Beckedahl: Journalisten sollen eingeschüchtert werden | Manuskript Beckedahl: Journalisten sollen eingeschüchtert werden Bericht: Christian Bergmann, Marcus Weller Auf dem diesjährigen Camp des Chaos Computer Clubs gibt es für Überwachungsgegner neue Helden. Denn bis vor wenigen Tagen wurde gegen die Journalisten der OnlinePlattform Netzpolitik Markus Beckedahl und Andre Meister wegen Landesverrats ermittelt. Das Verfahren ist eingestellt, der Generalbundesanwalt wurde entlassen, Bundesjustiz- und Innenminister kämpften tagelang mit den Folgen der Affäre. Der Vorwurf des Landesverrats wirkt hier fast wie ein schlechter Scherz, der zu einem Szene-Modeartikel wird. Die passenden T-Shirts gibt’s für 15 Euro. Landesverrat als Jux. Eine hochpeinliche Geschichte für die Bundesbehörden. Jedoch die Motivation gegen ihn zu ermitteln, ist für Beckedahl klar. Markus Beckedahl, netpolitik.org Wir haben das ganz klar als Einschüchterungsversuch gesehen, gegen unsere Arbeit als kritische Journalisten, gegen all die anderen kritische Journalisten, die versuchen mit ihrer Arbeit Einsicht in den Überwachungskomplex zu schaffen. Aber auch ganz klar als Einschüchterungsversuch gegen alle Quellen auch im politischen Berlin. Für den vermeintlichen Staatsfeind ist die Affäre nicht vorbei. Denn die entscheidende Frage bleibt: Wurden die Journalisten in den dreimonatigen Ermittlungen überwacht, um ihre Informationsquelle zu finden? Markus Beckedahl, netpolitik.org Wir waren etwas entsetzt als wir feststellten, dass den Sicherheitsbehörden in diesem Fall das komplette Arsenal an Überwachungsmaßnahmen zur Verfügung steht, das für den Antiterrorkampf mal durchgesetzt wurde. D.h. Großer Lauschangriff, akustischer Raumüberwachung, Observierung. TKÜ Quellenüberwachung und komplette Handyortung war theoretisch möglich und wir müssen bis zum Beweis des Gegenteils davon ausgehen, dass das alles durchgeführt wurde. Laut einer Anfrage die FAKT exklusiv vorliegt, geht Verfassungsschutz-Präsident Maaßen weiter gegen die Informanten der Presse vor. Wie das Justizministerium der LinkenAbgeordneten Martina Renner nun offiziell bestätigte, stellte der Verfassungsschutz auch aufgrund einer Veröffentlichung der Süddeutschen Zeitung Anzeige. Dies zeigt, dass Bundesamt geht nicht nur gegen Netzaktivisten vor. Neben Journalisten fühlen sich auch Politiker unter Druck gesetzt. Für den Abgeordneten der Grünen Konstatin von Notz ist die Absicht Journalisten und deren Quellen zu verunsichern, schon jetzt aufgegangen. Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig. 1 Beckedahl: Journalisten sollen eingeschüchtert werden | Manuskript Konstantin von Notz,Bündniss90/Grüne, Obmann NSA-Untersuchungsausschuss Das ist sicherlich eines der Ziele gewesen, dass so hoch aufzuhängen und die sogenannten chilling effects, dass die Leute ihre Verhaltensweise verändern weil sie Angst haben überwacht zu werden, die sind im politischen Berlin seit Monaten zu beobachten, wenn sich vertraulich mit Journalisten treffen, nimmt niemand mehr ein Telefon mit. Das ist einer Demokratie und einem Rechtssaat unwürdig. Der ehemalige Richter am Bundesverfassungsgericht Wolfgang Hoffmann-Riem sieht die Geheimhaltungsmaßnahmen des Verfassungsschutzes in der Netzpolitikaffäre kritisch. Er hat jahrelang die Überwachungswünsche verschiedener Bundesregierungen eingeschränkt. Wolfgang Hoffmann-Riem, ehemaliger Richter Bundesverfassungsgericht Ich halte es für politisch unklug hier ein Geheimschutz zu reklamieren, weil dann der Verdacht aufkommt man hätte etwas zu verbergen. Ich fände es besser wenn das Bundesamt hier in die Offensive geht. Und klarstellt dass es keinesfalls vorhatte und vorhat rechtswidrige Überwachungsmaßnahmen durchzuführen, sondern seine Aufgabe dies das Gesetz beschreibt ordnungsgemäß wahrzunehmen. Auch juristisch gesehen war das Vorgehen gegen Netzpolitik für den ehemaligen Verfassungsrichter eindeutig falsch. Wolfgang Hoffmann-Riem, ehemaliger Richter Bundesverfassungsgericht Ich halte das für abwegig, weil weder der objektive noch der subjektive Tatbestand eines Staatsgeheimnisses gegeben war. Im Übrigen hat das BFV diese Unterlagen selbst nicht in die Kategorie von Vertraulichkeit eingestuft in die Staatsgeheimnisse gehören, so dass es mich völlig überrascht es so zu deuten. Bundesbehörden, die das Recht dehnen. Doch damit nicht genug. Wenn es politisch opportun ist, gelangen immer wieder sehr vertrauliche Information an die Medien, die wohl von Mitarbeitern von Bundesbehörden lanciert werden. Meist Papiere im Sinne der deutschen Geheimdienste. Konstantin von Notz,Bündniss90/Grüne, Obmann NSA-Untersuchungsausschuss Es gibt dutzende von Fällen, wo ganz offensichtlich von Behördenseiten vertrauliche Informationen durchgestochen werden, die werden nicht verfolgt, da wird nie jemand gefunden, der das gemacht haben soll. Das zeigt, dass es am Ende um die Kontrolle von Information geht. Dass Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maßen, trotz aller Kritik, sein Vorgehen gegen die Presse und deren Quellen ändern wird, ist derzeit nicht zu erkennen. Hinweis: Dieses Manuskript ist urheberrechtlich geschützt und darf nur für den privaten Gebrauch des Empfängers verwendet werden. Jede Verwertung ohne Zustimmung des Urheberberechtigten ist unzulässig. 2
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