Rezension Woher wir kommen

Schoissengeyer Lena
Rezension
19.8.2015
Frischmuth, Barbara: Woher wir kommen. Berlin: Aufbau Verlag³ 2012.
Drei Frauen, drei Orte, drei Geschichten.
In „Woher wir kommen“ erzählt Barbara Frischmuth von Ada, deren Mutter Martha und von
Lilofee, Marthas Tante. Schauplätze der Handlung sind Wien, Altaussee und Istanbul. Martha
hat Lilofees Gasthaus in Altausee übernommen und dort ihre Zwillinge Ada und Olli
großgezogen, nachdem deren Vater und Marthas Ehemann Robin bei einem Wanderausflug in
Istanbul umgekommen war, ihrem damaligen Wohnort. Ada ist Künstlerin und kämpft damit,
den Tod ihres Partners zu überwinden, welcher tot auf einer Parkbank gefunden worden war.
Ihr Leben spielt sich zwischen Altaussee, Wien und Istanbul ab. Als Adas Schulfreund Jonas
mit seinen drei Kindern wieder zurück nach Altaussee kommt, verbringen die fünf viel Zeit
gemeinsam und Ada lernt ein neues Leben kennen. Lilofee versteckte zur Zeit des Krieges
einen Kriegsgefangenen und verliebte sich in diesen. Als sie schwanger wurde, erfuhr ihr
Vater davon, lieferte den Mann aus und verbat seiner Tochter das Kind auf die Welt zu
bringen. Alle drei Frauen haben gemein, dass sie einen geliebten Menschen verloren und
versuchten dessen Tod zu überwinden.
Gegliedert ist der Roman in drei Teile, jeweils mit dem Namen einer der Hauptcharaktere
versehen. Zu Beginn werden Ada und ihre Geschichte aus ihrer Perspektive in der dritten
Person dargestellt. Marthas Geschichte beginnt mit ihrer alljährlichen Reise nach Istanbul, wo
sie eine alte Freundin trifft und mit dieser die gemeinsame Vergangenheit wiederbelebt.
Erzählt wird aus Marthas Perspektive in der Ich-Form. Im letzten Teil erfährt der/die LeserIn
Genaueres über Lilofees Leben. Dies geschieht indirekt über eine Gruppe von Menschen aus
dem Dorf, die während des ganzen Buches immer wieder auftreten und sozusagen aus der
Außensicht erzählen, also wie die Geschehnisse von den Leuten der Gemeinde
wahrgenommen wurden, wobei unklar bleibt, um wen genau es sich handelt. Auffällig ist die
Bedeutung des Elements Wasser, genauer des Sees neben dem Restaurants, welcher für Ada
ein Ort der Ruhe ist. Erzählzeit des Romans ist das Präteritum.
Mir hat der Roman sehr gut gefallen, da ich Barbara Frischmuths Art zu erzählen sehr
schätze. Mir gefällt, wie die Personen erst allmählich Konturen annehmen und ihre
Geschichten schrittweise offenbart werden.