Prokrastination - Hochschule Esslingen

Prokrastination
Als Prokrastination, zu Deutsch „Aufschieberitis“, bezeichnet man das pathologische
Aufschieben dringend anstehender Arbeitstätigkeiten wie beispielsweise das Erstellen von
Hausarbeiten oder der Prüfungsvorbereitung.
Prokrastination geht weit über das Maß umgangssprachlicher „Faulheit“ hinaus. Betroffene
leiden oft stark unter ihrem Verhalten, fühlen sich ihrem Handeln aber auch hilflos
ausgeliefert und erhalten von ihrem Umfeld meist Unverständnis und Druck.
Betroffen haben häufig erfolglos versucht, mit Lernplänen oder Zeitmanagement-Strategien
in eine stetige Arbeitsweise zu kommen, können diese aber meist nicht dauerhaft umsetzen.
Oftmals scheint eine psychische Blockade die erprobten Strategien zu verhindern.
Viele Prokrastinateure leiden unter depressiven Verstimmungen, Selbstwertdefiziten,
Persönlichkeitsmerkmalen wie stark ausgeprägtem Perfektionismus sowie Versagens- oder
Bewertungsängsten. Insbesondere Studierende, die sich in ihrem Umfeld hohen
Erwartungshaltungen ausgesetzt fühlen, prokrastinieren. Prokrastination scheint
„überwiegend durch innerpsychische Vorgänge und Bewertungsprozesse, die mit den
Persönlichkeitsmerkmalen verbunden sind und weniger durch Aspekte der objektiven
Aufgabenschwierigkeit bestimmt“.
Auffällig ist, dass Studierende häufiger prokrastinieren, je weiter sie im Studienverlauf
stehen, je unstrukturierter der Studiengang gestaltet ist und je stärker die Angst vor Versagen
ist: Aus unseren Erfahrungen in der Zentralen Studienberatung der Hochschule Esslingen
prokrastinieren einiger Studierende in dem irrigen Versuch, lieber kein Ergebnis abzuliefern,
als mit dem Erarbeiteten zu versagen. Selbstverständlich ist dieser Weg auf Dauer nicht
zielführend, das ist auch den Betroffen selbst bewusst.
Bei anderen Studierenden steckt eine tiefe Angst vor dem Berufseinstieg hinter dem
Aufschieben der Bachelorarbeit und letzter Prüfungen. Die als sehr belastend empfundene
Phase des Prokrastinierens
scheint auf den ersten Blick für sie eine bessere Option als der Weg in das Ungewisse des
Berufslebens.
Ein Pädagogischer Ansatz zur Stärkung der Motivation zur Zielerreichung als Zentr… ist
deshalb wenig empfehlenswert.
In der Zentralen Studienberatung bauen wir darum mit unserem Unterstützungsangebot für
Prokrastinateure auf die Erfahrungen der KollegInnen der Studienberatung in Essen auf.
Studierende erhalten dort – Analyse – Coaching (Zeitplanung, Arbeitstagebuch in
verbindlicher Form) ….
Wir
ergänzen
unsere
intensive
Einzelberatung zudem um die sog. „Arbeit
mit dem Inneren Team“ nach Schulz-vonThun: Jede Person verfügt über innere
Stimmen, innere Anteile, die unser Tun und
Handeln bestimmen. Einige dieser Anteile
bringen uns in Aktivität (in der Abbildung
eines
erarbeiteten
Inneren
Teams
beispielsweise symbolisiert durch die Figur
des „Inneren Antreibers“), andere wiederum
verursachen eventuell eine innere Blockade.
Ziel ist es, dass betroffene Studierende sich
ihrer eigenen Anteile und deren Intentionen,
also ihrer „Botschaften“ bewusst werden.
Das Gefühl, der dem aufschiebenden
Verhalten hilflos ausgeliefert zu sein, kann
reduziert werden, wenn Betroffene erkennen, dass alle ihre Anteile ihr Verhalten steuern.
Dabei haben grundsätzlich alle Anteile gute Absichten. Wichtig ist für die Betroffenen, zu
erkennen, dass sie als „Herr(in) im eigenen Haus“, also sozusagen als „Team-Chef(in)“, die
Kontrolle über ihres Inneren Teams innehaben und somit ihr eigenes Verhalten wieder
bewusst steuern können.