MANZ · INTERN] Porträt des Monats: Es gibt Menschen, die die Dinge des Lebens grundsätzlich unaufgeregt angehen. Einer von ihnen ist Benjamin Twardosz. Als Anwalt steht ihm sein stoischer Charakter gut zu Gesicht. „Wir haben in Europa etwa 250 Juristen, davon 60 Partner“, sagt er. Wolf Theiss am Wiener Schubertring hat deshalb auch einen eigenen Mitarbeiter für Public Relations. Den hat Twardosz gleich mitgebracht. Geheimnisse habe er eh nicht, sagt er. Der 1980 geborene Wiener trägt einen blauen Anzug, sein Vollbart lässt ihn eine Spur älter wirken, als er tatsächlich ist. Dabei war er eigentlich immer der Jüngste. In der Familie wuchs er als Nachzügler im 14. Bezirk auf. Sein Großvater, ehemals Vizepräsident von Rapid, und sein Vater waren Textilunternehmer. Als sich das Geschäft nicht mehr rentierte, sattelte sein Vater auf Steuerberater um und zog eine gut gehende Kanzlei hoch, die heute Twardosz’ Brüder führen. Einer Familientradition folgend besuchte der jüngste Bruder das Schottengymnasium. „Ich bin eigentlich nicht gerne in die Schule gegangen, hatte aber trotzdem lauter Einser und das, obwohl meine Eltern gute Noten nie verlangt haben“, sagt er verwundert. Nur Mathematik lag ihm nicht, da hatte er manchmal Dreier. Nach der Matura 1998 entschied er sich dann – anders als seine Brüder –, nicht Jus, sondern Betriebswirtschaft an der WU Wien zu studieren. „Aus reinem Interesse habe ich dann die Einführungsprüfung in Jus gemacht, weil viele meiner Freunde sagten, dass die so schwer sei“, erinnert er sich; er fiel auch prompt durch. Trotzdem hatte Twardosz erkannt, dass ihm die Juristerei mehr gefiel als Verkauf, Logistik oder Marketing. Beim zweiten Anlauf schaffte er die Einstiegshürde, beendete sein WU-Studium und war 2003 auch mit Jus fertig. Es war anlässlich eines Dissertantenseminars, dass Werner Doralt die analytischen Fähigkeiten seines Studenten entdeckte und ihn an den Steuersenat des Verwaltungsgerichtshofes empfahl. Dort absolvierte Twardosz sein Gerichtsjahr. „Bei Anton Mairinger habe ich gelernt, was juristisches Arbeiten in der Praxis bedeutet“, sagt er. Schriftsätze gehen ihm seit damals leicht von der Hand. Parallel dazu absolvierte er die Prüfung zum Steuerberater. „Das war das Schwierigste, was ich je gemacht habe“, sagt er. 2006 hatte er seine Dissertation in der Tasche und suchte eine neue Herausforderung. Auf der Recruiter’s Night am Wiener Juridicum wurde R E C H T A K T U E L L # 0 6 | Ju n i 2 015 er von Dorda Brugger Jordis angeheuert. „Das Steuerrecht blieb ein bisschen auf der Strecke, dafür lernte ich alles über Mergers & Acquisitions“, erzählt er und nennt es rückblickend „eine spannende Zeit“. Was ihm noch fehlte, war die Anwaltsprüfung. Bei der Vorbereitung darauf flatterte ihm ein Angebot von Wolf Theiss ins Haus, wo man ihn explizit für Steuerrecht engagieren wollte. Er nutzte die Chance. Seit 2009 hat er auch bei Wolf Theiss sämtliche Hürden genommen, ist seit 2012 Partner und berät Klienten in Steuerverfahren, auch Strafverfahren. „Die meisten Mandanten werden entweder zu Unrecht beschuldigt oder machen Selbstanzeige“, sagt er und ist für „Steuerehrlichkeit“. Als er von MANZ gefragt wurde, ob er beim Kommentar zum Finanzstrafrecht mitarbeiten will, sagte er zu, weil „ich mir die interessantesten Paragrafen aussuchen durfte“. Ein wenig später wurde er von Richard Gaier gebeten, seine Nachfolge als Autor des Kommentars zum Gebührengesetz anzutreten. „Es hat mich überrascht, aber bei Gebühren kennen sich Anwälte gut aus und für mich war es eine Ehre, einen ganzen Kommentar fortführen zu dürfen“, sagt er. Stoisch hält es Benjamin Twardosz auch privat. Wenn den notorisch pünktlichen Autor keine Abgabetermine daran hindern, trainiert er zwei bis drei Mal pro Woche im Fitnessstudio. „Weil ich es brauche“, sagt er. Er wohnt gerne im ersten Bezirk, geht am liebsten zu Fuß in die Kanzlei. © Privat Mit gebührender Ruhe Benjamin Twardosz BENJAMIN T WARDOSZ ist Anwalt und Kommentator für MANZ. Sein Spezialgebiet ist Steuerrecht. „Die meisten Mandanten werden entweder zu Unrecht beschuldigt oder machen Selbstanzeige“ Eine halbe Stunde pro Tag lernt er Schwedisch. „Warum, weiß ich gar nicht so genau, aber es gefällt mir“, lacht er und nennt es ein Hobby ohne Zweck. Es hilft ihm beim Abschalten. Dabei macht er nicht den Eindruck, als ob er Pausen dringend nötig hätte. „Doch, die brauche ich schon“, sagt er. Ein oder zwei Wochen im Jahr verbringt er in den Bergen und macht Urlaub von dem, was er beruflich so gerne macht, „dem logischen Argumentieren in gut formulierten Sätzen.“ Im Hochgebirge muss er es nicht, und „das ist schön“. Karin Pollack 11
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