Restaurierte gusseiserne Grabkreuze wurden

Nr. 18l20ts
Wochenkurier Unkel
Restaurierte gusseiserne Grabkreuze wurden
auf dem evangelischen Friedhof in Unkel wieder errichtet
als Sand- tind Kiesgrube bis fast zur Trauerhalle hin. Seit l82O
war es üblich, dass aufgefundene Tote, insbesondere am Rheinu-
fer
angeschwemmte Wasserleichen,
die nicht eindeutig als
katholisch identifiziert werden konnten, in dieser Sandgrube
vergraben wurden. Das den Evangelischen angebotene Grundstück lag unmittelbar daneben. Es war sicherlich 'mit dieser
Umgebung ein unwirtlicher Ort, aber mangels Alternativen
nahm die evangelische Gemeinde das Angebot an und kaufte
ein Grundstück, das vom Hohen Weg aus zugänglich war. Mit
der ersten Beerdigung wurde der Friedhof 1860 eingeweiht. In
Die Grabkreuze der Familie von Schoeler erstrahlen im neuen Glanz.
Der Geschichtsverein Unkel hat es sich zur Aufgabe gemacht,
das kulturelle Erbe Unkels zu bewahren und ins öffentliche
Bewusstsein zu rücken. Zu diesem Erbe gehören auch die gusseisernen Grabkreuze der Familie von Schoeler auf dem historischen evangelischen Friedhof, der heute Teil des städtischen
Friedhofs ist. Helene von Schoeler hat nach dem Tode ihres
Mannes Daniel von Schoeler 1879 die Gestaltung des evangelischen Friedhofs maßgeblich geprägt. Die Grabkreuze der Familie
an der großen Linde- rostete n jahizehntelang vor sich hin und
eines war schon vor langer Zeit aus seinem Steinsockel herausgebrochen. Der Geschichtsverein hat mithilfe großzügiger Sponsoren die Kosten für die Wiederherstellung aufgebracht. Beteiligt
an der fachmännischen Restauration von Steinsockel, Gusseisen
und Beschriftung waren Bildhauermeister Ralf Bell-Schäfgen
(Brohl-Lützing), Kunstschmiedemeister Herbert Schoop (Bruchhausen) und Malermeisterin Monia Heuper (Leubsdorfl. Die restaurierten Krevze wurden am Samstag, 18. April, am Originalstandort (Am Hohen W.g) wieder aufgestellt.
Während der kleinen Feier referierte Stadtarchivar Wilfried Meitzner über die interessante und wechselvolle Geschichte des
evangelischen Friedhofs und die Bedeutung der Familie des
preu$ischen Generalleutnants Daniel von Schoeler: Bald nach
der Ubernahme des Rheinlandes durch Preußen 1815 zogen die
ersten Bürger protestantischer Konfession nach Unkel. Den
Beamten folgten pensionierte Militärs mit ihren Familien, so
dass eine kleine Gruppe Evangelischer dauerhaft in Unkel ansässig wurde. Zum Gottesdienst mussten sie benachbarte Orte aufsuchen. Da auf dem katholischen Kirchhof keine Andersgläubigen bestattet werden durften, mussten evangelische Verstorbene
in Oberwinter begraben werden. Dieses Problem, nicht nur in
Unkel, war Anlass ftir Unmut und Beschwerden seitens der evangelischen Bürger. Deshalb verpflichtete der preußische Staat die
Gemeinden 1853, ftir die Begräbnisse evangelischer Verstorbener
geeignete Begräbnisplätze zu schaffen. Die Gemeinde Unkel ließ
sich noch ftinf Jahre Zeit, ehe sie der evangelischen Gemeinde
hier einen Begräbnisplatz zum Kauf anbot. Die als ,,Schindskuhl" im Gedächtnis gebliebene Müllgrube reichte ursprünglich
der Folgezeit weigerten sich allerdings viele evangelische Familien, ihre Toten an dieser Stelle begraben zu lassen und überftihrten sie weiterhin nach Oberwinter. Als aber der Generalleutnant
a.D. Daniel von Schoeler 1879 starb, ergriff seine Witwe Helene
von Schoeler die Initiative. Sie kaufte Grundstücke hinzu und
ließ den Friedhof nach Westen und Süden deutlich vergrößern.
Vermutlich war die Grube nach Süden hin soweit zugeschüttet
worden, dass ein gewisser Abstand zum Friedhof hergestellt war.
Etwa zur gleichen Zeit war auf dem benachbarten Grundstück
der israelitische Friedhof der iüdischen Gemeinde eröffnet worden. Helene von Schoeler ließ den Weg anlegen und die Baumallee pflanzen und das ganze Gelände ansehnlich herrichten. Zum
Hohen Weg hin ließ sie ein schönes Eingangstor errichten. 1891
gelang es ihr dann endlich durchzusetzen, dass die Grube, wo
nicht identifizierte Leichen vergraben wurden, zugeschüttet und
ordentlich hergerichtet wurde. Nun hatte die Umgebung des
Friedhofs endlich ein würdiges Aussehen erhalten.
Daniel von Schoeler kam aus einer alten preußischen Offiziersfamilie. Sein Vater Moritz von Schoeler war General der Infanterie.
Seine Mutter stammte aus dem altpreußischen Geschlecht der
Grafen von Dohna. Seine beiden Brüder brachten es ebenso wie
er zum Generalleutnant in der preußischen Armee. Daniel wurde
im Jahre 1800 in Wesel geboren. Mit 16 Jahren begann er seine
militärische Laufbahn als Kürassier (das sind die sog. Schweren
Reiter). Er gehörte dem Kürassier-Regiment ,,von Seydlitz" (Magdeburgisches) Nr. 7 in Halberstadt är, dessen prominentester
Angehöriger der spätere Reichskanzler Otto von Bismarck war.
Mit 32 Jahren heiratete Daniel von Schoeler zum ersten Mal.
Seine Gattin starb aber bereits 1840. Sieben Jahre später heiratete
er die 25 Jahre iüngere Helene von Bornstedt, Tochter eines
Oberförsters. Mit beiden Ehefrauen hatte er insgesamt zwölf Kinder von denen zwei besondere Bekanntheit erlangten. Helene
von Schoeler starb 1898 in Bonn, wurde aber auf ausdrücklichen
Wunsch in Unkel bestattet. Ihre unverheirateten Töchter Cäcilie
und Helene lebten noch lange in der Villa Neven DuMont, die
Elisabeth von Werner gehörte. Sie starben kurz nacheinander
1942 und 1943. Damit endete die ZeIt der von Schoelers in
Unkel.Bis zum Jahr 1962 gab es gut 100 Jahre lang den evangelischen Friedhof, ehe die Stadt Unkel die Notwendigkeit erkannte,
einen städtischen Friedhof zLt schaffen. Die
evangelische
Gemeinde übergab ihren Friedhof in die Obhut der Stadt mit der
Maßgabe diesen zu pflegen. Die Stadt kaufte anliegende Gartengrundstücke hinzu, erweiterte dadurch das Gelände nach Norden und Westen bis zum ,,Schindskuhlpfädchen" und errichtete
die Trauerhalle.
Stsdtarchivar Wilfried Meitzner referiert tiber die wechselvolle Geschichte des evangelischen Friedhofs.