden
sich Teilnehmer aus so fernen Ländern wie Kanada, Brasilien, Argentinien, Australien und Neuseeland. Unter der Leitung des Präsidenten der Internationalen Jury, Merv Trimper aus Aus7
Züchter und Produzenten: Michel Adam, Manuela Dräger, Deborah Ghione, Christian Schultheis
tralien, erfolgte die Wertung wie schon im Vorjahr nach den neuen Standardkriterien der World
Federation of Rose Societies, die inzwischen von zwölf Wettbewerben weltweit einheitlich zur
Bewertung der Rosenneuheiten verwendet werden.
Interessant ist ein Blick auf die Verteilung der von 35 Züchtern eingesandten 134 Rosenneuheiten auf
die einzelnen Rosenklassen. Mit 37 Rosenneuheiten bildeten die Teehybriden ein starkes Feld, das
sich nicht nur bei der Quantität der neuen Edelrosen, sondern auch in Bezug auf die Qualität der
Neuheiten von früheren Wertungsjahrgängen positiv absetzte. Teehybriden sind also züchterisch
wieder im Kommen und zeigen einen deutlichen Fortschritt in der Rosenzüchtung, was nicht zuletzt
die bereits erwähnte, herausragende Teehybride 'Trésor du Jardin' des französischen Züchters
Michel Adam beweist, die gleich drei wichtige Preise gewinnen konnte: die Goldmedaille bei den
Teehybriden, den Ehrenpreis für die beste Duftrose und die „Goldene Rose von Baden-Baden“.
Stabil mit 40 Rosenneuheiten stellten sich die Floribundarosen, traditionell die stärkste Rosenklasse im Wettbewerb, dem Urteil der Jury. Hier fiel eine halb gefüllte, cremeweiße Beetrose von
Delbard auf, die in einem knappen Kopf-an-Kopf-Rennen die Goldmedaille erhielt. Ganz anders
dagegen die Zahl der Minirosen, die mit nur vier eingesendeten Neuheiten wie immer ein kleines,
fast schon zu vernachlässigendes Feld in der Rosenzüchtung bildeten. In den Fokus rücken aktuell
dafür wieder die Kleinstrauch- und Bodendeckerrosen, die mit elf Rosenneuheiten vor allem
den Trend hin zu kleineren Strauchrosen für den Hausgarten aufzeigten. Dies gilt genauso für die
Strauchrosen selbst, von denen die Züchter 20 Neuheiten eingesendet hatten. Ganz besonders
zog eine rosablühende Strauchrose mit dem Namen 'I am Greatful Plant’n’Relax' der dänischen
Züchterin Rosa Eskelund von der Firma Roses Forever die Aufmerksamkeit der Jury auf sich.
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Deutsch-französisch-schweizerische Jurygruppe bei der Bewertung der Rosenneuheiten auf dem Beutig
Duftexperten unter sich
9
War in den vergangenen Jahren noch eine große Zahl an Kletterrosen zur Prüfung aufgepflanzt,
scheint der Höhepunkt der Kletterrosenzüchtung doch inzwischen überschritten zu sein, denn
nur noch 20 Neuheiten stellten sich der Bewertung. Als beste Kletterrosenneuheit erhielt eine
Sorte des französischen Züchters Jérôme Rateau von der Firma André Eve eine Medaille. Sie überzeugte mit einem kräftigen Wuchs und pink-weiß gestreiften Blüten.
Unter den Farbtrends dieses Jahres fällt vor allem die große Zahl an herausragenden weißen Rosen
auf, die prämiert wurden. Ob die strahlend weißen Neuheiten 'Claus Dalby Paramount' und
'Prague Castle' des dänischen Züchterhauses Poulsen, die beide in ihren Kategorien eine Silbermedaille erhielten, oder die cremeweißen Goldmedaillengewinnerinnen bei den Teehybriden und
Floribundarosen der französischen Züchter Adam und Delbard – die Farbe Weiß scheint bei
Züchtern und Jury hoch im Kurs gestanden zu haben. Hinzu kommen die vielen prämierten
Rosen mit cremegelben, rosa- und pinkfarbenen Blüten, die zeigen, dass sich Pastelltöne in der
Rosenzüchtung nach wie vor einer großen Beliebtheit erfreuen.
Umso bemerkenswerter sind zwei besonders intensivfarbige Rosen unter den Ehrenpreisgewinnern. Das Züchterhaus Tantau erhielt den Ehrenpreis des Ministeriums für Ländlichen Raum und
Verbraucherschutz für eine noch nicht benannte, kräftig orange Floribundarose, die als besonders
robuste Neuzüchtung gut für Pflanzungen im öffentlichen Raum geeignet ist. Eine weitere farbintensive Rose wurde mit dem Ehrenpreis der Gesellschaft Deutscher Rosenfreunde e. V. ausge-
Preisträger und Preisstifter
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Übergabe des WFRS Literary Award
zeichnet, der in diesem Jahr erstmals vom neuen Präsidenten Hans-Peter Mühlbach ausgewählt
und verliehen wurde. Die Rose stammt von Meilland aus Frankreich und begeistert mit ihren dunkelroten, einfachen Blüten und dem dazu passenden dunklen Laub.
Zwei besondere Ereignisse werden mit dem Rosenneuheitenwettbewerb 2015 über die Prämierung der Rosen hinaus in Erinnerung bleiben. Da ist zum einen die Verleihung des Literary Award
der World Federation of Rose Societies, mit dem die Weltrosengesellschaft alle drei Jahre die besten neuen Rosenbücher weltweit auszeichnet. Beim Weltrosenkongress in Lyon war im Mai 2015
das Kosmos-Rosenbuch von der Jury ausgewählt worden. Da jedoch die meisten Autoren dieses
gemeinschaftlichen Buchprojekts in Lyon nicht dabei sein konnten, übergab die Vizepräsidentin
der World Federation, Breda Čopi aus Slowenien, die Urkunden in Baden-Baden an die Herausgeberin Angelika Throll und die anwesenden Autoren Thomas Hawel, Heiko Hübscher, Thomas
Lolling, Thomas Proll, Christian Schultheis und Markus Brunsing. Nach dem GRF-Jubiläumsbuch „Rosenwelten“ ist das Kosmos-Rosenbuch das zweite Buch aus Deutschland, das mit diesem
begehrten internationalen Preis ausgezeichnet wurde.
In Erinnerung bleiben wird aber auch die Taufe der Rose 'Bellevue' am Nachmittag des Wettbewerbs, mit dem sich die Wettbewerbsteilnehmer bei der Baden-Badener Kurpark-Residenz Bellevue bedankten, die seit mehr als zehn Jahren den festlichen Rahmen für den Wettbewerbsabend
bildet. Auch der Rosenfreundeskreis Baden hat seit vielen Jahren in diesem traditionsreichen
Haus, dem früheren Grandhotel Bellevue, eine stilvolle Heimat für die monatlichen Treffen gefunden. Getauft wurde eine Teehybride des Züchterhauses Kordes, die von Wilhelm-Alexander
Kordes und Züchtungsleiter Thomas Proll präsentiert wurde. Taufpatin war die ehemalige
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Rosentaufe mit der 103-jährigen Liselott Tietjen
Primaballerina Liselott Tietjen, die mit 103 Jahren älteste Bewohnerin im Bellevue. Und vermutlich wird sie als älteste Taufpatin in die Geschichte der Rosentaufen eingehen. Ist es nicht ein
Traum, mit über 100 Jahren noch so viel Freude an neuen Rosen zu haben?
International Rose Trials in Baden-Baden
A new star is born! Sometimes at the very beginning of the trials there is one outstanding rose
that dominates the trials during the whole day. This year it was a cream white Hybrid Tea
with wonderful fragrance among a strong field of 37 new Hybrid Teas. The speculation about
the breeder of this fantastic rose was finished in the evening and the secret revealed: Michel
Adam from France is the proud breeder of this outstanding novelty 'Trésor du Jardin' which
was awarded not only with the Golden Rose of Baden-Baden, but also with the prize of honour for fragrance and the gold medal for Hybrid Teas. Pastels still seem to be very popular in
rose breeding as a lot of roses with creamyellow, pink, white and fuchsia blooms were awarded with medals. All the more remarkable are two particularly intense coloured roses among
the prize winners: A bright orange Floribunda rose from Tantau of Germany received the
prize of honour of the Ministry of Rural Affairs and Consumer Protection and another
colour-rich rose with impressing dark red blooms from Meilland of France was awarded with
the prize of honour of the German Rose Society.
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