Wenn es unser Ziel ist,
andere Menschen und ihr Verhalten zu ändern
oder unseren Willen durchzusetzen,
dann ist die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) nicht das geeignete Werkzeug.
Der Prozess ist für Menschen entwickelt worden,
die zwar möchten, dass andere auf sie reagieren und sich ändern,
aber nur dann, wenn sie es freiwillig und einfühlsam tun.
Das Ziel der GFK ist es, Beziehungen aufzubauen,
deren Basis Offenheit und Mitgefühl ist,
so dass sich über kurz oder lang die Bedürfnisse jedes einzelnen erfüllen.
Gewaltfreie Kommunikation
im Kontext von Wut, Ärger, Schuld und Scham
9. Tübinger Fachtag Palliative Care, 28. November 2015
Wie Ärger entsteht
Immer wenn wir uns ärgern, suchen wir beim anderen (bei uns) einen Fehler.
Wir entscheiden uns, Gott zu spielen,
indem wir den anderen verurteilen oder ihm den Vorwurf machen,
dass er etwas falsch gemacht hat oder Bestrafung verdient.
Urteile über andere sind
entfremdete Äußerungen und
tragischer Ausdruck unserer
eigenen, unerfüllten Bedürfnisse.
Gabriele Schmakeit | Training für Kommunikation
Alle Gewalt ist das Ergebnis davon,
dass Menschen denken, dass ihr
Schmerz von anderen Menschen
herrührt und dass es diese
Menschen konsequenterweise
verdienen, bestraft zu werden.
1
Auf Ärger folgt …
Wenn ich eine andere Person
als Lügner, frech, schlecht,
hinterhältig usw. verurteile,
trage ich zu einer sich
selbsterfüllenden Prophezeiung
bei: Warum sollte jemand die
Wahrheit sagen wollen, wenn er
weiß, dass er dafür verurteilt
oder bestraft wird?
Je häufiger Menschen Vorwürfe
und Verurteilungen hören, desto
defensiver, aggressiver werden
sie und desto weniger werden
sie sich in Zukunft um unsere
Bedürfnisse kümmern.
Gabriele Schmakeit | Training für Kommunikation
Jedes Urteil über eine andere Person lässt die
Wahrscheinlichkeit sinken, dass sich unsere
Bedürfnisse erfüllen.
Wenn wir unsere Bedürfnisse indirekt durch
Bewertungen, Interpretationen und Vorstellungen
ausdrücken, werden andere höchstwahrscheinlich
Kritik heraushören.
Wenn Menschen etwas hören, das auch nur
entfernt nach Kritik klingt, neigen sie dazu, ihre
Energie in die Verteidigung oder in einen
Gegenangriff zu stecken.
Ärgern wir uns, richten wir unsere Aufmerksamkeit
fast ausschließlich auf das, was wir nicht mögen
und was andere falsch machen, statt uns darauf zu
konzentrieren, was wir eigentlich wollen und wie
andere dazu beitragen können.
2
Auf Ärger folgt …
Ändert die andere Person ihr
Verhalten entsprechend den
Wünschen/der Kritik des anderen,
dann tut sie das häufig nicht von
Herzen, sondern um Schuldgefühle
zu vermeiden. … evt. werden wir
später dafür bezahlen.
Meine
Schuld
Gabriele Schmakeit | Training für Kommunikation
Deine
Schuld
Wenn sich jemand so schuldig, beschämt
oder verängstigt fühlt, dass er sein Verhalten
ändert, dann glauben wir vielleicht, dass es
möglich ist zu „gewinnen“.
In einer erweiterten Sichtweise realisieren wir
jedoch, dass wir letztendlich nicht nur jedes
Mal verlieren, wenn sich unsere Bedürfnisse
auf diese Weise erfüllen, sondern dass wir
auch auf ganz handfeste Art zur Gewalt auf
diesem Planeten beigetragen haben. Wir
mögen ein kurzfristiges Problem gelöst haben.
Wir haben dafür aber ein Neues geschaffen.
3
Strategien der Schamvermeidung
Wir entziehen uns, verstummen. „Ich brauche
nichts. Ich komme zurecht. Das bringt sowieso
nichts mehr.“ (Depression, Resignation)
Unterwerfung
Deine Schuld
Meine Schuld
Wir bedrohen, attackieren,
verurteilen, kritisieren,
beschuldigen.
„Es ist Deine Schuld. Du
solltest es besser wissen…“
Wir kritisieren uns selbst.
Der innere Kritiker attackiert,
verurteilt:„Das war bei mir schon
immer so. Das habe ich noch nie
hinbekommen. Ich genüge nicht.“
(Opfer, Verlierer, Schuldgefühle)
Revolte
Wir rebellieren. Zeigen, dass wir unabhängig, frei sind zu tun, „was immer
wir wollen.“ In der Konsequenz wirken wir leicht kalt, unzugänglich. „Ich
brauche keine Hilfe. Denen zeige ich es. Die können mich mal.“
Gabriele Schmakeit | Training für Kommunikation
4
Strategien der Schamvermeidung
Entscheiden wir uns zur Strategie der Rebellion,
bemerken andere meist gar nicht, dass wir uns geschämt haben
und nun versuchen, diesem Gefühl zu entgehen.
Die Scham wird effektiv versteckt, da wir nicht vor Widerstand zurückschrecken.
Wir setzen darauf zu siegen und zu zeigen, wie überlegen wir sind.
Weitere Strategien um die Scham zu bekämpfen:
Lügen, Ausflüchte, Themenwechsel,
Streben nach äußerer Bestätigung, etwa durch Popularität, Lob oder Prestige.
Das unangenehme Gefühl zu bekämpfen, indem wir versuchen, „schamlos zu
werden“, verhindert, dass wir Kontakt zum innersten Kern der Scham herstellen.
Die Scham lauert weiter im Hintergrund und nagt an uns. Eine rebellierende Person
ändert dann die Strategie und attackiert sich selbst oder andere.
Durch die Schamvermeidung verlieren wir den Kontakt zu den Bedürfnissen, auf die
die Scham uns hätte aufmerksam machen können. Wir verpassen die Chance, uns
weiterzuentwickeln oder eine tiefere Einsicht darüber zu erlangen, wie wir uns
gegenüber anderen auf eine zufriedenstellendere Weise verhalten können.
Gabriele Schmakeit | Training für Kommunikation
5
Schamweckende Kommunikation
Vergleiche, Wettbewerb und Konkurrenz
Wir haben gelernt, uns selbst an
anderen zu messen. Wir vergleichen
Aussehen, Kompetenz, die Größe
und den Wert von allem
(Smartphones, Autos, Urlaube…).
Scham kann ein schweres und sich
wiederholendes Erlebnis für
jemanden sein, dessen Benehmen
sich außerhalb des Rahmens bewegt,
den wir als „normal“ ansehen.
„Ich bin schwächer
als…“
„Ich bin intelligenter
als …“
Wir gleichen alles mit unseren
Normen ab. Was davon abweicht,
löst Scham aus.
Gabriele Schmakeit | Training für Kommunikation
Man schämt sich dafür, anders zu
sein, statt stolz darauf sein zu
können.
6
Wir schämen uns …
Abhängigkeit und Unabhängigkeit
wenn wir uns als machtlos, verletzlich, abhängig erleben,
glauben, nicht ohne einen bestimmten Menschen zurechtzukommen.
dafür, mit bestimmten Personen aufgrund ihres Verhaltens, ihrer Nationalität
oder Religion assoziiert zu werden. Wir befürchten, vom Tun und Sein
anderer angesteckt und dann nicht mehr respektiert zu werden.
wenn wir denken „wir gehören zu niemandem“. Hoch oben auf der Liste
beschämender Dinge steht, nicht in einer Paarbeziehung zu leben, keine
nahen Freunde zu haben, nicht Teil eines Sinnzusammenhangs zu sein.
Allein zu sein deuten wir häufig als Zeichen, dass etwas mit uns nicht in
Ordnung ist und wir nicht verdienen, einer Gemeinschaft anzugehören.
Gabriele Schmakeit | Training für Kommunikation
7
Scham- und Schuld erzeugende Kommunikation
Es ist fast immer die Entscheidung
des Zuhörers, ob er Schuldvorwürfe oder etwas
Schamerzeugendes aus unseren Worten heraushört.
Kommunikation, die häufig zu Scham und Schuld führt:
Meine Gefühle ausdrücken, ohne dabei den anderen um etwas zu bitten:
„Ich fühle mich so einsam.“
Meine Gefühle mit dem Verhalten eines anderen in Verbindung bringen:
„Ich bin traurig, weil du …“
Andeuten, dass jemand etwas tun sollte, ohne konkret darum zu bitten:
„Es schert sich ja doch niemand darum.“
Meinen Gefühlen, Bedürfnissen und Bitten durch Seufzen, Mimik und Gestik
Ausdruck verleihen.
Bewertungen, Schuldzuweisungen mit Gefühlen vermischen: „Ich fühle mich
übergangen, übersehen, verlassen, ausgenutzt, manipuliert.“
Gabriele Schmakeit | Training für Kommunikation
8
Bedürfnisse
Schuld und Bedürfnis
Besonders Frauen haben gelernt, sich schuldig zu fühlen, wenn sie
Bedürfnisse äußern, die denen anderer zuwiderlaufen. Meist sind sie
erleichtert, wenn sie verstehen, dass alle Menschen tatsächlich die gleichen
Bedürfnisse haben.
Schuld ist ein Zeichen dafür, dass wir zwischen der Erfüllung scheinbar
wiederstreitender Bedürfnisse aufgerieben werden. Wir wissen nicht, wie
wir uns verhalten können, damit alle bekommen, was sie benötigen.
Evt. haben wir bereits resigniert und erleben die Bedürfnisse in einem
solchen Konflikt miteinander, dass - egal wie wir uns verhalten irgendjemand immer der Verlierer sein wird.
Scham und Bedürfnis
Scham wird zuweilen als der Preis beschrieben, den wir dafür zahlen, Teil
einer sozialen Gemeinschaft zu sein. Unerfüllte Bedürfnisse hinter der
Scham: Respekt, Akzeptanz, Gemeinschaft, Zugehörigkeit …
Gabriele Schmakeit | Training für Kommunikation
9
Scham
Scham in Dominanzkulturen
Scham in Partnerschaftskulturen
Das Gefühl wird als Zeichen dafür
interpretiert, dass wir nicht taugen,
schlecht, frech, eklig, feige,
unnormal sind, dass wir uns falsch
verhalten haben und nicht wert sind,
geliebt zu werden.
Wir haben eine angeborene
Feinfühligkeit gegenüber unseren
Bedürfnissen und den Bedürfnissen
anderer.
Schamgefühle werden in der
Scham oder Verletzlichkeit werden
Gesellschaft unterstützt, um
als Zeichen dafür interpretiert, dass
Verhaltensänderungen zu bewirken. wir aufmerksamer gegenüber den
Bedürfnissen aller und den
Möglichkeiten, diese zu erfüllen,
sein sollten.
Gabriele Schmakeit | Training für Kommunikation
10
Schuld
Schuld in Dominanzkulturen
Schuld in Partnerschaftskulturen
Schuldgefühle werden als Zeichen
gewertet, dass wir anders hätten
handeln sollen und daher verdienen,
bestraft zu werden.
Statt einen Sündenbock zu finden
oder den Schuldigen ausfindig zu
machen, sind wir bereit, die
Bedürfnisse aller zu berücksichtigen.
Wir geben uns selbst und anderen die Wir denken darüber nach, ob wir
Schuld, in der Hoffnung, dass dies zu etwas verändern können, um andere
positiven Veränderungen führt.
zu unterstützen, geben dabei jedoch
unsere eigenen Bedürfnisse nicht auf.
Für eine Kultur, die Schuldzuweisung als Mittel zur Kontrolle der Menschen
einsetzt, ist es wichtig, die Leute zu der Vorstellung zu verleiten, dass sie
anderen bestimmte „Gefühle MACHEN“ können.
Auslöser und Ursache werden miteinander vermischt - die Schuldzuweisung
wird zu einer Taktik der Manipulation und der Nötigung.
Gabriele Schmakeit | Training für Kommunikation
11
Wut
Wut in Dominanzkulturen
Wut in Partnerschaftskulturen
Wut wird als Zeichen für
fehlerhaftes Verhalten aufgefasst –
man hätte anders handeln sollen.
Wut wird als Anzeichen für ein
unerfülltes Bedürfnis gedeutet.
Dahinter steckt der Gedanke, dass
man es eigentlich „besser wissen
sollte“ und nun verdient, bestraft zu
werden.
Man weiß, dass Wut Kraft gibt, um
Grenzen zu setzen und das zu
schützen, was uns lieb und teuer ist.
Kritik, die mit Wut geäußert wird, ist
gegen Personen gerichtet und wird
leicht als persönlicher Angriff
verstanden.
Wut wird nicht persönlich
genommen oder als Fehler
aufgefasst, sondern als Hilferuf
wahrgenommen.
Gabriele Schmakeit | Training für Kommunikation
12
Wut – eine Warnlampe
• Wesentliches (unter der Motorhaube) fehlt
• Indikator: Wir schieben anderen die Schuld in die Schuhe, lenken durch
Verurteilungen, Gedanken an Bestrafung von unserer eigenen
Verantwortung ab.
Viele Menschen fühlen sich am lebendigsten, wenn sie wütend sind, da dieses
Gefühl durch den Ausstoß von Adrenalin und weiteren Hormonen so intensiv ist.
Leider sind wir nicht mit unseren lebensdienlichen Bedürfnissen verbunden.
In jedem Ärger: ein lebensbejahender Kern
• Mindestens ein unerfülltes Bedürfnis
• Energie der Wut nutzen um sich mit Bedürfnissen empathisch zu verbinden
• Wut verwandelt sich, wenn wir mit unseren Bedürfnissen, Wertvorstellungen
in Kontakt sind. Wie spüren dann Gefühle, die genauso intensiv und
schmerzhaft sind wie die Wut selbst. Aber sie haben einen
„lebensdienlicheren Geschmack.“
Gabriele Schmakeit | Training für Kommunikation
13
Nein!
Drei wertvolle Feststellungen
1. Hinter jedem NEIN steht ein JA zu etwas anderem.
2. Ein NEIN ist eine Einladung, den Dialog fortzusetzen.
3. Es gibt immer mehrere Wege, ein Bedürfnis zu erfüllen.
Der andere hat Bedürfnisse, die sich durch Ihren Vorschlag / Ihre
Bitte nicht erfüllen. Sein NEIN ist ein JA zu einem anderen Bedürfnis.
Fragen Sie nicht „Warum nicht?“
Sondern „Was hält dich ab? Was ist Dir wichtiger?“
Suchen Sie eine Lösung, die Ihre und die Bedürfnisse der anderen
Person berücksichtigt.
Gabriele Schmakeit | Training für Kommunikation
14
Ich
Du
Grundhaltung
Alle Menschen wollen zum Leben der anderen beitragen.
Alles, was Menschen tun,
tun sie, um sich Bedürfnisse zu erfüllen.
Menschen geben zu jedem Zeitpunkt,
das (zu diesem Zeitpunkt) Beste, dass sie geben können.
Das, was andere Menschen tun,
ist niemals die Ursache für das, was wir fühlen.
Gabriele Schmakeit | Training für Kommunikation
15
Ich
Du
Empathie
Sensibel sein für die Gefühle / Bedürfnisse des anderen
Bei den Gefühlen und Bedürfnissen des anderen bleiben.
Präsent sein.
Akzeptierende Haltung für die Gefühle und Bedürfnisse des
anderen OHNE Zustimmung oder Ablehnung
Verständnis zeigen, bedeutet nicht,
dass man mit dem Gehörten einverstanden ist.
Gabriele Schmakeit | Training für Kommunikation
16
Ich
Du
Ziele
Verstanden werden & Verstehen
Verbindung
Win - Win - Lösungen
Gabriele Schmakeit | Training für Kommunikation |
17
Gefühle/Emotionen
Lat: movere = bewegen
e = aus etwas heraus
Gefühle = Indikatoren, Signale,
Botschafter. Zeigen, ob
Bedürfnisse erfüllt sind oder nicht.
Ausgelöst durch Gedanken,
Bewertungen, Situation, …
100% Verantwortung der Gefühle
liegt bei mir.
Ausdruck von Lebendigkeit
Ausdrücken der Gefühle wirkt
deeskalierend.
Rosenberg bezeichnet Gefühle als
„das, was in uns lebendig ist“, als
„Signale auf dem Armaturenbrett, sie
geben Auskunft über die
Bedürfnislage“. Nach Rosenberg sind
Gefühle und Bedürfnisse nicht
voneinander trennbar, da Bedürfnisse
durch die Gefühle sichtbar und
erkennbar werden.
… Zufriedenheit, Freude,
Erstaunen, Überraschung, Angst,
Furcht, Panik, Ekel, Abscheu,
Trauer, Traurigkeit, Kummer,
Scham, Neid, Eifersucht, …
18
Bedürfnisse
Alles menschliche Handeln
basiert auf Bedürfnissen.
Trennen von
Jeder hat Bedürfnisse.
Bedürfnisse sind universal.
Strategien
= Handlungen, mit denen wir ein
oder mehrere Bedürfnisse
erfüllen.
Die Befriedigung eines
Bedürfnisses ist unabhängig von
bestimmten Personen + Handlungen.
Beispiel: Wenn wir den 9. Tübinger
Fachtag Palliativ Care besuchen ( =
Strategie), befriedigen wir unser
Bedürfnis nach persönlicher Entwicklung,
Austausch, ….
Ich werde besser verstanden.
Möglichkeit, in Konflikten, gemeinsame
Strategien zu entwickeln + zu finden.
Über unsere Strategie/n kommen
wir in Konflikt miteinander.
„Wenn wir unsere Bedürfnisse
nicht ernst nehmen,
tun es andere auch nicht.“
Marshall B. Rosenberg
19
Bedürfnisse Marshall Rosenberg
Physische Bedürfnisse
Nähren der physischen Existenz
Spirituelle
Verbundenheit
Schutz,
Sicherheit
Liebe, Empathie,
Gemeinsinn
Sinnhaftigkeit
Autonomie,
Selbstbestimmung
Integrität
Achtung, Selbstwert
Ruhe, Erholung
Spiel, Spaß
Feiern
Geborgenheit
Kreativität
M. Rosenberg bezieht sich bezüglich der Bedürfnisse hauptsächlich auf Max-Neef, Maslow und
Viktor Frankl. Als wichtigste menschliche Bedürfnisse, deren Erfüllung es brauche, um wirklich voll
und ganz ein menschliches Wesen zu sein, nennt er Autonomie und Sinn. Wir haben lt. Rosenberg
noch keine Sprache für den Ausdruck unserer Bedürfnisse entwickelt. Stattdessen drücken wir
Bedürfnisse indirekt mittels Bewertungen, Interpretationen, Vorstellungen aus.
Quelle: Die Sprache der Giraffen, Karoline Ida Bitschnau, 2008
20
Bitten
Trennen von
Forderung/Drohung
Drückt meine Strategie aus, wie ich
mein Bedürfnis am liebsten erfüllt
haben möchte.
Ich sehe nur diesen einzigen Weg
um mein Bedürfnis zu erfüllen.
Ein NEIN wird empathisch
aufgenommen.
Ein NEIN hat negative
Konsequenzen, unterbricht die
Verbindung zu der anderen Person.
Es gibt Alternativen, um mir mein
Bedürfnis zu erfüllen.
Ich respektiere das Bedürfnis des
anderen nach Selbstbestimmung.
Das kann die Wahrscheinlichkeit
erhöhen, das der andere doch noch auf
meine Bitte/mein Bedürfnis eingeht. Es
ermöglicht ganz sicher mit dem
anderen in Verbindung zu bleiben.
(Lösungsweg: Was bräuchtest Du um die
Bitte zu erfüllen?)
Vielleicht kommt der andere meiner Bitte
nach, allerdings erhöht sich vermutlich
sein Widerstand bzw. er tut es nicht gern
sondern aus Angst, Schuldgefühlen, …
Diese Motive können später in Form von
„Rabattmarken“ zurückgegeben werden.
21
Schritt
4: Bitten
Ne
gat
ger iv form
ne
Wi uliert
der
e
sta Bitte
nd
n
her rufe
vor n
.
Sagen Sie was Sie möchten - nicht, was Sie nicht möchten.
Benutzen Sie eine positive Handlungssprache.
Eine vage
e trägt
Ausdrucksweis
bei.
zur Konfusion
Sagen Sie genau, was Sie möchten. Beschreiben Sie ein konkretes,
beobachtbares Verhalten, statt vage und abstrakt zu bleiben.
Benennen Sie ein konkretes Verhalten, statt zu beschreiben, was die
andere Person sein oder fühlen soll.
Achten Sie darauf, dass der Erfolg Ihrer Bitte jetzt und hier überprüfbar ist.
A
S
M
R
T
as Sie vom
Je klarer Sie wissen, w
sto
anderen möchten, de
, dass Ihre
wahrscheinlicher ist es
den.
Bedürfnisse erfüllt wer
S: spezifisch
M: messbar
A: aktionsorientiert
R: realistisch
T: terminiert
22
Im Umgang mit Wut, Ärger, Schuld & Scham unterstützen
Zeigen Sie, dass Ihnen an dem Kontakt gelegen ist.
Hören Sie, welche Gefühle sich hinter Selbstverurteilungen verstecken,
welche Bedürfnisse die Person durch diese tragische Strategie verzweifelt
zu erfüllen sucht.
Helfen Sie ihr sich mit ihren Bedürfnissen zu verbinden und alternative
Verhaltensweisen zu entdecken.
Helfen Sie Strategien, Bitten zu entwickeln, die die Erfüllung ihrer
Bedürfnisse im Blick haben.
Begegnen Sie Selbstkritik ehrlich und empathisch. Drücken Sie Ihre Gefühle
und Bedürfnisse aus.
Übernehmen Sie nicht die Verantwortung für die Gefühle der Person.
Versuchen Sie nicht, die Person von ihren Urteilen über sich selbst weg zu
lotsen.
Beachte: Niemand wird durch ein fröhliches „Aber natürlich bist du gut!“ verändert.
Häufig sind Empathie, Akzeptanz statt Aufmunterung oder eine oberflächliche
„Verarztung“ die bessere Alternative.
Niemand, der in Kontakt mit seinen Gefühlen und Bedürfnissen steht, wird jemand
anderen angreifen (um sich selbst okay zu fühlen).
Gabriele Schmakeit | Training für Kommunikation
Im Umgang mit Scham unterstützen
Die Person rebelliert
Fokussieren Sie sich darauf, was die Person schon geleistet hat.
Gelingt es Ihnen Wertschätzung dafür auszudrücken, wird Ihr Gegenüber ihre
Schutzmauer vermutlich ein Stückchen einreißen.
Beachte: Wenn Sie Wertschätzung in Form von Lob ausdrücken, indem Sie z.B. sagen,
die Person sei tüchtig… kann das der Rebellion wieder Nahrung geben. Erzählen Sie
stattdessen, welche Ihrer Bedürfnisse durch eine Handlung Ihres Gegenübers erfüllt
worden sind und wie Sie sich damit fühlen/fühlten.
Geht es der anderen Person um Freiheit und Unabhängigkeit, trägt Kritik zu mehr
Widerwillen bei. Stellen Sie stattdessen Kontakt her. Dann können Sie mit respektvoller
Ehrlichkeit erzählen, welches Verhalten Sie beunruhigt oder wütend macht und welche
Wirkung es auf Sie hat. Fällt es der Person schwer, Sie zu hören, reagieren Sie
empathisch um dann wieder zur Ehrlichkeit zurückzukehren. Holen Sie den anderen also
dort ab, wo er sich gerade befindet.
Meist muss der Kontakt in diesem Fall langsam und Schritt für Schritt aufgebaut werden.
Nimmt die Person das Gespräch als Versuch wahr ihre Freiheit einzuschränken, wird sie
den Dialog abbrechen. Dahinter steckt die Angst, mit der Scham konfrontiert zu werden.
Gabriele Schmakeit | Training für Kommunikation
24
Werden Sie mein Übersetzer
und bleiben Sie …
wenn ich mich selber nicht aushalte, ich verzweifelt irrend nach dem Sinn,
dem Warum? schreiend ins Universum rufe.
wenn meine Selbstbestimmung gefährdet, ich gefangen in Schuld- oder
Selbstvorwürfen, meine Wut, meinen Hass gegen Sie, die Medizin, Gott oder
den kalten Kaffee schleudere.
wenn meine Autonomie in Gefahr, ich auf andere angewiesen –
dem Schmerz, der Enttäuschung entfliehend der Verzweiflung begegne.
Denken Sie bitte daran, das alles was ich sage oder tue, nichts, aber auch
gar nichts mit Ihnen zu tun hat!
Es ist mein Schrei, in dem Gefühle und Bedürfnisse fast unkenntlich
verwoben, toben. Helfen Sie zu verstehen, was ich nur schwer greifen,
fassen kann.
Gabriele Schmakeit | Training für Kommunikation
25
„Können und Wissen helfen nicht weiter, solange Schmerzen und
Beschwerden, Ängste, Wünsche und Bedürfnisse nicht erkannt werden.
Wir müssen zuhören, zuhören und nochmals zuhören.“
(Prof. Dr. med. Marina Kojer)
„Wenn wir jemandem helfen wollen, müssen wir zunächst herausfinden,
wo er steht. Das ist das Geheimnis der Fürsorge. Wenn wir das nicht tun
können, ist es eine Illusion zu denken, wir könnten anderen Menschen
helfen. Jemanden zu helfen impliziert, dass wir mehr verstehen als er,
aber wir müssen zunächst verstehen, was er versteht.“ (Søren Kierkegaard)
Herzlichen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
Gabriele Schmakeit | Training für Kommunikation
26
Gewaltfreie Kommunikation, Marshall B. Rosenberg, Junfermann, ISBN 387387-454-7
Was deine Wut dir sagen will: überraschende Einsichten, Marshall B.
Rosenberg, Junfermann, ISBN 978-3-87387-625-15
Wut, Schuld und Scham, Liv Larsson, Junfermann, ISBN 978-3-87387-7795
Die Sprache der Giraffen, Karoline Ida Bitschnau, ISBN 978-3-87387-707-8
Gabriele Schmakeit | Training für Kommunikation |
Integrative Validation, Gewaltfreie Kommunikation, Deeskalation, Mediation,
Präsentation, Moderation, Rezitation
70190 Stuttgart, Nikolausstrasse 14
[email protected]
fon 0711 284 87 56
mobil 0160 93733 975