ZWST informiert Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland e.V. Liebe Freunde der ZWST, liebe Leser, Jahresprogramm 2016: Seite 10/11 am 22. November 2015 trafen wir uns mit den Delegierten unserer Mitgliedsverbände zu unserer alljährlichen Mitgliederversammlung im Frankfurter Gemeindezentrum. Im Mittelpunkt stand die Neuwahl des 10-köpfigen Vorstandes, aus dessen Mitte im Anschluss an die Mitgliederversammlung ein dreiköpfiges Präsidium, bestehend aus einem Präsidenten und zwei Vizepräsidenten gewählt wurde. Foto, v.li.: Alexander Chraga (stellv. Vorstandsmitglied), Ebi Lehrer (Präsident), Barbara Traub, Michael Licht (Vizepräsident), Sarah Singer (Vizepräsidentin), Prof. Dr. Leo Latasch (stellv. Vorstandsmitglied), Aviva Goldschmidt (stellv. Vorstandsmitglied), Ran Ronen, Mark Dainow, Beni Bloch (Direktor), Küf Kaufmann Die Delegierten bestätigten Ebi Lehrer (Köln), Michael Licht (Köln), Barbara Traub (Stuttgart), Küf Kaufmann (Leipzig), Sarah Singer (Berlin), Alexander Chraga (Bochum), Aviva Goldschmidt (Frankfurt) und Prof. Dr. Leo Latasch (Frankfurt) in ihrer Funktion als Vor- Ausgabe 4 · Dez. 2015 standsmitglieder der ZWST für vier weitere Jahre. Neu in den Vorstand wurden Mark Dainow aus Offenbach und Ran Ronen aus Düsseldorf gewählt. Das dreiköpfige Präsidium besteht zukünftig aus dem neuen und alten Präsidenten Ebi Lehrer und den Vizepräsidenten Michael Licht und Sarah Singer. Michael Warman und Esra Cohn sind nicht mehr im Vorstand, die ZWST würdigt ihr jahrelanges Engagement und wünscht beiden alles Gute. Gleichzeitig begrüßen wir herzlich unsere neuen Vorstandsmitglieder, Ran Ronen und Mark Dainov. Wir bedanken uns bei allen Vorstandsmitgliedern, insbesondere bei unserem Präsidenten Ebi Lehrer, für ihren Einsatz und freuen uns auf die zukünftige Zusammenarbeit. Der Vorstand wurde für das Geschäftsjahr 2014 einstimmig entlastet, die ZWST dankt dem Finanzreferat und der Prüfungskommission. Wie immer war die Mitgliederversammlung auch ein Forum der Aussprache und Information über Aktivitäten und besondere „Highlights“, Vergangenes und Zukünftiges. Unser Dank geht ganz besonders an unsere Unterstützer und Förderer, die es uns ermöglichen, dieses vielfältige Angebot durchzuführen. Insbesondere danken wir dem Zentralrat der Juden in Deutschland, der uns in vielfacher Hinsicht zur Seite steht. Der kommende Jugendkongress im März 2016 ist ein Beispiel für diese Kooperation. Einen Überblick über unser Jahresprogramm 2016 finden Sie auf den Seiten 10-11. Darüber hinaus bedanken wir uns bei unseren Mitgliedern, den Landesverbänden und Gemeinden und unserem Mitarbeiter-Team. Nur gemeinsam können wir die Aktivitäten realisieren, von denen in dieser Ausgabe berichtet wird. Mit den besten Wünschen für ein hoffentlich friedliches Jahr 2016, Ihr Beni Bloch, Direktor der ZWST Neues Dach und neues Mobiliar Das Max-Willner-Heim ist frisch gerüstet für das neue ZWST-Jahresprogramm 2016 Das „Max-Willner-Heim“ im rheinland-pfälzischen Bad Sobernheim, die zentrale Bildungs- und Freizeitstätte der ZWST, hat sich zu einer Art „Markenzeichen“ der jüdischen Sozial- und Jugendarbeit entwickelt. Von vielen liebevoll nur „Sobi“ genannt, ist es nicht nur ein Ort für Seminare, Fortbildungsreihen, Familienwochenenden und Ferienfreizeiten, sondern auch ein Treffpunkt für jüdische Leute aus ganz Deutschland und manchmal auch aus anderen Ländern. Idyllisch im Nahetal gelegen, trägt es mit seiner familiären Atmosphäre zur Stärkung jüdischer Identität bei und fördert die Vernetzung und den Kontakt von Gemeindemitgliedern und Gemeindemitarbeitern von „8 bis 80“. Im Herbst 2015 wurde am Max-Willner-Heim tatkräftig geschraubt, gewerkelt und gebaut. Eine ungewohnte Atmosphäre für den Besucher: Dort wo Seminarteilnehmer oder Jugendliche im Rahmen der Ferienfreizeiten gemeinsam essen und trinken sowie lernen, lachen und feiern und eine Vielfalt an Geräuschen die Räume erfüllt, ragte ein weithin sichtbarer Kran in die Höhe und ein Team von Bauarbeitern und Handwerkern verpasste der Anlage ein zum Teil „neues Gewand“. Mithilfe einer Förderung des Deutschen Hilfswerks (Deutsche Fernsehlotterie) wurde das Dach des Wirtschaftsgebäudes grundsaniert und die 28 Mehrbettzimmer im Bettenhaus komplett neu möbliert. Die Installation einer Akkustikdecke im Wirtschaftsgebäude steht noch aus, auch ZWST INFORMIERT: MAX-WILLNER-HEIM Die Sanierung des Max-Willner-Heims wurde ermöglicht durch Mittel der Deutschen Fernsehlotterie Aron Schuster, stellv. Direktor der ZWST (li.) und Architekt Axel Hill begutachten die Bauarbeiten Foto: Martin Köhler Der Speisesaal des Max-Willner-Heims hat ein neues Dach der „Schwingboden“ in der Mehrzweckhalle wird in absehbarer Zeit saniert. Dann steht auch dieser Raum wieder für Tanz, Sport und andere Aktivitäten zur Verfügung. rung und Modernisierung des Max-Willner-Heims mit einem dritten Seminar- und Veranstaltungsflügel („Mifgash“) und einem aufgerüsteten Medienzentrum abgeschlossen werden. Übrigens: Der Namensgeber der Einrichtung, Max Willner war von 1959 bis 1979 Direktor der ZWST. 1957 ging das Areal im Zuge der Entschädigungsleistungen an die Synagogengemeinde Köln und später an die ZWST. Nur einige wenige Zahlen verdeutlichen die hohe Auslastung des MW-Heims. Rund 60 Seminare hat Der strukturelle Wandel innerhalb der jüdischen Gemeinschaft lässt sich an der stetigen Vergrößerung und Modernisierung des Max-Willner-Heims ablesen. Ursprünglich bestehend aus einem Gebäude, wurde es Anfang der 80er Jahre um das große Bettenhaus erweitert. Doch die Anlage war auch mit zwei Gebäuden im Laufe der letzten Jahre für die gestiegenen Ansprüche und gewachsenen Besucherzahlen zu klein geworden. Anfang des Jahres 2008 konnte eine umfassende Erweite- die ZWST im Jahr 2015 hier durchgeführt: für Sozialarbeiter, für Demenzbegleiter, für Bundesfreiwillige und andere Ehrenamtler, für Jugendbetreuer und –leiter, für Gabbaim, Vorbeter und Religionslehrer und andere. Rund 220 Kinder und Jugendliche von 8 bis 13 haben im Winter 2014/15 und im Sommer 2015 ihre Ferien in “Sobi“ verbracht. Die ZWST freut sich auch weiterhin auf ein „volles Haus“, alle Interessenten sind herzlich willkommen, unseren Jahresplan finden Sie auf Seite 10-11. HvB, ZWST Die GlücksSpirale fördert Aktivitäten im Max-Willner-Heim Seit vielen Jahren gehört die GlücksSpirale zu einem der wichtigsten Förderer der ZWST-Aktivitäten. Die Einnahmen aus der Lotterie GlücksSpirale tragen dazu bei, dass die ZWST ihr vielfältiges Angebot im Max-Willner-Heim durchführen kann. Im Rahmen eines Pressetermins überreichten Jürgen Häfner und Thomas Kirsch von Lotto Rheinland-Pfalz einen symbolischen Scheck über 250.000 €. v.li.: Jürgen Häfner, Geschäftsführer von Lotto Rheinland-Pfalz, Beni Bloch, Direktor der ZWST, Thomas Kirsch, Lotto Rheinland-Pfalz, Aron Schuster, stellv. Direktor der ZWST, Foto: Simone Mager ZWST informiert Seite 2 „ZWST informiert“ als Online-Version lesen: www.zwst.info DAS SOZIALREFERAT INFORMIERT: MENSCHEN MIT BEHINDERUNG Die Inhalte dieser Ausgabe Editorial Sanierung des Max-Willner-Heims . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . GlücksSpirale fördert Aktivitäten im Max-Willner-Heim . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kunstatelier „Omanut“ in Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fortbildungen für geistige und psychische Behinderung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Menschen mit Behinderung spielen Theater . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bundesfreiwilligendienst (BFD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Deutsch-Israelischer Freiwilligendienst (DIFD) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seminar für Vorbetende . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Interview mit Benny Fischer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 2 3 4 5 6 7 9 9 Jahresprogramm 2016 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 10 Taglit-Reisen nach Israel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seminare für junge Erwachsene in Berlin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Projekt Perspektivwechsel Plus: Fachtagung in Thüringen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 12 13 15 16 BAGFW-Reise nach Israel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fachtagungen von ZWST und BAGFW . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ein breites Band des Willkommens für Flüchtlinge . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . BAGFW verleiht Deutschen Sozialpreis 2015 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fachtagung der BAGFW im Januar 2016 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 18 19 20 20 Ein besonderer Herbst im Berliner Kunstatelier „Omanut“ „Dieser Herbst war wirklich etwas Besonderes“, darüber sind sich die Teilnehmer des Kunstateliers Omanut einig. Neujahrsempfang im Kunstatelier Omanut Die Künstler mit Judith Tarazi (2.v.li.), Janine Bode (BFD, 3.v.li.) und Sarah Singer (Vizepräsidentin, re.) Foto: Gregor Zielke Das neue jüdische Jahr wurde gleich zwei Mal begrüßt: Im gewohnten Kreis an unserem Küchentisch mit Äpfeln und Honig und in ganz großer Gesellschaft beim offiziellen Neujahrs-Empfang des Berliner ZWST-Büros. Dieser fand in den Räumen des Ateliers statt, als eine schöne Abwechslung und wunderbare Möglichkeit, die Arbeit und At- mosphäre einem größeren Publikum zu präsentieren. Die geladenen Gäste haben sich offensichtlich sehr wohl gefühlt und Mitarbeiter und Teilnehmer sind gerne Gastgeber gewesen. www.kunstatelieromanut.de Nach Sukkot stand dann noch ein großes Ereignis ins Haus: Der „Tag der offenen Tür“. Im Rahmen der jährlich in Berlin stattfindenenden „Woche der seelischen Gesundheit“ kamen viele Besucher, um sich zu informieren, um an verschiedenen Stationen im Atelier Kerzen zu gießen, unterschiedliche kreative Techniken auszuprobieren und um sich am kleinen Buffet kennen zu lernen. Es herrschte ein außerordentlich reges Treiben und Team und Teilnehmer von Omanut waren auch mit dieser Veranstaltung sehr zufrieden. Schnell wurde wieder gearbeitet, denn dieses Jahr fand der Chanukka-Basar der Synagoge Pestalozzistraße sehr früh statt. Mit seinem Informations- und Kerzenstand gehört das Atelier jedes Jahr dazu und konnte sich ein weiteres Mal in diesem Herbst der Öffentlichkeit präsentieren. Nach so vielen Ereignissen wird jetzt erst einmal die winterliche Routine genossen. Pläne und Ideen für die nächste Zeit gibt es allerdings genug... Judith Tarazi, Leiterin Ausgabe 4 Dez. 2015 | Seite 3 DAS SOZIALREFERAT INFORMIERT: MENSCHEN MIT BEHINDERUNG Das Angebot der ZWST für Menschen mit Behinderung: www.zwst.org/ de/menschen-mitbehinderung/ Kontakt und Info Dinah Kohan Projektleiterin [email protected] Marina Chekalina T.: 069 / 944 371-19 [email protected] Fortbildungen zum Thema geistige und psychische Behinderung Fortbildungen für haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter sowie Tagungen für Angehörige und Fachkräfte sind ein fester Bestandteil der ZWST-Aktivitäten für Menschen mit Behinderung. Mittlerweile haben sich die Inhalte entsprechend der Bedürfnisse zunehmend spezifiziert. In der klassischen Fortbildung für Sozialarbeiter vom 23. bis 26. November 2015 mit 40 Teilnehmern stand das Thema geistige und psychische Behinderung erstmalig im Fokus. An 2 Tagen gehörten sozialrechtliche Unterstützungsmöglichkeiten, Formen der Kommunikation, Angebote der ZWST, Fördermöglichkeiten durch Aktion Mensch und Möglichkeiten der Burnout-Prävention zum Seminarprogramm. Im Herbst 2015 gab es weitere Veranstaltungen mit diesem Schwerpunkt: Fortbildungstag im Oktober 2015 Dr. Wolfgang Hasselbeck, Psychiater, Dr. Dinah Kohan, ZWST Projektleiterin Das Thema „Älterwerden mit geistiger/psychischer Behinderung“ beschäftigt Menschen im sozialen Bereich zunehmend. Am 14. Oktober 2015 veranstaltete die ZWST hierzu eine Fortbildung in der Henry und Emma Budge-Stiftung in Frankfurt/M. Die Dipl.-Gerontologin Dr. Sinikka Gusset-Bährer und der Psychiater Dr. Wolfgang Hasselbeck begeisterten mit ihren kompetenten, gut aufbereiteten Vorträgen die Mitarbeiter und Ehrenamtlichen der ZWST, der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, der Budge-Stiftung, des Jüdischen Altenzentrums und des Internationalen Bundes. Nur wenige Menschen mit geistiger Behinderung haben die Euthanasiepolitik der Nationalsozialisten überlebt. Verfolgung und Versteck sind prägende Erlebnisse vieler älterer Menschen mit geistiger Behinderung. Dr. Gusset-Bährer thematisierte die zu geringe Förderung der Betroffenen in der Vergangenheit und die Arbeit als wichtigen Motor zur Stärkung vorhandener Potentiale und Förderung sozialer Kontakte. Weitere Themen waren die Schwierigkeit eindeutiger Diagnosen (auch in Abgrenzung zu einer Demenzerkrankung) und die Bedeutung der Biografiearbeit zur Unterstützung der Kommunikation. Anders als bei geistiger Behinderung im Alter stellt sich beim Thema Älterwerden mit einer psychischen Behinderung die Frage: Wird man mit einer Krankheit alt oder bekommt man eine Krankheit im Alter? Dr. Hasselbeck widmete sich den Themen Altersdepression, Posttraumatische Belastungsstörung, Schizophrenie, psychosomatische Störungen, Behandlung im Alter. Zentral bleibt bei der anspruchsvollen Arbeit mit älteren Menschen mit einer Behinderung die Förderung von Selbstbestimmung und Selbstständigkeit des Einzelnen. Judith Tarazi, ZWST Empowerment für Menschen mit einer psychischen Erkrankung – Fachtagung in Frankfurt/M. Wolfgang Schrank, Geschäftsführer von „hoffmanns höfe“ und Victoria Schichmann, Mitarbeiterin im ZWST-Autismusprojekt www.hoffmannshoefe.de ZWST informiert Seite 4 Rund 70 betroffene Menschen mit ihren Angehörigen sowie Mitarbeiter und Multiplikatoren aus verschiedenen Städten Deutschlands trafen sich vom 01. bis 02. November 2015 im jüdischen Gemeindezentrum Frankfurt. Der Begriff „Empowerment“ (Selbstbefähigung) beinhaltet, dass Menschen lernen, ihre Angelegenheiten selber in die Hand zu nehmen und ihre individuellen, aber auch kollektiven Ressourcen für eine selbstbestimmte Lebensführung zu nutzen. Die Tagung startete mit einem Vortrag von Stephan von Nessen, dem Vorsitzenden der Bürgerhilfe Sozialpsychiatrie Frankfurt/M. zum Thema „Extramurale Angebote in der Psychiatrie“. Er lieferte einen guten Rückblick in die Psychiatrie der 70er Jahre und informierte über ambulante Versorgungsangebote „außerhalb der Mauern“ (extramural), wie medizinische Ambulanz, Sozialberatung, Gesprächs-Café u.a. Wolfgang Schrank, Geschäftsführer von „hoffmanns höfe“ in Frankfurt/M. (Betrieb der gemeinnützigen Gesellschaft für Bildung u. berufliche Integration mbH) berichtete über Möglichkeiten, sich beim Aufbau von Selbsthilfegruppen und Ver- Tagung im Gemeindezentrum Frankfurt/M. einen zu engagieren. Diese Initiative wird zukünftig stärker mit der ZWST zusammenarbeiten, wir werden ausführlich darüber berichten. Dr. Wolfgang Hasselbeck thematisierte in seinem anschaulichen Vortrag die wichtige Trennung zwischen „psychischer Erkrankung“ und „psychischer Krise“ und daraus resultierende Hilfsmöglichkeiten. Dr. Thomas Götz, Leiter der sozialpsychiatrischen Abteilung des Frankfurter Gesundheitsamtes gab am 2. Tagungstag einen Einblick die Strukturen der Gemeindepsychiatrie. Im Rahmen einer Gesprächsrunde zum Thema „Empowerment in der DAS SOZIALREFERAT INFORMIERT: MENSCHEN MIT BEHINDERUNG Gemeindepsychiatrie“ informierten Benno Rehn (Referatsleiter Caritas Mainz), Rainer Kah (Soziale Inklusion e.V.) und Michelle Hübenthal (frankfurter werkgemeinschaft e.V.) über die Ausbildung zur „Peerbegleitung“: Ehemalige Betroffene, die Erfahrungen aus der Psychiatrie mitbringen, absolvieren eine einjährige Ausbildung, um dann später andere Betroffene zu unterstützen. Beeindruckend war die Teilnahme zweier ehemals psychisch kranker Frauen, die diese Ausbildung absolviert haben und auf dem Podium offen über ihre Erfahrung berichteten. Eine von ihnen hatte einen sowjetischen Migrationshintergrund und konnte in russischer Sprache berichten. Abschließend äußerten viele Teilnehmer Dankbarkeit, aber auch Anregungen und Wünsche für weitere Veranstaltungen. „Dieses Projekt ist ein zartes Pflänzchen“, so Dr. Michael Bader, der zusammen mit Dr. Dinah Kohan die Tagung geleitet hatte, „und ein guter Anfang für weitere Aktivitäten.“ Dinah Kohan, Keren Kotlyarevskaya, ZWST Freizeiten für Menschen mit Behinderung im Jahr 2016: Termine S. 10 Benno Rehn, Caritas Mainz und eine Peerbegleiterin Info: Kontakt in Frankfurt/M. für die Ausbildung zum Peerbegleiter: frankfurter werkgemeinschaft e.V., www.seisofrei.net Menschen mit Behinderung spielen Theater Auf den „Straßen unserer Stadt“ ist immer etwas los. Das wissen auch die Schauspieler, die am 15. November im gut besuchten Festsaal der Henry und Emma Budge-Stiftung den Song-Klassiker „Streets of London“ als ein Improvisationstheaterstück mit künstlerischen Höhepunkten darboten. So mischten sich in die bunte Straßenszene die Sängerin Rosanna, die das Publikum mit ihrer Gitarre, ihrer beeindruckenden Stimme mit selbstgeschriebenen Liedern bezauberte, der Magier Boris, der das Publikum mit seinen Zaubertricks verblüffte und die Tanzgruppe Schalom, die mit ihren Tänzen für gute Stimmung sorgten. Eingerahmt wurde all dies von einer Straßenszene, die sich an der deutschen Version von „Streets of London“, den „Straßen unserer Stadt“ orientierte. Das liebevoll gestaltete Bühnenbild, bestehend aus Marktstand und Kneipe, erfreu- te die Zuschauer, die am Ende mit Keramikblümchen beschenkt wurden. Gefördert von der Aktion Mensch und in Kooperation mit der Henry und Emma Budge-Stiftung und der ZWST haben die Teilnehmer verschiedener Selbsthilfegruppen seit Anfang des Sommers geprobt. Erdacht und inszeniert hat das Ganze der Heilerziehungspfleger und Theaterpädagoge Pinchas Kranitz mit Unterstützung von Judith Tarazi (ZWST-Kunstatelier Omanut, Berlin). Das Wichtigste sei die Freude, sagt der Regisseur Kranitz. Dem folgen Wertschätzung und Aufmerksamkeit, die der Gruppe aus behinderten und nicht behinderten Menschen entgegen gebracht wird. Theaterspielen, so Kranitz, stärkt das Selbstvertrauen, Ängste werden abgebaut und die Arbeit in der Gruppe holt die Menschen aus der Isolation. Das Publikum war begeistert. Beni Bloch, Direktor der ZWST, Thorsten Krick, Geschäftsführer der BudgeStiftung und Dr. Dinah Kohan, Leiterin des ZWSTBehindertenprojektes finden gute und lobende Worte für das Projekt und alle Teilnehmenden. Die Schauspieler verabschieden sich mit dem Hochhalten großer Porträtfotos, die ein schönes Andenken an eine wunderbare, zusammen verbrachte Zeit sind. Schade, dass es schon vorbei ist, findet die Gruppe. Aber es gibt noch viele ungespielte Stücke und vielleicht ist nach dem Theater auch wieder vor dem Theater. Text und Fotos: Judith Tarazi Neuer Fördernewsletter Aktion Mensch: Hier informiert Aktion Mensch regelmässig über aktuelle Förderprogramme und geförderte Projekte, gibt Tipps für die Antragstellung und schaut hinter die Kulissen der Aktion Mensch Förderung. Hinzu kommen aktuelle Service-Angebote und attraktive Gewinnspiele. www.aktion-mensch.de/projekte-engagieren-und-foerdern Ein Mitglied der Schauspieltruppe Regisseur Pinchas Kranitz Ausgabe 4 Dez. 2015 | Seite 5 DAS SOZIALREFERAT INFORMIERT: BUNDESFREIWILLIGENDIENST Rund 600 BFDler unterstützen die jüdischen Gemeinden Info und Kontakt: Evgenia Petrovski T.: 069 / 944371-34 [email protected] Di.-Do., 08-17 Uhr Seminare 2016 Termine 1. Halbjahr hier: www.zwst.org/ de/Bundesfreiwilligendienst Seminarleiter Ilya Rivin Workshop bei INTAMT Der BFD wird vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend organisiert und von der ZWST und anderen zivilgesellschaftlichen Organisationen durchgeführt. ZWST informiert Seite 6 Als Zentralstelle des Bundesfreiwilligendienstes fungiert die ZWST als „Regiestelle“, bietet Information und Beratung und organisiert die erforderliche pädagogische Begleitung. Die Teilnahme am Bundesfreiwilligendienst gestaltet sich weiterhin erfolgreich, alle vorhandenen Plätze in den Gemeinden sind belegt. Die ZWST verfügte im Jahr 2015 über ca. 390 Freiwilligenplätze, aus diesem Kontingent wurden rund 100 registrierte Einsatzstellen bedient. Rund 600 Bundesfreiwillige haben die Arbeit in jüdischen Gemeinden und anderen Einrichtungen unterstützt und bereichert. Bedarf und Einsatzmöglichkeiten, z.B. in der Seniorenarbeit, bei der Unterstützung des Integrationsprozesses oder innerhalb der Gemeindeverwaltung bleiben unvermindert hoch. Die BFDler leisten einen wichtigen Beitrag dazu, bestehende Angebote in den Gemeinden langfristig zu sichern, aber auch neue, innovative Bereiche für ein freiwilliges Engagement zu schaffen. Verbessert hat sich auch die Situation vieler arbeitsuchender BFDler, denn einige dieser Projekte wurden außerhalb des Bundesfreiwilligendienstes fortgeführt und ermöglichten den Übergang in ein Arbeitsverhältnis. Für 2016 wird mit einem gleichbleibenden Teilnehmerkontingent gerechnet. Ergänzt wird der BFD seit 2015 durch den Deutsch-Israelischen Freiwilligendienst (DIFD), mehr darüber rechts, S. 7. Seminare in ganz Deutschland Die für BFDler obligatorische pädagogische Begleitung wurde mit insgesamt 23 Seminaren im Max-Willner-Heim in Bad Sobernheim sowie regional in verschiedenen Gemeindezentren organisiert. Darüber hinaus sind weitere Seminare der ZWST (Fortbildungen des Sozialreferates, Seminare für junge Erwachsene bei der ZWST Berlin) auch für Bundesfreiwillige geeignet, was von vielen BFDlern im Jahr 2015 genutzt wurde. Aus der Vielfalt der Seminare, die die ZWST im Jahr 2015 für Bundesfreiwillige durchgeführt hat, soll ein Seminar besonders hervorgehoben werden. Vom 12. bis 15. Oktober haben 27 Bundesfreiwillige aus jüdischen Gemeinden in Düsseldorf, Bonn, Wuppertal, Duisburg, Essen, Dortmund, Köln und Bielefeld an einer von Ilya Rivin geleiteten Fortbildung in der jüdischen Gemeinde Düsseldorf teilgenommen, die mit tatkräftiger Unterstützung der Sozialabteilung organisiert wurde. Zum Programm gehörte unter anderem ein Besuch der weltgrößten internationalen Fachmesse „REHACARE“ für Rehabilitation, Prävention, Inklusion und Pflege. Hier lernte die Gruppe unter anderem, wie man einen Schlaganfall erkennt und Erste Hilfe leistet. Auch konnten sie an einer praktischen Übung zur Begleitung demenzkranker Menschen BFDler bei der Messe „REHACARE“ in Düsseldorf Internationaler Austausch bei der Akademie INTAMT e.V. teilnehmen. Sie erfuhren weiterhin, welche Selbstorganisationen es in Deutschland gibt und was Inklusion in der praktischen Umsetzung bedeutet. Im Rahmen eines Besuchs bei der internationalen Akademie für Management und Technologie (INTAMT) e. V. hatten die BFDler die Möglichkeit, sich in einem Workshop mit hauptund ehrenamtlichen Fachkräften aus Russland, der Ukraine und Weißrussland über ehrenamtliche Tätigkeit für Menschen mit Behinderung in Ostund Westeuropa auszutauschen. Zum 4-tägigen Seminar gehörte auch ein anspruchsvolles Vortragsprogramm, z.B. zum Thema „Selbstvertrauen und Vertrauen in die eigenen Stärken“ mit der Psychologin Maria Gus, die in Düsseldorf die Telefonseelsorge leitet. Die BFDler arbeiten in verschiedenen Bereichen wie der Kinder und Jugendhilfe, Integration, Behindertenhilfe sowie Gesundheits- und Altenpflege und konnten von diesem Seminar viel für ihre alltägliche Praxis mitnehmen. HvB, ZWST, Fotos: Ilya Rivin, INTAMT INTAMT e. V. wurde 2005 mit dem Ziel gegründet, den Wissenstransfer zwischen den Staaten der GUS und der EU zu fördern. DAS JUGENDREFERAT INFORMIERT: DIFD Der Deutsch-Israelische Freiwilligendienst (DIFD) geht in die 2. Runde Im Mai 2015 wurde der Deutsch-Israelische Freiwilligendienst von Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig ins Leben gerufen. Der Dienst ist eine Kooperation des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend und des Israelischen Ministeriums für Wohlfahrt und Soziales. Die Koordination wurde der ZWST übertragen.Nach einem erfolgreichen, dreimonatigen Pilotdurchlauf israelischer Freiwilliger in Deutschland (wir berichteten in der letzten Ausgabe 3-2015), hat sich in kurzer Zeit einiges getan. Incoming – Israelische Freiwillige in Deutschland Am 2. November wurden sieben neue Freiwillige aus Israel von der ZWST in Empfang genommen und auf einem viertägigen Seminar in Bad Sobernheim intensiv auf ihren Freiwilligendienst vorbereitet. Neben verschiedenen Workshops, Gesprächen und einem Deutsch-Crashkurs (geleitet von Mark Krasnov, Lehrer und Jugendzentrumsleiter in Wiesbaden), stand auch ein Tagesausflug nach Frankfurt auf dem Programm. Die Israelis zu Besuch in Frankfurt/M. obere Reihe, v.li.: Fadi, Liron, Suleiman, Yarah, Orel, untere Reihe, v.li.: Laura Cazés (Projektkoordinatorin ZWST), Shira, Mark Krasnov (ZWST), Doaa Die ZWST freut sich, bereits im Rahmen dieses ersten Jahrgangs nicht nur jüdische Gemeinden als Einsatzstellen gewonnen zu haben, sondern auch mit Einrichtungen anderer Träger, wie dem Naturschutzbund (NABU) und der Bundesvereinigung Kulturelle Kinder- und Jugendbildung (BKJ) zu kooperieren. Die Freiwilligen leisten ihren Dienst in der Synagogengemeinde Köln, bei der Zionistischen Jugend in Deutschland, in einem Umweltzentrum des Naturschutzbundes, einem Internat für Schüler aus aller Welt in Rheinland-Pfalz und in einem Kindermuseum in Dortmund. Die arabischsprachigen Freiwilligen werden auch in die Arbeit mit jugendlichen Flüchtlingen involviert sein. Mitzvah Day Zwei Wochen nach ihrer Ankunft nahmen die jungen Israelis am Mitzvah-Day 2015 teil und unterstützten die Helfer der Synagogengemeinde Köln bei einer Aktion in einer Flüchtlingsunterkunft in Köln Porz. Ebi Lehrer, Vizepräsident des Zentralrats der Juden und Präsident der ZWST, hielt eine Willkommensrede, die Suleiman, einer der israelischen Freiwilligen, auf Arabisch übersetzte. Er verdeutlichte, dass auch die persönlichen Geschichten vieler jüdischer Gemeindemitglieder von Flucht und Ankommen geprägt sind und ermutigte die Heimbewohner, wofür er Beifall und viele dankende Worte erhielt. Viele Heimbewohner suchten das Gespräch mit Ebi Lehrer und Suleiman und stellten Fragen zum Thema Integration. Auch der Bundestagsabgeordnete der Grünen, Volker Beck war unter den Anwesenden und unterstützte die Mitzvah-Day-Helfer bei der Aktion. Infos zum DeutschIsraelischen Freiwilligendienst: www. zwst-difd.de Kontakt: Laura Cazés, Projektkoordinatorin T.: 069 / 944371-24 [email protected] Ebi Lehrer, (Vizepräsident des Zentralrates, Präsident der ZWST), Suleiman, Laura Cazés (Projektkoordinatorin, ZWST) Yarah: „Meine Sorge, man könnte unsere Hilfe ablehnen, sobald wir sagen, dass wir aus Israel sind, erwies sich als unbegründet. Was mir von diesem Tag dagegen in Erinnerung bleiben wird, ist die Unvoreingenommenheit und Dankbarkeit der Menschen.“ Liron: „Ein arabischsprachiger Freiwilliger unserer Gruppe übersetzte das Gespräch mit einem jugendlichen Geschwisterpaar aus Syrien, das sich ohne Eltern auf die gefährliche Flucht nach Europa begeben hatte. Ich kann mir nur in Ansätzen ausmalen, wie gefährlich diese Reise gewesen sein muss, zunächst über das Meer und teilweise zu Fuß durch europäisches Festland. Unweigerlich gingen mir Assoziationen zu Flucht und Verfolgung in Europa vor 70 Jahren durch den Kopf. Dass die jüdische Gemeinde sich nun in der Flüchtlingshilfe einsetzt und einen solchen Mitzvah-Day in einem Flüchtlingsheim organisiert, hat mich zutiefst beeindruckt.“ Mitzvah Day: Vom Zentralrat organisierter Aktionstag für gute Taten. In diesem Jahr haben sich am 15.11.2015 rund 2.000 Freiwillige aus jüdischen Gemeinden und Organisationen in ganz Deutschland beteiligt. Von den mehr als 120 Projekten in 40 Städten waren etwa ein Drittel Flüchtlingen gewidmet. www.zentralratdjuden.de Ausgabe 4 Dez. 2015 | Seite 7 DAS JUGENDREFERAT INFORMIERT Doaa: „Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, wenn du ein Lächeln auf das Gesicht eines Kindes zaubern kannst, das sein Zuhause und alles was ihm lieb und teuer ist, verloren hat. Und trotz dieser schrecklichen Erlebnisse haben wir es für einen kurzen Moment geschafft, es aufzumuntern und ihm eine kleine Freude zu bereiten. Das hat mir sehr viel gegeben.“ Ein breites Band des Willkommens für Flüchtlinge (S.19) Zitate aus dem Engl. übersetzt von Laura Cazés Rodion „at work“ bei der Organisation „Kivunim“ im Norden Israels ZWST informiert Seite 8 Levi schildert die Eindrücke seiner ersten Wochen: „Gestatten: Levi, 18 Jahre, frischgebackener Schulabgänger, trotz des Namens nicht-jüdisch und dank der ZWST Freiwilliger für zehn Monate in Jerusalem. Bis Juni 2015 hätte ich nur wenig Geld darauf verwettet, einen Freiwilligendienst in Jerusalem ableisten zu können. Ich bin bisher nie in Israel gewesen, hatte keine Kontakte und keine Vorstellung von Land und Leuten. Mitzvah-Day in einer Flüchtlingsunterkunft in Köln/Porz Outgoing – Deutsche Freiwillige in Israel Am 12. Oktober 2015 hat der Deutsch-Israelische Freiwilligendienst auch mit der Entsendung deutscher Freiwilliger nach Israel begonnen. Roman und Levi leisten ihren Freiwilligendienst im ALYN Pediatric & Adolescent Rehabilitation Center in Jerusalem ab. Rodion arbeitet bei Kivunim, einer Organisation im Norden Israels, die junge Menschen mit körperlichen und geistigen Einschränkungen darauf vorbereitet, ein weitgehend selbständiges Leben zu führen. Fotos: ZWST zu werden, dass ich lediglich ein kleiner, aber machtvoller Teil der Gesellschaft bin, ist einer der vielen Eindrücke, die ich nach diesem Jahr aus Israel mitnehmen werde.“ Rodion ist wie Roman bereits lange in der Jugendarbeit der ZWST aktiv und suchte nach Abschluss seines Studiums nach einer neuen Herausforderung: „Man hat mich gefragt, warum ich nach meinem Studium ein ganzes Jahr meiner Zeit opfern will. Daraufhin habe ich meinem Gegenüber die Frage gestellt, was er machen würde, wenn er die Chance bekäme, etwas zu tun, was heutzutage kaum noch ein Thema ist - an seine Mitmenschen zu denken. Sich bewusst Levi (li.) und Roman im ALYN Pediatric & Adolescent Rehabilitation Center in Jerusalem Wenige Monate und einige glückliche Zufälle später sitze ich in einer Wohnung in Jerusalem, und Eindrücke prasseln sintflutartig auf mich ein: Die medizinisch anspruchsvolle, physisch anstrengende und seelisch nicht immer einfache Arbeit auf einer Station für ca. 15 erwachsene Muskeldystrophie-Patienten in der Rehaklinik ALYN. Die unfassbare Vielfalt an Ethnien, Landschaften und historisch bedeutenden Orten auf so kleinem Raum. Die angespannte politische Lage, die Begegnung mit Opfern der Shoah und deren Nachkommen, die vielen Freiwilligen aus aller Welt. WG-Leben, wandern, besichtigen, Sprache lernen: Abseits meiner 40-Stunden-Woche ist eigentlich immer etwas los. Die Vorbereitung war kurz, das Wasser, in das ich mich wagte, dementsprechend kalt. Doch das Schwimmen lernen in fremdem Gewässer klappt bisher erstaunlich gut. Ob nun die eigene Wäsche waschen, anderer Leute Windeln wechseln oder im Roten Meer tauchen: Ich lerne viel Neues kennen. Der erste Schock ist überwunden, ich fühle mich nützlich, gut aufgehoben und bin äußerst dankbar, hier sein zu dürfen. Grüße aus Israel, Levi Pfeuffer-Rooschüz.“ Wir blicken gespannt auf das Jahr 2016, wünschen unseren Freiwilligen weiterhin viel Erfolg und freuen uns schon auf viele weitere Erfahrungsberichte! Laura Cazés, ZWST DAS JUGENDREFERAT INFORMIERT Was erreicht die ZWST mit ihrer Jugendarbeit? Interview mit Benny Fischer, Präsident der European Union of Jewish Students (EUJS) Benny Fischer (25) hat die ZWST 13 Jahre begleitet und ist ein „wandelndes Beispiel“ dafür, was die ZWST mit ihrer Jugendarbeit erreichen will. Er hat Jura und Politikwissenschaften in Hamburg studiert und ist seit September 2015 der gewählte Präsident der European Union of Jewish Students (EUJS). Die EUJS ist der Dachverband von 35 nationalen paneuropäischen Studentenverbänden und vertritt diese auch politisch bei den europäischen Institutionen und der UN. Lieber Benny, was hat dir dein Engagement bei der ZWST für deinen Lebensweg gebracht? „Ob als Chanich, als Madrich, als Co-Rosh, Rosh oder als Referent auf den Madrichimseminaren - ich habe in der ZWST Freunde fürs Leben finden können und das nicht zuletzt auch, weil man mir dort viel Vertrauen geschenkt hat, weil ich gefordert und gefördert wurde. Neben diesen Freundschaften hat mir mein Engagement in der ZWST eine Selbstsicherheit im Umgang mit Anderen, aber auch mit meiner eigenen jüdischen Identität gebracht. Zudem erlernte ich in all den Jahren eine strukturierte und kreative Arbeitsweise.“ Wie kannst du das bei deiner neuen Tätigkeit einbringen? „Als Präsident der EUJS bin ich unter anderem für die programmatische Ausrichtung der Organisation zuständig. Das fällt mir aufgrund meiner Zeit bei der ZWST natürlich erheblich leichter, das beginnt bei Fragen der Methodik und endet beim Erstellen von Tagesplänen. Freies Sprechen, Teamfähigkeit und Kreativität sind außerdem Qualifikationen, von denen ich im Alltag natürlich abhängig bin. Strukturiertes Denken und der Umgang mit Stress werden einem auf einer Ferienfreizeit mit bis zu 120 Kindern wortwörtlich antrainiert, auch dies wird mir in meiner heutigen Position konsequent abverlangt. Ich hätte nicht den Weg nach Brüssel gewagt, um für eine jüdische NGO zu arbeiten, wenn ich nicht schon Erfahrungen in jüdischen Organisationen wie der ZWST oder dem Ernst Ludwig Ehrlich Studienwerk gesammelt hätte.“ www.eujs.org Foto: Benny Fischer „in Aktion“ im Max-Willner-Heim Welche Synergien gibt es zwischen Dachverbänden wie der ZWST und der EUJS? „Die Zusammenarbeit mit jüdischen Studenten aus Deutschland liegt mir am Herzen, nicht zuletzt auch deshalb, weil ich als erster Deutscher seit fast 20 Jahren an der Spitze dieser Organisation stehe. Synergien mit der ZWST ergeben sich aufgrund der sich überschneidenden Zielgruppen (junge Erwachsene von 18 bis 30) sowie gemeinsamen Zielen und Werten. Mit dem Jugendreferat der ZWST bin ich auch auf persönlicher Ebene sehr vertraut, weshalb ich mich über jede Form der Kooperation wirklich sehr freuen würde.“ Vielen Dank! HvB, ZWST Gottesdienste als Lernstunden: Seminar für Vorbetende in Bad Sobernheim Die Union progressiver Juden in Deutschland hat zum ersten Mal im Max-Willner-Heim ein Seminar durchgeführt. Es war das erste Seminar für Männer und Frauen, die als Laien Gottesdienste leiten. Nicht jede Gemeinde hat einen Rabbiner oder eine Rabbinerin jede Woche vor Ort. Wenn diese in anderen Gemeinden tätig sind, übernehmen Laien, „Schlichej Zibbur“ (Gesandte der Gemeinde) die Gottesdienstführung. An zwei Tagen vom 06. bis 08. November haben Michael Lawton und Deborah Tal-Rüttger die etwa 30 Teilnehmer aus ganz Deutschland, von Kiel im Norden bis Freiburg im Süden, in zwei Gruppen in die Kunst der SchaZ-Arbeit (Schlichej Zibbur) eingeführt. Die meisten Teilnehmer waren schon mit der Leitung der Kabbalat Schabbat vertraut. Das Seminar konzentrierte sich auf die Leitung von Schacharit leSchabbat (Morgengottesdienst). Während sich die Anfängergruppe eher mit den praktischen Aspekten ihrer Aufgabe als „Schlichej Zibbur“ beschäftigt hat, konnte die Fortgeschritte- nengruppe auch philosophische und theologische Fragen erörtern, Schacharit leSchabbat betreffend. Die Gottesdienste an diesem Wochenende waren zugleich auch Lernstunden und so haben Fragen und Erklärungen das Gebet begleitet. Deborah Tal-Rüttger Info: Deborah Tal-Rüttger ist stellv. Vorsitzende der Union progressiver Juden (UpJ) in Deutschland und Bildungsreferentin. Sie war 18 Jahre Vorsitzende und Vorbeterin in der Jüdischen Liberalen Gemeinde Emet weSchalom in Nordhessen. Michael Lawton ist Vorbeter in der Oranienburger Str. in Berlin und war lange Vorsitzender und Vorbeter in der liberalen Gemeinde Gescher laMassoret in Köln. Die UpJ (KdÖR) wurde 1997 gegründet. Mitglieder sind 26 jüdische liberale Gemeinden sowie das Abraham-Geiger-Kolleg in Berlin. Die UpJ ist eine religiöse Organisation, die das reform-liberale Leben in jüdischen Gemeinden in Deutschland fördert und unterstützt. Lesen aus der Torah. Mit den Referenten Deborah Tal-Rüttger (Mi.) und Michael Lawton Ausgabe 4 Dez. 2015 | Seite 9 DAS SOZIALREFERAT INFORMIERT: JAHRESPROGRAMM 2016 Was? Kontakt Sozialreferat Aron Schuster kommiss. Leiter 069 / 944 371-40 [email protected] Für alle Termine gilt: Seminarort: Bad Sobernheim, falls keine andere Angabe Änderungen vorbehalten! Anmeldungen über die zuständige Gemeinde Info BFD: Viele der regulären Seminare sind auch für Teilnehmer am Bundesfreiwilligendienst geeignet, Info im Sozialreferat! Weitere Termine hier: www.zwst.org/de/ Bundesfreiwilligendienst/Seminare ZWST informiert Seite 10 Wann? Info? Seniorenfreizeiten Turnus 1: Für Gruppen reserviert Turnus 2: Für Gruppen reserviert Turnus 3: Für Gruppen reserviert Turnus 4: Für Gruppen reserviert Turnus 5 (Fasten Esther, Purim) Turnus 6: Für Frauenbund Turnus 7 (Pessach) Turnus 8: Für Alteingesessene (Lag BaOmer) Turnus 9: Für Holocaustüberlebende (Schawuoth) Turnus 10 Turnus 11: Für Veteranen Turnus 12 Turnus 13 Turnus 14 Turnus 15 Turnus 16: Für Gruppen/Seminar reserviert Turnus 17: Für Frauenbund Turnus 18 (Rosch Haschana, Jom Kippur) Turnus 19 (Sukkot, Shemini Azereth, Simchat Thora) Turnus 20: Für Veteranen Turnus 21: Für Gruppen reserviert Turnus 22: Für Gruppen reserviert Turnus 23: Für Gruppen reserviert Do. 28.01. - Do. 11.02.2016 Do. 11.02. - Do. 25.02.2016 Do. 25.02. - Mi. 09.03.2016 Mi. 09.03. - Di. 22.03.2016 Di. 22.03. - Di. 05.04.2016 Di. 05.04. - So. 17.04.2016 Mi. 20.04. - Mi. 04.05.2016 Mi. 18.05. - Mi. 01.06.2016 Mi. 01.06. - Mi. 15.06.2016 Mi. 15.06. - Mi. 29.06.2016 Mi. 29.06. - Mi. 13.07.2016 Mi. 13.07. - Mi. 27.07.2016 Mi. 27.07. - Mi. 10.08.2016 Mi. 10.08. - Mi. 24.08.2016 Mi. 24.08. - Mi. 07.09.2016 Mi. 07.09. - Mi. 14.09.2016 Mi. 14.09. - Mi. 28.09.2016 Mi. 28.09. - Do. 13.10.2016 Do. 13.10. - Mi. 26.10.2016 Mi. 26.10. - Mi. 09.11.2016 Mi. 09.11. - Mi. 23.11. 2016 Mi. 23.11. - Mi. 07.12. 2016 Mi. 07.12. - Mi. 21.12.2016 Ansprechpartner: Larissa Karwin 069/944371-22 [email protected] Fortbildung Sozialarbeit Fortbildung für Sozialarbeiter I Fortbildung für Sozialarbeiter II Psychosoziale Versorgung (Fortgeschrittene) Schulung für Demenzbegleiter / Vertiefung Mo. 09.05. - Do. 12.05.2016 Mo. 21.11.- Do. 24.11.2016 Mo. 08.02. - Do. 11.02.2016 Mo. 05.12. - Do. 08.12.2016 Rivin/Purnik,069/944371-23 Rivin/Purnik,069/944371-23 G.Gubinsky, 069/944371-14 G.Gubinsky, 069/944371-14 Seniorenfreizeiten/Seniorenklubs Betreuer u. Leiter der Seniorenfreizeit B. Kissingen I Betreuer u. Leiter der Seniorenfreizeit B. Kissingen II Leiter und Mitarbeiter in Seniorenklubs I Do. 10.03. - So. 13.03.2016 Do. 15.09. - So. 18.09.2016 Mo. 11.04. - Do. 14.04.2016 G.Gubinsky, 069/944371-14 G.Gubinsky, 069/944371-14 G.Gubinsky, 069/944371-14 Bikkur Cholim/Chewra Kadischa Bikkur Cholim I Bikkur Cholim II Chewra Kadischa I Chewra Kadischa II Mo. 04.04. Mo. 26.09. Di. 17.05. Mo. 14.11. - Do. 07.04.2016 Do. 29.09.2016 Fr. 20.05.2016 Do. 17.11.2016 L.Karwin, 069/944371-22 L.Karwin, 069/944371-22 L.Karwin, 069/944371-22 L.Karwin, 069/944371-22 Israelischer Volkstanz Mo. 14.03. - Do. 17.03.2016 L.Karwin, 069/944371-22 Koschere Küche Mo. 27.06. - Do. 30.06.2016 Assja Kazwa, 069/944371-16 Judentum (Seminar mit Rabbiner Bollag) Do. 30.06. - So. 03.07.2016 G.Gubinsky, 069/944371-14 Fortbildung Bundesfreiwilligendienst (BFD) Seminar BFD I Seminar BFD II Seminar BFD III Seminar BFD IV Seminar BFD V Seminar BFD VI Seminar BFD VII Seminar BFD VIII Seminar BFD IX Seminar BFD X Mo. 18.01. - Do. 21.01.2016 Mo. 01.02. - Do.04.02.2016 Mo. 07.03. - Do. 10.03.2016 Mo. 06.06. - Do. 09.06.2016 Mo. 20.06. - Do. 23.06.2016 Mo. 11.07. -Do. 14.07.2016 Mo. 19.09. - Do. 22.09.2016 Mo. 31.10. - Do. 03.11.2016 Mo. 28.11. - Do. 01.12.2016 Mo. 12.12. - Do. 15.12.2016 A.Purnik, 069/944371-23 A.Purnik, 069/944371-23 A.Purnik, 069/944371-23 A.Purnik, 069/944371-23 A.Purnik, 069/944371-23 A.Purnik, 069/944371-23 A.Purnik, 069/944371-23 A.Purnik, 069/944371-23 A.Purnik, 069/944371-23 A.Purnik, 069/944371-23 Mo. 04.07. - So. 10.07.2016 Mo. 05.09. - So. 11.09.2016 Mi. 04.05. - Mi. 11.05.2016 Mi. 11.05. - Mi. 18.05.2016 Frühjahr 2016 M.Chekalina, 069/944371-19 M.Chekalina, 069/944371-19 M.Chekalina, 069/944371-19 G.Gubinsky, 069/944371-14 M.Chekalina, 069/944371-19 Angebot für Menschen mit Behinderung und Angehörige Freizeit in Bad Sobernheim I Freizeit in Bad Sobernheim II Freizeit in Bad Kissingen Freizeit für Menschen mit Demenz in B. Kissingen Fachtagung in Frankfurt /M. für Angehörige zum Thema Autismus Adresse: Kurhotel Eden-Park Rosenstr. 7 97688 Bad Kissingen www.kurheim-edenpark.de Weitere Informationen im Halbjahresprogramm der ZWST 2016: www.zwst.org DAS JUGENDREFERAT INFORMIERT: JAHRESPROGRAMM 2016 Was? Wann? Wo? Machanot Sommermachanot Turnus 1 Turnus 2 Turnus 3 Do. 21. 07. - Di. 02.08.2016 Do. 04.08. - Mi. 17.08.2016 Mo. 22.08. - So. 04.09.2016 Bad Sobernheim, Italien Israel-Machane (15 - 19 Jahre) Do. 28.07. - Do. 11.08.2016 Israel Wintermachanot 2016/17 22.12.2016 - 02.01.2017 Bad Sobernheim (10-13 J.) Natz/Südtirol (14-18 J.) Taglit-Reisen nach Israel Termine S. 12 Familienseminare Pessachseminar, Turnus 1 Pessachseminar, Turnus 2 Familienseminar Sommer Fr. 22.04. - Di. 26.04.2016 Di. 26.04. - So. 01.05.2016 So. 10.07. - So. 17.07.2016 Projekt 18+/Junge Erwachsene (18-35) Jugendkongress March of the Living Sommerferienwoche Do. 24.03. - So. 27.03.2016 So. 01.05. - Fr. 06.05.2016 Mo. 05.09. - So. 11.09.2016 Bad Sobernheim Bad Sobernheim Italien Frankfurt am Main Polen Italien Kontakt Jugendreferat Nachumi Rosenblatt Leiter 069 / 944 371-13 [email protected] Für alle Termine gilt: Seminarort: Bad Sobernheim, falls keine andere Angabe Änderungen vorbehalten! Fortbildungen Anfänger in der Jugendarbeit Anfänger in der Jugendarbeit I Anfänger in der Jugendarbeit II Anfänger in der Jugendarbeit III u. IV Anfänger in der Jugendarbeit V Anfänger in der Jugendarbeit VI Fr. 12.02. - So. 14.02.2016 Fr. 11.03. - So. 13.03.2016 Mi. 04.05. - So. 08.05.2016 Fr. 23.09. - So. 25.09.2016 Fr. 11. 11. - So. 13.11.2016 Bad Sobernheim Bad Sobernheim Bad Sobernheim Bad Sobernheim Bad Sobernheim Inhouse-Schulung für Madrichim März/April 2016 Info folgt Vorbereitungsseminare Machanot Seminar: Vorbereitung Sommermachanot 2016 Seminar: Vorbereitung Wintermachanot 2016/17 Mi. 04.05. - Fr. 06.05.2016 Fr. 11.11. - So. 13.11.2016 Bad Sobernheim Bad Sobernheim Treffen der Jugendzentrumsleiter Fr. 07.10. - So. 09.10.2016 Bad Sobernheim Fortbildung Erzieher Seminar Seminar Fr. 12.02. - So. 14.02.2016 Fr. 09.09. - So. 11.09.2016 Bad Sobernheim Bad Sobernheim Treffen Kindergarten-/Kitaleiter Treffen Kitaleiter Treffen Kitaleiter Fr. 12.02. - So. 14.02.2016 Fr. 09.09. - So. 11.09.2016 Bad Sobernheim Bad Sobernheim Fachtagung für Religionslehrer in Kooperation mit dem Zentralrat Jona Gross Tel.: 069 / 944371-18 [email protected] (Machanot, Seminare) So. 14.02. - Di. 16.02.2016 Bad Sobernheim Fortbildung Vorbeter Seminar Seminar Seminar (für liberale Gemeinden) Fr. 05.02. - So. 07.02.2016 Fr. 09.09. - So. 11. 09.2016 Fr. 26. 02. - So. 28.02.2016 Bad Sobernheim Bad Sobernheim Bad Sobernheim Iris Elkabets-Rosen Tel.: 069 / 944371-24 [email protected] (Pädagog. Zentrum) Fortbildung Gabaim Fr. 23.09. - So. 25.09.2016 Bad Sobernheim Weitere Informationen im Halbjahresprogramm der ZWST 2016: www.zwst.org Anmeldungen über die zuständige Gemeinde Ansprechpartner des Jugendreferates: Inka Margulies Tel.: 069 / 944371-17 [email protected] (Verwaltung,Seminare) Daniela Sobol Tel.: 069 / 944371-25 [email protected] (Pädagog. Zentrum) Ausgabe 4 Dez. 2015 | Seite 11 DAS JUGENDREFERAT INFORMIERT: TAGLIT Taglit-Reisen nach Israel Teilnehmerrekord im Sommer 2015, ausgebuchte Wintersaison 2015/16 Taglitreisen Sommer 2016 Ab Frankfurt: 18.07. – 28.07.2016 21.07. – 31.07.2016 01.08. – 11.08.2016 09.08. – 19.08.2016 14.08. – 24.08.2016 18.08. – 28.08.2016 Seit 2012 sind die ZWST und der Zentralrat Partner von Taglit in Deutschland. Das Projekt „Taglit - Birthright Israel“ ermöglicht jungen jüdischen Erwachsenen (18-26 Jahre) weltweit eine 10-tägige Bildungsreise nach Israel, einschließlich Flug, Unterbringung, Führungen und Ausflügen sowie kultureller Aktivitäten. Die ZWST ist die Anlaufstelle für Taglit in Deutschland und damit auch die erste Adresse für potentielle Teilnehmer, sie ist das Bindeglied zwischen Taglit und den 3 Reiseveranstaltern (EZRA, Israel Experience, Tlalim Israel Outdoors). Die ZWST unterstützt die Reiseveranstalter bei der Auswahl der Madrichim und führt Vor- und Nachbereitungsseminare durch. Ab Berlin: 25.07. – 04.08.2016 01.08. – 10.08.2016 18.08. – 28.08.2016 Weitere Infos: www.zwst.org/de/ taglit Ansprechpartner bei der ZWST: Nachumi Rosenblatt T.: 069 / 944371-13 [email protected] Vor der Klagemauer in Jerusalem Im Sommer 2015 wurden 10 Reisen mit insgesamt 362 Teilnehmern durchgeführt - ein neuer Rekord von Teilnehmern aus Deutschland. In der Wintersaison 2015/2016 finden 6 Reisen mit rund 200 Teilnehmern statt. Vorbereitung für die Winter-Taglitreisen Für die kommenden Winter-Taglitreisen 2015/16 trafen sich 10 Madrichim vom 13. bis 15. November zu einem Vorbereitungsseminar in Bad Sobernheim. Im Rahmen produktiver Workshops mit dem Team der ZWST suchten die Madrichim aller Reiseveranstalter nach Wegen, jede einzelne Taglitreise individuell und effektiv zu gestalten. Neben dem methodischen Input für die Durchführung von Programmen in Israel, referierte Oren Osterer, Organisator der diesjährigen Maccabi Games in Berlin, über die aktuellen Herausforderungen der jüdischen Gemeinschaft in Deutschland. Das positive Feedback, die gelungene Atmosphäre während des Shabbats und das erfolgversprechende Programm haben die Teilnehmer sowie das ZWSTTeam noch einmal darin bestätigt: „Gemeinsame Vorbereitung ist das A und O für jede Taglitreise!“ Arthur Bondarev, Referent Nachtreffen der Sommer-Taglitreisenden Parallel zum Vorbereitungsseminar fand ein Nachtreffen für rund 40 Teilnehmer der diesjährigen Sommer-Taglitreisen statt. Man hat einen wunderschönen Shabbat zusammen verbracht mit interessanten und informativen Workshops. Unter anderem referierte Shahrzad Osterer (Politikwissenschaftlerin und Freie Journalistin) über die aktuelle politische und soziale Lage in Israel und am Abend gab es ein unterhaltsames Programm der Madrichim. Dabei ging es um die typische Taglit Reise und was man alles in Israel erleben kann. Anton Tsirin, Madrich, Jugendzentrumsleiter Köln Highlights und Stationen der Taglit-Reisen Das Programm der Taglit-Reisen ist abwechslungsreich und so gestaltet, dass die Teilnehmer so viel wie möglich von Israel sehen, erleben und dabei lernen können. Dazu gehört ein mehrtägiger Aufenthalt in Jerusalem: Ein Besuch der Altstadt, der Klagemauer, der Knesset und des Museums Yad Vashem gehört in das Pflichtprogramm jeder Taglit-Reise. In Tel-Aviv können die Teilnehmer ihre Freizeit auf dem weltbekannten Shuk (Markt) verbringen und besuchen außerdem die Altstadt von Jaffa und die Independence Hall, wo durch Ben Gurion der Staat Israel ausgerufen wurde. Auf dem Weg zum Toten Meer, wo die Teilnehmer Sonne tanken und „schwimmen“ können, gibt es einen Halt in der Negevwüste, wo ihnen von Beduinen ein Kamelritt mit anschließender Übernachtung in Zelten angeboten wird. Vor der Morgendämmerung unternimmt man eine Wanderung zur Festung Masada, wo man einen atemberaubenden Sonnenaufgang erlebt. Zum Abkühlen fahren viele Gruppen zu den Wasserfällen von Ein Gedi, nach Tveria zum Kinneret oder in den Norden zum Strand und den Bahai-Gärten nach Haifa. Ein weiteres Highlight ist das Rote Meer und der Dolphin Reef in Eilat. Jede Gruppe und jede Tour ist unterschiedlich, doch für alle ist es ein unvergeßliches Erlebnis. Alex Bondarenko, ZWST Wanderung zur Festung Masada ZWST informiert Seite 12 ZWST BERLIN: PROJEKT 18+ „Zwangsehe oder wahre Liebe?“ Seminar für junge Erwachsene zu den 50jährigen deutsch-israelischen Beziehungen Gespannte und diskussionsfreudige Seminargäste, durchweg hochkarätige Referenten, ein schöner Tagungsort – so erfolgversprechend „bestückt“ wurde das Seminar des Internationalen Büros der ZWST vom 16. bis 18. Oktober ein Highlight im Jubiläumsjahr. 40 Teilnehmende hatten im Berliner Mark Hotel drei Tage lang Gelegenheit, ausführlich der Frage nachzugehen: Zwangsehe oder wahre Liebe? Wie lässt sich die Qualität der Beziehungen zwischen Deutschland und Israel am Ende eines Jahres voller festlicher Jubiläumsveranstaltungen beurteilen? Hindernisse und Chancen Die bilateralen, vielfältigen und lebendigen Beziehungen der beiden Länder sind eine große und wichtige Errungenschaft, so lautete der einhellige Tenor. Und doch, auch tiefe Skepsis kam zur Sprache. Die Beziehung sei nicht ausbalanciert, betonte nicht nur Eldad Beck von der israelischen Zeitung Yediot Ahronot. In Israel habe man ein überwiegend positives Deutschlandbild, in Deutschland stehe die Bevölkerungsmehrheit Israel negativ gegenüber. Beck machte dafür v.a. den Antisemitismus in Deutschland und Europa verantwortlich. „Besonders gut, besonders sensibel, besonders belastet“, so charakterisierte auch Johannes Gerster, ehemaliges Bundestagsmitglied und Ehrenpräsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) das Verhältnis. Dies sei einerseits auf die historische Schuld Deutschlands und die unmittelbare Nachkriegshistorie zurückzuführen. In dieser Zeit habe Israel mit Deutschland keinen Kontakt haben wollen, was sich erst nach dem Luxemburger Abkommen 1952 („Wiedergutmachungsabkommen“) langsam geändert habe. Auch Gerster benannte den Antisemitismus und die in erster Linie negative Nahostberichterstattung als Haupthindernisse für ein positives Israelbild in Deutschland. In der Diskussion nach den Chancen für offizielle Friedensverhandlungen im Nahen Osten befragt, zeichnete Gerster ein wenig erfreuliches Bild für die nähere Zukunft, betonte aber leidenschaftlich – auch gegen Proteste aus dem Auditorium - dass nur durch Miteinandersprechen die Konflikte lösbar seien. „Die Zeit ist nicht reif für Verhandlungen, aber man kann Verständigung vor Ort, im Rahmen privater Initiativen, auf Minister- und Staatssekretärsebene, ohne Öffentlichkeit und Profilierung, vorantreiben“, sagte Gerster. Im Gespräch mit Volker Beck, Bundestagsmitglied und Träger des unlängst vom Zentralrat verliehenen Leo-Beck-Preises, und dem Gesandten des Staates Israel, Rogel Rachman, richteten Referenten und Teilnehmer ebenfalls deutliche Worte an die Bundesregierung. „Deutsche Politiker sollten sich mehr mit der Vermittlung von Gesprächen zwischen Israelis und Palästinensern befassen, als mit der Kennzeichnung von Artischocken aus der Westbank und den Siedlungsgebieten“, betonte Volker Beck. Rachman forderte die Bundesregierung dazu auf, sich in der EU dezidierter für eine zumindest neutrale Haltung gegenüber Israel einzusetzen. Kontakt ZWST Berlin Internationales Büro Sabine Reisin T.: 030 / 257 6099-10 [email protected] Michael Rimmel, Sprecher des Bundestagspräsidenten Norbert Lammert im Gespräch mit Seminarleiterin Sabine Reisin Lukas Welz, Vorsitzender des Jungen Forums der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) bei der Diskussion zu seinem Vortrag Ein optimistischer Blick auf die Zukunft der deutsch-israelischen Beziehungen veranlassten Lukas Welz, Vorsitzender des Jungen Forums der DIG und Michael Rimmel, Sprecher des Bundestagspräsidenten Norbert Lammert, die Teilnehmer zu eigenen Aktivitäten anzuregen. Events wie der Kippah-Flash-Mob in Hannover oder die Zukunftswerkstätten der DIG seien geeignete Foren, um praktische Solidarität mit Israel zum Ausdruck zu bringen und „junge“ Beziehungen durch junge Menschen mit Leben zu füllen. Ein gutes Beispiel dafür sei auch die Umwelt-Plattform für Young Professionals, greenXchange, die von der DIG zusammen mit dem Jüdischen Nationalfonds (Keren Kayemeth Leisrael, KKL) ins Leben gerufen wurde. Sie ist vielen Teilnehmern aus dem „Jewcology“Projekt der ZWST bekannt. Deutschland – Israel: Ein gutes und problematisches Verhältnis? Aus der Sicht des Wirtschaftsexperten könnten alle Vorurteile in der deutschen Öffentlichkeit gegenüber Israel leicht zu „unbedeutendem Grundrauschen“ werden, wie Norman Nathan Gelbart, in beiden Ländern tätiger Wirtschaftsanwalt, versicherte. In seinem mitreißenden Beitrag wurde ein Bild gefestigter und stetig wachsender wirtschaftlicher Beziehungen gezeichnet, untermauert von Fakten: Israel ist der drittgrößte Handelspartner Deutschlands und schon lange nicht mehr Ausgabe 4 Dez. 2015 | Seite 13 ZWST BERLIN: PROJEKT 18+ nur der Produzent und Exporteur von Jaffa-Orangen: Konzerne wie Siemens, SAP oder die Deutsche Telekom tätigen hohe Investitionen in Israel. Immer mehr Joint Ventures sind zu verzeichnen, und nicht mehr aus dem Alltag wegzudenkende Anwendungen wie Skype und Whatsapp oder medizintechnische Errungenschaften wie die Kapselendoskopie für diagnostische Verfahren sind israelische Entwicklungen. Die weltweit einmalige Tropfschlauch-Bewässerung von Netafim findet nicht nur in Israel und anderen wasserarmen Ländern der Erde Anwendung in der Landwirtschaft, sondern erfreut sich auch im europäischen Weinanbau wachsender Beliebtheit. Immerhin, so entließ Gelbart mit einem Augenzwinkerten seine Zuhörer, habe es auch zu Zeiten, als niemand Beziehungen zum jeweils anderen Land aufnehmen wollte, in Israel schon den VWKäfer, Mercedes-Autos und Nivea-Creme gegeben. Sabine Reisin, Seminarleiterin, ZWST Berlin Shoah - ein Bildungsthema für die junge jüdische Generation Ein weiteres Seminar des Internationalen Büros wurde zum Thema „Wir sind die Enkel. Die dritte Generation nach der Shoah“ vom 27. bis 29. November organisiert. Der Teilnehmerkreis umfasste 35 junge Erwachsene aus jüdischen Gemeinden in Deutschland, außerdem auch Teilnehmer aus Wien, Prag und Israel, mehrheitlich Studenten, einige schon berufstätig. Die Veranstaltung zielte darauf ab, Angehörigen der dritten Generation mit überwiegend russisch-jüdischem Migrationshintergrund eine informelle und formelle Auseinandersetzung mit der Shoah in der geschützten und familiären Atmosphäre einer jüdischen Organisation zu ermöglichen. Fotos: Anton Krüger ZWST informiert Seite 14 stitut für Geschichtsarbeit, Berlin) und Prof. Dr. Micha Brumlik (Senior Advisor, Zentrum Jüdische Studien Berlin-Brandenburg) regten zu Diskussionen und vielen Fragen an. Micha Brumlik sprach über die Singularität der Shoah, die angesichts anderer Genozide oft in Frage gestellt wird. Er hob als einzigartiges Merkmal neben der industriell geplanten und durchgeführten Vernichtung der europäischen Juden die Tatsache hervor, dass es durchweg die Eliten der deutschen Gesellschaft waren, die den Massenmord befürworteten, stützten und z. T. direkt verantworteten: Ärzte, Juristen, Militärs und Theologen. Seminar für junge Erwachsene in Berlin Dialog auf Augenhöhe, li.: Referentin Marina Chernivsky (ZWST) Hervorzuheben sind der einführende Vortrag von Marina Chernivsky (ZWST) zum Thema „Das Gedächtnis der Enkelgeneration“, die Lesung der Juristin und Schriftstellerin Channah Trzebiner („Die Enkelin oder: Wie ich zu Pessach die vier Fragen nicht wusste“) sowie die Reflexion mit der Berliner Sozialpädagogin Bettina Schwitzke zur Frage „Was bedeutet die Verfolgung der jüdischen Großeltern während der NS-Zeit für das Leben der Enkel“. Benny Fischer, (Präsident der European Union of Jewish Students) thematisierte in seinem Workshop „Die Last der Shoah und wie junge Juden heute damit umgehen.“ Bei allen Programmpunkten wurde intensiv diskutiert, ob und wie die familiären Belastungen durch die Shoah in die dritte Generation tradiert wurden und welche Lebensfragen und Probleme sich daraus ergeben können. Auch die historisch orientierten Vorträge des Rechtshistorikers Ralf Oberndörfer (HISTOX, In- Ein Highlight für viele war der Dialog auf Augenhöhe mit Referenten aus der überwiegend gleichen Generation. Es gab einen breiten Austausch über die individuellen Lebens- und Familiengeschichten und Fragen der jüdischen Identität. Fast alle Teilnehmer und Referenten kommen aus Familien, die aus Ländern der ehemaligen Sowjetunion zugewandert sind. Dr. Alina Gromova (Ethnologin und Migrationsforscherin, Guide im Jüdischen Museum Berlin) thematisierte in ihrem Vortrag „Generation Kosher Light“ das Leben junger russischstämmiger Juden in Berlin und ihren Weg, ihr Jüdischsein für sich individuell zu definieren. Das Spannungsfeld zwischen Immigrationserfahrungen, dem Willen zur Integration und der oft erst in Deutschland ausgeprägten jüdischen Identität war ein großes Thema. Nicht zufällig wurde das Angebot einer offenen Diskussionsrunde bis in den späten Samstagabend genutzt. Sabine Reisin, Seminarleiterin, ZWST Berlin ZWST INFORMIERT: PERSPEKTIVWECHSEL PLUS Gefühlserbschaften im Umbruch Fachtagung des Projektes Perspektivwechsel Plus Vom 30.11. bis 01.12.2015 fand die 8. Fachtagung der ZWST in Thüringen statt. Sie ist ein Bestandteil des Modellprojekts „Perspektivwechsel Plus“, das in Trägerschaft der ZWST und im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ und des Thüringer Landesprogramms „Denk Bunt“ im Freistaat Thüringen breitflächig umgesetzt wird. Die Konferenz „Gefühlerbschaften im Umbruch“ setzte sich zum Ziel, dem emotionalen Erbe des Nationalsozialismus auf die Spur zu kommen und seine individuellen wie auch gesellschaftlichen Wirkungen interdisziplinär in den Blick zu nehmen. Die Zielgruppe der Konferenz waren Multiplikatoren der gesellschaftspolitisch orientierten Bildungs- und Sozialarbeit, Lehrer, Studierende, Wissenschaftler sowie Mitarbeitende von Polizei und Verwaltung. ZWST-Direktor Beni Bloch, Anne Molls (Referentin des Bundesfamilienministeriums), Dr. Andreas Jantowski (Direktor des langjährigen Kooperationspartners THILLM) und Mirjam Kruppa (Beauftragte für Migration, Integration und Flüchtlinge des Freistaates Thüringen) begrüssten die rund 130 Teilnehmer am Tagungsort Neudietendorf bei Erfurt. Die Geschichte des Nationalsozialismus ist eine familienbiographische und gleichzeitig eine kollektive Angelegenheit. Sie gilt bis heute als nicht überwunden und prägt im Wesentlichen die Beziehungen der Generationen nach 1945 untereinander. Ihr machtvolles Nachwirken macht sich beispielsweise darin bemerkbar, wie gruppenbezogene Ressentiments sowie aktuell-politische Stimmungslagen gesellschaftlich wahrgenommen, gedeutet und eingeordnet werden. Das Erbe des Nationalsozialismus ist also in doppelter Hinsicht relevant: einerseits in der Familie, zwischen den Generationen, anderseits in aktuellen öffentlichen Debatten (z. B. über Flucht und Migration), der nationalen Erinnerungskultur und Selbstverständnissen von Bildungsinstitutionen. Die einzelnen Tagungsbeiträge bildeten zusammen einen interdisziplinären Ansatz zur Verdeutlichung der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und der Shoah aus unterschiedlichen historischen und biographischen Perspektiven. Im Rahmen von Vorträgen, Diskussionsrunden und 6 thematischen Workshops konnten verschiedene Teilaspekte aufgezeigt sowie Verbindungen zu gegenwärtigen politischen und gesellschaftlichen Debatten hergestellt werden. „Kein Entsetzen, keine Trauer. Das Verschwinden der Täter ist eine erneute Pein für die Opfer des Nationalsozialismus. Die Täter verschwanden und verschwinden oft bis heute noch im Gedächtnis der Familien, in Institutionen und im öffentlichen Raum“, so im Beitrag von Ute Althaus (Psychotherapeutin, Basel) zum Umgang der Nachkriegsgesellschaft mit dem NS. „Dort, wohin die Sprache nicht reicht, das extreme Trauma, das nicht integrierbar ist“, so im Vortrag von Dr. Kurt Grünberg (Sigmund-Freud-Institut, Frankfurt/M.) zum Szenischen Erinnern der Shoah. Der Film von Yael Reuveny (Dokumentarfilmerin, Berlin) „Schnee von Gestern“ warf weitere familienbiographische Fragen auf. In einer Podiumsdiskussion am zweiten Tagungstag ging es um Gefühlserbschaften aus ostdeutschen Perspektiven und darum, „die psychohistorische Situation Ostdeutschlands im gemeinsamen Gespräch zu erfassen“, so Jana Scheuring, Bildungsreferentin im Projekt. In ihrem Schlusswort betonte Ulrike Wagner von der Universität Leipzig: „Heute stehen wir alle vor der Aufgabe, die Bedeutung der allgemeinen Geschichte mit den Geschichten der Einzelnen zusammenzudenken.“ Sie schloß mit den Worten: „Nicht die Geschichte an sich, sondern das, was die Geschichte in uns hinterlassen hat, ist heute relevant.“ Diese Tagung war für viele Beteiligten ein Balanceakt, das Persönliche mit dem Kollektiven zu verweben und die Notwendigkeit einer psychohistorischen wie auch familienbiographi- Projektleitung: Marina Chernivsky T.: 0176 / 22 50 84 07 info@ zwst-perspektivwechsel.de Tagungsleitung: Marina Chernivsky Tagungsmoderation: Christiane Friedrich Tagungsorganisation Rene Andre Bernuth Tagungskonzeption: Marina Chernivsky Jana Scheuring Christiane Friedrich Judith Steinkühler THILLM: Thüringer Institut für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien Ausgabe 4 Dez. 2015 | Seite 15 ZWST INFORMIERT: KOMPETENZZENRTUM schen Betrachtung zu erwägen. Gerade in der Anerkennung und dem Wissen um die Verwobenheit von kollektiven und individuellen Prägungen entsteht die Fähigkeit die eigenen Gefühlserbschaften zu verstehen und gleichzeitig die Narrative der anderen zu entdecken und anzuerkennen. Ein (Seminar)- und Tagungsraum mit vielen verschiedenen, gar konträren Geschichten ist gleichzeitig eine außergewöhnliche Gelegenheit für einen Neubeginn der Eigenreflexion und des Dialogs. Marina Chernivksy, Projektleitung, Fotos: Rafael Herlich Empowerment für die jüdische Community: Herbstakademie in Berlin PRÄVENTION UND EMPOWERMENT. ZWST-Kompetenzzentrum für Prävention und Empowerment c/o Rohnstock Biographien Schönhauser Allee 12 10119 Berlin Die diesjährige Herbstakademie „Geteilte Geschichten - gemeinsame Erfahrungen: Antisemitismus als persönliche Erfahrung und soziales Phänomen“ ist ein Bestandteil des neuen Kompetenzzentrums der ZWST für Prävention und Empowerment (s. Ausgabe 3-2015). Projektleitung: Marina Chernivsky T.: 0176 / 22 50 84 07 chernivsky@ zwst-kompetenzzentrum.de Reflexion über Antisemitismus Foto: Gregor Zielke KIgA: Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus www.kiga-berlin.org ZWST informiert Seite 16 Das primäre Anliegen des Zentrums ist die Stärkung der jüdischen Gemeinschaft in ihrem Umgang mit Antisemitismus und Diskriminierung. Hierfür bietet der Ansatz des „Community Coaching“ Seminare, Schulungen und Fachberatung an. Seit Jahren gibt es erfolgreiche Projekte im Bereich der Holocaust Education, Antidiskriminierungspädagogik und Antisemitismusprävention. Im Rahmen der Förderung zur Strukturentwicklung bundeszentraler Träger durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“ kann die Arbeit der ZWST nun auch auf das Strukturfeld „Empowerment der jüdischen Community“ ausgeweitet werden. Das Zentrum plant themenbezogene Empowerment- und Qualifizierungsprogramme für Jugendliche und Erwachsene und entwickelt innovative Empowerment-Formate für Einrichtungen und Institutionen. Neben der Förderung durch den Bund wird der Aufbau des Kompetenzzentrums durch das Thüringer Landesprogramm "Denk Bunt", das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg und die F.C. Flick Stiftung Brandenburg unterstützt. Die 3-tägige Herbstakademie richtete sich an jüdische Studierende sowie Mitarbeitende von jüdischen Institutionen, u.a. im Bereich der Kin- der- und Jugendbildung. Die Veranstaltung mit 16 Teilnehmern bot einen Seminar- und Begegnungsraum für Reflexion über Antisemitismus als persönliche Erfahrung und soziales Phänomen. Das Leitmotiv war die Sensibilisierung, aber auch fachlicher Input, insbesondere im Hinblick auf die Qualifizierung im Umgang mit Antisemitismus im privaten und beruflichen Alltag. Die doppelte Aufgabe der Schulung und Handlungsaktivierung spiegelte sich im Seminarprogramm wider: Die Reflexion über das Familiengedächtnis ging in die Auseinandersetzung mit dem eigenen Verständnis von Antisemitismus und wechselte sich mit fachlichen Inputs zu Manifestationen des Antisemitismus aus soziologischer und psychologischer Perspektive ab. Ein weiterer Schritt war die Analyse der bisherigen Bewältigungsstrategien im Umgang mit antisemitischen Vorfällen und Generierung neuer Umgangsformen. Neben dem biographischen Reflexionsraum und fachlichen Analysen hat die Herbstakademie ein Fachgespräch anbieten können. Anne Molls (Bundesprogramm „Demokratie leben!“), Aycan Demirel (KIgA), Irina Katz (Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Freiburg), Juri Goldstein (Stellv. Vorsitzender der jüdischen Landesgemeinde Thüringen) und Mathias Wörsching (Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus, Berlin) haben ihre Erfahrungen, Ansätze und Perspektiven auf das Thema vorgestellt sowie weitere Bedarfe erkundet. Die Intention der künftig im jährlichen Turnus stattfindenden Herbstakademie ist die Etablierung einer gemeinsamen Plattform für Dialog, Empowerment und Professionalisierung im Bereich der Antisemitismus- und Diskriminierungsprävention. Marina Chernivsky, Projektleiterin O-Töne von Teilnehmern „Für mich war es eine komplette Überraschung. Ich habe trockenen Input erwartet, aber hier wurde uns eine Möglichkeit gewährt, endlich darüber sprechen zu können. Um damit fertig zu werden und darüber hinaus aktiv zu werden, brauche ich mehr als eine Perspektive.“ „Ich möchte keine Opferrolle, dort wo es um andere Dinge geht. Ich will begreifen, wo ich selbst aktiv werden kann, und vor allem wie ich das tun kann, ohne in Paranoia zu verfallen.“ ZWST INFORMIERT: ISRAELREISE DER BAGFW Das Rad nicht neu erfinden: Präsidenten und Vorstände der Wohlfahrtsverbände besuchen soziale Einrichtungen in Israel Die Israelreise der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) mit den Präsidenten und Vorständen der Wohlfahrtsverbände gehört seit langem zum Programm der ZWST. Vor dem Hintergrund des 50jährigen Jubiläums der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel hatte die Reise in diesem Herbst vom 18. bis 22. Oktober ein besonderes Gewicht. Im Alyn-Krankenhaus in Jerusalem mit 5 jungen Freiwilligen des DRK und der ZWST v.li. Ebi Lehrer, Ulrich Lilie, Donata Freifrau Schenck zu Schweinsberg, Dr. Ralf Kleindiek , Prof. Dr. Rolf Rosenbrock, Prof. Dr. Georg Cremer, Maria Loheide, Foto: Dr. Gerhard Timm Zu den Teilnehmern gehörten: Ebi Lehrer (Präsident der ZWST), Beni Bloch (Direktor der ZWST), Sarah Singer (Vizepräsidentin), Dr. Ralf Kleindiek (Staatssekretär im Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, BMFSFJ), Prof. Dr. Rolf Rosenbrock (Vorsitzender des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes), Ulrich Lilie (Präsident der Diakonie Deutschland), Maria Loheide (Diakonie, Vorstand Sozialpolitik), Donata Freifrau Schenck zu Schweinsberg (Vizepräsidentin des Deutschen Roten Kreuzes, DRK), Prof. Dr. Georg Cremer (Generalsekretär der Caritas), Wilhelm Schmidt (Präsident der Arbeiterwohlfahrt, AWO), Wolfgang Stadler (Vorsitzender der AWO) und Dr. Gerhard Timm (Geschäftsführer der BAGFW). Donata Freifrau Schenck zu Schweinsberg, Vizepräsidentin des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) schildert in einem authentischen Reisebericht ihre Eindrücke: „Im Rahmen der Begrüßung durch Ebi Lehrer und die Gesandte der deutschen Botschaft, Frau Eversen informierte man uns über die politische Situation. Im Hafen von Yaffo, beim Abendessen, war die allgemeine Stimmung, trotz der aktuellen Konflikte, gelöst und friedlich. Am ersten Tag besuchten wir das Alyn Krankenhaus in Jerusalem. Während der Fahrt entlang der geplanten Eisenbahnline Tel Aviv-Jerusalem, berichtete Sarah Singer über die Aktivitäten des Jüdischen Nationalfonds (Bewässerung, klimaangepasste Aufforstung). Das in den 30er Jahren gegründete Hospital ist bis heute eines der berühmtesten ´Pediatric & Adolescent Rehabilitation Center` der Welt. Körperlich behinderte Kinder bekommen ´all the love they need`. Wir trafen junge Menschen, die hier als Freiwillige des DRK in Mecklenburg-Vorpommern ein Soziales Jahr absolvieren. Auch zwei junge Männer der ZWST engagieren sich hier im Rahmen des Deutsch-Israelischen Freiwilligendienstes (S.8). Beim Treffen mit Ali Cohen, dem israelischen Staatssekretär für Senioren, betonte Dr. Ralf Kleindiek, Staatssekretär im Bundesfamilienministerium, dass es eine Ehre sei, in Israel zu sein. Wir wünschen uns einen engeren Austausch zwischen unseren Ministerien, denn in guter Kooperation lassen sich viele gleichartige Probleme lösen. Wir waren z.B. beeindruckt von Projekten wie ´Kann Garim`: Wohnungsprobleme der Studenten sowie Betreuungsprobleme der Senioren können gelöst werden, indem Studenten Zimmer bei Senioren mieten. Der Besuch von ´Yad Vashem` und der Gedenkstätte für die durch den Holocaust ausgelöschten jüdischen Gemeinden, mit Namen und Orten von Juden, die ein unfassbares Schicksal erlitten, war für uns Deutsche besonders bedrückend. Am 2. Tag ging es zum Weizman Institute of Science in Rehovot, hier tauchten wir in einen Campus für hochbegabte Menschen und zukunftsweisende Forschung ein. Vera Weizman gehörte zu den Gründerinnen der Women`s International Zionist Organization (WIZO), die in Israel ca. 800 Institutionen unterhält, in denen Frauen, Kinder, Jugendliche und alte Menschen betreut werden – unabhängig von Herkunft und Religion. Gerne würde ich diesen Fortschritt auch in unserem Lande erreichen. In der Siedlung Neve Shalom trafen wir arabische und jüdische Kinder, die gemeinsam die Schule besuchen, gemeinsam ihre Freizeit verbringen, Freundschaften schließen – ein Fundament für die Zukunft. In Tel Aviv kamen wir mit jungen Menschen mit einer Autismuserkrankung zusammen, die vielfältig gefördert werden. Ein junger Mann begrüßte uns in englischer Sprache: er habe 1 Jahr bei der Armee gedient, in einer Spezialeinheit für Menschen wie ihn. Ausgabe 4 Dez. 2015 | Seite 17 ZWST INFORMIERT: FACHTAGUNGEN INTEGRATION Am 3. Tag informierte uns Arnon Mantver vom ´Joint Israel` darüber, wie Israel seine Einwanderer integriert. Prof. Dr. Rolf Rosenbrock, Präsident der BAGFW, lud Arnon Mantver spontan nach Deutschland ein. Er könnte uns in der jetzigen Situation im Umgang mit Flüchtlingen in vielfacher Hinsicht unterstützen. findet seinen Platz, im Internat, in der WG, in einzelnen Apartments, bei den Eltern. Malen, Reiten, Gesang, PC wird erlernt und gearbeitet wird dort, wo man die Aufgabe bewältigen kann. Auch hier sollten wir das Rad nicht neu erfinden, sondern uns an guten Beispielen wie diesem orientieren. Bei einem beeindruckenden Besuch in der Knesset skizzierte Eli Alaluf, Vorsitzender der Arbeits-, Wohlfahrts- und Gesundheitskommission, die soziale Situation im Land und verdeutlichte innovative Entwicklungen auf dem Gesundheitssektor. Als Vizepräsidentin des DRK interessierte mich natürlich die Arbeit des Magen David Adom, auch hier war ich über den Einfallsreichtum überrascht. Diese Hilfsorganisation kann mit 4ooo ehrenamtlichen Helfern die Erstversorgung innerhalb von Minuten übernehmen und Leben retten. Bei uns wird viel über Inklusion diskutiert, wie kann ein Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung funktionieren? Genau das sahen wir im Shekel Institut in Jerusalem. Jeder Wir haben viel gesehen, erlebt und viel Neues in unseren Rucksack gepackt. Dafür der ZWST, besonders den Herren Beni Bloch und Ebi Lehrer ein herzliches Dankeschön.“ Was können wir von den Integrationsleistungen Israels lernen? Fachtagungen von ZWST und BAGFW in Berlin und Frankfurt/Main Unsere Geschichte verpflichtet uns, Flüchtlingen zu helfen. Im 2. Buch Mose heißt es: Den Fremden sollst du nicht unterdrücken, denn ihr kennt das Leben der Fremden, weil ihr selbst Fremde wart in Ägypten. Jeden Freitag beim Kiddusch (Segnung des Schabbates mit Wein) sagen wir „Secher lijezi`at Mizrain“: „Zur Erinnerung an den Auszug aus Ägypten“. Beides gehört zusammen und ist Teil unserer Identität als Juden: Wir feiern Feste und übernehmen gleichzeitig Verantwortung für Fremde und Flüchtlinge. Daher wird auch die ZWST – als zivilgesellschaftlicher Partner – ihren Anteil zu einem gelingenden Zusammenleben in Deutschland beitragen. Viele der jetzt aufgenommenen Flüchtlinge kommen aus diktatorisch regierten, traditionell israelfeindlich ausgerichteten Ländern. Meinungs-, Presseund Religionsfreiheit, aber auch das Bekenntnis zum Existenzrecht Israels gehören zu den Grundwerten in Deutschland. Diese Werte stehen nicht zur Disposition und müssen auch für jeden Flüchtling gelten, den wir bei uns willkommen heißen. ZWST informiert Seite 18 Daher stellen sich die Fragen: Wie sollen wir uns verhalten? Was können wir von der Integrationsleistung und dem Erfolg Israels lernen? Israel hat in den 90er Jahren die Integration von mehr als 1 Million Menschen bewältigt, bei einer Einwohnerzahl von 4 Millionen. Auf deutsche Verhältnisse umgerechnet, entspräche das einer Einwanderung von 20 Millionen Menschen nach Deutschland. Israel hat eine Vielzahl von Erfahrungen gesammelt, die auch für Deutschland hilfreich sein können. Im Rahmen der o.b. Israelreise der Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW) im Oktober gab es hierzu bereichernde Gespräche und ein Besuch israelischer Experten wurde vereinbart. Um die genannten Fragen zu diskutieren und vielleicht auch einige Antworten zu finden, organisierte die BAGFW in ihren Räumen im Centre Monbijou in Berlin gemeinsam mit der ZWST am 16. Dezember eine Fachtagung. Hier waren neben den Spitzenverbänden der Freien Wohlfahrtspflege Abgeordnete und Vertreter von Ministerien und Behörden geladen, die für Migration und Integration wichtig sind. Eine zweite Tagung organisierte die ZWST in Zusammenarbeit mit der BAGFW am 17. Dezember in Frankfurt. Sie richtete sich an Multiplikatoren der jüdischen Gemeinden, Führungskräfte, Sozialarbeiter und weitere Mitarbeiter. ZWST INFORMIERT: WILLKOMMEN FÜR FLÜCHTLINGE Bei beiden Veranstaltungen gaben Bat Sheva Reuveni, stellvertretende Generaldirektorin im Integrationsministerium Israels und Arnon Mantver, bis vor kurzem Direktor des American Jewish Joint Distribution Committee (Joint) einen wichtigen Input. Beide verfügen über einen breiten Erfahrungshintergrund bezüglich der Integration von Zuwanderern. Bat Sheva Reuveni war im israelischen Ministerium für Integration unter anderem zuständig für verschiedene Regionen in Israel und die Integration in den Gemeinden. Sie verfügt über umfassendes Wissen über die Bedürfnisfindung und das darauf aufbauende Erstellen von Modulen zur Integration von Einwanderern. Arnon Mantver hatte viele Jahre leitende Stellungen bei der Jewish Agency und im Integrationsminsterium und ist Gründer und bis heute Vorsitzender des Center for International Migration and Integration (CMI) in Jerusalem. Auch er hat aufgrund seiner Vita vielfältige Kenntnisse und Erfahrungen bezüglich Entwicklung und Umsetzung von Programmen für Flüchtlinge und Neuzuwanderer. Über die Inhalte und Ergebnisse wird die ZWST berichten. HvB, ZWST Ein breites Band des Willkommens für Flüchtlinge Die Verbände setzen damit ein Zeichen für das breite zivilgesellschaftliche Engagement. StoffArmbänder in den jeweiligen Verbandsfarben mit der Aufschrift „Willkommen“ oder „Refugees welcome‘‘ bringen das zum Ausdruck. Der Deutsche Kulturrat und Pro Asyl unterstützen dieses Vorhaben ideell. Pressekonferenz am 16. Oktober in Berlin v.li.: Ulrich Lilie (Präsident Diakonie Deutschland), Brigitte Döcker (Vorstandsmitglied AWOBundesverband), Sarah Singer (ZWST-Vizepräsidentin), Günter Burkhardt (Geschäftsführer Pro Asyl), Foto: Gregor Zielke Nur selten haben sich in Deutschland spontan so viele Menschen freiwillig engagiert wie in der Flüchtlingshilfe. Sie sammeln Spenden, unterstützen die Erstaufnahmestellen, unterrichten Deutsch, bieten Freizeitaktivitäten an, begleiten Flüchtlinge bei Behördengängen und zeigen so, dass Flüchtlinge in Deutschland willkommen sind. Mit ihrem Engagement setzen sie ein deutliches Signal gegen Fremdenfeindlichkeit und rechte Gewalt. Sie stehen für ein tolerantes, weltoffenes und menschliches Deutschland. Die ZWST hat gemeinsam mit der Diakonie Deutschland, dem Deutschen Olympischen Sportbund, dem Deutschen Roten Kreuz, dem Paritätischen Wohlfahrtsverband und der Arbeiterwohlfahrt am 16. Oktober 2015 die Aktion „Ein breites Band des Willkommens für Flüchtlinge“ gestartet. Die Armbänder können bei der ZWST für 5 Euro pro Band erworben werden. Mit dem Erlös – etwa 3 Euro – unterstützen die Verbände die Flüchtlingshilfe in Deutschland. Mit der Aktion setzen sie ein Zeichen im ganzen Land - in der U-Bahn oder dem Supermarkt - und sagen den Flüchtlingen: „Willkommen“. ZWST Bei der ZWST können die Willkommens-Armbänder online bestellt werden: www.zwst.org/de/home Ausgabe 4 Dez. 2015 | Seite 19 ZWST INFORMIERT: BAGFW-SOZIALPREIS 2015 Wohlfahrtsverbände würdigen Journalisten mit dem Deutschen Sozialpreis 2015 Weitere Informationen zu den Preisträgern und ihren Beiträgen unter: www.bagfw.de Im Rahmen des BAGFW-Politikforums am 24. November 2015 wurde der Deutsche Sozialpreis 2015 überreicht. Die festliche Veranstaltung mit rund 200 Gästen aus Politik, Medien und Sozialen Verbänden fand im Umweltforum Berlin statt. Prominente Rednerin war Bundesministerin für Arbeit und Soziales, Andrea Nahles. Die Preisträgerinnen und der Preisträger wurden mit ihren Beiträgen den geladenen Gästen vorgestellt. In diesem Jahr wurden drei Journalistinnen und ein Journalist für ihre Beiträge aus dem Jahr 2014 ausgezeichnet: Seit 1971 verleihen die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege den Deutschen Sozialpreis. Der Medienpreis zur sozialen Lebenswirklichkeit in Deutschland ist mit 15.000 € dotiert und wird in drei Sparten vergeben. In einem mehrstufigen Auswahlverfahren wurden mehr als 340 hochwertige Arbeiten von einer unabhängigen Fachjury bewertet. Die Brisanz der Themen, die außerordentlichen Rechercheleistungen sowie die herausragende Erzählweise und Machart überzeugten. BAGFW, Fotos: BAGFW/Dirk Hasskarl Sparte Print: Nataly Bleuel „Herzenssache“, ZEIT Magazin, Reportage zum Thema Organspende Sparte Hörfunk: Margot Overath „Oury Jalloh. Die widersprüchlichen Wahrheiten eines Todesfalls“, MDR FIGARO, Feature zum Tod des Asylbewerbers Oury Jalloh v.li.: Margot Overath, Nataly Bleuel, Nadya Luer, Jo Goll Sparte Fernsehen: Nadya Luer und Jo Goll „Ware Mädchen. Prostitution unter Zwang“, rbb -Fernsehen, Film zum Thema Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung Ebi Lehrer (Präsident der ZWST) im Gespräch mit Preisträgerin Margot Overath, re.: Prof. Dr. Georg Cremer (Generalsekretär der Caritas) Zukunftsthemen denken: Tagung der BAGFW am 28. 01. 2016 in Berlin Impressum Hrsg.: ZWST, Hebelstr. 6 60318 Frankfurt/M. Tel.: 069 / 944371-0 Fax: 069 / 49 48 17 www.zwst.org Redaktion und Satz: Heike von Bassewitz 069 / 944371- 21 oeffentlichkeitsarbeit @zwst.org Druck: adc - Reichelsheim Andrej Kulakowski ZWST informiert Seite 20 Im Rahmen dieser Tagung werden in Vorträgen, Diskussionsrunden und Workshops die Besonderheiten der Freien Wohlfahrtspflege, ihre Innovationskraft und Zukunftsfähigkeit sowie Möglichkeiten der interkulturellen Öffnung behandelt, die sich vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und einer multikulturellen Gesellschaft stellen. Angesprochen werden Entscheidungsträger und Mitarbeitende aus der Verbände- und Politiklandschaft auf Bundes- und Landesebene sowie mit europäischer Dimension. Hier sind vor allem Menschen und Organisationen angesprochen werden, die die Freie Wohlfahrtspflege nicht aus langjähriger Zusammenarbeit kennen. Die Konzeption der Workshops fand vielfach in Kooperation mit den entsprechenden BAGFW-Fachausschüssen statt. BAGFW Die ZWST ist in folgenden Gremien der BAGFW vertreten: In der Mitgliederversammlung (Ebi Lehrer, Beni Bloch, Sarah Singer), Finanzkommission (Dr. Werner Reimann), Ausschuss Glückspirale (Dr. W. Reimann), im Europaausschuss (Sarah Singer) sowie in den Sozialkommissionen I (Günter Jek) und II (F. Gross). Weiterhin ist die ZWST in folgenden Fachausschüssen (FA) präsent: FA Altenhilfe (Bert Römgens), FA Behindertenpolitik (Dr. Dinah Kohan), FA Arbeit (Dr. Sabine Reisin), FA Kinder, Jugend, Familie und Frauen (Aron Schuster), FA Migration (Günter Jek), FA Bürgerschaftliches Engagement und Freiwilligendienste (Günter Jek), FA Wohlfahrtsmarken (Dr. W. Reimann). Die ZWST wirkt in der Jury mit, die jährlich den Deutschen Sozialpreis für Print-, Hörfunk- und Fernsehbeiträge verleiht (Heike v. Bassewitz).
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