Flyer - Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED

Dr. Francesco Di Palma
Prof. Dr. Arnd Bauerkämper
Konferenz
Perestroika und Kommunismus in Europa (1985-1990/91).
Rezeption, Reaktion und Auswirkungen
Freie Universität Berlin, Habelschwerdter Allee 45, Raum KL 32-123
25./26. Februar 2016
Mit der Ernennung Gorbatschows zum Generalsekretär der KPdSU im März 1985 setzte in
der Sowjetunion eine Phase radikaler und nachhaltiger Reformen ein, welche darauf
ausgerichtet waren, den „realen Sozialismus“ zu entbürokratisieren und im Allgemeinen den
Marxismus-Leninismus den Herausforderungen der Zeit anzupassen, sowohl intern als auch
außenpolitisch. Glasnost (Öffnung) und Perestrojka (Umbau) waren die Konsequenz.

Wie rezipierten die kommunistischen Parteien Europas Form und Inhalt der
Perestroika?

Wie antworteten sie sowohl ideologisch als auch politisch hierauf? Genauer
formuliert: Welche Auswirkungen hatte der reformerische Ehrgeiz Gorbatschows auf
die Bündnispolitik der westeuropäischen Genossen einerseits; auf die Gesinnung der
real sozialistischen Staatsparteien im Osten unseres Kontinents andererseits?

Wie, schließlich, beeinflusste – wenn überhaupt – die Umsetzung eines solchen
massiven
Kurswechsels
die
jeweiligen
bilateralen
Beziehungen
unter
den
kommunistischen „Bruderparteien“ und zwischen diesen und Moskau im späten
Kalten Krieg?
Mit solchen Fragen beschäftigten sich die KPs jenseits und diesseits des Eisernen Vorhangs
bis zum Zusammenbruch des real existierenden Sozialismus 1989/1991. Ablehnung,
Duldung, ebenso wie spezifische Aufnahmeformen des sowjetischen Reformismus machten
sich im kommunistischen Lager bemerkbar.
Die SED beispielsweise, sonst als „Musterknabe“ im Ostblock geltend, sperrte sich vehement
gegen jegliche Reformversuche. Der PCI, als Hauptträger des Eurokommunismus und des
Polyzentrismus durchaus als Verfechter von Erneuerung und Demokratisierung bekannt,
rezipierte die Umstrukturierungsbemühungen aus Moskau mindestens bis 1987 mit großer
Skepsis.
Die jeweils charakteristischen Reaktionsformen der „Bruderparteien“ auf Perestroika und
Glasnost stellen das Hauptdesiderat der einschlägigen Forschung. Ziel der Konferenz ist es,
25 Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion diese Lücke zu schließen, indem
Spannungen, politische Vorstellungen und Theoriediskussionen in Bezug auf Gorbatschows
epochemachende Amtszeit nachgezeichnet und kritisch erörtert werden.
Die Veranstaltung (in englischer Sprache) bezieht die neueste politische Debatte ein und
richtet sich an Studenten, Doktoranden, Post-Docs und Fachleute aus verschiedenen
Forschungsfeldern wie Geschichts-, Politikwissenschaft oder Soziologie. Durch den
Austausch im Rahmen der vorgesehenen Veranstaltung soll eine rege Diskussion in Gang
gebracht werden, die neue Erkenntnisse zur Thematik erbringen wird. Somit kann das
Fundament für weitere Forschungen in diesem Bereich erstellt werden und die Vernetzung
von Forschenden und Experten auf dem Gebiet erweitert und gefestigt werden.